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ultramontane Germania" nabm daß sozialistische Revolu tion parlament dies mal einen sehr ruhigen Verlauf. Es ist dies ein Beweis, daß die Parteigänger der sozialen Revolution in aller Rube fich zu organificen gelernt haben und ihren bisherigen Eifersüchteleien und Zwiftigkeiten Schweigen zu.ge bieten verstehen, um mit vereinten Kräften den Kampf gegen die bestehende Ordnung in Angriff zu nehmen. Aus diesem Grunde ift gerade die Ruhe, mit welcher der Kongreß seine stelbewußten Bestrebungen zur Geltung zu bringen sucht und über dieselben öffentlich verhandelt die Verhandlungen fanden nämlich öffentlich statt und waren fiets von einem febr zahlreichen Bublifum besucht nur um so beunruhigender; und wenn hier auch noch von teiner unmittelbaren Gefahr die Rede sein lann, so weiß man doch schon, wo die ständige Be brobung der Bulunft zu suchen ist. Vorerst will der Sozia liften Kongres feine Wünsche und Beschlüffe freilich nur auf parlamentarischem Wege zur Ausfübrung bringen. Von den Diesmaligen Wünschen und Beschlüffen, welche ein hierzu ge wählter Ausschuß von 11 Mitgliedern der Deputirtenfammer und dem Pariser Gemeinderath zur Kenntnißnahme zu unter breiten bat, fei nur tura erwähnt, daß der Kongreß die vom Handelsminifter Lodroy im Barlament unlängst eingebrachte Vorlage für Arbeiterschiebsgerichte einstimmig ver warf, die Abschaffung des gegen die Internationale" gerich teten Gefeges verlangte, und die Errichtung von Arbeits börsen in Paris sowie die gefeßliche Einführung eines 8ftündigen Arbeitstages forbette." So der Bericht der ,, Germania ".
In Frankreich macht die Entfernung des Generals Sauffier aus seiner Stellung als Gouverneur von Baris durch den Kriegsminifter Boulanger vieles Aufsehen und drängt felbft die Prinzenausweisungen vorübergebend in den Hinter grund. Sauffter batte seinem von Boulanger ftrafweise ver festen Stabschef General Buffenaid in einem Tagesbefehl das höchfte Lob gespendet. Es wird behauptet, daß Boulanger den Streit abfichtlich hervorgerufen habe, um Sauffter aus seiner machtvollen Stellung als Gouverneur von Paris zu vertreiben, und diese, burch einen unbedingt ihm unterthänigen General au besezen. Das Minifterium, von dem Vorgehen Boulangers gar nicht erbaut, machte nach einer Pariser Meldung der Köln . 8tg." bei Boulanger Vorstellungen, die dieser als eine Einmisaung in seine Befugnisse nachdrüdlich zurücwies. Sauffter wäre im Falle eines großen Krieges beftimmt gewesen, ben Oberbefehl über das gesammte franzöfifche Heer zu über. nehmen. Sauffter ist ein alter Republikaner und er war selbst unter dem Kaiserthum so geachtet, daß er trop feiner republi tanischen Richtung nicht aus der Armee entfernt wurde. Nach einem Wolff'schen Telegramm aus Paris hat Boulanger schließlich doch noch nachgegeben. Nachdem vorgeftern der Ministerrath die Annahme des Entlassungsgesuchs des Generals Sauffier einstimmig abgelehnt hatte, richtete der Kriegsminister Boulanger an den General ein Schreiben, worin er ihn er fucht, auf seinem Boften zu bleiben.
Grohbritannien.
Bei den vorgestern begonnenen Barlamentswahlen find nach den bis jest vorliegenden Nachrichten 15 Ronfervative, 8 diffentirende Liberale, 8 Ministerielle und 2 Barnelliten ohne Oppofition wiedergewählt worden. Unter den Gewählten be finden fich Chamberlain und Bright, sowie der bisherige Sprecher des Unterhauses.
Die Beichnungen für den ,, Bollspfennig", b. b. ben WahlAfonds zum Besten ministerieller Kandidaten, haben die Höhe von 2200 Bfd. Sierl. erreicht.
Der parlamentarische Ausschuß, welcher über das Verlangen des General Prokurators, 6 zuerfannte Strafen wegen fozialdemokratischer Umtriebe und Preßvergeben an dem Abgeordneten Moneta vollziehen zu dürfen, fein Gutachten abgeben soll, hat unter dem Borfiße des Er findaco von Neapel , Herzogs di San Donato beschloffen, erst nach 6 Monaten wieder zusammenzutreten. Die minifteriellen Blätter find natürlich entrüftet darüber.
Vom 20. Juni bis 1. Juli find an der Cholera in Brindift 20 Personen ertrantt und 8 gestorben, in Oria 5 er frantt und 3 geftorben; in Erchic 8 ertrantt; in San Vito 18 ertranft und 11 geftorben; in Francavilla 53 ertranft und 17 geftorben; in Carovigna 1 gestorben; in Latiano 100 ers Irantt und 21 geftorben; in Codigoro 11 erkrankt und 2 ge ftorben; in Venedig 3 ertranft und 1 gestorben. Die Provenienzen aus Desterreich Ungarn unterliegen in den Häfen und Inseln des Jonischen Meeres und des Mittelländischen Meeres einer ftebentägigen Quarantäne.
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Portugal steht im Begriff, seine Verkehrsbeziehungen mit China auf neuer Grundlage zu reorganiftren. Es handelt fich gegenwärtig barum, eine diplomatische Spezialmission nach China zu schiden, um einen Handels und Freundschaftsvertrag abzuschließen. Dieses Projelt war bis jest auf Schwierigkeiten geftogen, weil die portugiesische Kolonie zu Macao vom poli tischen und ökonomischen Standpuntie aus eine ganz besondere
Die Straße herab tam Graf Rottad. Er sah ernst und angegriffen aus, und als er dem Menschenknäuel begegnete, wollte er eben, von der Berührung damit zurüc fcheuenb, nach der anderen Seite der Straße hinüberbiegen, als fein Blid auf Jeremias fiel und er erstaunt und ver wundert stehen blieb.
"
Aber, Jeremias, um Gottes willen, was haben Sie benn gemacht? Was ist vorgefallen?"
Nur eine Kleinigkeit, Herr Graf," lächelte der kleine Mann, aber doch etwas verlegen, in solcher Gesellschaft ge rabe von ihm betroffen zu werden; ich und der Herr da geriethen ein wenig aneinander."
Ich leiste Bürgschaft für den Herrn," sagte Felix zu dem Gerichtsbiener; mein Name ist Graf Rottad."
" Thut mir leib, Herr Graf," erwiderte der Mann rubig, bas hier nicht annehmen zu können. Meine Pflicht ist, diese beiden Männer auf's Rathhaus hinaufzuführen und die Anzeige zu machen. Dort notirt bann der Herr Aftuar den Fall, und wenn Sie mit hinaufgehen, so hat es nicht die geringfte Schwierigkeit, daß der Gefangene augenblidlich auf freien Fuß tommt."
"
Schön."
" Aber, bester Herr Graf!"
" Gehen Sie nur voran," lächelte biefer, benn estos tiren möchte ich mich nicht gerne laffen; ich folge Ihnen aber augenblicklich."
Er zog sich zurück, denn einige der Zuschauer, die viel leicht gehofft hatten, daß irgend ein gewaltsames Einschreiten ober sonst ein amüsanter 3wischenfall eintreten tönne, preßten näher. Das Rathhaus war nicht weit entfernt, und nachdem die beiden Feinde, nicht gerade zur Erbauung bes ziemlich bös zugerichteten Doktors", noch eine Weile im Borsaal hatten warten müssen, da gerade ein Dienft mäbchen wegen verfuchten Diebstahls verhört wurde, kamen fie endlich vor.
N
Die Verhandlung war übrigens eine kurze; Jeremias, ber vorher feinen Vor- und Zunamen wie überhaupt eine Purge Lebensbiographie zu Protokoll geben und erklären mußte, daß er noch nie vor Gericht geflanden, leugnete
Stellung einnahm. Der Gouverneur derselben hat, wie seine Borgänger, den Charakter eines portugiesischn Bevollmächtigten bei den Regierungen von China , Japan und Siam. Trop Dieser Situation soll ein Spesialgefardter nach Beling abgeben.
will nochlot Balkanländer.
Nach Berichten aus Sofia wird die Nationalversammlung von der Regierung voraussichtlich noch in dieser Tagung um Bewilligung einer Anleihe von 60 Millionen Frants anges gangen werden, welche zum allgrößten Theile für Eisenbahn mede, insbesondere für den Ausbau der Orientanschlüsse auf amede, insbesondere für den Ausbau der Orientanschlüsse auf bulgarischem Gebiet verwendet werden sollen. Wie Budapefter Blätter hinzufügen, hätte die für den Ausbau der Orient. bahnen gebildete bulgarische Gesellschaft Groffew in Er mangelung genügender Kapitallen deutsche Kräfte, und zwar die Dresdener Bant und Soendrup, zur Betheiligung gewonnen, und Vertreter derselben weilten bereits in Sofia , um die günftig verlaufenen Verhandlungen zum Abschluß zu bringen. Es ist die Bethelligung deutschen Kapitals an den Crientbahnen dringend zu wünschen, da dieselben sonst vollends in die Hände ameier eben so grundfagloser als deutsch . feindlicher Geldmächte( Baron Hirsch und Ottomanban!) ge langen würden.
Afrita.m
Die Aufrechterhaltung oer englischenDttupations. politit in Egypten dürfte fich in ihrem bisherigen Um fange taum noch längere Beit hindurch fortführen lassen. Das thr entgegenstehende hinderrig gehört zu denen, welche aller menschliten Willens- und Machtaufbietung spotten, weil es in nicht wegauschaffenden natürlichen Ursachen wurzelt. Fort und fort laufen aus den englischen Garnisonen an der egyptischen Südgrenze, namentlich aus fiuan, wahrhafte Hiobi poften über den Gesundheitszustand der Truppen ein, welch lestere bei ciner Hiße von 126% Grab Fabrenhet im Schatten(!!) dahinfterben, wie die Fliegen, dergestalt, daß ganze Bataillone und Regimenter bis auf einige unscheinbare Reste zusammen. geschmolzen find. Hisfchlag und Eingeweidefteber find etwas ganz Autägliches; die Lazarethe End überfüllt mit Kranken, Sterbenden und Todten. Den größten Prozentsaz der Verluft Itfien stellen die gang jungen Soldaten, aber auch die abge bärtesten Veteranen erliegen dem mörderischen Klima. Die Regimenter Dorset , Durham und Berkshire haben beispiels weise jedes über die Hälfte thres Gollbestandes eingebüßt. Wie die unerträgliche Hiße erschlaffend auf den leiblichen Bu stand der Leute wittt, so schädigt die fortwährende Krant heits- und Todesgefahr Moral und Willenskraft, und reduzirt den Grad der Kriegsbrauchbarkeit der Truppen auf ein Minimum. In ihrer derzeitigen Verfaffung würden die englischen Garnisonen an der Eübgrenze Egyptens laum im Stande sein, einem ernstlichen Anfalle der Aufständischen die Spige zu bieten; es ist eben fo fehr ein Gebot der Menschlich. teit als der militärischen Klugheit, einen Garnisonswechsel in dem Sinne zu vollziehen, daß einheimische Truppentheile an die Stelle der europäischen treten. Uebrigens dürfte der fanitäre Ruin, womit das südegyptische Klima die beffelben ungewohnten europäischen Naturen bedroht, auch nicht dazu beitragen, dem Minifterium Gladstone die egyptische Affäre sympathatischer zu machen. Wahrscheinlicher ist, daß der Bes segungsrayon eine noch engere Umgrenzung erfahren wird, soweit dies ohne Direlte Infragestellung der ftrategischen Beberrschung des für die militärischen und handelspolitischen Bedürfnisse Englands in Betracht tommenden Theiles von Egypten ge schehen fann.
Aus Maffau a b wird gemeldet, daß Dsman Digma, Der General des verstorbenen Mahdi, alle von Maffauah nach dem Sudan abgegangenen Karawanen angehalten und beraubt hat. Der Afrikareisende Graf Antonelli, welchen man für toot gehalten hat, soll mit andern Stalienern am Rothen Meere ans gelangt sein.
Gerichts- Zeitung.
Das Erkenntniß im Münchener Sozialisten Prozeß.
I.
Wir haben an anderer Stelle schon eine furze Besprechung des Prozesses gebracht, der am 11. Juni fich vor dem Münchener Landgericht abgespielt und der in seinem Ausgange für eine Anzahl von Arbeitern so verhängnißvoll geendet hat. Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes und dem Umstande, daß unter ben beutigen Berhältnissen es durchaus nicht au den Unmög lichkeiten zählt, daß solche und ähnliche Prozesse auch an an beren Drten ftatthaben tönnen lafen wir doch erst dieser Tage, daß die Beschlußtammer des Landgerichts in Mains eine ebenfalls in derselben Richtung fich bewegende Anklage nieder. geschlagen hat geschlagen hat glauben wir nicht nur unseren Lesern, sondern weiteren Reisen einen Dienst zu erweisen, wenn wir dieselben mit dem Haupttheil des Erkenntnisses, wie es von der Hamburger Bürger Beitung" mitgetheilt wird, bekannt machen.
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Wir laffen dabei die Einleitung des Erkenntnisses, soweit dieselbe sich nur auf Formalien und die Aufzählung der
nicht, den Doktor Strohwisch zuerst angefaßt und geprügelt zu haben, und da Graf Rottad jezt ebenfalls vorgelaffen wurde und erklärte, Bürgschaft für das Erscheinen des Herrn vor Gericht leisten zu wollen, so wurde der De linquent entlaffen.
Der Doktor, eine allbekannte Persönlichkeit in Haß burg, blieb noch oben, um seine Rlage gegen den Ueberfall zu formuliren und gleich aufnehmen zu lassen.
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( Fortsetzung folgt.)
Ans Kunst und Leben.
Die Töne der Erde. Die Versuche, welche anläßlich der nun vollkommen gesicherten Telephon. Berbindung Wien- Brünn während mehrerer Monate unternommen werden mußten, haben au sehr interessanten Wahrnehmungen geführt. Man lernte bet diefer Gelegenheit tellurische Geräusche, die Erbtöne, tennen. der Elektrizität leine zweite Telegraphenlinie, sondern die Erde, Wie befannt, benugt man beim Telegraphiren zur Rückleitung welche als Leiter dient; nach dem neuen Eyftem lann man solche Linien auch zum Telephoniren verwenden. Wenn man jedoch beim Telephoniten nicht die Erde, sondern einen zweiten Draht zur Rückleitung der Elektrizität, zum Schließen bes elet trischen Stromes verwendet, so find, wie man bei diesen Ver fuchen wahrger ommen hat, die telephonischen Töne viel reiner. und flarer, während bei der Erdverbindung die Stimmen durch Geräusche vermengt werden, die nur von der Erde herrühren fönnen. Das empfindliche Telephen wird offenbar schon durch Die leisen Zöne, welche die Erwärmung der Erdoberfläche her. vorbringt, gestört, ganz abgesehen von den stärkeren Geräuschen, Beschaffenheit des Bodens empordringen und sich weithin fortwelche bier und da aus dem Erdinnern je nach der vulkanischen pflanzen.
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nifterialdirektor Ban Ryselbergbe, der finder der Benupung Telephonistisches. Der Brüffeler Ingenieur und Mi Der Telegraphendräbte zu Telephonsweden seine Erfindung wird auch von der deutschen Telegraphenverwaltung benugt- ftellien Telephonversuche, bie die überraschendsten Erfolge er berichtet ausführlich über die von ihm selbst in Amerita ange geben haben. Er spricht seine Ueberzeugung aus, daß alle Hauptstädte Europas burch einen internationalen Telephon dienst verbunden werden lönnten und das Wurt ohne Schwie
Namen der Angeklagten und der Beugen bezieht, fort und be ginnen bei der Begründung des unseren Lefern bereits befannten Urtheils.
Die am 11. b. Mts. ftattgehabte Hauptverhandlung hat zunächst folgendes Ergebnis geliefert:
1) In den legten Jahren, namentlich im Jahre 1885 bis auf die neueste Beit, bat in München unter den Anhängern der sozialdemokratischen Bartet eine für eine längere Zeitbauer beftimmte, über die Ausführung blos einer tonkreten Handlung hinausreichende, längeren Beftand habende Verbindung bestanden, deren Dasein, Verfassung und Zweck vor der Staats regierung theils nach ausdrücklicher Verabredung, theils nach ftillschweigendem Einverständnisse der Mitglieder, theils bet dem gefeßwidrigen Swede der Verbindung als für jedes Mit glied an fich selbstverständlich gebeim gebalten werden soll, und in welcher gegen unbelannte Obere Gehorsam, sowie gegen belannte Dbere unbedingter Gehorsam durch Unterordnung der einzelnen Mitglieder während der ganzen Dauer der Mits gliedschaft unter den, sei es durch Mehrheitsbeschluß, set es. durch Befehle der Oberen zum Ausdrucke gebrachten Willen der Gesammtheit theils durch ausdrückliche Worte unb Handschlag, theils durch andere fonkludente Handlungen, durch die Erklärung, in die Verbindung eintreten zu wollen, und durch den Eintritt selbst versprochen wird und zu deren Zweden und Beschäftigungen es gehört, Maße regeln der Verwaltung und die Vollziehung des Reichs gefeßes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozial Demokratie vom 21. Dltober 1878 ac. durch ungefeßliche Mittel, so insbesondere durch Verbreitung von nach§ 11 und 12 des angeführten Gesezes verbotenen Druckschriften namentlich der in Bürich erscheinenden periodischen Druckschrift ,, Sozialdemo frat" welche Verbreitung auch in der That erfolgt ist au verhindern und zu entfräften.
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Die Theilnahme an dieser Verbindung bildet für jedes Mitglied ein Vergeben aus§ 129 des R. St.-G. B. in rechts lichem Sufammentreffen mit je einem Bergeben aus§ 128 des R.St. G.B., beide wider die öffentliche Ordnung im Sinne Des§ 73 des R. St. G.-B.
2) Das Bestehen vorbesagter Verbindung ist thatsächlich festgestellt vor Allem durch die dem Gerichte vorgelegten Schrift stüde; zu diesen zählen die dem Angeklagten Franz Andra abgenommenen Instruktionen, Aufschreibzettel, Notizbuch und Stadtpläne, die bei der Angeklagten Babette Gaigel, jest vere belichten Urban, aufgefundenen, von ihrer Hand ges schriebenen Brieflonzepte, die bei den einzelnen Angeklagten beschlagnahmten Schriftwerke, Notizbücher und endlich ver schiedene Stellen aus einzelnen Nummern der Druckschrift Sozialdemokrat".
Die Drganisation der Verbindung ergiebt fich zunächst in der anschaulichften und unbezweifelbarsten Weise aus den dem Angeklagten Andrä bei deffen Haftnahme abgenommenen Drei Instruktionen.
Nach diesen ist die Stadt München in drei Theile getheilt, unter Vorbehalt der Formirung eines 4. Theils, der zugleich einige Vororte umspannen soll.
Jeder Theil bat ein Ausschußmitglied als Domann, die brei Stadttheile zerfallen in einzelne Bezirke:
der 1. Stadttheil mit 10 Bejirien mit zusammen 90 tit gliedern,
Der 2. Stadttheil mit 9 Bezirken mit zusammen 80 Mite gliedern,
Der 3. Stadttheil mit 6 Bezitten mit zusammen 59 Mits gliedern
und den sogenannten Vertrauensmännern als Letter; Summa 229.
Daß dem in der That so ist, erhellt auch aus den schon erwähnten Briefen der Babette B.- Urban, in welchen fie von den bestehenden einzelnen Klubs. von sich selbst als Mitglied eines derfelben und von deren Verhandlungen mehrfach spricht. Das Gleiche ist zu entnehmen aus verschiedenen Nummern des Bartelorgans ,, Sozialdemokrat".
In Nr. 32 des Jahrgangs 1884 erzählt ein Münchener Genoffe unter dem Namen Bogenschüße" von einer am 3. Auguft 1884 erfolgten Bertheilung eines Flugblattes in 50 000 Exemplaren, welche Vertheilung in einer Stunde ge schehen war, da die Genoffer: den Stadtplan ftudirt und die Bezizle mit der nöthigen Bertheilungsmannschaft belegt hatten. Jahrgang 1885 in Nr. 1 und 40 enthält Abonnementseinladung der Redaktion mit der Aufforderung zu Maffen abonnement bei den Vertrauensleuten bezw. den zur Vertheilung des„ S.-D." an den einzelnen Orten bereiten Genossen.
Die Nummern 4, 6, 7, 8, 10, 34, 51 enthalten Runds gebungen der Münchener Verbindung, unterzeichnet theils: Die Vertrauensleute"," Münchener Genoffen", Münchener Parteigenoffen".
Die Nr. 35 enthält eine Bekanntmachung der Redaktion über die Versendung der sogen. Schwarzen Lifte" mit der Er flärung, daß dieselbe nicht Privateigenthum der Vertrauensleute sei, sondern zur Drlentirung der Genoffen durch die Vertrauens leute dienen solle.
rigkeit von London nach Kalkutta durch die jeßigen Telegraphen drähte übermittelt werden fann. Die Versuche in merita haben ergeben, daß man mit Eisentonduttoren nicht über 400 Kilometer hinaus deutlich verstehen kann. Dagegen werde mit den Kupfertonduttoren die tlarfte Wiedergabe der Stimmen er zielt selbst auf den weitesten Entfernungen; bei einer Ent fernung von 1625 Kilometer( New Yort- Chitago) ertönte jedes Wort fo llar, daß man es im Bimmer gesprochen glaubte. Mit Drähten von angemeffenem Durchmesser tönne man, behauptet Van Ryselberghe, direkt ohne Zwischenstationen in jeder Ent fernung auf den Rontinenten telephoniren. Die Versuche find in den verschiedensten Entfernungen mit Drähten aus ver schiedenem Metall und Umfang angestellt worden. Mit einem Draht von angemessenem Umfange, so schließt Van Ryselbergbe, garantire ich den Erfolg für jede geforderte Entfernung und wäre es die von Paris nach Peting."
Die schändliche Blutwurft. Dem Auffage eines Fachblattes über die Geschichte der Wurft entnehmen wir folgende Stelle: Besonders interessant ist die Lebensgeschichte der allbe far nten Blutwurft, welche bei threr Entstehung im frühen Mittelalter ein Gefeß zu ihrem Verbot beroorrief. Es war der morgenländische Kaiser Leo der Vierte( 886-911), der folgende Verordnung gegen die Blutwurft erließ: Wir haben in Er fahrung gebracht, daß die Menschen so toll geworden sind, thells umzuwandeln! Es ist uns zu Doren gekommen, daß man Blut des Gewinnes, theils der Leckerei willen, Blut in eßbare Speise in Eingeweide wie in Röde einpadi und so als gewöhnliches Gericht dem Magen zuschickt. Wir können dies nicht länger buiben und nicht zugeben, daß die Ehre unferes Staates durch eine so frevelhafte Erfindung blos aus Schlemmeret freßluftiger Menschen geschändet werde. Wer Blut zur Speise umschafft er mag nun dergleichen laufen oder verlaufen- Det werde hart gegelgelt und zum Beichen der Ehrloftgkeit bis auf die Haut geschoren. Auch die Dorigkeit der Städie find wir nicht ges fonnen fret ausgeben zu laffen; benn hätten fie ihr Amt mit mehr Wahfamleit geführt, so wäre eine solche Untbat nicht bes gangen worden. Sie sollen ihre Nachlässigkeit mit zehn Pfund Goldes büßen."
Ein polizeiwidriger Hahn. Wie der Breßi. 8tg." aus der Provinz Schleften geschrieben wird, wurde ein Gaffe wirth durch Verfügung wegen ruheftörenden Lärme mit 3 D. bestraft, weil er feinen Hahn nicht verhindert hat, in der Nacht au Träben.