Der Gauverein der Maler feiert am Sonntag, den 20. Juni, im Saale des Vereinshauses, Sophienstraße 15, sein erftes Stiftungsfeft. Anfang 3 Uhr. Billets find zu haben im Bereinslokal, Ritterstraße 123; ferner bei den Kollegen Rüßner, Grenadierftr. 18, arms, Mittenwalderstr. 46, und Rommris, Dranienstr. 52.

Verein zur Wahrung der Interessen der Korb­macher Berlins und Umgegend. Versammlung Sonntag, den 20. Juni, Vormittags 10 Uhr, bei Otto, Adalbertstraße 21. Tagesordnung: 1. Bortrag des Kollegen Herrn Frante über Entstehung und Entwickelung der Korbmacherei." 2. Bericht Der Kongres- Kommission. 3. Verschiedenes und Fragelaften. Neue Mitglieder werden aufgenommen.

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Allgemeine Kranken- und Sterbekaffe der Metall­arbeiter( E. H. 29, Hamburg ), Filiale 5. Sonnabend, den 19. Junt, Abends 8% Uhr, Versammlung der Mitglieder bei Adermann, Lothringerstraße 81. Die Mitgliedern der Filiale 3 versammeln fich am Sonntag, 20. Junt, Bormittags 10% Uhr, Manteuffelstraße 90, zur Regelung innerer Raffen angelegenheiten. Die Filiale 6 hält ebenfalls am Sonntag, Vormittags 10 Uhr, bei Krüger, Gartenstraße 123, eine Mit gliederversammlung ab mit der Tagesorduung: Das Ver halten einzelner Mitglieder in den Bahlstellen." Verschiedenes.

Verein zur Wahrung der materiellen Interessen der Fabrit und Handarbetter. Versammlung am Sonn tag, den 20. Juni, Vormittags 10% Uhr, bei Mablis, Andreasfir. 26. Tagesordnuug: 1. Monatsbericht. 2. Jahres abrechnung. 3. Neuwahl des Vorstandes. 4. Verschiedenes Bu dieser Versammlung haben Gäfte teinen Zutritt.

Fachberein der Rohrleger. Den Mitgliedern zur Nach richt, daß die Partie nach Darienfelde zur Besichtigung der Dr. Petri'schen Anlagen bestimmt am Sonntag, den 20. Juni, ftattfindet. Treffpunkt Vormittags 9 Uhr vor dem Anhalter Bahnhof .

In der freireligiösen Gemeinde hält am Sonntag, Vormittags 10 Uhr, Rosenthalerftr. 38, Herr Schäfer einen Vortrag über Freundschaft". Sonntag, den 27. cr. fällt der Bortrag aus. Am Montag, 21. Juni, Abends 8 Uhr, findet Niederwallstr. 20 eine beschließende Versammlung der Mitglieder statt, in welcher die Wahl einer Kommission vor genommen wird.

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Kranken- und Begräbnißkaffe der Gürtler und Bron zeure( E. H. Nr. 60.) Die Hauptzahlftelle im Restaurant Fleisch, mann, Dresdenerstr. 80, ist jeden Sonnabend und Montag, Abends von 6%, bis 9 Uhr geöffnet. Für die Sonntage ift Die Bablftelle aufgehoben, dafür ist jedoch die Geschäftszeit beim Rendanten Herrn Miesterfeld, Dranienstr. 2a, von 8-10 Uhr Vormittags festgesetzt.

Fachberein fämmtlicher im Drechslergewerk be­schäftigten Gemertsgenoffen. Versammlung am Montag, den 21. Junt, Abends 8 Uhr, bei Gratwell, Kommandantenstraße Nr. 77-79. Tagesordnung: 1. Geschäftliches. 2. Vortrag: leber gewerbliche Fragen". 3. Verschiedenes und Frage taften. Aufnahme neuer Mitglieder. Gäfte haben Butritt.

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Verein der Taubenfreunde jeden Sonnabend Abends 8% Uhr Sigung im Reftaurant Kleemann, Laufigerstraße 41. Gefangverein Sängerluft", Ballisadenstraße 9, jeden Sonnabend Abend 9 Uhr Uebungsstunde.

Reugegründeter Fachverein. Am Donnerstag fand eine Bimmerer Versammlung in Frankfurt a. M. ftatt, in wel cher fich der Fachverein fonftituitte. Auf Antrag des größten Theils der Anwesenden wurde beschlossen, statt der festgesetten Monatsbeiträge von 30 Bf. vorläufig nur 20 Bf. au erheben. Außer dem Vorftande wurden noch drei Kontroleure gewählt, welche darüber wachen, daß nicht, wie in anderen Städten, zu den Versammlungen unlautere Elemente Zutritt erhalten. Nach dem der als erster Borfigender gewählte Herr Heuer für die Wahl gedankt, forderte Herr Gehr in furzen Worten die An wesenden auf, den Verein hoch au balten, neue Mitglieder zu werben und jede ihnen von dem Arbeitgeber zugefügte Unbia sofort beim Vorftande zu melden, damit der Verein Gelegenheit habe, öffentlich zu befunden, daß Einer für Alle und alle für Einen stehen.

Vermischtes.

Ueber einen Mordversuch auf der Eisenbahn zwischen Paris und Versailles wird gemeldet: Ein Herr Colomb hatte in einem Koupee in der Nacht vom 9. auf 10. d. Platz ge nommen. Im Koupee befand fich nur noch ein junges ab chen. In Asnières stieg ein dritter Paffagter ein. Auf der vorlegten Station vor Versailles ftieg das junge Mädchen aus, und Herr Colomb blieb mit seinem unbekannten Gefährten allein. Man hatte noch eine Station, die von Viroflay paffirt. Wenige Minuten später schlummerte Herr Calomb ein. Ein heftiger Schlag auf die linte Stopffeite medte ihn plöglich. Instinktiv richtete er sich auf und gewahrte seinen Reisegefähr ten, einen amerikanischen Todschläger in der Fauft, im Begriffe, au einem zweiten Schlage auszuholen. Der Angegriffene zögerte nicht, sofort sich auf seinen Angreifer au stürzen, und verfuchte ihn zu überwältigen. Ein furchtbarer Kampf entspann fich, der Mörder machte ftch los und zwei neue Hiebe auf den Stopf streckten Herrn Colomb auf ben Roupeeft nieder. Derselbe stieß einen Schrei aus und blieb bewegungslos liegen. Aber er hatte das Bewußtsein nicht ganz verloren. Er erinnerte sich, daß die Koupeethüre geöffnet wurde und daß der Mörder versuchte, ihn mit fich herauszuzerren. In Folge einer instinttiven Be megung verfeste er dem Mörder einen heftigen Stoß, worauf Dieser ihn losließ und durch die Koupeethüre hinaussprang. Einige Sefunden später langte der Bug auf der Station Versailles an, Herr Colomb fam wieder zum Bewußtsein und berichtete, was ihm zugeflogen. Der Stationschef mit einigen Agenten machte fich sofort zur Verfolgung des Mörders auf den Weg. Man fand mit Leichtigkeit den Ort, wo er ber untergefprungen, etwa zweihundert Meter vom Stationsgebäude von Versailles entfernt. Der Boden war in Folge der legten Regen dort start durchweicht. Der Mörder war durch die Bes wegung des Buges seiner ganzen Länge nach auf das vom Regen durchweichte elastische Terrain geschleudert worden, so daß er teinen Schaden genommen hatte und entlommen fonnte. Die Untersuchung des Roupee's in dem Wagen, wo der Mord versuch stattgefunden, ergab, daß ein verzweifelter Kampf statt­gefunden haben mußte. Ungeachtet einer ziemlich genauen Bersonalbeschreibung des Mörders gelang es bisher doch noch nicht, beffelben habhaft zu werden. Der Zustand des Herrn Colomb giebt, obgleich dieser start verlegt ist, zu feinen Be fürchtungen Anlag

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Ueber die boshaften Streiche, einer den befferen Ständen" angehörenden jungen Dame in Hamburg wird der R. 3." gemeldet: Der Beweggrund zu dem boshaften Treiben bildete die Eifersucht. Ein junger studirter Mann, welcher in der Familie der 23jährigen Dame verlehrte, wurde von der selben besonders ausgezeichnet, ohne daß er die Huldigungen, welche ihm entgegengebracht wurden, erwiderte, vielmehr schenkte er seine Buneigung einer jungen Freundin der B. heißt das wegen ihrer Bosheiten in haft genommene Fräulein. In Der letteren reifte nun der Entschluß, die ihr vorgezogene Freundin moralisch zu vernichten, um dadurch den von ihr angebeteten jungen Herrn zu be ftimmen, fich von der Freundin ab und ihr zuzuwenden. Es blieb nicht bei der Anstiftung der Teufeleten und mehr als schlechten Späße, die in der Bustellung von Todtenkränzen, ge­fälschten Einladungsschreiben und Absagebriefen bestanden, das boshafte Weib etdichtete sogar schamlose Verdächtigungen, welche Ehegatten annonym zugestellt wurden und welche ftellenweise geradezu eine Vernichtung des häuslichen Glücks und

Friedens bewirkt haben sollen. Alle diese Dinge waren indeß nur Borbereitungen von langer langer Hand. Hand. Den unmittelbaren und Hauptschlag gegen ihre Neber bublerin führte die Verworfene dadurch, daß fie verdächtigende Briefe an fich selbst schrieb, diese ihrem Vater mit dem Ver langen vorzeigte, nach dem geheimnisvollen schändlichen Ver faffer zu fahnden, und dabei den Verdacht gegen ihre Freundin Durchblicken ließ. Die Folge davon war, daß der Vater den Muthmaßungen seiner Tochter schließlich Blauben schenkte und im Hinblid auf das zur Plage gewordene Unwesen, gewordene Unwesen, welches die geheime Briefschreiberet u. f. w. in der ganzen nächsten Umgebung anrichtete, Anlaß nahm, die Aufmerksamkeit der Behörden auf die besagte Freun bin seiner Tochter zu Tenten. Die lettere, ein 21 jähriges junges Mädchen, wurde benn auch zur Verneh mung vor die Staatsanwaltschaft geladen und hatte eine Reihe von Verhören zu bestehen, in denen ihr die schamlofen ver leumderischen Briefe vorgelegt wurden. Es fanden Schriften­vergleichungen ftatt, welche au vergleichungen statt, welche zu dem Ergebnis führten, daß mehrfache es wird behauptet, vier verschiedene- Gutachten übereinstimmend die Möglichkeit oder Wahr scheinlichkeit belundeten, die Verdächtige set in der That Die

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thre Handschrift verstellt habende Schreiberin der Schmähbriefe. Der vernehmende Staatsanwalt sab indeß schärfer, trop der Urtheile der Sachverständigen ver mochte er an eine Schuld der Verdächtigten nicht zu glauben, so daß dieselbe schließlich unbehelligt blieb. Scheinbar wurden weitere Nachforschungen eingeftellt, bis vor einigen Tagen die Polizeibehörde die Gelegenheit wahrnahm, in einen Lese­tlub einzudringen, an welchem die Angeberin und Be schuldigerin ihrer Freundin theilnahm. Es wurden hierbei Bücher beschlagnahmt, in welchen einzelne Briefe der Dame lagen, die fie an fich selbst gerichtet. Der Umstand, daß diese Briefe mit den Schriftzügen anderer von ihr geschriebenen große Aehnlichkeit besaßen, führte dazu, daß Fri. B. von der Staatsanwaltschaft in ein scharfes Kreuzverbör genommen wurde, bei welchem fie fich in solche solche Widersprüche widelte, daß genügende Gründe vorhanden waren, selbe in Untersuchungshaft abzuführen, worin fte fich zur Beit noch befindet und auch bis zur Eröffnung des Hauptver fahrens verbleiben dürfte. Dies die Sachlage des teuflischen, aus Eifersucht geborenen Blanes zur moralischen Vernichtung eines reinen, unschuldigen Lebens. Das Hauptverfahren wird soraussichtlich wegen der vielen als Beweismittel dienenden schamlosen verleumderischen Briefe unter Ausschluß der Deffent lichkeit stattfinden.

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Ein Wasserschener. Bei einer der lezten Rekrutenver eidigungen in Dresden fam folgender tomische Fall vor. In der Eidesformel stehen bekanntlich die Worte: dem Kaiser zu Land und zu Waffer treu zu dienen. Einer der neu Einzu stellenden, welcher jedenfalls der Ansicht war, das Wasser habe teine Ballen, wollte aufs Waffer nicht schwören, es wurde ihm augeredet, und er erhob wiederum die drei Finger, als aber Die Worte tamen: zu Waffer", sentte sich abermals die Hand. Nee, zu Wasser mag ich nich, e guter Landsoldat will ich fein, aber uf's Waffer mag ich nicht!" Erft als man ihm zum so und sovielten Male erzählte, daß der Eid für deutsche Land und Seefoldaten derselbe sei und man seinetwegen die Eidesformel nicht ändern könne, da überwand er endlich feinen Widerwillen gegen das Wasser und leistete den Schwur.

Kleine Mittheilungen.

Erfurt , 16. Juni. Ueber einen Mord in dem eine Stunde von hier entfernten Bischleben weiß die Thür. Poft" fol gendes zu berichten. Gestern( Dienstag) in der zehnten Stunde entspann fich beim Tanz zwischen einigen Erfurtern mehrerer Mädchen halber Streit. Besonnene Leute entfernten die Störenfriede aus dem Saale . Draußen entstand eine wüthende Prügelei, bei welcher ein junger Mann an der Hand verwundet wurde. Zwei der Kämpfenden, der Zimmermann Heinrich Koch aus Erfurt und ein bis jezt noch unbekannter Mensch, ließen nicht von einander. Koch lief davon, der andere hinterher. An einem Holzvortathshaufen, welcher dem Hirtenhause gegen ftbersteht, padten fie fich. Die mit im Hause wohnende Hebamme wurde durch den wüsten Lärm aufgeschreckt, stellte fich mit der Lampe in der Hand in die Hausthür und war Beugin folgender Schreckensszene. Der Unbekannte, eine schlanke Figur mit heller Wefte, dunklem Rode, dito Beinkleidern und barhäuptig, verlegte seinem Gegner einen muchtigen Meffer ftich in den Unterleib, dann sprang er in wilden Säßen zwischen den Gärten fort, dem nach der Gera führenden Feld wege zu. Der Schwerverlegte brach mit dem Ausrufe: Jest hat er mich geftochen!" zusammen, raffte fich aber wieder auf und schwankte hinter dem Attentäter her. Nach etwa 40 Schritten machte er jedoch Kehrt und eilte wieder auf das Hirtenhäuschen zu, wo er erschöpft zu Boden sant. Ein breiter Blutstrom floß aus der tiefen Wunde auf die regenfeuchte Erde. Als der Hirte und die Hebamme zur Stelle tamen, röchelte der junge Mensch nur noch schwach. Auf Anordnung des Bürgermeisters und des Gen barmen Weißenborn trug man Roch in das fleine Häuschen und legte ihn auf Stroh. Das Meffer batte das rechte Did bein und den Unterleib getroffen. Der Tod ist durch Ver blutung eingetreten. Noch an demselben Abend schaffte man den Todten nach der Leichenhalle. Kurz nach der That nahten awet Mädchen, jebenfalls diejenigen, um welche der Streit ent standen war. Des Mörders ist man noch nicht habhaft. Einer taubftummen Bischleberin, welche gegen 3/410 Uhr mit ihrem Rinde von Schmira aus zurüdlehrte, begegnete in der Nähe Bischlebens ein Mann ohne Kopfbedeckung, welcher es sehr eilig batte. Noch am Abend stellte der Gendarm Weißenborn ein Berhör an. Heute Vormittag fuhr er nach Erfurt und erstat­tete der biefigen Behörde Anzeige. Die Staatsanwaltschaft zu Gotha , wohin Bischleben gehört, wurde sofort benachrichtigt. Wir nahmen heute Gelegenheit, den Thatort einer Besichtigung zu unterziehen; von der Steinplatte vor dem Hirtenhäuschen an bis zu der etwa 40 Schritte davon gelegenen Gartenstadets ede ist das Erdreich mit Blut befleckt, auch am niederen Hof ftadet lebt Blut und die Gräfer am Wege find geröthet. Hoffentlich wird es gelingen, den Mörder bald dingfest zu machen."

Nikoleburg, 15. Juni. Gestern Abend brach in Laa ein beftiges Gewitter aus. Der Blig schlug in die Kirche ein; ein Mann wurde sofort getödtet, zahlreiche Personen verwundet. Der Blizschlag entzündete auch in Wildendürnbach einen Brand.

Eilenburg , 13. Junt. In dem Steinbruch bei Wildschüß verunglückten am Donnerstag zwei Arbeiter, Jentsch aus Auden. bain und Herbert aus Schildau , indem ein herabstürzender Felsblod fie unter seinen Trümmern begrub. Erfteter, welcher eine Frau und 5 Kinder hinterläßt, war auf der Stelle todt, Da ihm die Hirnschale eingeschlagen und der Brustlasten ein­gedrückt wurde. Lepterer lebte troß seiner ebenfalls schweren Verwundungen noch fast zwei Stunden; er hinterläßt die Ehe­frau und ein Kind.

Zürich , 17. Juni. Ueber den Krawall, welcher hier bei der Verhaftung eines ftreifenden Schloffergefeilen entstand, wird der Bürich. Poft" folgendes geschrieben: Unweit von St. Anna waren Steine auf die Köpfe der Polizisten nieder gefahren, welche den Schloffergesellen transportirten; auch einige Baffanten wurden verlegt. Nach verschiedenen Mah, nungen griffen die Polizisten zu den Revolvern unb gaben Feuer, die Einen in die Luft, die Anderen direkt auf die Menge. Bwei Knaben erhielten Streifschüsse in die arme, einem Wirth von Außerfibl soll eine Kugel die Hand burchbohrt haben; ein rubig zuschauender Arbeiter, ein erwiesenermaßen braver Mann, fein übel beleumbetes

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Subjekt, wie die N. 3. 3." behauptet, der Parquelboden leger Fischer aus dem Kanton Bern , wurde in die Brust getroffen. Man ließ ihn längere Zeit am Boden liegen. Ein herbeigebolter Arst fonstatirte innere Blutentleerung; man brachte den Ungiüdlichen nach dem Spital und heute Morgen 7 Uhr wurde die Kugel herausgezogen. Einer unserer Be richterstatter meldet uns über das nächtliche Treiben bei der Hauptwache: Es betheiligte fich dabei ein starker Prozentsat halbreifer Buben und dieses Element that das Möglichte zur Hebung des Standals. Der Verlehr war gehemmt. Etliche Male fuchten Sprechluftige die Maffe zu haranguiren, aber fie drangen nicht durch. An der Ede der Poft filiale veranstalteten die Meßgergesellen fleine Sozialisten jagden. Unter den Rufen Du bist auch im Selnau Dabei gewesen!" wurde hie und da einer aus dem Volle um ringt, mehr als einzelne Hiebe verhinderten aber die Besonneneren. Die Polizei schwärmte endlich mit aufgepflanztem Bajonet aus und säuberte endlich den Zugang zur Brüde, dann die Strede bis zur Martgaffe. Es wurden einzelneVerhaftungen vorgenommen. Die Stadtpolizisten waren durch energisches aber besonnenes Bureben der Kantonspolizei behilflich. Nach Mitternacht löften fich die Reihen und um halb ein Uhr fonten die Poften eingezogen werden. Beifügen wollen wir noch, daß ein Schuhmacher, der im Schüßenhause sprach und ber jedenfalls nicht unter die finsteren Miffethäter" gehört, über die Leichtigkeit, mit der ein Meister fich jezt einen Bolizisten verschafft, seltsame Eröffnungen machte. Sind die felben richtig und fte schienen uns wahr zu sein- dann allerdings fann eine bellagenswerthe Parteinahme zu Gunsten der Meister nicht geleugnet werden. Der Mann lonstatirte übrigens, daß der Polizist, der ihn abgefaßt, und der städtische Polizeikommiffär, zu dem er geleitet wurde, ihn sehr anständig behandelten. Eine strenge Untersuchung ist nothwendig. Der Landbote" meint, die gesammte Angelegenheit dürfte nächste Woche im Kantonsrath zur Erörterung gebracht werden. Wir beharren nach wie vor bei dem Saße, daß die Polizei die Leute, welche die Arbeit fortsegen wollen, zu schüßen hat, und daß das Hausrecht nicht ungestraft verlegt werden darf; wir weisen auf Gesez und Richter. Daß der Tam- Tam der Broklamationen", von dem wir gestern sagten, er beunruhige Die Bevölkerung, wirklich beunruhigt und gereist hat, müffen wir heute leider annehmen. Der Erlaß der Polizeidirektion goß Del ins Feuer. Wir stehen mit unserer Auffassung nicht allein und es schreibt die Bülach , Dielstorfer Wochenzeitung", die oft gerug in lezter Beit den Arbeitern berbe Dinge fagte: der Erlaß des Herrn Polizeidirektor Spiller sei sehr überflüssig gewesen, den Belagerungs­zustand haben wir nicht". Aehnlich urtheilt der Landbote". Von den Führern der Arbeiter erwarten wir, daß fie all ihren Einfluß aufbieten, erregte Genoffen vor Gewaltthätigkeiten ab auhalten; fie nehmen fein gutes Ende. Diejenigen aber, welche nach befanntem Rezept von gewerbsmäßigen Agitatoren" sprechen und somit gewerbsmäßig anschwärzen, darf man wohl baran erinnern, daß gewiffe, ausschließlich an die Einen der Kriegführenden gerichtete Mahnungen wiederum nur aufftacheln und von den gewerbsmäßigen Zagdieben, Bummlern und Individuen, welche fich beim Schoppen die Liebe zur Ordnung einflößen laffen, eher als Einladung zum Dreinhauen auf gefaßt werden."

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Rom, 15. Juni. Es werden immer neue Einzelheiten über die furchtbare Explosion in den Schwefelgruben von Nort bet Girgenti gemeldet. Die Bahl der aufgefundenen Todten beträgt bisher 72, bis jetzt wurden 14 Arbeiter gerettet. Eine starle Militärabtheilung ist fortwährend mit Nachgrabungen beschäftigt. Flammen und foloffaler Rauch, die fortwährend aus den Gruben bringen, erschmeren das Rettungswert ungemein, es spielen sich fortwährend herzzerreißende Szenen ab, nament lich in der Holzbarade, wo die meist furchtbar entstellten Todten ausgestellt werden. Die gerichtliche Untersuchung ist im Buge. Man behauptet, die Gesellschaft treffe für Außer achtlaffung zahlreicher Sicherheits- Maßregeln große Schuld.

Letzte Nachrichten.

Zu den belgischen Streits. In Quaregnon und Flénu haben 600 Arbeiter gestern Vormittag die Arbeit wieder auf genommen.

Die englische Wahlbewegung. Gladstone ist in Edinburg eingetroffen, er wurde unterwegs auf allen Statio nen, wo der Bug anbielt, mit großer Begeisterung empfangen. In der englischen Wahlbewegung wird auch Barnell eine hervorragende Rolle spielen; er gebentt zunächst eine Adresse an das englische Volt zu richten, um die Bedenken gegen die Home Rule Bill zu eniltäften. Auch die Jren in Amerika beginnen fich thätig in die Wahllampagne zu mischen. Bu nächst sammelt der irische parlamentarische Fonds- Verein burch das ganze Gebiet der Vereinigten Staaten Geld mittel zur Unterstüßung der Fren und ihrer Freunde im be vorstehenden Wahllampse. Es geben angeblich große Summen ein.

Die Prinzenausweisung im französischen Senat. Der Konfetipräfident Freycinet theilte gestern Nachmittags der Senatstommission weitere Einzelbeiten über die Drganisation der orleanistischen Partei mit. Natürlich ist trogdem in teinet Weise darauf zu rechnen, daß die jeder Ausweisung feindselige Mehrheit des Ausschusses etwa anderer Anficht werden könnte. Andererseits glaubt die Regierung nach der Nationalzeitung" noch immer, daß der Gesezentwurf im Senate angenommen werden wird.

Die griechische Deputirtenkammer nahm mit 30 Stim men Majorität in dritter Lesung die Vorlagen über die Re form der Wahlgeseze an.

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Aehnlich wie gegen die Maurer und Töpfer geht die Polizei nunmehr gegen die Tapezirer vor. Im geftrigen Reichsanzeiger" lesen wir: Es wird hiermit aur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Verein zur Wahrung der In tereffen der Zapezirer Berlins " einschließlich der mit heraus gabe des Fachblattes ,, Tapesirer Beitung" befaßten ,, Beitungs Kommission" nach§ 8 des Vereinsgefeges vom 11. Märs 1850 vorläufig geschlossen ist. Jede fernere Betheiligung an diesem Vereine oder etwaigen Neubildungen, welche fich fachlich als Fortsetzung desselben darstellen, wird nach§ 16 a. a. D. mit Geldstrafe von 15 bis 150 M. oder Gefängnißftrafe non 8 Tagen bis zu 3 Monaten belegt. Berlin , den 17. Juni 1886. Königliches Polizei- Präsidium. Freiherr von Richthofen.

Verboten auf Grund des Sozialistengesetes wurde die Druckschrift: Sozialdemokratische Bibliothet VII. Sosial politische Vorträge von Josef Dieggen. 1) National Delono misches. 2) Die bürgerliche Gesellschaft. Hottingen Zürich . Verlag der Vollsbuchhandlung. 1886.

Briefkasten der Redaktion.

A. R. 270. Wir haben schon öfter wiederholt, daß wir Fragen, welche den Scharfrichter betreffen, prinzipiell nicht be antworten. Wir fönnen auch mit Ihnen leine Ausnahme machen. Wenden Sie fich doch direkt an den betreffenden Herrn.

H. Waldstraße. Wenn Sie beim Antritt Ihres Arbeits verhältnisses mit Ihrem Arbeitgeber nicht extra vereinbart haben, daß eine Kündigung vor Auflösung des Arbeitsverhältnifies nicht stattfindet, so haben Sie die 14tägige Kündigung zu bean spruchen. Berllagen Sie also den Arbeitgeber bei der Gewerbe deputation des Magistrats( Röllnisches Rathbaus, Breiteftr. 20a). Sie fönnen die Klage mündlich zu Protokoll geben oder schriftlich einreichen; ibun Sie das lettere, so müssen Sie das Schriftftüd in zwet Exemplaren einreichen.

Verantwortlicher Rebatteur R. Gronheim in Berlin . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin SW., Beuthstraße 2.

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