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s>m«t»g. de» 80. W«i 1886.
III. I»tzr»
trlincrlolbhlall Urii an für die Intrressrn der Arbeiter.
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Die Krimllliiemstmu. 6« hat wirklich den Auscheia. als ob die neue Branat« �'»steuer auch i» der vorliegeadeu Form nicht zu Stande ll>M»neu sollte. Die Ursache davon ist die merkwürdige Haltung des Z e u t r u m», das sich mchi abgeneigt zeigt, Jen Branntwein zu besteuern, da» aber nicht de« Math hat, f e, gegenwärtige Vorlage vor seinen Wählern zu recht« Migeu. Wir brauchen unseren eigene» Standpunkt in vleser Sache nicht erst darzulegen. Eine Branntweinsteuer iU de» iadirekten Steuern, die der Koasu- ment immer i» letzter Linie bezahle» muß und gegen die r»»» unter allen Umstände» prinzipiell erklären. Das Zentrum freilich macht sich i» dieser Sache über pNtiz'pielle Anschauungen kein Kopfzerbrechen. Für diese Partei e8 stch um zweierlei: einmal muß sie der Regierung °eue Mittel bewilligen, um die neue Freundschaft nicht Wer erkalte» zu lassen; dann aber muß die Form ge> groben werde«, die de« ultramontaven Wählern die neue »euer schmackhaft oder verdaulich macht. E» gilt also für vetrn Windthorst, den ultramontaneo Wählern ei» X für jro U zu mache«; sie müsse» eiue neue Steuer bezahle« "d sollen doch glauben, daß sie dadurch gewinne». Ueber de«„sittlichen" Gehalt der neuen Branntwein« (x�roerung lasse« wir uns in keine Diskussion mehr ein. fish Sache liegt einfach so: Entweder wird«ach Ein«
Feuerung lasse« wir uns in keine Diskussion mehr ein. "ro die Sache liegt einfach so: Entweder wird nach Ein« �-'üng einer neue« Steuer so viel Schnap» getrunken e bisher, und dann hat da» Volk eine sehr iche Mehrausgabe zu tragen, denn die muß doch bezahlt werden; oder der Brannt-
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Jeuitt'eton.
Man» und
Eine Mutter. Roman von Friedrich Gerftäcker. (Fortsetzung) >»it v!'®08'st freilich recht traurig," nickte der kleine M � Kopf, indem er von seinem Stuhl aufstand,„ Si. rut bobei Niemand wie das arme Jeitchen leid, der« st�ber wolle» es ja nicht besscr haben." ja. wwein arme» Zettchen!' sagte Rebe leise—..aber sie LJ, j* fuhr er leidenschaftlich fori—„glauben Sie nicht, »liiVj sie mit Wort oder Bitte an da» Leben eine» Un< 1,1, fesseln«erdel Es war freilich mein schönstes j. Site» Gefühl, der Gedanke, sie mir einst verdienen zu i— aber die Zeit liegt zu fern, zu ungewiß, um sie .„roden! E« war mein heißester Wunsch, sie glücklich zu ?"T ich will nicht die Ursache sein, da» Gegentheil "zuführe«!" Il>«»�ie fiad ein braver Mann, mein lieber Herr Rebe, 'ein.. Gennas herzlich, indem er ihm nochmals die Hand und die seine herzhaft drückte;„ich glaube, Zettchea «)(*> glücklich mit Ihne« werden, ob Sie nun Schauspieler ' 2.W Andere« wären...." sind mir böse," sagte Rebe leise, der wohl Wi».'. taß der Mann»och«inen Rückhalt hatte—„Sie %;r""ch für einen eigensinnigen Trotzkopf, der da« Glück �»ein n- tste« Wesen« gleichgiltig von sich stößt, nur um
�'Lensian zu fröhnen." 6 öä;*
k i no-— t- sagte Jeremias, mit dem Kopf schüttelnd; rWtileFe freilich nicht, wie Jemand mit einer solchen %??' am Theater hangen und Freude darin finde» die in die Geschichte so— ich weiß eigentlich nicht Rseist["ßw soll— so hinein zu bohren. Aber ich be- % g�.taß Jemand, der fest von irgend etwa» überzeugt Hal« und Kragen dransetzen kann, um e» durchzu« �!ck-�?er da stehen Sie allein, da giebt e« keine« wen, der Ihnen helfen und beispringen kann."
weinkonsum nimmt ab und dann bringt die Steuer da», wa« man von ihr erwartet, nicht ein. Dadurch fällt auch jene Phrase von der„Entlastung der Kom« munen". Wir glauben gerne, daß die Kommunen einer Entlastung bedürftig find— ach, bei wem ist ei« solche» Bedürfniß heute nicht vorhanden? Allein wenn der Schnapskonsum derselbe bleibt, so hat das Volk, wenn e» die neue« Steuern bezahlt, doch keinen Vorrheil von der eventuellen Entlastung der Kommunen; sinkt aber der Branntmeinkonsum und die Steuer wird nicht sehr ertrasz«- reich, so kann man auch keine Kommune««ntlastea. Ob Herr Windthorst sich wohl da» auch überlegt hat, al« er von der Entlastung der Kommunen sprach? Die Kommission wird, wie verlautet, keine bestimmten Beschlüsse fassen, sondern die der Regierung ergebene Mehr- heit wird die Prinzipien feststelle», auf welchen die Re- gierung eine neue Branntweinsteuervorlage autarbeiten wird, die dann in der nächsten Reichstagssessio« zur Annahme komme» soll. Da» mag insofern ganz gut sei», al« der gequälte Reichstag einmal an da» Ende seiner Arbeite« ge« langt; allein in welcher Form auch die Besteuerung kom- men mag, sie wird immer eine Belastung der Masse sei«. Die Thatsache ist einmal da, daß in viele» Gegenden Deutschlands die Arbeiter kein anderes billiges Getränk zur Stärkung oder Erfrischung während der Arbeit haben. Das ist nicht gut, aber e» ist so und nur Philister könne» in einem solche» Fall von„Völlerei" oder gar von„SchnapSpest" reden. Wo billige und geeignete andere VolkSgetränke vorhanden find, da spielt der Schnap» gar keine Rolle. E» wird angedeutet, die Dringlichkeit, welche die Regie« rung der Branntweinsteuer beilegt, stehe mit der Erneuerung des Militärseptennats in Verbindung. Wir wissen nicht, ob das wahr ist; indessen erscheint«S un» keineswegs unmöglich. Wenn e« aber der Fall ist, dann deutet die» darauf hin, daß nicht nur das Septennat erneuert, sondern auch Mehrforderunge« mit dieser Erneuerung ver- Kunden werden sollen. Wo bleiben aber dann die Kom« munen und ihre Entlastung? Die Sympathie« für eine neue Branntweinbesteuerung werden durch eine solche Wendung, wen» sie auf Thatsachen beruht, nicht vermehrt werden und Herr W ndthorst wird alle Mühe haben, seinen Wähler» auch hier die Sache schmackhaft zu machen. Allerding« hat e« viel Wahrscheinlichkeit für sich, daß das Zentrum als Preis für da» Aufhebe« de» Kultur« kämpfe« seine Zustimmung zur Verlängerung de« Septen- nat» giebt, die damit auch gesichert ist. Herr Windthorst, wo bleibt dann der vielgerühmte KonstitutionaliSmu»? Wahrscheinlich doch, wo der Rechtsstaat de» Herr« LaSker geblieben ist. Also wer A sagt, muß auch B sagen; drum „Ich weiß e»," sagte Rebe ruhig,„weiß auch, welche schwere PrüfungSznt mich wahrscheinlich»och erwartet, und nur um da« bitte ich Sie, denken Sie nicht schlechter von mir, weil ich Ihr freundliche« Anerbieten zurückgewiesen habe — glaube« Sie nicht, daß ich darum Henriette auch nur um eine» Gedanken weniger liebe, weniger bereit wäre, ihr Alle» aufzuopfern, aber— ich muß mich später selber achte« können. — Kein Vorwurf darf auf meiner Seele laste», mir meines Sttebsn« einst nicht klar gewesen zu sein, mit einem Wort: ich muß erst versuchen, ob ich wirklich zu dem, was mein ganzes Sei» erfüllt, nicht passe und in der Thai nicht im Stande bin, mir au» mir selbst heraus eine Karriere zu schaffen. Dann, wenn ich da» gethan, wenn ich gesehen habe, daß ich mich geirrt, will ich es aufgeben— nicht mit blutendem Herze«,«ein, mit dem ruhige» Bewußtsein, meine Pflicht gethan zu haben, und wa» dann au» mir wird, da« weiß nur Gott !" Jeremias begriff nur halb, was Rebe sagte; er ver- stand etwa de« Sinn der Worte, aber nicht die mächtige Triebfeder seiner Handlungsweise, die er in seiner Sprache mit dem kurzen, aber bezeichnende» Worte„Dickkops" wieder« gegeben haben würde. Aber unter solchen Umständen ließ sich hier auch nicht» weiter mache«. Er selber hatte sei« Möglichste« gethan, Jettchen beizustehen; wen« der bühvevtolle Schauspieler nicht wollte, zwingen konnte er ihn nicht. „Na, mein lieber Herr Rebe," sagt« er aufstehend, „unter diesen Umstände« läßt sich vor der Hand gar nicht weiter über die Sache reden. Versuche» Sie'» denn in Gottes Namen, und ich selber will Ihne« alle« Glück und alle» Segen wünschen." „Ich danke Ihnen herzlich, mein lieber Herr, aber— erlauben Sie mir dev« wohl, daß ich," setzte er leise hinzu, „ehe ich von hier fortgehe, Ihrer Tochter noch einmal Lebe- wohl sage?" „Da» kann man keinkm Mensche« verwehren," sagte Jeremias, mit dm Kopfe schüttelnd;„Abschied nehmen ist wa« Heiliges, aber— setzen Sie mir dem Mädel keine Schrullen weiter in den Kopf. Es wird dem armen Ding weh genug thun."— Und Rebe'» Hand»och einmal herz-
wird zum Septennat auch ei» Happen Geld in Form einer Branntweinsteuer bewilligt. Recht so, kleine Exzellenz; auf diese Weise wird da» deutsche Volk diese« Zentrum end« lich lo»I_ Der Kqritt in Amerika . § Von dem Boycottverfahren der amerikanischen Ardeiter ist so oft die Rede gewesen, daß es stch wohl verlohnt, dasselbe an einigen thatsächlichen Betspielen in seiner vollen Wirksamkeit kennen zu lernen. Wenn die europäischen Arbeiter mit irgend welchen Unter- nehmern in Streit geralhen, sei eS wegen zu niedrigen Lohne », sei e» wegen zu langer Arbeitszeit oder au» was für Gründen sonst, so deschränken ste stch im allgemeinen darauf, die Arbeit einzustellm, d. h. ste suchen zu verhindern, daß bei dem Unter« nehmer weiter produzirt wird. Der Unternehmer er» leidet hierdurch theil» pofittve Verluste, indem er, ohne neue» Einkommen, Zinsen für geborgtes Kapital, Mirthe für seine Arbeitsräume zahlen muß,— theil» entgeht ihm aller gewohnte Gewinn, weil feine Maschinen und Arbeitskräfte feiern. Der Boycott bestehen nun meistens darin, daß dem Unternehmer auch noch der Absatz abgeschnitten wird, daß der Unternehmer also, selbst wenn er vielleicht neue Arbeiter «ewinnt und seine Produktton fortsetzt, keine Käufer findet, die im seine Maaren abnehmen. Auf diese Weise wird er viel leichter zum Nachgeben gezwungen. Nehmen wir an, die Arbeiter einer Berliner Brauerei wollen stch gegen eine Lohnverkürzung wehren, alsdann stellen sie, wenn Unterhandlungen nicht» fruchten, die Arbeit ein. Aber die Brauereigesellichaft ist davon oft nicht allzuschwer be« troffm. Sie hat vielleicht ein großes Lager von Bier und ist ganz froh, daß ste damit einmal aufräumen kann, womöglich findet fie auch Ersatzardeiter, wenn auch schlechte und unzuläng« i, fie hält eS also so lange au», bis die alten Ardeiter lig geworden find. Ander« die amerikanischen Arbeiter, t fie gut organifirt find. Ste würden in diesem Falle nicht nur streiken, sondern durch einen Aufruf an alle ihre Genossen auffordern, kein Bier der betreffenden Brauerei mehr zu trinken, und fie würden eS auch durchsetzen, daß alle Kneipen und Wirthschaftm verödeten, welche e» noch ferner w-aen wollten, daS„verrufene" Bier zu verschenken. Wa» können die Wirthe, die Bierverleger, die DtstillationSbefitzer, wenn ste nicht selber zu Grunde gehen wollen, unter solchen Umständen anderes thun, als die Verbindung mit der Brauerei aufzugeben? Der Schaden für letztere ist somit ein viel uner- trägltchercr, als bei einem bloßen Streik, und je unerträglicher er ist, desto größer ist die Hoffnung der Arbeiter auf Erfolg ihrer Forderungen. Deshalb ist der Boycott bei den Unter» nehmern der Vereinigten Staaten viel gefürchteter und ver- haßter al» der Streik. Der erste große Bcycott kam gegen eines der einflußreich. sten amerikanischen Blätter, die„New. Jork Tribüne", in An» wendung. Die Druckerei weigerte stch, den Tarif de» Fach» vereinS(Typographical Union) zu bewilligen. Sofort ward da»
Haft drückend, drehte er sich um und schritt zur Thür hinaus. Die Leseprobe. George Monford hatte wirklich sei» Aeußerste« geleistet und mit einer ganz fabelhaften Ausdauer alle Schwierig» leite», die sich ihm durch die Kürze der gegebene« Zeit ent» aegenstelltea, um seine LieblrngStdee zur Ausführung zu bringe», überwunde». Wer aber jemals selber die Vorstellung eine» Lieb- habertheater» oder selbst nur das Stellen von lebenden Bil« der» zu leiten übernommen gehabt, weiß allein, wa» für Savz verzweifelte Dinge da geschehe» könne», welche enorme tücksichte« genommen und welche Schleichwege eingeschlagen werden müssen, um endlich all' die verschiedenen Köpfe — und je schöner, desto schwerer— unter eine« Hut zu bringe«. George hatte Alle« durchzukosten. Hier«ahm Einer die ihm überbrachte Rolle an, um sie drei Stunden später wieder unter irgend einem Vorwand zurückzuschicken; dort war ei« Person, auf die er fest gerechnet, so plötzlich und ernsthaft erkrankt, daß selbst ei» Möglichkeitsversprechen außer aller Frage blieb. Komtesse B. konure mit Baronesse X. unmöglich zusammen wirken, da sich letztere über eine neue Robe der ersteren ungünstig ausgesprochen, wa« Kom- tesse A. zu Ohre« von Komtesse B. gebracht hatte. Haupt« mann v. Z. sah sich nicht im Stande, ein« Zioilperso» zu spiele», während Lieutenant v. P. einen Hauptmann vor» stellen sollte. Es war rein zum Verzweifeln, all' diese« Bedenken und kleinen Miseren rechtzeitig zu begegne«, und George wechselte an de» beiden ersten Tagen an jedem drer« mal seine Pferd« und kränkte seinen Reitknecht auf da» tiefste, der in der Zett, in welcher er vor de» Häusern hielt, gar nicht wußte, wa« er mit den unruhige«, ungeduldige» Thier«« anfange» sollte. Endlich, endlich, und ei« tiefer DavkcSseu'zer hob seine Brust, hatte er Alles im Stande, und nach ganz unsag» baren, aber jetzt überwundenen Schwierigkeiten war die erste Leseprobe auf heute Abend festgesetzt. Um das aber bewerkstelligen zu könne«, hatte ordent-