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treffenden Kommission, welche in fehr anerkennenswertber Weise monatelang angeftrengt arbeitete, um wenigfter 3 betriffs der britaufficbt, sowie der Kinder und Frauerarbeit ein greifbares Ergebniß zu erreichen, nahmen die Komm ffare des Burbesratbes eine fühl ablehnende haltung ein. Namentlich in Folge deffen verschleppten fich die Verhandlungen ungemein und als nun doch noch ein äußerst zahmer, nur auf die Ver meh ung der Fabrikinspektoren und die Verkleinerung ihrer Aufsichtsbezizle abzielender Beschluß an das Plenum gelangte, wurde er von demselben angenommen, aber bald darauf vom Bundesrath abgelehnt. Aus welchen Gründen, ist unbekannt und auch auf dem Wege der Vermuthung taum zu entdecken. Denn die Fabritaufficht ist eine reicht gefeßliche Einrichtung und da fte nach jedem Jahresbericht der betreffenden Beamten nur eift sehr unvollkommen eingerichtet ist, so fann schlechter bings nicht abgesehen werden, was die verbündeten Re gierungen veranlagt hat, ben sachlich so buchaus be gründeten Beschluß der Wolfsvertretung abzulehnen. Diese Unfruchtbarkeit der Reichstagsfeifion an sosial : eformatorischen Ergebnissen ist nun aber um so bedauerlicher, als fie mit einer ftarten polizeilichen Eir schränkung der Arbeiter, bewegung zusammentrifft. Die Streiferlaffe vom 11. April und 11. Mai b. J. find scharf angewandt worden, zunächst in Der Hauptstadt, dann aber wenigftens der eftere an vielen anderen Drten des Reichs. Dazu lommen die Ver. bandlungen in dem Projeffe Jbring Diablow, welche zwar nach dem Urtheil des Berliner Sa öffengericbis diesen vielberufenen Geheimpoltgiften als das Dote: einer Berleumdung bingestellt, aber doch in jedem Falle Einblide in die polizeiliche Ueber wachung der Arbeiterbewegung geliefert haben, die vom fit lichen Standpunkte aus feineswegs erfreulich genannt werden fönnen. Die Ausweisung des Kaufmanns Paul Singer aus Berlin , die eben gemeldet wird, wird auch in sehr weiten Ar beitert eisen böses Blut machen; Singer ift ein febr einfluß reicber, aber augleich ein febr maßvoller Führer der sozialdemo. tratifden Bartet und hat fich in Berlin durch gemeinnügiges Wirken die persönliche Achtung auch folcher Beröllerungs schichten erworben, die der sozialdemokratischen Agitation in fchroffer Abwehr gegenüberstehen. Ein äußerst unerfreulicher Bug in dieser Ausweisung ist die denunziatorische, felbst vor groben unwahrbetten nicht zurückschreckende Wutb, mit welcher bie, Chriftlich. Soziale Korrespondena" des Herrn Stöder und bie Kreuzzeitung" dieselbe verlangt haben. Sieht man dieses Anhäufen sozialpolitischen Zündstoffs hand in hand gehen mit dem gänzlichen Steden ter foztalieformatoriichen Gefeß gebung, dann fann mcn fich schwerer Besorgnisse nicht er wehren. Bei Erlaß des Sosialistengesetes erklärte die Negie. rung selbst, die mechanische Unterdrüdung müsse mehr schaden als nügen, wenn nicht gleichzeitig die gerechten Beschwerden Des Arbeiterflandes auf dem Wege organischer Gesetzgebung beseitigt werden; uns will scheinen, daß diese richtige Erlennt nig augenblicklich gar sehr verdunkelt ist." Eo schreibt ein gemäßigt liberales Blatt!
Die Wirkung der vorjährigen Zollerhöhungen wird in den neuesten Handelstammer berichten faft übereinstimmend folgendermaßen geschildert: Die Erwartung der Boll serhöhungen belebt den betreffenden Geschäftszweig; man im portirt greße Quantitäten derjenigen Artikel, betreffs beren man die Einführung höherer Bölle erwartet; die Preise Steigen. Darauf tritt der Boll ein. Der inländische Markt ist burch die großen spekulativen Importationen überfüllt; der Abfat stockt, die Preise finlen und der Jmporteur, der schließ lich die Waare nicht mehr halten lann oder will, schlägt die felbe enblich au Preisen los, die ihm trop der Bollerhöhung tein en rechten Gewi n bringen. Aus dieser naturgemäßen Uebergangsentwidelung sucht man befanntlich bier und ba ben Schluß zu ziehen, der Boll vertheuere die Waare nicht. Der Schluß ist selbstverständlich falsch. In dem Uebergangsstadium wird nur die volle Wirkung des Bolles durch die abnorme Ronkurrens der betreffenden, noch zu billigeren Säßen einge führten ausländischen Waaren zeitweilig paralyft. Epäter tritt die preissteigende Wirkung bet all jenen Waaren, bet benen der inländische Konsum nicht zum Bollen vom Jnlande gebedt werden kann, unfehlbar ein, d. b. das inländische Preis niveau erhöht sich gegenüber dem Weltmarktpreis um die Differenz der inländischen Bollsäge, wie das z. B. bei den Ge treibepreisen schon seit geraumer Beit ganz flar au Tage tritt. Natürlich lann aus anderen Ursachen der Weltmarktpreis gleichzeitig finten, vielleicht so tief, daß dieser Preis sammt dem höheren Boll zusammen noch nicht den Preis vor der Bollerhöhung erreicht. Da aber jeder Preis nur eine relative Bedeutung hat, so fann es bei der Würdigung der Wirkungen von Schutzöllen auch immer nur darauf ankommen, wie bat fich in Folge der Bollerhöhungen der der Preis im Inlande im Verhältniß zu dem Preise des Weltmarkts ver. schoben.
8um Prozeß Berndt Christensen schreibt die Frantf. Beituna": Klar ift jest schon Eines und darauf legen wir mehr Gewicht, als auf eine Reitit des schöffengerichtlichen Up theils: die Gefahr für die öffentliche Moral, bie das Spionit system in politischer Richtung mit fich bringt. Wir
baß er seinen Ropf ziemlich in eine Richtung mit dem bie Trippe Heraufkommenden brachte und beide Hände dabei auf die Rniee flüßte. Habe ich nicht das Vergnügen, ben Herrn Doktor Strohwisch vor mir zu sehen?"
Das ist allerdings mein Name," sagte der Herr. Und mit wem hab' ich die Ehre?".
"
Na, seh'n Sie einmal an," rief Jeremias, ohne die Frage zu beantworten, und so hübsch allein unter vier Augen! Da erlauben Sie mir vielleicht, Ihnen gleich zu fagen, mein lieber Herr Strohwisch, daß Sie ein ganz miferabler, erbärmlicher Dintentlecher und Schubbejad find!"
Sie alberner Efel!" rief der Doktor, der gar nicht gleich wußte, über was er am meisten erstaunen sollte, über bie höfliche Anrede oder über die kleine, gebudie, fomische Gestalt, die vor ihm lauerte und die er deshalb auch, was persönliche Rraft anbetraf, bedeutend unterschäßte. Was unterstehen Sie sich? Fort, oder ich werfe Sie die Treppe hinab!"
"
So?" fagte Jeremias, der nur auf eine solche Eins Tabung gewartet zu haben schien, brückte sich mit der Linken feinen Hut feß und hatte aber auch im nächsten Moment schon ben Dottor beim Kragen, der sich wie ein Rind in feinem Griffe wand.
" Herr, laffen Sie mich los!" schrie er. " Treppe hinunter- so?" rief Jeremias.
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Wunder
volle Idee Ropf weg unten!" Und ehe der Doktor nur einen Hilferuf ausstoßen konnte, hatte er ihn herumgebreht, und wie ein Pfeil schoß er die Trepp:
hinab.
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Jeremias' Blut war aber jetzt aufgeregt. Alberner Efel hatte er ihn genannt was vorangegangen, zählte nicht - und die Rezension geschrieben, und ba unten fullerte er auf der Treppe herum. Unglüdlich für ihn trug Doktor Strohwisch auch ein spanisches Rohr in der Hand, und Jeremias wußte eigentlich später gar nicht mehr recht, wie es gekommen war; ehe er fich aber auf etwas befann, war er bie Stufen hinab unten bei seinem Schlachtopfer, hatte ihm der Stod aus der Hand geriffen und zerwalkte ihn da bei nach Herzensluft.
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Die Bersekungen der Staatsbeamten polnischer Nas tionalität aus den früher polnischen Landestheilen nach deut fchen Provinzen des preußischen Staats nehmen ihren weiteren Verlauf. So find am 27. v.. die Seminariehrer Görk aus Hawicj nach Liebenthal in Niederschleften, Bicgansti und Simon aus Paradies, ersterer nach Hildesheim , lsterer nach Baderborn versezt worden. Der höhere Schulamtstandidat Kuroch, welcher als Lehrer der Mathematit und Naturwissen schaften am Gymnaftun von Rogasen wirkte, ist durch Ministerialreflript benachrichtigt worden, daß er weber in der Broving Posen, noch in Westpreußen , noch in Schlesien angestellt werden könnte, und bat, als er fich hierauf nach Rönigsberg wendete, auch von dort eine abschlägige Antwort erhalten.
baben vor nicht langer Beit das Urtheil mitgetheilt, das Herr v. Bismard als Bundestagsgefandter in Frankfurt am Main über dieses Eykem gefällt hat, daffelbe ist geradezu verrichtend gewesen und bleibt es für alle Beiten. Es ist ein Fehlgriff, bas friminalistische Detektivwesen auf die Thätigkeit politischer Partien auszudebnen; eine geschehene ftrafbare That auf fpü en und aufbeden und eine mögliche verhindern, ift aweierlet. Im ersten Fall hat der Beamte einen gemessenen flaren Auftrag, er soll für eine bestimmte Handlung den oder die Thäter ermitteln; im anderen Falle soll er auf die Spuren fich etwa vorbereitender Handlungen lommen und hier fann ibn übermäßiger Eifer oder mangelhaftes Geschick leicht dazu verleiten, dergleichen Dinge felbst zu fingiren, um diejenigen, die man derselben fähig hält, auf die Probe zu stellen. Damit wird dann aber aus dem Detektio ein agent provocateur, ber unter Umftä den einmal das Richtige treffen tann, den aber neunmal Bufall oder Berechnung äffen können. Die Thätig. feit, die solcher Ueberwachung unterliegt, wird sich natürlich immer ängstlicher von der Diffentlichkeit abschließen, das Mg t auen wird wachsen und eine Erbitterung era ugen, die durch Gerichtsurtheile, welche dem Spion volle Glaubwürdigkeit bei legen und dieselbe derjenigen absprechen, die Dojekte seiner Vigilation waren, auf's Aeußerfte gesteigert werden kann. Wenn die politische Polizei nicht im Stande sein sollte, auf bie Anwendung des Epionir. und Detektivsystems zu ver zichten, so sollten die Gerichte wenigstens es mit der Be urtheilung der Glaubwürdigkeit der Agenten äußerst scharf nebmen. Sie haben ja ein Vorbild an dem Reichsgericht, das bekanntlich in dem Hochverraths, projeffe, in welchem Horsch als Beuge figurirte, azu dem Spruchnahme zur Schaffung eines internationalen Gesundheitsaus. gelangte, daß dem Brugnis desselben teine Beweiskraft beizu meffen sei."
Herrn Miquel wird auf seine Rede in der Breslauer Btg." folgendes erwidert: Btg." folgendes erwidert: Miquel wendet fich gegen die jüngere Generation, die für die nationalen Errungenschaften feinen Sinn babe, und später stellt sich heraus, daß er damit Die Fortschrittspartel meint, die doch von meift alten Männern geführt wird. Er rühmt die früheren Verdienste der nationalliberalen Partet und hat lein Wort dafür, daß an diesen Ver dienften Männer wie Fordenbed, Stauffenberg, Bamberger einen größeren Antheil haben, als er selber, der in der ganzen Beit des Bestehens des Nationalvereins stets zu den sehr un zuverlässigen Ar bängern der preußischen Spige gebört hat. Er führt aus, daß die feudale Produktionsweise teine Berechtigung mehr habe, und verschweigt, daß Niemand so thätig gewesen ift, als er, um die agrarischen Ansprüche zu vertheidigen. Schließlich will er alle politischen Streitfragen, den Kampf Der Fraktionen" beseitigt sehen und die soziale Frage allein als Schiboleth der politischen Bewegung gelten laffen. Wer da meint, es laffe fich jemals ein politisches Leben ohne poli
tische Kämpfe denken, der will die Natur des Staatslebens
Don Grund aus bekämpfer. Er stellt sich mit Worten auf die Seite beter, welche eine gerechtere Bertheilung des Eigenthums verlangen und thatfächlich tritt er für Diejenigen ein, welche das Recht auf Rente, die Erhaltung der Reichen in ihrem ges genwärtigen Vermögensstande verlangen.
Ueber einen nationalen Gentleman schreibt man ber fränt. Tagespoft": folgende Geschichte verdient niedriger gebängt zu werden. Der babifde Landtags.Abge ordnete Weinhändler Däublin von Efringen, Der nationalitberalen Bartet angehörig, tann es feit langer Beit nicht verwinden, daß sein Kreis durch den fortschrittlichen Ab geordneten Pflügler im Reichstage vertreten wird. Es ist Herrn Däublin bis jetzt nicht gelungen, von dem Vertrauen der Wähler getragen, an Stelle P's in den Reichstag zu wandern. Da Der Liebe Müh umsonst, ftellte man dem B. bei der legten Wahl einen anderen nationalliberalen Kandidaten entgegen. Indeffen erwies fich auch dieses Beginnen als erfolglos. P. ging abermals als Sieger aus der Une hervor. Da erfann man einen Ausweg. Well dem fortschrittlichen Abgeordneten persönlich und direkt nicht beizutommen war, richtete Däublin gegen den Sohn, den Vater zu vernichten, an die Staatsan waltschaft eine den Vorwurf eines Sittlichkeitsvergehens ent baltende, aronyme Anzeige mit verftellten Schriftzügen und fehlerhafter Ditbographie. In der hierauf eingeleiteten Unter suchung mußie Däublin auf seinen Beugeneid bekennen, der Berfaffer dieser Denunziation au sein. sein. Daß unter
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obwaltenden Verhältnissen nicht Pflichtgefühl den Herrn Landtags- Abgeordneten bei seiner Anzeige leitete warum dann anonym?- bat er abermals eidlich durch seine Erklärungen zugegeben, die Anzeige sei die Antwort auf einen ihm zugekommenen Drehbrief, welchen er( ohne Angabe von Gründen) dem Reichstagsabgeordneten P. zur Laft legen zu müffen glaube. Also niedere Rache gegen einen blos muth maßlichen Gegner! Bedarf diese Handlungsweise noch eines Kommentars? Wir find begierig, zu hören, was die nationalliberalen Herren Kollegen im Lande zu dieser Bierde ihrer ibrer Frattion sagen und wie sich die Wähler bei der nächsten Landtagswahl au diesem Manne ihres Vertrauens ftellen werden."
Europa und die Cholera. Nach dem legten stärkeren Auftreten der Egolera in Mitteleuropa von 1873 wurde in weiteren Kreisen die Frage wegen Nothwendigkeit eines bleis benden gemeinsamen Organs zum Schuße der europäischen Staaten gegen alle Arten von Seuchen, insbesondere gegen die Cholera, aufgeworfen und anetfannt und von den Mächten bereits auf der internationalen Sanitätskonferenz zu Wien im Sabre 1874 grundsäglich gebilligt. Dabei ist es indeffen trop aller späteren Anregungen seither verblieben und selbst auf der legten internationalen Sanitätstonferens in Rom hat man fich bamit begnügt, einen fachmännischen Unterausschuß einzuseßen, welcher Vorschläge in Betreff einer internationalen Vereins barung zur Bekämpfung der Cholera machte. Dieselben find in Geftalt einer umfangreichen Denkschrift den einzelnen Staaten unterbreitet worden, damit dieselben ihre Stellungs
schuffes vorberetten tönnen. Angesichts der langsam herans nabenden Cholera, deren einstige Kraft zwar gebrochen zu sein scheint, wäre es, nach dem Hamb . Corr.", in hohem Grade erwünscht, wenn die internationale Sanitätskonferens baldigft wieder zusammentreten und endgiltig darüber beschließen würde. Alle Mächte find einig, England allein widerstrebt. Jm Interi fie feines Verkehrs mit Indien widersezt es sich der ftrengen Anwendung wirksamer Borschtsmaßregeln in Egypten, Dieser wichtigften Durchgangestation der Cholera auf ihrem Wege von Indien nach Europa . Jm See und Quarantänes rath Egyptens hat England den ausschlaggebenden Einfluß und benugt denselben, als ob die Verbreitung der Cholera ein geringeres Uebel set als die Beschränkung feines Handelsver lehrs. Nach Depeschen aus Kairo wurde am 21. Juni dem englischen Frachtendampfer ,, Ganges " die Erlaubniß zur Durch fahrung des Suesfanals gegeben, obschon auf diesem Schiffe Todesfälle durch Cholera vorgefommen sein sollen. Bestätigt fich diese Thatsache und bat fie die befürchteten Folgen, fo werden die europäischen Festlandsstaaten mit allem Fug und mit größerer Entschiedenheit als bisher auf die Einfeßung
eines bleibenden internationalen Organs brängen dürfen, um derartigen bedenklichen Handhabung der öffentlichen Gesundheitspflege durch die egyptische, von England ab hängige Regierung im Intereffe des englischen Handels un auf Rosten der europäischen Gesundheit in Butunft vorzu beugen.
Die Rohrschacher Arbeiterschaft brinat den Streifenden in Zürich ihre Sympathien in Wort und That ente gegen. Eine Sammlung in den Werkstätten der vereinigten Schweizerbahnen ergab die schöne Summe von nahezu 300 Fr., welche zum Theil dem Projeßfonds zugewendet werden sollen.
Die in den Kohlenminen Des Borinage am 29. v. Mis. neuerdings ausgebrochenen Streils droben, nach der Frankf Btg.", fich auszubreiten. Die Arbeiter verlangen Lohnerhöhung und Beginn der Arbeitszeit um 6 statt um 4 Uhr Morgens. Die Arbeit ist eingestellt in fünf Gruben, bei Wasmes, Cuesmes, Frameries , Quaregnon und Baturages. Die Lage der Koblen industrie ist schlecht. In einem Schacht bei Jemappes mußte Der Betrieb wegen der niedrigen Kohlenpreise und des schwierigen Absages eingestellt werden; ein gleiches wird bea süglich anderer Betriebe befürchtet. Die Sireits verlaufen bis Die Streits in den Spinnereien und Bleichereien in Gent find am 30. v. Mts. beendigt und zwar ohne Erfolg für die Spinnereien.
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In Amsterdam wurden in den legten Nächten nach dem Berl. Tgbl." an allen Straßeneden Blalate aufrührerischen Inbalts angeschlagen, die zum gewaltsamen Sturz des König thums auffordern. Als Thäter ist der Sozialift Belderot ver haftet worden, in deffen Befit mehrere hundert Exemplare ges funden wurden; als Druckerei ist die der Nihilisten angegeben. Das flingt etwas unglaubwürdig.
Der französische Sozialisten Rongreß in Paris , su dem mehr als 300 Delegirte anwesend waren, bat nach achttägiger Dauer am 27. Kuni seine Verhandlungen ge schloffen. Im Gegenfag zu früheren Jahren schreibt bie " Doch nicht so ganz," lachte der Gerichtsbiener,„ Sie müffen mit."
Doch nicht so ganz," to
Strohwisch schrie um Hilfe und versuchte zuleßt, zur Vers zweiflung getrieben, Gegenwehr; aber jegt wurde Jeremias ,, Verhaften Sie den Kerl im Namen des Gesetzes!" erst recht böse. In der Etage, wo er sich befand, wurden Stimmen laut, und um den Kampfplak auf neutrales Geschrie jetzt Strobwisch, der sich kaum von seiner Betäubung biet zu verlegen, faßte er den Unglüdlichen wieder beim Kragen und warf ihn vor sich her den nächsten Absatz hinunter, von wo nur noch eine niebere Stufenreihe bis zur Hausthür blieb, und hier folgte Fortsetzung.
Oben in der zweiten Etage ftand Direktor Krüger, schaute über das Geländer hinab und hätte vor Wonne applaudiren mögen, wenn er es fich nur getraut hätte. Unten in der ersten Etage war das Dienstmädchen und dann ber Herr Ober- Appellationsrath X. mit der Frau Ober- Appella. tionsräthin und Fräulein Tochter heraus gekommen. An der Hausthür, da der Schall des Tumulis hinausbrang, batten sich ebenfalls Leute gesammelt und drängten zulegt bis ins Haus hinein. Und oben auf dem ersten Abfaze ftand Jeremias und prügelte Strohwisch, bis er den Stod in Atome zerschlagen hatte und seinen Arm nicht mehr rühren fonnte; bann warf er ihn den letzten Abfah Linunter, den Stummel bes spanischen Rohrs, mit einem sehr zierlich geschnitten Elfenbeinknopfe daran, hinter ihm her, und während er selber an ihm vorüberschritt, fagte er: So, Herr Doktor, jeßt wünsche ich Ihnen wohl zu bekommen. Mein Name ist Jeremias Stelzhammer."
" Herr Stelzhammer," fagte da ein Mann in einem rothen Rragen, der sich indessen burch die immer anwachsen ben Zuschauer in das Haus gedrängt hatte, es thut mir leib, Sie in Ihrer Beschäftigung zu stören.
Bitte, ich bin eben fertig," meinte Jeremias. Nun defto beffer," fagie der Mann; aber nun er fuche ich Sie auch, einmal ein bischen mit mir zu kommen, denn ich habe hier auf Ruhe und Ordnung zu sehen."
Mein lieber Herr," erwiderte Jeremias, jezt nicht im geringften um die Folgen besorgt, denn er fah wohl, daß er es hier mit einem Polizeidiener zu thun hatte, Rube herrscht jetzt, und daß ber Herr ba ordentliche Prügel befehen hat, wird er Ihnen selber bezeugen fönnen. Ich hoffe, Sie find nun befriedigt."
erholt hatte. Ich bin hier auf die nichtswürdigste Weise von ihm angefallen und mißhandelt worden; mein Eigens thum ist dabei zerstört, mein Stock in Selbstvertheidigung zerschlagen, meine Hose zerriffen und beschmußt..."
Die Reile nennt er Selbstvertheidigung!" lachte Jeremias.
Na," meinte der Polizeidiener mit einem Blid auf die robuste Gestalt des Doktors, Sie sehen mir allerdings aus, als ob Sie sich hätten wehren können; aber das ist einerlei, Sie mögen bas Beide vor Gericht ausmachen." Aber ich werde boch nicht..."
" Ja, Sie müssen auch mit," sagte der Mann troden; ,, ich kann hier nicht untersuchen, wer angefangen hat. Also bitte, machen Sie keine Umstände."
Immer mehr Leute hatten sich indessen in das Haus gebrängt; denn was fieht das Publikum lieber, als eine Prügelei mit späterer Abführung der Betheiligten durch die Polizei, die gerabe so bazu gehört, wie die Verlobung von zwei verliebten Paaren am Ende eines Luftspiels.
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Meine Herren," sagte ber Diener der öffentlichen Sicherheit zu den Eindrängenden mit jener Hochachtung, die er stets Leuten gegenüber beobachtete, gegen welche noch nichts Gravirendes bekannt geworden," feien Sie so gut und gehen Sie nach Hause; Sie sehen, es ist Alles vor über. Bitte, machen Sie Plazz, es kann ja kein Mensch burch."
Die Leute gaben langsam Raum; aber Doktor Stroh wisch brauchte noch einige Beit, um seine sehr berangirie Toilette wieder etwas in Ordnung zu bringen. Er wollte auch noch Schwierigkeiten machen, mit einem Polizeidiener am hellen Tag durch die Straßen zu gehen, aber es half ihm nichts. Der Mann des Gefeßes blieb unerbittlich wie das Gefeß selber, und wenige Minuten später expedirte ber würdige Beamte bie beiden lebelthäter zum innigen Ver gnügen einer Anzahl zerlumpt unb anständig gekleideter Straßenjungen nach dem Rathhaus hin.