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mächtigt, auch ohne ein solches die Errichtung einer Fortbil bungsschule anzuordnen.
Die Reichstagswahl für den fünften württemtergischen Wahlkreis( Eflingen, Kirchheim, Nürtingen , Urach ) ist auf den 29. Juli feftgcfest.
In Pinneberg wurde bei der Erfahwahl der Rechtsanwalt Peters in Riel( nat. lib.) in das Abgeordnetenhaus gewählt.
Verbotene Versammlung in Frankfurt a. M. Die auf Donnerstag, den 24. D. Mis., anberaumte öffentliche Maurerversammlung mit der Tagesordnung: Der Einfluß ber modernen Broduktionsweise auf die Arbeitsgeschicklichkeit ( Referent Herr Karl Frohme )" wurde auf Grund des Sosialistengefeßes§ 9 Abs. 2 untersagt.
Nach dem Vorschlage des Bundesraths soll die Haft. pflicht in ihrem ganzen Umfange auf folgende Gewerbe aus. gedehnt worden: 1. Auf Gewerbe, in welchen exploditbare Stoffe gewerbsmäßig erzeugt oder verwendet werden; 2. auf nachstehend verzeichnete Gewerbe, soweit fie nicht unter das bes ftehende Gefet fallen, wenn der Gewerbeunternehmer in der Regel mehr als fünf Arbeiter beschäftigt: a) Eisenbahn, Tunnel, Straßen und Brüdenbau, Wafferbau, Herstellung von Tele graphen und Telephonleitungen; b) Aufstellen und Abbrechen Don Maschinen und Installationen; c) Bauhandwerk, inbegriffen Werkstätten und Piäße, welche mit demselben im Zusammen bange fteben; d) Steinbrüche, Gruben, Bergwerte( präzisere Redaktion vorbehalten); e) wird gestrichen, weil in lit. a Wafferbau" beigefügt wurde;( lit. f Fuhrwerk, Fahr und Boftverkehr" an die Kommiffion zurüdgewiesen); g) auf die zu einer Fabrit gehörenden offenen Räumlichkeiten.
Soeben ist der amtliche Bericht pro 1885 über die Vorforgelaffe der Rohlenarbeiter bes Rohlenbassin Mons , des bedeutendsten Belgiens , zu dem auch der Bori nage gehört, ausgegeben worden. Er giebt ein intereffantes Bild über die Lage der dortigen Roblenarbeiter, wie über die Krifts und den Niedergang der belgischen Roblenindustrie. Neunzehn große Kohlenwerkgesellschaften gebören, nach der Voff. Btg.", aur obigen Raffe. Diese 19 Werte baben 1885 beschäftigt 25 535 Arbeiter; fte baben diesen für 7 444 237 Ar beitstage 19 828 018 Frants Arbeitslöhne gezahlt. Vergleicht man diese Bahlen mit denen des amtlichen Berichts pro 1884, so ergiebt fich das überraschende Resultat, daß diese Werte im Sabre 1885 2145 Arbeiter weniger beschäftigt haben, daß die Arbeitstage um 879 301 weniger waren und daß an Löhnen 4349 407 Frants weniger als 1884 gezahlt worden find. Diese verminderte Lohnzahlung entspricht aber nicht nur der geringeren Bahl der Arbeiter, sondern ist auch Dadurch herbeigeführt worden, daß man die Löhne herunter gesezt hat. Die Rebuktion der Löbne ist im Baffin Mons eine ganz fonftante. Der mittlere Durchschnittslohn beträgt nach diefem amtlichen Bericht pro 1885 266 Frants. Er be trug 1883 5,04 Frants, 1884 290 Franks.(!) Die Klagen der Arbeiter find also gewiß nicht unbegründet. Die Kohlengeſell fchaften baben übrigens selbst in den Jahren, in denen die fetteften Dividenden vertheilt wurden, fich dadurch ausgezeichnet, daß fie die niedrigften Löhne zablten! Und dieses fortdauernde Drüden der Löhne hat an den jeßigen Buständen geführt. Er wähnenswerth ist noch, daß 1885 76 Roblenarbeiter verunglückt find; 34 wurden getödtet, 42 lebensgefährlich verwundet; für biefe tritt nur die Kaffe ein, daher fehlt der Nachweis der leichteren Verwundungen.
Das Minifterium läßt jest offiziös erklären, daß es trot alles Drängens der Heißsporne, den vor Kurzem errungenen Wahlsteg außzunußen, streng seine bisherige gemäßigte Politit verfolgen wird; jedes Abweichen würde nur die Liberalen aur Herrschaft kommen lassen.
Holland.
Aus dem Haag wird berichtet, daß eine demnächstige Demiffionirung des Rabinets Heemstert zu erwarten fiehe, da die jepige liberale Rammermajorität zur Durchführung der Ver faffungsrevifion ein entschieden liberales Rabinet erheische. Eine Bestätigung dieser Nachricht dürfte abzuwarten sein.
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wünsche eine starte Autorität, Gleichheit aller Bürger und Achtung aller Religionsbekenntniffe. Seien Sie überzeugt, daß, welche Pflichten mir auch auferlegt sein würden, ich nie aus den Augen verlieren werde, was ich der Demokratie und meinem Namen schuldig bin. Auf Wiedersehen meine Herren!" Diese Kundgebung wird eben so wenig Eindruck machen wie die Szenen bei der Abreise auf dem Bahnhofe, wo die Bona partisten ,, Es lebe der Raiser!" riefen, so daß sogar einige Verhaftungen vorgenommen werden mußten. Bei weitem rubiger als Die Abreise des Sohnes verlief Die Abfahrtt des Prinzen Napoleon nach Genf , den nur einige feiniger Freunde am Bahnhofe erwarteten. Die Pariser Börse begrüßte am Mittwoch die Abreise der Prinzen mit einem Steigen der Rententurse. Der Graf und die Gräfin von Baris, die sich vorgeftern Nach mittag 2% Uhr in Treport einschifften, find Abends 7 Uhr in Dover eingetroffen. Die Gräfin will nach Eu aurüdtebren, um thre frante Tochter zu pflegen. Gleichsam als Gegenfiüd zu dem Empfange des Prinzen Bittor Napoleon fand am Mittwoch Abend auch bei dem Ministerpräsidenten Freycinet ein diplomatischer Empfang statt, zu wel chem die Vertreter der fremden Mächte zahlreich erschienen
waren.
Nach einem Telegramm des Journal des Débats " aus Wien hat der dortige französische Botschafter, Graf Foucher de Careil, wegen seiner Verbindung mit den Drleans seine Demiffion gegeben. Der offtatösen Agence Havas" zufolge foll anläßlich dieser Demiffion Spuller, der Intimus Gambettas, in den diplomatischen Dienst eintreten. Spuller war 1881 in dem Minifterium Gambetta Unterstaatssetretär des Aus wärtigen.
Ueber die Besetzung der Neuen Hebriden durch Frankreich berichtet nunmehr auch das in Brisbane von den Neuen Hebriden eingetroffene englische Kriegsschiff ,, Undine", ein gewiß unverdächtiger Beuge. Danach hat der Kapitän des felben tonftatirt, daß weder eine Annegion noch eine formelle Otfupation seitens Frankreichs erfolgt set, ebenso wenig sei das Protektorat Frankreichs proflamirt worden. Der Kapitän be ftätigte ferner, daß die auf den Neuen Hebriden befindlichen Einwohner franzöfifcher Nationalität von den Eingeborenen Beschimpfungen und Schädigungen erlitten hatten.
Das von uns bereits berührte Manifest der Fenier, angeblich vom höchsten Rath an die verschiedenen Bentren der irischen republikanischen Brüderschaft in Ver. Königreich" gerichtet, ertennt faum irgend welche Verdienste der fepigen Borlämpfer für die irische Sache an. Mr. Barnell wird darin bedeutet, daß er nicht ermächtigt fet, die beabsichtigten Buge ständnisse an Irland als volle Tilgung der dem irischen Bolte schuldigen Rechte hinzunehmen; und Mr. Gladstone, sowie Lord Spencer ergeht es nicht viel besser, indem ihnen alle während ihrer Herrschaft zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung in Jiland, sowie zur Pazifizirung des Landes er laffenen Geseze zum Vorwurf gemacht werden. Die früheren fenischen Ausschreitungen werden indirekt verherrlicht, und welcher Art die Handlungen find, durch welche die Gegner der irischen Unabhängigkeit bedroht werden, darüber läßt das Schriftftüd wenig Bweifel. Einen ausgesprochenen Gegner findet das obige Manifeft in Mr. Michael Davitt , der das Schriftsüd in einem veröffentlichten Schreiben vom 21. ds. als ein schlecht verhülltes Wah Imanöver bezeichnet. Mr. Davitt sagt u. A.:„ Der Verfaffer des Schrififtüdes ist ein Er Redakteur eines jeßt eingegangenen irischen Wochenblattes, welches zu einer Beit vorgab, die Anfichten der extremen irischen Nationalisten zu repräsentiren. Da es ihm nach wiederholten Versuchen nicht gelang, Soon Mr. Barnell entweder Geld oder Beschäftigung zu erhalten, so liefert er bereits seit geraumer Beit einem Londoner tonservativen Abendblatt spezielle Dyna mit Enthüllungen und gehört jest, wie ich glaube, zu dem Flugblattschreiber Personal der Loyalen und patriotischen Union ". Dies ist die Quelle, aus der das fenische" Manifeft ftammt, und und die Gelegenheit seines Erscheinens, der allge meine Wortlaut des Schriftftücks und die Unterfügung, welche es den schließlichen Bielen von Mr. Gladstone's Politit ver spricht, liefern den Beweis dafür, daß es nichts anderes als ein Wahltniff ift, der sowohl Derjenigen würdig ist, von denen er herrührt, als auch der Partei, sie durch ähnliche verächtliche Mittel in einem Feldzuge der Berleumdung darnach ftrebt, Mr. Gladstone's Anstrengungen zur Herbeiführung eines dauernden Friedens zwischen Irland und England zu
vereiteln."
Dem Paffus der jüngsten Rede Chamberlain's, worin derselbe von der Möglichkeit einer Wiederver einigung der liberalen Partei und der An
Die Abreise der Prinzen aus Frankreich ist nicht ohne monarchistische Rundgebungen vor fich gegangen. Be sonders Prinz Vittor Napoleon bat es fich nicht nehmen laffen, vor seiner Abreise nach Brüffel, wo er am Mittwoch Abend 11 Uhr eintraf und im Hotel Bellevue" abstieg, eine Lanze für das bonapartistische Kaiserreich zu brechen. Bei dem Empfange, welchen er vor seiner Abreise in Baris abhielt, und zu welchem zahlreiche hervorragende Bernahme einer homerule. Masregel für Jrland sönlichkeiten der bonapartistischen Partei erschienen waren, bielt er eine Ansprache, in welcher er sagte, man möge von seiner Seite teine eiteln Protefte gegen die Ausweisungsbeschlüsse erwarten; bas französische Volt habe schon öfter den Verbann. ten die Thore wieder geöffnet. Er bleibe der Repräsentant des Kaiserreichs, wie es die Napoleons geschaffen hätten, er
auf seiner Bahn gethan; es war ihm boch gestattet wor ben, in die Arena einzutreten, und seiner eigenen Rraft anheimgestellt, den Sieg zu erringen, und mehr verlangte Was jetzt auch er ja nicht, mehr hatte er nie verlangt. tommen mochte, er konnte boch erproben, ob er wirt lich im Stande sei, eine ehrenvolle Stellung auszufüllen, und dann, wenn das nicht möglich war, mit dem Bewußtsein zurücktreten, sein Aeußerstes versucht zu haben. Gelang es ihm aber, blieb er Sieger, dann war auch sein heißester Seelenwunsch erfüllt, das Biel feines ganzen Strebens erreicht, und er sah eine Laufbahn vor sich, beren Laften und Mühen selbst nur so viel Senüsse für ihn wären, weil eben seine ganze Seele baran hing, fein ganzes Streben dem gewidmet war.
Und wie lieb nab freundlich wurde er oben im Hause von Allen empfangen! Wie hold erröthend trat ihm Henriette entgegen, und wie ganz verändert war selbst der sonst immer mürische und verdrießliche Fürchtegott Pfeffer gegen ihn geworden!
Rebe," sagte er, sowie dieser nur das 3immer betrat, indem er ihn bei einem Knopf erwischte,„ Sie sind ein ver fluchter Rerl. Sie haben sich gestern Abend vortrefflich her ausgebissen, und wenn Sie auch wirklich nicht in Haßburg bleiben, was aber doch vielleicht der Fall ist, so werden Sie Ihr Glück auf jeder Bühne machen."
" Herr Pfeffer, Sie glauben gar nicht, wie ich mich freue
3ft auch gar nicht nöthig," unterbrach ihn Pfeffer, „ ich wollte Ihnen auch nur sagen, daß es mir leib thut, früher grob gegen Sie gewesen zu sein; aber Sie dürfen es mir auch nicht übel nehmen, denn was für ein trauriges Exemplar der menschlichen Gesellschaft ein schlechter Schau spieler ist, wissen Sie wahrscheinlich besser, als ich es Ihnen fagen tönnte"
Aber, Fürchtegott, so laß uns auch einmal zu Worte lommen," bat die Frau, welche heute aber viel wohler schien, als fie bis jetzt gewesen. Ihre Wangen hatten ordentlich etwas Farbe belommen und ein liebes, freundliches Lächeln spielte um ihre Lippen.
Bin fchon fertig," brummte Pfeffer;' s ist doch merk.
im Verbst spricht, legen die Daily News" große Bedeutung bei und richten an Chamberlain die Mahnung, eine Verstän bigung schon jest anzubahnen, da, wenn das Minifterium eine Wahlniederlage erleide, teine Herbstfeffton stattfinden werde, weil das Parlament alsdann im Auguft einberufen, Lord Salisbury den Blaz Gladstone's einnehmen und ein tonser
würdig, daß Frauen nie leiden tönnen, wenn ein Anderer würdig, daß Frauen nie leiden können, wenn ein Anderer spricht."
"
Mein lieber Herr Rebe," sagte Heuriettens Mutter, dem jungen Mann die abgemagerte Hand entgegenstreckend, es hat uns Alle recht herzlich gefreut, als wir Ihren gefirigen Erfolg gehört; Gott wird Sie ja weiter führen und noch Alles zum Guten lenken."
( Fortsetzung folgt.)
Ans Kunst und Leben.
Ein Unglücstag. Aus Kollin bei Brag wird geschrieben: Einen Unglücstag gleich dem 19. Juni hat die Chronit unserer Stadt bis jezt noch nicht zu verzeichnen gehabt. Nicht weniger als vier Selbstmorde fanden im Verlauf weniger Stunden hier statt. Der erste Fall betraf ein junges, bildhübsches Mädchen, Namens Barbara Hayet. Dieselbe nahm fich aus einer wahrhaft idealen Liebe das Leben. Sie hatte ein Liebesver bältniß mit einem bier in Garnison liegenden Gendarm, welcher fte jedoch figen ließ und vor wenigen Wochen eine reiche Grund befizers Tochter beirathete. Kurz nach der Hochzeit erfrankte er jedoch an einem unbellbaren Leiden. Die Treuloftgleit des gewefenen Geliebten tonnte das Mädchen überwinden, daß der Mann jedoch, bem fie noch immer zugethan war, troßdem fie feit seiner Untreue nicht mit ihm verkehrte, unter gräglichen Qualen dem ficheren Tode entgegenging, biefen Schmers Nach Burücklaffung eines Briefes, in welchem fie dem Wunsche Ausdrud giebt, mit dem Gegenstande ihrer ersten und einzigen Liebe im Tode vereint zu sein, türate fie fich in die Elbe, und wurde aus dem Strome, obwohl Hilfe gleich zur Hand war, als Leiche heraus. gezogen. Kurz nach dem Selbstmorde der Barbara Hayek nahm fich der hiesige Hausbefizer Wenzel Spalency das Leben, indem er fich, weil sein einziger in Brag studirender Sohn bei seiner vor wenigen Tagen stattgefundenen rechtshistorischen Staats prüfung burchgefallen war, in den Hausbrunnen stürzte. Unmittelbar, nachdem man ihn als Leiche aus dem Brunnen gezogen, fürste fich die bei ihm bedienstet gewesene Hausmagd in denselben Brunnen. Auch fie wurde nicht mehr lebend berausgebracht. Einige Stunden später machte eine arme Wäscherin, Mutter mehrerer Kinder, ihrem Leben durch einen Sprung in die Elbe ein Ende, wie es heißt, weil sie den
wollte fte
vatives Minifterium mit der Verantwortlichkeit, die irische Frage zu lösen, betraut werden würde. Mr. Chamberlain," schreiben Daily News", ftellt zwei Bedingungen. Die erfte ist, daß Die Landbill fallen gelassen werden soll; die zweite ist, daß in der Bildung des im Herbst einzubringenden zweiten neuen Blanes die Regierung die Kritik berücksichtigen soll, die über ibre legte Maßregel gefällt worden ist. Die Landbill ist aber toot. Sie war der fameftsche Swilling ber trischen Berwal tungsbill und ist mit ihr gestorben. Mr. Childers sagte in seiner Ansprache an sein Wahllomitee am Sonnabend, daß die Bill todt sel, und daß nichts ihn bewegen würde, seine Bus ftimmung zu ihrer Wiederbelebung au geben, falls dies nicht flar die Meinung des Bolles set. Mr. Chamberlain's aweite Bedingung ist bereits zugestanden. Die Homerulebill, welcher er im Voraus seine sorgfältige Erwägung im Herbst verspricht, wird rland eine lofale Legislatur geben, ohne seine Vertreter vom Reichsparlament auszuschließen. Mr. Chamberlain sollte demnach mitwirten bei der Anstrengung, die Einbringung eines Homerule Planes in einer Herbstfesfion au fichern. Im gegen wärtigen Augenblid thun er und seine Freunde Alles, was fle fönnen, um die Abhaltung überhaupt irgend einer Herbstfesfion zu verhindern. Wenn er wirklich wünscht, fich mit der großen Maffe der liberalen Bartet in der Unterstügung einer Homerule bill in der Herbstsession zu verbinden, sollte er seine Freunde in dem gegenwärtigen Rampfe unterstüßen."
Ueber den in die Rammer gewählten früheren Rommunar ben, jeßigen Galeerenfträfling Cipriani, deffen Wahl be fannilich wieder faffirt wurde, äußerte der raditale Graf Ferrari im Parlament: Cipriani sei im Jahre 1860 mit Garibaldi nach Sizilien gezogen, habe unter dem nationalen Helden bei Aspromonte, in Tirol, bei Mentana und aulegt in Frankreich gestritten; er babe später auch zur Vertheidigung Der Kommune unter Flourens gegen die franzöfifche Armee bet Versailles gefochten; er sei zum Tode verurtheilt und dann auf neun Jahre nach Neu- Kaledonien deportirt, er sei endlich auch von der franzöftschen und italienischen Polizei als Verschwörer verfolgt worden. Das gegen ihn erlassene Urtheil werde für ungerecht gehalten, weil ein Beuge, welcher hätte aussagen tönnen, daß er nur, um fich zu wehren, bei einer Rauferei dret Bersonen umgebracht habe, nicht hätte aufgefunden werden tönnen, obwohl es notorisch sei, daß derselbe in Livorno lebe. Man habe nicht verfehlt, die Regierung zu benachrichtigen, daß Die Folge von dieser Prosedur die Wahl Ciprianis in die Deputirtenkammer sein werde; die Regierung aber habe dazu mit muselmanischer Gleichgiltigkeit geschwiegen.
Gegen die gestern verhafteten Führer der Arbeiter. partei ist wegen Aufreizung zur Revolte und zum Umfturz bestehender Staatseinrichtungen die gerichtliche Untersuchung eingeleitet. Wie es heißt, beabsichtigten dieselben einen aus gedehnten Streit ländlicher Arbeiter zu organisiren.( Ist das etwa die Aufreizung"?) In Mailand befinden sich zehn Sektionen des Mailänder Arbeitervereins und in dem übrigen Theil der Proving noch fünfundzwanzig Sektionen. Die Ar beitervereine in Como , Pavia , Cremona , Brekcia und Novara find gleichfalls geschloffen worden; ebenso haben daselbst auch Verhaftungen und Haussuchungen stattgefunden.
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Nach einer auf Grund amtlicher Daten zusammengestellten Statistit tamen in Venedig vom 7. April bis 20. Juni 780 Cholerafälle vor; von den Erkrankten starben 477 Ber fonen, 276 wurden geheilt, 27 blieben in Behandlung. Somit beträgt die Sterblichkeit 62 Prozent. In der Proving Brindist wird, nach Privatnachrichten, eine ftatte Bunahme der Krant Broving 39 Fälle vor. Die italienischen Blätter beklagen, daß beit signalifirt. Am 21. b. tamen in der Stadt und in der selbst erste nicht alle Cholerafälle anzeigen. In Balrovina ( italienische Proving Vicenza ), einem Gebirgsdorfe, zum Bet spiel befinden sich fast in jedem Hause Cholerakrante. Gestern tamen dort auch zwei Sterbefälle vor.
Balkanländer.
Aus Sofia wird der Bud. Korr." geschrieben: Der politische Horizont Bulgariens fann derzeit nicht als ein völlig geflärter bezeichnet werden. Die Anstrengungen der Panslavisten, an deren Spize Ex Minifter Bantow und Die früheren rumeliotischen Gouverneure mit Gavril Bascha stehen, haben insofern einigen Erfolg, als dieselben über große materielle Mittel verfügen und das Geld mit vollen Händen ausstreuen, sowie fte auch vor keinem Verbrechen, ja selbst vor Mordanschlägen nicht zurückschreden, wenn es die Erreichung threr Zwecke gilt- wie dies etft fürzlich bei Gelegenheit der rumelischen Wahlen fich tlar gezeigt bat- während die Re gierung fich ftreng innerhalb der durch das Gesetz gezogenen Grenzen hält, was der panslavistischen Propaganda einen brei ten Weg für ihre Agitationen freiläßt. Die Banslaviften baben ein eigenes Breßbureau für Bulgarien eingerichtet, in welchem das russische Konsulat und sämmtliche ruffischen Angeftellten und Offiziere, die in Bulgarien tein ihren Wünschen entsprechendes Forikommen gefunden haben, wie z. B. General Soboleff u. A., thätig find. Dieses Bureau fabrizirt Korre spondenzen, für welche ihnen die Bantow'schen Journale den
Monatszins für ihre Kleine armselige Wohnung nicht aufbringen fonnte. Wahrlich genug des Unglückes für einen Tag.
Die Tournüre als Reifetoffer. Ein Spaßvogel schreibt der Frankf. Btg.":" In einer Stadt Norddeutschlands ist ein Erfinder, der sich schon verschiedene allerdings meist wenig lukrative Erfindungen bat patentiren laffen, augenblicklich mit Versuchen beschäftigt, die vielgeschmähte Tournüre praktisch zu verwerthen und ihr dadurch noch mehr Eingang zu verschaffen. Der Erfinder geht von der Jdee aus, an Sielle der Tournüres Tiffen, wozu ja oft die seltsamsten Gegenstände verwandt werden, und die oft einen Raum von 1 Kubitfuß und mehr einnehmen, Blechlaften in den verschiedensten Formen au feßen. Diese Raften follen bann praftisch zur Aufnahme von Reiseutensilien, Unsere jungen Damen", welche noch die Schule besuchen, beHandarbeiten, Toilettegegenständen u. f. w. eingerichtet werden. dürfen dann keiner Schulmappen mehr, furs und auf, diese Jdee ist noch so ausbildungsfähig, es laffen fich diese Tour nüretaften" noch so mannigfach praktisch verwenden, daß bier Der Industrie noch ein weites Feld offen steht. Auch die Rollbeamten, welche durch die Verwendung der Tournire für Schmuggelawede bisher in nicht geringe Verlegenbeit gesezt wurden, würden es gewiß freudig begrüßen, wenn die Neuerung in rationeller Weise durchgeführt werden könnte."
Der vollkommene Mann. Professor Hurley in England giebt folgende Tabelle, wie viel ein ausgewachsener Mann wiegen und wie dieses Gewicht vertheilt sein soll. Gewicht: 155 Pfund. Dason treffen auf die Muskeln und deren Bu behör 68, das Gerippe 24, die Haut 10%, das Fett 28, daß bi n 3, die Eingeweide der Bruft 3, die Eingeweide des Unterleibs 11, das Blut, welches aus dem Körper fließen würde, 7 Bfund. Busammen 155 Pfund. Dieser Mann braucht täglich zum Verzehren 300 g mageres Beaffteat, 420 g Milch, 36 g Butter, 360 g Brod, 180 g Kartoffeln, 1375 g Waffer. Sein Herz soll 75 Mal in der Minute schlagen und 15 Mal soll er in der Minute them holen. Jn 24 Stunden ver fchlechtert er 50 cbm reine Luft um 1 pCt., weshalb ein Mann von oben befagtem Gewichte einen Raum von ca. 22,7 cbm, und wohl ventilirt, für seinen Aufenthalt gebraucht. Seine Ausdünftung durch die Haut besteht in 540 g Waffer, 18 g solider Maffe und 24 g Roblensäure alle 24 Stunden und sein Gesammtoerluft während 24 Stunden besteht in ea. 2,7 k Waffer und ca. 24 k anderer Materie.