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Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 136.

Kommunales.

w. Zur Industrie- und Gewerbe Ausstellung im Gewerbe- Ausstellung Jahre 1888. Der Magistrat hat beschlossen, den Anträgen des prootsorischen Komitees für genannte Ausstellung ent fprechend, bei der Stadtverordneten- Versammlung zu bean fragen, daß dieselbe ihre Genehmigung zur Benugung des Terrains des städtischen Partes in Treptov als Ausstellungs­plat geben und aus städtischen Mitteln als fonds perdu die Summe von 2 Millionen Mart als Beihilfe in der Voraus fegung gemähre, daß den bereits an den Reichslanzler ge stellten Anträgen gemäß das Reich eine solche Beihilfe von 3 Mionen Mart zu den Ausstellungskosten als fonds perdu Beiträgt.

In den öffentlichen Schlachthäusern des städtischen Bentral Schlachthofes fino im Monat Mai d. J. geschlachtet worden 8587 Rinder, 7766 Kälber. 15 554 Schafe und 21 653 Schweine; in demselben Monate 1885 dagegen 7772 Rinder, 8105 Räiber, 13 675 Schafe und 20 932 Schweine; im laufen den Jahre also zusammen 53 560 Thiere gegen 50 804 Stüd im Jahre 1885. Von den Thieren find zur menschlichen Nahrung ungeeignet befunden und deswegen aurückgewiesen und beanstandet worden 37 Rinber, 4 Kälber, 7 Schafe und 148 Schweine, zusammen 196 Thiere; unter den Schweinen 8 Schweine wegen Trichinen und 66 wegen Finnen. An einzelnen Theilen und Drganen find zurüdgewiesen und bean standet worden: von Rindern 1759. Kälbern 25 Schafen 421, Schweinen 1110, zusammen 3315 Organe und Theile.

Lokales.

Der

Die beabsichtigte Veränderung des Telegraphen Tarifs ist ein Hauptthema der Diskussion unserer gewerblichen Kreise geworden. An dem seit einem Jahrzehnt bestehenden Zarif zu rütteln, wird von den Meisten als eine Sünde be trachtet, vor der man die betreffenden Behörden gar nicht bringend genug warnen zu fönnen meint. Die jeßige Gebühren. Norm, zwanzig Pfennig Grundtage und fünf Bfennige pro Wort, ist Allen lieb und werth geworden es giebt taum eine einfachere Rechnung und die Einfachheit des Tarifs ist ein nothwendiges Erforderniß seiner Anwendbarkeit. jegige Worttarif mit der einheitlichen Grundtage für das ge Sammie Reich war ein genialer Gedante des Letters unseres Boftwesens; heute fiebt fich bas Alles so einfach und verständig an, daß Diefer und Jener billig fragen fann, was denn an der fimplen Sache nur genial sein tann. Es ist wie mit dem bekannten Ei des Kolumbus und wie mit anderen elementaren Dingen, auf die Tausende nicht verfielen, bis ein Einzelner plöglich einen Lichtgedanken hatte. Und welche Mühe loftet es in der Presse und im Reichstage, für den Worttarif Propa ganda zu machen! Allein alle Oppofition verftummte nach wenig Tagen, Jeder ward zufrieden, ganz nach seinem Ermessen, na mentlich ganz rach der Beschaffenheit seiner Kaffe depeschiren zu lönnen. Der Worttarif ist deshalb ein normaler zu nennen, weil er schon für ein Minimum von Geldaufwand Jeden befähigt, per Draht fich durch das ganze Reich zu verständigen. So kann z. B. Semand in Memel ein Telegramm nach Meß aufgeben und er bat das Vergnügen für 30 Pfennige, wenn er nur einen ein aigen Namen und den Dit angiebt. Solche Inappen Mitthei lungen fönnen natürlich nach vorhergegangener Verständigung allerlei bedeuten. Auf derartige minimale Telegramme wollten fich anfänglich nach Einführung des Worttarits die Telegraphen amter nicht einlassen, jedoch haben sie zufolge einer Weifung thres Chefs jede Einrede fallen laffen. Der fonkrete Fall, der au jener Entscheidung führte, wird vielleicht noch in Mancher Gedächtniß sein. Der frühere Abgeordnete Wölffel( Merseburg ) batte mit seiner Gattin verabredet: So oft ich nur meinen Namen telegraphire, schichst Du Abends einen Wagen zur Bahn, Der mich abholt. In Halle weigerte fich der Beamte die zwei Worte Wölffel, Merseburg " als Telegramm anzusehen, wor auf Wölffel den Fall bei der Etatsberathung im Reichstage zur Sprache brachte und so Abhilfe erfolgte. Tausende von tele graphischen Mittheilungen beschränken sich neben der Adresse auf ein einziges Wort, fie find also für nur fünfunddreißig Bfennig zu übermitteln nach dem neu vorgeschlagenen Tarif loftet die Minimal. Depesche 60 Pfg., also faft das Doppelte. Hoffentlich bleibt der musterhaft einfache Worttarif so wie er ist die Mehrzahl der Interessenten ist zweifellos nicht erbaut Davon, daß an einer so populären Norm gerüttelt werden soll. Die Arbeiten an der Kaiser Wilhelmsbrüde wurden Dieser Tage vom Architektenverein besichtigt, welcher vorher die

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Pfingsten!

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R. C. Der Walb hat seinen Schmud hergegeben, um bie Wohnungen von Arm und Neich mit frischem Grün zu bekränzen und Jung- Berlin piept auf den Kalmusftauben recht nachhaltig und unerquidlich. Alle Jahre wiederholen fich diese Anzeichen mit penibler Regelmäßigkeit, alle Jahre Peffimiften um die Pfingstzeit riechen unsere Simmer fagen wie eine Botanifirtrommel voll absterbender Maitäfer, Optimisten behaupten dagegen, daß der würzige Duft ber jungen Birkenreifer ein Stüd Waldpoesie in unsere be Scheibenen Räume trägt Alles tommt natürlich auf die Luffaffung an.

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Die Maien gehören eben zum Pfingstfest wie ber Tannenbaum zur Weihnachtsfeier. Eins ist ohne das andere undentbar. Gewiß ist das Schmüden unserer Wohnräume mit den Gaben des Frühlings eine unschuldige Sutte, und Niemand, außer einem eingefleischten Forstbeamten, tönnte ernstlich etwas dagegen einzuwenden haben. Gerade zu Pfingsten fühlt sich der Mensch hingezogen zur Mutter Natur, der Geist und die schaffenbe Kraft, die fich ewig verjüngt und ewig jung bleibt, zieht ihn mächtig an, und ber Zeichen Gemeinsamkeit ber Natur bringen wir das saftige junge Grün überall an. In den ruffigen, staubgeschwängerten Räumen der Fabriken herrscht der Birkenzweig, kann der Mensch nicht hinaus in die Natur, so holt er die Natur zu fich herein. Es ist eben nicht Jebem vergönnt, hinauszueilen bis zu ben Kreide felsen der Insel Rügen oder nach Rosmig und Dessau , und wer sich mit einem bescheidenen Ausfluge nach dem Grune walb begnügen wollte, ben schreckt ber unheimliche Gedanke ab, daß in diesem ausschließlich dem Sommervergnügen ge widmeten Gehölz immer noch der Möiber der Schifflings fchen Eheleute weilt, und daß derselbe dem einsamen Spa ziergänger denn doch eine recht unliebsame Ueberraschung

beretten tönnte.

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Das menschliche Leben spielt fich wie ein uhr­

Sonntag, den 13. Juni 1886.

Neubauten der Kaiser Wilhelmstraße( unter Führung des Res gierungsbaumeisters Jebeus) in furzem Rundgang besichtigt hatte. Die Rammarbeiten für die vier Brüdenpfeiler find, soweit sie durchführbar waren, rüftig vorgeschritten; gegenwär tig droht aber eine Berzögerung dadurch einzutreten, daß über die durchaus nothwendige Beseitigung der weit vorspringenden Fundamente des unvollendeten Dombaues leider noch nicht entschieden worden ist. Die Spannweite der Hauptöffnung be trägt über 20 Meter, die der beiden Seitenöffnungen je über 8 Meter, die gesammie freie Durchflußweite 38,60 Meter. Die Brüde ist dadurch bemerkenswerth, daß fie zur Erhöhung des freien Profils auch im Grundriß eine gewölbte Linie der pa rallelen Widerlag flächen zeigt, was bei der Ausführung ber weiten Bögen große Schwierigkeit darbietet. Man hat deshalb die Abficht, das ganze B.üdengewölbe in fleinerem Maßstabe die Absicht, das ganze B.üdengewölbe in fleinerem Maßstabe in Gyps auszuführen und darnach die Quadersteine endgiltig bearbeiten zu laffen. Zur Zeit wird der rechtsfeitiae Land­pfeiler betonirt und an der Stelle des rechtsseitigen Flußpfeis lers mit einem Vertikaldampfbagger gearbeitet. Bei dem linten Landpfeiler ist ein Petestmannscher Ertavator in Thätigteit. Die Erklärungen gab Regierungsbaumeister Pintenburg. Die neuerdings erfolgten oder angestrebten Be schränkungen in dem Betrieb der Restaurants und Gast wirthschaften machen die Vorschriften intereffant, welche die Fleden, Dorff- und Ader Ordnung, Signatum Cölln an der Spree , den 16. December 1702" in dieser Beziehung enthält. Da heißt es 20: In den Schenten, Wirths Häusern und Krügen foll teiner doppeln oder mit Starten spielen, noch Sant oder Hader anrichten. Daferne es aber einer thut, soll der Richter oder Schulze oder, wenn diese nicht zugegen find, der Krüger mit mehr Nachbarn zusammentreten, denen muthwilligen Bänkern und Spielern dos Spiel verbieten, den Aufwiegler aber bis auf das Amtsverhör in gefängliche Haft bringen.' § 23: Die Wirthe und Krüger sollen sehen, wem und wie fie 1hr Bier verborgen und nicht weiter trauen als fie wissen, daß fie fönnen bezahlet werden, auch einem Knecht nicht mehr denn vor 2 Groschen folgen laffen. Wollen die Krüger fich hierüber nicht in acht nehmen und für den Schaden selbst hüten, foll ibnen ben erhobener Klage hierüber feine gerichtliche Hülffe ge schehen."§ 26: Bu mehrer Haltung folches Artifuls foll der Krüger weder Unterthanen noch Knechten des Winters über 8 Uhr und Sommers 9 Uhr eine einzige Kanne Bier mehr zapfen, noch zapfen lassen, ben des Amts unnachläßiger Straffe. Denen Unterthanen aber foll, zu Behuf Frembder und Kranten, ein paar Kannen, doch daß fie solche vor 10 Uhr abholen laffen, gefolget, und der darwider handelt, soll gestraffet werden."

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Von besonderem Interesse sowohl für das fahrende Publikum, als auch für die Führer von Droichten, namentlich igt bei dem lebhaften Bingft und sommerlichen Verkehr ist Das Urtheil, welches vom tgl. Amtsgericht I in einer Straffache wider den Droschtentutscher Schulz wegen Tarifüberhebung gefällt wurde. Der Sachverhalt ist furi folgender: Am 1. März b. J. hielt Schulz mit seiner Doschte 2. Kl. auf dem Droschlen balteplage in der Herwarthstraße und wartete auf Fahrgäfte. Es war Abend und ein fürchterliches Wetter und hielt außer Schulz nur noch ein Droschkenfutscher am Plaze. Gegen 12 Uhr Nachts wurden beide von einer Gesellschaft von 10 Ber fonen engagirt, welche ursprünglich 3 Droschten wünschte. Da aber nur 2 Droschten am Blaze waren, so waren die Kutscher bereit, je 5 Personen aufzunehmen, wenn für die fünfte Person extra bezahlt werde. Diese gestellte Bedingung wurde ange nommen und so ging denn die Fahrt von statten, welche in Der Köpnickerstraße endete und erhob Schuls außer dem tarif mäßigen Fahrpreise eine Ertragebühr von 50 Pf. für die fünfte Person. Nach einiger Beit wurde er nach dem Kommissariat für öffentliches Fuhrweien beschieden und ihm bortselbst er öffnet, daß er sich nach Angabe eines seiner Fabrgäfte in ber Nacht vom 1. zum 2. März d. J. bei Gelegenheit einer Fahrt Don ben Belten nach der Köpniderstraße einer Tarifüberhebung schuldig gemacht habe. Obwohl Schulz angab, daß er vor Beginn der Fahrt den Fahrgästen gesagt habe, er be die fünfte Person mitnehmen, wenn er für die fünfte Person extra Bezahlung erhalte, erhielt er eine Strafverfügung über 9 M. Die Verfügung ftüste fich bauptsächlich auf§ 33 bes Droschten Reglements vom 20. Januar 1873, welcher lautet: Der Kutscher ist nicht verpflichtet, eine zweifigige Droschle mehr awei, in eine vierfißige mehr als vier erwachsene Personen und ein in beren Begleitung befindliches Kind unter 10 Jahren aufzunehmen. Sollten mehr Kinder an der Fahrt theilnehmen, so gelten zwei

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wert ab. Es wiederholen sich nicht nur die Aus­flüge zu Pfingsten, sondern es wird der wissens mitgetheilt, burftigen Menschheit auch wohin fich besonders hervorragende Mitglieder der Gesellschaft begeben, um weit ab vom Getöse der Weltstadt in lauschiger Wald einfamkeit die Pfingfeiertage zu verleben. Herr Stadtrath . reift morgen früh ab, um sich nach dort oder dorthin zu begeben," so lauten die welterschütternden Nachrichten, mit benen man um die Jetztzeit förmlich überschwemmt wird. Wie wichtig muß sich doch so ein Stadtrath vorkommen, wenn er in seinem Leiborgan diese Personalnotizen lieft, und wie sehr muß er, seine ganze Familie und sonstiger Anhang von seiner eigenen Unentbehrlichkeit überzeugt sein. Von unseren Stadtvätern lassen wir uns berartige Scherze noch gefallen, die Ehrerbietung, die eines jeben Unterthanen Herz beseelen muß, gebietet es uns, daß wir stets mit Liebe und Ergebung berjenigen Leute gebenken, welche sich mit Eifer und Treue der Erhöhung der Dividenden der Pferdebahn Aktionäre und sonstiger fommunaler Angelegen heiten widmen. Doch was dem Stadtrath recht ist, scheint auch dem Schauspieler billig zu sein, und so lesen wir benn auch alle Tage, wohin sich dieser oder jener Mime von einer hervorragenden Bühne begeben hat, um seine Ferien zu verbringen. Es ist kaum anzunehmen, daß die schon an und für fich nicht allzugeringe Bescheibenheit dieser Herr­schaften durch derartige Berichte irgendwie gebämpft würde. natürlich wird auch die Abreise des Herrn Stöder figna. liftet, der ebenfalls bem verjudeten und sündigen Berlin ben

Rücken lehrt.

So wird es kommen, daß man schließlich während der Feiertage allein in Berlin sein wird, denn Alles, was ein bischen was in" hat sich auf die Strümpfe gemacht. Leider find wir in Berlin noch nicht so weit vorgeschritten wie in anderen Hauptstädten. In Peft beispielsweise, wo man bes tanntlich augenblicklich emßig mit trawalliren beschäftig ist, hat man den Beschluß gefaßt, die A beitslosen während der Feiertage einfach einzusperren. Die Idee ist so übel

III. Jahogs

Kinder unter 10 Jahren einer und drei oder vier Kinder awek erwachsenen Betionen gleich. Eine zur Bedienung des Fabr gaftes gehörende Person ift der Kutscher verpflichtet, mit auf den Bod zu nehmen." Schulz erhob biergegen Widerspruch und tam die Sache nunmehr vor dem hieftgen Amtsgericht zur Verhandlung. Die beiden männlichen Fabrgäfte, welche an befagter Fahrt theilgenommen hatten, wurden als Beugen vers nommen und fonnten beide nur die Aussagen des angeklagten, daß er fte bei Beginn der Fahrt auf die Bezahlung für die Mitnahme der fünften Person aufmerksam gemacht habe, bes ftätigen. Demnach erkannte der Gerichtshof auf Freisprechung. In den Urtheilsgründen heißt es: Da der Angeklagte vor Beginn der Fahrt den Fahrgästen mitgetheilt habe, daß er nur vier erwachsene Personen aufzunehmen verpflichtet sei die fünfte Person jedoch mit Rüdficht auf das ungestüme Wetter mit nehmen wolle, wenn dafür bezahlt würde, so sei dem Ange tlagten teine Tarifüberbebung nachauweisen, wenn er fich für Die Mitnahme der fünften Berson 50 Bf. babe zahlen laffen. Berechtigt fet er sogar gewesen, von der fünften Person den vollen tarifmäßigen Fah preis au erheben.

Für den Betrieb der Dampf- Straßenbahn ist eine Polizei Verordnung erschienen, aus der wir nur die Bestim mungen für die Fahrgäste" erwähnen wollen. Es heißt da: Während der Fahrt darf nur an der rechten Seite der Pers fonenwagen ein und ausgeftiegen werden; die Eingänge an der linten Seite werden während der Fahrt geschloffen gebal­ten. Die Decfize dürfen von weiblichen Personen nicht bes segt werden. Das Tabalrauchen ist nur auf den Außenpläßen und in denjenigen Abtheilungen des Wagens gestattet, welche ausdrücklich als Raudloupés" bezeichnet find. Das Lärmen und Singen der Fahrgäste ist untersagt. Jm Janern des ges schloffenen Wagens ist den Fahrgästen das Stehen während Des Fahrens untersagt. Baffagiere, welche diesen Bestim mungen zuwiderhandeln, haben außer der Bestrafung die Aus­schließung von der Mitfahrt zu gewärtigen. Das Aufsteigen auf einen vom Schaffner als vollständig besest bezeichneten Wagen ist verboten, desgleichen das eigenmächtige Deffnen der Eingangsverschlüsse an der linken Seite, während der Bug oder Wagen fich in Bewegung befindet. Zuwiderhandlungen gegen die Polizei Verordnung werden, wenn das Strafgesetzbuch nicht eine höhere Ahndung verlangt, mit Geldstrafe bis zu 30 M. event. mit entsprechender Haft bestraft.

Das tönigliche Polizei- Präsidium erläßt folgende Bes lanntmachung, betreffend das Feilhalten von Fliegenpapier. Das Fellhalten und der Verlauf des giftigen unb arsenikbaltigen Fliegenpapieres ist nur den Apothekern und den zum Handel mit Giften berechtigten Kaufleuten und Gewerbetreibenden und auch diesen nur unter den beim Gifive fauf vorgeschriebenen Vorsichtsmaßregeln, insbesondere nicht ohne Giftschein und nicht ohne die Bezeichnung deffelben mittelft eines aufgedruckten Stempels als giftia" gestattet. Die Uebertretung dieser Vors schriften wird auf Grund des Strafgesezbuchs§ 367 Biffer 3 und 5 bestraft werden.

Das Sanitätswachenwesen in Berlin hat bis jepi nach leiner Seite hin eine Henderung erfahren, obgleich man weiß, daß sowohl der Polizeipräsident Frhr. v. Ria thofen als der Berliner Magiftrat dieser Angelegenheit ein großes Interesses widmet. Daß eine beffere Organisation und eine Vermehrung Der Sanitätswachen dringend nothwendig ist, wenn diese wohls thätig wirkende Inftitution einen allseitigen Werth erlangen foll, ift genügend anerkannt worden. Seitdem verlautete, daß die Behörden die Sache der Drganisation in die Hand ges nommen, hat eine Vermehrung der Sanitätswachen nicht statte gefunden. Es erklärt sich dies dadurch, daß man erst das Res fultat der amtlichen Maßnahmen abwarten will, ehe die eine jelnen Stadtbezirke, in denen es an einer Sanitätswache mangelt, die Errichtung einer Sanitätswache vornehmen. Im Interesse der Einwohnerschaft wäre es daher sehr zu wünschen, wenn sich der Magiftrat in der Sanitätswachenfrage bald schlüffig machen würde.

Dem Berichte über die Thätigkeit der ersten und ältesten Sanitätswache, Brüderstr. 22, für Monat Mat entnehmen wir, daß die Wache in diesem Monat ben Tag ihres 14 jährigen Bestebens gefeiert hat. Die Wache wurde im Mai 1872 errichtet und hat in dieser Belt in 7886 Fällen Leidenden diejenige schleunige Hilfe geleistet, welche sonst während der Nacht entweder gar nicht oder nur verspätet zu beschaffen gewesen wäre. Von dem an der Wache angestellten Bersonal find noch zwei heilgehilfen im Dienst, die bereits im Jahre 1872 bet Errichtung dieser Wache angestellt worden find. Es find dies die Heilgehilfen Höfer, Poftstraße 31, und

nicht, wenn die Leute eben nichts zu thun haben, so können sie fie wenigstens brummen. Beffer etwas getban, wie garnichts. Vergnügte Feiertage werden es allerdings wahrscheinlich nicht sein, welche diese Leute verleben. Aber auch in Berlin giebt es eine ganze Menge von Leuten, welche dem Fest mit sehr gemischten Gefühlen entgegensehen. Bei uns fagt man die Sache je doch etwas kühler auf; wir sahen beispielsweise gestern noch, wie einer der Stammgäste des Dönhofs Plages feine Bant mit Kalmus schmückte. Immerhin ist das em 3eichen, daß viele Leute des Lebens ungemach mit Ergebung zu tragen gewillt fiad.

Diese Leute reisen auch nicht, fie sind eins der konfer vativsten Elemente Berlins , stabil bis zur Unmöglichkeit. Für sie ist die einzige Forderung, die sie an Wochene und

Festtagen stellen: schönes Wetrer, damit sie ungestört in den Strahlen der Sonne weilen können. Aber Alles, was sich über diesen Stand erhebt, das bewegt sich heute und strebt nach freier Bewegung. Man will die Bäume fehen, wie sie draußen grünen und blühen, und wie ber milbe Frühlingswind die glatten Flächen ber Seen träufelt. Dieses Drängen und Treiben ist nur allzuverständlich und begreiflich, der Mensch ist eben von Natur nicht bazu da, sein ganzes Leben in den steinernen Käften zuzubringen. Er will sehen, wie Alles wieder neu entsteht in verjüngter Pracht, und an diesem Anblick will er sich felbst aufrichten, und Kraft und Muh sammeln zu neuer Arbeit, zu neuen Kämpfen. Denn fürwahr, die Beit ist danach angethan, daß man sich sammelt und stärkt, denn die Verhältnisse erfordern Männer, die an Muth und Kraft gestählt find. Wie die Natur ihre fiegreiche Gemalt aus fich flbst heraus hervorbringt, so wollen auch mir von derselben lernen, nur von uns selbst Hoffnung und Wiebergeburt zu

erwarten. Das lehrt uns das Pfingstfest der Geist, von

bem es spricht, ist der erleuchtete Menschengeist, der alle Schwierigkeiten überwinden, alle Widerfacher besiegen wird. In diesem Sinne wollen wir das Pfingstfest feiern.