Sigung wieder aufzuheben und den Reichstag erst am 28. b. M. au berufen, da die Plenarver handlung über die Schnapssteuer nunmehr frübeftens an diesem Tage vorgenommen werden Tönne. Hinter diesem Vorschlage fiedi ein großes Stückchen Unehrlichkeit und Feigbeit. Es würde im Falle seiner An­nahme dadurch verhindert werden, daß die Rechenschaftsberichte den Belagerungszustand über Berlin und Spremberg be treffend noch in dieser Seffton zur Verhandlung fämen. Das bälte wiederum zur Folge, daß auch in der nächsten Seifton der Rechenschaftsbericht über den Spremberger Belagerungszu stand nicht zur Sprache tommen fann, da die Regierung nicht verpflichtet ist, einen neuen Bericht dem Reichstage vorzulegen und der jezige Bericht bei der Beendigung der Seffton zu den Alten gelegt wird. Durch die Vorfälle in der Brannimein Tommiffion aber erhält der Reichstag Sonnabend einen freien Tag, den er der Berathung der Rechenschaftsberichte widmen Tann. Also ist es besser, daß der Wint des Herrn Richter, die Eröffnung des Reichstages auf den 28. d. M. zu ver schteben, vom Präsidenten des Reichstages nicht befolgt wor ben ift.

Streit ertrost", für einen Eingriff in die geheiligten Rechte des Kapitals. Doch hören wir; die genannte Rorrespondens lautet: Die Regierung bat einen so nachhaltigen Drud auf die Bergbaugesellschaft in Decazeville geübt, daß dieselbe in eine Lohnerhöhung gewilligt hat. Anstatt 190 Fris. erbalten die Bergleute fortan 2 Frts. Förderlohn für jeden Kaften ( Benne) Roblen. Dagegen verzichten die Arbeiter darauf, daß die Gesellschaft gewiffe Beamte en läßt und alle diejenigen wieder einstellt, welche fich an dem Streil betheiligt haben. Die Gesellschaft wird daber ohne Zweifel die Gelegenheit be nußen, um die Rädelsführer der Streitbewegung los zu werden. Dies will indeß wenig besagen. Sie fonnte alle Bergleute wieder einstellen, aber alle ihr Migliebigen nach und nach ausscheiden, wozu die Berringerung der Bestellungen den besten Vorwand abgäbe. Daß ein Betriebsinhaber nicht von seinen Arbeitern verpflichtet werden kann, den oder jenen Beamten anzustellen oder zu entlassen, ift so selbstverständlich, liegt so sehr in den staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen, daß der Verzicht der Arbeiter auf ihre Forderungen in dieser Hin ficht als felbftverständlich betrachtet werden muß. Es bleibt also nur die Lobnerhöhung, welche die Arbeiter mit Hilfe der extremen Bartet und der Regierung ertrost haben. Sie haben baher allein einen Erfolg, und zwar einen den Umständen nach sehr bedeutenden, davongetragen. Das Beispiel aber wirft anfteckend. Die Arbeiter werden nur um so mehr zu Arbeitseinstellungen geneigt sein, um so bereitwilliger thre extremen Bundesgenoffen Gefolgschaft leisten. Die Intranft genten und Anarchisten haben in Decageville einen Sieg über die Regierung und das von ihr vertretene wirthschaftliche Eyftem des Gewäbrenlaffens errungen. Auch ein Präzedenz fall, der schwere Folgen nach fich ziehen dürfte. Denn wir leben bier in einem Lande, wo Alles politisch ausgebeutet wird und fleine Dinge leichter als irgendwo gefährlich werden."- Diese Korrespondenz richtet sich und die deutschen Blätter, welche fte aufgenommen haben, selbst. Deshalb wollen wir auch nur bemerken, daß das Jammergefchrei über den Sieg Der Arbeiter in Decazeville in der französischen Bourgeois preffe längst verstummt ist; nur hier in Deutschland , dem Lande der Angstmichelei, ertönt der Jammer noch fort über eine Thatsache, die die Deutschen im Grunde genommen gar nichts angeht, wenn man die hier wieder hervortretende Internationalität des Kapitals aus

Die Vermehrung der Botterieloose, die mit dem 1. Oftober eintritt, und die natürlich auch eine Vermehrung der Kollekteure bebingt, scheint wiederum benugt werden zu follen, um der Regierung angenehme Personen mit Sinefuren u versorgen. Dem bisherigen Gebrauch gegenüber, die Rolleften nur an Gewerbetreibende zu verleihen, schlägt die Boft" die Berüdfichtigung penfionitter Difiziere vor; von biesen sagt fte: Die Bahl der legteren nimmt mit dem Um­fange der Armee stetig zu, die ihnen zugänglichen, ohnehin überaus beschränkten Erwerbsgelegenheiten werden immer un Aureichender für die Beschäftigung derjenigen perftonirten Dffisiere, deren Einkommen einen Nebenerwerb bedingt und deren Kräfte eine nußbringende Beschäftigung, abgesehen von dem Militärdienfte, sehr wohl geftatten. Die Gefahr liegt sehr nabe, daß Männer, welche nach vorwurfsfreier Dienstaeit in valide wurden, ohne doch die zu einer ftandesgemäßen Existenz erforderlichen Mittel zu haben und zu einer Bivilbeschäftigung untauglich geworden zu sein, durch die so erzwungene Unthätig felt namentlich dann verbittert und in einen Gegensatz mit der Staate und Rechtsordnung gebracht werden, wenn damit zu gleich ein Herabfinten unter den bisherigen standard of life verbunden ist." Also Vermehrung der Lottertelooie, um die perfionirten Offisiere tonservativ- reichstreu zu erhalten! Nochuge läßt. pfiffiger verfuhr man in Hagen , wo man die in Folge der Ver. mehrung der Loose errichtete zweite Rollette dem Redakteur eines bisher schon des Reptilismus verdächtigten Blattes über trug. Wie wird dieser jest von Reichstreue überschäumen! Und welch neue ingeniöse Art, die Reptilienpresse zu unter flügen! Vielleicht steht das Deutsche Tageblatt" bierin einen neuen Beweis, daß die Vermehrung der Lotterteloose unent­behrlich sei für die heutige Sozialreform!

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Die Regentschaftskommission der bayerischen Ab­geordnetenkammer nahm nach Anhörung der beiden Refe renten den Antrag auf Regentschaft einstimmig ohne Dis luffton an. Der in flertfalen Blättern gegen das Verhalten des Minifteriums für die Kommiffionsverbandlung angefün Digte Angriff scheint für die am Sonnabend stattfindende öffent Itage Plenarverhandlung verschoben.

Neue Uebergriffe der Innungen. In Münster bat nach der Freis. Big." ein Unterverband des Bäckerverbandes Germania" getagt und Beschlüsse gefaßt, welche fich anmaßen, den einzelnen Innungen bezw. Innungsmitgliedern verpflich tende Borschriften zu ertheilen. Der Jnnungsverband Ger maria, welcher Korpcration rechte befitt, hat damit seine ge feglichen Befugnisse überschritten. Unter anderem beschloß der Unterverband in Münster , daß die Jnnungsmitglieder solchen Gesellen weder Arbeit noch Unterstütung ge währen dürfen, welche nach dem 1. Dltober 1880 in Bädereien arbetten, deren Inhaber das Bädergewerbe nicht fachgerecht ge lernt baben. Man will damit die Brodfabriken chilaniren, we'l dieselben an einzelnen Drten billiger verlaufen als die vorhandenen fleinen Bädereien. Feiner sollen Meister mit awet oder weniger Gesellen böchstens zwei Lehrlinge, Meister mit drei Gesellen nur drei Lehrlinge beschäftigen. Mehr als Drei Lehrlinge dürfe lein Jnnungsmeister halten. Hierdurch will man dem Großbetriebe zu gunsten der Kleinbäderet ent gegenwirken. Wie blind diese Leute doch find! Haben sie benn soviel zu verlieren, daß fte so trampfbaft das Ueberlebte festzuhalten suchen? Ahnen fte denn gar nicht, welche Segnun gen der vernünftig organisirte Großbetrieb bringt? Die Ar better baben es langft aufgegeben, die Maschinen zu zerstören, Die büntelhaften Meister find aber heute noch so rüdständig, in der Verhinderung des Großbetriebs ihr heil zu sehen.

Ueber den Streit von Decageville finden wir in ver schiebenen nationalliberalen Blättern eine angebliche Bariser Rorrespondenz, welche einen äußerst lamentablen Zon an schlägt, aber auch Beugniß ablegt von der Feindschaft, welche Diese Preffe durchweg den Arbeitern und ihren gerechten For berungen entgegenträgt. Sie gönnen den Arbeitern nicht die geringfte Lohnerhöhung, fte halten diese schon, wenn durch einen

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Feuersbrunst verfichern fönnen, so versichern Sie bei mir Shre Karriere als Rünstler, und ich will nicht hart mit Shnen sein: fünf Prozent von Ihrer Gage beim Himmel, Sie dürfen sich nicht über mich bellagen, und die ganze Geschichte loftet Sie im höchsten Fall lumpige hundert Thaler das ganze Jahr."

Und wenn ich es für hundert Groschen, ja für hundert Pfennige haben könnte," rief Rebe jetzt, von seinem Stuhl emporspringend und wirklich ganz außer sich, so würde ich mich vor mir selber schämen, einen solchen Patron zu bestechen, wie Sie fich mir eben gezeigt haben!"

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Bitte," sagte Strohwisch, fich mit spöttischer Höflichkeit von seinem Stuhl erhebend, aber doch nicht gewillt, weiter zu gehen, denn Rebe war von sehniger Statur und muskulös gebaut. Ich sehe, Sie sind kein Geschäftsmann, Herr Rebe, und bebauere wirklich herzlich, Ihre werthvolle Beit heute Morgen so lange in Anspruch genommen zu haben. Ob Sie recht daran gethan, mein freundliches Entgegenkommen in solcher Art zurüdzuweisen, mag die Beit lehren. Für jetzt habe ich die Ehre, mich Ihnen gehorsamst zu empfehlen!" Und seinen Hut aufgreifend verließ er mit einer sehr förm lichen Verbeugung das Zimmer.

Nebe fühlte fich eine Laft von der Seele genommen, als der Mensch ging, denn so lange er sich in seiner Nähe befand, war es ihm ordentlich, als ob irgend ein böser Geift Macht über ihn gewinnen und ihn von seinem ehrlichen Pfabe ablenken wollte. Aber fehrte er noch einmal zurück? Draußen Inarrte wieder bie Treppe. Aber nein, das waren zwei Personen; er hörte Stimmen. Es wurde wieder getlopft.

Serein!"

Bitte, nach Ihnen, ich bin hier zu Hause!" hörte er Jemanden fagen. Das war Peters. Die Thür öffnete fich weit und der Theaterdiener nöthigte auch wirklich Rebe's Herz schlug hoch Henriettens Vater zuerst hinein.

Jeremias hielt sich aber nicht lange bei der Vorrede auf. Er ging auf Rebe zu, weichte ihm herzlich die Hand und rief: Mein lieber Rebe, ich tomme hierher, um Ihnen Mbbitte zu thun."

Dem

Die oberschlesischen Schnaps- Konsumvereine beschäf tigen seit Jahr und Tag das öffentliche Interesse in unlieb famfter Weise. Jezt endlich hat es den Anschein, als ob fich eine ernstliche Remedur vorbereite. In Folge vielseitig einge laufener Klagen und Beschwerden hat der Handelsminister die Aufnahme einer Erquete über die Thätigkeit der Konsumver eine im oberschle fischen Montandiftritt veranlaßt.

Durch die in Aussicht genommene Regelung des Relitten Versorgungswesens für die Angehörigen des Reichsheeres und der faiserlichen Marine auf den Grundlagen Des schon bekannten, dem Bundesrath vorgelegten Entwurfs werden die bestehenden Militär Wittwentasien ent behrlich. Dieselben werden daher fünftig auf die Abwicklung der den gegenwärtigen Interessenten gegenüberstehenden Ver bindlichkeiten fich zu beschränten haben und in so weit zu schließen sein, daß die Aufnahme neuer Mitglieder nicht mehr

stattfindet.

Eine unter den augenblicklichen Verhältnissen taum glaubliche Nachricht wird dem Berl. Tagebl." aus Bay. reuth telegraphirt. Sie lautet: Kaufmann Jean Heim in Bayreuth , welcher in einer öffentlichen Wirthschaft die Rabi­netstaffe einer unerlaubten Kritit unterzog, wurde wegen Mas ieftätsbeleidigung zu zwei Monaten Gefängniß ver­

urtheilt."

Die Berichte über die Härte der Ausweisungen ruffischer Staatsangehöriger aus dem preußischen Staats­gebiete mochten häufig übertrieben erscheinen. Ein Mitarbeiter Dieses Blattes hat sich aber in einem Spezialfalle aus dem ihm vorliegenden zuverlässigen Material überzeugt, daß die gemachten Schilderungen durch die Wirklichkeit noch übertroffen werden. In Ostrowo wurde zum 1. Dltober v. J. Die Familie des jüdischen Handelsmanns Springer, bestehend aus Mann, Frau und dem 13 jährigen Sohn, ausgewiesen. Springer ftammt aus der polnischen Nachbarstadt Kalisch , tft 14 Jahre mit seiner in Ostrowo gebürtigen Frau, geb. Seidenberg, ver heirathet und Befiger zweier Grundstüde, welche die lettere von ihren Eltern ererbt hat. Bereits die Urgroßeltern der mit ausgewiesenen Frau Springer waren in Dftrowo feßhaft. Ein Antrag auf Naturalisation verzögerte sich durch die andauernde Krankheit des Springer, doch ermunterte der Bürger meister des Drts vor noch nicht zwei Jahren, loftspielige bauliche Veränderungen an den beiden Springer'schen Häusern vorzunehmern. Nur nach unsäglichen Bemühungen gelang es der Familie Springer, einen Aufschub bis zum 1. April d. J. und dann noch einen von 14 Tagen zu erhalten. Auf die zahlreichen Gesuche bei der Regierung zu Bosen und auf eine mit den allergünstigsten Attesten der Gemeinde und der Stadtbe

Mir, Herr Stelzhammer?"

" Ich habe Sie im Verdacht gehabt, daß Sie kein Schauspieler wären und die Geschichte nur so aus Plaisir mitmachten. Ich bin jetzt aber anderer Meinung barüber. Bleiben Sie dabei, Sie gehören nirgends anders hin, und ich hoffe, es soll noch Alles gut werden." " Mein bester Herr

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" Nicht wahr, er hat seine Sache gut gemacht," rief Peters, der selber mit stolz auf den gestrigen Erfolg war, den der Direktor allerdings auch seinen Beinen zu ver banken hatte. Ja, ganz brav bat er's gemacht, und hier, Herr Rebe, auch ein Brief vom Direktor. Sollen um zwölf Uhr einmal zu ihm ins Bureau tommen, verstehen schon- gratulire im Boraus."

,, Und haben Sie bis dahin noch etwas vor?" " Nicht das Geringfte, Herr Stelshammer."

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börde unterfügte Immediateingabe der Frau Springer- ibr Mann und ihr Sohn haben bereits das preußische Staats. gebiet verlaffen- erbielt dieselbe nur mündliche ablehnende Bescheide auf dem Landrathsamt zu Dftrowo; die Attefte be bielt man jurüd und verweigerte der Frau die Rückgabe. Der Probst Fürft Radziwill in Ostrowo übersandte der Frau Springer aus eigener Initiative das nur denkbar glänzendfte Leumundszeugniß, um ihren Antrag auf Ausseßung ihrer Ausweisung bis zum Verlauf der beiden Häuser zu erwirken; der Landtagsabgeordnete Dr. v. Jazdzewski nahm sich der Mermften energisch an; Alles vergeblich. Jezt hat fich Frau Springer an den Fürsten Bismard gewendet und sucht we nigstens eine schriftliche Bescheidung sowie die Burückgabe ihrer Attefte zu erlangen.

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Polizeikommiffar_Meher. Wir haben fürzlich mit­getheilt, daß der wegen Mißbrauchs der Hmisgewalt gelegentlich ber belannten Frankfurter Friedhofsaffäre zu drei Monaten Gefängniß verurtheilte Bolizeikommiffar Meyer bes bat uns nun die Gelegenheit verschafft, einmal einen recht gnadigt und wieder angestellt worden sei. Die Begnadigung lehrreichen Blid in das Herz unserer Ronservativen zu thun. Die Kons. Korresp." begrüßt nämlich, wie wir schon erwähnten, die Begnadigung Meyer's mit der größten Genugtbuung", benn, schreibt fie, die Verurtheilung batte, wie wir wiffer, in den Reihen der Sicherheitsmannschaften überall einen höchft niederschlagenden Eindruck gemacht, der jest, wo diese Manns schaften sehen, daß fie an entscheidender Stelle einen feften Rudbalt befigen, schwinden wird." Eine frechere Verhöhnung des Rechts und der Krone zugleich bemerkt dazu ſehr zu treffend die Frlf. 8g." ist uns selten vorgekommen. Man erwäge: Meyer wird wegen einer rechtswidrigen Handlung, bei beren Beurtheilung die Richter fich sogar genöthigt sehen, mildernde Umstände auszuschließen, au einer Gefängnißftrafe verurtheilt. Dieser Att der Justiz soll auf die Beamten, die zur Erhaltung der Ordnung, zur Verfolgung von rechtswidrigen Handlungen berufen und verpflichtet find, einen höchft nieder schlagenden Einbrud gemacht haben? Das hieße ja doch, daß jene Beamten für sich das Recht strafbarer Ausschreitungen in Anspruch nehmen, daß ihnen durch Gesetz und Juftig nicht augebilligt wird. Wir hören jest nicht nur, es sei für die Bolizei ein niederschlagender Gedante, au erfahren, daß das Recht des Landes den Bürger gegen Mißhandlungen ihrer seits in Schuß nimmt, indem es die Mishandelnden ftraft, nein, es wird noch hinzugefügt, die Ueberzeugung, an entscheidender Stelle einen feften Rüdhalt zu befizen, werde bie Niedergeschlagenen wieder aufrichten. Wir fennen die Gründe nicht, die an maßgebender Stelle zur Begnadigung Meyer's geführt haben, und es liegt uns fern, ihnen nachaus spüren, aber der Krone au imputiren, fie machte fich zum feften Rückbalt für Vergehen im Amte, das ist denn doch, zumal im Munde von Leuten, welche die Loyalität in Erbpacht zu haben glauben, eine Leistung, die das Brandmal höchfter Ge wiffenloftgleit verdient. Dem ersten Sage läßt die ,, Kons. Korresp." andere folgen, die nicht minder frevelhaft find. Wenn fie sagt: Die Belten find wahrlich nicht derart, um sentimentale Betrachtungen darüber anzustellen, ob nicht viel leicht dieser oder jener bei einem Auflaufe einen Hieb bekom men bat, den er nicht verdiente," so liegt darin, abgesehen von der Lüge, daß die Thätigkeit Meyer's und Genoffen fich gegen einen Auflauf" gerichtet habe, eine solche zynische Roheit, daß bas Drgan der Konservativen mit jedem Anarchistenblatte in die Schranken treten darf, denn auch diese bespötteln es bes fanntlich als Sentimentalität," wenn man Betrachtungen darüber anftellt, daß bei einem Gewaltalt Leben und Eigens thum Solder, die es nicht verdient baben, leine Schonung ges funden haben. Polizeigewalt gegen Rechtsordnung und Rechts bewußtsein, daß war das eigentliche Attenzeichen des Prozesses gegen Meyer und Genossen; möge es daneben aufgezeichnet bleiben, daß fich eine Partei gefunden hat, welche die Aus­übung des Begnadigungsrechts durch die Krone zu einem Ein treten für die rechtswidrige Anwendung der Polizeigewalt zu stempeln fich erbreiftet. Ein zustimmendes Echo ist ihr dafür ficher, dasjenige des revolutionären Geistes, der unten" um fo mehr Leben zeigen wird, je größere Anfeuerung er von oben erhält.

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Sozialdemokratisches Begräbniß. Am Sonntag Nach mittag wurde in Dresden die Frau eines der sozialistischen Bartel angehörenden Restaurateurs beerbigt. Gegen 800 Leid tragende hatten fich zu dem Begräbniß eingefunden. Von der Wohnung des Restaurateurs, Freibergerplaß, aus bewegte fich der Bug nach der Todtenhalle des Stadtkrankenhauses, wo die Leiche abgeholt wurde, und von hier nach dem Löbtauer Annenfriedhof, wo die Beisetzung stattfand. Ein Geiftlicher war auf dem Friedhofe nicht anwesend, auf welchem fich wohl an 1500 Personen eingefunden hatten. Einer der Führer der Bartet, der Restaurateur Beters, hielt eine furze Ansprache am Grabe, dann verließen die Leibtragenden ruhig den Fried bof. Bemerkt muß noch werden, daß die Gendarmerie mit ges ladenen Gewehren in nächfter Nähe des Grabes start vertreten war. Wir enthalten uns über diesen legten Umstand jedweder Bemerkung.

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reben. Pfeffer tennt das Theater durch und durch, und mit feiner Aussicht, daß Sie sich je eine unabhängige Stellung dabei erringen fönnten, hielt er es für seine Pflicht, ein Verhältniß abzubrechen, das, wie er fürchtete, für Jettchen nur vergebliche Hoffnungen hatte und aus dem doch nie etwas Ernstes werden fonnte. Gestern Abend nun, oder vielmehr noch diese Nacht, habe ich mit ihm die Sache über legt, und wir find Beide zu dem Schluß gekommen, daß Sie..." Hier ftat er feft, benn er wußte jegt nicht recht, wie er dem ihm mit hochgerötheten Wangen gegenüber figenden jungen Manne die Sache weiter auseinander sehen follte. Und erlauben Sie mir, daß ich Henriette wiedersehen barf?" sagte endlich Nebe mit leiser Stimme.

Hurrjeh, deshalb bin ich ja hergekommen," rief Jere mias, ber fich baburch mit einem Mal aller Verlegenheit

Schön; hätten Sie etwas dagegen, mich einmal zu enthoben fah. Seht, auf den Nud wollen wir hingehen! begleiten?"

Wohin, Herr Stelzhammer?"

" Nu, natürlich in den Italienischen Reller," sagte Peters mit einem verschmitten Lächeln; wohin fann man einen Menschen um diese Tageszeit fonft führen? Aber Donnerwetter, was wollte denn der Doktor Strohwisch schon bei Ihnen- pumpen? Natürlich! Halten Sie fich den zum guten Freunde, wenn ich Ihnen rathen foll; er hat ein bitterböses Maul."

,, War das der Herr, dem wir auf der Treppe be gegneten 8"

Ja wohl, mit den kurzen Haaren und dem mopfigen Gefichte; aber er hai's hinter den Ohren. Na, ich muß jept fort; vergessen Sie nicht, um zwölf Uhr. Guten Morgen, meine Herren!" und wie ein Pfeil schoß er wieder aus der Thür hinaus.

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H

Und wohin soll ich Sie begleiten?"

Das war der Theaterbiener, nicht wahr?" Ja, Peters."

Wohin Sie mich begleiten sollen? Wohin Sie wahr scheinlich recht gern mitgehen," lächelte der fleine Mann. Eie wiffen, was mein Schwager Pfeffer von Ihrer Be werbung um Jettchen hielt bitte, lassen Sie mich aus

Ich sage Ihnen, daheim ist es ein wahrer Jammer die Seit über gewesen, so hat sich das arme Ding, das Jettchen, heimlich gesorgt und abgequält, und die Mutter ist dabei immer elender und miserabler geworden. Heute blüht Jettchen wie eine junge Rose und singt im Hause herum, baß es eine Luft ift."

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Mein lieber Herr Stelzhammer!"

Machen Sie nur rasch, mir brennt's ordentlich unter ben Sohlen," rief Jeremias; weiß Gott , es war fein Spaß, bas Leiden den ganzen Tag mit anzusehen und nichts babei thun zu lönnen! Der Hamlet hat die ganze Geschichte wie der auf die Strümpfe gebracht, und wenn Sie jetzt in Gang bleiben, ist mir auch nicht bange."--

Es mochte etwa elf Uhr Morgens sein, als der junge Graf Hubert, sein braves Pferd in Schweiß gebadet, in die Stadt zurückkehrte. Er war feit Tagesanbruch braußen ge wesen und sah wild und verstört aus. Sein Gesicht glühte dabei und seine Augen waren wie mit Blut unter laufen.

Den Weg herunter tam in einem scharfen Trab George. Er hatte Hubert's Pferd erkannt und wollte ihn sprechen.