Teicht Gegenstände fallen ließ, daß er feinere Gegenstände nicht| gut balten fonnte, daß er sich leicht an der Hand verlegte, und baß fich nicht aur Heilung tommende Geschwüre an derselben zeigten. Profeffor Schütler, den Patient am 10. Mai 1885 wegen seines Leidens tonfultirte, stellte auf Grund der Unter suchung vollständige Lähmung der sensiblen und motorischen Bweige des sogenannten Medianus der rechten Hand fest; er vermutbete vollständige Trennung dieser Nerven und schlug bem Patienten operative Aufsuchung und Nabt des Medianus vor. Diese Operation wurde am 13. Mai 1885 vorgenommen. Es fand fich in der vernarbten Wund noch ein Stüd Glas vor, welches beseitigt wurde. Sodann wurde der Hauptnero nach erfolgter Dehnung mit den Schnittenden der peripheren Neroen durch Nähte vereinigt. Etwa vier Wochen nach der Operation trat bereits in den Fingerspigen die Empfindung wieder ein und die vollständige Gebrauchsfähigkeit der Hand war für den Patienten wieder gewonnen, und zwar so nach­haltig, daß am 26. Mai 1886 fich die in der Sigung der me dizinischen Gesellschaft anwesenden Aerzte von dem glänzenden Erfolge selbst überzeugen konnten.

Witterung. Ungewöhnlich niedrige Temperatur fenn. zeichnete den Beginn, ungewöhnlich hohe die zweite Hälfte des veifloffenen Mal. Am 1. deffelben sant, wie wir ber neueften Nummer der Statistischen Korrespondenz" entnehmen, faft überall in Norddeutschland das Thermometer unter den Ge frierpunkt. Vom 5. bis zum 13. stieg die Temperatur lang. fam. Vom 19. ab trat ganz ungewöhnlich warmes Wetter ein; in den meisten Beobachtungsstationen ging die Temperatur über 30° hinaus. Bis zum Monatsschluß hielt fich die Temperatur über der normalen und zahlreiche schwere Gewitter gingen nie. ber. Die tieffte Temperatur in Deutschland   wurde am 1. Mat in Lauenburg   i. B.(-7), die höchfte am 14. Mai zu Raffel (+360) beobachtet. In Berlin   betrug das Monatsmittel + 14,1°( ein Grad mehr als die Normale), am tiefften stand bas Thermometer am 1. Mai(-10), am böchsten am 24. Mat (+31,50). Troß der ungewöhnlichen Kälte in den ersten Tagen des Mai überragte das Temperaturmittel in Deutsch  land das vieljährige um etwa einen Grad. Die Niederschläge waren, da ste zumeist von Gewittern berstammten, sehr ungleich vertheilt; in einem breiten Streifen, der sich von der pommer fchen Rüste bis nach Sachsen   erstreckt, bat es zu viel, sonst meist zu wenig geregnet. Ueber die Kälterüdfälle, die im Monate Junt eingetreten find, schreibt ein Metereologe, daß folche Kälterüdfälle durchaus nicht ungewöhnlich find, und nicht blos im Mai, fondern während des ganzen Sommerhalbjahrs vorzulommen pflegen. Der Junt zum Beispiel, welcher der Hauptregenmonat in Bentraleur epa ist, bringt faft jedes Jahr eine Regenperiode und im Gefolge derfelben starke Abkühlung. Seit dem 5. Juni etwa hat heuer die Temperatur nicht ein einziges Mal die normale, geschweige denn die Hißegrade zu Ende Mai erreicht. Am 17., am Tage, fant die Tages temperatur bis auf etwa acht Grad unter die normale.

Berichtigung. Wir brachten vor einigen Tagen die Nachricht, daß bei den Vorständen der Lolalverbände des Ver bandes deutscher Bimmerleute polizeiliche Haussuchungen statt gefunden hätten. Diese Mittheilung beruht auf unwahrheit. Die Bimmerleute find, wie uns aus durchaus sicherer Quelle mitgetheilt wird, von polizeilichen Maßnahmen bisher über­haupt verschont geblieben. Die falsche Mittheilung war von einem fonft zuverlässigen Reporter in die Preffe lanzirt.

Für den Bau Hardenbergftr 18 wurden vor einigen Lagen auch im Inseraientheil unserer Beitung Maurer zu einem Lohnfat von 50 und 52% Pf. pro Stunde verlangt. Wir werden darauf aufmerksam gemacht, daß auf jenem Bau leines wegs Löhne von der angegebenen Höhe gezahlt werden. Es wird dort vielmehr im Afford gearbeitet und die Höbe des Lohnes wird nach Gutbünten und Gunst der Kolonnenführer normirt. Der Lohn beträgt übrigens nur 45 Pf. pro Stunde.

Ausweisung. Der Reftaurateur Wesenad, Holamarkt. ftraße, ist vorgestern auf Grund des Sosialistengesetes aus Berlin   ausgewiesen und muß heute das Gebiet des fleinen Belagerungszustandes verlassen.

Tournüre Alles übertraf, was ich bisher gesehen hatte. Sie bog nach den Mühlendamm ein, und da ich denselben Weg batte, so bot fich mir G legenbeit, den großartigen Auswuchs länger zu betrachten und tieffinnige Beobachtungen darüber anzustellen. Die Dame ging denn durch die Spandauer   und Barochialstraße, und da ich einen für einen Arbeiter recht Barochialstraße, und da ich einen für einen Arbeiter recht übe flüffigen Gegenstand, nämlich eine Uhr besaß, so war ich grade im Begriff, diesen Lurusgegenstand zu versezen, damit ich meine Steuern bezahlen tonnte. Ein Pfandleiber in der Klosterstraße sollte mich von dem magiftratlichen Bollziehungs. beamten befreien. Auch die Dame bog in die Klosterftraße ein, und man dente fich meinen Schrecken, als auch fie in daffelbe Haus eintrat, in welchem mein Retter wohnte. Ich ging etwas langsamer und so tam es, daß ich die Dame auf dem ersten Treppenabsag fand, als ich zu dem geld. spendenden Brandbeleiber hinaufllimmen wollte. Als ich vorüberging, war die Dame sehr emfig beschäftigt, fte hielt jedoch mit der Beschäftigung ein, als fie mich fab. Ich wünschte ihr höflich einen guten Morgen" und that als wohlerzogener Mann so, als ob ich nichts gesehen hätte. Oben auf der Treppe nahm ich jedoch einen Beobachtungsposten ein. Die Dame fuhr in ihrer Beschäftigung fort, fte griff nach der Stelle, wo die Tournüre figt und ließ endlich durch vieles Rüden und Schieben ein riesiges Badet das Licht der Welt erbliden, nahm daffelbe fein säuberlich auf den Arm und flieg Die Treppe empor. Ich verließ mein Bersted und ging in das Bersaglofal, wohin mir die Dame nach einer Kleinen Weile folgte. Als bescheidener Berliner   überließ ich der Dame den Vortritt, fie wickelte ihr Packet auf und es erschienen auf der Bildfläche 7 Hemden, zwei Baar Hofen, ein Rorsett und vier Baar baumwollene Strümpfe. Der Tagator bedauerte leider diese Sachen nicht annehmen zu können. Die Dame verließ diese Sachen nicht annehmen zu fönnen. Die Dame verließ fichtlich betrübt das Lokal, doch hatte sie diesmal die Tournüre auf dem Arm, die bewußte Stelle zeigte sich, wie die Mutter Natur fte erschaffen hatte. Die Tournure hatte ihre Schuldig. teit gethan!

-

den Kirchhof umgaben, hinten hinaus öffnete fich bas Lokal nach dem Kirchhof, wo awet lasten den Eingang flantirten und eine Art Garten bildeten. Die Kirche batte einst die gane zen Baustellen an ihrer Kirchhofsfront mit 64 Thalern daß Stüd verlauft. Die Miethe fraß hier also den Wirth noch nicht auf. Der alte Bürgerſtand der Begend, die früheren Viehmäfter der Dresdenerstraße 2c, gingen hier zu Biere. Ueber 50 Jahre waltete hier die Familie Hannemann als Wirthe und der legte Hannemann zog fich als Rentier vom Geschäft zurück. Die alten Stammgäfte aber gedenken mit Wehmuth der llapprigen Laterne" und ihrer fühlen Weißen mit obligater Strippe.

-

Nußen der Kirschftiele. Die Kirschftiele werden ge wöhnlich achtlos weggeworfen, da man fte für völlig nuglos hält, und doch ist diese Anschauung eine irrige, denn die Kirsch stiele geben einen Thee, der besonders gegen Katarrh fehr gute Dienste leistet. Das Verfahren bierbei ist sehr ein fach: Die Kirschftiele werden zur Kirschenzeit gesammelt, zwischen zwei Blätter Papier   gethan, damit fein Staub darauf tommt, im Schatten getrocknet und dann in einer Schachtel an einem trockenen Date wohl aufbewahrt. Will man von den Kitsch ftielen den Gebrauch machen, so tocht man fie einfach wie Blätterthee und wer gern süß trinkt, vermischt den Thee nach dem Abseihen mit Buder. Dieser Kirschftielthee letftet, wie schon gesagt, beim Katarrh sehr gute Dienste. Auch stillt er ben Huften bei Ileinen Rindern. Im Anschluß hieran wollen wir gleich eine Unftite erwähnen, die häufig mit einer anderen Sorte von Thee   getrieben wird. Mit sogenanntem ,, Schlaf thee  ", den fie ihren Kindern als Getränk verabreichen, bes chwichtigen nämlich unvernünftige oder auch gewiffenlose Mütter, fehr häufig aber Leute, welche Kostlinder in Pflege haben, ihre lleinen Rinder, um bei Tage der Arbeit, bei Nacht Der erwünschten Rube pflegen zu können. Dieser Schlaftbee ist nichts anderes, als eine Abfochung von Mohnsamen oder Mohn löpfen, in denen das gefährliche Dpium, wenn auch in fleiner Menge, enthalten ist, das aber bei fortgeseztem Genusse die nachtheiligsten Einwirkungen auf die förperliche und geistige Entwicklung der Kleinen ausübt, unter Umständen aber auch den Tod herbeiführen lann. Da dieses unselige Mittel ziem lich verbreitet und beliebt sein soll, so dürfte es an der Beit sein, vor dem Gebrauche deffelben öffentlich zu warnen, zugleich aber auch das Augenmerk der Aufsichtsbehörden auf diesen Gegenstand zu lenten.

In unserer Nachbarstadt Spandau   sollen, wie fich unsere Leser erinnern werden, in der dortigen Stadtforst Steinfalzlager aufgefunden sein, welche die Etablirung eines Soolbades in Spandau   möglich erscheinen lassen. Bei der Wichtigkeit, welche dieses Projekt auch für Berlin   hat, glauben wir auch im Interesse unserer Leser zu handeln, wenn wir ibnen alle diesbezüglichen Mittheilungen machen. Der Magistrat von Spandau   bat fich am vergangenen Sonnabend von dem Ingenieur Raften einen Vortrag über die Frage der Anlage eines Soolbabes in Epandau halten laffen, dem wir folgendes entnehmen: Die Havel   mit ihren Seen in der einen Richtung und das Spreebett mit seiner Verlängerung des Havelländischen Luches find, so glaubt der Vortragende, Auswaschungen eines mächtigen Steinsal, ftodes in Ver bindung mit dem Zusammenfinten großer Gypsschlotten. Daber müßte man auch in nächster Nähe der Stadt Spandau  in Teufen   von 1500 bis 2000 Fuß das Steinsals erreichen, aber deffen Ausbeutung wird bei solchen Teufen schwierig und unrentabel. Viel empfehlenswerther erscheint es Herrn Kasten, zunächst in der Stadtforst in der Umgebung des Teufelssees, ben er ebenso auf Erdfälle und zusammengefunkene Gyps schiotten zurückführt, auf näher zu bezeichnenden Stellen mittelft 80 bis 130 Fuß tiefer Abeffynier Brunnen das Vor Tommen verschiedener mit Sicherheit dort zu erwartender Salz lösungen zu fonftatiren und daraufhin mit einer Tiefbohrung vorzugehen. Nicht allein das Ermitteln von Salz zu einem Soolbade, sondern vielmehr die Aufsuchung und Ec Schließung des dort der Erdoberfläche näher tretenden Steinjalyftodes wird von Herrn Raften dringend empfohlen, um Daraufhin das Bergwerkseigenthum auf Steinfal Der Stadt Spandau   hier zu fichern und dann dem Auf suchen und Erwerben des in der Umgegend Spandaus ferner vorkommenden Steinfaljes näher zu treten. Es handelt fich hier angeblich um Steinfalslager von gleicher Mächtiglett und gleichem Werth wie die von Spremberg   und Staßfurt und tief zu bedauern wäre es nach des Vortragenden Anficht, wenn fich die Stadt Spandau   ein derartiges großes Werth objekt aus der Hand winden ließe, daß fie jest mit geringen Roften für alle Generationen fich sichern tann. Die Städte Halle   und Lüneburg   bieten Beispiele, von welch' hohem Werthe folche Salzlagerstätten für fie geworden find, an deren us. beutung fich heute eine hoch entwidelte Industrie anschließt. Werden vollends Kalifalze auch bei Spandau   erschlossen, fo versprechen die hiesigen Steinfallager diefelben reichen Erträge wie die von Staßfurt, aber auch für Nationfalse werden fich neue, heute nicht beachtete Maffenanwendungen finden, welche allein schon die Ausbeutung der bei Spandau   zu erschließenden Steinsalsstöde boch rentabel machen. Daß bei Erschließung des Steinsal ftodes] in der Spandauer   Stadtforst Soole nach Be lieben in Unmaffen gewonnen werden fann ohne weitere Un toften, läge auf der Hand, und die Nähe der start bevöllerten Reichshauptstadt Berlin   wird auch einem hier etablirten, mit fonzentritter Soole ausgestattetem Soolbade fortwährend großen Bufpruch zuführen und eine dem entsprechende Rentabilität pauernd fichern." Alle diese Gründe find durchaus einleuch tender Natur, und wenn die Bohrversuche nicht über die Finanz fräfte der Stadt hinausgehen, sollte man von denselben nicht so ohne weiteres Abstand nehmen.

Ueber eine etwas geheimnißvolle Affaire, die fich theilweise auch in Berlin   abgespielt hat, wird einem Span Dauer Blatt geschrieben:" Der vor vier Tagen eingetretene Der vor pier Tagen eingetretene Tod des Töpfermeisters Michaelis in Spandau   wird von allen, die den Verstorbenen gefannt haben, tief betrauert. Der Verstorbene wurde im Frühjahr von einem Nierenleiden be fallen, das ihn, den bisher jugendkräftigen Mann, jegt dahin. gerafft hat. Noch turze Beit vor seinem Ende, deffen Nähe er nicht abnte, war er im Begriff, im Kurort Salsbrunn Heilung von seinem Leiden zu suchen. Der Arzt empfahl ihm jedoch, bevor er fich dorthin begab, noch eine ärztliche Autorität in Berlin   zu fonfultiren. Er reifte darauf ab, nahm, in Berlin  angefommen, eine Droschte und ließ fich nach der Wohnung des betreffenden Doktors fahren. Er beauftragte den Rutscher, Draußen mit dem Gepäd, welches er bei fich führte, zu warten, bis er wiederlommen würde, und begab fich dann in die Be haufung des urztes. Als er nach längerem Warten vorge laffen wurde, eröffnete ihm derselbe, daß eine Reise nach Salz brunn mit Rüdsicht auf das vorgeschrittene Stadium der Krankheit bedenklich, dagegen sofortige Rur im Augufta- Kran fenhause in Berlin   zu empfehlen sei. Der Batient entfernte fich darauf, um diesen Rath au befolgen. Bu seiner Bestür sung war aber die Droidhte, welche mit seinen beiden Koffern, Die feine Effekten und noch 300 M. baares Geld enthielten, vor der Thür warten sollte, verschwunden. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als fich in einem anderen Wagen nach dem Augufta Hospital fabren zu laffen. Hier hat der Krante nach Turzem Aufenthalt seinen Geift aufgegeben. Ueber den Ber bleib seines Eigenthums ist auch heute noch nichts ermittelt worden; die Nummer der betreffenden Droschte ist nicht be tannt." Es läge gewiß im Intereffe der Berliner   Droichten lutscher, deren Ehrlichkeit und Buverlässig leit faft sprichwörtlich geworden ist, wenn die Sache aufgeklärt würde.

Die falschen Fünfmartscheine, welche seit einiger Belt verbreitet und zuerst in Süddeutschland   aufgetaucht find, haben folgende Merkmale: Sie find ½ Bentimeter schmäler als die echten Scheine, nicht aus Pflanzenpapier, sondern aus gewöhn lich startem Papier hergestellt, bei welchem die dem ersteren eigenthümlichen Rippen gänzlich fehlen, die Pflanzenfasern jedoch durch kreuz und quer gezeichnete fleine Striche imitirt find. Auch fehlt das Wassergeichen 5 an rechter Sette des Scheines. Die Farbe des durch Lithographie( bet den echten Scheinen Kupferstichdruck) hergestellten Auforuds ist nicht bläu lich schwarz, sondern bläulichgrün und blaß. Auf der Schaufeite erscheint die Schraffirung der Linien durchweg grob und un regelmäßig, während sie auf den echten Scheinen weich und gleichmäßig ist. Die Beichnung der Ritterfigur und auch des Ablers auf dem Wappenschilde   ist eine gang mangelhafte, der Drud der Ueberschrift Reichstaffenscheine", sowie die am unteren Ende befindliche Strafandrohung unregelmäßig und schlecht. Auf der Rückseite ist bei der in rother Farbe berge stellten Werthbezeichnung Fünf Mart" die Farbe verlaufen, ber Drud inforrett und nicht scharf. Daffelbe gilt von dem in der linten unteren Ede befindlichen Ausfertigungsstempel, in welchem die bei den richtigen Scheinen in dem Stempelrande stehende Inschrift ,, Reichsschuldenverwaltung" bier an cheinend gänglich fehlt. Die bisher vorgefommenen Falfifilate tragen fämmtlich die Nr. 009467. Der Gesammteinbrud ist ein der artiger, daß dieselben bei einiger Aufmerksamkeit leicht erkannt werden müssen.

Von der Tournüre. Einer unserer Leser, der des Lebens Ungemach mit sehr viel Gleichmuth zu ertragen scheint, sendet uns einen tragikomischen Stoßfeufzer, den wir namentlich unferen Leserinnen nicht verschweigen wollen.- Sch ging, fo schreibt unser Gewährsmann, vor einigen Tagen die Roßstraße entlang und da fiel mir eine Dame auf, die an Umfang ihrer

"

Der neue Häring" vor Gericht. Binnen lurzem bürfte ftob, wie die Staatsbürger Btg." erzählt, das hiesige Gericht mit der Frage zu beschäftigen haben, was eigentlich ein neuer Häring set," und zwar aus der folgenden Veran laffung. Wie allgemein bekannt, steht man bereits in den legten Tagen des April, spätestens aber gleich zu Anfang des Wonnemonats, in faft allen Schaufenstern der biefigen Delikatesläven sehr appetitlich aussehene Häringe, auf weißer ovaler Schüffel und fäuberlich mit grünen Blättern gainist, aasgestellt, welche mit der Vignette Neue Häringe" augen fällig bezeichnet sind. Kommt erft der schöne Monat Mai­Mit seinen duft'gen Gaben, Da muß der Ur Berliner auch

In dem Prozeß gegen den Mufitus Wohlers wegen Mordes hat die Siraftammer nunmehr die Eröffnung des Hauptverfahrens beschlossen und die Sache der am 28. b. M. beginnenden Schwurgerichtsperiode zur Entscheidung über­wiesen. Termin ist auf den 1. Juli angelegt. Die Berhand­lung, die bequem an einem Tage zu Ende geführt werden wird, dürfte in psychologischer Beziehung lebhaftes Interesse erweden. Der Angeflagte, der bisher noch niemals mit dem Strafgeset in Widerspruch gerathen ist, bing an seinem fünf jährigen Knaben mit zärtl cher Liebe. Die Mutter war toot, und so hatte denn der Vater das Kind zu einer Wittwe in Pflege gegeben. Durch Arbeitslosigkeit gerieth er jedoch in Noib und vermochte das Koftgeld nicht mehr zu erschwingen. Die Frau wollte den Knaben daher nicht länger bei sich be halten, und alle Bemühungen, ihn anderswo unterzubringen, blieben umsonst. Da auch er felbft nur ein äußerst fummer volles Dasein fristete, so reifte eingestandenermaßen in seiner Seele der Entschluß, mit seinem Kinde zugleich aus dem Leben zu scheiden. Am dritten Osterfeiertage ist dann Der Kleine im Humboldthafen ertrunken,-Paffan ten hatten fura vorher den ängstlichen Aufschrei einer Kinderstimme gehört. Der Angeklagte, der übrigens des Schwims mens unfundig ist, sprang fofort nach und wurde besinnungs los, aber noch frampfbaft an einer Anterfette fich haltend, von Schiffern aus dem Wasser gezogen. Personen, die ihn vorher mit seinem Anaben gesehen hatten, fragten ihn, wo derselbe geblieben sei; Woblers gab teine Antwort darauf, sondern ftürzte fich von Neuem ins Waffer, ein Moment, das die Staatsanwaltschaft zu seinen Ungunsten deutet. Er selbst hat durch die Verschiedenheit seiner Angaben die Glaubwürdigkeit sehr gemindert. Während er Anfangs die Sache etwa so dar stellte, wie jest die Anklagebehörde fie auffaßt, widerrief er bald sein Geständniß und erklärte, der Knabe sei durch eigene Un Dorfichtigkeit ins Wasser gefallen. Als ihm dann aber einiges Auffallende und namentlich seine erste Aussage vorgehalten wurde, gab er zu, daß er seit längerer Beit mit dem Gedanten fich getragen habe, im Verein mit seinem Kinde fich das Leben au nehmen; thatsächlich aber sei der Knabe durch Fahrlässigkeit verunglückt. An dieser Lesart scheint er auch jezt noch festzus halten, und den Geschworenen fällt nunmehr die Prüfung der Frage zu, welche dieser verschiedenen Angaben am meisten mit Der Beweisaufnahme im Eintlang steht.

Den neuen Häring baben." Ub er hat recht! So war denn auch um die beregte Jahreszeit, verlockt durch das viel versprechende Ausbängeschilo, ein hier seit lange anfäfftger alter Junggeselle, der seine Einkäufe ftets felbft au besorgen pflegt, in den Delitaleßladen von Sch. unweit des Neuen Marftes eingetreten, um einige von den neuen Häringen zu erstehen, welche et fich dann im übrigen vortrefflich schmecken lies. In den ersten Tagen dieses Monats nun machte der felbe wieder einen Et fauf in dem erwähnten Geschäft und jest empfahl ihm der Verkäufer als ganz besonders vorzüglich neue Häringe, von denen soeben die erften diesjährigen einge troffen seien. Auf te Ermire ung des Herrn, daß er ja felbft solche bereits vor länger als vier Wochen in dem gleichen Laden schon getauft habe, gab der Handlungsbefliffene sehr freimüthig die etwas naive Erflärung ab, daß neue Matjes. häringe vor Ende Mat überhaupt niemals in den Handel ge bracht würden; alle diejenigen, welche man vor diesem Beit raum unter diesem Namen verlaufe, seten entweder in großen verlötheten Blechbüchsen fonfervirte oder alte Tonnenbäringe, benen man burch längeres Liegenlaffen in Milch die Schärfe genommen habe. Der alte Herr war nunmehr böhlichst empört, daß man ihm derartige Häringe als neue aufgehalft hatte, und da er in dieser Manipulation die Kriterien des Be fruges zu erbliden glaubt, hat er sich zu einer gerichtlichen Klage entschloffen.

Die tlapprige Laterne, eine der echten, alten Berliner  Weißbiertneipen, die fich von Mode Anwandlungem fern bis auf unsere Tage erhalten hatte, ift nun auch verschwunden, und ein Neubau beginnt fich auf ihrer Stelle zu erheben. Sie lag an dem alten Luisen- Kirchhof- unsere Altvorderen fürchte ten fich nicht vor Gespenstern. Der Haupteingang befand fich in der Sebaftianstraße in einem der niedrigen Häuser, welche

-

In wie geradezu frivoler Weise sich trop der zahl reichen Unglüdsfälle auf dem Wasser immer wieder Personen in Lebensgefahr begeben, beweift folgender Vorgang, den uns ein Augenzeuge berichtet: Ein auf Valentinswerder zum Sommeraufenthalt wohnender Berliner  , ein Herr R., hatte am Sonntag einen Besuch aus Berlin   und da das herrliche Wetter zu einer Spazierfahrt auf dem Tegeler See   einlud, so beschloß man, eine Ausfahrt nach dort zu unternehmen. Die ganze Ge sellschaft, bestehend aus vier Damen und fünf Herren, nahm in dem Boote des Herrn K., das eigentlich nur für fünf Ber fonen tragfähig ist, Plat und auf gings zur Fahrt. Was aber vorauszusehen war, gefchah: das überladene Boot lenterte und sämmtliche Infaffen stürzten in Waffer. Nur dem Umstande, daß der Vorfall sich in der Nähe des feften Landes abspielte, war es zu verdanten, daß die Verunglüdten gereitet wurden. Weiter ab vom Lande, wo dichtes Kraut wuchert oder auf dem Tegeler See   wäre ein ganz unberechenbares Unglück einge treten. Bei dem Fährmann, Herrn Leonhardt, auf Valentins werder wurde den durchnäßten Personen die liebevollste Auf nahme zu Theil. Würde der Veranstalter der Wafferfahrt den geringen Betrag für das Miethen eines größeren Bootes nicht gescheut haben, so würde das Unglüd nicht geschehen sein. Eine herrenlose Nähmaschine. Am 15. Mai cr. Der Mittagsstunde tam ein Dienfimann in eine Destillation im Hause Ritterstraße 107 mit einer Nähmaschine, Syftem Wheeler und Wilson, mit dem nöthigen Bubehör und Nuß baum Verschlußlaften und gab dieselbe auf eine Stunde in Aufbewahrung mit dem Bemerken, daß er den Adresaten nicht babe finden tönnen. Der Dienstmann hat die Nähmaschine, welche die Firma H. B. u. Komp. mit der Nr. 7262 trägt, bis heute nicht abgeholt. Der unbekannte Eigenthümer tann seine Ansprüche bei der Kriminalpolizei, Bimmer Nr. 87a, geltend machen.

in

In der Küche für die Mannschaften des Füfilier Bataillons des Kaiser Franz Grenadier Regiments an ber Hafenbaide explodirte gestern früh nach 8 Uhr, wie bas B. T." meldet, ein fog. Seling'scher Kochherd( Bapin'iches System) mit solcher Gewalt, daß die Thüren und Fenster get splitterten. Zwei Soldaten, Bolz von der 10. Kompagnie und Roroschigli von der 12., wurden von den aus dem Keffel ge schleuderten Speisen dermaßen verbrübt, daß an der Erhaltung ihres Lebens gezweifelt werden muß. Die Gewalt der Explofton war eine so große, daß die amet Bentner Fleisch, welche fich in dem Refsel befanden, zu Atomen zerfiüdelt in der Küche um herlagen. Die beiden Verwundeten wurden in das Militär lazareth bei Tempelhof   überführt. Man vermuthet, daß eine Verstopfung der Ventile die Explosion veranlagt babe.

-

Mit einer Frechheit, die thres Gleichen suchen dürfte, ift gestern amb llen Tage ein Diebstahl ausgeführt, Des Dieb aber in flagranti festgenommen worden. Eine im Hause Bimmerftr. 62 wohnende Frau bemerkte heute Mittag gegen 1 Uhr, daß ein Mann im Begriff ftand, eine ihr gehörige Bettstelle, die unter Berschluß auf dem Borderboden gehalten

SEAERIAN VARA TERUPACHI ABBRACIO: ARREST  

Iet

in

the

D

ni

fit

fel

gef

Da

int

D

D

Da

11

Ve

188

im

trä fell

Der

Na

Se

Sa

bis

90­

echt

län

mil

70

per

beg

0,8

32

Na

Ufe

nad

Bo

und

Dem

am mit

felb