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der Rabe eines mit Salzsäure und Epiritus gefüllten Ballons ein Streichbolz anzündete und dadurch die Explofton des Bal lons verursachte. Ein erheblicher Schaden wurde nicht ange richtet. Die Feuerwehr war in Thätigkeit.
Elifabeth Goreva, die geniale ruffifche Tragödin, bat einige Gaftvorstellungen im Dfiend Theater als Maria Stuart in Schillers gleichnamigen Trauerspiel gegeben. Jedermann weiß, wie es Schiller verftanden hat, die hiftorisch nicht sym pathische Maria Stuart in seiner Tragödie zu einem liebens wertben, unglüdlichen Weibe umzuwandeln. Von aller Welt verlaffen, ist fie ihrer Todfeindin, der Königin Elisabeth von England und den intriguirenden, herzlosen Hoffchranzen der felben preisgegeben. Jm dritten Alt beim Begegnen der beiben Röniginnen im Bart von Fotheringhay spigt fich bekanntlich Die Handlung zu einer dramatisch wild belebten Szene zu und hier zeigte fich denn auch die ruffische Künstlerin in ihrem ganzen Feuer, hier suchte der langgenährte Haß gewaltsam einen Aus bruch, die unterwürfige Gefangene wird zum beleidigten Weib, welches Rache heischend ihre Gegnerin in den Staub tritt.
In dieser Szene offenbarte Elisabeth Goreva die hin reißende Gewalt ihrer Darstellungsgabe, und es ist nur zu be dauern, daß die Anzahl der Gastspiele eine so gering bemessene war, und daß es den Besuchern des Dftend Theaters nur so selten vergönnt ist, eine wirkliche Künstlerin zu sehen.
Gerichts- Zeitung.
+ Unter der Antlage des schweren Diebstahls stand geftern der Fubrherr Bartels vor der Straflammer des hieft gen Landgerichts 1. Er besorgt für die Gerichtsvollzieher die Fuhren und betreibt ein Nebengeschäft durch Antäufe auf den Auftionen. In dem Hause der Megerstraße, in welchem er wohnt, wohnt auch ein Drechsler, Namens Scherfling, der in feiner Bodenkammer eine lieferne Bettstelle und andere Sachen verwahrte. Am 8. Februar war diese Bettstelle verschwunden, ohne daß das Vorhängeschloß Spuren von angewendeter Ge walt zeigte; es mußte also mittelft Nachschlüffel geöffnet sein. Es schien zunächst so, als solle der Diebstahl unentdedi bleiben; Der Dieb batte fein Merkmal, das zu seiner Entdeckung fübren Tonnte, zurüdgelassen. Da führte der Bufall Herrn Scheifling eines Tages vor einem Trödlerladen vorbet und er entdeckte unter den mannigfaltigften Waaren des Händlers seine Bettftelle, die er deutlich an der zur Hälfte abgesprungenen Knopftofette erkannte. Er ging hinein und erfuhr, daß die Bett ftelle vor einiger Zeit von einem Fuhrherrn Bartels verlauft worden set. Bartels wurde unter Antlage gestellt. Er gab zu, die Bettstelle verlauft zu haben, behauptete aber, daß fie Don ihm auf einer Auktion erftanden worden sei. Der Gerichts. vollzieher befundete jedoch, daß die beiden an jenem Auktionstage verkauften Bettstellen nicht an Bartels, sondern an einen anderen Käufer losgeschlagen worden seien. Unter diesen Um ständen wurde Bartels zu vier Monaten Gefängniß verur theilt. Strafmildernd lam seine bisherige Unbescholtenheit in Betracht.
+ In welche Erregung Menschen durch den Verlauf und ben Ausgang einer Gerichtsverhandlung über eine an fich febr geringfügige Sache versezt werden können, bewies ein Vorfall, der fich am 8. September v. J. in unmittelbarer Nähe des Justizpalastes in Moabit zutrug. An diesem Tage hatte das Schöffengericht in einer Verhandlung, in welcher der Schnel dermeister W. als Beuge fungirte, den Braumeifter B. mit einer Geldstrafe belegt. Schon früher hatte zwischen W. und B. teine freundschaftliche Stimmung geherrscht, aber nun, wo B. mit oder ohne Grund seine Verurtheilung der Aussage des Schneidermeisters zuschrieb, floß der Topf über. Bwei Gruppen bildeten fich nun um die beiden Männer, schon in den Flur gängen des Gerichts wurde heftig geftritten und als man auf der Straße war, flogen offene Drohungen von beiden Setten. So hörte W., wie eine Stimme im feindlichen baufen rief: Dem Lumpen muß man die Knochen im Leibe derschlagen!" Er hatte allen Grund anzunehmen, daß ihm der Rosename gelte und ihm die hoffnungsvolle Aussicht gemacht werde, und er empfand den lebhaften Wunsch, das an dem
au entgeben, faßte er den schändlichen Entschluß, die Zeugin feiner That zu beseitigen, indem er fte aus der Welt schaffe. Die Joee zur Ausführung ist dem Angeklagten wohl durch das Lesen einer gewiffen Sorte von Romanen in den Kopf gekommen, denn wie er im geftrigen Audienstermin seine That beschönigend erklärte, wollte er den Heldentod mit dem Mäd chen sterben. Am 21. Februar d. J. batte der Angeklagte über dieses Thema eine Unterredung mit dem Mädchen; babet soll bas legiere, wie er behauptet, die Zustimmung mit ibm zu sterben gegeben haben. Am Tage darauf, den 22. Februar, während die Mutter des Mädchens das Zimmer verlaffen, hielt es der Angeklagte an der Beit, sein Vorhaben auszuführen. Er ging auf das Mädchen mit einem langen Brodmesser zu und stieß daffelbe wiederholt nach der Herzgegend des Mädchens. Der Ruf des legteren: Albert, Albert, Du ftichst mich ja todt!" in Verbindung mit unterbrüdien Hilferufen, alarmirte die Hausbewohner und nun affektirte der Angeklagte einen Selbs mo dversuch, indem er ein kleines Feder meffer fich tief in die Brust stieß. Das Mädchen war bei dem Mordversuch lediglich durch die Dichtigkeit ihres Korsetts( mit Stablschienen) vor dem ficheren Tode geschüßt worden; aber mit 8 mehr oder minder großen Wunden fand fie der be handelnde Arzt Dr. Rügenberg. Den Räuber ihrer Ehre schaffie man, aus einer Brustwunde blutend, nach dem Krankenhause und gegen ihn ward das Strafverfahren nunmehr nach seiner Wiederherstellung, auch wegen versuchter Tödtung erhoben. Im Audienstermin trat das körperlich ziemlich frühreif entwidelte Mädchen als Belastungszeugin auf; fe widerlegte den Einwand des Angeklagten, daß ste ihn durch Ueberredung selbst zu veranlassen versucht, fte zu tödten. Ihre Aussagen in Verbindung mit dem übrigen Ergebnis der Beweisaufnahme bewog die Geschworenen, den Wahrspruch dabin abzugeben, daß der Angeklagte des Verbrechens wider die Sittlichkeit beam. Nothzucht, ferner des versuchten Mordes fchuldig sei; eine Unterfrage, ob der Angeklagte von der 12 jährigen Maag zu der That durch Ueberrebung veranlagt' 12 jährigen Maag zu der That durch Ueberredung veranlaßt' wurde verneint, dagegen theilweise mildernde Umstände zuge billigt. Demgemäß beantragte der Staatsanwalt 8 Jahr Buchthaus, 10 Jahre Ebrverluft. Das Urtheil lautete auf eine Gesammtstrafe von 8 Jahren Budthaus; von berkennung der bürgerlichen Ehrenrechte waro abgesehen.
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Reichsgerichts- Entscheidung.( Nachdruck verboten.) Leipzig , 21. Juni. ( Ueberschreitung der Nothwehr.) Der Schuhmacher Bernhard Strad in Hermershausen lebte seit längerer Zeit mit dem in derselben Straße wohnenden Handarbeiter Koch in Feindschaft. Als am Abend des 5. Januar d. J. Strad mit Holz und einer Art beladen und in Beglei tung seines Sohnes die Straße entlang fam, gerieth er mit dem ihm begegnenden Koch in Streit. Wer den Anfang ge macht hat, war nicht festzustellen, doch scheint es, als ob Roch auerst geschlagen hat und zwar mit einem nicht übermäßig starten Stück Holz. Dem Strad lam dieser Angriff sehr ge Tegen, denn er ergriff sofort seine Art und schlug damit auf ben verhaßten Gegner los. Er traf ihn damit so heftig an der Stirn, daß der Knochen in viele Splitter fich auflöfte, boch ist die Verlegung ohne merkliche Folgen für die Gesundheit Kochs wieder geheilt. Die Straflammer in Marburg , vor der fich Strad am 31. März wegen vorfäglicher schwerer Körperverlegung zu verantworten hatte, nahm zwar an, daß der Angetlagte fich in Nothwehr befunden, aber auch, daß er diefelbe überschritten babe und zwar ohne daß er durch Bestürzung, Furcht oder Schrecken hierzu veranlaßt sei. Er wurde deshalb für schuldig befunden und zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt. für schuldig befunden und zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt. In der Revisionsverhandlung, die am 21. Juni vor dem I. Shaffenat ftattfand, machte der Wertheidiger des Angeklagten geltend, man fönne von einem Angegriffenen nicht verlangen, daß er erst logische Erwägungen anftelle, ob er eine milbere oder schärfere Art der Abwehr anzuwenden habe. Der Reichs anwalt beantragte jedoch die Verwerfung der Revision des Angeklagten, da vom Landgerichte klar festgestellt sei, daß der Angeklagte feinen Anlaß hatte, sofort mit der Art zuzuschlagen. Das Reichsgericht verwarf dem entsprechend die Beschwerde als unbegründet.
Der Leipsiger Klempnerftreit ist nunmehr als beendet anzusehen. Die Gefellen haben, da ihnen nach polizeilicher Auflösung des Streitfomitees die Fortführung des Streits unmöglich gemacht worden war, beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen. Die Meister baben nur die auf eine 10ftündige Arbeitszeit abzielende Forderung bewilligt, die Forderung auf Festsetzung eines Minimallohnes aber abgelehnt.
Ueber die englischen Arbeiterverhältnisse schreibt man dem ,, Sächs. Wochenbl.": Auf dem Arbeitsmartte ist noch leine Befferung zu sehen. Lohnreduktionen find im ganzen Lande an der Tagesordnung. Als Ursache gilt die aus ländische Konkurrenz. ländische Konkurrenz. Besonders schwer leiden die Nagels schmiede im Norden von England. Deutschland überschwemmt ben Markt mit dieser Waare durch Billigkeit und doch gleicher Qualität. Einem Parlamentsbericht für 1885 über die Textil Industrie entnehmen wir folgende interessante Mittheilung: In der Textil Industrie find 1035 568 Berfonen beschäftigt, und war in England und Wales 814 474, Schottland 152 579, Jrland 68 815. Jugendliche Arbeiter männlichen Geschlechtes werden 43 308 und weiblichen Geschlechtes 48 303 beschäftigt, welche nur halbe Zeit arbeiten. Im Ganzen find 39 Prozent männliche und 61 Prozent weibliche Arbeiter beschäftigt. Die Bahl der Fabriken beträgt 7465 mit 53 088 824 Spindeln und 773 704 Dampf- Webeftühle. Be merkenswerth ist, daß von 1879 bis 1885 die Babl der Fabrilen um 360 vermehrt wurde, während die Bahl der Arbeiter in derselben Bett sich um 58715 verminderte. Der Werth der er zeugten Waare betrug 175 Min. Bfd. Sterl. Jn Baumwolle 95 Mill., Wolle 46 Mill., Leinwand 21 Mill, Seide 7 Mill. und verschiedene Waaren 26 Mill. Pfd. Sterl. Das Jahr 1885 war im Allgemeinen das schlechtefte in den Ar beitsverhältniffen fett 1879. Jede Gewerkschaft flagt bitterlich darüber. Der Jabresbericht der Maschinenbauer Gewerkschaft ( The Amalgamated Engineers) führt an: Die Durchschnitts zahl der Arbeitslosen für jeden Monat in 1879 war 5862 unb in 1885 3240. Die Ausgabe für 1879 betrug 245 826£ ftr. ( 4 904 520 M.), davon fiel ein großer Theil auf Streits. Die Finnabme für 1885, bei einer Mitgliederzahl von 51 689, betrug 144 639 2ftr. 13 Sb. 1.( 2 892 793. 8 Pf.). Die Aus gabe 188 277 ftr. 14 Sh. 16% B.( 3 865 554 M. 54 Bf.). Diese bobe Ausgabe brachte den Fonds zu dem niedrigen Stand Don 119 130 str. 9 Sb.( 2 382 609 M. 16 Pf.) oder im Durch schnitt per Mitglied 46 M. 8 Bf., der niedrigfte Sat feit 1869. Bon 1851 bis 1885 zahlte diese Gewerkschaft an Unterstügungen folgende Summen: Arbeitslose 1 240 873 2ftr., Krankheitsfälle 555 562 Lftr., Arbeitsunfähige 333 643 2ftr., Unglücksfälle 44 100 2ft., Sterbegelder 173 345 Lfir., wohlwollende Schen fungen 60 574 str., Unterstüßungen zu anderen Gewerkschaften 83 738 ftr., zufammen 2491 835 ftr.( 49 836 700.)- Auch die englischen Arbeiter sehen nach der Erklärung des Bentral Sekretärs Burnett immer mehr ein, wie nöthig es ist, bie Arbeiter anderer Länder auf die Bedürfnißhöhe der eng lischen zu bringen, sollen nicht auch die englischen Arbeiter elender gestellt werden.
Der industrielle Rüdgang in Frankreich zeigt sich u. A. daran, daß die Ausfuhr Frankreichs in Pariser Artikeln fich von 168 Millionen im Jahre 1875 auf 91 Millionen im Jabre 1884 vermindert hat, daß im gleichen Beitraum die Ausfuhr von Seibenwaaren von 477 auf 233 Millionen Fris., von Hüten von 11 auf 10, von Galanteriewaaren von 153 auf 144, von Möbeln von 34 auf 32, von Regen und Sonnens Schirmen von 3 auf 2, von Glas von 34 auf 22, von Epiegeln von 8 auf 4, von fünftlichen Blumen von 42 auf 27 Millionen aurüdgegangen ist. Wenn der Patent Anwalt" diese beredten Symptome der allgemeinen Krifis mit der lächerlichen Bemer fung begleitet, diefe riesige Reduktion der Exportziffer sei nicht so tragisch aufzufassen, da viel geschmuggelt, also, well unvers zollt, nicht mitberechnet werde, so beweist diese Aeußerung nur, mit wie großer Ignorans in den Elementen der Bollswirtschaft bies ,, Archiv für Marlen und Mufterschuß c. redigirt wird. Wir leugnen garnicht, daß ganz erhebliche Poften Waaren über die Grerse geschwärzt werden. Aber solch eine allgemeine, nach vielen Millionen zählende Abnahme der Ausfuhr auf den Schmuggel zurückzuführen, dazu muß man wie Nip van Redakteur des Patent- An walt" fein.
Sprecher auszuführen, was ihm zugedacht war. Aber er be. Soziales und Arbeiterbewegung. Winlle gefchlafen haben over
awang fich und zog mit seinem Anhange nach einem Re ftaurationslokale der Werftstraße, um dort seinen Groll hin unterzuspülen. Unglüdlicherweise führte auch den Braumeister und seine Freunde der Weg an diesem Lokale vorbei, und durch ibren Anblid gereist sprang W. mit einem Freunde, einem ge wiffen Sch., hervor und folgte ihnen auf dem Fuße nach. Sch. fagte ermunternd: Dem müssen wit's besorgen!" und W. rief als Bestätigung: Einen guten hieb bab' ich noch am Leibe," und schlug von hinten auf B. mit seinem Stod, den er ver febri genommen hatte, ein. Seine Hiebe waren wirklich so, daß er den Braumeifter übel zurichtete. Das Schöffengericht verurtheilte ihn wegen seiner That zu 3 Monaten Gefängniß. B. legte Berufung ein und erreichte, daß die fünfte Straf fammer feine Strafe auf 1 Woche Gefängniß ermäßigte.
Ueber das Pfandrecht des Vermiethers an dem Mo billar des Ditetbers hat das Reichsgericht, II Straffenat, burch Urtheil vom 9. April d. J., folgende Säge ausgesprochen: Das gefegliche Pfandrecht des Vermiethers wegen seiner Miethsforderung u. f. w. ergreift im Geltungsbereich des breuß. A. R. alle eingebrachten Mobilien des Miethers, beginnt sofort mit der Jllation und erstreckt sich nicht nur auf Die bei Endigung des Kontratis noch in der Wohnung vor. banbenen Mobilien, sondern auch auf die ohne legitimen Grund, b. b. gegen den Willen des Vermiethers, weggeschafften Sachen. Dies Biandrecht fann schon vor Beendigung des Miethston trals wegen fälliger und noch nicht fälliger Miethe geltend gemacht werden. Der Umstand, daß es zur Sicherung des Bfandrechts genügt, von den eingebrachten Effekten des Miethers- wenn es zur Retention fommt nur so viel surüdzubehalten, als zur Bezahlung der Miethe nöthig ist, be rechtigt ben Miether nicht, das gesegliche Pfandrecht des Ber miethers dadurch zu verlegen, daß er zur Dedung der Mieths fchuld nicht erforderliche, aber von jenem Pfandrecht mit er griffene Juaten gegen den Willen des Vermiethers wegschafft. In einer solchen Falle steht dem Miether vielmehr nur das Hecht zu, den Richter um Entscheidung barüber anzugeben, ob and auf welche Stüde das Burückbehaltungsrecht stattfinden folle."
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Wegen versuchten Mordes und wegen SittlichkeitsBergehens angeilagt, erschien gestern der Schloffergeselle Albert Tews aus Spandau vor den Echranken des Schwur gericht im Landgericht II.- Die Verhandlung, welche ein widerwärtiges Sittenbild entrollte, fand unter Ausschluß der Deffentlichleit statt. Die Einzelheiten der gegen Tems außer wegen versuchten Mordes noch wegen Sittlichkeits. Verbrechens in 19 Fällen erhobenen Antlage entziehen fich selbstverständlich aus Rücksicht auf die Degenz der öffentlichen Besprechung. Bei wohnte der Angellagte im Herbst des vergangenen Jahres; feit Dezember v. J. hatte Tems so unglaublich es auch flingen mag- mit der damals 12 Jabre alten Tochter seiner Wirthin ein strafbares Verhältniß angeknüpft und das damals un schuldige Mädchen verführt und zwar unter Anwendung bru Gewalt. Bur Charakteriftrung des Angeklagten fet bier erwähnt, daß ehrten Mädchens intime Beziehungen ebenfalls gepflogen. Richt genug aber damit, trieb sein Naturell den Angeklagten au einem noch schlimmeren Verbrechen, nämlich dem Ver. brechen des Mordes. - Die Vorgänge in der Maag'ichen Be baufung hatten zu polizeilichen Maßnahmen Veranlaffung ge geben und dem Zews stand die Einleitung des Untersuchungs berfahrens in Aussicht. Um nun dem brohenden Buchthause
taler
er zu der Mutter des ent
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Der Fabritbetrieb verdrängt überall den handwerks. mäßigen Betrieb. So vollzieht sich in Württemberg Dieser Umschwung recht anschaulich in der Tritoi und Stridwaarenindustrie. Ein großer Theil dieser Waaren wird hausindustriell erzeugt; in einigen Orten auf der Alb trifft man so ziemlich in jedem Hause einen oder einige Rundftüble, auch die Stridmaschinen verbreiten fich immer mehr. Gleichwohl, schreibt die Leipziger Monatsschrift für Textilindustrie" im Anschluß an die neuesten Fabrit inspektorenberichte, scheinen namentlich die Tritotmaaren in der neuesten Beit mehr und mehr Gegenstand der Fabrikindustrie zu werden; die Driller, d. h. die Trifotweber, welche ihren Rundstuhl mit der Hand treiben, tönnen mit der Maschinens arbeit nur noch dadurch konkurriren, daß fie außerordentlich bescheidene Ansprüche auf Verdienst machen." Die Kleinmeister werden auf eine niedrigere Stufe herabgedrückt, die Bezahlung wird immer erbärmlicher, die Lebenshaltung immer schlechter, der Hauzinduftrielle verkommt, er ist jämmerlicher genährt und bebauft, als der in der gleichen Industrie beschäftigte Fabril. arbeiter. Allmälig verschwindet ein Kleinbetrieb nach dem anderen von der Bildfläche; die Meister werden proletarifirt. Kein Wunder, wenn man bedenkt, daß in einer Rundstuhlfabrit, nachdem die Nähmaschinen maschinell eingerichtet wor ben find, dieselben statt 700 Stichen in der Minute, wie bisher beim Handbetrieb, jezt deren 3000 machen. Die Maschinen. technit fann bloß der fapitalfräftige Unternehmer ausbeuten. Die Bergfapitalisten, die Handwerker müssen zu Grunde geben. Um aus der Beitung noch einen anderen Beleg dafür beizubringen, daß die Einführung der Maschine in einen Industriezweig den Preis der Handarbeit berabdrückt und bie Handarbeit verdrängt, sei noch erwähnt, daß die Löhne in der als Hausindustrie für schweizer Firmen betriebenen and ( Mouffelin) Stiderei es find hauptsächlich Mädchen be fchäftigt jest 40-45 Bf. pro Tag betragen und daß die Hausindustrie selbst von Jahr zu Jahr zurückgeht.
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Abermals eine Warnung für Simulanten. Der Hamb . Bürgerzig." schreibt man aus Altona : Auf Grund einer fürglichen Entscheidung vor dem Gerichte einer Nachbar. stadt, wonach dort ein Simulant, der, um das Krankengeld Don 3 Krantenlaffen zu beziehen, Rheumatismus fingirt hatte, wegen Betrugs zu 6 Wochen Gefängniß verurtheilt wurde, hat eine biefige Strantenlaffe ebenfalls ein Mitglied zur An geige gebracht, das behauptet, an Hegenschuß zu leiden, und babet Tags über im Bette lag, am Abend aber beimlich aus dem Hause ging und von Beugen im Rafino" und" Kaiser faal" gesehen wurde, als er gans fröhlich sich im Kreise froher Tänzer als einer der Luftigsten bewegte.
hfs. Ein weißer Rabe unter den Junungsvorständen scheint der Vorstand der Hamburger Jnnung Tapesirerverein Don 1810" zu sein, der, mit Rüdficht auf die fett herrschende jest Geschäftstille, im hamburger Correspondent" einen Mabnruf erläßt, welcher allen Brinzipalen in größeren Städten, beson bers den Berlinern zur Danachachtung nicht bringlich genug empfohlen werden tann. Der betreffende Jnnungsvorstand er fucht nämlich in diesem Mabnruf feine Mitglieder, vor allem fucht nämlich in diesem Mahnruf seine Mitglieder, vor allem bie Inhaber größerer Werkstätten, sowie alle dem Verein( der Innung) nicht angehörenden Brinsipale, in Anbetracht der diesjährigen langen Winterzeit, die Ueberfeierabend fowle Sonntagsarbeit möglichst einzustellen und dafür mehr Arbeits fräfte zu beschäftigen und die Legion armer arbeitsloser, Bummelanten" au verringern.
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Ein Fachberein der Schneider ist in Elberfeld gegründet worden. In einer von Gesellen zahlreich besuchten Versamm lung, in welcher Reichstagsabgeordneter arm den einleiten den Vortrag hielt, erfolgte zugleich die Wahl einer Kommiffion, welche Auftrag erhielt, mit den Meistern bebufs einer Lohn erhöhung in Berbindung zu treten. Die Gesellen fordern, wie Lohnerhöhung für Stüdarbeit, und in allen den Werkstätten, Der Berl. Big." von betheiligter Seite mitgetheilt wird, eine welche Wochenlohn zahlen, 8 Mart mit freier Soft und Woh nung, 18 Mart ohne dieselben. Behnstündige Arbeitszeit und Aufhebung der Sonntagsarbeit find die weiteren Biele, welche der Fachverein anzuftreben beauftragt ist. Den Meistern tommt Diese Bewegung natürlich recht ungelegen, fie werden aber nicht umbin tönnen, die Forderungen zu bewilligen.
Die streitenden Dachdeckergesellen in Frankfurt a. M. haben, nachdem ihnen eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 20 Prozent augestanden wurde, die Arbeit wieder aufge
nommen.
Der Maurerftreit in Braunschweig dauert noch un verändert fort, und es haben bereits 4-500 Maurergesellen den Blas verlassen und anderweit Arbeit gesucht. Von der Polizei werden alle Versammlungen verboten, die fich voraussichtlich mit Streitangelegenheiten befaffen könnten. Das in unserem Blatte mitgetheilte Entgegenkomnen bezw. die Vereinbarung Der Direktion der städtischen Gas- und Wafferwerle mit der Rommission der Streifenden Maurer ist nach der Frankf. 8tg." binfällig geworden, da in Abwesenheit der beiden Direttoren ein jüngerer Beamter dieses Ablommen getroffen hatte, an welches fich aber jegt die Direktion nicht gebunden hält(!).
Maurerftreit in Hannover . Am 21. Juni ist von den Mautern die Arbeit eingestellt worden. Alle Versuche, die Einführung der Vesperpause auf gütlichem Wege zu bewert ftelligen, find gescheitert. Jest, wo wir in den Kampf einges treten, fucht man alle Kniffe anzuwenden, um uns lahm au legen. So hat man unter Anderem den langjährigen Bor sitzenden, Herrn Paul, vollständig mundtodt gemacht, indem ihm auf Grund einer Polizeiverfügung verboten worden ist, in irgend einer Berjammlung zu sprechen, noch Versammlungen einzuberufen, es würde sonst alles aufgelöst oder verboten wer ben. Wenn auch der bisherige Leiter beseitigt, so ist doch Er fat geschaffen, so daß mit derselben Umficht und Energie bie Sache zu Ende geführt werden wird. Von den hier am Drte befindlichen Meistern haben sofort 25 nachgegeben, welche über 300 Gesellen beschäftigen; 300 Maurer haben Hannover vers laffen, um nicht hindernd im Wege zu ft ben; 400 befinden fich im Streit. So bleiben vielleicht noch 200 Kameraden, bie theils für sich, theils bei Meistern arbeiten, welche wohl die Forderung unterstüßen, fich aber nicht schriftlich erklärt haben, und auch solche, die die Arbeit unter den alten Bedingungen fortsegen. Der Geift ist ein guter und wird es fich zeigen, ob das Samen forn, welches bier gepflanzt, auch gute Früchte tragen wird. Die Verhältnisse der Innungsmeister find hier folgende: Bon 36 Maurermeinern, die der Jnnung angehören, haben 3 gar teine Arbeit, 1 legt das Handwerk bei Seite, indem er ein wohlhabender Mann geworben, 4 oder 5 vegetiren mit ihren Polteren und höchstens 3-5 Gesellen, die übrigen haben nur wenige Gesellen in Arbeit, während die Nichtinnungsmeister Die meifte Arbeit haben. Also haben wir begründete Hoffnung, daß unsere Forderung gut durchgeführt wird. Wir richten nun an alle Kameraden und Arbeiter die Bitte, auf die an ihrem Drte arbeitenden Kameraden einzuwirken, daß fie vor