150 M. ab bleibt 187 M. 50 Pf. Hiervon muß man zu« nächst die Beköstigung für 65 otbeilJlofe Tag« mit 50 Pf. pro Tag abrechnen, so bleiben noch übrig 155 M. Diese Ott» t heilen auf stch 547 Tage für Wohnung, Kleidung. Steuern, Seife, Licht, Biltungsmatenal, Tabak und sonstige GebrauchSgegen« stände mit täglich 34 Pfennigen! Dabei fehlt natürlich noch dai Schnäpschen, wodurch ja daS ganze Branntweinsteuerpro- jekt vernichtet würde. Der Auricher   Korrespondent merkt gar nicht, daß er stch mitten in die Reichsfeindschaft verrannt hat. Doch Scherz bei Seite. Zunächst muß unser Muster von Sparsamkeit ein Leben, nicht wie ein Mensch, sondern wie ein durch die Natur diesem untergeordnetes Wesen führen. Seife, Licht, Bildungimaterial können nicht angeschafft werden; jede Annehmlichkeit deS LebenS fehlt, die Wohnung gleicht einer Höhlr, der Körper de« Arbeiters wird schnell aufgebraucht und die Ersparntffe kommen dann einem allzufrüh gealterten und abgenutzten Arbeiter allerdings zu Gute. Diese Ersparniffe würden aber, wenn gut angewandt, zur Pflege de« Körper» und deS Geistes, unendlich viel mehr Nutzen und Segen dem Betreffenden bringen. Doch das geht uns weniger an. Jeder soll nach seiner Jaoon seligßwerden, und wer ein Sparkaffenduch der Gesundheit und Bildung vorzieht, dem sei daS unbenommen. Ader der Korrespondent deS oben genannten Wochenblattes spricht den Wunsch auS, daß eS unter den Arbeitern in jeder Stadt, in jedem Dorf sehr viele(womöglich alle!?) der» artige Muster der Sparsamkeit geben möge; dann würde Segen auf dem Arbeiterstande ruhen. Wir antworten auf solche Expeltmationen ganz ruhig: Dann würden bald alle Arbeiter verhungern! J«d«r halbwegs vernünftige Mensch weiß, daß die Pro- duktion stch im Wesentlichen nach der Konsumtion richtet. Wird wenig konsumirt, dann wird wenig produzirt; wird wenig produzirt, sinken die Löhne und die Arbeiter werden schließlich drodloS. Würden aber alle Arbeiter, welche doch den größten Theil der Konsumenten bilden, wie obiger Musterspararbeiter den dritten Theil ihreS Einkommen! er sparen, so würde die Ge- sammtproduktion in Deutschland   mit einem Schlage um min» bestens ein Viertel zurückgehen und somit auch ein Viertel der Arbeiter brodloS werden: resp. eS würden stch die Gesammt» löhne um'/« reduziren. Dann könnten die Arbeiter nicht mehr sparen, dann müßten Je immer weniger konsumiren und die Produktion würde weiter erabstnlm. Bekanntlich hat die nunmehr längst verschollene Spar» tbeorie des verstorbenen Schulze« Delitzsch   daffelde Loch. Das wird jetzt von seinen früheren Anhängern selbst eingesehm. Doch mögen noch in Andreasderg und Aurich   einig« Ueder- teste solcher antediluvianischen Theorien vorbanden sein, die ad zu in den Spaltm jenes Wochenblatt! ihre Auferstehung feiern. Wir halten selbstverständlich keinm Anlaß genommen, un! mit demAndreaSberger Wochenblatt" zu deschäfligen, doch wurde daffelde un! von einem Leser, so schreibt derGewerk- fchaster", dem wir diesen Artikel entnehmen, zur Besprechung zugesandt, dann aber auch ist eS ja ab und zu nöthig, alte Sachen wieder hervorzusuchen, um da! Verständniß der Leser erneut aufzustischen. Zum Schlufie aber rufen wir auS: Der Himmel bewahre unser deutsche! Vaterland vor solchenMustern von Spar- samkest!*_ Politische Ueberstcht. Der Reichstag   soll«utt bald wieder zusammentrete« und zwar, wie dem Kaozl-rdlatt vonzuverlässtger Seile" mit- getheilt wird, am 30. Juni, Nachmittag» 1 Uhr, um die zweite Berathung deS Entwurf! eine! Gesetze!, betreffend die Besteuerung des Branntwein! auf Grund de« zu erstattenden Bericht! der XXII. Kommission, zu beginnen. In der wohl vom ReichStagSprästdenten herrührenden Mittheilung an daS Kanzlerblalt heißt e»:Eine frühere Berufung de! Reichstag  ! läßt fich mit Rüctsicbt auf dm Umstand nicht vornehmen, daß der Bericht erst am 22. d. M. günstigenfalls festgestellt werden wird, die amtliche Drucklegung und Vertbeilung an die in der Heimath weilenden MUglieder vor dem 25. d M. nicht bewirkt werden kann, und überdies zwei hohe katholische Jesttage, daS JrohnleichnamSfest am 24. und der Peter PaulStag am 29. Juni gefeiert werden." Wenn e» nach dem Willen der Reichsboten girge, so würde der Reichstag   gewiß schon an demselben Tage wieder geschloffen werden, an dem er fich zu- fammenfindet. Soztalivische«. Da! KreiSamt verbot den neugegründe» ten Ardeiter-Wahlverein zu Mainz   auf Grund de! Sozialistm- gesetzeS. Di« Hertorder Blätter berichtm, daß am Sonntag Eozralistm in den Doberger Steinbrüchen«ine Versammlung abhalten wollten. Zwei Gendarmen trieben die Menge mit der blankm Klinge auseinander. Die Sozialisten, ca. 70-80 Mann, gingen hierauf, mit rolhen Schleifen geschmückt, nach Herford   und durchzogen die Straßen. hätte eine« der Mrtglteder die Rolle de» Hamlet   gleich und ohne Vorberettung Übernommen Direktion bäte um Nach­sicht." Soll ich Meier'« dickm Backen auch gleich an» zeigen?" Den werde« sie selber sehen na, wenn da« heut Abend gut geht..." Wär' e« nicht eigentlich paffend, Herr Direktor, wen« Sie selber vorher hinauf in die Loge zum Erbprinzen gin­gen und ihm.. Mit meiner großkarrirtm Hose?" rief Krüger,auf die mir noch der Esel, der Schulze, vorher die Lampe ge» gössen hat? Sehen Sie einmal den Oelflecke« machen Sie, daß Sie hinauskommen!" Da fingt die Ouvertüre schon wieder an." Na, dann warte» Sie, bis sie fertig ist nachher aber gleich der Vorhang braucht gar nicht wieder zu falle» Sie gehe» nur ab." E« war jetzt in der That weiter nicht« zu thu». Unten im Oichesier spielte» sie eine« jener monotonen Stücke, die gewöhnlich in Schauspielen die Zwischen» alte ausfülle» und nicht» find, als ei« musikalische« Ge» rausch, bei de« fich da« Publikum ungestört unterhalten kann, und»u»- und Eingehende die Thüre» werfe». Ist den» Rebe»och nicht unten?' fragte der Direktor ungeduldigwenn wir jetzt«och einmal eine Pause mache» müsse«..."..... Ich stehe zu ihre» Dienste, Herr Direktor," sagte aber dieser selber, wdem er in vollem Kostüm auf seine« Chef ' Er hatte die vorher aufgettagene Schminke abgenommen und sah eigentlich bei Lampenlicht geisterhast bleich au! aber zu der Rolle paßte e«. Da» Kostüm saß seiner schlanke», edlen Gestalt ebenfall» wie angegossen, und Krüger sah ihn ordentlich überrascht an. Und Sie habe« wirklich«och Konrage?" Sie sehe« mich vollständig bereit, meine» Platz au!» zufüll««." Na, Gott   gebe seine» Segen dazu Sie habe« e« selber gewollt." Die Delegatto« au deu König von Bayer« soll an» iieblich in Hohenschwangau   sehr übel aufgenommen worden ein. Man berichtet derVoss. Ztg.", daß aufgehetzte Banern und Laktten angeblich auf Befehl de! König! vor dem Schloß Schwanstein die Delegation insullirt und vom Eintritt abgehal- ten hätten. Die gesammte Delegation sei schließlich auf der Gendarmeriestation Hohenschwangau für verhaftet erklärt worden. Bei ver Autregung der Bevölkerung entstand Gefahr für da! Leben der Mitglieder. Drei Stunden später dewirkte der BezirkSamtmann die Entlassung der Delegation auS der Hast, nachdem die Proklamation de! Prinzen Lutt» pold eingetroffen war. Die Delegation trat dann ungehindert tn Tbätigkeit unter Assistenz der Gendarmerie. Der Zustand deS Königs verbot den Eintritt in da! Schloß. Nur die Aerzte und Wärter find um ihn beschäftigt. Schloß Sckwan- stein ist durch einen Gendarmeriekorton isolirt. Die Unter« suchung wegen deS Widerstände! der Berölkeruna ist«inge leitet. Gegen den Adjutanten Grafen Dürckheim soll im Fall de! WiederbetretenS de! Schlosse! ein VerhastSbefebl vorliegen. In einer Mittheilung derAugtburger Abend-Zettung" vom 9. d. M. beißt e«, daß fich der KrankheitSzustand de! Königs in der beklagenSwerthesten Weise verschlimmert habe; e! sei der von den Sachverständigen schon längst vorauSge» sebene ParoxpSmuS eingetreten. ES ist eine Verordnung er- schienen, nach welcher alle Telegramme über die Vorgänge tn Hohenschwangau   inhtbirt werden sollen. Die Bauausführung de» Nordostseekaval« soll nach osfiziösen Mtttheilungen mangels geeigneter technischer Kräfte in der ReichSoerwaltung nicht von dem Reiche selbst besorgt, sondern Preußen übertragen werden. ES soll aber in Preußen mit der Ausführung eine besondere, unmittelbar der Ministenal- instanz unterstellte Kommisfion betraut werden, ähnlich wie die! bei großen Hochbauten und bei größeren Eisenbahnbauten schon der Fall gewesen ist. Die PoleuauSweisuuge« haben so lesen wir in der KönigShütter Zeitung" immer noch nicht ihr Ende erreicht, «S scheint vielmehr, als od jetzt die dahinzielenden Verorv- nungen strenger gehandhabt würden, als in der ersten Zeit. Ein Herr von hier(KönigShütte  ), polnischer Abstammung, der aber in Preußen geboren und seiner Militärpflicht genügt hat, deffcn Vater seit dem Jahre 1833 in Preußen wohnt und mit einer Preußin verheirathet ist sogar die Qualifikation zum Re« serveuntero fizier defitzt, der jetzt in unserer(nämlich derKönig!- hütter Zettung") Druckerei deschästigt ist und dem man in jeder Hinficht da« beste Zeugniß autstellen kann, wurde für heute (8.) zum BezirkSfeldwedel beordert, um dort den Ausweisung!- defehl in Empfang zu nehmen. Der Bezirksfeldwedel will die Naturalisation de« betreffenden Herrn beantragen, mit welchem Erfolge bleibt abzuwarten. DieVoff. Ztg." schreibt:Vor einiger Zeit wurde gemeldet, daß zahlreiche B eamte der köntglichenEisenbahndirektionzuBromderg mtt polnischm Namen ihre Versetzung zum BetriebSamte Stettin   erhalten hätten. J-tzt wird un! auS Posen geschrieben, daß solche Versetzungen, welche natürlich mtt den Germani- firungSversuchen in Verbindung stehen, nunmehr auch auf da! Station», Strecken-, Zag- und Lokomotivper onal ausgedehnt find. StationSasfistenlen, Weichensteller, Lokomotivführer, Pack- meister u. s. w. deren Namen aufSki  " und ,,w tcz" endigen, find von den Strecken Posen- Thorn- Brom- derg und Posen-Schneidemühl nach der Provinz Pommern versetzt worden, natürlich, wie e! in der Regel in den VerletzungSoerfügungen heißt,auS dienstlichen Rückfichten. Unter diesen Versetzten befindet fich auch ein Lokomotivsührer au« Posen, der zwar einen polnischen Namen trägt, aber der polnischen Sprache überhaupt nicht mächtig ist. Ob derselbe eine Polin zu, Frau hat und deswegen in den Verdacht der polnttchen Propaganda gekommen ist, hat man nicht in Erfahrung dringen können. Auffallender W-ise find alle diese Versetzungen in den Amtsblättern der betreffenden Eisendahndirektionen, die sonst alle Personalveränderunaen bringen, nicht publizirt worden. Daß man eS seitens der Re­gierung neueiding! mit allen, die Polen   betreffenden An- gelegenheiten recht streng nimmt, beweist auch der ministerielle Erlaß, welcher die polnttchen akaderr ischen Vereine an sämmt» liehen preußischen Universitäten auflöst. Hierzu meint der Kur. Pozn.", man habe den polnischen akademischen Vereinen vielleicht eine ähnliche Bedeutung, wie seiner Zeit den Vereinen deutscher Studirenden und den Luischenschastm bei» gemeffen; e! sei dieS aber vollkommen irrthümlich, da die polnisch akademischen Vereine nur wiffenschasiliche Ziele und gegenseitige Hilfe bezwecken und die Politik vollkommen auS- schließen; da«S die Pflicht jede! gebildeten Menschen sei, die Geschichte und Literatur seine! Volke! zu kennen, so be- schästigen sie fich in polnischer Sprache mit diesen Gegen» Eänden. Die Studirenven möchten fich dem Befehl« der nioerfitätSbehölde unterwerfen; Sache der polnischen Ab geordneten aber werde eS sein, bei der ersten Gelegenheit eine Interpellation dahin zu richten, welche Gründe den Herrn Minister zu dem angegebenen Schritte veranlaßt haben. Die Musik schwieg; Sulzer   gab das Zeichen zum Auf- ziehen de« Vorhange  « und trat dann rasch hinaus. Wer da?" schrie ihm Mauser au« dem Souffleur- käste«, al» ersten Ausruf Bernardo's, entgegen, denn er hatte mit Schmerze« auf de« Beginn gewartet und glaubte natürlich, es sollte jetzt losgehen. Eulzer stutzte und im Parket, wo man de» Ruf deutlich gehört hatte, lachte« Einige. König Claudius sammelte fich aber rasch wieder, und vortretend und zuerst de» Erbprinzen, dann da» Publi- kum mit einer ehrerbietige» Verbeugung begrüßend, brachte er die Anzeige der stattfindende« Veränderung. Da« Publikum nahm dieselbe ruhig hin, und nur ein leise! Flüstern lief durch'! Parterre, denn kein Name war genannt und Niemand wußte, wer de» Hamlet spiele« solle. König Claudius aber ließ sich auf keine weitere» Erklärun- gen ei», und Mauser selber unten im Souffleuekastea war in der äußerste« Spannung, wer von Allen die Hauptrolle im Stücke so rasch übernommen haben konnte, daß er selber keine Ahnunq davon hatte. König Claudius aber war abgegangen. Au! der Kou» lisse   trat der wachthabende Posten, Francisco, vor und schul» terte seine Hellebarde, und Bernardo trat von der ander» Geile auf. Die erste Szene ging auch ruhig vorüber, und nur die Spannung de« Publikum« wurde mit der Verwandlung ge» steigert. Jetzt traten der König, die Königin, Hamlet  , Poloniu«, Laerte« und die Hofleute mit Gefolge auf, und aller Augen hinge« an dem Prinzen, aber jetzt nicht an dem Erbprinzen, sonder« an dem von Dänemark  , de» man mit seinem bleichen Antlitze nicht«inmal gleich erkannte. Aber plötzlich Niemand wußte, woher er gekommen flog der Ruf in in einem hörbare» Zischeln durch da« Theater: Rebe Rebe spielt den Hamlet!" Auf einer der vordersten Bänke saß Zeremia», der heute Rebe, wen» auch in einer kleinen Rolle, auf dem Zettel gefunden hatte und, ohne daheim etwa« davon zu sagen, i»'S Theater gegange« war, um ihn selber einmal spiele» zu sehe«. War e« doch überhaupt die letzte Roll« in der er hier auftreten sollte. Sei« Nachbar rief jetzt ebenfalls: Oesterreich-Uugar«. Der Abg. Kronaweiter hat dekannttich eine Unierfuchuna über da! Unwesen derAgenta provocatenrs verlangt. Er selbst führte in der Rnchsrathefitzung vom 7. Juni folgen« de! an:Unsere Polizeibehörden nehmen e! sich her au#, eigene Agent« provocatenrs anzustellen, welche Leute anreizen, Verbrechen zu degehen, damit fich dann wieder Einer rühme» kann, er habe ein Verbrechen entdeckt. Im Jahre 188t hat fich in Wien  «in HochoerrathSprozeß abgespielt. Em   Arbeiter soll Dynamit zu soz alistischen Zwecken erzeugt haben; ein Arbeiter war aber mit Wissen der Polizei dersenige, der da! Dynamit gemacht hat(Höst, hört! link!), der die Arbeiter unterrichtet und die Anderen dazu veriührt hat.(Hört, hört! linlS.) Dieser Agent provocateur hätte wegen Mit­schuld anaellagt werden rrüffcn, und nach d-n Grundsätze« über die Mitichuld hätte auch jener Polizei beamte angeklagt werden sollen, welcher ihn zu diesem Zwecke gedungen hat. (Sehr richtig! und Rufe ItnkS: Frank!?) Ich werde gefragt, od daS Frankl war. Ich weiß da! nicht; nur so viel ist gewiß, daß auf Intervention diese« derühm en ManneS   um mich nicht eine» anderen AukdmckS zu bedienen eine Adolttio» stattgefunden hat. Man hat durch kaiserliche Gnade diese» ganzen Prozeß niedergeschlagen. Ich forvrre die Regierung und den Justizminister auf, zu sagen, ob eS wahr ist oder nicht; und wenn eS wahr ist, frage ich, sird gegm die fchuld» tragenden Polizeideamten Maßregeln ergriffen worden?(Hört, hört! Rufe links: Pfui! Antworten! Antworten!) Ich komme auf die Behandlung eine! solchen Unglücklichen in dem polizei» ltchen Vorverfahren zurück. Die Betreffenden werden zur Nacht» zeit herausgeholt, e! werden erlogene Sachen erzählt, man sagt, daß die Anderen schon gestanden haben, schreibt die Piotokolle anders, al! ausg»sagt wurde. Solche Dinge fi'd mir geklagt worden, und e« desteht kein Schutz gegen solche Willkürlich keile« während de! polizeilichen Gewahrsam«. Man sperrt fie in be- sonders unreine, nicht deSir.fizirte Zellen mit dem Abschaum der Gesellschaft zusammen ein und sperrt Spitzel zu ihren. Auf diese Weise macht die Polizei von dem ihr nach einer alten Verordnung zustehenden Rechte Gebrauch, auf ein Ge» ständniß einzuwirken. Der Staatsanwalt stellt einfach den An' trag, au! Rückficht auf Paragraph so und so die Geheim» Haltung der Verhandlung zu beschließen; es dauert keine drei Minuten, dann heißt e«: eS wird dem Antrage stattgegeben, und so wird einer der Grundpfeiler unserer Straiprojeß Ord- nung erschüttert, eine Garantie für die stchere Rechtsprechung beseitigt. E« zeigt fich aber ferner noch, waS man in solchen Fällen zu erwarten hat. In Praz hat sich ein Fall ereignet» daß vor dem Schwurgericht ein Sozialist unter der Anklage de! Hochverrathe! stand. Der Verth idiger schilderte die Schwere deS Verbrechen! de! Hochoerrathes und fragte die Geschorenen, ob da«, was der Angeklagte begangen hat, mit einer solche« Strafe belegt werden könnte. Der Prästdent sagte in seiner Belehrung:Glauben Sie nicht, daß wir immer so schwere Strafen verhängen müffen, wir können auch geringere Strafe« geben." Diese! ExvosS war sehr schlau, und es hat auf die Geschwornen den Einoruck machen müffen, al! od die Richter wirklich die geringe Strafe anwenden wollen. So ist eS ge« lungen, einenSchuld!g"spruch zu erzielen, und die Strafe war zwölf oder fünfzehn Jahre schwerer Kerker, so daß die Geschwornen aufstanden und protestirten und sagten, fie wollen noch einmal berathen, denn fie hätten nicht gewußt, daß man eine so schwere Strafe verhängen weide." SchwetH. Im Nationalrath wurde am 8. v. M. ein Schreiben ver» lesen, durch welches der BundeSrath den Gesandten Dr. Roth in verlin deauftragt hat, mit der deutschen   Regierung in Unterhandlung über die Revision de» mit Deutschland   ver» «indarten Zolltarif» zu treten. Belgien  . Man schreibt der Wiener  N. Fr. Pr." auS Brüssel  ,, 10. Juni: Der Ardeiterkongreß hält Sonnabend, 10 Uhr Vormittag», bei geschlossen« n Thülen seine erste Sitzung. Auf der Tagesordnung steht die Beralhung der Mittel zur Erlangung des allgemeinen Stimmrechte». Sonn- abend Nachmittag! findet eine zweite Sitzung de! Kongresse» statt. In der Umgegend von Brüssel   henscht mit Rucksicht auf die Ardeiter-Demonstrattonen, welche für den 13. d. 2B- erwartet werden, eine solche P inik, daß die Bürgermeister da» Kriegsministerium bestürmen, Truppen in ihre Ortschaften zu entsenden. Die Lage in Belgien   schreibt man demBerl.Tgbl." fängt an, wieder böchst ernst zu werden; e! erfolgten Arbeit»- Einstellungen in Charleroi  , Gilly, Dampremy, Jumet, Cha« telineau, Montigny Seraing. Ueberall mußten zur Aufrecht- «'Haltung der Ruhe Truppen requirirt werden. Der radtkolt Peuvle kündigt für die kommende Woche einen gleich- zettigen Streik-AuSdruch in ganz Belgien   an- In Folge der Verbreitung wahrer und falscher Nachrtchtett« betreffend die angekündigten sozialistischen   Manifestationen ai  » Pfingst Sonntag herrsch tn Brüssel eine starte Panik; fast all« Bankier! bewaffnen ihr Personal, die Nattonaldank wird eiitt .Rebe spielt de» Hamlet!  ', und e< gab ihm einen ordentt liche« S-ich in'« Herz, al» er den AuSruf hörte. t Rebe den Hamlet«a, wenn da« gut geht!: stöhnte er, gleich dem Direktorwas»st denn da vorgt- falle« und de« unseligen, verzwe'felten Mensche« in de» Kopf gestiegen? W.nn er fich da blamirt und natürlick wird er, ist er für immer verloren!" Zeremia» wätt auch jetzt mit Vergnügen fortgegangen, den» er glaubie J* ahnen, wa« geschehen würde, und mochte da« Elend nich' mit ansehen; aber e« war unmöglich. Er saß gerade j# der Mitte im Parquet, und die Sitze waren so eng, da» die ganze eine Reihe hätte aufstehen müssen, um ihn hino**" zulasse«, und wa! für Aufsehen würde da! mitte» im** erregt haben I Er mußte schon bleiben, wo er war, u»° geduldig still halten. Wa» auch geschah, er konnte e» do<? nicht mehr ändern. h Und wie unbefangen der Mensch dabei aussah,«»: wie blaß aber auch! Während der König mit Polo»; sprach, unterhielt er fich mit de» Hofleuten, al« ob ih* ganze Geschichte gar nicht« anginge. Zm Hause fe'6' herrschte dabei»och immer einige Unruhe, und da« fläfi�V und zischelte an alle« Ecken und Ende«. Z» dem Aug»' blick aber, wo fich der König an Hamlet   wandte:« Doch«un, mein Vetter Hamlet  , und mein Sah«- herrschte Todten stille, und man hätte ei» Blatt Pap können falle» höre«. Hamlet   sprach ab«- seine kurzen Sätze einfach u verständig, die ersten Worte nur noch etwa« leise war noch zu befangen. Trotzdem oerstand man 1 Silbe, den» da« Publikum wagte kaum zu athme«, schon bei der Anrede an die Mutter:... Scheint, gnäd'ge Frau? Nein- ist! Mir gilt** scheint...", toi»« schien er seine ganze Fassung erlangt zu habe» oder vielmehr da! Publikum so vergesse», daß er nur Aug Ohr für seine Rolle hatte, und nach dem Abgange Uebrigea, bei den heftigm Worte»:... Zerschmölze doch die« allzu feste Fleisch, Zerging' und löst' in einen Thau stch auf. O, hätte nicht der Ew'ge sei» Gebot