Beilage zum Berliner   Volksblatt.

Mr. 152.

Lokales.

Eine höchft beunruhigende Mittheilung, die wir unter aller Reserve wiedergeben, finden wir in dem in Spandau  erscheinenden Anzeiger für das Havelland". Die Nachricht lautet: Gestern Abend( Donnerstag) etwa um 11 Uhr wurden, wie wir hören, infolge einer von Berlin   hier eingetroffenen Dibre Abibeilungen des 4. Garde Regiments und des Elisabeth, Regiments in den Kasernen fonfigniri. Die Soldaten erhielten Scharfe Patronen und mußten fich bereit halten, in jedem Auger. blid auszuüden. Der Befehl zum Ausmarsch ist aber nicht ertheilt worden. Wie verlautet, wurden in Berlin   Unruhen aus Anlaß der Ausweisungen befürchtet." Es scheint uns, als ob man hier eine vielleicht militärisch dienstliche Angelegenheit in durchaus sensationeller Weise aufbauscht. Sollten die Be hörden in Berlin   wirklich Unruhen befürchten, zu welcher An nahme uns vorläufig lein Grund vorjultegen scheint, so ge nügten aller Wahrscheinlichkeit nach zur Niederdrückung eines Butsches die Polizeimannschaften. Im Uebrigen aber hat doch Berlin   eine Garnison, die an Stätte nichts zu wünschen übrig lägt. Was müssen das übrigens für Berichte sein, auf Grund beren fich die Behörden zu derartigen Maßnahmen entschließen Tönnen! Wir tönnen an die Wahrheit des oben Mitgetheilten nicht glauben und hoffen, daß die Nachricht möglichst schnell und möglichst präzis richtig gestellt wird. Sollten fich die An gaben jedoch wider Erwarten bestätigen, so ist jedem Dentenden in den wenigen Bellen unsere ganje politische Situation äußerst flar und icharf gezeichnet. Jedermann weiß nunmeh, woran er ist. Die Berliner   Arbeiter werden so vernünftig sein, und Niemandem zum Einschreiten mit der Waffe Beranlaffung geben. Nur bie Ruhe und Besonnenheit, welche bie rbeiter ftets zu wahren wußten, werden über das Schwierige der jezigen Lage hinweghelfen. Die Erfahrungen der legten Jahre haben es gelehrt, wie vorzüglich man es verftand, selbst ganz unschuldige Vorgänge zu gewiffen Sweden außzunußen. Man bewahre Ernst und Selbstbeherrschung, ohne diese geben alle bisherigen E: rungenschaften unweigerlich verloren. Wer es ehrlich mit der Sache meint, der halte fich von Ausschreitungen fern, fte nügen weder dem Einzelnen, noch der Allgemeinheit, aber fie tönnen für die gesammte Arbeiterschaft ganz unbe rechenbare Folgen haben.

Die Poftfarten der Verkehrsanstalt Hansa", welche, wie jedes neue Unternehmen, die Mängel bisheriger Jn ftitutionen möglichst au beseitigen oder doch zu verbessern sucht, tragen auch einem Erfordernisse Rechnung, deffen Außeracht laffung bisher die Bestellung der Postlarten und ebenso der Briefe ungemein erschwerte. Es befindet sich nämlich in dem vorgedruckten Adressenschema unter der Wohnungsangabe auch eine auszufüllende Rubrit Treppe", welche bezweckt, die Lage Der Wohnung genau zu bezeichnen und deren gewissenhafte Ausfüllung das Abtragen der Briefe durch die Briefboten un gemein erleichtert. Diese Neuerung ist um so wichtiger, als fie in Folge der Neigung, vorgebrudte Schemas gewissenhaft aus. zufüllen, das große Publitum allmälig hieran gewöhnt, so daß es schließlich die Angabe der Lage der Wohnung im Hause (... Treppe, vorn oder Hof) auch auf die Briefe, welche teine vorgebruden Schemas haben, überträgt, wie überhaupt auf alle Stadtpoftfendungen, weshalb es wohl zu wünschen wäre, wenn auch die laiserliche Boft diese Neuerung bei ihren Poft. Tarten, Bostanweisungen se. aur Anwendung bringen möchte. Wenn es auch nicht immer möglich ist, eine derartige genaue Wohnungsangabe zu machen, so sollte es doch auch wiede: um in allen Fällen, wo dies möglich ist, nicht unterlassen werden, ba eine derartige Bezeichnung den Verkehr bedeutend erleichtert und beschleunigt, den Boten viel Mühe und Verdruß erspart und dem Bublifum selbst mehr Garantie bietet für die prompte Bestellung der aufgegebenen Boftfachen. So haben wieder ein mal fleine Ursachen große Wirkungen.

Die mit dem 1. Jult cr. erfolgte Einführung des ermäßigten Billettarifs auf der Stadt und Ringbahn bat fich nur in geringem Maße des Beifalls des diese Bahn benußenden Publikums zu erfreuen, und verhält es sich bier mit ebenio, wie mit der Einführung des neuen Telegraphen tarifs. Während die Behnpfennigftreden auf der ganzen Tour um je eine Station erweitert worden und der Preis für die 2. Wagentlaffe für diese Touren von 20 auf 15 Bf. ermäßiat worden ist, hat man es unterlassen, für die Benugung der 3. Klaffe 15 Pfennigtouren einzuführen, so daß z. B. für die

Attila   und die Hunnen.

Bon J. von Pflugt Harttung. ( Aus der Allg. 3tg.").

Sonnabend, den 3. Juli 1886.

Streden Bellevue Alexande plas, Lehrter Bahnhof   Jannowit brüde p. p. nach role por 20 Bf. zu bezahlen find. Dahingegen ift der Verkauf von Bündelbillets in Fortfall gekommen, für welche bisher eine 10 pros. Breis ermäßigung gewährt worden war. Die Benußer der früheren kurzen Behnpfennigtouren und bei Zwanzigpfennigtouren, sowie auch einzelner Dreißigpfennig­ftreden büßen die ihnen durch die Entnahme von Bündel billets bisher gewährte Preißermäßig ein. Vielleicht genügt dieser Hinweis, un die Eisenbahnverwaltung noch zu einem weiteren Schritt auf dem betretenen Wege zu veranlassen, nämlich Fünfzehnpfennigftreden einzuführen und die Giftirung in der Ausgabe von Bündelbillets wieder aufzuheben.

Unter der Spitmarke Eine Stunde im Aufnahme Bureau der löniglichen Charitee" schreibt eine Lokallorrespon benz: Den Beamten in dem Aufnahme Bureau ist schon oft der Vorwurf der Grobheit gemacht worden; würde fich jedoch Jemand die Mühe nehmen, nur eine Stunde die ungeheure Arbeit, welche diese Beamten zu bewältigen haben, zu beobach ten, so würde er anders urtheilen. Während des Vormittags find zwei Beamte, Nachmittags dagegen nur einer im Bureau anwesend. Von den 5-7 Personen, die durchschnittlich in der Nacht geftorben, find sucörderft je 3-4 Todesanzeigen zu schreiben; auch die Geburten und die in der Nacht aufgenom menen Kranten find einzutragen. Während dieser Arbeit tommen schon wieder einige Batienten, die aufgenommen zu werden wünschen. Wärter tommen, um die Kranten, welche am Mittag entlassen werden, streichen zu lassen. Für jeden Entlassenen ist ein Entlassungsschein auszufüllen und in die Bücher einzutragen, wohin er entlaffen wird, es find dies mitunter gegen 100 an einem Tage. Dann tommt auch wohl dazwischen ein Beiftestranter, begleitet von einem Dußend Angehöriger, eine heillose Verwirrung in dem Büreau anrichtend, dazwischen meldet der Portier, daß vor dem Portal eine Droschte mit einem Schwertranten halte, deffen Personalien schnell noch fest­geftellt werden müssen, ebe er auf die Station geschafft wird. Mit einem Wort, bet dieser aufreibenden Thätigkeit nimmt es nicht Wunder, daß die Beamten zeitweise energisch auftreten.- Wir haben hiergegen Bweierlei einzuwenden. Erstens müßte unter allen Umständen darauf hingewirkt werden, daß sich im Aufnahme Bureau der Charitee eine genügende Anzahl von Beamten befindet, um die nothwendigen Arbeiten zu erledigen. Sind fünf Angestellte dazu nicht im Stande, so soll man eben zehn beschäftigen. Es ist einfach unmenschlich, zu verlangen, daß arme Krante unter der Arbeitsüberbücdung der Beamten leiden sollen. 3weite 3 aber dürfen auch andere Leute, die gerade nicht Beamte find, aber mindestens eben so beschäftigt wie diese, dem Bublifum gegenüber niemals ,, energisch" mer den, sondern müssen sich einer stets gleichbleibenden pöflichleit befleißigen.

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In nächster Nähe der Voſfischen Zeitung" beging geftern die Familie G.üer ein im raftlosen Getriebe der Welt ftadt gewiß feltenes ftilles Jubiläum; es wurden an diesem Tage hundert Jahre, daß die Tischlerei von Glüer der Nach bar der Bofftichen Zeitung" ift. Das Blatt erinnert an diese Thatsache in folgenden Worten: Im Jahre 1786 heftete Herr M. 6. Alberthal, der damalige Benzer des Grundstücks Breite Straße Nr. 8, etliche Dttavblätter in einem schwärzlichen Deckel zusammen und trug zu oberst auf der ersten Seite mit sicherem Gänseliel folgendes Memorabile ein: Die Viertel Jahrige Miethe vom 1 ften Jully 86 bis 1 ften Dttober 1786 babe ich vom Herrn Glüer richtig erhalten." Im Verfolg des Heftes ergiebt fich, daß Herr Gliter ftets seinen Verpflichtungen nach lam und auch von seinem Mietheberrn nicht gesteigert wurde, bis Anno 1792 Herrn Alberthals sonst so fefte Hand zu zittern begann und einen Kranten auf dem Sterbebett verrieth. Bom 1. Jult deffelbigen Jahres bescheinigte fortan ein Herr Wernicke die regelmäßigen 8ahlungen. Er bediente fich anfangs derselben Quittungsformel wie sein Vorgänger; allmälig aber ftellte er fich auf seinen eigenen Stil und schrieb am 1. April 1795: Die Vierteljährige Mihte von Neujahr bis Dhstern ist mich von d. HE. Glühr Richtig Bezahlt." Behn Jahre später war das fchwarze Büchelchen voll geschrieben, und Herr Wernide ver zeichnete zum Schluß am 1. Ottober 1805 mit einer gewiffen Feierlichkeit: Die Viertel jährige Mithe ift mich Von dem Herrn Glüer Richtig bezahlt, und habe bis jego teine Miths Forderung an doen. Gluer zu machen." Nach einiger Frist segnete auch Herr Wernice das Beitliche, und auf den alten Herrn Glüer folgte 1804 ein junger. Dieser nahm fünfzehn

suchten, während er ihre Siebe patirte. Treue und Glaube waren ihnen fremd; hingegeben der Gewalt des Augenblicks, batten fie von Rinbesbeinen an gelernt, Rälte, Hunger und Durst zu ertragen. Sie erschienen als ein von jeglicher Rultur unberührtes Nomadenvolt von entschieden friegerischer Begabung, geschickt selbst in großen Maffen militärisch zu handeln.

Das weite Flachland, welches fich vom Baltischen bis zum Schwarzen Meere erftredt, sah um das Jahr 370 ein nahezu unbekanntes Volts hineinstürmen in die Weltge Schon im zweiten und dritten Jahrhundert scheinen schichte. Es war wohl von uralisch  - finnischer Abkunft, fie die Gegenden nördlich vom Rautasus oder die trug den Namen der Hunnen uud tam aus der Heimath der zwischen Wolga   und Ural   burchstreift zu haben, dann ge meisten Nomaden, aus den unermeßlichen Steppen des öftrieshen fie durch unbekannte Ursachen in Wanderbewegung lichen Bentralaften. und überschritten zu Anfang der 70er Jahre die Wolga  . Buerst fließen sie auf das roffereiche, gewiß germanische Bolt ber Alanen, das bestegt und auseinandergesprengt wurde, bann warfen fie fich auf die Greuthungen oder Ostgothen. Wohl leiftete beren Rönig Hermanarich muthvoll Biber ftand. Es war umsonst, fiech und alt, machte er seinem Leben ein Ende. Das von ihm gegründete Reich zerfiel, ein Theil seiner Völker verstärkte die Sieger, welche unauf haltsam weiter gen Westen drängten. Dort wohnten zunächst die Westgothen, durch Berwürfnisse im Innern unterwühlt, gerabe im Uebergangsstadium zu einer umfassenden Rönigs herrschaft unter Athanarich dem Balthen begriffen. Wie hätten sie widerstehen sollen? In mondheller Nacht durch schwammen die Hunnen den Dajefter, Athanarich mußte einen verluftreichen Rückzug an den Pruth   antreten, bann gar in die Berge Siebenbürgens   entweichen und sich schließ­lich in einer unzugänglichen Burg der Sarmaten ein­schließen.

Etwas thetorisch, wohl unter dem Einflusse gothischer Berichte, werden fie uns als Barbaren geschildert, die an Wilbheit alle anderen hinter sich ließen. Auf unterſegem, ftarttaochigem Rörper faß ein unverhältnißmäßig großer Ropf, deffen Bartlosigkeit und durchstochene Baden die funkelnben Solihaugen noch widerlicher hervortreten ließen. Sie fleideten fich in Leinenzeug und Felle, die sie am Rörper behielten, bis dieselben in Fezzen zerfielen. Mit thren fleinen, fruppigen, aber zähen Pferden schienen fie wie verwachsen zu sein, von denen herab sie alles betrieben: Taufen und verlaufen, effen und trinken, ja selbst zu schlafen pflegten fie, auf den Hals der Mähre gebeugt. Beritten hielten sie ihre Boltsversammlungen, und das rohe Fleisch ritten fie mürbe, ftatt es zu tochen- ein offenbar uralter und lange aufrecht erhaltener Brauch, da uns Marco Polo ebenfalls vom Roheffen des Fleisches in der Tartaret be richtet. Die Fremblinge hatten nicht Haus noch Herd, son dern wanderten rubelos umber, ihre dürftige Habe auf Mit Beute beladen rückten die Hunnen weiter und einem Rarren gelagert. Ausgebildete Königsherrschaft beweiter, vor sich her aufgescheuchte Maffen. Bald verbrei ftand anfangs nicht; unter der Führung ihrer Häuptlinge teten sich im Innern des tömischen Reiches schreckliche Ge gogen fie in ben Rampf, lichteten bie Reihen der Gegner rüchte über die Bewegungen unter den nordischen Völkern, burch einen Hagel von Pfeilen, um alsbann mit bie verschieben waren von den früheren; es hieß, aus dem wildem Geheule vorzuftüirmen. Stießen fie auf ernsten aanzen Gebiete vom Schwarzen Meere bis zu dem der Widerstand, so prallten sie zurüd, um plöglich schwenkend Quaden und Markomannen sei eine Menge bisher den Angriff zu erneuern und alles über den Haufen zu unbekannter Barbarenfiämme vertrieben und ziehe nun rennen. Im Handgemenge lämpften sie ohne Rücksicht auf dem Donau   Ufer entlang," so berichtet der Beitgenosse eigene Deckung, das Schwert in der rechten, eine Schlinge Ammian.  in der linken Hand, mit der sie den Gegner zu umgarnen

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Ein Theil der landlos gewordenen Germanen tam über

III. Jah

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Jahre später wider jenes alte Heft zur Hind und schrieb auf bie Innenseite bes Dedels mit Bleistiftzügen, welche bis heute fotbar find: 1819 bis Jobanry, von Joban: y 1786 wohne ich 33 Jahr, 18 ich, 15 mein Vater." 1819 aber wurde ein neuer Rontratt gefchloffen, und der nunmehrige Besser des Hauses, Herr Jufti lommiffarius Lessing, der Neffe Gotthold Ephraims's und Bofftscher Erbe", legte ein neues Quitungs buch für Herrn Glüler" an, in welchem er bis 1837 Die regel rechien Biolungen bescheinigte. In jenem Kontratte vermiethete er dem Tischlermeister Herrn Gluer in seinem in der Breiten Straße Nr. 8 belegenen Haufe eine Wohnung auf dem Hofe im Duergebäude 1 Treppe bob, bestehend in 3 Stuben, 1 Sams mer, 1 Rüche, 1 Reller für 80 Thlr. Friedrichsd'or"; und hier­findet sich die Bedingung, daß sich der Herr Miether in dem Logis ruhig verhalte und allen Lärm und Bant 1org fältig vermeide; übrigens liegt es dem Herrn Diether ob, auf Feuer und Licht ein wachfames Auge zu haben, wie setne Leute und Umgebung genau dafür zu inftruiren." Diese und andere Verhaltungsmaßregeln hat der Herr Miether für forglich beachtet- bis in's zweite und dritte Glied! Und so tommt es, daß noch heute im linken Hofgebäude dieses Grund ftücks ein fleines verwittertes Blechschild, ebenso schwa der Deckel jenes Heftchens, fich an der langen hohen Wand cher verstedt als bemerkbar macht. Ein Hobel ist darauf zu feben und darunter lieft man: Glüer, Tischlermeister." Bes zeichnet diese Aufschrift den Vater oder den Sohn, oder schon den jest dort hausenden und, wie seine Vorfahren, auch hos belnden Enfel, welcher gegenwärtig für sein Logis dreigta Tbaler mehr bezahlt, als der Vater vor fast fiebzig Jahren? Ganj gewiß ist das fleine Schild in seiner schlichten Art auch ein Ahnenschild: es jeugt von der Bescheidenheit des Stolzes, Die nach Handwerksbrauch es verschmäht, laut auf dem Mirft zu schreien, wo der Meister wohnt und was er Alles tann. Der Meister fist getroft in feiner stillen Ede und läßt im Vertrauen auf das, was er tann, fich suchen von Denen, die ihn brauchen. Solche Gepflogenheit macht zufrieden, feshaft und verträglich. Wir haben hundert Jahre lang selbander fromm in Frieden gelebt. Und wenn auf unserer Seite das rollende Rad der Belt und die flüchtigen Schwingen des Augenblids allzu schnell und athemraubend hesten, so lonnte ein Blid nach drüben beruhigen, wo in der stillen Werkstatt vielleicht reben einer werdenden Wiege ein werdender Sarg für das Schicksal augerichtet wurde. Das Schicksal", sagt beim alten Ratmund der Tischlermeister Balentin, fest den Hobel an und hobelt Alles gleich". Bis dieses Schicial alles Freischen fich erfüllen wird, hoffen wir noch lange mit dem guten Nachbar uns zu vertragen.

Die neuen Zwanzigpfennig- Nidelmünzen werden der R. 8" aufolge aus einer Legirung von 250 Thellen Nidel und 750 Theilen Kupfer im Durchmesser von 23 Millimeter ( also ungefähr von der Größe eines Markstückes) und 80 Stück aus einem Pfunde geprägt, die neuen Münzen erhalten einen platten Rand; auf der blerseite wird die Mittelfläche gegen die Randfläche vertieft, auf den Spiegel der Mittelfläche tommt der Adler, auf die matte fonzentrische Handfläche eine Ber sierung von Eichenlaub; auf der Schriftfette wird die Mittel fläche durch die gestricheite Biffer 20 ausgefüllt. Die tonzentrische Randfläche erhält die Umschrift Deutsches Reich  " nebst der Jahreszahl und hierunter je durch einen Stern getrennt die Werthangabe 20 Pfennig. Bunächst sollen fünf Mill. Mart der neuen Münze geprägt werden.

Das Anschlagwesen, wie es sich bei uns mit den Blalat. fäulen, mit der polizeilichen Benfur und mit noch vielen anderen Dingen so großartig entwickelt bat, findet ein reizendes und idyllisches Seitenstüd in dem Anichlagwesen, wie es in einem ganz in der Nähe gelegenen und als Sommeraufenthalt sehr beliebten fleinen Dörfchen gebandhabt wird, deffen Bewohner allerdings das ftolze Wort" Bad" nicht selten vor den Namen thres Wohnortes feßen. Um einem längst gefühlten Bedürf niffe abzuhelfen, hat ein Grundstücksbeftzer auf seinem Grund ftüde ein schwarzes Brett" angebracht, wo nun Jedermann feine für die Deffentlichkeit bestimmten Schmerzen zum Aus druck bringt. Die Lektion an diesem schwarzen Brett ist sehr belehrend und unterrichtet den Leser schnell über wichtige Ber hältnisse in dem fleinen Drte. Dbenan steht das aufgebot der noch zu vermiethenden Sommerwohnungen; darunter be sagt ein aufgeklebter, mit Dinte geschriebener Bettel, daß beute bas so beliebte Sommernachtstangfränzchen in dem Saale   bei

die Donau   auf byzantinisches Gebiet, überwarf sich mit den Beamten, griff zum Schwerte   und erschütterte das Raisers thum bis in die Grundfesten. Unterdessen setten sich die Hunnen in ihren Eroberungen feft, diese nach Rräften ers weiternd. Ihr Herrschaftsbereich erstreckie sich von Panno nien bis zum Ural, war aber unter eine Anzahl von Häupt lingen zersplittert und beruhte guten Theils auf unterwor fenen Völkern, die neben oder mit ihnen durchmischt wohnten und meistens in einem Verhältnisse der Tribut- und Lehns pflicht standen, welches ihre inneren 3ustände nicht sonder lich beeinflußte.

Die namhafteften dieser pflichtigen Völker gehörten ber großen gothischen Gruppe an. Bunächst die Ofigothen; fie wohnten, start gelichtet, längs der unteren Donau   in Aus läufern wohl bis Pannonien. Unter dem Sohue und Eatel Hermanarichs hob sich ihre Macht wieder durch glückliche Rriege gegen germanische Nachbarn. Nach dem Tode des Entels läßt die Sage die Gothen 40 Jahre ohne König zus bringen, in Trauer um den jugendlichen Helden; die Umrisse der Gothengeschichte beginnen im Halbdunkel zu verschwimmen. Nach längerer Unterbrechung bestieg Wa Lamer den Thron, mit dem zugleich seine beiden Brüder her vortraten.

Neben den Ostgothen ist als das mächtigfte Germanen voll das der Gepiden zu nennen, zu dieser Beit vielleicht bas zahlreichere. Sie hatten sich in der Gegend der Kars parthen niedergelassen und ihr König Arbarich galt als Vers trauter des Hunnengebieters, als hervorragendster Fürst unter den Pflichtigen.

Außerdem haben wir bie leichtberittenen Schaaren ber Heruler, die kampfesfrohen Nugier, bie Stiren, Turkilingen und andere bis zu den Sueben, wohl Bruchtheilen der Quaden an der mittleren Donau  . Die eigentliche Groß­macht nördlich des Stromes aber war das Volk der Hunnen, welches zunehmend mehr zu dem römischen Reiche in Bes ziehung irat, in friebliche und feindliche.

Sie griffen 424 in die Thonwirren der Westhälfte ein, 425 gingen fie in hellen Haufen über die Donau  , durch­zogen plünbernd Thrakien   und gelangten bis in die Gegend von Konstantinopel. 3u wirklicher Bedeutung für die