** 108 Sottntag» de« 9. Mai 1886. HI. Jahrg. ((lianMslM Krgsn für die Interefftn der Arbeiter. 4 Da» JBttliut*«olk«ilatt" Festtagen. 1b onnewenUvwil für Berlin frei tari, wöchentlich 86 Ps. PostaSonnemmt »Sinnmet mit illustrirter Betlage 10 W. Bofiiettunaivtetiliic für IM» unter Nr. 700.) Jasertioasgeböhr beträgt für die 4 gespaltete Petitzeile oder deren Raum 40 Pf. ArbeitSmarft 10 Pfmnig». Bei größeren Austräaen hoher Rabatt nach Uebereinfunft. Inserate werden bt» 4 Rh» Nachmittag» in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Inn ««««» Bureaux . ohne Erhöhung de» Preise», angenommen. Kedaktio«% Ke«thstr«ß<%— Gspeditism: Zimmerstraße 44. Elnchks Kecht fir Alle! Noch hat sich die Aufregung über den Putlkamer'sche« Greifer laß innerhalb der deutschen Ardeiterwelt nicht gelegt ichon wieder geht eine Runde durch die Presse, welche te als dieser Erlaß geeignet ist, die bittersten Ge« Rie den Herzen der Arbester anzuregen. .Diese» Mal ist e» München , von wo die schlimme aw- kommt. Doitselbst wurde von der Polizeidirektion *7.0- April vorigen Zahre» der Fachverein der Schneider, Aqdnn derselbe vorher bereit« al» ein polstischer Verein wl. de» bayerischen VeremSgesetze« erklärt worden tonv geschlossen. Die Schließung, welche damit motivirt de« n> � btt Verein durch Hereinziehung der Fragen, betr. '�malarbeuStag, die Wanderlager, die Ronkurrenz der �chaujotbeit ic., über den Rahmen eine» nichtpolitischen fern* �»ausgegangen sei, wurde damals vielfach be- .""d der Vorstand de» Verein» beschloß, gegen den buno, L* akke zulässigen Mittel de» Rekurse» in Anwen- o tu btinggg de«. Mw BeHufe wurden am 11. Mai und 22. Juni t/.Bongen Jahre« öffentliche Schneider.Versammlungen .Zi?'«n welchen die« Vereinsverbot zur Sprache und die nöthigen Schritte, betr. Ein« der r � Rekurse», beschlossen wurden. Natürlich war gz fe«ine erfolglos: die Regierung von Oberbayern schloß sick Auffassung der Polizeidirektion an, daß der Verein ein«« öss.ntlichen Angelegenheiten befaßt habe, indem er L �»Wirkung auf die Gesetzgebung versuchte und nach sirari«'? �""»al m der Rechtsprechung herauSgebilveten tu Regierung, wie wir zugeben wollen, kaum Wäre��Resultat kommen. Sr-.. Verein also einfach verboten geblieben, so wäre die« also einfach verboten gebt, eben, so stände, nichts b7s» g��'�iigung der heutigen deutschen Zu. AMZM iUSeganaen �st�mungen de« bayerischen VerernSgesetzeS du» �1!%®ofetz, wie die meisten deutschen Vereintgesetze, Verein auf de« im Jahre 1884 stattge. Schneiderkongreß in Gotha durch einen dein On. Beitreten lassen und ist derselbe auch dem auf ss�tete» gebildeten Verbände deutscher Schneider bei- In diesem Verbände will nun die Anklage eben« •Wotenj Ieuillston. Eine Mutter. �oman von Friedrich Gerftäckser. (Fortsetzung) "bnnnlf'l wissen also den Namen?" sagte Felix— �«uß e« ja doch die größte Rleinigkeit sein, fie hier ......"«», erwiderte Jeremias kleinlaut—„ihr wi Qu.awe war damals Bassini, und ein Fräulein Basfini � der Bühne engagirt sein, der Theaterzeitung "kr.. 1°»ab? v*'" stöhnte Jeremia «,„jetzt, da ich meinem Ziel cht zu. k' W« ich eine Heidenangst bekommen, allein zu »»i> jH�on— alle meine Sünden fallen mir bei, und— bstttenl« wahrhaftig manchmal, ich— wäre wieder in d>as sind Sie nicht hergekommen, um gut zu machen, „In L � verschuldet haben?" sagte Helene herzlich. % das«ohl- aber..." Henb � Je5e mit Ihnen, Jeremia »," rief Graf Felix klb(?. 3)hven Zh,« Frau suchen!" k- Herr Graf, " sagte der kleine Mann verlegen, *» wal».. tT wenn Sie da» thun wollten, da wäre mir tn*»Ich ftfif10"BW Herzen herunter!" fall« eine politische Organisation erblicken und zwar weil derselbe in seinem Programm die nachstehenden Punkte aufgenommen hat: Regelung des Arbeitslöhne», der Arbeit». zeit, des Arbestsnachwetse«, deS HerbergSwefenS, Einführung eine« Normalarbeststage» und Befestigung der Ronkurrenz der Zuchthausarbeit. In dem Anschluß an diesen Verband erblickt nun die Anklage die Verletzung de»§ 17 und ist sie darauf begrün« det. Zugleich will der Staatsanwalt in den nach dem Ver» bot de» Verein» stattgehabten öffentlichen Schueideroersamm» lungen eine Fortsetzung de» verbotenen Verein» sehen und zwar weil ein Mitglied desselben lange vor dem Verbot desselben einmal geäußert hat:„Löst man unseren Verein auf, wir finden uns dann eben in anderer Form wieder zusammen." Da nun die» nicht die erste derartige Anklage ist— sowohl in Bayern wie besonders auch in Preußen haben sich deren zu Dutzenden bereit« vor den Gerichtshöfen abgespielt und ganz regelmäßig zur Verurtheilung geführt—, so wollen wir keineswegs unsere Verwunderung darüber aussprechen, daß solche Anklagen überhaupt möglich find; wir wissen ja, daß da» Gesetz fie zuläßt. Wir wissen aber auch, daß zwischen der Zeit, wo die deutschen Vereinsgesetze, welche solche Rlagen möglich machen, erlassen wurden und heute da» Jahr 1869 liegt, in welchem die für ganz Deutschland gilstge Gewerbeordnung Gesetz wurde und in welcher wieder den Arbeitern da» volle und uneingeschränkte Recht der Koalitionsfreiheit eingeräumt ist. Zugleich haben sich in dem Zeitraum der letzten 30 Jahre die wirthschafilichen Verhältnisse Deutschland » in einem Maße geändert, daß von einem Vergleich mst dem Beginn der Fünfziger Jahre und heute gar nicht mehr die Rede sein kann. Au« unseren zünftigen Gesellen sind Fabrik. arbeiter geworden und durch die Einführung der Maschinen und die immer mehr sich ausbildende Arbeststheilung, sowie die dadurch ermöglichte Heranziehung ungelernter Arbetter und speziell der Frauen und Rinder, ist den gelernten Ar» bestem eine Ronkurrenz erwachsen, deren Möglichkeit vor dreißig Jahren nicht geahnt werden konnte. Durch diese vollständige Veränderung der wirthschaft» liehen Lage der gelernten Arbeiter aber hat sich naturgemäß auch ihre Stellung zur Gesetzgebung geändert. Wenn vor dreißig Jahren unsere, damals meist noch zünftig organisirten Handwerksgesellen auf ihren Jahrestagen und Herbergtver« sammlungen sich nur mit der Regelung ihrer Kranken, und und Wander-UnterstützungSkassen befaßten und sich um die Gesetzgebung gewöhnlich den Teufel scherten, so ist das eben unter den damaligen Verhältnissen sehr wohl erklärlich. Heute aber, wo alle alten Verhältnisse auf den Kopf gestellt find, wo von der Art der Zoll, und Steuergesetzgebung, der Fabrik, und Arbeiterschutzgesetzgebung tc. Wohl und Wehe von Taufen« morgen Mittag um zwei Uhr ab! Ist Ihnen da» recht? Ich kann nicht früher." „So wollen mir'» machen," rief Jeremia », ihm treuherzig die breite Hand entgegenstreckend—„jetzt Hab' ich auch wieder Kourage, und morgen wissen wir dann gleich, woran wir find!" „Wollen Sie schon fort?" „Wenn Sie mir erlauben, Frau Gräfin , ja, denn der Boden fängt mir an, unter den Füßen zu brennen, bi» ich Alle« heraus habe. Aber morgen Mittag punkt zwei Uhr bin ich wieder hier." „Rauchen Sie, Jeremias?" fragte Felix. „Wo werd' ich nicht!" meinte der kleine Mann, in« dem er eine der ihm gebotenen Havannah'S mit einem Kratzfuß annahm—„wissen Sie denn wohl noch,»ie wir einmal in der.— er wurde auf einmal feuerroth im Gestcht, denn er fühlte, daß er wieder eine Dummheit begangen—„reden wir nicht mehr davon," brach er kurz ab, indem er sich die Zigarre an dem Licht, daß ihm einer der eben eintretenden Diener brachte, anzündete nnd diesem dann sehr freundlich dafür dankte—„und nun leben Sie wohl und nehmen Sie'» nicht Übel, daß ich Sie so lange gelangweilt habe!"_ „Und haben Sie guten Muth, Jeremias— Felix wird Alle« in Ordnung bringen ," lächelte Helene freundlich... Jeremia « nickte ihr dankend zu, drehte sich dann um und stieg wieder in da« wilde Leben und Treiben hinaus, da« noch immer st» der Straße draußen auf und ab wogte._ Die erste Begegnung. Eben hatte e» in der zu dem Schloß de» Grafen Monford gehörenden Kapelle zwölf Uhr geschlagen, al» die Gräfin mit ihrem Gemahl, den KieSweg am Flusse herab- kommend, von einem Spaziergange zurückkehrte. Sie gingen dem Schlosse zu. Der Park lag still und einsam w,e immer• weit unten am Drahtzaun ästen sich ein paar Stück Dammwild, und mitten auf der Wiese kroch sine gebückte Menschengestalt, den und Hunderttausenden von Arbeitern abhängt, und wo dieselben durch da» allgemeine Wahlrecht zum Reichstag gradezu berufen werden, ein politisches Urtheil abzugeben und sich um öffentliche Angelegenheiten zu bekümmern, heute sie zu bestrafen, weil sie in ihren Fachvereinigungen sich um öffentliche Angelegenheiten kümmern— das ist einfach ein Anachronismus. Wir wissen, daß der Richter in der bestehenden Gesetz. gebung die Handhabe zur Verurtheilung besitzt, wenn solche Klagen vor ihn gebracht werden, wir wissen aber auch, daß Hunderte und Tausende von wirthschaftlichen Vereinigungen von Arbeitgebern exifliren, die noch in ganz anderer Weise auf die Gesetzgebung einzuwirken suchen, als die Fachvereine, wenn letztere sich für gesetzlichen Arbeiterschutz aussprechen, und warum findet sich kein Staatsanwalt, der auch den Ar« beitgebervereinen gegenüber die Bestimmungen unserer Ver» einSgesetze in derselben Weise in Anwendung bringt? Sind die von den Abgg. Ackermann und Biehl bean» »ragten Abänderungen der Gewerbeordnung, die Beschränkung resp. das Verbot de» Hausirhandels, die Einführung der Doppel« Währung, die Erhöhung der Getreidezölle unddie Nmeinführung de« Wollzolle» öffentlicheAngelegenheiten odernicht? Zweifellos find sie e». Nun, in Süd-und Norddeutschland sind Hunderte von Petitionen von Innungen, von Handwerker- und Gewerbe» Vereinen und Verbänden und dito von landwirthschaftlichen Vereinen und Verbänden an den Reichstag gegangen, welche von demselben die Realisirung der oben angeführten Forderungen verlangen. Der Einreichung der Petitionen ist eine lebhafte Agitation für dieselben vorau»gegange» und der Allgemeine deutsche Handwerkerverband hat die Leitung derselben in der Hand gehabt. Wenn nun Licht und Schatten zwischen Arbeitgeber» und Arbeitnehmer- Vereinigungen gleich vertheilt wären, müßten da nicht in Preußen und Bayern die Innungen und Handwerkervereine, welche offenkundig an politischen Akttonen sich betheiligen und mit gleichgefinnten Vereinen dieserhalb in Verbindung treten, ebenfalls vor den Straf - richtet zitirt werden? Sie werden e» nicht, und wir sind damit auch voll und ganz zufrieden; aber was dem Einen recht, ist dem Anderen billig. Der Arbeiter, der in feinem Fachverein für den Normalarbeststag eintritt, thut nicht» anderes, al« der Handwerker, der in seiner Innung gegen die Gewerbe» freiheit kämpft. DeS Einen Verein aber wird aufgehoben und er selbst vor den Richter gestellt, während der Andere ungeschoren weiter wirken kann. Ist eine solche Praxi« mit ' Imnb.: dem Rechtsstaat verträglich? (. der ein kleiner Hund folgte, herum; sonst ließ sich nicht» Lebende» erkennen. ES war da» der Maulwurfsfänger, der nach feinen Fallen gesehen hatte und die ertappten Uebelthäter in ihren schwarzen Pelzen, weniger al« Warnung«, eichen für die Uebrigen, sondern mehr al» Beweis feiner Thätigkeit und feine» Erfolge», an schwanken Ruthen mitten auf dem Rasen aufhing. Jetzt schien er mit seiner Arbeit vor der Hand zu Ende; möglich auch, daß er sich nur ausruhen und dabei fein Mittagbrod verzehren wollte. Er schritt zu der nächsten Linde, die dicht an dem Kiesweg stand und wo er zugleich Schutz gegen die heute ziemlich warm brennende Sonne fand. Dort legte er feinen Ranzen ab und neben sich, nahm ein Stück Brod und Wurst heraus, wie eine kleine Flasche mit Branntwein, zog seinen Genickfänger vor und begann, während der Spitz vor ihm saß und ihn mit etwas seitwärts gebogenem Kopf aufmerksam betrachtete und jedem Bissen, den et zu Munde führte, mit den Augen folgte, seine Mahlzeit. Die beiden Spaziergänger, welche auf demselben Weg herankamen, an dem er saß, mußte er jedenfalls bemerkt haben; der Spitz markirte fie auch ein paar Mal, indem er dort hinübersah. Der Alte nahm aber nicht die geringste Nottz von ihnen; wußte er sich ja doch auch hier in seinem vollen Recht und in seinem Beruf, und der Platz unter der Linde, so lange er dort saß und Rast hielt, gehörte fein» „Nicht wahr, um zwölf Uhr hatten sich Rottack« an- sagen lassen?" fragte die Gräfin, nachdem sie eine Weile schweigend neben ihrem Gemahl hergeschritten war. „Ja,«ein Kind," sagte der alte H.rr,„eben schlug e« Zwölf; aber unsere Uhr geht einige Minuten vor. Wir werden gerade zur rechten Zeit wieder oben sein." „Ich möchte nur wissen," fuhr die Gräfin nach einer kurzen Pause fort,„was die junge Frau für eine Geborene ist. Sonderbare Sitte da«, auf feine Karte nichts zu fetzen, al» ganz einfach: Graf Rottack und Frau, grade als ob er ein Schahmacher oder Schneider wäre." „Mein liebes Herz," lächelte der Graf, mit den Achseln
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