an der Rouponlaffe der kaiserlichen ReichSbank erhoben, er» leichtert worden sein sollte, ist in der ReichSbank selbst nicht da» Mindeste bekannt geworden, obwohl auf Grund der be» treffenden Notiz sofort an den betreffenden Zahlstellen ent­sprechende Nachfragen gehalten worden find. ES scheint somit, dast die Geschichte der Korrespondenz, welche fit den Zeitungen zugetragen hat, in frivoler Weise aufgebunden worden ist. Wir hatten übrigen» gleich bemerkt, daß die Geschichte sehr nach Gurke" schmeckt. Der Herina spielt augenblicklich eine Hauptrolle in der Epeisekarte de» Berliner AlltagSmenschen, denn die Sommer­monate bilden die Zeit, in welcher der stlberglänzende Meer« bewobner auf allen nur möglichen Wegen und Umwegen in die Näh« der großen Speisekammer zu gelangen sucht, durch welche Berlin versorgt wird. Die ersten Zufuhren de» neuen Matjet-Hering pflegen schon Mitte Mai in Berlin einzutreffen, ihnen folgen die HauptquantitSten in den Monaten Juni, Juli und August. Die ersten neuen Schott-, Voll- und Schott- NatjeS H-ringe stellen fich gewöhnlich anfangs Juli ein; im August kommen die Berger Fettheringe, und ihnen folgen dann die Holländer Heringe, mit denen der schottische Hering neuer- ding» stark lonkunirt. Ei« beklagenSwerther Unglücksfall trug fich gestern Abend auf dem Grundstück Thaerstraße 12 zu. Während ein 12jähltger Knabe dort auf dem Hofe mit Holzhacken beschaftrgt war, legte dal 4jShrige Töchterchen eine» in demselben Hause wohnenden Schlächtermeisters in demselben Augenblick die Hand auf dm Hauklotz, alö H. zuschlug. Dem Kinde wurden dabei drei Finger der linken Hand abgehauen. Am Grabe seiner Kran erschoß fich am Dienstag Nach- mittag der Zimmermann Michaelis auf dem Luisenkirchhof in CbarlotUndurg. Der vom Lebensüberdruß Geplagte hatte vor- her von feinen Kindern zärtlichen Abschied genommen. Die von dm Verwandten infolge deffen angerufene polizeiliche Hilfe kam zu spät, um die That verhindern zu können. Ein stürzte gft Mit zerschmettertem Schädel'und mehrfach' gebrochenen Glied maßen wurde L. von den herbeiellenden Arbeitern aufgefunden und, da der Tod inzwischen eingetreten, auf Anordnung der Polizei in da» Leichmschauhau» eingeliefert. Da» Pferd eine» Geschäftswagens wurde gestern Nachmittag an der Linden- und Ritterstraßen. Ecke scheu und ging mit dem Wagen durch. In der Ritterstraße rannte eS gegen da» vor dem Militararre?tlokal stehende Schilderhau», welche» durch den Anprall umstürzte und im Fallen einen 13 jährigen Knaben, welcher hinter demselben vor dem durch. gehenden Pferde Schutz gesucht hatte, am Hinterkopfe ver- letzte. Der Knabe erhielt eine ca. 12Ztmtr. lange Wunde und wurde nach Anlegung eine» Verbände» nach der elterlichen Wohnung gebracht. Bei einem berüchtigten Hehle« wurde von Beamtm der Kriminalpolizei ein blaue», reich mit Spitzen besetzten Sam- metjacket mit«eschlag belegt, welche» au» einem Diedstabl herrührt. Daffelde ist für ein; korpulente Dame gefertigt, halb- anschließend und ziemlich lang. Ferner wurde ein olivdrauneS Seidenkleid und Schoßtaille und Schleppe mit draunm über- sponnenen Knöpfen und schwarzer Seidenspitze besetzt, vorge- funden, das gleichfall» gestohlen ist. Die unbekannten Eigm- thümer können fich beim Kriminal-Kommiffar, Zimmer 77, melden. Markthallen» Bericht von I. Sandmann, städtischem VerkaufSvermttiler. Berlin , dm 25. Juni. Die Zufuhr wurde heute durch die von außerhalb eingegangenen Aufträge zum großen Theil aufgenommen. Die Versorgung der Provinzen verursacht, daß die W-raren in Berlin wieder einen günstigen Preisstand erreichen. Wild und Geflügel find leicht in jedem Posten abzugeben und größere Zufuhren darin erwünscht. Ache bringen 120160 Pf. ver Kilo, junge Gänse 34 M., junge Hühner 50-80 Pf., alte 125160 Pf., junge Enten 11.20 M. pro Stück, Taubm 7090 Pf. pro Paar lebend. Obst und Gemüse. Erdbeerm 5070#., Kohlradi 0,751,50 92. pn Schock, Karotten 0,751,50 M. per Kiepe, Tomaten 1,20-1,60 M, Gurken 1825 Pf. per Stück, msstsche Gm- H welche, frisch in Salz gelegt, ein begehrtes Kompot bilden, sowie Pfirfiche, Aprikosen und Birnen find avifirt. Butter unverändert. 1 90-100 92., IL 75-80-85 92., M. 55-60 di» 65 92. per Ztr. Käse, echter Schweizer 70-80 M., I. imi- tirter 5060, U. 4045, echter Hollander 65 bi« 80, rheini­scher 45-70 92, Backsteinkäse I. 16-20, II. 10-14 9t. per Ztr. Eier kosten 2,05 92. per Schock nach Börsmüsanze. fische: OstseelachS 1,00 1 20 per Pfd., Steinbutte 0,80-1,00,

Polisetbericht. Am 24. d. 92. Nachmittags wurde auf em Stettiner Bahnhof der Portter von einem Arbeiter, mit «m er in Wortwechsel gerathen war, mit einem Stock so Üb« en Kopf geschlagen, daß er bcstrniungZlo» hinfiel und mittelst Gaschke nach dem LazaruS-Kcankenhause gebracht werden mußte. - Zu derselben Zeit wurde daS vor einen GeschäftSwagen der firma F. Lau, Vülowstr. 90-91, gespannte Pserd in der iindmstraße scheu und ging durch. ES lief gegen da» vor 'ein Militär- Arrestlokal aufgestellte vchilderhau» und warf 'affelbe um, wodurch einem dahinter geflüchteten Knaben eine licht unbedeutende Kopfwunde zugefügt wurde. Am Nach rittag wurde auf dem Hofe de» Grundstücke» Scharnhorst. traße 17 der mtt Aufwinden von Brettern nach, der in der rsten Etage de» Ouergebäude» befindlichen Tischlerwerkstatt eschäftigte Tischlergeselle Lude von den in Folge Reißen» de» Laues h'-rabfallenden Brettern zu Boden geschlagen. Er erlitt inen Schädelbruch und starb auf der Stelle. Die Leiche wurde ach dem Leichmschauhause gebracht. An demselben Tage lbend» starb plötzlich in einem GeschaftSlokal in der Chaussee- tarße ein Mann, wahrscheinlich am Schlagfluß. Die Leiche mrde nach dem Leichenschauhause gebracht.

Gertchts-Deitnug. + Ein Mann, der im Dieckhof-Prozeß eine Rolle

Vorstrafen hinter fi ». Im Älter von fünfzehn Jahren betrat « die Verbrecherlausbahn, die ihn unter andnem dereit» neun Wal wegen Vergehen» gegen da» Eiaenthum hinter Schloß und

Riegel brachte. Die lange Gefängnißhaft. er hat davon 7'/, Jahr im Zuchthause geseffm. hat ihn nicht gebeffert und nicht gebrochen. Er ist noch heute ein stattlicher und wmn Man will ein schöner Mann mit scharf markirten Geficht», ügen, der fich mit großer Gewandtheit zu benehmen weiß. Man findet e» erklärlich, daß er früher al» Kellner in den ersten Hotel» und feinsten Restaurant» von Berlin Stellung gefunden hat. Ihm werden eine Reihe von Einbrüchen zur Last gelegt, die im November und Dezember vorigen und im Januar und Februar diese» Jahre» die Bewohner von Berlin W in Schrecken gesetzt haben. Er hatte da» Potsdamer Viertel, jene Gegend der Stadt, wo die glückliche Minderheit wohnt, zum Felde seiner verwegenen Streifzüge gewählt, die er, von seltenem Glück begünstigt, anscheinend allein oder mit höchsten» noch einem Gehilfen in Ausführung brachte. Alle diese Einbrüche waren»ach einem System arrangirt. Ein Sonn- oder Fest- wg oder ein Tag, an dem die Bewohner Spaziergänge oder

Besuche zu unternehmen pflegen, wurde regelmäßig gewählt. Der kühne Dieb klingelte an der Thür der Wohnung, die er verlaffm glaubte, und zeigte fich kein Lebenszeichen, dann öffnete er die Thür mit seinem Handwerkszeug und plünderte die Zimmer. Auch bei der Auswahl der Gegenstände, die er raubte, bewies er eine große Erfahrung. Er nahm nur Geld, Pretiosen und Goldsachen, die fich leicht fortschaffen, verw-rthen oder einschmelzen ließen. Ein Zufall führte ihn in die Hände der Polizei. Unsere Leser erinnern fich, wie im Februar d. I. zwei Pollzeideamte einen Einbrecher in der Wohnung der Gräfin Wart-nileben, Kulmstraße 3, in flagranti erwischten. Durch einen Lichtschein in der Wohnung, deren Inhaberin, wie er wußte, verreist war, aufmerksam gemacht, hatte der eine Pollzeideamte vorn geklingelt, nachdem er seinen Kollegen an der Htnterthür postirt hatte. Der Dieb lief dem letzteren auch richtig in die Hände und man erkannte in ihn einen Bekannten, den Kellner Lorchs. Seine Beute im Werthe von 745 92. wurde ihm abgenommen, ebenso ein vollständiges DtebeShandwerkzeug und ihm der Prozeß gemacht. Diesen Diebstahl konnte der Ergriffene nicht in Abrede stellen. Aber um so hartnäckiger leugnete er, fünf andere gleichartige Dieb- stähle in der Bülow-, Dennewitz . und Kulmstraße begangen zu haben. Trotzdem daß unter anderen Verdachtsmomenten auch der Umstand für die Annahme sprach, Laichs sei auch in diesen Fällen der Dieb, daß seit seiner Verhaftung lein Ein- bruch in jener Gegend mehr vorgekommen ist, konme er doch durch die Beweisaufnahme nicht überführt werden. Der Werth der gestohlenen Gegenstände beziffert fich, nebenbei bemerkt, auf einige Tausend Mark. LarchS wurde von der Anklage de» schweren Diebstahls in fünf Fällen freigesprochen, für den einen Einbruch aber auf 8 Jahre ins Zuchthaus geschickt. Auch wurden ihm die Ehrenrechte auf 10 Jabre aberkannt und seine Stellung unter Polizeiaufstcht ausgesprochen. t Soldatenbeleidigungen. Der Schneider A. war am 2. Februar d. I. in heiterer Stimmung. Er hatte eine Bier- reise unternommen, die ihn zum Schluß nach dem Caf6 Kaiser- kröne in der Friedrichstraße führte. Dort wollte er mit einer TaffeSchwarzen" seine Leine, die ihm nicht mehr parirten und konsequent von der geraden Linie abwichen, wieder zum Gehorsam bringen. Aber der Kaffee mundete ihm nickt, er schmeckte nüchtern und so ließ er ihm noch ein paar Gläser Pilsener" und einige Kognak» folgen. Zum Schluß erschien der Zählkellner und begann mit unglaublicher Geschwindigkeit die Zeche zusammen zu rechnen. Herrn B.'S Addttionslraft stand aber aus eben so schwachen Füßen, wie er selber, er ge- rieth in einen Streit mit dem höflichen 9tanne in schwarzem Frack und weißer Binde und das Resultat war, daß er etwa» unsanft an die frische Luft befördert wurde. Auf die Straß« gesetzt, begann er mit dröhnender Stimme einem Unbekannten sein Leid und die Ungerechtigkeiten, die er erlitten, zu klagen und trotzdem, daß es lange nach Mitternacht war, hatte fich bald ein Kreis aufmerksamer Zuhörer aus den nächtlichen Straßenpaffanten um den lärmenden Schneidermeister versam- melt, die mtt lächelndem Wohlgefallen seine WuthauSbrücke beobachteten. Gegenüber stand vor der Kaserne des 2 Garde- Regiments der G.enadier G. Posten. Eine alte Vorschrift be- sagt, daß der Wachtposten fich stündlich einmal davon über- zeugen soll, ob in dem Dachboden des Kasernengebäudes fich etwa ein Feuerschein zeigt. Auch der G.enadier G. patrouillirte zu diesem Zwecke auf der anderen Seite der Straße, gerade als der Auflauf vor dem CafS Kaiserkrone stattfand. Im Vorübergehen rieth er dem erbosten Schneidermeister in freundschaftlichem Tone, flch keine Unannehmlichkeiten zu machen und lieber weiter zu gehen. Der nahm die Aufforderung aber gewaltig schief und folgte dem Soldatens schimpfend über die Straße. Vor dem Schtlderhause rief er ihm zu:Du dummer Junge, Du hast am Schilderhause zu stehen. Ihr dummen Pollacken wollt uns Berlinern kommen!" Nun wurde B. ver- hastet und in» Wachrlokal gebracht. Auch dort benahm er fich noch sehr renitent. Wegen Unfug wurde er in eine Polizeistrafe von 3 Mark genommen: wegen der öffentlichen Beleidigung aber v.-rurtheilte ihn gestern daS hiestge Schöffengericht zu einem Monat Gefängniß. Besser kam ein zweiter Soldatenbeleidiger fort, deffen Vergehen auch wirklich sehr geringfügiger Natur war. In der Nacht vom 16. April diese» JahreS�ging der Drechsler B. die Waldemarstraße ent- lang an der Trainkaserne vorüber. Der Posten stand zwischen dem SchildhauS und dem Feuermelder auf dem Trotloir und verengte den Weg. B. soll ihn nun gerempett und dabei die Worte geäußert haben:Bitte, treten Sie ein bißchen bei Sette" I eine fast zu höfliche Aufforderung, wenn er wirk« ltch in böser Absicht gestoßen hatte. Ein Unteroffizier, der von einem Parterrefenster den Vorgang mit angesehen hatte, lies hinunter:DaS hat er nicht nöchig I" B- der schon einige Schritte weiter gegangen war, kehrte zu seinem Unglück um und wollte fich in eine Auseinandersetzung der Pflichten und Rechte eine» Wachtposten» einlassen. Daraufhin wurde erver- haftet. Das Schöffengericht verurtheilte ihn zu einer Geld- strafe von 15 Mark. B. der vollkommen unbestraft ist, betheuerte fortwährend, nicht in böser Abficht gehandelt zu haben. In der Zivilprozeßsache der Erben des verstorbenen RedattenrS Richard Jüterbock gegen den Steueraufseher Richard Maaß wegen Alimentirung stand gestern vor der zweiten Zivilkammer hiestgen Landgerichts l Verhandlung»« termin an. Die im vorigen Termin beschlossene Vorlegung der Strafakten gegen den Steueraufseher Maaß fand statt, und wie» der klägerische Mandatar, Rechtsanwalt Dr. Solomon, daraus hin, daß die dort vernommenen Zeugen die Anführun­gen der Klage bestätigt, namentlich aber bekundet hätten, daß der Verstorbene in Folge der von Maaß erhaltenen Faust- schlägt ins Geficht dewußtlo» zu Boden gesunken sei und trotz der angestellten Wiederbelebungsversuche nicht mehr da» Be- wußtsein zurückerhalten habe. Justizrath Hagen, al» Mandatar de» Beklagten , stützte seinen Antrag auf Abweisung der Klage auf da» in den Strafakten abgegebene Gutachten der Gerichts« räthe Geh. Räthe Dr. Liman und Dr. Wolff, wonach fich der eingetretene Schfagflaß nicht auf die Spuren von Verletzungen zurückführen lasse. Demgegenüber erachtete Rechtsanwalt Dr. Solomon den Schlußsatz de» medizinischen Gutachtens, daß die fcoße Erregung, in welche der Verstorbene durch die ihm von >!aaß zugefügten Mißhandlungen versetzt worden sei, als Ur« fache de» spontanen Schlagflufses angesehen werden könne, für ausreichend, um daraufhin die Sachverständigen noch einmal über die Todesursachen zu vernehmen, und zwar in Gegenwart der abzuhörenden Vorfallszeugen. Dieser Antrag sei um so mehr begründet, als die Obduftton erst an der verwesten Leiche vorgenommen worden sei, und al» den Sachverständigen die letzten Zeugenaussagen gar nicht bekannt geworden find. Der Gerichtshof beschloß diesem Antrag gemäß auf kommissarische Vernehmung der Zeugen und Sachverständigen.

soziales««d ArveLterbeweg«ng< Die Teppichfabrilatton in ihrer Gesammtlage für Deutschland wird nach verschiedenen Berichten der Handel»- kammern als eine sehr ungünstige hingestellt. Die Konkurrenz ist eine ungemein große, der Export gering, die Waarenpreise und die Arbeitslöhne find niedrig. Der Barmer Handels- kammerbericht erklärt dabei, daß stch die Krifi» im laufenden Jahre verschärfen würde. Weibliches Eklaventhum. Daß die Lohnverhältniffe der Berliner Frauenarbeit im Allgemeinen die gedrücktesten find, haben wir wiederholt an dieser Stelle durch Belege be- wiesen. Heut wollen wir ein andere» dunkles Kapitel au» dem sozialen Leben der Besprechung unterziehen. Zu Gunsten der

Offiziere, Beamten und der sogenanntenbesseren" Klaffen werden Wuchergesetze in Kraft gesetzt, der Arbeiterinnen, welche zum Tb«tl der unerhörtesten Ausbeulung anheimfallen, gedenkt jedoch Niemand. Ach ja, bei ihnen tritt e» weniger zu Tage; was fie leiden und dulden müssen, dringt nicht über ihre und der Arbettgeber Kreise hinaus. Und daß die letzteren die Stimme erheben würden, ist«ahrlich nicht zu er- warten. Einer der bekanntesten Berliner Schneidermeister, der in und außer dem Hause weit über hundert Näherinnen beschäftigt, welchm er Hungerlöhne zahlt, fesselt die wehrlosen Wesen auf eine ganz eigene Weise an fich. Der Biedermann betreibt, so nebenbei, ein Abzahlungsgeschäft. Natürlich ohne Nebenabfichtm. Nur deshalb hält er e» für unnütz, die be- hördliche Genehmigung zu diesem Zweige seiner Thätigkeit nachzusuchen. Er thut gut daran. Vielleicht könnte e» doch Anstoß erregen, wenn bekannt wird, daß er wöchenttich von jeder seiner Arbeiterinnen, die ihm in die Hände gefallen, sechs Mark einzieht. Es bleibt fich gleich, od der Verdienst der Näherin auch nur 7 oder 9 Mark beträgt und stehen ja noch Nebeneinnahmen offen. Alte Wäsche, Möbel und Kleidungsstücke bilden da» Lager de» Abzahlungsgeschäft». Ein von Motten durchfreffene» Schlaf- sopha läßt sich der wackere Schneidermeister mit 72 Mark be« zahlen, zwei Unterröcke mtt 21 92. u. s. w. Der Mann ver« steht die Menschen. Wer ihm nichts abnimmt, bekommt keine Arbeit. In der Zeit der Roth wird auf Manches eingegangen, da» fich später zu einer jahrelangen Fessel gestaltet. Wirklich hat er e» erreicht, daß eine große Zahl von Näherinnen in einem wahren Sklaven« verhältniß zu ihm steht. Etwas andere»; e» detrifft die Ab- lieferung der Arbeiten von den außer der Werkstellen thätigen Näherinnen. Um 11 Uhr früh ist die hierzu festgesetzte Zeit- Kommt nun eine Arbeiterin früher, so wird ihr nicht geöffnet und kommt fie einige Minuten später, dann heißt es bis Nach­mittag» 4 und 5 Uhr warten. Wat die» für eine Frau, die zu Hause 3 und mehr Kinder zu versorgen und eine Stunde Wege» bat, sagen will, wird jeder begr-isen. Doch dem Schneidermeister und Abzahlungsgeschästsinhaber macht daS weiter keine Sorgen. Sond-rbare Zustände herrschen auck in einer hiestgen großen Wäjchefabrik (E. St. u. Co.). In der willkürlichsten Weise werden den Näherinnen, deren Zahl in die Hunderte geht, Ab« züge an den ohnehin kärglichen Löhnen gemacht.Für ver- pfuschte Arbeit. Häufig find e» 10, 12 und 15 Mark. Und wenn die Näherin wenigsten» das angeblich verdorbene Stück sehe öderes ihr ausgehändigt würde; aber nichts von dem. Die Krönung erhält das Ganze jedoch dadurch, daß die Arbeiterin einen Vertrag unterzeichnen muß, in dem fie stch aller Rechte und gerichtlichen Schrttte begiebt. Wird etwa» gelacht oder irgend ein harmloser Scherz inszenirt, dann stürzt der Werk» führer in dm Saal, wuthschnaubend und drohend. Melden sich nicht die Schuldigen, so werden jeder einzelnen 50 Pf. als Strafgeld in» Arbeitsbuch eingetragen. An» dem Meißner Hochlande, au» dem Städtchen Se britz erhält über die dortigen wirthschaftltchen Zustänbe daSSächfische Wochmblatt" einen Brief, dem wir folgende» entnehmen: Der durchschnittliche Wochenlohn ist bei Jnkraft« treten des KrankenkaffengesetzeS auf 9 92. festgesetzt worden. Eine Ausnahme davon machen die Papierfabrikarveiter, denn diese wurden auf zirka 600 92., wöchentlich 1112 92. einge­schätzt. Das Jahreseinkommen der anderen Erwerbtzweiae er« reicht kaum 4-500 92., da» der Handwerker zirka 300 Mark. Wahrlich, ein recht traurige» Brot! Und dazu die hohen städtischen Abgaben! Sie betragen bi« 300 92. 2,60 92., bi» 400 92. 3,90 M., bi» 500 92. 7,80 92., biS 600 92. 11 92. Die Miethe für Arbeiterwohnungen schwankt zwischen 50 und 90 92. und der jährliche Aufwand von Brennmaterial für eine Haushaltung ist unter 30 M. nicht zu bestreiten. Die Hand- Weberei wird nur noch äußerst selten von jungen Leuten be- trieben. Ende 1885 wurde hierorts die vierte Webfabril er- öffnet und dadurch wurde abermals ein Theil der älteren Handweber brodlo» gemacht. In der Papierfabrik fand zu derselben Zeit eine sogenannte Lohnregulirung statt, d. h. den- jenlgen Ardeitern, die den besten Lohn bezogen, wurde der- selbe um 2040 Pf. täglich gekürzt, wenngleick andererseits zu bemerken ist, daß 1885 der Gewinn 59 536 92. beträgt, welcher mit 2827 92. dem Reservefonds zufällt, mit 1200 92. und 3800 92. zu Tantiemm und Gratifikationen verwendet und im Betrage von 48000 92. zur Vcrlhcilung einer 4proz. Dividende von 1200000 92. Aktienkapital dient, so daß noch 3708 92.»um Vortrage auf neue Rechnung erübrigen. Die Zahl der hier im Gewerbebetriebe beschäftigten Frauen mag exkl. der Blumenfadrikation einige Hundert betragen. Schutz- vorrichtungm find in den hiestgen W-bfabriken unvollständig. Da die Arbeit aber nicht absolut gefährlich ist, kann man den Mangel derselbm, wie deren Unzulänglichkeit nicht als Uebel- stand bezeichnen; anders in der Papierfabrik, wo kein Jahr vergeht, daß nicht Arbeiter durch Maschinen verstümmelt wer- den. Hier wird zudem Tag und Nacht, sowie auch Sonntags gearbeitet. ,,.,?""vin,ialverband westfälischer Bäckermeister hielt in Munster einen VerbandStag ad. Ee wurde u. A. be- schloffen, daß kein Verband»meister gleichzeitig mehr alS h und daß eist Geselle, der nach dem äu-'ftarÄ bände» fortan weder Beschäftigung noch Unterstützung erhalten "U'-»*«< deuIsch-r�Akn' i-e'-itau'n" urtcMt" die R�fenk «a»«3 ä äää» Tonnen PubÖeltoWfen und Spiegeleisen, 37 614 Tonnen Bessemerroheisen, 76487 Tonnen TyomaSroheisen und 27 038 Tonnen Gießetelroheifett. Di- Produktion im Mai 1335 de. trug 313 606 Tonnen. Vom 1. Januar di» ultimo Mai 1886 wurden produzirt 1 427 572 Tonnen gegen 1 661 400 Tonnen wurden aetödtet 507, verletzt 2138.»uf je 1 000 000 durch. s ä; wurden ohne eigene» Verschulden durch Unfälle der Züge MMsM AMMAMZ Nebenbefcbaftfgung wie Bahnunterhaltung,«ahnarbeit. Auf- irs c fönen wurden ohne eigenes Verschulden durch Unfälle der