aotifc) geführt worden, dessen Lebenszweck die Zerstörung der vtaatSkirche sei. Die Abmachung sei etwa folgende: Wenn die Dissidenten die Homerule-Politik der Regierung unter- stützen, werde Gladstone bereit sein, in der nächsten Eesston der Entstaatlichung der anglikanischen Kirche   näher zu treten. Die Meldung erscheint uns äußerst unwahrscheinlich. Das New. Yorker Komitee zur Verwaltung der irischen PariamentsfondS bat Parnell 20000 Dollar zu Wahl- Zwecken zugehen lassen. Baikauländer. Die theilweise Auflösung deS internationalen Blokade» Geschwaders hat nach demPestrr Lloyd" ihren Anfang genommen. Die Schiffe begeben fich sämmtlich dirett nach dem ZentralkriegShafen Pola. Von der griechischen Grenze wird gemeldet, dcß bewaffnete Banden, anscheinend entlassene Reservisten, auf daZ türkische Territorium überzutreten suchen, und daß die Pforte fich dem- nach genöthigt steht, in diesen Gegenden noch immer eine unver- bättnißmäßig große Anzahl von Truppen bereit zu halten. Trotzdem wird die Demobilifirung eifrig betrieben, und in wenigen Wochen werden die ganzen der Reserve angehörigen Mannschaften wieder an ihren heimathlichcn Herd zurück- gekehrt sein. Amerika  « Der Gouverneur des Staates N e w- B o r k hat eine Bill über die S ch u l d h a f t unterzeichnet. Durch das neue Gesetz erhalten viele Schuldner, welche mehrere Jahre gcfan- gen grhalttn wurden, ihre Freiheit wieder und zwar findet dieS statt hei Allen, welche länger als sechs Monate in Hast ge- wesen find. Der letztere Zeitraum wird nämlich nach dem neuen Gesetze das Maximum der Schuldhast bilden. Die Gc< nehmtgung des Gesetzes ist vor Allem den Anstrengungen Erastuü Wiman's, eines Kanadiers, welcher in New Uork wohn- hast ist, zu verdanken, und er setzte endlich durch, waS zahl- reichen amerikanischen philanthropischen Gesellschaften nicht hatte Klingen wollen. Afrika  . Sir Evelyn Naring hat im Namen der englischen   Regie- rung dem egyptischen Kabinete erklärt, daß daS Londoner   Ka- binet die volle Durchführung der prinzipiell beschlossenen R e- duktion der englischen OklupationS-Armee von dem Resultate der Mission deS an der sudanefischen Grenze weilenden ZivilkommiffärS Tschuhdi Pascha abhängig machen wolle. AuS diesem Grunde erneuerte Mukhtar Pascha seinen Antrag, daß, um einen guten Erfolg zu sichern, eine ange- meffene Streitmacht dem genannten Kommissar zur Verfügung gestellt werde. Gerichts-Zeitmtg. Zum Tode verurtheilt. Hirschberg, 19. Juni. Vor dem hiestgen Schwurgerich! wurde heut die Ermordung des Hausbesitzers Rößler zu Kalserswaldau, verübt durch dessen Schwiegersohn Rössel am 2. April d. I., verbandest. AuS der Vernehmung deS Mörders ging folgendes hervor: Rössel ist geboren am 2. August 1846. Seil 1873 ist er mit einer Tochter des ermordeten Rößler verhetrathet. Er hat keine Kinder. Seit dem Tage seiner Verhcirathung wohnte er im Hause seiner Schwiegereltern, zuerst in bestem Einvernehmen mst diesen, seit 8 Jahren aber in Zank und Streit. Auf die Frage, wer an diesem unerquicklichen Verhältnisse die Schuld gthabt habe, erklärt der Angeklagte, sein Schwiegervater sei sehr zänkisch gewesen, vor 5 Jahren habe sich derselbe sogar einmal an ihm vergriffen. Nach dieser Erklärung legte der Präsident dem Angeklagten die Frage vor: Sind Sie der- jenige gewesen, der am 2. April d. I seinem Schwiegervater 3 Kugeln in den Kopf gejagt hat? Die Antwort lautete: ..Ja!"Warum?"Mein Schwiegervater gab oftmals Schimpfreden und führte höchst be- 'Digende Redensarten gegen mich."Welche?" '.um Herbst nannte er mich einmal Schindluder."Wann haben Sie den Entschluß gefaßt, den Mord auSzu- 'Uhren?"Am 1. April in der Nacht zum 2. April nach Jmem abermaligen Streit!"WaS war die Ursache zu diesem Streit?"Ich hatte am I.April in der Stube, in der mein Schwiegervater auch anwesend war, daS Fenster aufgemacht, da befahl er mir, da» Fenster zu schließen, und dies wurde Ver- unlaffrmg zu einem heftigen Wortwechsel." In der Vor­untersuchung hatte Rössel einmal angegeben, daß er schon im vorigen Herbst den Entschluß faßte, seinen Schwiegervater zu wdten, und daß er stch deshalb schon damals den Revolver gekaust habe, nach einem anderen Protokolle ging er mindestens sett Wochen mst dem Mordaedanken um. Heut nimmt er viese Aussagen zurück und erklärt, er habe in der Nacht zum - April den Plan gefaßt und ihn dann mit Ueberlegunz auS- geführt. Weil er wußte, daß seine Schwiegermutter in der Morgenstunde im Stalle zu thun hatte, wählle er die Zeit früh um sieben Uhr und zwar in der richtigen Voraussetzung, daß lein Schwiegervater um diese Zeit noch schlafen würde. Um seine Frau fortzuschicken. wählte er den Ausweg dabei ärgerte, war, daß er ihm selber früher jede« Talent abgesprochen. Wer konnte das aber auch denke«, wer konnte das auch denke»?' murmelte er dabei immer vor fich hin;»so ei» Duckmäuser, so ein verwünschter Duckmäuser! Und Jvie geheim er das Alles gehalten hat und was wird die Zette dazu sage«? Nun ist'S ganz vorbei, nun ist dem Faß der Bode« ausgestoßen! Und Jeremias, der hat die ganz« Geschichte mit angesehen, seine Glatze leuchtete !» ordentlich unte» im Parket merkwürdig, rein merk- würdig! Er hatte sei« Hau  « erreicht den« diese abgelegenen Straßen schienen heute Abend von Menschen ganz gesäubert Zu sew, so war Alle« dem Fackelzuge zugeströmt schloß auf und tastete fich die dunkle Treppe hinauf. Wie er über de» Gang schritt, sah er durch da« über der Thür an- gebrachte Fenster, da« der Küche über Tag dürftige« Licht 5 eben mußte, bei seiner Schwester drinnen»och die Lampe kll brenne«. Pfeffer schüttelte mit dem Kopf. Da« Mädel saß jedinfallz noch da drinnen und arbeitete bis in die späte Nacht hinein, und der Jeremias hatte e« ihr streng ver- böte». Wettermädel da», und ihre Auge« sahen so schon tvth genug vom vielen heimlichen Weinen au« I Aber er wochte die Schwester nicht»ehr stören, die wahr- peinlich schon schlief, sonst wäre er gern noch tl»mal hinüber gegange« und hätte die Jette auch in'« Bett geschickt, oder ihr noch v,elle,cht gesagt. was heu� Abend vorgegangen: e« brannte thm ordentlich N der Seele. t. Da« war aber heute Abend zu spät, morgen früh er« fie's ja auch«och früh genug. Er ging leise an sera p'wmer hirüber, um nicht zu viel Geräusch zu mache», und ir wollte aufschließe», denn der Schlüssel stak immer von ?Uße«. Eg MU aber schon aufgeschloffen, wer konnte da "unen gewesen sein? » Kopfschüttelnd trat Pfeffer zu der Kommode, auf der veu«zxug stand, und entzündete ein Schwefelhölzche«, ließ aber vor Schreck wieder falle», daß es erlöschte, al««ine auch nach reiflicher Ueberleguna beim Frühstück zu erklären, daß thm die Suppe nicht schmecke und sie dadurch zu veranlassen, auS dem ernfernten Krämerladen für 10 Pf. Semmel zu holen. Nach ihrem Fortgänge begab er fich in da« Schlafzimmer seine« Schwiegervaters. Derselbe lag mit dem Geficht nach der Wand zu. Rössel ging ganz nahe ans Bett und zielte, den Revolver einen Fuß weit vom Schlafenden haltend, nach dessen Hinterkopf und gab hinter einander drei Schüsse ab. Darauf ging er vom Hause fort. Er behauptete, daß er fich alsbald hierher habe begeben wollen, um fich der Staatsanwaltschaft zu stellen, doch kann man ihm ferner keinen Glauben schenken, denn er nahm seinen Weg über VoigtSdorf nach Reibnitz. Dort wurde er von Gendarmen verhastet. Den Revolver hatte er auf dem Votgtsdorfer Felde unter einen Stein versteckt. Konstattrt ist und daS spricht mehr für eine Abficht zu entfliehen, daß Rössel am Tage vor dem Morde sich Geld leihen wollte und auch nach der That in Reibnitz eine Forderung eingezogen hat. Die Frage, warum er drei Schüsse abgegeben habe, beantwortet er:Um meinem Schwiegervater weiter keine Schmerzen zu verursachen!" Damit hatte die Vernehmung deS Angeklagten ihr Ende. Die Zeugen- Vernehmung ergiebt, daß Rössel ein sehr heftiger, aufbrausender Charaller ist, der zu dem Zank mit seinem Schwiegervater stctS die Veranlassung gegeben hat. Schon im vorigen herbst hatte er einmal dem Ermordeten mit Erschießen gedroht 1 Als die Frau Rößler'« in Folge der Schüsse, die ste im Stalle gehört hatte, in die Schlafstube trat, fand fie ihren Mann auS den drei Kopfwunden blutend. Auf ihre angstvolle Frage, wai vorgekommen sei, antwortete ihr der Schwerverwundete,er bat mich geschlagen" I Das waren seine letzten Worte.   Der Gendarm, der Rössel verhaftet hat, sagt au«, daß der An- geklagte fich noch da« Ansehen gegeben habe, eine große That vollbracht zu haben. AlS der Gendarm ihm mittheilte, daß sein Schwiegervater nicht todt sei, dedauerte er das sehr! Da» Urtheil der medizinischen Sachverständigen ging dahin, daß jeder der 3 Schüsse tödtlich gewesen sei. Der Staat«- anwalt plädirt auf Schuldig des Mordes I Der Verthetdiger kann stch bei dem Geständniß des Angeklagten nur den Aus- führungen des Staatsanwaltes anschließen, worauf die Ge- schworenen nach kurzer Berathung die Frage, od Rössel die Tödtung mit Ueberlegunz verübt habe, bejahen. Daraufhin beantragte der Staatsanwalt die Todesstrafe, die auch vom Gerichtshofe beschloffen wird. Der Angeklagte nahm den Spruch der Geschworenen, den Antrag der Staatsanwaltschaft, wie daS Urtheil deS Gerichtshofes mit ziemlicher Fassung auf. Ei« Aufsehen erregender Fall, welcher vor einiger Zeit verschiedene thüringer   Lokalblätter beschäftigte, hat vor einigen Tagen noch ein schöffengerichtliches Nachspiel in Gotha  erhalten. Die von ihrem Manne, dem Oderamtshauptmann Friedrichs zu Rtbnitz(Mecklenburg), getrennt lebende Frau, Elise, geb. FabriciuS, war, wie dem ,Leipz. Tagebl." geschrie- den wird, auf de» elfteren Veranlassung vor ca. 12 Jahren in der Jrrenheilanstalt zu Sachsenberg   untergebracht wo den, von der auS fie entflohen. Während dieser Zeit hatte fie in Zürich  studirt und alS Doktor promovttt und war darauf, da fie auch mehrere Sprachen spricht, als Schriftstellerin thälig. Da» ObervormundschaftSgericht ihrer Heimath hatte ihr gestattet, ihren Aufenthaltsort beliebig zu wählen, und ihrem Ehemanne die Pflicht aufgelegt, ihr jährlich 1200 M. als Alimentation auszuzahlen. In den letzlen Jahren hielt fich Frau Friedrichs in Weimar   auf, woselbst fie in etwai auffallender Meise lebte, die der Anficht Raum gab, daß e« wohl mit ihr manchmal nicht ganz richtig" sei. Der ihr bestellte Kurator, Recht»«« walt Dr. Böhme in Ribnitz  , welcher übrigen« die Unglück liche Frau während der Dauer ihrer Geisteskrankheit nicht ein einzige« Mal persönlich gesehen hat, beantragte nach eingezogener Erkundigung in Weimar  , die Behörde möge ihm bei der Festnahme der verehel. Friedrichs, welche zum Zwecke der Ueberführung in die Irrenanstalt Sachsenderg d.-rselden, woraus fie schon einmal entflohen erfolgen sollte, behilflich sein. Stach ergangenen Erörteruna-n ertheilt« daS StaatSmtni» sterium, Abth. de« Innern, in Weimar   die Genehmigung an die detreffende untergebene Behörde zur Unterstützung bei Fest- nähme der Frau Friedrich« durch einen Jrrenwärter der oben- genannten Anstalt. Letztere hatte aber von dem Vorhaoen Kenntniß erhalten und war schnell nach Gotha   übergestedelt, wo fie bei dem Maschinenmeister Ebert Wohnung genommen hatte. Hierauf hatte fich der obengenannt« Kurator mit dem gleichen Ei suchen an den Stadtratb in Gotha   gewandt. Nach Ausweis der ergangenen Gerichtsverhandlungen beauf- tragte der Bürgermeister Liebetrau einen Polizei- Afststenten und 2 Schutzleute mit derschonenden, aber destimmten Aus- führung der Maßregel". Diese begaben stch in Begleitung eine« Oberwarter  « in die Wohnung der Frau Friedrich«, um diese festzunehmen und mittelst Droschke nach dem Bahnhof zu tranSporttren. Da fich dieselbe der Festnahme widersetzte, hatten die Schutzleute so lange Gewalt angewendet, bis e« ihnen gelungen war, die Friedrich« gefügig zu machen, welche dann auch wirklich in die bezeichnete Irrenanstalt überführt worden ist. Der Vorgang der Festnahme hatte einen bedeuten- den Menschenauflauf verursacht und allgemeine« Aufsehen er- ruhige Stimme im Zimmer sagte:Guten Abend, Pfeffer! bist Du aber lange geblieben!" Hm Du meine Güte,' rief Pfeffer, aber immer noch «it uuterdrückter Sttmme, indem er rasch ei» neues Hölz- che« entzündete,wer, zum Henker, hat stch denn da Jeremias," setzte er jedoch in unbegrenztem Erstaune» hinzu, al« er beim Schein de« aufflammende« Phosphor» da« dicke, gutmüthige Geficht seine« Schwager» erkannte,wo kommst Du denn»och her?' Ich könnt'« nicht mehr aushalten," flüsterte Jeremias, ich mußte Dich heute Abend»och spreche» und fitze jetzt hier schon eine volle Glockenstunde auf einer Lichtscheere, wie ich eben entdeckt habe, die auf dem verwünschten Stuhl gelegen hat. Junge, mir ist zu Muthe, als ob ich tanze« müßte I" Auch eine sehr paffende Zeit und Gelegenheit dafür,' brummte Pfeffer, dem aber trotzdem nichts Liebere« hätte geschehen können, al« daß er seine» Schwager«och getroffen. Dabei zündete er das Licht an und setzte es auf de« Tisch. Na, wie war'S? Aber sprich leise, ich glaube, die Tust« schläft schon." Licht habe» sie noch; wie'« dunkel war, schien eS durch das Schlüsselloch da drüben herein.' .Da» Blitzmädel arbeitet wieder bis»ach Mitternacht; ich Hab» große Lust, hinüber zu gehe» und ihr die Lampe vor der Nase auszublasen. Du warst im Theater?' Ja, Pfeffer." Nun, wie pst ich glaub«, die sprechen da drüben «och zusammen.' Jettchen," hatte die Mutter, welche schon ei» paar Stunden geschlafe», die Tochter angerufen,bist Du denn «och auf, Kind? Es muß ja schon so spät sein.' Gar nicht, Mütterchen; aber morgen Abend ist ja der Ball, und ich muß doch denen die Arbeit fertig mache», denen ich sie versprochen habe; und der Brautkranz kam auch«och dazu." (Fortsetzung folgt.) regt. Zwei Monate später erschien in derThüringer Mon« tagizeitung" ein diesen Vorfall bctprechender Artikel, in dem ge« sagt wurde, der Fall mache eS zweifelhaft,ob wir noch in einem früheren Jahrhundert leben"; im Uedrigen wurde darin noch behauptet, die Schutzleute hätten die arme Frau die Treppe hinab geschleift" unv einer derselben hätte fich dem Publikum gegenüberrücksichtslos benommen". In diesem Artikel wurde eine Beleidigung der Polizeiverwaltuag und der Schutzleute er« blickt und gegen den ermittelten Verfasser Frauendorff tn Gotha Anklage wegen öffentlichst AmtSehrenkränkung erhoben. In der Gerichtsverhandlung wurden eine große Anzahl Personen als Zeugen vernommen,?on denen verschiedene bekundeten, daß die Frau Friedrichs, schräg auf dem Fußooden aufliegend, auf der Seite von den Schutzleuten festgehalten worden sei; eS wäre schrecklich gewesen, die Sacke mit anzusehen, geradezu bimmel- schreiend; die Frau sei förmlich die Treppe binabgeschleist wor- den; ein Z-uge sagte:Es war schicklich mit anzusehen, ich habe Nächre lang nickt schlafen können, so hat die Sache mich erregt." Die Schutzleute dagegen bekundeten übereinstimmend, daß ste dem ihnen ertheilten Befehl gemäß so schonend wie nur möglich vorgegangen seien daß fie aber, nachdem Frau Fried- richs fich gewaltsam widersetzt und da« Publikum für dieselbe Partei ergriffen und die Festzunehmende an den Beinen festge- hallen habe, die Frau Friedrichs hätten fest angreifen und fich selbst vor der Gefahr hätten schützen müssen, vom Publikum die Treppe hinabgestoßen zu werden. Der Amtsanwalt betonte, daß die Festnahme der Frau Friedrichs in deren eigenem Interesse nothwendtg gewesen und daß der Stadtrath zur Ausführung der Maßregel wohl berechtigt gewesen sei. Der Aitrlei enthalte sehr schwere Beleidigung, wishald er gegen den Angeklagten vier Monate Gefängniß beantrage. In gewandter Rede bestritt der Verthetdiger des Angeklagten, Justizrath Dr. Beck, daS Recht der Polizei, in dem vorliegenden Falle handelnd einzutreten. Die Festnahme der Frau Friedrichs fei nicht im öffentlichen, sondern nur in privatem Interesse erfolgt und dabei hätte die Polizei nickt mitwirken dürfen. Die Beamten hätten stch daher nicht in rechtmäßiger Ausübung ihres Dienstes befunden, und da könne nach einer Entscheidung deS Reichsgerichts von einer Beleidigung derselben tn Beziehung auf ihren Dienst keine Rede sein; er beantrage deshalb Freisprechung seines Klienten. DeS Gericht erachtete denn auch die Ausführungen des Ver« theidigerS für zutreffend und erkannte auf Freisprechung, indem ei ver Anschauung war, daß in dem betreffenden Artikel Be- leidigungen nicht entHallen seien. Soziales und Arveitervewegung. Zum Krankenkaffengesetz. Vom Schöffengericht Bleiche- rode find 28 selbftstänotge Weder aus d-n Dörfern Ascherode  , Buhla   und Lipprccht-rode wegen Unterlassung ihrer Anmeldung zur Ortskrankenkasse jeder mit 3 M. Geld- eventuell 1 Tag Haftstrafe und Tragung der Kosten belegt worden. Ferner wurden 10 Weber au» Sollstedt   wegen nicht nchtjeitiger An- melduna zur OrtSkrank- nkasse zu je 1 Mark Geld  - eventuell 1 Tag Haftstrafe und Kosten verurtgeilt. Schmutzkonkurrenz ärgster Sorte wird in AugSdurg getrieben, nicht von verkommenen, durch den Hunger exelutirten, de« Klassenbewußtseins baaren Pioletariern, sondern durch die Damen der Bourgeoisie, durch die Frauen deS höheren Beamtenthunti. Nicht auS Roth, nicht im Kampfe um daS tägliche Brod, sondern um Geld für Luxuszwecke u. s. w. zu v-rdtenen, nehmen die feinen Damen den armen Teufeln von Schneidergesellen die Arbeit fort, drücken die Löhne und oermehien dadurch daS soziale Elend. Tie große Masse deS Volkes zahlt Steuern über Steuem, wird immer mehr prole- taristrt, die Herren Beamten erhalten gute Gehälter, WohnungS« geldzulagen, und die edlen Frauen fertigen den Konfektionären eine Männerbose daS Stück für 50 Pfennige, eine W e ste für 20 Pfennige. DaS geht denn doch übet'S Bohnenlied. Die DUnstmädchen tragen daS Packet inS Ge- fchäft, und hinterher geht dieMadam" mit dem Schleirrhut, um denVerdienst" einzustreichen. Auf dieBerichtigung" der Herren Hörster au« So- l i n g e n erläßt der Cinfeudtr deS betreffenden Artikels, Walter WafferlooS auS Höhfchetd bei Solingen  , in derFreien Presse für Berg und Mark" folgende Erwiderung: 1. WaS zunächst die Frist anbetrifft, welche den Herren Hörster von dtm Gewerberath Herrn Dr. Wolff zur Anbrin­gung einei neuen Ventilator« gegeben worden ist, so erlaube ich mir die leise Anfrage, od die Herren denn auch ableugnen, daß ihnen der Gewerberath Herr Dr. Wolff die baldige Andringung etneS neuen Ventilator» sowobl, als auch der in ihrer Fabrik theilS mangelhaften, thetls gänzlich fehlenden so» genannten Riemenfänger anempfohlen hat? 2. Wann der neue Ventilator bestellt worden ist, will ich dahin gestellt sein lassen. Dtß derselbe am 15. d. MtS. in Thäligekeit gesetzt worden ist, hat jedoch seine guten Gründe. Die Herren brauchen deshalb also nicht groß zu thun. ES war nämlich an demselben Tage die ihnen von Herrn Polizei« kommiffar Dralle gegebene Frist abgelaufen. Aus Kunst und Leben- Ein Recheruxempel fürkleine Mädchen". Der Lirgnitzer Anzeiger" erzählt: In einer Klaffe der Mädchen« Bürgerschule in Liegnitz   gab die Lehrerin ihren Schülerinnen am letzten Sonnabend folgende» Exempelüber Sonntag" auf. Von 880 788 889 soll so lange die Zahl 619 abgezogen werden, bis nichts mehr übrig bleibt. Dre armen Mädchen rechneten am Sonntag stundenlang und die neunstillige Zahl wollte nicht kleiner werden. Da ste mit der Aufgabe nicht fertig wurden, fingen ste schließlich zu weinen an, in Folge dessen die Eltern aufmerksam wurden. Einige Väter rechneten nunmehr etliche Stunden lang weiter, natürlich ebenfalls, ohne ein Resultat zu erzielen. Denn wenn man von der neun- stelligen Zahl 880 788889 die Zahl 619 abziehen will, di» elftere aufgeht, muß man 1 400300 Mal abziehen, und dann bleibt noch ein Rest von 189 übrig. N-hmen wir nun an, daß wir tn einer Minute 3 Mal abziehen, unv alle Tage 12 Stunden arbeiten, dann haben wir über 1% Jahre an dieser Aufgabe zu rechnen, die den Kindernüber Sonntag" auf- gegeben wurde. Ein Zopf. Vor vielen Jahrm wurden auf dem Leipziger StadtthealrrDie Räuder" gegeben. DaS ganze P.rsonal er« schien in altdeutscher KKiSrntg Bei den Statisten batte man sich aber wie damals gewöhtilick eine kleine Nachlässig« «it zu Schulden kommen lassen. Die gemeinen Räuber, ehr« lichc Leipziger   Etadtsol baten, trugen zu Wamms und Pickel- bände noch ihre langen Haarzöpfe. In der Szene, wo Karl Moor seinen allen Vater auB dem Tdurm befreit hat und jetzt seine schlafende Bande durch einen Pistolenschuß aufdonnert, thaten alle blitzschnell, wie ihnen befohlen wurde, nur ein bäum- langer Statist blieb unbeweglich auf der Bühne zu deS Haupt- mann« Füßen liegen.So st-h' doch auf!" flüsterte dieser dem Statisten zu. Und jener aittwortete mit tiefer Baßstimme: Herr Reinecke, ich kann nicht; Sie stehen ja auf meinem Zopf." Etue Katzenmutter. Die Josepha H., ledig und 37 fahre alt, wollte am 16. d. MtS, im Kahlenberaerdorfe bei Wien   Unterstand nehmen, erhielt jedoch nirgends Obdach, well fie zwölf ledende und fünf tobte Katzen befaß, von denen sie fich absolut nicht trennen wollte. Vom Polizei> Kommissariate Döbltng wurde verfügt, daß die fünf Aefer dem Wasmmeister zur Vertilgung übergeben wurden, während die Frau stch end« lich berdeilteß. auch die lebenden Katzen, da fie dieselben zu warten nicht in der Lage war, gleichfalls dem Wasenmeister zur Tödtung zu überlassen.