dem Schwurgericht. Die Verhandlung dauerte zwei Tage, geftern und vorgeftern, bei großem Andrange des Bublikums. Schuppner legte ein unumwundenes Geständniß ab und gab über die Motive und Ausführung des Verbrechens folgendes an: Seit zwanzig Jahren mit dem Erschoffenen, dem Befiger ber dicht anliegenden oberen Bruchmühle" burch fortwährende Broseffe verfeindet, habe dieser aus Geschäftsneid, Eigennus sc. alles daran gefeßt, um ihm, seinem Nachbar und Konkurrenten, zu schaden und ihn womöglich von Haus und Hof zu bringen. Aus den Alten wurde denn auch nachgewiesen, daß die beiden Müller unaufhörlich zusammen progelfirt; seit den legten brei Jahren hat der Antlagte allein fieben Prozesse gegen Klingel böfer verloren. Die Streitigkeiten arteten schließlich in Thätlichkeiten aus und Schuppner überfiel Klingelhöfer eines Tages auf freiem Felde, warf ihm Meineid sc. vor und prügelte ihn dermaßes durch, daß er wegen dieser Mißhand. lung zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt wurde. Am 15. Mai sollte er diese Strafe antreten. An diesem Tage set aller Haß in ihm wieder aufgeftiegen, giebt Schuppner an, und der Gedanke, um seinen Todfeind brei Monate im Gefängniß zu fizen und Familie, Haus und Hof schutzlos bem Treiben desselben preisgeben zu müssen, hätte eine furcht bare Wuth in ihm aufgeftachelt, so daß er nicht ganz Herr feiner Sinne gewesen set. Er set hinaufgeeilt, habe das mit Schrot geladene Gewehr geholt und in den rechten Lauf eine Rugel geladen. Wie Schuppner selbst offen einräumt, bat er, das Gewehr schußbereit im Anschlage, mindestens eine Stunde auf der Lauer gelegen, ehe er den Schuß ficher abgeben fonnte. Dann aber nahm er den auf dem Hofe herum bantirenden Todfeind genau auf's Korn- ein Schuß frachte und, von Der Kugel mitten durchs Herz getroffen, fant Klingelhöfer tobt zu Boden. Der Mörder floh in die Wälder; überall vergeb lich gesucht, stellte er fich nach Beerdigung des Erschossenen ganz unerwartet selbst dem Gericht und legte ein Geständniß ab. Aus den Beugenaussagen ging hervor, daß Schuppner dem Klingelhöfer häufig mit Todischießen gedroht und nicht nur Diesen und seine Angehörige wiederholt infultirt und mishandelt, sondern sogar feine Ehefrau mishandelt und dermaßen ge schlagen und bedroht hatte, daß fie die Ehescheidungsklage schon vor Jahren einreichte. Alle Beugen schildern Schuppner, cinen 46 Jahre alten großen ftarten Mann, als sehr brutal und niemand weiß ein Wort zu seinen Sunfien vorzubringen. Das Gegentheil wird von dem ermordeten Klingelhöfer be fundet. Derselbe war versöhnlich und hat wiederholt versucht, fich mit seinem Todfeinde auszusöhnen, was dieser jedoch zurüdwies. Die Anflage lautet auf Mord und wurde vom Staatsanwalt eingebend motivirt und erläutert. Troßdem verneinten die Geschworenen die Frage nach Mord und nahmen nur Todtschlag an, worauf der Schwurgerichtshof auf eine Buchthausstrafe von 13 Jahren und 10jährigen Ehrverluft er Tannte.
des Erzgebirges und Voigtlandes ist der Umstand, daß trobem und tros der dadurch selbstverständlich bedingten geringen Rentabilität sehr vieler der fleineren Bahnen dennoch auch die Staatsfinanzen fich gut dabei stehen, indem sämmtliche Staatsbahnen zusammen im Durchschnitt the Anlagefapital mit mehr als 5 Prozent verzinsen.
Agitation für die Sonntagsruhe. Wie die Manu fafturiften, machen auch die Schuhmacher in Altona gegenwärtig fehr große Anstrengungen, ein gemeinsames Schließen thre Läden an Sonniagen zu ermöglichen. Die Sache wird insofern ihre großen Schwierigkeiten haben, als ohne Einverständniß ihre großen Schwierigteiten haben, als ohne Einverständniß mit den Kollegen auf St. Pault und in Eimsbüttel eine Eini gung nicht zu erzielen sein dürfte. Man sieht auch hier wieder die Schwierigkeiten und die Unmöglichkeit der privaten Regelung der Sonntagsfrage. Nur das Gesez vermag hier zu helfen.
Maurerbewegung. Auch in Eckernförde ( Schleswig ) be. ginnt es sich unter den Bauhandwerkern zu regen; so ist vor Kurzem ein Fachverein der Maurer daselbst begründet worden, bei deffen Vorfißendem sehr bald eine Haussuchung stattfand.
Vermischtes.
Ein bewegtes Leben. Eine der wundersamsten Rarrièren bat der bekannie New Yorker Advolat Enoch Edmund Price binter fich, der es von einem Preisfauftkämpfer bis zum ge fuchteften Rechtsanwalt gebracht hat. Price wurde im Jahre 1832 als der Sohn eines Quaters, der von Beruf Mechaniler war, in London geboren. Er hat turze Beit auf der Drforder Univerfität ftudirt. Allein Abenteuersucht war sein hervor. ragendfter Charakterzug, und so verließ er bald die alte Welt, tagendfter Charakterzug, und so verließ er bald die alte Welt, um Ruhm und Reichthum in der neuen jenseits des Ailan tischen Ozeans zu finden. In Boston, wo er landete, wurde er zuerst Schantgebilfe( bar tender) in einem Lotal, in wel chem die crême der damaligen Preislämpfer verlehrte. Price befaß eine außerordentliche Körperkraft und mit seinen mächtigen Schultern, seinem furgen festen Hals und den fühnen Augen war er so recht zum Jdeal eines Gladiators ge fchaffen. Es dauerte auch nicht lange, so begann er, fich in Sporttreisen hervor zu thun. Am 1. Dat 1856 focht er fein Mai 1856_focht erftes Bufalladebüt mit einem gewiffen Joe Coburn. Der Rampf umfaßte 160 Runden und dauerte 3 Stunden. Beide Gegner waren einander voll gewachsen, und so blieb Die Schlacht unentschieden. Der Preis, 600 Dollars, wurde unter Beide getheilt. Die Bewunderung, die beide Gegner für einander faßten, war so groß, daß fie nie wieder im Kampf einander gegenüber traten, vielmehr lebenslange treue Freunde geblieben find. Brice's nächster und berühmtefter Bweilampf war mit dem Auftralier Kelly, der nach New York gefommen war, um den beften Rämpfer Amerila's sum Faustlampf heraus zu fordern. Dbwohl Kelly für unbeftegbar galt, batte Price dennoch den Muth, diesem Champion ent zu
Das tommt von Herzen. Die Baugewertszei. tung", das Drgan der Jnnungsmeister, giebt am allerneu ver- frorenften ihrer Freude über die Butilamer'schen Erlasse Ausbruck. Sie schreibt in Nummer 47: Seitdem in Berlin mit fräftiger Hand und energischem Willen den Aufreizungen Der Arbeiterführer das Handwert gelegt worden ist, haben wir hier Nube belommen. Die Maurer und Bimmergesellen dürfen wieder arbeiten, ohne befürchten zu müssen, daß fie von den Streitbrüdern baran verhindert werden; und auch die täglichen Arbeiterversammlungen, in welchen von den Apofteln( von was für Aposteln. Red.) höchft verderbliche Grundfäße gepredigt wurden, haben nun doch zum großen Theil aufgehört. Man wagt jest die Versammlungen laum noch einzuberufen, weil fie große Untoften verursachen und doch selten genehmigt wer ben Wenn in Berlin endlich zu etwas energischen Maß regeln gegriffen worden ist, so können wir solches Vorgehen der Regierung nur danken. Aber auch die rubigen Arbeiter find erfreut über diese Unfollverhütungsvorschriften". Sie fönnen boch wenigftens arbeiten, wie und wofür fie wollen." Dieses Loblieb auf Streit und Versammlungszirtulate ift so charalte. ristisch, daß es leiner besonderen Erläuterung bedarf. Die rubigen" Arbeiter find nach der Auffaffung der Bunftbolde, und der sonstigen Febling'schen Kameradschaft diejenigen, die so lange und so billig fich außnügen laffen, wie die Herren Meister, Baufpetulanten, Gründer und verwandte Berufsgenossen zur höheren Ehre, tbrer Intereffen" wollen. Nun, wir müffen ge ftehen, das Meisterthum ohne Maste gefällt uns mehr, als in Der fozialreformatorischen Humanitätspoje. D über diese ,, tubigen" Arbeiter. Allein Rube ist die erste Bürgerpflicht. Mit welchem innigen Behagen lolportirt das Muster. Meisterblatt auch die Nachricht, daß die braunschweiger Regierung in Folge der Bauhandwerker- Lohnbewegung fchon jest ernst baft an die Verhängung des fleinen Be lagerungszustandes denken soll." Und mit welcher Muth fällt die Baugewerks Btg." über die städtischen Behörden in Braunschweig her, die mit Umgebung der Meister direkt mit der Gesellenschaft in Verbindung getreten find und ganz gut dabei fahren. Die profitlüfternen Unter nehmer find über diese ebenso humane wie pratiische Maßregel gang aus dem Häuschen. Sie schimpfen wie die Rohrspayen, fte die sonst submiffeft in Devotion erftetben vor der hohen Obrigkeit. Aber da beißt es: Obrigkeit absolut, wenn fie uns Den Willen thut! Wen lann es also wundern, wenn mit all' Der Arbeiterfreundlichkeit, die diesem Moniteur der Bauunter. nehmer eigen ist, die Baugewertszeitung" zum Schluß aus. ruft: ,, Wir glauben, daß wenn die Arbeiterbewegungen in dem großen Stil, wie fie in diesem Jahr begonnen haben, fortge, fegt werden sollten, alle Staatsregierungen bald zu der Ein ficht tommen würden, daß großen Uebeln auch nur mit ftarten Mitteln zu begegnen ift." Also leine Sozialreform, sondern ber Appell an die Polizei zur Niederbaltung der rein gemert schaftlichen Lohnbewegung, die fich fügt auf den§ 152 der Reichsgewerbeordnung. Gleiches Recht für Alle!
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Unternehmertolerans. In Birna fündigten die Schub machermeister den dem Unterstütungs- Verein beutscher Schuhmacher angehörenden Gehilfen. Bor Zuzug wird gewarnt.
Daß Sachsen der an Eisenbahnen reichste deutsche Staat is, wußte man schon, doch überrascht es, aus einer ftatistischen Vergleichung der Länge fämmtlicher Bahnen da felbft mit der Oberfläche und der Einwohnerzahl des Landes des Näheren zu ersehen, wie viele Landestheile daselbst die Wohlthaten einer Eisenbahnverbindung genießen, richtiger ge fagt, wie wenige fte nicht genießen. Wenn erft die som legten Landtag bewilligten Eisenbahnen noch gebaut und die bereits im Bau begriffenen vollendet sein werden, wird Sachsen zirka 2400 Rilometer Eisenbahnen befigen und es werden dann auf 100 Quadrat Kilom. Bodenfläche 16 15 Rilom. oder auf je 1 Quadrat Meile 8.89 Kilom. Bahnlänge lommen, besgleichen auf 10 000 Einwohner 7.61 Rilom. Babnlänge. Sachsen hat 143 Städte, von diesen werden nach Vollendung der im Bau begriffenen und der zum Bau bestimmten Eisenbahnen nur noch 32 Städte nicht unmittelbar an solchen liegen. Es find bas faft insgesammt fleinere Städte mit weniger als 5000 Ein wohnern; die einzige davon, die über 3000 Einwohner bat, Mylau , liegt nur 2 Rilom. von der nächsten Bahnstation entfernt. Bon den auf fächfischem Gebiete gelegenen Bahnen befinden fich im Eigenthume des Staates 89.61 pet. im Betriebe des Staates 90.68 Prozent, im Eigenthum fäcftscher Privat gesellschaften noch nicht 2 Prozent, im Eigenthum nichtfäch ficher Gesellschaften ca. 9 Prozent. Nicht weniger erfreulich, als diefe so außerordentlich weite Verzweigung des sächftichen Eisenbahn. neges über das ganze Land bis hinauf in die enafte Thäler und selbst auf die nur irgend dafür zugänglichen Höhe
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Streit ausgefochten. Price flegte nach 11 Runden, in benen er den Prahler Kelly windelweich schlug, und gewann den von der Sportswelt ausgefesten Preis von 1000 Dollars. Beim Ausbruch des Bürgerkrieges trat Price in die Armee ein und machte verschiedene Schlachten unter dem Oberbefehl des General Joc Hoofer mit. Die blutigen Schlachten scheinen feinen Thatendurft und seine Kampfesluft endlich gesättigt zu haben, denn nach Beendigung des Krieges warf er allen Jugendübermuth auf die Seite und wandte sich ernsten Ar beiten au. Er widmete fich fortan dem Rechtsstudium unter dem hon. William Seward und wurde nach mehreren Jahren zur Bald darauf Anwalts- Praris in Washington zugelaffen. ftebelte er nach New York über und eröffnete dort in Gemein schaft mit dem Colonel Sweat fein Anwalts- Bureau. Das Glüd begünftigte ihn auf das Beste. Er wurde einer der ge fuchteften dvolaten und erwarb fich bald ein bedeutendes Ver mögen, daß er in den verschiedensten Unternehmungen ange legt bat. So ift er Mitbefizer eines Theaters in Williams burg , einer Vorstadt von New- Dort, ist Theilhaber eines großartigen Leibftalles und vieler anderen Geschäfte. Außerdem hat er sich auch als Schauspieldichter und Novellift hervor gethan. Sein Wert über die Kunst des Fauft und Ring lampfes" gilt als das Meisterwerk dieses Zweiges der Wiffen schaft," Als Anwalt hat er erft lesthin in dem berühmten Mordprozeß des Texaners Holland, der den Falschgeld Schwindler Tom Davis überliftet und über den Haufen ge schoffen, viel von fich reden gemacht. Seiner glänzenden Ver theidigung hatte der Mörder" es zum Theil zu danken, daß er freigesprochen wurde.
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Abenteuer eines Bicycliften. Aus Konstantinopel , 19. ds., wird der Frantf. Stg." geschrieben: Der bekannte Velocipedist Stevens, der einer Wette aufolge mit seinem Bebitel die Reise um die Welt machen will und vor einigen Monaten von hier aufgebrochen war, um über Kleinaften, Berflen, Turkestan und Afghanistan nach Indien zu gelangen, ist vor ein paar Tagen mit einem Messageriedampfer hierher zurüdgelehrt. Die Afghanen scheinen ihn für einen Spion oder dergleichen gehalten zu haben, und nahmen ihn faktisch bei Fureab, zwischen Herat und Kandahar , gefangen. Nachdem er neunzehn Tage von ihnen feftgehalten war, gestatteten fte ihm, fich wieder dahin zu begeben, von wo er gefommen war. Bet Der Rückkehr verweigerten than aber die Ruffen den Durchgang burch Turkestan, so daß er sich endlich wieder in Batum nach dem Goldenen Horn einschiffte. Herr Stevens hat seinen Plan Deshalb nicht aufgegeben, sondern gedenkt jest über Suez und Rurrascht Indien zu erreichen.
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Sie",
Von der Tournüre. Herr Fr. ift ein junger, etwas über müthiger Bantbeamter; Fräulein Klara V., eine hübsche, junge Rigenserin, die am 27. Mai, bei einem Be'uche der Bolls beluftigungen auf dem Marsfelde bei Petersburg, mit einer mächtigen Tournüre ausftaffirt, alsbald die Augen des aben. teuerluftigen Fr. auf fich 30g. Weniger erröthend, desto mehr aber anzügliche Bemerkungen machend, verfolgte ,, E" und plöslich- so bekundete jest die unglückliche Tournüre Inhaberin vor Gericht seit Fr. hinzugefprungen und habe fich rittlings auf ihre Tournüre gefeßt, worüber das herum. flebende Bublifum in ein unbändiges Lachen ausgebrochen. Sie bitte denn auch ein hohes Gericht um Verhängung des höchften Strafmaßes gegen den schrecklichen Uebelthäter. Fr. mußte das Fattum, daß er wirklich auf der Tournüre Bl genommen, zugeben, behauptete jedoch, es sei das aus Ber fehen geschehen. Fräulein. trug eine so toloffale Tournüre erklärte er daß es absolut unmöglich war, hinter ihr einberzugeben. Bwei Mal so groß, Herr Richter, als ihre jegige! Ich ging hinter ihr, stolperte zufällig auf die Tournure und fegte mich allerdings darauf hin, aber wahrhaftig im Ver sehen!" Da die Beugen die Klage beftätigten, so verurtheilte der Richter den Angeklagten zu sehn Tagen Arrest.
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Versteigerte Inseln. Auf dem Londoner Auktionsmarkt wurden vor einigen Tagen awet norwegische Inseln versteigert. Es waren die beiden Inseln Loppen und Kalven, unweit Trom foe im Norden von Norwegen , die als werthvolle Jagd und Fischereigründe geschildert wurden. Loppen hat einen Umfang von etwa 8 englischen Meilen, und die kleinere Insel Kalven Don 3 Meilen. Das daselbst anfäffige Fischereivöllchen beschäf tigt fich mit dem Stockfischfang. Die Leute trodnen den Fisch in äußerst primitiver Weise und senden davon große Quan titäten nach Frankreich und Italien . Als besonderes Retzmittel für Käufer wurde von dem Auktionator hervorgehoben, daß auf den Inseln eine Leberthranfabrik nugbringend erichtet werden Tönnte. Nach geringer Ronkurrenz wurden die Inseln für 1000 Litr. augeschlagen.
Ueberfall auf einer Eisenbahnstation. Auf der Station Jastebnit bei Trencsin wurde in der Nacht zum 25. v. Mts., wie dem Wiener Frdbl." berichtet wird, burch ver
Der
Helbete Männer ein rauberischer Ueberfall ausgeführt. Stationsbeamte Bedoyi wurde durch acht Mefferstiche lebens. gefährlich verlegt. Mit den geraubten Schlüffeln wurde die Raffe zu öffnen versucht. Der Stationspader wurde ebenfalls verlegt. Die Räuber ergriffen die Flucht, als ein Bug in die Station einfuhr, und es gelang ihnen, zu entlommen.
Begreifticher Wunsch. Ein Kandidat für ein Abgeord netenmandat bestieg in einer Wählerversammlung die Tribüne und begann: Meine Herren!" Aber alle folgenden Worte blieben bei dem schwachen Drgan des Redners unverständlich. Blöglich rief ein Bubörer mit Stentorftimme: Das wundert mich gar nicht, daß ein Mann mit so schwacher Stimme die meinige haben möchte!" Unter dem schauenden Gelächter der Versammlung verließ der Kandidat die Rednerbübne.
Der Erfindungsgeift der Yantee's ist wirklich bewun dernswerth. Bindet da ein Biebermann, der an den roman tifchen Ufern des Codorus in Pennsylvanien wohnt, seinen Gänsen und Enten furze Angelschnüre mit halen und Wurm an die Beine und jagt fte dann ins Waffer. Die Fische beißen an und zerren an der Schnur, worauf das Federvieb erschroden ans Ufer eilt, am Bein hinten einen Fisch. Das Uebrige bes sorgt der Farmer.
Kleine Mittheilungen.
Breslau , 25. Juni. Die Bresl. 3tg." meldet: Heute Abend verbreitete fich in der Stadt das Gerücht, es habe ein Buchdruckerei Wertführer einen& brburschen erschlagen. Wir haben über den Vorfall genaue Erkundigungen eingezogen und folgendes als thatsächlich ermittelt: In der Harasgaffe Nc. 2 gelegenen Jungfer'schen Druderet ist seit Kurzem zum Betriebe Der Maschinen ein Gasmotor aufgestellt worden. Die Leitung dieser neuen Einrichtung wurde dem fich als„ Buchdruderel Maschiniften" bezeichnenden Buchdrucker Edmund. über tragen. Derselbe war zu diesem Swede aus Leipzig , woselbst seine Frau mit einem Rinde gegenwärtig noch verweilt, nach Breslau gekommen. Einer der Arbeitsburschen, der 13 Jahre alte Sohn des in der Friedrichstraße Nr. 18 wohnhaften Schuh machermeisters S., Namens Georg, hatte dem Maschiniften aus ziemlich geringfügiger Ursache ergernig gegeben. In Folge beffen stellte. fura vor 7 Uhr Abends den Burschen aur Rede, hierbei verfeste er ihm eine ziemlich starte Dhrfeige. Der Knabe schien durch die Dhrfeige teinerlei Berlegungen ers litten zu haben, doch schon nach wenigen Minuten fant er plöglich lautlos zur Erde. Wie der schnell herbeigerufene Dr. med. Steinis feftftellte, bat Georg K. höchstwahrscheinlich durch den Schlag eine Gehirnverlegung erlitten und ist bei dem Niederfallen bereits eine Leiche gewesen. Herr Polizei fommiffarius von Rädern ließ die Leiche nach dem im Klofter der barmherzigen Brüder b findlichen gerichtsärztlichen Settions Total schaffen. Der Maschinenführer. wurde wegen Verdachts der vorfäßlichen Körperverlegung mit tödtlichem Erfolge sofort in Haft genommen.
Thorn, 28. Juni. Der am Sonnabend vom Schwur gericht wegen Meineides sur vier Sabren Buchthaus verurtheilte Kaufmann Jidor Abraham, ein 60 Jahre alter Mann, bat heute im Gefängnisse versucht, fich das Leben zu nehmen, inbem er eine Salbe verichlang. Es foll feine Hoffnung vor handen sein, ihn am Leben zu erhalten.
Hamburg , 29. Juni. Die junge Dame, die wegen der anosymen Briefe verhaftet ist, Fräulein Juliane B., hat jest endlich ein unumwundenes Geständniß abgelegt, indem sie zugegeben, etwa 40 Familien und einzelnen Bersonen Kränze, Blumen, Briefe, des frivolsten Inbaltes 2c. zugesendet zu baben. Troßdem wird fich die Untersuchung noch weiter in Die Länge stehen, da verschiedene Umstände immer noch neue Bernehmungen erforderlich machen. Die anfänglich vermuthete Geistesstörung der Verhafteten hat fich nach ärztlichem Urtheile als irrthümliche Annabme herausgeftellt. Fürstenwalde , 30. Juni. Wie der Voff. Btg." ge schrieben wird, steht seit beute Mittag die Hartwig'iche Woll. spinnerei in Flammen. Mehrere Arbeiter sollen im Feuer umgelommen sein.
Freifing, 28. Juni. Ein biefiaer Arzt theilt mit, daß in zwei Tagen( 24. und 25. Juni) 5 Vergiftungen in drei ver schiedenen Familien durch Schwämme in seine Behandlung ge tommen seien. Die Schwämme waren dieselben, welche in an beren Jahren ohne Nachtheil genoffen wurden. Es scheint also, daß die naßtalte Witterung der vergangenen Wochen in diesen Schwämmen ein besonderes Gift erzeugt hat. Die Er fcheinungen waren Uebellett, Kopfweb, Eingenommenheit des Kopfes, Berluft des Bewußtseins, Budungen durch die Blieder, träge Reaktion der Pupillen, große Schwäche und Verlangfamung des Pulses und Delirten.
Eltville ( Rheingau ), 27. Juni. Als heute Morgen die Entelin des Herrn Bl., Beamter am hiesigen Eisenbahnbureau, ibre beiden Großeltern vergebens erwartete, ließ fte gegen 10 Uhr deren Bimmer erbrechen; beide alten Leute wurden eischoffen im Bette aufgefunden. Die Frau war tobi, während der Mann noch einige Lebenszeichen von fich giebt, doch obne Befinnung ist. Bei beiden geht die auß einem neuen Revolver herrührende Schußwunde in die Stirn und es scheint, als ob Herr Bl. zuerst seine Frau und dann sich erschossen. Ein nebenliegender Bettel gab an, daß fie beide nach reiflicher Ueberlegung beschlossen, aus dem Leben zu scheiden. Die Kinder des Ehepaares find sämmtlich erwachsen und verforgt. Die Entelin war zum Besuche in Eltville . Die alten Leute lebten in guten Verhältnissen.
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Literarisches.
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Bon der Neuen Zeit", Stuttgart . Verlag von J. H. W. Diet, ist soeben das fiebente Heft des 4. Jahrgangs er Schienen. Inhalt: Abhandlungen: Das Mutterrecht. Studie über Entstehung der Familie. IV. Von Paul Lafargue . Barla mentarisches. Bur Wohnungsnoth der arbeitenden Klaffe. I. Bon Heinrich Braun . But Reform des Mittelschulwesens in Deutschland und Frankreich . Ludwig Börne . But Sälular feier seiner Geburt. II. Von Wilhelm Blos . Literarische Rundschau: Julius Lippert, Kulturgeschichte der Menschheit. F. W. 6. Wagener, Die Mängel der chriftlich sozialen Bes wegung. Richard Reuter, Soziale Reform und Verfassungs ftaat. Notizen: Die Gefahren der See.
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Briefkasten der Redaktion.
Nixdorf. Ein Schadensersatzanspruch des Wertführers gegen den Fabrilanten ist nur begründet, wenn dem legteren ein grobes Versehen an dem Unfall aur Laft fällt, wenn er also ohne besondere Anstrengung der Aufmerksamkeit hätte er lennen müssen, daß das Schild im Ganzen nicht abgenommen werden fonnte, ohne den Werkführer der Gefahr der Verun glüdung auszufeßen. Wenden Sie sich an den Magistrat mit Der Bitte um ein Armenatteft, reichen Sie daffelbe beim bie figen Landgericht I mit dem Antrage ein, Ihnen das Armen recht zu bewilligen und einen Anwalt zu bestellen. Dem leg teren Gesuche müssen Sie eine Darstellung des Sachverhaltes beifügen und auch die Beweismittel, die Sie benugen wollen, 3. B. die Namen der Zeugen benennen.
A. 8. 66. Wenn Sie mit Ihrem Lieferanten die Liefe rung guter Waare ausgemacht haben, so brauchen Sie schlechte nicht anzunehmen und fönnen Schadenersag verlangen. Die mündliche Abrede, Sie sollten 60 Pf. von je 3 Matt Rabatt erhalten, ift auch neben dem schriftlichen Kontratte giltig und berechtigt Sie, volle 60 Bf. abzuziehen. Gerichtliche Bestrafung brauchen Sie feinesfalls zu befürchten.
Verantwortlicher Bedakteur N. Gronheim in Berlin . Druck und Verlag von Max Bading in Berlin SW., Beuthstraße 2.
Hierzu eine Beilage.
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