rohen Weise ließ Doktor Hämmerlein diesen Buruf unbeachtet und schlug nach furzem Wortwechsel, in dem er der Frau noch einige ehrverlegende Bemerkungen zugerufen hatte, mit der Rüdseite der Hand ihr so heftig in's Geficht, daß fie ein paar Stufen rüdwärts herabtaumelte und auf den Bodeft aufschlug, wo fie bewußtlos liegen blieb. Nach dieser Heldenthat verließ

Der Herr Dottor den Schauplas schleunigft und zog fich in fein Bimmer zurück, ohne fich um die Dhnmächtige weiter zu fümmern. Einige mitleidige Frauen, die hinzugeellt waren, hoben Frau Jungmann auf und trugen fie in ihre Wohnung. Bum großen Glud blieb die brutale Mißhandlung, die fte er. bulbelt batte, ohne Schaden für fie und das Kind, dem fie einige Wochen später das Leben schenkte, troßdem daß gewisse Symptome, die sich unmittelbar nach dem Vorfall bei ihr ein ftellten, schlimmes befürchten ließen. Der Sachverständige Phyfitlus Dr. Wolff belundete aber in der Verhandlung, daß Dieser Sturz von der Treppe lebensgefährliche Folgen für die Frau hätte haben können.- Bu seiner Vertheidigung suchte Herr Dr. Hämmerlein die moralische Integrität des Opfers feiner Rohheit in Zweifel zu ziehen. In peinlicher Weise bemühte er fich, eine Menge Klatschgeschichten über Frau Jungmann als wahr nachzuweisen, was ihm aber so gut wie gar nicht ge lang. Auch seine Darstellung, als habe Frau Jungmann zu erft Hand an ihn gelegt und er babe fte, als er er fie abwehren wollte, aus Berfeben" getroffen, erschien sehr unglaubwürdig. Der Staatsanwalt beantragte eine Gefängnißftrafe von drei Monaten gegen den Angeklagten, während der Bertheidiger, Rechtsanwalt Dr. Friedmann, eine Geldstrafe als ausreichend hinftellte. Der Gerichtshof betrachtete als alleiniges Moment, bas dem Angeklagten zu Gute läme, seine bisherige Unbe scholtenheit und den Umstand, daß seine That teine üble Fol gen für die Gemißhandelte gehabt habe und verurtheilte ihn au einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten. Die Rohheit er schien um so brutaler, als der Angeklagte ein gebildeter Mann fein will und Arat ift, dem die möglichen Folgen seiner Hand­lungsweise bei dem ihm bekannten Buftande der Frau voll tommen bewußt sein mußten. Die Mutter des Verurtheilten, welche wegen Beihilfe zu der lörperlichen Mißhandlung ange. flagt war, wurde freigesprochen.

Die Befizer von Hunden, welche im Hause frei umber­laufen, find fortwährend der Gefahr ausgefest, fich wegen Kon traventionen gegen die Maullorbverordnnng verantworten au müffen. Nach einer an einen Schußmann erstatteten Anzeige des 12 jährigen Knaben Wilhelm Wendorf hätte ihn auf dem Hofe des Hauses Bellermannstr. 74-75, ber dem Magiftrats. sekretär Rheder gehörige, mit einem Maullorb verfebene Hund am 14. April cr. gebiffen und wurde der Eigenthümer deffel ben durch polizeiliche Verfügung in eine Strafe von 5 Mart event. einem Tag haft genommen, weil er seinen Hund ohne Maultorb habe frei umberlaufen lassen. Rheder ließ den Kna ben durch den Dr. v. B. am folgenden Tage ärztlich unter suchen und tonftatirte derselbe, daß die geringen Spuren einer ganz unbedeutenden Verlegung nicht von einem Big herrühr ten, ferner, daß fich auch in dem Kleidungsstück lein Loch be finde. Wilhelm W. sagte im Termin vor der 95. Abtheilung des biefigen Schöffengerichts aber aus, daß er von dem Hunde durch den Maulforb hindurch gebiffen worden sei, und auch der herbeigeholte Schußmann wollte die Spuren eines Biffes gesehen haben. Diesen Aussagen gegenüber vermochte die Bor legung des ganz vorschriftsmäßigen Maultorbes, defen Jdenti tät anerkannt wurde, Herrn R. von der Verurtheilung nicht zu befreien, da die Thatsache des Bisses die Unvorschriftsmäßig. feit des Maulforbs beweise.

Der Kowalski'sche Mordprozeß dürfte tros der zurüd gewiesenen Revifton das hiefige Landgericht doch noch beschäf Higen, indem der Vertheidiger des verurtheilten Angeklagten, Rechtsanwalt Dr. Richard Wolf, das Wiederaufnahme. Ber fabren in Antrag zu bringen gebentt. Unter anderem Material bürften auch verschiedene den Kellner Kreuzberger betreffende Thatsachen hierzu Verwendung finden. Ab und zu gelangen auch noch ganz bemerkenswerthe Mittheilungen zu diesem Prozeß an den Vertheidiger.

Vereine und Versammlungen.

Rebner ging dann zur Besprechung der von vielen Seiten ge­Rebner ging dann zur Besprechung der von vielen Seiten ge­machten Vorschläge, zur Beseitigung der herrschenden Miß ftände auf diesem Gebiete über. Nach seiner( Redners) An ficht wäre es eine übergroße Laft für die einzelnen Kommunen, bier etwas pofitives zu schaffen. Die Hauptsache falle dem Beleggeber aus fet buchen aber bie Roth feiner Unge­zu. Es sei durchaus zu verwerfen, daß man dem Mädchen, das durch seine eigene oder

hörigen vielleicht gezwungen ihre Unschuld verkauft, allein oder doch zum größten Theil die Schuld aufbürdet, während der oft im Ueberfluß lebende Verführer nur ganz unbedeutend in Anspruch genommen wird. Das uneheliche Kind müßte die selben Rechte wie die ehelichen haben, sowohl in der Erbfolge, wie in Titel und Namen, damit, so meinte Redner, würde der Fluch, der diesen unschuldigen Kindern von Geburt an an baftet schwinden, und die Bahl der Findellinder fich verringern. Es müßte vor allem der Arbeiter ökonomisch so gestellt sein, daß er durch seiner Hände Arbeit im Stande ist, eine Familie ernähren zu fönnen. Ferner machte Redner aufmerksam auf die Bernachlässigung der Findellinder in Bezug auf die Aus. bildung derselben, und führte er dies auf die monotone, einen gewiffen Drill aufweisende Erziehung in den Waisenhäusern und auf die zu gering bemessenen Mittel derselben hin. Das Gegentheil davon beweist die Schweiz  , wo für ein in Pflege Dort gegebenes Kind monatlich bis 50 Fr. gezahlt werden. fet die Erziehung der Findellinder eine solche, daß dieselben später oft sehr geachtete Stellungen in Staat und Gesellschaft Redner einnehmen. mies dann auf noch das schändliche Treiben der sogenannten Engelmacherinnen bin. Nach Beendigung des Vortrages theilt Herr Gesche mit, daß Die Statuten z. B. vom Hamburger Senat   noch nicht geneh migt wären und deshalb an die Mitglieder nicht vertheilt migt wären und deshalb an die Mitglieder nicht vertheilt werden könnten. Von verschiedenen Seiten" wurde dann zu einer energischen Agitation für die Vereinigung aufgefordert. Es wurde dann beschlossen, daß die Bekanntmachungen der Versammlungen der Vereinigung fünftig in mehreren Beitungen zu veröffentlichen feien. Die Wahl eines Vergnügungskomitees wurde bis zur nächsten Versammlung vertagt, welche am Montag, den 5. Juli, Abends 9 Uhr, in demselben Lokale, Linienstraße 19, zweiter Eingang Lothringerstraße 105, ftatt. findet.

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fällig aufgenommenen Vortrag über: Die Entwickelung be Korbmacheret." Des Weiteren wurde der in einer früheren Bersammlung gefaßte Beschluß: auf den 11. Juli d. J. einen Delegirtentag der Rorbmacher Deutschlands   nach Berlin   einzus berufen, fallen gelaffen, da die Betheiligung der auswärtigen unter den gegenwärtigen Berhältnissen ein Bustandekommen des Kollegen eine zu geringe sein würde, sowie auch überhaupt Delegirtentages sehr fraglich erscheint.

Verein sämmtlicher Berufsflaffen, Berlin I  , einge schriebene Hilfstaffe. Sonnabend, den 26. d. M., Abends 8 Uhr, Münzstraße 5, Versammlung. Die Billets zu dem am 6. Jult in Keller's Hofjäger( Hasenyaide) stattfindenden Sommer feft werden in dieser Bersammlung ausgegeben. Neue Mit glieder werden in jeder Versammlung sowie beim Kafftret Schilling, Koppenstraße 48, aufgenommen. Säfte sind stels gern gesehen.

Demokratischer Verein zu Berlin  . Am Donnerstag, den 24. d., fällt die regelmäßige Sigung aus.

Kleine Mittheilungen.

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Wien, 21. Juni. Ueber das Hochwasser im Wienfluffe, deffen Eintritt wir bereits in gestriger Nummer meldeten, wird noch folgendes berichtet: Das Waffer der Wien   begann schon geftern Nachmittag rapid zu steigen. Abends liefen von mehreren am oberen Flußlaufe gelegenen Gemeinden und Bezirken Telegramme ein, welche große Waffergefahr fignaliftiten. Im Laufe Der Nacht musten mehrere Stege in Sechshaus   und innerhalb Der Linie Der Schlacht baussteg, die Reinprechte dorfer und die Schikaneberbrüde abgesperrt werden. Um 1 Uhr Nachts erreichte die Waffer böbe thren höchften Stand, und zwar bei der Leopoldsbrüde 3 Meter über Null. Um 3 Uhr Morgens wurden von Seite bes Stadtbauamtes Meffungen bezüglich der Höhe und Ge schwindigkeit des Waffers vorgenommen. Weitere Meffungen werden auf Veranlassung der Wienfluß   Expertise, und zwar unter der Leitung des Dber Ingenieurs Wil helm Dom Stadtbauamte, an sechs Punkten zwischen ber Burkersdorfer Straßenbrüde Schila und Der neder Brüde vorgenommen, und sollen Den aud Resultaten Anhaltspunkte für die Hochwasser Berhält nisse bei der durchzuführenden Wienfluß Regulirung ge wonnen werden. Die mit dieser Aufgabe betrauten Ingenieure gingen um 16 Uhr Morgens auf ihren Boften ab und wer den nach sechsstündiger Arbeit abgelöst werden. Heute früh begann das Waffer allmälig zu fallen und erreichte um 10 Uhr den Stand von 1,80 Metern über Null, um bald aufs Neue rasch zu fteigen. Um 11 Uhr Vormittags betrug die Wafferhöhe wieder 2,30 Meter über Null. Seit frühem Morgen führen die schmusiggrauen Fluthen der Wien   zahlreiche Baum und Holzftämme sowie Hausgeräthe mit sich, was auf größere Verwüstungen in den oberen Gegenden schließen läßt. An der Mündung des Wienfluffes in den Kanal find seit frübem Morgen zahlreiche Arbeiter beschäftigt, um die mit rapider Ge schwindigkeit von den Flutben herabgetragenen Gegenstände auszus filichen. Auch ein Menschenleben ist dem Hochwaffer zum Opfer ge fallen. Heute Morgen 7 Uhr fah man die Leiche eines Mannis, Die von den Fluthen der Wien   rasch herabgetrieben wurde. Der Leichnam war nur mit einem Hembe und mit einer bis zu ben Knien aufgeftülpten Hose belleidet. Wahrscheinlich dürfte der selbe bei dem Versuche, Gegenstände aus dem Hochwasser zu bergen, von demselben erfaßt und fortgeriffen worden sein. Der Leichnam wurde in den Donaulanal hinabgetrieben. Außerdem machte um 3 Uhr Morgens ein Straßenfebrer beim Polizeilommiffariate Margarethen die Anzeige, daß er nächst der Pilgrambrüde in der Wien   einen Mann gesehen, der fich hilferufend an einen Ballen flammerte und mit dem selben vom Hochwasser fortgetrieben wurde. Die Hilferufe seien in dem Sturme verhallt, ohne daß man dem Verunglückten au Hilfe lommen fonnte.

th. Ueber die von der hiesigen Buchbinder  - Innung einberufene Verfammlung der Buchbindergehilfen behuts Wahl eines Gesellenausschusses geht und von betheiligter Seite nach laut stehender Bericht zu: Bu dieser Versammlung waren Gefeß die Buchbindergehilfen welche seit einer bestimmten Beit bei Jnnungsmeistern arbeiten, durch Karten eingeladen worden. Das Bureau der Versammlung, das aus dem Vor ftande der Innung zusammengefegt war, hegte die Abficht, so­fort ohne vorherige Diskussion zur Wahl zu schreiten. Jedoch wurde dies seitens der Kollegen durch ein Eingehen auf die Sache selbst vereitelt. Man bob hervor, daß es doch noth wendig sei, vorher zu wiffen, welches eigentlich die Funktionen dieses Gesellenausschusses find. An die Beantwo: tung dieser An die Beantwortung dieser Frage wollten die Herren von der Jnnung jedoch nicht recht beran, und so mußte es geschehen, daß einer der anwesenden Kollegen den Herren Jnnungsmeister erft darauf half, indem Kollegen den Herren Jnnungsmeister erst darauf half, indem er auf die im§ 43 des Innungsgesetzes angeführten Buntie, als da find: Hegelung des Lehrlingswesens und Herberas. wesens, sowie Schlichtung etwaiger gewerkschaftlicher Diffe renzen c. hindeutete. Gleichzeitig wurde jedoch darauf binge­wiesen, daß wir gerade in diesen Buntten, so oft wir mit der Innung darüber in Verhandlung getreten find, schlechte Er fahrungen gemacht haben. Es war ergößlich mit anzusehen, wie die Herren um diese heille Sache herumzutommen Wir fuchten, und riefen die gemachten Ausflüchte, z. B. wüßten doch schon von früher, welches die Funktionen des Gesellenausschusses feien," oder: Ein Gesellenausschuß müffe doch sein, es wäre doch nun einmal gefeßlich Be Allem jedoch jeste ftimmung", bie größte Seiterkeit hervor. ein Innungsmeister die Krone auf, indem er sagte: Wir sollten doch die Wahl vollziehen; er glaube wohl, daß uns die gefeßliche Bestimmung nicht paffe, ibm paffe fte auch nicht! Früher habe man den Gesellenausschuß einfach ernannt und damit wäre die Sache erledigt gewesen." Allgemeine Heiterleit belohnte diese Kraftleistung und wurde darauf erwidert, daß der also ernannte Gesellenausschuß auch danach gewesen wäre. Auch wurde angeführt, daß in dem Geseze es auch wohl beiße: Der Gesellenausschuß soll gehört" werden, daß jedoch von einem Rechte" des Gesellenausschusses nirgend die Rede set. Aus allen diesen Gründen glaubte die Mehrheit der Ver sammlung, in dem Unterstüßungsverein der Gehilfen einen befferen Bertreter ihrer Rechte zu finden, als in der Ronftitui rung eines Gesellenausschusses, zumal derselbe nur als ein Am Beiwert einer veralteten Institution zu betrachten sei. meiften hervorgehoben wurde jedoch, daß es den Kollegen durch die jeßige Handhabung des Versammlungsrechts gar nicht mög lich war, die Sache unter sich zu verhandeln, mithin also auch teiner der Kollegen ein solches Amt annehmen könne, da er ja doch gar nicht weiß, ob er damit im Sinne der großen Mehr heit der Kollegenschaft bandle und wurde auch deshalb schon und zwar mit großer Majorität beschlossen, auf die Wahl des Gesellenausschuffes Berzicht zu leisten.

Der Verein zur Wahrung der materiellen Intereffen der Fabrit und Handarbeiter hielt am Sonntag, den 20. Juni, eine Generalversammlung bei Malis, Andreasstraße Nr. 26, mit folgender Tagesordnung ab. 1. Monatsbericht. 2. Jahresabrechnung. 3. Neuwahl des gesammten Vorstandes. 4. Berschiedenes. Bor Eintritt in die Tagesordnung gebashte Der Vorftzende mit warmen Worten des ertrunkenen Kollegen Rudolph Bernikow. Die Versammlung ehrte das Andenken des Verschiedenen durch Eibeben von den Bläßen. Nachdem die Versammlung den Monatsbericht vom Mai ohne Debatte entgegen genommen hatte, wurde die Jahresabrechnung er stattet. Dieselbe erwies eine Einnahme von 193 M. 20 Bf. und eine Ausgabe von 162 M. 20 Pf. Es verbleibt mithin ein Raffen bestand von 31. Der Vorsitzende sowohl als auch die Revisoren hoben hierbei das gewiffer hafte Walten des Kassirers, Herrn Degner, lobend hervor, worauf demselben Decharge ertheilt wurde. Beim dritten Punkt der Tagesord nung erklärie Herr Paulitat, daß er nicht gesonnen sei, irgend welches Amt im Vorstand wieder anzunehmen, Vorstand wieder anzunehmen, und da fich in fich in seine Stelle eine andere Person nicht finden wollte, so wurde die Wahl des ersten Borfizenden bis zur nächsten Versammlung vertagt. Jm wei teren Verlauf der Wahl des Vorstandes wurden folgende Herren gewählt: K. Köbler, zweiter Vorfigender, R. Viente, erfter, J. Karge, zweiter Schriftführer; A. Rosenow, erfter, C. Hinge, zweiter Raffirer; A. Lehmann, R. Schüße und W. Mattula, Revisoren. Dieselben nahmen die Wahl dankend an und erklärten, die Interessen des Vereins nach besten Kräften wahren und fördern zu wollen. Unter Berschiedenes" machte Herr Paulilat zunächst bekannt, daß das neu gegründete Ar beit nachweise Bureau des Vereins nunmehr eröffnet set und fich bei D. Reinmann, Wrangelfir. 136, befinde. Die Arbeits Dermittelung geschieht unentgeltlich und zu jeder Tageszeit burch den Inhaber des Bureaus. Ferner beschloß der Verein, aur Feier seines zweiten Stiftungsfeftes am 25. Juli eine Fa milien Landpartie per Kremser zu veranstalten. Mitglieder, welche fich daran betheiligen wollen, haben fich rechtzeitig im Arbeitsnachweise Bureau oder bet. Löffler, Grimmfir. 5, zu melden. Alles Uebrige hierüber wird noch im Berl. Volls blatt" bekannt gemacht.

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Die Vereinigung deutscher Stellmacher( Mitglied. schaft Berlin  ) hielt am Sonntag, den 20. b. M., eine Ver fammlung ab, in welcher Herr Dr. Bentendorf einen beifällig aufgenommenen Vortrag über: Das Findlingswesen der Alt und Neuzeit" bielt. Redner beleuchtete zunächst die oft recht lieblose Behandlung und die verkehrte Erziehungsmethode der meiften Findlinge seitens ihrer Erzieher. Er wies auf die freudenlosen Rinderjahre so vieler von ihren Eltern verstoßener Kleinen bin und führte dann die verschiedenen Versuche an, bie man gemacht habe um die Sittlichkeit zu heben, und die Misstände des Findlingswesens zu beseitigen. In früheren Beiten, z. B. im alten Rom, babe man die Kinder bis au einem gewiffen Lebensalter ausgefegt; in Sparta   wurden die zu chwach erscheinenden Sduglinge einfach in die Klüfte der Berge geworfen. Im Mittelalter erst, und zwar in Rom unter Dem Bapft Innoncens III., errichtete man sogenannte indel häuser. Doch geschah auch dies nur, um der aus dem Cölibat ber damaligen Geistlichen und der daraus folgenden Aus. Schweifung eine Stätte zu schaffen, in welcher die Früchte dieser Ausschweifungen Aufnahmen fanden. Die Einführung solcher Häuser fand bet den protestantischen Völkern feinen Antlang. Napoleon I.   erließ im Jahre 1811 einen Befehl, nach welchem alle Findlinge auf Staatstoften erzogen werden sollten.

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+ Die Freie Vereinigung sämmtlicher in der chirurgischen Branche beschäftigten Berufsgenoffen" tagte am Dienstag, den 22. d. Mts., Abends, im Seefeldt'schen Lokale, Grenadierstraße  ; die Versammlung war sehr gut be sucht. Der Voifigende, Herr Laddey, referirte über die Lohn­verhältnisse der Werkstätten von Runftbeim, Retiner und Krüger. Da die unternommenen Erhebungen noch nicht vollendet find und es fich augenblicklich noch um Vorarbeiten handelt, so läßt sich noch nichts Genaueres mittheilen. Aus diesem Grunde lonnten auch die in der Gummiwaarenbranche herrschenden Preisdifferenzen noch nicht erörtert und die Be fchäftigung mit ihnen mußte auf die nächste Versammlung verschoben werden. Pflicht der Kollegen sei es, meinte Herr Labbey, das Material reichlich zusammenzutragen und dem Vorstand zu übermitteln, um so endlich einmal einen Ueber blid über die gesammten Lohnverhältnisse der Branche zu ge winnen. Hierauf wurden interne Vereinsangelegenheiten erledigt. Bum 1. Auguft wird ein Ausflug mit Damen und Kindern nach Schmödwis projektirt. Der Billetpreis beträgt für Erwachsene 1,25 M. und für Kinder 50 Pf. Eingefchloffen find darin bie Ausgaben für Dampfer, Tang, Konzert, Spiele u. s. w. Dem Vergnügungslomitee find vom Verein 75 M. zur Verfügung gestellt worden.

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Fachberein der Tischler. Die Vereinsbibliothek ist heute ( Donnerstag) Abends von 8 Uhr an, in Jordan's Salon, Neue Grünstraße 28, für die Mitglieder des Vereins geöffnet. Neue Grünftraße 28, für die Mitglieder des Bereins geöffnet. Da im Monat Juni teine Versammlung des Vereins stattfinden tonnte, werden die Mitglieder ersucht, ihre rüdständigen Beis träge vor Ablauf dieses Monats auf den Bahlstellen zu ent­richten. Es empfiehlt fich, wenn in jeder Werkstatt, wo Vereins mitglieder beschäftigt find, ein Rollege beauftragt wird, bie Beiträge sämmtlicher dort beschäftigter Mitglieder am Sonn­abend auf der nädstbelegen Bablftelle abzuliefern. Die Babl stellen des Vereins befinden sich: 1. Blumenftraße 56 auf der Tischlerherberge. 2. Staligerstraße 18 bei Stramm. 3. Belle allianceplay 6 bei hilfcher. 4. 8ionstirchplog 11 bei Hohn. 5. Müllerstraße 184 bei Häring und 6. Gneisenau- und Solms. ftraßen- Ecke bei Lindenborn. Dafelbft werden jeden Sonn abend von 8 bis 10 Uhr Abends Beiträge von den Mitglie dern in Empfang genommen und neue Vereinsmitglieder auf genommen. Der Beitrag beträgt monatlich 40 Bf. Mitglieder, welche länger als dret Monate mit ihren Beiträgen im Rüd ftande find, werden aus der Mitgliederlifte gefirichen.

Im Verein zur Wahrung der Interessen der Korb­macher Berlins   und Umgegend hielt am Sonntag, den 20. b. M., bei Otto, Avalberifir. 21, Herr Frante einen bei

Letzte Nachrichten.

Zur Prinzenausweisung in Frankreich  . Das Votum des Senats ift, nach der Boft", eit. persönlicher Triumph für Freycinet, dessen vorzügliche Rede ein wahres Regierungs Programm war. Die Prinzen segen der Ausweisung teinen Widerstand entgegen, sondern verlassen Frankreich   nach Ver öffentlichung des Geseßes im Journal Officiel  ". Der Pring Jerome geht nach Genf  , Prinz Victor heute Abend nach Bel pien. Seine Partiiane beabsichtigen eine Manifestation. Det Graf von Paris reist mit seinem Sohne nach England. Die Kommentare der Presse ergeben sich von selbst, gemäß ihrem Parteistandpunkte. Das Publikum nimmt die Ausweisung ziemlich gleichgiltig auf, ist jedoch befriedigt, daß die Brinzen frage endlich eine Lösung gefunden hat. Dem ,, Becl. Zagbl. meldet man rob: In Eu find sämmtliche Mitglieder der Familie Drleans, sämmtliche Parteichefs und die hervorragenden Legitimisten Der Kammer und des Senats versammelt; die Nordbahn legte Extrazüge ein. Der Graf und die Gräfin von Varis, sowie Der Herzog von Drleans verlaffen Frankreich heute. Ein Manifest des Grafen von Paris   erscheint morgen Abend. Der Oberft Bonnevars vom Regiment Chartres   hat seinen Ab schieb eingereicht, was große Sensation erregt.

Die Internationale in Frankreich  . Lafont bringt einen Gefeßentwurf ein, welcher das Verbot der Internationale" aufhebt.

Der englische   Wahlfeldzug. Gladstone ist nach seinem Landfige Schloß Hawarden zurückgekehrt. Seine Reise dahin glich abermals einem Triumphauge. Am Montag besucht e Liverpool, später Birmingham  , wo er als Kandidat für einen dortigen Wahlbezirk aufgestellt werden soll. Während Glad ftone wiederholt betonte, die irischen Vorlagen der Regierung feien fodt und das Land habe nur über den Grundsatz der Homerule zu entscheiden, deutete Morley gestern in Newlaftle an, die Vorlagen würden in ihren Hauptgrundzügen wieder be lebt werden. Diese Meinungsverschiedenheit verwirrt bie Wähler einigermaßen. Die Wahlen beginnen am 2. Juli und dauern bis zum 14. Juli.

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Russisch- Türkisches. Das Joural de Pétersbourg" bes mentirt die Depesche der Agence havas", welche besagt, forte fühle fich durch die ruftichen Truppentonzentrationen in Beffarabien beunruhigt und verstärke die armenische Grenze in der Befürchtung, daß Rußland   im Kriegsfalle seine Haupt anftrengung nach Kleinaften verlegen würde. Diese Nachricht entspreche absolut nicht der Wirklichkeit der ruffisch- türkischen Beziehungen. Ebenso falsch seien die Behauptungen der Ba rifer Journale bezüglich angeblicher Schritte Rußlands   in Ronftantinopel, die auf Beschleunigung in der Beurlaubung der türkischen Truppen gerichtet sein sollten. Sas Journal bementirt ferner auch die Information der Polit. Korrelp. aus Sofia  , daß Nabofom fich bemübe, bie Spuren feiner Mit schuld an der sogenannten Verschwörung von Burgas   ver schwinden zu laffen. Nabotom verlange im Gegentheil ein richterliches Verfahren, aber in legalen Verhältnissen gemäß den Kapitulationen. Diese Genugthuung werde ihm verwel gert. Das Journal wiederholt, die Verschwörung fei eine

Fabel.

Briefkasten der Redaktion.

H. M., Ritterstraße bei B. Sie find ein ausgezeich neter Rechenfünftler. Besten Dank für Ihre Aufmertfamleit. Wir wollen die Sache jedoch ruhen laffen. Sie berubt näm lich auf einem Drudfebler. Es muß nicht heißen 619 fondem 629. Wenn Sie die Rechnung mit letterer Bahl noch einmal versuchen, werden Sie sich von der Richtigkeit unserer Angaben

überzeugen.

Berantwortlicher Redakteur R. Gronheim in Berlin  . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin   SW.. Beuthstraße 2.

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