Buhl(nationall.) weist auf Bayern   hin, wo auch eine stufenförmige Steuer nach der Größe der Brennereien besteht und landwiribschastliche Brennereien begünstigt werden, wo stch auch die Fabritatsteuer gut bewährt dabe. Er empstehlt leinen Antrag, welcher die Kornbranntweinbrenmreien und Preß« hefefabrikation begünstigen soll. Abstimmung über Maischraumsteuer: Antrag Etiachwitz wird abgelehnt. Antrag Kleist und Gen., wonach 10 pCt. Maischraum« sttuer uneryoben bleiben sollen, wird angenommen mU 14 gegen Stimmen. Kommunales. Stadtverordneten-Versammlung. Außerordentliche Sitzung vom Dienstag, den 1. Junn Der Etadoerordneten-Vorstehcr, Herr Lüchtemann, «öffnet die Versammlung mit einer Reihe geschäftlicher, deS öffentlichen JntereffeS entbehrenden Mittheilungen. Nach Eintritt in die Tagesordnung werden einige Pen» ffonirungS-, AnstellungS« und Aufnahmegesuche in daS Nilolaui-Bürger-Hospital geschäftsordnungsmäßig erledigt. ES wird zunächst die Wah l eines Mitgliedes für die Part- und Gartendeputation vollzogen. Gemeldet hrben ffch die Stadtverordneten Gericke, G o erck i, S chmeißer und W t n l l e r. Gewählt wird nach einer Stichwahl zwischen Gericke und Winller der erstere. Auf Goerckt fielen 2 Stimmen. _ Von der erfolgten Bauabnahme der Zentral- Markthalle in der Neuen Friedrichstraße nimmt die Ver- sammlung debattelos Kenntniß. An Stelle des verstorbenen Stadtverordneten Mattern ist ein Mi tg lied für die Kommission zum Zweck der Erwerbung von Grundstücken auf der Südseite des MllhlendammeS zu wählen. Gewählt wird durch Atllamation Stadtv. Solan. Einige Rechnungen werden dem RechnungSausschuß uderwiesen. Ueber die Vorlage, betreffend die Skizze zum Neubau tiner Gemeinde-Doppelschule in der Petleberger« straße ist ein Ausschuß eingesetzt worden. Als Referent des- itlden empfiehlt Stadtv. Wieck, die Skizze unter Fortfall der für die projektirten Regenbäder destimmten Einrichtungen zu genehmigen und die Verwendung eine? Areals von 4500 Lluadratmeter zu dem Bau der Doppelschule zu je 18 Klaffen anzurathen. Diesem Antrage schließt fich die Versamm- lung an. DerAuSschuß für Rechnungssachen bittet durch itinen Berichterstatter, Stadtv. Kürten, um Dechargirung «nn Anzahl Rechnungen. Dieselbe«folgt. Die Verbreiterung der Brücke über die Panke Schönhauser Graben) im Zuge d« Chauffee- und Müllerstraße ?itb nach dem Antrage des Magistrats genehmigt. Die Kosten °tira°kn 48000 M. .»er vom Magistrat beantragten Herabsetzung o# von der Berliner   Pferdeeisenbahn> Gesellschaft, Kam- Bandit. Gesellschaft auf Aktien I. Lestmann und Komp. tu Charlottenburg   für daS Kalenderjahr 1885 zu entrichtenden prozentualen Abgabe von der Bruttoeinnabme von 4 pCt. # 3 pCt. wird zugestimmt. Die Differenz beträgt 41887,10 M. Die Skizze zum Neubau eines Hospitals nebst Siechenanfialt an der Prenzlauer Allee wird einem Ausschuß zur Vorderathung überwiesen. Ebenso wird ein Ausschuß für die Vorlage, betreffend die Erwerbung deS von dem Grundstücke Spandau  « Brücke 4/5   zur StavtbahN'Parallelstraße erforderlichen Terrains eingesryi. Reihe weiter« Vorlagen unwesentlicher Natur wer- Rommen. ,- Magisttat wünscht von der Versammlung die Er- Äm!.. �trtonigl. StaatSregierung gegenüb« die Bereit- willigleit zu«klaren, gemeinsam mit d«selben die Spree  - Regulrrung in Berlin   nach dem vorgelegten Projekt zur Durchführung zu bringen und städtischer- eine feste Beihilfe zu dem gemeinschaftlich auszuführenden, auf 6 400000 M. veranschlagten Untnnehmen me Summe von 3 200000 M. zu gewähren, wenn: 1. die ge« H'anle Spreereaultrung oberhalb und unterhalb Berlins   fiaat- »cherseils zur Autfühlung gelangt; 2. der Stadt, nach Perfekt- werden dieses Abkommens mit dem Staat, auch schon vor Jenlung des Waffersptegel» der Spree   die Errichtung fester Brücken nach der Höhenlage deS Projekts gestattet wird; 3. die Ausführung all« eigentlrchen Wafferdauten, als Schleusen, «Lehre, Laggerungen, Stromprofilirungen, Ufermauern, der paulichen Leitung der königl. StaatSregierung, die Ausführung aller durch die Spreeregulirung bedingten, ab« dem Land- ««kehr dienenden Lauten, wie namentlich aller Brücken der ltadtifchen baulichen Leitung unterstellt wird. g,.Stadtv. N e u m a n n i wünscht die Uederweisung dieser Bor age an einen Ausschuß. Die Stadtv. Kürten, Jrmer, Dr. Virchow Zinnern daran, daß bereits einegemischte Kom- ?>iifior." fich mit dem Projekt beschäftigt habe und palten eine AuSschußberathung deshalb für überflüsfig. - Stadtbaurath Hobrecht hält ebenfalls die Frage für ??iits entschieden und glaubt, daß eS im Interesse der Sache °�ckmSßiger sei, alle etwaigen Zweifel in öffentlicher Sitzung iar Sprache zu bringen. v, Stadtv. NamSlau   wünscht den Antrag dabin verän- e«! daß die Stadt fich verpflichte, die Hälfte d« Kosten, in waxnno aber in Höhe von 3 200000 M. zu tragen. Die Zahl L" nur vorläufig angegeben. Derartige Gestchtipunkte ließen ober am besten in einem Ausschuß klären. . Stadtbaurath H o b r e ch t«widert, ß�aß die Summe dem ,-irag der Kosten gleichkomme, den die Stadt durch den Neu« Oon AM irthfi?« rnftin srn:»Ott Brücken an Entschädigungen zahlen müßte, wenn der d7, lst:sp>egel der Spree nicht erniedrigt werde. Die Sohle Z'rlufles müffe um 1 m gesenkt werden. Der Wafferv«kehr »Gütern werde hierdurch besonders gefördert werden. Die .habe die Prosperität der Stadt sehr gefördert. Sie hi j* jahrlich 75 Millionen Zentner auf ihrem Rücken. Wenn bin, Maaren nur um 1 Pf. pro Zentner durch bessere Fracht » würden, wären die Zinsen eines Kapitals von 15 Mil» M�n Mark erspart. Mit den 3 200000 Mark solle die obflnbl* Stadt fixirt werden, mit der fie fich definitiv nsR,®tttMo. Hoffmann Ii hält einen Ausschuß für un- thig. Er schweift im Uebrigen so sehr vom Thema ab, n vom Vorfitzenven zur Sache zu sprechen ermahnt «-den muß. Stadtv. N e u m a n n zieht seinen Antrag zurück. " �nlrag�S Magistrats wird. angenommen ule Mnet <T\ T A. D" �vuuvniui» wnv z», v fdbi.i e Errichtung einer höheren Bürger- eröffn 5 dem Schönhauser Thor, die zu Michaelis d. I. �Hörden"eittg.die Genehmigung der königlichen Stekt.."»«Ug genug emtrifft und an welcher zunächst ein «itum r« l dem Anfangsgehalt von 5400 M.. ein Lehrer mit T-b?lt balt bis zu 3240 M. und ein Lehr« mit einem Glfttot b 0n angestellt werden sollen, wird vom Ma- tintt Erwiderung deS Stadtv. Heller, der daran«innert, daß Stadtv. Hoffmann II stch vor Kurzem als Etadtvnordneter des Ostens präfentirt habe, meint Stadtv. Hoffmann N, daß, wenn Herr Heller seinen(RednttS) Kopf fich aufsetzen würde, er die Frage besser verstehen würde.(Gelächter.) Stadtv. Heller: Wenn ich mir einm andern Kopf auf« setzen wollte, würde ich mir den dei Stadtv. Hoffmann n nicht aussuchen.(Große Heiterkeit.) Stadtv. Hoffmann Ii: Damit beweist Herr Hell« nur seine Bescheidenheit.(Heiterkeit.) Damit ist der Zwischenfall erledigt. Die MagistratSoorlage wird angenommm. Ein Ausschuß wird für die Vorlage betreffend dm A n- kauf des Grundstücks Kommuntkation am Neuen Thor 9/10 zu Gemeindeschulzwecken eingesetzt. Damit ist die Tagesordnung erledigt. Schluß 7'/e Uhr. Es folgt eine nicht öffentliche Sitzung. Zokales. Jalouste« für Etseubahnwageu. Ein bei d« großen Hitze sehr deachtenswnther Vorschlag wird im Interesse dt« reisenden Publikums gemacht. Bekanntlich ist da» Reisen in den geschloffmen Koupeei während d« in den Mittags- und NachmittagSstunden herrschenden Hitze selbst bei herabgelassenen Koupeefenstern fast unmöglich, da die zum Schutz gegen die Sonnenstrahlen angebrachten Gardinen den Eintritt jede? frischen Luftzuges verhindern. Der betreffende Vorschlag geht nun dahin, anstatt dieser Gardinen verstellbare Jalousten, wie fie bereits auf allen amerikanischen Bahnen vorhanden find, anzudringen, die durch eine einfache Vorrichtung so gestellt werden können, daß die Lust frei ztrkuliren kann, wahrend die Sonnenstrahlen selbst nicht ins Innere dringen können. Schon seit langen Jahren haben die au der Berlin  - Görlttzer Eisenbahn belegenen Vororte über unzureichende Verbinvung Klage führen müssen, weil die frühere Verwaltung den lokalen Verhältnissen keine Rechnung ttug und dadurch die Entwickelung d« landschaftlich außerordentlich bevorzugten Orte Grünau, Hankelsablage, Schmöckwitz  >c. aufhielt. Bei der Verstaatlichung der Görlitzer Bahn, so schreibt man der Voss. Ztg.",«hoffte man eine beffne Zukunft, aber eS blieb beim Alten. Wenn auch einzelne Verbcsserungen eingeführt wurden, so wird doch gerade diese Strecke noch immer stief« mütterlich behandelt; der langersehnte Anschluß an die Stadt- bahn wurde langsam ausgeführt und dadurch die Betheiligten auf eine jahrelange harte Prob: gestellt. Die Verbindung ist jetzt allerdings da, ab« die Züge von und nach der Stadtdahn wetden von den Vororten in so ungenügender Zahl hinüber- geführt, daß die Verbindung selbst bescheidenen Erwartungen keineswegs entspricht; gegenüber d« von Jahr ,u Jahr ge- steigerten Frequenz wird fie immer schlechter. Während im Winterfahrplan 14 immerhin zweckentsprechende Züge hin und her verkehrten, von denen 6 über die Stadtbahn geführt wur- dm, ist im Sommerfahrplan, auf den man große Hoffnungen setzte, die Zahl der Züge fast dieselbe geblieben und die Zeiten find so angesetzt, daß die gewerblichen und sonstigen Verhältnisse, die stch nach oem Vorhandenen berausgedilvet haben, arg geschädigt werben. DaS lästige Umsteigen in Johannisthal  , im Sommer kaum durchführbar, ist für die im Vorortverkehr weiter Fahrenden auch ferner geblieben. Allerdings find s. Z. zum Zwecke des Umsteigens auf dem un- zureichenden Bahnhof Johannisthal   GeleiSanlagm gemacht worden, die jetzt um jeden Preis auch zu besagtem Zwecke be- nutzt werden müssen, obgleich üb« daS Unzweckmäßige dieser Einrichtung im Publikum nur eine Stimme herrscht. Während auf allen Vorortbahnen fich Beständigkeit im Fahrplan zeigt und nur im Sommer mehr Züge eingeschaltet werden, bleibt bei der Görlitz  « Bahn   die Zahl der Züge immer dieselbe, nur werden die Zeiten bei jedem Fahrplan so stnnverwirrend ge­ändert, daß es den Anschein hui, als wenn dieser Fahrplan als ein Versuchsfeld für den Betrieb angesehen würde. Alle diese Unbequemlichkeiten entstehen wohl zum großen Theil daraus, daß d« Vorortverkehr, der als erweitert« Stadtbahn- verkehr naturgemäß vom Betriebsamt der Stadt- und Ring- bahn geleitet werden müßte, einem BetriebSamt unterstellt ist, welches fem vom Schauplatz, kaum im Stande sein dürste, lokale Verhältnisse und Bedürfnisse zu beurtheilen. Sollte es fich deshalb dei Festsetzung der Lotalfahrpläne nicht empfehlen, wie dieS ja auch bis vor einiger Zeit geschah, die Stations- und Gemeindnorsteh« d« betheiiigte Orte zu Meinungs- äußerungen heranzuziehen? Ein wetterer Uebelstand für den Volortverkehr besteht in d« Fahrplanänderung zum 1. Juni. Dieser Zeitpunkt mag seine volle Berechtigung für den Weltv«lehr haben, der Lokalverkehr verlangt jcdoch eine Aendnung zum 1. April und zum 1. Ottober, da zu diesen Terminen die veränderten Verhältnisse in Wohnung und Schule auf die unbedingt Rückficht zu nehmen ist, eintreten. Ueber die Lohnverhältntsse der Frauenarbeit haben wir nach den Ermittelungen der Privat Enquete, welche s. Z. von den Leiterinnen der nunwehr geschlossenen Arbeiterinnen- Vereine veranstaltet wurde, noch folgendes nachzutragen: Ver- bältnißmäßig gut im Gegensatz zu anderen Arbeiterinnen steht stch eine Schirmnäherin; bei 12 stündiger täglich«, auch SonntagSardeit, erzielt fie einen Wochenverdienst von 12 diS 14 M.; andere dagegen bei gleicher Arbeitszeit ab« auch nur 6-8 M. Eine verhetrathete Frau, welche einen stechen Mann zu unterstützen hat, heimst bei ihrer aufreibenden Arbeit in einer Lederfärberei wöchentlich 9 M. ein. Sie ist täglich 10 Stunden thätig. Auf Henen. Westen arbeitende Nähe- rinnen verdienen in der Saison bei 12 stündiger täglich« und Sonntagsarbeit wöchentlich 810 M. Annähernd so viel, 9 Mark, verdienen in Posamentierfabrtken schaffende Mädchen. Die Arbeitszeit schwankt zwischen 12 und 13 Stunden. Viel zu wenig beschäftigt man fich mit d« Lage der Plätterinnen. Die Löbne find unglaublich niedrige, die Arbeit die schwerste und führt den Körper vor« zettigem Siechthum entgegen. ES gtebt selten einen Sonntag, geschweige denn einen Festtag. Bei 14 lüstündig« Thätigkeit können eS die Bedauernswerihen auf einen Wochenverdienst von 6 M, 7,50 M.. auch 10 M. bringen. Geradezu jammer­voll ist die Lage der Schürzennäherinnen. Eine immerhin sehr gewandte Arbeiterin muß 15 Stunden die Nadel handhaben» um dann am Ende der Woche 9 M. Verdienst ihr eigen nennen zu können. Das ist, wie gesagt, noch nicht zu wenig. Sogenannteeinfache Schürzen" anfertigende Näherinnen ver- dienen in der gleichen Zeit nur 6 M. Und zum Beschluß eine Dolmans- und Mäntelnäherin. Diese verdient bei 12stündig« täglicher Arbeitszeit wöchentlich 3 M. 2ßit brauchen dies« kleinen Statistik wohl keine weiteren Bemerkungen beifügen. Nur dies Erve: spricht nicht auS diesen dürftigen Zahlen daS Elend weiter Schichten unseres Voltes? Die miisten von den hier aufgeführten Arbeiterinnen find Frauen mit zahlreicher Familie. Entweder ist der Mann krank, arbeitslos oder sein Verdienst ist derart, daß er nicht zum Unterhalte d« Seinigen ausreicht. Da muß denn dieHüterin des Hauses" hinaus in's Wtittagleben, in den Qualm und Ruß der Fabriken oder an die nicht minder Tod und Verd«be« bringende Nähmaschine. Ab« w« erkennt und«faßt das? Zum Brand i« der Schinkestraße. Ueber den Tod, welchen die Wittwe Schöneberg in den Flammen fand, werden nun folgende Angaben gemacht: Frau Schönebcrg hatte in ihrer Wohnunaeinen kleinen eisernen Geldkasten in der Mau« eingemauert. Während die Flamme» bereits daS Gebäude beleckten, traten zwei Kutscher, Bedienstete ihres SobneS, in daS Zimmer der alten Frau, um fie zu retten. Die Alte bat die Leute, noch einen Augenblick auS dem Zimmer zu gehen und auf fie zu warten. ES wird vermuthet, daß dieselbe noch Werthsachen in den Schrank legen od« herausnehmen wollte, was fie vor den Kutschern nicht thun wollte. Inzwischen nahm ab« daS Feuer solche Dimenstonen an, daß die Kutscher   ihr eigenes Leben retten mußten; die Frau kam in den Flammen um. D« eiserne Geldkasten ist unversehrt und wohloerschlossen in der Mau« de« ausgebrannten Gebäudes vorgefunden und dem Vermögensverwalter der verunglückten Wittwe auSgeant. mottet worden. Die Wittwe Schulz, welche, um stch vor dem Flammentod zu retten, aus dem Fenster ihrer Wohnung sprang und sich schwer verletzte, wurde auf Kosten der Gemeinde R'r- darf in daS Krankenhaus Bethanien gebracht, die Aerzte hoffen daselbst die V«unglückte wieder herzustellen. Wer fich der beiden unerwachscnen Kinder derselben angenommen hat, ist dem AmtSoorsteh« zu RIxdorf bisher nicht mitgethttlt worden, so daß deren Aufenthalt der Behörde daselbst noch unbekannt ist- Auch die Lichterfelder   Feuerwehr war am Sonnabend unter Führung de« Ingenieur« im Patentamte. Herrn Bieder. mann, zur Hilfelerstung aufgebrochen, war aber, als gemeldet wurde, brenne in Berlin  , wiederum umgekehrt. Ka,� hat sich der Entrüstung« stunn über die ..Pferdewurst", den die Enthüllungen derD. Fleischer« 3?,iiung" hervorgerufen, etwas gelegt, und schon beschwört die Allg. Fahr Zeitung" einen neuen Sturm herauf, indem fie überMafsentäuschungen" folgende» zu berichten weiß:Den Handelsgeschäften der Kaufleute, welche dieselben mit den hiefigen Backern betr. d« Mehllieferungen abschließen, müßte eigentlich von letzteren eine weit größere Aufmerksamkeit zuge- wendet werden, als eS jetzt der Fall ist. Die Bäck«»erkaufen ver, chiedene Sotten Mehl, z.B.Null  «" undNull Null Mehl". zum Verbacken wird ab« gewöhnlich nicht eine, sondern Obrere durcheinander gemengte Sotten genommen. Die beste Qualrtat ist bekanntlich die mitNull- Null" bezeichnete. ES (omrnf nun ab« sehrhäufig vor, daß auS der geringeren, mit Null  " bezeichneten die beste Qualität,Null-Null", hergestellt wird und müssen bei dieser Umwandlung die Mehlkutscher hilfreiche Hand leisten. Sowie es nach ein« Bekundung eines schweren LastfuhrwerksbesttzerS" in einem Zivil-Pro, esse, den ein Mehlkutscher gegen seinen früheren Herrn wegen ein« Forderung auf Lohnzahlung für 14 Tage angestrengt halte, weil« auf eine 14iSgige Kündigung Anspruch machte, Usus ist, daß jeder Kutsch« von seinem Herrnohne Kündi- aung" entlassen wird, so ist eS ebenfallsUsus", daß die Mehlkutsch« den Auftrag erhalten, da und dort hinzufahren und so und so viel SackNull Null  . Mehl" abzuholen, je­doch mit der Bedingung, au« dem dott an einer destimmten Stelle lagerndenNull-Mehl"«stNull Null  . Mehl", also eine feinere Qualität zu machen und dasselbe dann den Bäckern alsNull-Null-Mehl" zu verabfolgen. Die vorzu- nehmende Prozedur ist sehr einfach und besteht darin, daß die Kutscher   die sogenanntenBlomben" oder Qualitätsdezeich- nungen von den eine geringere Qualität Mehl enthaltenden Säcken entfernen und dafür die Bezeichnungen feinerer Sorten an deren Stelle befestigen müssen. Die Mehlkutscher haben entschieden keine Vottheile hierdurch, sond«n führen nur den Auftrag ihr« Arbeitgeb« aus. In dem etngeleiteten gerichtlichen Konkursverfahren deS V«legerS der eingegangenenFreien Zeitung", des Re- dakteurS Dr. Hans Spazier zu Friedenau  , find nunmehr die Gläubiger vom kgl. Amtsgericht Ii hierseldst aufgefordert wor. den. ihre Forderungen bis zum 30. d. M. dem zum Konkurs- maffinv«walter bestellten Kaufmann H.'rrn(Södel  , Dresdener- straße 66, anzuzeigen. Als Termin zur Prüfung der ange- meldeten Forderungen ist der 19. August er. festgesetzt worden. Haussuchnug. Gestern Mittag von 11 bis 12'/, Uhr wurde in der Wohnung des Tischlers MerkowSky, Kraut- straße 35, eine polizeiliche Haussuchung nach verbotenen Druck- schrtften abgehalten. Die Durchsuchung verlief resultatloS. Hauptsächlich wurde nach polnischen Drucksachen gesucht. Vor ungefähr vi« Wochen wurde daseldfi schon einmal ge» haussucht. Die Zeutralspeise-Anstalt von Echirlitz, Beuthstr. 10, wurde gestern für ras Publikum eröffnet. Der Inhaber der- selben giebt fich Mühe, für einen ve! hältnißmäßtg geringen Preis ein ausreichende» Quantum von Speisen zu verabfolgen. Auch an Qualität lassen dieselben, wie uns verstchert wird, nichts zu wünschen übrig. Bterzwang existitt nicht, und wird das Getränk in Gläsern zu 5 und 10 Pf. v«zapft. Die hellen, freundlichen Räumlichketten machen einen äußerst sympathischen Eindruck. Für Damen stnd besondere Zimmer reseroirt. Die Periode der Sonntags-Ausstüge hat nunmehr mit dem wärmeren Wetter für die Werlin« begonnen und mit der Einsamkeit, welche bisher im Grunewald  , in der Jungfernhaide, und an den Ufern der Spree   und Havel   geherrscht, ist eS auf längere Zeit vorbei. Eine Partie zu machen auf einen Tag hinaus in daS Freie,Natur zu schwärmen" mit Butterbrod und Bayrisch   Bier, mit Sang   und Klang durch die Haide zu streifen, ohne befürchten zu müssen, von einem Schutzmann notirt zu werden das ist ja für den rechten und echten Spree-Athen« daS schönste Vergnügen! Weit in die Welt will er gar nicht, er bleibt am liebsten im Bannkreise sein« Vaterstadt, da gefällt eS ihm am besten, und kommt er einmal über diese Zone hinaus, so verglcicht« all' und jedes mit sein« großstädtischen Heimath, wie jener B«liner, der vom Rigi   auS den Sonnenaufgang betrachtete und für das herrliche Schauspiel nur die Worte übrig hatte:Wat nutz': mich det allens. wenn ick nich den Kreizderg seh'!"- Früher benutzten die B«ltn« ausschließlich zu ihren Landpartien die Kremier; in langer, oft doppelter Reche standen die großen Gefährte vom Brandenburger Thorr bi» zum Potsdam« Platz, und die Kutscher versuchten stch gegenseitig die Fahr- gaste streitig zu machen. In hellen Schoann kamen die ausfluglustigen Familien an,Mutter  " mit stattlicher Krtnoline, den schweren toder in der Hand tragend, die Töchter in frisch gestärlten Kleidern, die Söhne in schneeweißen Sommeranzügen,Vater" schon bi« häufig den Rock über den Arm genommen, in Hemdsärmeln, die Tabakspfeife im Munde, vergnügt mit den Weißbinflaschen kokettirend� welche �auS dem Eßkod« hervorlugten. Das liegt nun freilich viele Jahre zurück; die Kremser stehen nicht mehr in doppellen Reihen diS zum Le-pflg« Platz entlang, dafür saust aber die Sladtbahn über die Köpfe der Großstädter hin« weg und führt die Insassen im Fluge nach den beliebten Er- holunftSorten. Und wie gern benutzt die Einwohnerschaft dieses neue Verkehrsmittel! An den fiedz-hn Sommer- Sonntagen vom Mai bis zum August wurde die Bahn im vergangenen Jahre von etwa zwei Millionen Menschen benutzt, und es mußten wiederholt an den schönsten Sonntagen bis an 70 Exirazüge eingelegt werd n, so daß dann auf der 10,08 Kilo­meter langen Strecke nicht wenig« a!S 560 Züge an einem Tage verkehrten! Und trotzdem und trotz der Hohen Zahl der Betriebsbeamten und Arbeit«, wohl 900 im Ganzen. ist kein einziger Unglücksfall vorgekommen. In diesem Jahre nehmen an d« Beiöiderung nach dem Grunewald   auch die vorstehend erwähnten Dampfbahnwagen Theil, welche fast ebenso aussehen, wie die Pferdebahnwagen und recht schnell und fich« kurfiren. Wer weiß, wie lang« eS noch dau«t, und auch die Kremser verschwinden jetzt, wo mit den alten J.sti> tutionen gründlich aufgeräumt wird, gänzlich von der öffent» lichen Bildfläche. Ueber einen räthselhaften Todesfall wird uns nach» stehendes berichtet: Heute ftüb gegen 7 Uhr wurde der Zigarren- arbeit« Menzel in feiner Antonstraße Nr. 7 im Kell« be­legenen Wdhn.irng, auf dem Eopha fitzend, todt angetroffen. Neben ihm auf dem Fußboden lag ein Revolver, welcher noch 4 scharfe Patronen und zwei leer« Hülsen enthielt. Ein von der Wand gefallene? Bild, wslchis üb« dem Sopha gehangen