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iei Hamburg vor den Schranken der Strafkammer d«S Land« «mchtS ll. Der Ungeklaate, ein wegen deffelbcn Vergehens mederholt vorbestrafter Buchmacher, befand fich am 11. und 14 Oktober v. I.— wie er im Audienztermin angab, als ««Ureter verschiedener deutscher und englischer Rennklubs und jjachzestungen— auf der Rennbahn zu Hopvegarten. Mehleren Pnsonen gegenüber äußerte hier der Angeklagte, daß er eS Mb dulchsetzen wolle, denn ohne Wetten — keine Rennbahn. woejeutoung ward von einem der anwesenden Gendarmen, «m Meyer auS früheren Buchmacherprozcffen persönlich de- »nnt, vernommen und bei den nunmehr stattfinden- wn Rennen wurde daraufhin Meyer vor allen «idern alten Buchmachern ganz besonders scharf über- »»cht. Die im gestrigen Audienztermin vernommenen otoftinnm, zwei wettlustige spekulative Handwerker> Frauen, Mviesen durch ihre Aussagen, wie und in welcher Weise seinen Willen durchzusetzen gedachte. Trotzdem war war daS Ergebniß der Beweisaufnahme dem Angeklagten »unstig, denn eS konnte ihm nicht nachgewiesen werden, daß ugewerdSmäßig Wetten abgeschloffen. Das Urtheil lautete auf lNetspiechung; der Staatsanwalt hatte dagegen 1 Woche Ge« >angniß und lOO M. Geldbuße denntragt. Die Beiträge für die Nothwendtgkeit einer zweiten vaytztt» erHandlung, d. h. für die Einführung der Berufung ««gen die Urtheile der Strafkammer, mehren fich in der Praxis %% Berichte. Heute haben wir bereUS wieder einm solchen zu i.!*?1, D)er Schlossermeister Adam Schneider war im No- «nnder er. von der dritten Strafkammer hiefigen Landgerichts I ®«S«n fahrlässiger Brandstiftung zu einer Geldstrafe verurtheilt worden. Er war nämlich für einen Schaufensterbrand, wel- nÜ September er. in dem Handschuhgeschäft von Lipmann um« den Linden stattgefunden hatte und bei welchem Ä Brandschaden von 670 Wark entstanden war, verantwort» "W gemacht worden. Der Anzeklagt« hatte etwa 14 Tage vor M Brande eine Veränderung in der Gasbeleuchtung des Ii* ufensteri in der Art bewirkt, daß die sämmt- «wen neun Flammen in der oberen Reihe angebracht worden waren. Nach dem Gutachten deSZ Bauraths o' Stückradt war der Brand durch die zu starke Mentrirung der Hitze zu nahe an der Decke entstanden, und M« fich dieses UmstandeS der Angeklagte als Sachverständiger .?! imiger Ueberlegung bewußt fein müssen. Der Gerichtshof h,is» Luf Grund diese« Gutachten« trotz der Vorführung ?-.Mgellagten, daß seine Arbeiten durchaus sachgemäß auZ. f., Mn worden find, zur Ueberzeugung von der Schuld deS« gelang nun dem angenommenen Verlheid ger. RechiS- Ladewig, diese« Urtheil wegen«ineS ProtokolltehlerS 5 Kassation und somit die Sache vor denselben Gerichtshof »..�"eutin Verhandlung zu bringen. Fetzt war die Richtung, Ks«?!% Vertheidigung zu nehmen hatte, klar. Lipmann be- nn��.die. Angabe des Angeklagten, daß daS Schaufenster der GaSeinrtchtuna tapezirt worden und anf dem oberen Brett liegen geblieben
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Sckn?�., �«iminalschutzmann Graß hatte gesehen, daß diese dva Ä.I�Uerst in Brand gerathen waren. AuS diesen Grün«
gerathen
.?.?de gestern der Angeklagte auf Antrag deS Staats«
vereine nnh Uersammlunge«. »i i Da«. ouinah der! inneren Mission". Noraestern
Abens»Kleinod de« inneren Mtsston". Vorgestern lun» s im„Universum", Brunnenstraße, eine Versamm- "«r christlich. sozialen Partei statt. Gegen Erlegung eines
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toiinT Don 10 Pfennigen, wofür eine Nummer deS„Christlich « knt» Korresvondenrblatt" aufgedrungen wurde, ?Nhanger»nd-rer Barl'-■-
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.1!?0IJB« anderer K Saal gut gefüllt.
... fanden auch Parteien Zutritt. So war der nicht allzu üns«Ti" 81" grinllt. Um VjO Uhr verkündete das stereotype °?d«uatschen der Getreuen, daß der Mann des AbendS, der Sen�.«" Stöcker, auf der Btldfläche erschienen sei und Tridttn» oSa?dlicke später ward seine behäbige Gestalt auf der Abend" �dar und er entbot sein unvermeidliches„Gut'n Vorfitz und»ns �dindermeister Kühne übernahm sofort den Manier, wona» �rn Stöcker daS Wort. In jener bekannten tischen" s,lb»n..'l.>' fortschrtttlichm" und„sozialdemokra«
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� Kleinodien der
... ��iffarins Wcien und der Staatsanwalt Ritzel Gl mt(fff„'TUJnod�n d«t inneren Mtsston" gefällt haben. der Fustiz steigen solle, so müsse den preußischen Astert" eingeschärft werden(Avis für den Herrn Mi» Ik% rr......~....."
fie fll' daß. wenn ste über„christliche Dinge" urtheilen wollen, ;«IaL°°-b«r genau orientiren.(Stürmischer Beifall.) Da» ?! �..daö Heil der Kirche! Wir arbetten für da« Wohl
Kut Wenn man un«!!! verkennt, so schmerzt das, so ttci,?,.,�«h(B«ifallSgetrampel der Christlich . Sozialen).
f. 2r u_ - Jai l",1"' Proben über diesen Th-il de«' St'öckcr'schen Mo« Herr �ogen.genügen; ste beweisen jedenfalls, daß der
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Hvtvrediger, der fich doch selbst für einem stärksten OcdnungSsäulen hält, seit seinem auf die Justiz, die nach dem alten
Mlecht.rrr, Spruche die„Grundlage der Königreiche" ist, aU|nr(Hii>n Ifi~■
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Welche betrübende Erscheinung!— In Stöcker gewisser- t über den bösen ... H_______.... Folgen schilderte und Atttkel besprach, welche die„heidnische", jüdisch» und sozialdemokratische Presse auf Grund jenes Urtheil« der Staatsbeamten über die christlichen . �,,o«offentticht hat. Hierbei hatte er eS besonders auf }& iSffSsraSS?« -4.
würden c« als eine Schmach empfunden haben, können«»fnbf hält«. AuS Erkennt-
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Stücker un« wir aber man weiß.
gelobt hätte. Aus Erkennt- nicht unterlassen, zwei«Irr« heißt, wenn der Zeuge ""Icker anzu- behauptete,
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zur Heimath, sondern nur ein Gast wie Kreuzberger oder hundert andere war? Aber e« machte fich so vortrefflich, dem hartherzigen„Pennwirth" den aufopferungtfähigen Oekonom einer christlichen Herberge gegenüberzustellen, der im„christ. lichen Diensteifer" bis in dre Reinickendorferstraße wandert. nur um seinen arbeitslosen Schützlingen Arbeit zu verschaffen! Schade, Herr Hosprediger, das e« wieder einmal ein Jrrthum war.— Im Schlußtheile feiner Rede sang Herr Stöcker den vtelverkannten Herbergen ein hoheö Lied. Er prie« fie als Stätten wahren Christenthums, wo man nicht auf daS Geld der armen Zugereisten spekulirt, sondern wo fie freundlich aufgenommen, gut gespeist und behandelt würden. Sie seien„herausgeboren au« der Roth de« arbeitenden Vol. keS".— Die Antwort auf diese tönenden Phrasen sollte die Diskusston gehen. Zunächst fragte Herr Schneider Sitzmann an, ob eS wahr sei, daß in den„christlichen Herbergen zur Hetmath" die Schlächtergesellen nicht aufgenommen würden. Der wohl informirte Stöcker wußte nichts hierüber, aber ein Jnspekror und ein Herbergsvater mußten es bestätigen. War diese Nachricht schon geeignet, auf die allgemeine Begeisterung dämpfend zu wirken, so machten die Angaben eine« and ren Redner« noch mehr Eindruck. Herr Börner sagte nämlich fol« gende«:„Die christlichen Herbergen tragen durchaus leinen „christlichen" Charakter. Wenn man christlich handeln will, so muß Essen und Trinken genießbar und eS muß billiger sein, alS anderwärts. Da» gerade Gegentheil ist aber der Fall. Aus den christlichen Herdergen wird Geld, viel Geld gezogen. Bei jedem„Budiker" bekommt man für 5 Pf. eine ordentliche Butterstulle. In der„christlichen" Herberge in der Oranienstraße kostet sie aber 6 Pf. Das Weißbier ist so schlecht, daß kein Mensch es trinken kann. Die Betten find erbärmlich. Ich möchte einem Konservativen rathen, einmal eine Nacht in einem solchen Bette zuzubringen.(Lebhafter Beifall. Stöcker klingelt, der Beifall wird stärker; Stöcker, bleich vor Wuth: „Lassen Sie doch da« unstnnige Klatschen." Stürmischer Bei- sall. Stöcker in der höchsten Cxtase:„Nun Klatschen kann ich auch." Stöcker klatscht und schließlich die ganze Versammlung, die fich höchlichst amüfirt oder ärgert.) 25 Pf. lostet ein solches Bett, das im Kellerraum steht. Für 5 M. kann der Arbeiter eine gute Schlafstelle haben. Benutzt man ein solche« Bett, so kann man leicht unrein werden. Wird so etwaS entdeckt, so erhält man sofort das Schlafgeld wieder und wird aufgekor dert, die Herberge zu verlassen. Um 10 Uhr Abends werden alle Asyle geschlossen. Wird nun ein Mann, der eine trostlose Nacht vor fich steht und fürchten muß, vom Schutzmann er« griffen zu werden, heftig, so stürzen fich sofott HauSknechte auf einen Wink des christlichen Herbergsvaters auf ihn und schmeißen ihn hinaus. Ja, hinten am Büffet hängt sogar ein Kantschub, der schließlich angewendet wird. Ist da« Christentbum V Müde kehrt der Ardeiter ein, er legt den Kopf auf den Tisch und schläft ein. Ein HauSknecht nähert fich, zieht den Stuhl unter dem Schlafenden weg, sab aß der Mann hinstürzt und daliegt wie ein Stück Vieh. Ist da« Christen« thum?(Stürmtscher Beifall.) Hier fitzt Herr Altenhoff, der Herbergsvater von der Herberge in der Oranienstraße; er mag mir entgegentreten, wenn er kann. Mögen die Arbeiter- korporationen so erstarken, daß fie die Regelung de» Her« bergSwesenS selbst in die Hand nehmen!(Stürmischer Beifall.)--- Die Erwiderung, welche Herr Stöcker auf diese vernichtenden Anklagen fand, war so lendenlahm, daß selbst seine treursten Anhänger kaum zu klatschen wagten. Er meinte, die Herbergen zur Heimath seien ein Geschäft, ein christliches Geschäft, ste müßten also auch Geschäfte machen. Sodann verlas er eine lange Liste über den Preis, den die Butterstullen in den christlichen Her- anderer Städte kosten, wobei er in naiver noch dazu eingestand, daß diese Angaben Buche vom Jahre 1876 entnommen seien. Er mit den denkwürdigen Worten:„Glauben Sie, daß ich mich in jeder Herberge Deutschlands nach dem Preise de« Butterbrots erkundigen kann? Allseitige» Gelächter war die Antwort auf diese tieffinnige Frage. Nachdem hierauf an Stelle deS Herrn Altenhoff der redebegabtere Inspektor Vetter zugegeben, daß in den christlichen Herdergen„Dinge vo-gekom- men seien", ihre große Frequenz aber als Beweis für ihre Vortrefflichkeit angeführt hatte, fühlte ein frommer Jüngling, NamenS Hoffmann, Mitglied deS Vereins christlicher junger Männer. daS Ledürfniß, fich zu blamiren. Es gelang ihm ausgezeichnet. Nach wenigen Sätzen zwang ihn der Zuruf „Aujust", seine komische Rolle zu beendigen und er verschwand von der Tribüne. An seine Stelle trat der Herr Pastor Schwarzkopf aus Wernigerode , um seinen Amtsbruder Stöcker herauszuhauen. Ec hielt im Kanzevon eine saldungS-rolle Rede, in der sehr viele Kernsprüche au« der Bibel vorkamen und sehr viel von den großen Verdiensten deS Herrn 64., sehr wenig aber von den Zuständen in den christlichen Herbergen.— Herr Stöcker war jedoch herzlich ftoh, ein Ende finden zu können, und so bezeichnete er denn die Rede deS Pfarrers auS Wernigerode für den besten Schluß de» Abends. Ende gut— alles gut, sagte er und vergaß, daß Herr Bömer fich noch ein- mal zum Wort gemeldet hatte. Diese fatale Gedächtnißschwäche! Herr Stöckcr altert bedenklich. ES geht reißend rückwärts mit ihm. Seine Kalauer werden alt, seine Phrasen werden abge- droschen und Unglücksabende, wie der vorgestrige, werden häufig. Er wird eS wohl nicht mehr wagen, die christlichen Herbergen zur Heimath„Kleinodien der inneren Mtsston" zu "'""♦"'gine öffentliche Versammlung der Steinträge« tagte am Frettag Abend in Silber'« Lokal, Schwebte: str. 23, unter der Leitung der am vorigen Sonntag gewählten Kom- misfion. Herr Wallenthin referirte über da« Thema:„In wie weit find die Meister unserer Forderung gerecht gcwmden und unsere Stellung zu derselben." Der Referent berichtete, daß nach dem bi« jetzt der Kommisston bekannten Resultat die Mehr« zahl der Arbeitgeber den aufgestellten Tarif bewilligt hat. Die Namen dieser Ardeitgeber wurden, so weit ste bekannt waren, der Versammlung mitgetheilt. ES sei jetzt nöthig, meinte der Redner, daß man an die Minderzahl der Ardeitgeber heran- trete und die Bewilligung der Forderung, welche solide und gerecht sei, auch von diesen verlange. Jeder Kolleg« solle dies in bescheidenster Weise versuchen, dann werde der Erfolg nicht ausbleiben. ES soll der Kolonnenführer auf jedem Bau an die Arbeitgeber mit der Forderung herantreten, damtt nicht diejenigen Arbeitgeber, welche den Tarif bewilligt haben, unter der Konkurrenz derjenigen, welche nicht bewilligten, zu leiden hätten. Die Kommisston beabstchtige, am nächsten Dienstag S SÄÄS teBnÄÄÄ gewinnen und die Kommisston noch mehr Material erlangt. Außerdem soll Ende der nächsten Woche eine Versammlung einstellen. Nachdem noch mehrere Redner fich im Sinne deS Referenten ausgesprochen hatten, wurde folgende Resolutton mit allen gegen eine Siimme angenommen:«DU Heute tagende öffentliche Versammlung der Steintrager Bnlin« und Um- MföÄÄÄ'ÄffiÄCS Westen und Ende der nächsten Woche im Zentrum der Stadt »ollen, welche den aufgestellten gerechten Tarif nicht aner«
bergen Weise einem schloß
kennen." Nachdem noch Herr Wallenthin aufgefordert hatte, mit Ruhe und Besonnenheit an die Arbeitgeber heranzutreten und stet» den gesetzlichen Weg in« zu halten, erfolgte der Schluß der V-rsammlung. hfe. Zum Maurer -Streik und zur Lohnbewegung der Maurer Berlins und Umgegend wird uns mitgecheilr, daß am Dienstag, den 11. d.Mts., Abend« 8'/, Uhr, im oberen Saale von Gratweil'S Bierhallen in der Kommandantenstraße, eine öffentliche tombtnirte(von Meistern und Gesellen abge« baltene) Sitzung der Gesellen-Lohnkommisfion der Berliner Mamer stattfinden wird, zu welcher speziell diejenigen Meister eingeladen stich, welche entweder den Stundenlohn von 50 Pf. bereit« bewilligt haben und dafür mit NamenSunterschrift ein» getreten find, oder welche diesen Stundenlohn bis jetzt ohne Abgabe der NamenSunterschrift gezahlt haben, oder endlich,
welche geneigt find, diesen Minimal- Stundenlohn von jetzt ad zu gewahren. Zweck dieser kombinirten Sitzung ist die Berath- schlagung über Mittel und Wege, welche geeignet wären, den drohenden Generalstreik im Berliner Maurergewerk gegenständ««
loö d. h. unnöthig zu machen. Eine größere Anzahl der dabei in Betracht kommenden Arbeitgeber hat ihr Erscheinen in der betreffenden Sitzung bereit« zugesagt. Allen Berliner Maurer« gesellen macht die Lohnkommisfion bekannt, daß Listen zum Generalfond» der Berliner Maurer bei den nachstehend ge» nannten KommisfionSmitoliedern zu haben, gleichwie auch die UnterstützungSbeilräge daselbst abzuliefern st�d; nämlich bei den Maurern C. Behrend, Steinmetzstr. 23, Hof Iii; H. Schule. Pücklerstr. 14. Quergebäude II rechts; W. Roll, Arndtstr. 13, vorn pari, reckt«; L. Kliemann, Tempelberrenstr. 21, Hof im Keller; F. Höhne. Pallisadenstr. 9, v. IV; H. Naschte, Rei« nickendorserstr. 18e; Lehmann, Bandelstr. 9, III bei Seile• A. Lahn, Holzmarltstr. 37, 2. Eingang IV recht»; Krüger' Nieder Schönhausen, Beuthstr. 4: Kirschbaum. Alle Jakod« straße 68 und F. Metz, Wollinerstr. 58, v. II. Die öffentltcheVersammlung der Berliner Schrauben-, Facoudreher und BeruiSgenoffin, welche am 5. Mai in „Wohlhaupt'S Salon", Manteuffelstraße 9, stattfand, hatte folgende Tagesordnung zu erledigen: 1. Bericht über die An- gelegenheiten der Sübrn'schen Werkstatt. 2. Wie kann unser Minimallohntarif am schnellsten durchgeführt werden?— Der Vorfitzende, Herr Jacobs, theilte hierzu etwa folgendes mit: In der Süben'schen Werlstatt wurden vor einigen Wochen zu» erst den Hilfsarbeitern, später den Facondrehern und jetzt den Schraubendrehern an den größeren Bänken Abzüge bis zu 20 pCt. theil« gemacht, therls in Busstcht gestellt. Um diesen Lohnabzügen, welche den Lohn unter daS Unterhaltsminimum herabzudrücken drohten, entgegenzutreten, haben die Arbeiter eine Kommisston aus ihrer Mitte gewählt, welche mit Herrn Süden auf gütlichem Wege verhandeln sollte. Diese Kommisfion hat denn auch ihre Schuldigkeit gethan und durch ihr Bemühen ist eine vorläufige Einigung erziett worden. Herr Süden hat der Kommisston auf ihre Frage, warum gerade jetzt Abzüge in seiner Werkstatt gemacht würden, geantwortet, er sei durch die Konkurrenz dazu gezwungen, da in den anderen Fa» briken noch weniger für die Arbeit gezahlt würde. Nun ist Herrn Süden durch die Kommisfion nachgewiesen wor« den, daß nur i-> den Werkstätten, wo der Minimalloh: tartf noch nicht in Kraft getreten ist, theilweise weniger für die Ar« beiten gezahlt würde. DeS Fachveretns Bestreben werde eS sein, in der kürzesten Zeit auch in diesen Werkstätten höhere Preise, die dem Lohnlarif entsprechen, durchzuführen. Herr Süden gmg darauf ein, und versprach keine Abzüge zu machen, wenn die Kommisfion ihm in einem Zeitraum von vier Wochen beweise, daß in anderen Fabriken eben soviel für die Arbeiten gezahlt würde wie bei ihm.— Herr Jacobs legte eS nun den Anwesenden anS Herz, daß es die höchste Zeit wäre, den Lohntarif in Kraft treten zu lassen und machte den Vorschlag, die Werkstätten, einzelne oderlmehrere zusammen, zu einzelne» Versammlungen zu laden. So werde eS möglich sein, den Einzelnen von der Wichtigkeit der Durchführung des Minimal« lohntarif« zu überzeugen; eS gebe leider noch so viele unter den Berliner Schraubendrehern, namentlich den älteren Kollegen, welche keine Ahnung von der Wichtigkeit der heutigen Fach« veretnSbewegung haben. Redner hoffe, auf diese Weise bessere Erfolge erzielen zu können alS wie durch öffentliche Versamm» lungm. Die Herren Gorn und Feierabend sprachen fich im Sinne de» Referenten au«, und baten im Namen der Kom« misfion, welcher fie angehören, um Beschleunigung der Einfüh» rung de« MinimallohntarifS. Folgende Resolutton wurde schließlich mit großer Majorttät angenommen:„Die Versamm« lung der Schrauben-, Facondreher und BerufSgenoffen Berlins beschließt, im Laufe der nächsten Woche einige Werlstellen Ver« sammlungen einzuberufen, um die Kollegen zu befragen, wann fie gewillt find, den Mtnimallohrtarif in den betreffenden Werkstätten zur Durchführung zu bringen. Der Fachverei« sämmtttcher an HolbearbeitungS- Maschinen beschäftigter Arbeiter hielt am 4. Mai bei Säger, Grüner W-g 29, eine gut besuchte Mitgliederversamm- lung ab. In derselben sprach Herr Michelsen über: Produktion und Konsumtion. Referent führte auS, daß man von einer Ueberproduktion eigentlich nicht reden könne, so lange dem Ardeiter immer noch das Allernothwendigste fehlt. Man hebe die Kaufkraft des Volke« und die sogenannte Uederpro« duttion w rd schwinden. Produktion und Konsumtion müssen Hand in Hand gehen. Alle Arbeiter müßten fich den Fach- vereinen anschließen und dem Gesetzgeber immer Anregung geben, fich mit einer wirksamen sozialen Reform zu beschäftigen. R-icher Beifall lohnte dem Redner. Als zweiter Gegenstand stand auf der Tagesordnung:„Die Maßregelung dreier Kol« legen in einer Werkstelle in der Stallschreiberstraße". Sämmt« liche Redner unierzogen die Handlungsweise de« betreffenden Prinzipals einer scharfen Krittk. Zu einem der G-maßregelten, welcher 7 Jahre in der Werkstatt beschäftigt war, soll der Prin»
zipal, wie in der Versammlung mitg-theilt wurde, gesagt haben: „Ich habe, settdem Sie Kasfirer des FachvereinSaeworden find, nicht mehr daS frühere Zutrauen zu Ihnen." Man lerne von
diesem Fall wieder, meinten mehrere Redner, daß es Pflicht aller Kollegen sei, sich fest zu organistren, damtt man derartigen Maßregelungen vorbeugen könne; denn was beute dort ge- schieht, kann morgen in anderen Werkstätten geschehen.— Der Beitritt zum Verein ist den Kollegen dadurch erleichtert, daß derselbe 3 Zahlstellen errichtet hat. Die erste Zahlstelle b-« findet fich Mariannenstr. 4. bei Jähn. Daselbst werden jeden Abend neue Mitglieder aufgenommen. Die anderen denen Zahlstellen werden noch bekannt gemacht werden. Nächste Ver- sammlung am 18. Mai in demselben Lokale. �* Po�Zeilteh aufgelöst wurde die Versammlung dc» Louisenstädnschen Bezirksverein»„Vorwärts", welche am 5. v. M. bei Krieger, Wafferthorstr. 63, stattfand. Herr Cjristens.-n hi'lt einen beifällig aufgenommenen Vortrag über„Die heuti« gm Schulverhältn.sse. D-r Vortragende äußerte fich in ähn- licher Weise, wie in der Versammlung de« Arbeiter Bezirks- vereinS der Rosenthaler Vorstadt, über welche wir in unserer Sonnabendnummtr(Beilage) berichtet haben. Als Herr Chriftensen einige Stellm au» der Bibel verlesen hatte» um zu beweisen, daß dieselben der Sittlichkeit der Kinder nicht sehr förderlich sein dürften, erfolgtm einige Zurufe aus der Versammlung, worauf der überwachende Polizeibeamte die Versammlung auf Grund de«§ 9 de» Sozialistengesetzes für aufgelöst erklärte. Arbetter-Veztrtsveretn„Unverzagt." In der letzten Verein» Ve: sammlung hielt Herr Gerisch einen beifällig auf- genommenen Vortrag über Le! fing's Leben und Wirken.— Da Herr Gerisch diesen Vortrag schon in einem anderen Verein gehalten und wir darüber berichtet haben, können wir wohl auf die Wiedergabe der Ausführungen de« Vortragenden v.r« zichten.— Der Verein beschloß, am 29. Mai eine Nachtparlie ,u veranstaltm.— Schließlich wurde ein Ausdruck des H-rrn Sladlverordneten Hoffmann n, welcher in einer Versammlung