le. 134 Freitag, dc» 11. Juni 1886. III. Hakrx. Drgan für die Interessen der Arbeiter. ae$ Der plf G'schmiilil. Mau hat sich schoa viel daiüber abstritte», �tsch«ack uud wo er vorhaude« ist. Für dirje« .«a» guter _____________,7_____ ditjeuigen, welche 98 kouservative Autoritäten glauben, dürfte diesem Streite >8 ein Ende gemacht sein, denn der große Herr von �iauchhaupt, einer der Staatemänncr der kommenden 'Mervativen Aera, hat e« ja deutlich gesagt, daß der gute �schmack bei seinen Stande»genossen, rämlich beim Zunker. Mm. vorhanden sei und erst von da zu denniederen {"asten' hinabsteigen müsse. Die Wände de« Abgeordneten. Mise« haben gewiß schon manche» große Wort ruhig über 5 ergehen lassen; daß sie aber diesmal nicht gebebt haben, Mitte Einen billiger Weise in Verwunderung setzen, wenn in diesen Tagen fich nicht so sehr daran gewöhnt hätte, derlei seltsamen Erscheinungen zu begegnen. . Ter wie wir da» Zunkerthum überhaupt für eine .itlebte Erscheinung, für einen Anachronitmu» hält, der die Rauchhaupt'sche Prätension nicht ernst. Die «uberiiäcbtigen Gesichter' von gespensterhaften«hnenbildern, �lche der Stolz de« Zunker« find, können un« wenigsten« Gofolw ajcht imponiren und der längste Stammbaum ist ur un« ein werthloser Wisch, ist e« auch den ganzen Heu. 'lzen gesellschaftlichen Einrichtungen gegenüber, soweit nicht Ggenb welche klingenden Privilegien daran haften. Da« »von" vor irgend einem Namen hat heute auch wenig mehr i» bedeuten, seitdem e# in alle» Schichten der Gesellschaft iu H�se ist und verarmte Mitglieder de«.Schmaladel«" baviit eben so gut haufiren gehen können, wie die blau« gütigen Herren, die noch von dem ganzen Hochmuth thr«, vermoderten Ahnen erfüllt sind. Zu unsere Zeit Ifv der Adel herein wie ein» exotische Schlange, .sienwen Boden versetzt worden ist. Sie kränkelt y stirbt langsam ab. So geht e« dem Adel, der in dem Geist unserer Zeit nicht gedeihen kann. Da« führte Socobh sehr schön au« in der preußische« Monalversammlung. die am 30. Oktober 1848 über d,e Reffend: '�icht durch de« vorliegende« Paragraphen durch r8 Geist unserer Zeit, durch die ganze, au« diesem Ge,st �vorgehende Gesetzgebung ist der Adel faktisch aufgehoben. 'st gleichgiltig, welche Grabschrift wir auf seinen Leichen- m* setzen I' _ Da» ist auch so und man mag darau« er- 3*"' wa, ei heißt, wenn heute ein Zunker kommt den gute« Geschmack für fich und seineStande «. Jossen" ganz ausschließlich in Anspruch nimmt. New, JeuM'eton. Eine Mutter. Roman von Kriedrtch Gerftäcke». (Fortsetzung) n>»Keine Aufregung heut« Abend, liebe« Kind," fuhr die 2% fort, indem sie den in der That schon etwa» beton. TM Kragen vor dem Spiegel wieder w Ordnung brachte; Aorgen früh halte« wir ewen große« Familienrath, wir Paar von Deinen kleinen Geheimnissen gekommen; heute haben wir keine Zeit dazu." Rd�'ststorgen, liebe Mutter, morgen? O Gott, wa« uegt "-'"en dieser kurzen Zeit I" , in der That. mein Töchterchen: der erste ent. Schritt zu Deinem ganzen künftigen Lebeniglück ihn getrost, Du wirst e« nie bereuen. Aber da »hrhafna schon ein Wagen vor; rasch, Kind, d,e n..fUnd kein' Mitleid, kein Gefühl für da» eigene Kind einmal an» weinen an ihrem Herzen durfte tch C Gram I O, Mutter. Mutter, ahnst Du denn, w« weh Du mir damit gethan? Ader nein, nem, fie dost'"icht selber fühlen, wa« mir die Brust hier mit quäl- '% zerreißen will; ihr Gott ist der Ehrgeiz, dem " eigene Kind geopfert werden soll daß da« Herr von Rauchhaupt, unsere großen Dichter und Denker haben die Schätze ihre« Geiste« nicht für den Adel, für da« Zunkerthum allein aufgespeichert; soweit ist glücklicher Weise die Kultur vorgeschritten, daß diese Schätze Zedermann zu. gänglich find und wenn der gute Geschmack der wirk­liche und nicht der eingebildete da« Resultat dessen ist, wa» unsere großen Denker un« lehren, so werden hoffent- lich auch noch andere Leute fich eine« guten Teschmacke« rühmen dürfen, al« gerade die, welche einvon" vor ihren Namen zu setzen pflegen. Oder prägt fich der gute Geschmack der Herren Junker in ihrem Auftreten au« und ist da« bekannte Näseln ei« Symptom desselben? Wie würde wohl unser arme« Deutschland aussehen, wenn der gute Geschmack der Herren Zunker wieder zu seinem vollen Ausdruck käme. Wir müßten un« ängstlich in unsere Stadtmauern einsperren, u« draußen nicht von streifenden Ritternniedergeworfen", beraubt und in'« Burg - verließ gesperrt zu werden, wo wir schönsten« verfaulen könnte«. Oder wir säßen draußen und bebauten unsere Scholle; dawären wir leibeigen, zahlten großen und kleinen Zehnten, Zinsen, Gülten, Steuern und dergleichen, brächten unserem gnädigen Herrn Hühner, Eier, Korn und Obst, ließen unsere Felder von ihm zerstampfen und müßten ihm bei seinen Raubzügen Heerfolge leisten und Treiberdienste bei seinen Zagden thun. Wenn wir stürben, fiele unserem gnädigen Herrn da« Besthaupt zu, d. h. er nähme fich da« Beste au» unserem Eigenthum. Wir zahlten ihm den Schürzenzin« oder müßten ihm unsere Töchter überliefern, um dann von ihm H.... söhne gescholten zu weiden. Wenn seine Gemahlin in de« Wochen läge, peitschten wir Nacht« die Sümpfe, damit sie nicht durch da» Quaken der Frösche gestört würde. Wir schleppten Steine auf hohe Berge und bauten ihm dort die Zwing- bürge«, m deren Verließ er un« beim geringsten Vergehen werfen ließe. Wenn wir Hunger hätten und un« einen Hasen fingen, so könnte der gnädige Herr un« den Kopf abschlagen lassen, denn er wäre Richter zugleich und Herr über Leben und Tod. So sah e» in Deutschland au«, als der gute Geschmack der Herren Junker in den gesellschaftlichen Zuständen zum Vorschein kam. Und dieser gute Geschmack soll nunzu den niederen Klaffen herabsteigen?" Nein, Herr von Rauch- Haupt, dieniederen Klassen", die A r b e i t e r, haben einen anderen Geschmack; sie haben immer die humanen und großen Gedanken der neuen Zeit vertreten und manche« Zunkerlein müßte sehr weit heraufsteige«, wenn et die neuen Ideen, welche unsere Arbeiterwelt bewegen, erfassen wollte. Nein, geehrter Herrvon", mit dem ganzen auf- eklärten neunzehnten Jahrhundert danken besonder« die rbeiter für de« Zunkerthum«guten Geschmack!" Wenn ich denn allein im Leben stehen soll, will ich mir auch die Bahn allein suchen!" M Eine eigene, feste Entschlossenheit kam über da« junge Mädchen, fast noch ein Kind. Ihr Auge blickte klarer, ihr Schritt wurde entschiedener, und rasch trat fie zum Wasch- tisch, badete ihre Augen in klarem Quellwasser, ordnete sich da« Haar wieder ein wenig, festigte eine locker gewordene Blume in ihrem Schmuck und legte dann selber die kost- baren Brillanten um Nacken und Arme, die sie am letzten Weihnachten von ihrem Vater erhalten hatte. Da» Alle« nahm ihr auch nur wenige Minuten Zeit: rasch war fie damit fertig, und noch einen Blick in den durch zwei Girandolen erleuchteten Spiegel werfend, schritt fie in den Empfangsaal hinüber Der Mutter Blick ruhte wohlgefällig auf ihr, al» fie sah, in wie kurzer Zeit und wie vollkommen ,hr« Tochter alle« Andere von sich abgeschüttelt, wa« ihr den heutigen Abend zu trüben drohte ach wenn sie hätte in ihr Herz sehen können l Aber ein eigener unnatürlicher und starrer Trotz war über da« sanfte,"hingebende Kind gekommen: der tsnt- schluß, fich der Mach», die sie in Fesseln schlagen wollte, für Lebenszeit, und gegen ihren Willen, nicht zu beugen, und nur ein einzige« Mal schrak fie noch zusammen und fühlte, wie ihre Glieder zitterten. E« war der Moment, in dem der ihr bestimmte Bräutigam, Graf Bolten, den Saal betrat. Und wie Glück und Freude strahlend sah Graf Bolten au», al« sein Blick ungeduldig im Saal umherflog, die ihm bestimmte Braut zu suchen, und sie jetzt«kannte I Wie rasch glitt ex, nicht einmal d,e Eltern zuerst begrüßend, auf fie ,u und flüsterte, ihre Hand«greifend: Meine Paula, meine liebe, liebe Paula, wenn Sie wüßten, wie unaussprechlich glücklich mich d« heutige Tag macht I" Sie find so gütig, Herr Graf 1" stammelte Paula, tief erröihend, denn dem Manne gegenüb« war fie sich einer Schuld bewußt. Herr Graf? Wie kalt da« klingt!" rief Hub«» vor- I murftooll.Hab' ich mir noch keinen besseren Titel v«. Politische Urderstcht. Also, e« war völlig richtig, als wir vor einiger Zell sagten, daß man seitens der Polizei und der Richt« Petitionen an den Reichstag zur Erreichung besser« Arbeitsbedingungen (Arbeiterschutzzesetz) al« öffentliche Angelegenheiten im Sinne de« preußischen Vereinsgesetzes betrachten und solche V«eine, die d« atiige Petitionen berat hen und mit anderen Vereinen in Verbindung treten, auf Grund de« genannten Gesetze« auf» lösen würde. Diese Prophezeiung ist in Görlitz rrö tiich eingetroffen. Die Schließung de« dortigen Fachverein« der Maurer ist durch gerichtliche Entscheidung erfolgt, weil d» V«. ein politische Gegenstände in seinen Versammlungen erörterte und mit anderen Vereinen in Beziehung getreten ist. Die Er» örterung politischer Gegenstände wird namentlich in den Ver» Handlungen über Petitionen, betreffend dm Ardeit«schutzgesetz » entwurf ver Eoziallstenpartei, gefunden. Die Verbindung wird in Briefm gefunden, welche namen« der Kontrolkommisfioir zu Hamburg an den Görlitzer Maurerfachverein abgesandt find. Wir halten diese« Urtheil für einm Eingriff in die Reich«» gesetzgebung, da der§ 152 der Reichsgewerdeordnung ausdrück­lich alle Verbote aufhebt, welche fich gegen Vereint- gungm dehuf« Erlangung besserer Arbeitsbedingungen(Maxl- malarbeitStag, Aufhebung der SonntagSarbeit, Ar bester organt» sationen«.), richten. Dadurch ist auch die betreffende Bestim» mung de« preußischen Vereinsgesetzes aufgehoben. Wir glaudm, daß ein gewandt« Rechtsanwalt in Görlitz die ge» richtliche Entscheidung mit Erfolg angreifen könnte. Wird Herr Eugen Richter von der Regierung unter» fitzt? DerHamb. Corr.", ein offiziöses Blatt, schreibt: Jm Kreise Hagen find jüngst« Tage zwei von dn Arbeiter- Partei einberufene Versammlungen polizeilich inhibirt worden. Der einen wurde die Erlaudniß vnsagt und die andere nach kurzer Dauer aufgelöst und zwar, wie eS scheint, aus Giünden, welche annehmen loffm, daß die dortigen Ort». Polizeibehörden dem von der hiesigen Ar» beiterp artet sehr ernsthaft in« Aug�gefaßten I Eindringen in den in Wahlkreis chter'schei durchaus nicht etwa wohlwollend gegenüber» stehen. Die Regierung hat bisher die Sozialisten gewöhn» lich im Kampf geam die Fortschrittspartei gewährm lassen. Sollte fie Herrn Eugen Richter jetzt als den ungefährlich««» Gegner«kannt haben? Oder handeln die Hagener Behöldm auf eigene Faust? Streik« und Sozialdemokratie hat das Magdeburg « Schöffengericht ganz in Puttkamer'schem Sinne zusammmge» bracht. Dort hatte ein Maurergeselle Dittrich seinem Kollegen, der auf einengesperrtm" Bauplatz gehm wollte, zugerufen: Dorthin darfst Du nicht gehen, sonst werden wir Dich heute Abend." Hierbei streckte er die rechte Hand in die Höhe und schüttelte die Faust, so daß der arbeitSlustige Maurer e« für daS beste hielt, den nächsten Tag nicht wieder, ukommm. Das Schöffmgericht verurtheilte Dittrich zu 31 Tagen Gefängniß und begründete dieS nach derMagd. Ztg." folgend«maßen: ES sei notorisch, daß die ArbeitSeinsteüung der Maurer und Zimmerer Magdeburg» um Mstte Mai d. I. u. A. auf Grund dient, al« die fremde kalte Form? Seien Sie freundlich mit mir, Paula; mein ganze« Lebensglück liegt ja in Ihren Händen. Lassen Sie e« mrch mit einem Lächeln, nicht mtt einem Trau«dlick empfangen I" LebenSglück, Du groß« Gott, " sagte Paula mit einem Seufzer,wer von un« armen Sterblichen weiß, wa« die nächste Stunde für ihn bringt? Hoffen Sie auf kein Glück, Herr Graf; die Enttäuschung wäre zu furchtbar und schm«zlich»achh«!" Hoffen dürfen wir, liebe Paula." sagte Hub«t herzlich. ,e« ist da« schönste Vorrecht de« Menschen und sein Trost und Stab. Lassen Sie mir immer die Hoffnung, die mir Ihr lieber Anblick ftifch und warm in'« H«z gießt ab« wa« plaudern wir da." brach er lachend ab,so ernst und feierlich, al« ob wir zu einem Begräbniß und nicht zu ein« Verlobung gingen. Da kommt auch die Mama, die wird böse, wenn sie nicht fteundliche Gesicht« steht." Die Gräfin kam in der That heran, und Hubert sah sich für die nächste Zeit üb«haupt von allen Seiten m Ar- spruch genommen, da da« Geheimn.ß d« V«lobung ja doch nur ein öffentliche« war und all- Welt ihm ihre Glück- wünsche darbringen wollte. Und wo steckt George? Ich habe ihn noch mtt kemem Blick gesehen." Vorhin," sagte Hauptmann von Eeydlitz, der neben Hubert stand,fuhr« an mir vorbei, ab« mtt einem Gesicht wie eine Wetterwolke. Er sah mich gar nicht weiß d« liebe Gott, was er hat l" George?" ftagte die Gräfin«staunt.Wa» kau« d« haben, da» ihn v«drießlich machen dürfte? Er ist ja doch sonst i«m« da« Leben selber; ab«« hat Herne Mancherlei zu thun. Ich w«de mich einmal nach ihm um- sehen." Sie� traf George, al« sie da» nächste Zimmer betrat, in und er winkte sein« Mutt«, ihm üb« de» Gang zu folgen. .Ab« wa« hast Du nur? Weshalb kommst Du nickt zur Gesellschaft?" Zur Gesellschaft? und wa« ich habe? Heiland d«