ber Hand nicht nach Hannover Lommen und auf etwaige ver lodende Annonsen in den Rreisblättern und anderen Zeitungen nicht eingehen. An der Solidarität aller Arbeiter müssen die Bestrebungen unserer Gegner scheitern. Alle arbetterfreund­lichen Blätter werden ersucht, diese Notis aufzunehmen. Etwaige Mittheilungen find zu richten an Hermann Behrendt, Semmern ftraße 1c.

An die Kollegen und Arbeiter Deutschlands ! Darüber, wie der Lohnlampf der Töpfer Berlins und Umgegend steht, bin ich in der Lage folgenden Bericht zu erstatten. Es war auf Beschluß der Arbeitgeber an die Lohnlommission die Aufforde rung ergangen, nachdem von der Meister Lobntommiffion Ab­stand genommen wurde, mit den Herren Titeb und Grot hausen die Verhandlungen betreffs der Lohnfrage wieder auf­zunehmen, um beiderseits endgiltigen Beschluß au faffen, welcher Lohntarif maßgebend sein soll. Daraufhin hat die Lohntom miffion der Gesellen feinen Augenblick gezögert, dem Wunsche Der vorbenannten Herren entgegenzulommen. Die Lohnfommission sandte, dem Ersuchen des Herrn Titeb gemäß, mit seinen Ge fellen zu verhandeln, auch sofort eine dementsprechende Depu tation zu Herrn Titeb, wo auch Herr Grothausen anwesend war. Die Annahme, daß dieses Verhandeln nur ein Schein manöver wäre, hat uns nicht getrügt, indem von einer Eini gung nur dann die Rede sein sollte, wenn die Gesellenschaft Den Lohntarif der Meister als giltig anerkennen würde. Erft nachdem die Deputation Herrn Titeb darauf hinwies, daß der Meister Lohntarif im Verhältniß zu dem altbestehenden Tarif in vielen Pofitionen bedeutend niedriger, in seiner ganzen Faffung inforrett und höchstens ein Prozent höher ist, er flärte auch Herr Titeb, daß es am 15. Juli möglich sei, etwas zuzulegen. Dieses ist mithin das Resultat, welches als gütliche Vereinbarung beiderseits ans Licht getreten ist. Rollegen, Töpfer Berlins und Umgegend, wir tönnen so etwas nie zugeben. Vom 1. Juli ab wird der Kampf wieder so auf genommen, wie derselbe am 1. Juni angefangen hat. Kollegen! An Euch liegt es nun, zu zeigen, daß die Töpfergesellen Männer find. Tretet energisch ein für unsere gerechte Sache, nicht einer darf unter uns sein, welcher fich jest noch bethören lägt oder Die Sache feig verläßt; bedenkt, daß eine solche Schmach nur durch ein muthiges Busammenhalten der Kollegen beseitigt werden kann. Der Frieden im Lande, der Frieden in unserem Handwerk, der Frieden in unserem Innern wird zurücklehren, wenn Mann für Mann seine volle Schuldigkeit thut. Wir rufen nochmals einem jeden Kollegen es ins Gedächtniß zurüd: Einer für Alle und Alle für Einen. Briefe und Mittheilungen richte man an Otto Splitt, Grenadierstraße 33, Restaurant Seefeld.

Vereine und Versammlungen.

hfs. Die öffentlichen Bersammlungen der Berliner Malergehilfen zur Förderung der Maler Lohnbewegung find burch den verhängnißvollen minifteriellen Streiferlaß und seine Ronfequenzen vollständig lahm gelegt resp. unmöglich gemacht worden. Elfmal wurde den rasch hintereinander angemeldeten Bersammlungen die polizeiliche Genehmigung verweigert und tros allebem oder vielleicht gerade deshalb erwachte in der Kollegenschaft mächtiger als man es sonst nur je hätte er warten dürfen der Geift der Einigkeit und der Solidarität. Dies hatte nun auch zur Folge, daß dem Berliner Gauverein, bem übrigens, gleichwie der Lohntommiffion der Maler, durch den Miniftererlaß auch nicht ein Härchen gekrümmt wurde, in Mürzester Zeit underte von neuen Mitgliedern beitraten. Alles das und die erwachte Einigkeit der Kollegen in allen Werkstätten fonnte nicht verfehlen, trop der vielen Hemmnisse, recht günftige Resultate hinsichtlich des Lohnftandes zu erzielen. Viele Meifter ließen gütlich und willig auf Grund freier Ber einbarung einen wöchenlichen Lohnzuschlag in höhe von 3 M. und darüber eintreten, so daß die Gehilfenschaft teine Ursache hat, über Mißerfolge in diesem Sommer zu flagen

Allgemeine Stuhlarbeiter- Vereinigung. Montag, den 28. Juni cr., Abends 8 Uhr, Generaloersammlung im Lokale des Herrn Hildebrandt, Weberstr. 17. Tagesordnung: 1. Er. gänzungswahl des Vorftandis. 2. Wahl eines Kassirers event. Errichtung von Bablftellen.

Berliner Turngenossenschaft( 6. Lebrlings Abtheilung) jeben Dienstag und Freitag von 8-10 Uhr Abends in der Turnhalle, Behdeniderftr. 17.

Sommerfeft der Kaufleute. Am 30. Juni cr. findet aum Besten der nationalen faufmännischen Kranten- und Sterbe taffe( eingeschr. Hilfskaffe Nr. 71) in Weimann's Bollsgarten, Gesundbrunnen , ein Sommerfest ftatt. Es wäre Pflicht eines jeben Kaufmannes, durch Theilnahme hieran dieses ge meinnügige Inftitut zu unterfüßen und find Billets in den mit Blafaten belegten Handlungen, sowie beim Vorfizenden Herrn Aug. Hinge, Antlamerstr. 15, und im Bureau der Kaffe, Klofter ftr. 23, III, geöffnet von 12-13 Uhr Mittags au haben. Erwachsene 30 Bf., Rinder 10 Bf.

Leipzig , 21. Junt. In Reuonis bei Leipzig tagte fur nach den Pfingstfeiertagen der erfte Rongreß der teutschen Fellenhauer, um einige Beschlüsse über die innere Organisation, wie fte in anderen Gewerben bereits bestehen, au faffen. Es waren Bertreter aus Leipzig , Berlin , Halle a. 6., Magdeburg , Braunschweig , Hannover , München , Augsburg u. s. m. an wesend. Unter dem Vorfis des Herrn Th. Werner Leipzig bauerten die Verhandlungen mehrere Tage. Es wurde be schloffen, von ber Gründung eines Unterstügungsverbandes der Fellenbauer Deutschlands aus Anlaß der durch die Buttkamer fchen Erlaffe beschränkten Koalitionsfreibeit abzusehen, hingegen Die Einführung einer Arbeitslosen- Unterstüßungslaffe, fomie eine beffere Regelung der Retjeunterstügung in den bereits bestehenden Lofalvereinen in's Werk zu seßen. Ferner wurde der Antrag zum Beschluß erhoben, daß sämmtliche Lokalvereine Statistische Erhebungen über Lohn und Araeitsverhältnisse an stellen sollten.

Vermischtes.

Schauplatz einer Mordsgene war fürzlich das Café, Konzert Lotal der elfäfftschen Taverne in Rouen . Ueber den Vorfall wird von dort berichtet: Das Konzert batte begonnen. Der Saal war dicht besest von Gästen und Zuschauern. Gerade hatte eine der Sängerinnen ihre Romanje beendet und flieg vom Podium herab, um von Tisch zu Tisch die übliche Zellersammlung vorzunehmen, als mit einem Mal die Thüre, welche fte eben pafftite, aufgeftoßen wird, ein gut gekleideter Mann herein und auf die Sängerin losstürzt, indem er ruft: Ah, da bist Du ja, Spigbübin!" Sie hatte ihn bemerkt und inflinttio fich gebüdt, um ihm zu entlommen. Die Frau war aber noch nicht ein paar Schritte weit gekommen, da batte der Mann fie bei der Schulter gefaßt und, ihr die Mündung eines Revolvers auf den Rüden segend, Feuer gegeben. Man hörte einen furchtbaren Schrei. Die unglüc liche fintt zusammen, dann erhebt fte sich wieder und blutüberströmt wantt fte, geftüst von einigen Zuschauern nach Der Küche, wo fie bewußtlos wird und wenige Sekunden später thren Geift aufgiebt. Die geschilderte Szene spielte fich in einigen Minuten ab, so daß Niemand Belt fand, au inter veniren. Nachdem aber die That geschehen, warf man fich von allen Seiten auf den Mörder. Madame Arsène, die Befigerin des Etablissements, erbob fich sofort, ergriff die Arme des Mannes, um ihn zu hindern, einen zweiten Schuß abzugeben. Der Unbekannte rief: Es ist meine Frau, ich habe fte aufge fucht, um fie zu tödten!" Während man die Boliget und einen Arat bolte, ließ die Befizerin ihr Lokal von den Gästen räumen und die Thüren schließen, was schwer hielt und lange dauerte, benn die Erregung der Anwesenden var ungeheuer. Der wehr Ios gemachte Mörder beantwortete in der Bwischenzeit die an Verantwortlicher Redakteur R.

ihn geftellten Fragen mit Bereitwilligkeit: Ich habe Unrecht gethan, ich weiß es wohl, ich hätte ihre Herausfunft abwarten follen, um zu thun, was ich gethan; aber ich hätte fie immerhin getödtet, denn ich mußie mich rächen!" sagte er. Die Leiche des Dpfers wurde in das untere Lofal gebracht, und man hatte dieselbe auf ein Billard gebettet bis zur Ankunft der Berichtstommiffion. Es war ein seltsamer Anblick, diese Todte, im Rostüm einer[ Ca 6- Konzertfängerin, ihren lesten Schlaf schlafen zu sehen auf dem grünen Tische. Wer war diese Frau? und wer ihr Mörder? Sie war von Paris gelommen, wo fie in einem Café- Konzert von Auteuil gesungen. Ver heirathet mit dem vierundzwanzigjährigen Kellner François Samiray, hatte sie den legteren verlassen, um ihrem Anbeter au folgen, einem gewissen Ravenel. Gamiray hatte den Bu fluchtsort der beiden Verliebten ausgefundschaftet und verübte Dort bie oben geschilderte schredliche That.

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Schiffsbrand. Ueber den Brand des mit Petroleum be labenen englischen Schiffes St. George" auf der Rhede von Surabaya berichtet der dortige Courant": Als der Kapitän auf die Nachricht, daß an Bord seines Schiffes Feuer ausge brochen set, an Bord lam, fand er nur noch zwei Mann der Besatzung vor, die übrigen waren furz vorber ans Land ge gangen. Der Kommandant des Wachtschiffes hatte sich beim Ausbruch des Feuers mit mehreren Difizieren an Bord des St. George" begeben, wo bald darauf auch der Hafenmeister und der Lootsentommiffar eintrafen, welch letterer das Schiff aus dem Fahrwaffer und nach der Küste von Madura bringen ließ. Mittlerweile war vom Wachtschiffe ein bewaffnetes Boot herbeigekommen, um Hilfe zu leiften. Es wurden etwa 20 Schüffe auf den St. George" abgefeuert, um denselben aum Sinten zu bringen, allein vergeblich; erst am folgenden Abend, als das Schiff bis auf den Wafferspiegel niedergebrannt war, versanten die Trümmer. Das brennende Petroleum verbreitete fich über das Waffer und bildete ein großes Feuermeer, das einen prächtigen Anblid bot, glüdlicherweise von der raschen Strömung aber nach Dsten geführt wurde, so daß lein weiteres Unglüd paffirte, als daß ein Leichter, welcher sich in das Feuer meer binein gewagt hatte, um Betroleumfäffer aufzufischen, ebenfalls in Brand gerieth. Der Mannschaft des Wachtschiffes ist es zu danken, daß ein Theil der Ausrüstung des St. George" geborgen werden konnte. Man glaubt, daß das Feuer durch Brandstiftung entstanden ist.

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Untergang eines russischen Dampfers. Ueber den Untergang des Dampfers, Jastreb" werden aus Ddeffa vom 19. b. folgende Einzelheiten mitgetheilt: Ein geretteter Matrose überbrachte die Nachricht, daß der Dampfer ,, Jastreb " mit Mann überbrachte die Nachricht, daß der Dampfer ,, Jastreb " mit Mann und Maus am 12. Juni in der Gegend von Rertsch unter gegangen sei. Die Ratastrophe fand um 11 Uhr Bormittags ftatt. Der Dampfer, einer der ältesten der Gesellschaft, wurde plöglich von einem heftigen Wirbelsturme erfaßt, belam in der Mitte ein Led und sant augenblidlich mit der gesammten Mannschaft. Nur der Matrose Jeremento founte fich retten, da derselbe zur Beit den Wachtdienst auf Deck batte, während die übrige Mannschaft in der Rajüte frübftückte. Der Dampfer war zwei Wochen vorher von Ddefa abgegangen und batte in Sebastopol eine große Ladung von Kolonial waaren für Kertsch mitgenommen. Auf demselben befanden fich der Kapitän Hejlowitsch, deffen Stellvertreter Karpento, der Mechaniker Riaboschapla, der Maschinist Reschnikow und 15 Matrosen, sowie mehrere Begleiter der Waaren, deren Bahl noch nicht bekannt ist. Der Dampfer war in England erbaut worden und stand ſeit 25 Jahren im Dienste der russischen Gesellschaft, welehe trop alier Mahnungen des Ka pitäns, denselben zu remontiren, die Möglichkeit eines Unglüds doch stets bezweifelt baben soll. So wird in hiesigen See treifen erzählt, daß Hojtowitsch, als er den Auftrag erhalten, mit dem genannten Dampfer in See zu stechen, auf die Ge fahr eines Durchbruchs deffelben hinwies und unter Anderm geäußert habe, daß der Jastreb" nur noch für eine Grabftätte geeignet sei. Aber die Administration der Gesellschaft vertröstete Den Kapitän mit der Versicherung, daß diese Fabrt bereits die legte" set, und daß der Dampfer nach der Rückkunft einer gründlichen Remonte unterzogen werden würde. Leider hat fich biefe Prophezeiung nur allzu sehr bewahrheitet. Die hiesigen Blätter fordern die Prokuratur auf, eine firenge Untersuchung zur Eruirung der Schuldigen einzuleiten.

Einftura eines Theaters. Aus Alliance, Ohio , wid gemeldet: Darchands Opernhaus ist hier plöglich eingestürzt. Glücklicherweise trat das Unglück schon des Nachmittags um 4 Uhr ein; fonft wären vielleicht viele hunderte von Menschen unter den Ruinen begraben worden. Das Theater war ein mafftoes, vieriiödiges Gebäude, das nach der Straße zu eine Anzahl Läden und Waarenlager enthielt. Ein furchtbares Anaden und Krachen ging der Katastrophe voraus; es genügte, um alle im Hause befindlichen Leute in wildefter Flucht aus dem stürzenden Gebäude zu jagen. Und so ist denn auch lein Menschenleben zu bellaaen gewesen. Direktor Marchand war gerade mit seinem Sohne im Theaterbureau, als das unheim liche Krachen begann. In wahnsinniger neft sprangen bride Die Treppe hinunter und schrien laut: Rettet Euch! rettet Euch! Das Theater fürst zusammen!" Ein alter, fiebzigjäh riger Rechtsanwalt, der seine Bureaus ebenfalls im zweiten Stodwett hatte, hörte den Schredensruf, lonnte aber, vom Alter und Entseßen gelähmt, nur langsam flüchten. Hagel bicht regneten bereits die Steine um ihn, als er endlich unversehrt die Hausthüre erreichte. Dicht hinter ihm trachte Das Haus zusammen. Das Opernhaus war erst 1868 errichtet worden und hatte 75 000 Dollars geloftet.

Kleine Mittheilungen.

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Stettin , 22. Juni. Der zweite auf der Werft des Bullan" neu erbaute Subventionsdampfer Lübec" erhält jezt seine Ausrüftung und wird nach der bisherigen wird nach der bisherigen Bestimmung am Sonnabend die Werft verlassen, um am Sonntag von Swinemünde aus eine Probefahrt in See zu­machen, worauf die Ueberführung nach Bremerhaven er folgen wird.

Nordhausen , 20. Juni. Nach den angestellten Er hebungen find auf dem Eichsfelde bei den großen Gewittern umgelommen 4 Menschen, 600 Schafe, 30 Schweine, 20 Biegen, 2 Kälber und eine große Menge Geflügel; auch Bienenflöde find vernichtet worden. Der Flurschaden wird auf 900 000. geschäßt.

Gera , 21. Juni. Als heute in den ersten Morgenstunden Mitglieder eines Gefangvereins von einem benachbarten Dorfe in die Stadt zurüdlebrten, fanden fte in der Altenburger Straße, unweit des Vergnügungslokals Bum Volksgarten", einen in seinem Blut liegenden erstochenen Menschen. Nicht weit davon einen aweiten, gleichfalls geftochenen Mann, der aber noch lebte. Es wurde sofort nach der Polizeiwache ge schickt, die den tödlich Verwundeten in das Stadtkrantenbaus, den Todten in die Leichenhalle transportiren ließ. Der Tobte, ein Mann in den dreißiger Jahren, heißt Bohle und ist As phaltarbeiter, der Verwundete heißt Sander und ist auch Ar beiter. Der lettere gab an, daß der Thäter ein in einer Stadtmühle beschäftigter Müllerbursche aus Bayern , Namens Reinboth, sei. Derselbe wurde in seiner Mühle verhaftet. Er behauptet, im Stand der Nothwehr gewesen sein. Der Streit foll im Bollsgarten" wegen einer sehr geringfügigen Urjache begonnen haben.

über erzürnt, griffen die Bigeuner zu ihren Waffen und brauchten Gewalt, indem fte die verschloffenen Thüren auf sprengten, mmtliche Fenster einschlugen und die Fensterrahmen serhadten. Schließlich wollte die Bande den Gasthof noch in Brand fteden, zu welchem 3 ved fte schon Feuer auf dem Dberboden an gelegt hatte, daffelbe wurde jedoch noch rechtzeitig von ben Wirthsleuten bemerkt und gelöscht. Der Wirth batte fich beim Eindringen der Bande mit einem geladenen Revolver vertheidigt, auch mehrere Schüsse auf die Bigeuner abgegeben und zwei derselben leicht verwundet. Mehrere Gendarmeries patrouillen aus Zwickau , welche sich in der Nähe befanden, eilten sofort nach fener Stelle, von welcher auß man die Schüffe und Hilferufe gehört hatte. Es gelang, die ganze Bande ges fangen zu nehmen und unter Führung eines berittenen Obers gendarmen in das Amtsgerichtsgefängniß 3widau einzuliefern. Ein Mitglied dieser Bande hatte schon am Tage vorher in der sehnten Übendstunde ein von Wildenfels tommendes Mädchen täuberisch angefallen.

Frankfurt a. M., 21. Juni. Ein Student aus Bayern , der in einem biefigen hotel logirte und fich heute Morgen dafelbft ohne Begleichung seiner Beche entfernen wollte, wurde von einem Kellner eingeholt und nach der Wache des 2. Poli seireviers verbracht. Kaum hier angekommen, zog er feinen Dolch, den er bei fich führte, hervor und erftach fich. Der Tod trat alsbald ein. Der Verlebte soll sich schon zuvor mit Selbft mordgebanten getragen, insbesondere in dem Hotel schon den Versuch gemacht haben, fich durch Deffnung der Bulsadern das Leben zu nehmen. Er soll auch die Abficht gehabt haben, fich Durch einen Eisenbahnzug überfahren zu lassen.

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Wien , 21. Juni. Die Preffe" meldet aus Bulareft: Der Blizzug stieß unweit Chitila mit einem Laftzug zusammen. Unter den Zrümmern wurden mehrere Todte und Schwervers wundete gefunden.

Wien , 22. Juni. Auf der Eisenbahn überfahren. Heute Nachmittags um balb awei Uhr wurde der Maschinenführer Joachim Lhosti auf der Bahnstrecke der Staatseisenbahn Be sellschaft zwischen der Prater Hauptallee und der Stadlauer brüde, als er eben das Geleise überschreiten wollte, von einer von Stadlau kommenden Maschine überfahren und sofort ge tödtet. Bweł Stunden später wurde ein 20. bis 25jähriger Mann, anscheinend ein Arbeiter, beim Arsenale auf dem Bahn­törper der Verbindungsbahn nächst der Einfahrt in den Tunnel von einem Buge überfahren und gleichfalls sofort ge tödtet.

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London , 21. Juni. In der Vorstadt Bow verübte vor gestern Abend ein junger Mann einen dreifachen Mord. Der 19jährige Walter Cowin Wright begab sich nach der Wohnung seiner Braut, Namens Alice Clart, jog bort anscheinend ohne jede Veranlaffung einen Revolver, und fenerte erst auf seine Braut, dann auf deren Mutter, und jagte fich schließlich selber eine Rugel durch den Kopf. Frau Clart verschied gestern Mittag im Hofpital, als man ihr die Kugel aus dem Hals zu entfernen versuchte. Für das Wiederaufkommen der Alice Clart wird nur geringe Hoffnung gehegt, da die Kugel ihr in Die linke Schläfe gedrungen ist und dann ihren Weg durch die Nase in die Wange genommen hat; Wright's Wieder genesung wird für unmöglich gehalten, da ihm die Kugel im Gehirn fist.

Letzte Nachrichten.

Die französischen Prinzen werden natürlich im Gegens fat zu anderen Ausgewiesenen mit Glacébandschuben angefaßt. Der Minister des Innern hat vorgeftern Morgen seinen General sekretär zu beiden Prinzen Bonaparte gesandt und denselben, nach der Nat.- Big.", eröffnen laffen, daß die Regierung bereit wäre, ihnen jede gewünschte Frist zu gewähren, um ihre Angelegenheiten au ordnen. Diese Erlaubniß sollte jedoch nur unter der Bedingung erfolgen, daß die Prinzen die Fift nicht benutten, um Rundgebungen zu veranstalten. Beide Bringen lehnten jedoch das Anerbieten bes Ministers ab. Nach Schloß Eu hat der Minister zu demselben Swede den General Direktor der öffentlichen Sicherheit Levaillant geschickt, welcher dieselbe ablehnende Antwort erhalten haben wird, da der Graf von Baris mit seiner Gemahlin gestern Nachmittag 1% Ubr fich in Tréport nach Dover einschiffen wollte. Der König der Belgier hat dem Grafen Schloß Ciergnon in den Ardennen zur Verfügung gestellt, was derselbe dankend abgelehnt hat. Der Graf von Paris wird aber schon in den nächsten Tagen zu einem längeren Besuche am töniglichen Hofe nach Brüffel tommen. Ein Manifeft des Prinzen Napoleon soll unverzüglich im Figaro" erscheinen, auch wird eine Rund­gebung des Grafen von Paris erwartet. Im Schloß Eu baben vorgestern den ganzen Tag hindurch demonstrative Abschieds­besuche der Getreuen stattgefunden. Unter anderem sollen mehr als 200 Senatoren und Deputirte anwesend gewesen sein. Gestern Mittag follte eine allgemeine Abschiedsssene im Bart stattfinden, welche durch die Regierung ,, natürlich" nicht ver hindert werden wird. Dagegen sollen in Tréport alle Maß regeln getroffen sein, um eine öffentliche Rundgebung zu ver eiteln. Als erfter reiste Pring Victor um 6 Uhr 20 Minuten nach Brüffel ins Eril. Auf dem Lyoner Bahnhofe waren für die Abreise des Brinzen Napoleon besondere Maßregeln ge troffen, um die Wiederholung tumultuarischer Szenen zu ver hindern.

Zu den englischen Wahlvorbereitungen. Borgeftern fand in der St. James Halle in London eine Rundgebung au Gunsten des Homerule statt. Der irische Deputirte Serton bielt eine Rebe, in welcher er bie Behauptung aufstellte, die Irländer hätten bei den legten Wahlen für die konservativen Kandidaten geftimmt, weil die Führer der irischen Partei Grund hatten anzunehmen, daß nach den von Carnarvon und dem Deputirten Howard Vincent abgegebenen Erklärungen die ton fervative Bartei einen Somerule Entwurf vorschlagen würde.

Italienische Sozialisten. Man uieldet aus Mailand , 24. Juni. Gestern wurden hier acht Führer der Arbeiterpartet verhaftet und diejenigen Vereine aufgelöst, welche dem Pro gramm dieser Partei zugestimmt batten. Unter den Verhafteten befinden fich die sozialistischen Kandidaten bei den legten allge meinen Wahlen. An den Sigen der erwähnten Vereine und in den Wohnungen der Sozialisten ließ die Polizei Haus fuchungen vornehmen. Die Untersuchung wegen Verschwö rung ist eingeleitet. In Oberitalien soll es 159 Vereine geben, welche bem betreffenden Programm zugestimmt haben. -In der Deputirtenkammer interpellirte Mittwoch Abend der Sozialist Cofta den Ministerpräsidenten wegen der in Mailand vorgenommenen Verhaftungen, worauf Depretis erwiderte, daß er am Freitag mittheilen werde, ob und wann er die Inter pellation beantworten werde.

94. Plenarfitung des Reichstages, Freitag, ben 25. Juni 1886, Nachmittags 2 Uhr. Tagesordnung: Be rathung der Petitionen, welche, als zur Erörterung im Plenum nicht geeignet erachtet, zur Einsicht im Bureau niedergelegt find. Bweite Berathung der allgemeinen Rechnung über den Reichshaushalt für das Etatsjahr 1882,83, auf Grund des Be richts der Rechnungstommiffion.-Erfte und event. zweite Berathung der am 2. Juni d. J. zwischen dem Reich und Großbritannien abgeschloffenen Uebereinfunft zum gegenseitigen Schutze der Rechte an Werken der Literatur und Kunft. Erfte und event. zweite Berathung des Gesezentwurfs, betr. Die Errichtung eines Seminars für orientalische Sprachen.

Briefkasten der Redaktion.

Hartenstein ( Sachsen ), 21. Juni. In den Abendfiunden des 17. b. M. erichten plöglich eine Bigeunerbande in der Stärle von 15 Röpfen vor dem zwischen hier und Wildenfels isolitt gelegenen Gasthofe zum hirsch" und verlangte Auf nahme im genannten Gasthause. Seltens der Bigeuner nichts Gutes fich versehend, hatte der Wirth aus Vorsicht Thüren und Fenster geschloffen und ihnen den Zutritt versagt. Hier Gronheim in Berlin . Druck und Verlag von Mar Bading in Berlin SW.. Beuthstraße 2.

O. 100. Wenden Sie fich an die Direttion des Bürger Rettungs Instituts. Borstzender derselben ist Herr Stadtrath Schreiner.