Nr. IST
III. Jahrg.
crliurNKMI! Brgan für die Interessen der Arbeiter.
Nilkiwirthschastliihe Symxlmk. Die Auswanderuna hat abgenommen, wenigsten» Iber die deutschen Häfen. Während man früher in Ham> bürg und Bremen Hunderttausende von Autwanderern zu» sammenströmen sah, beschränkt sich die Auswanderung heute auf wenige tausend Meeschen, nnd die Schiffe der großen Rheder erqcfellschastsn leiden nicht mehr an Ueberfüllung. E< gab eine Zeit, da man, wenn man nach Amerrka fahren»ollte, sich feinen Platz beim Bremer Norddeutschen Lloyd oder bei der Hamburger Packetfahrt-Akiiengesellschaft vwa einen Monat vorausbestellen mußte, wenn man überhaupt mitkommen wollte. Do» ist jetzt nicht mehr nöthig; »an bekommt Platz genug. Die Auswanderung hatte ferner Zeit bekanntlich solche Dimensionen angenommen, daß man in verschiedenen Kreisen davor erschrak und auf den Gedanken verfiel, ein Gesetz zur Beschränkung der Auswanderung zu machen. Man wollte allen den Leuten, die noch irgend welche Verpflichtungen in der Heimath hatten, die Auswanderung verbieten. Zndeffen ließ man diese mittelalterliche„Idee* denn doch wieder lallen und e» kam keine bezügliche Vorlage in einem Par» lamente zum Vorschein. Mit der Beschränkung der Aus- Wanderung wäre man wieder in die vormärzlichen Zustände zurückgekehrt. Früher war bekanntlich die Auswanderung keineswegs frei, und es gab in Deutschland kleine Territorialgewalt, ge, die ihren llnterthanen die Auswanderung bei Todesstrafe verboten. Sie wollten den llnterthanen die Auflagen, die sie zu leisten hatten, nicht klaffen, und hielten deshalb alle AuiwanderungSlustigen �sbrttlich fest. Zndeffen auch in der Zett des„konserva- S®** Hauches* ist so etwa» nicht mehr denkbar und die » kiner Beschränkung der Auswanderung fand so wenig , daß eine Verwirklichung derselben undenklich «schien. , Man suchte für die damals so mächtig anschwellende «»«Wanderung alle möglichen Erklärungen und verstieg sich den abenteuerlichsten Behauptungen, statt die Gründe seser Erklärung einfach in den pol tischen und wirthschaft» n�en Zuständen zu suchen. Der industrielle Arbeiter, der uVc. ben Ozean fuhr, glaubte eben drüben Be» Ichäftiguag und lohnenden Verdienst zu finden, ®al ihm hierorts abging; der kleine Geschäft»- wann fuhr mit seinen letzten Bnarmitteln hinüber, um drü- j?».irgend etwa«' anzufangen, und der Bauer, den seine Scholle nicht mehr ernähren konnte, verkaufte sie, um mit kargen Erlös sich drüben in Amerika ein andere« Grundstück zu erwerben, da» ihn besser nähren sollte. Wie ®'«e Hunderttausende sich in ihren Erwartungen getäuscht besehen haben, läßt sich nicht Übersehen; e» werden ihrer
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JeuillÄon. Eine Matter.
Roman von Krtedrtch Serftäcker. (Fortsetzung) Jeremias athmete tief auf. Wie der Vorhang fiel, � e» ordentlich, als ob ein Alp von seiner Brust ge» "'« c-t— as~____
� �rdet, er tonnit cmuiu« ww#* .enutch Luft schöpfen, und ein eigene», merkwürdige» Ge» S, Durchzuckte ihn, als er dabei die verschiedenen, aber �mmmilich günstigen Urtheile über den neuen Hamlet »Na, nu seh' einmal ein Mensch an; wer hätte da» T�ebe zugetraut;? Nicht gemuckst hat er bi» jetzt, und als ob et nicht Drei zählen könnte, und nun rückt ui) einmal mit dem Hamlet betau».* itl,' ft�CT ber Hanbot hätt' ihn doch besser ge» ek*. 4* so viel, nicht die Probe; geschrien hätf er aber der verfluchte Kerl sah ordentlich wie ein ,�'3a, da« war nicht»,' sagte da ein Anderer,„die dem Geist kann ein Zeder spielen, die spielt fich an,r*—«ber nachher wollen wir einmal sehen! Mein "%%&'» nicht.* u,»««b wo«, er macht'S so gut er kann," meinte *n einer Hinteren Bank, und wer weiß cht i?*' wann er die Rolle Übernommen Hot? Der Hanbot %r,**4 aus dem Zettel.' »Wo« nur dem heute fehlt?" �»öthien? Er hat wieder'was zu viel— der Cham » wirb hau; gut geschmeckt hoben!' »nl chm nur noch Jemand'wa« borgt I Mir ist er bu-d-rtfünfziz Thaler schuldig- da« ist ein
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aber eher mehr denn weniger sein, al« man vermuthet. Der Herr Reichskanzler meinte einmal, die Auswanderung sei ein Zeichen von Wohlhabenheit, denn wer nach Amerika fahren wolle, der müsse doch Geld haben. Nun, wenn da« schon Wohlhad.nheit heißt, wenn man den PaffazierpreiS für« Zwischendeck nach Amerika bezahlen kann, so hätten wir in Deutschland allerding« viel wohlhabende Leute. Aber e» kommt in Bettacht, daß die Auswanderer eben Alle« zu Geld machen, selbst ihre letzten Habseligkeiten verkaufen müssen, wenn fie weggehen, und wenn fie im Besitze deS Erlöse» find, so kann man daS von NtchtSwegen nicht Wohlhabenheit nennen. Heute drehen unsere offiziösen Blätter nun den Spieß um. Die Auswanderung hat abgenommen und daraus folgern fie, daß im Lande nicht die geringste Unzufriedenheit herrsche und daß unsere wirthschafllicherr Verhältnisse, sowie die politischen zufriedenstellend seien. Da» ist ein sehr gewagter, ja gänzlich unberechtigter Schluß. Wenn Nie» manb einen Grund zum Mißvergnügen hat, warum beschweren fich die Herren Konservativen dann immer über die Lage der Landwirthschaft? Die fort« schreitende Verschuldung be» Grund und Boden«, die eine Thatsache ist, dürste denn auch den Bauern kein Vev gnügen machen, und die niedrigen Kornpreise, die in der sinkenden Konsumtionskraft der Massen ihren Grund haben, auch nicht. Wie et mit den Arbeitern aussieht, davon sprechen die zahlreichen Stteik«, die doch auch nicht au« Muthwillen unternommen werden. Daß die Auswanderung abgenommen hat, kommt zum großen Theil daher, daß die Elemente, die Mittel und Lust zum Auswandern hatten, eben ausgewandert sind, und so schnell wächst eine neue Generation nicht nach. Ohnehin ist die AuSwanderungSlust auch sehr gezähmt worden durch die Nachrichten, die au» Amerika kommen von Solchen, die drüben eben auch nicht vorwärt» kommen konnten. Manche kamen zurück und verbreiteten die Anschauung, der Geschäftsgang sei drüben auch nicht besser, wa» ja an fich richtig ist. Eine starke Auswanderung beweist immer, daß die hei' mischen Verhältnisse Übel sind; indessen au« einer mittel'. mäßigen Auswanderung den Schluß ziehen zu wollen, e» fließe daheim Milch Milch und Honig, wie einst im Lande Kanaan , da« ist ganz verfehlt. E« wird auch Niemand die erwähnte» Tttaden osfiziöser Blätter ernst nehmen wollen; jeder kann ja selbst sehen, wie e« bei uns steht.
Politische Urderstcht. Von der Rothwendtgkeit der Vermehrung der Ka» briktuspettoren haben wir unsere Leser schon zu wiederholten Malen überzeugt. Der Reichstag hat nun vor einiger Zett bei
„Da ist der Rebe ordentlicher, der bezahlt Alle«, wa» et laust.' „Ja, aber er kauft nicht»," lachte ein kleiner, dicker Mann;„der arme Teufel hat immer kein Geld...' „Bst, et geht wieder an I"— Da» Gespräch war abgeschnitten. Oben auf der Bühne hatte indessen eine andere Szene gespielt, und kaum fiel der Vorhang, al» der Dttektor, ordentlich verlegen, auf Rebe zukam und, fich die Hänve reibend, sagte: „Nun, Herr Rebe, ich gratulire I E«— es geht ja recht gut. Ich— ich muß Ihnen gestehen, ich— habe da« nicht erwartet." „Sie glaubten, ich würde durchfallen, Herr Direktor?" .Sufrrchttg gesagt,;a; da» Schwierigste haben Sie freilich noch immer vor sich, aber bei einer so plötzlichen Uebernahme einer Rolle ist da» Publikum auch immer rücksichtsvoll genug, ein Auge zuzudrücken Ich hoffe doch jetzt wenigsten», daß wtt das Stück zu Ende bringen." „Woran Sie bi» dahin gezweifelt haben. E« freut mich wenigsten», Herr Dttektor, daß Sie, wenn ich morgen Haßburg verlasse, kein so harte» Urtheil über mich fällen erden, al« da» bisher der Fall war. Ich habe Ihnen doch wenigsten« bewiesen, daß rch nicht Mo» zum Stühle» hinaustragen zu verwenden bin, und daß Sie mir die Rolle be» Güldenstern mit recht gutem Gewissen hätten anvertrauen können." „Mein lieber Herr Rebe"(„lieber" Herr Rebe hatte er ihn noch nie genannt), sagte der Direktor wirklich etwa» verlegen,„es— thut mir in der Seele leid, daß wir e» nicht stüher einmal mit einer etwa» bedeutenderen Rolle versucht haben I Halten Sie fich nur heute Abend tapfer; da« Publikum ist noch merkwürdig still, aber verlieren Sie den Muth nicht, e» gebt doch vielleicht noch gut.' „Mit ein klein wenig Nachsicht hoffe ich mein Versprechen zu lösen," sagte Rebe;„aber da» Orchester beginnt schon wieder. Entschuldigen Sie, Herr Direktor, ich komme nachher von der andern Seite und möchte noch ein Blick in meine Rolle werfen." „Bitte, lassen Sie fich um Gottes willen nicht stören!'
Berathung des Ardelterschutzaesetze» eine Resolution gefaßt, den Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu wirken, daß die Zadl der Inspektoren unter thunlich fter Verkleinerung der AufstchtS- bezirke überall dort vermehrt werde, wo fich das B e d ü r s n i ß zu einer solchen Maßregel herausstelle. Die Sosialdemokraten, welche eine Arbeitsorganisation in ihrem Entwürfe vorge- schlagen hatten, stimmten gegen diese Resolution, weil diesetde alS Abschlagszahlung allzu winzig und in einer Form geHallen ist, daß selbst der BundeSrath beim besten Willen damit nichts anzufangen weiß. WaS nämlich die Resolution verlangt, da» können und wervcn die Einzelstaaten von selbst thun. Wenn der Reichstag nämlich nicht anerkennt, daß ein Bedürfniß vorhanden ist, wenn er von einer„t h u n l i ch st e n" Verkleinerung der Bezirke spricht, so sagt fich der BundeSrath ein- fach, daß ein solcher„Druck", der gar kein Druck ist, auf die Einzelstaaten mindesten» höchst überflüsfig ist. In dieser Ein- ficht hat er auch die Resolution in seiner letzten Sitzung abge- lehnt. Er hat fich dadurch nicht unfreundlicher der Arbeiter« fache gegenüber gezeigt, alS die Majorität de» R-tchStagS. /ö W x � Ort—-—--—»----- JJ Sie Lobhudlerin aller Polizeimaßnahmen ist die „BaugewerkSzeitung" deS Herrn Baumeister Feltsch. In seinem neuesten Artikel über die Arbeiterbewegung im Bau» gewerbe bildet fich Herr Felisch wirklich ein, daß die Maß- nahmen der Regierung Berlin „vor höchst gefährlichen Störuraen" behüten, wie fie in den Nachbarländern heroorge» treten find. Wenn Polizeimittel und Versammlungiverbote eine Garantie für Ruhe und Ordnung waren, so müßte da» von den Anarchisten unterwühlte Rußland da» glücklichste Land auf Erden und der russische Kaiser der geficherteste Monarch in Europa sein." Da»„Verl . Tgdl." und die„Freis. Ztg." deS Herrn Eugen Richter liegen fich wieder einmal au» Brodneid in den Haaren. Da»„Verl , Tgbl." schrieb am Sonntag:„Seit setner Begründung hat ein vom Abg. Eugen Richter ge- letteteS Blatt fast täglich ein Interesse daran gefunden, die verschiedensten Organe der Presse anzurempeln und ohne Unterschied nicht allein die gouoemementalen, ultramontanm und nationalliberalen, sondern auch die meisten hnvonagenden freifinnigen Zeitungen mit nicht immer rein» licher Polemik zu bedenken. Wir selbst haben e» ver- schmäht, dem Richter'schen Blatte, da» fich gern oll offizielle» Organ der deutschfreistnnigen Partei aufspielt, fich aber schon zu wiederholten Malen eine Verleugnung durch andere maß« lebende Führer der parlamentarischen Fraktion der Deutsch- leistnnigen zugezogen hat— wir haben e« verschmäht, diesem blatte und feinen ungehobelten An, apfungm gebührend zu antworten. Nicht au« Rücksicht auf Herrn Eugen Richter , sondern im Interesse der liberalen Sache(da« lügst du. liebe» Tageblatt!), da wir wohl wissen, daß da« Waschen schmutziger Famtlienwäsche(also doch?) vor allem Publikum nur dem Dritten, hier dem gemeinsamen reaktionären Gegner, zur Genugthuung und Freude gereicht. Diese» unser Verhalten ist von hervorragenden Mitgliedern der Partei ge«
Der Dttrktor war die übertriebene Höflichkeit. Er kannte fich selber nicht wieder, und Peter« ging immer hinten auf dem Theater auf und ab und schüttelte mit dem Kopf. So etwa« war ihm in seiner Praxi» noch nicht vorge- kommen. Hinter der Szene stand Pfeffer al» Todtengräber mit dem Geist. „Wißt Ihr'wo» Neue», Barthel?" „Nicht«, mein Prinz," erwiderte Barthel mit den Worten de» Güldenstern,„außer daß die Welt ehrlich ge- worden..." „So will ich'« Euch sagen,' rief Pfeffer,„in dem Rebe steckt ein Schauspieler I" „E« brauchte kein Todtengräber vorn Grabe herzukom- men," zitirte Barthel weiter, nur mit einer Veränderung de« Texte«,.un« da» zu sagen— aber wo» für einer, ist die Frage." „Ein tüchtiger, wackerer Schauspieler I' rief Pfeffer in Eifer.„Hol' mich der Teufel, der Handor reicht ihm da» Wasser nicht in der Szene." „Bah,' sagte Barthel, der von der Schauspielkunst zanz eigene Ideen hatte,„er sprach den Hamlet etwa gerade o, al« ob Sie oder ich einen Geist gesehen hätten und außer ich wären— von Kothurn keine Spur— man darf doch nie vergessen, daß man auf dem Theater ist!"
„Ich will Ihnen'wo* sagen, Barthel," meinte Pfeffer, .Sie sind ein Esel und verstehen vom Hamlet gerade so viel wie der Peter«!"
�Ich will Ihnen'wa» sagen, Pfeffer," erwiderte Barthel,„wir sind gute Freunde, aber Sie brauchen de»- halb nicht gleich so grob zu werden..." „Ruhe da hinten, e» geht an I" rief der Inspektor au« der Koulisse heraus, und im nächsten Augenblick ging der Vorhang wieder in die Höhe. In der zweiten Szene erregte der neu geworbene Güldenstem mit seinem dicken Backen einige Heiterkeit, denn der Regisseur hatte ihn nicht mtt angemeldet; aber da» Publikum beruhigte sich doch bald darüber, denn Meier, al» welcher et bald erkannt wurde, war eine zu beliebte und all» bekannte Persönlichkett in der Stadt, für deren beste» Bier