N. N. stattfindet, und daneben wird auf einem mit unsicherer| band geschriebenen Bialat von dem Tischler X. gebeten, eine aus feinem Krankenstuhl im Walde verlorene Schraube beim Wieder auffinden abzugeben. 9's Kindermädchen scheint etwas nachläffig zu fein, denn fie bat augenscheinlich mit eigener Hard und Orthographie und einem Stüdchen Kreide aufge schrieben, daß ein Kinder strumppf nebst Schiechen und ein Wollinoul" im Walde verloren und bei ihr abzugeben find. Beruhigend wie die schöne Waldluft auf frante Nerven, so witt auch dieses idyllische Anschlagwesen auf den Berliner , ber die hochpolitische Bedeutung fennt, welche heutzutage auch dem geringsten Versammlungsplałat an unseren hauptstädtischen Anschlagsfäulen belgelegt wird.
PE
-
Die Zelte", die ältesten Vergnügungslokale des Thiergartens, find jezt fünfviertel Jahrhunderte alt geworden und gehören somit in ihrer Art gewiß zu den bemooften Wahr zeichen Berlins . Auch die Belte" verdanten ihren Ursprung Der Joee eines franzöftschen Refugie's. Das erste Belt mit dem Schilde der goldnen Gans" und der Inschrift ,, Mon Oie ( Monnoie) fait tout" Geld macht Alles war 1760 eröffnet worden; andere folgten nach. Noch zu Anfang dieses Jahrhunderts aber waren die Belte nach dem Wasser au lauter tletne, niedrige Häuser; vor denselben standen etwa 9 Fuß hohe Bretterbuden, welche außen mit Austernschalen benagelt waren. Die ansehnlichften dieser Lotale waren nach dem Bär" der Schafflall, ein langes Biered, und die Buderdose, ein Rund bau, beide im Winter mit eisernen Defen primitivfter Art ver feben. Am Saume des Waldes, dem jezigen erften rechts ge legenen Reftaurationslokale gegenüber, befand sich ein Lein wandelt, in welchem der Hoftheater Konditor Reibetans Ge frorenes und vorzüglichen Si schluchen feilbot. Die Mufit wurde von vier, höchstens sechs Personen ausgeführt, der Letter ging mit einem Rotenblatte umber und lasfirte den üblichen Groschen ein, wobei er ein meilwürdiges Personengedächtniß entwidelte, indem er nie einen Besucher zum zweiten Male ansprach. Die Drüdeberger" verließen das Lokal vor Beendigung desjenigen Muftftüds, welchem das Geldsammeln unmittelbar folate. In der Regel wurden nach dem Einlasstren zwei fleine Stücke gespielt. Der Kaffee wurde auf runden, zinnernen Schüffeln portionsweise dargereicht, die Löffel waren Don Blet.
"
-
Die endliche Regulirung des Kottbuser Damm vor dem Hause Nc. 60 ist von dem Königlichen Bolizeipräsidium in Folge einer Beschwerde des Besizers dieses Hauses ange ordnet worden. Eine Verbreiterung des Fahrdamms ift drin gend geboten. Die Direktion der Großen Pferdeeisenbahn . Aftien Gesellschaft hat sich bereits zur Tragung der Kosten be reit erklärt. Der Befizer des Hauses Nr. 60 foll von seinem Terrain das nöthige Etüd ablaffen; eine Einigung ist aber wegen der boben Forderung deffelben nicht möglich. Deshalb find die nöthigen Schritte zur zwangsweisen Abtretung einge Ieitet worden.
Uuter dem Titel: ,, Der erfte Podenfall" bringt der ,, Reichs bote" in seiner Nummer 150 Dom 1. Juli eine Notiz, nach welcher in die lönigliche Cparité eine 74 Jahre alte Wittwe eingeliefert worden ist, welche an den Boden erkrankt ift mit dem hinzufügen:„ Es ist dies seit Jahren der erfte Fall von Bockentrantheit in Berlin ". Sterzu bemerkt die Bolts Beitung": Um eine etwaige Beunruhigung des Bub litums zu verhüten, wollen wir demgegenüber fonftatiren, daß der Verfasser jener Notiz sowohl über die Gesundheitsverhält niffe Berlins , wie über die Behandlungsart von mit anftedens den Krankheiten behafteten Personen sehr schlecht unterrichtet ist, denn nicht nur find, um nur die legten sechs Jahre in Betracht zu stehen, in jedem derselben Bodenfälle zu verzeichnen gewesen, sondern es find auch andere anfte dende Krankheiten ber verschiedensten Art behandelt worden, ohne daß das große Bublitum auch nur eine Kenntniß von dieser Thatsache erlangte. So find nach dem Jedermann zugänglichen, im Kommunal blatt veröffentlichten Verwaltungsbericht des Magiftrats im Jahre 1-80 allein im städtischen Kantenhause Moabit 79 Männer und 49 Frauen an Boden( Variola) und 70 Männer und Frauen an Flecktyphus behandelt worden. Im Jahre Im Jahre 1881 waren 3 Männer und 2 Frauen an Boden. 55 Männer und 10 Frauen an Flediypbus in Bebandlung. Im Jahre 1882 betrug die Babl der Bodentianten 24 Männer und 5 Frauen und 7 Fleckiypbustrante, im Jabre 1883-84 1 Flediyphus- und 29 Bodentrante, und im Jabre 1884-85 waren 22 Männer, 13 Frauen und 2 Kinder als Bodentrante in ärztlicher Behandlung, urb 34 an Cholera nostras erfranite Personen waren im städtischen Krankenhause in Pflege. Damit ist also zweifellos bewiesen, daß in einer Großstadt wie Berlin ansteckende Krankheiten überhaupt niemals aarz aufhören die Bahl der Diphtherie und Typhus fälle ist stets ziemlich bedeutend und daß auch von einem seit Jahren der erste Pockenfall" nur bet Jemand die Rede sein tann, der fich nicht einmal die Mühe nimmt, die öffent lichen Bekanntmachungen der flädtischen Behörden zu lesen, sondern lieber im Publikum den Glauben zu erweden sucht, als ob es fich um einen ganz frisch entdeckten" Fall handle. Das Bublifum fann aber einer solchen Sensationsnachricht gegenüber collständig ruhig sein, denn nicht nur ift die Bocken.
-
-
Römer gediehen die Hunnen unter Rugilas( Ruos), deffen Friedensliebe der Kaiser des Oftens um jährlich 350 Pfund Gold erkaufen mußte. Schon war bie byjantiaische Macht so durchwühlt, daß man begann, sich durch Hunnen gegen Qunnen zu schüßen, wie es früher burch Germanen gegen Germanen geschehen. Einer tatferlichen Gesandtschaft fonnte wenige Jahre später vorgeworfen werden: Ihr habt die Wacht eures Landes an Hunnen gegeben, aber sie sind uns vermögend, euch zu helfen."
-
Als Rugilas 433 ftarb, folgten ihm seine Neffen Attila und Bleda in der Herrschaft eine neue Epoche der Ges schichte begann. Ihr Verhalten zu Byzanz wurde alsbald so brohend, daß Theodofius II. fich zur Zahlung der doppelten Tributsumme verstand, alle hunnischen Ueberläufer herausgab und sich verpflichtete, mit den Feinden der Hunnen tein Bündniß einzugehen. Lehteres war der Kardinalpunkt des Vertrags, bean auf ihn fußend, konnten die Brüder baran gehen, fich ein Weltreich zu erobern, wofür das römische Gold die Mittel gewährte. Die Gründung desselben ges schah in doppelter Richtung, erstens durch Beseitigung oder Unterwerfung aller sonstigen Hunnenhäuptlinge, und zweitens burch Erweiterung der Herrschaft gegen die Nachbarvölfer. Leider sind wir sehr ungenügend unterrichtet, doch scheint das Machtwort ber Brüder allmälig über den weiten Steppen Ungarns und Rußlands gegolien zu haben bis tief nach Asien hinein, bis zu den dänischen Inseln und bis in das Innere Germaniens . Es war nun ein Abschluß diefer Be wegung, wenn sich Attila auch seines jüngeren Bruders eniledigte und als Alleinherr zur Unterwerfung schritt.
Im Jahre 441 und 442 brachen die Hunnen wieder in bie Ballan- Halbinsel ein. Theodofius, gerade im Riiege mit den Vandalen zur Rückeroberung Afrika's begriffen, war mangelhaft gerüftet, weit und breit überschwemmten die Söhne der Steppe das Land und suchten es barbarisch heim mit Morb, Raub und Brand. Die traurigen Zustände schleppten sich hin; 447 unternahm Attila einen Haupt angriff, der ihn bis bicht vor Ronftantinopel führte. Alle Stäbte der Gegend außer Abrianopel und Heraklea sollen bamals in seine Gewalt gekommen sein. Blutige Schlachten
frankheit wie viele fontagiose Rrantbeiten in einzelnen Fällen faft ftets vertreten, sondern es wird auch bei der Behandlung faft ftets vertreten, sondern es wird auch bei der Behandlung mit so großer Sorgfalt und Vorficht verfahren, daß eine Ueber tragung von Station zu Station vollständig ausgeschloffen ift und eine solche in den 14 Jahren des Betriebes im städtischen Krankenhause noch niemals hat lonftatirt werden fönnen. Jedenfalls hat der Verfaffer der Reichsbotennotiz von den ein schlagenden Verhältnissen nicht die geringfte Renntniß, oder die Nachricht soll als Lückenbüßer dienen. Ein einfacher Blick in den Verwaltungsbericht hätte die Unrichtigkeit der Behaup tung dem Schreiber vor Augen geführt und dem Publikum die Beunruhigung erspart.
Die Errichtung einer Irrenstation für geiftestrante Gefangene ist nunmehr definitiv beim neuen Bellengefängniß zu Moabit in Aussicht genommen und damit der erste Schritt Aur Erledigung einer Angelegenheit gethan, die seit vielen Jabren auf's Eifrigfte erörtert worden ist. Bereits im Jahre 1883 wurde in den Verhandlur gen des Abgeordnetenhauses von der Regierung anerkannt, daß den Provinzial Jirenanstalten eine große Laft aufgebürdet werde, wenn man ihnen die Unter bringung dieser Geiftestranten überlasse, und wie schwierig für Menschen ist, das ist aus den zahlreichen Exkursionen der Diese Anstalten die sichere Verwahrung solcher gefährlichen wilden Dalldorfer Männer belannt geworden. Die vielfach angeregte Frage, ob die neuerdings bei den Gefangenen so häufig auftretenden Fälle von Geisteskrankheit nicht im Bu fammenhange stehen mit dem immer mehr zur Durchführung gelangenden Syftem der Einzelhaft, scheint bisher leider noch nicht in nähere Erwägung gezogen zu sein. Anfänglich war man vielfach der Meinung, die erfte Gefangenen Frrenftation würde bei dem neuen Gefängniß am Biößensee errichtet werden und zwar im größeren Umfange. Diese Jdee scheint gefallen au sein; denn da beim Moabiter Bellengefängniß ein weiteres bebauungsfähiges Terrain nicht disponibel ist, so dürfte man fich darauf beschränken, vorhandene Gefängnißräume für den Bwed der Jrren Verwahrung umzuwandeln. Der Simulation von Beiftestrankheit zu dem Bwede, um ein grökeres Maß von Freiheit zu erhalten, wie fie oftmals bei Gefangenen beobachtet wird, dürfte durch diese Art der Unterbringung bes gegnet werden.
Eine Verlegung des Weges von Schöneberg nach Tempelhof hat vor einigen Jahren die Direktion der Berlin Dresdener Eisenbahn vorgenommen, indem sie die Ueber führung desselben mittelst einer hohen Brücke im rechten Wintel mehrere hundert Schritte südlich des alten Weges berstellte, die beiderseitigen Bugangswege aber in der alten Lage belief. Von der Ueberführung über die Berlin Dresdener Bahn lommt man binab in eine Unterführung unter dem Damm des von dem Bahnhof Tempelhof nach den Werkstätten führenden Stranges. Auf der Tempelbofer Seite wird jegt unter Bei bilfe aus Kreisfonds der Weg, der 10 Meter breit ist, gepflaftert. Hierbei hat fich ergeben, daß da, wo die EisenbahnDirektion denselben verlegt und neubergestellt hat, derfelbe nur eine Breite von 7 Metern hat. Die Gemeinde Tempelhof wird im Wege des Proseffes die Herstellung des neuen Weges in der alten Breite oder aber Entschädigung für das fehlende Terrain verlangen.
Schon wieder, so wird uns berichtet, ift ein Gerichtsvollzieher aus Berlin nach Veruntreuung ihm amtlich anvertrauter Gelder und nach Kontrahirung ansehnlicher Gelder ge flüchtet. Es ist dies der Gerichtsvollzieher R., welcher eine ausgebreitete Amtsthätigkeit und ein vorzügliches Einkommen batte. Das Vertrauen, welches er unter diesen Verhältnissen im Publikum besaß, nugte er au eigennüßigen Sweden aus, indem er fich Summen in verschiedenee Höhe lieb, ohne fte wieder zurückzuzahlen. Noch vorgestern hatte er den Verfuch gemacht, fich von einem biefigen Schlächtermeister U. die Klet nigfeit von 500 M. zu borgen. Wahrscheinlich durch seine Gläubiger arg bedrängt und leine Aussicht habend, die amt lich veruntreuten Gelder zu deden, sab er dar einzige Mittel in der Flucht, die er auch ausführte.
Und neues Leben blüht aus den Ruinen. Die erfte Atticnbierballe, deren Name durch Berlauf gefallen ist, ist die in der Neuen Roßstraße. Stols prangt an thr die Firma Eduard Schäfer San Francisco - Restaurant, und statt der dürf tigen Brötchen lädt jegt ein reiches Büffet zum Eintritt ein. Das Bublifum mied die Attien Bierhallen, weil die Unter nehmer zu brutal vorgingen und alle anderen Institute todt machen wollten. An den hundert Hallen, welche die Herren zu Stande bringen wollten, fehlen blos noch 81. Die Brauereien aber, welche das Unternehmen subventionirten, find ihr Geld los und Bier durften fie doch nicht liefern. Die Affäre möge Anderen als Warnung dienen.
Auf das Betrügen von Bäcker- Mamsells geht ein junger, anständig gelletdeter M.nsch aus. Derselbe läßt fich für 20 Pfennig Kuchen einmideln und beginnt alsdann mit der Mamsell ein Gespräch. Schließlich behauptet er, eine Mart gegeben zu haben und will 80 Bf. beraus haben. Er scheut fich nicht, es auf einen Streit antommen zu laffen. Bei zwet Bädern in der Wartenburgstraße und Botedamerstraße miß glückte ihm das Manöver, bet anderen mag es ihm ge glückt sein.
wurden geschlagen, worin die Hunnen die Oberhand behielten.
Theodofius mußte schließlich froh sein, mit einem schimpflichen Frieden davonzukommen, der ihm fast uner schwingliche Geldzahlungen überwies( allein 6000 Pfund Gold für rückständigen Tribut), boch ihm wenigftens sein Reich bis auf einen Theil der süblichen Donaulande zu Reich bis auf einen Theil der süblichen Donaulande zu rückgab.
Vergebens fuchte fich Theodofius den erbrüdenden Be | dingungen zu entwinden, sogar auf einen Mordplan ging er ein vergebens; er starb hinweg und erhielt 450 in Marcian einen energievollen Nachfolger. Als bei diesem die hunnischen Gesandten eintrafen, um den Jahrestribut zu holen, gab er den Bescheid, daß Attila als Freund Ge schenke erhalten, als Feind aber der Waffengewalt begegnen würde. Das war mannhaft gesprochen, hätte aber bei der hunnischen Uebermacht verhängnißvoll werden tönnen, wenn diese nicht schon auf ein anderes 3iel gerichtet ge wesen wäre, wenn Attila nicht bereits geglaubt hätte, über den Trümmern des finkenden Westreiches und der erst halb erwachsenen germanischen Staaten eine hunber erst halb erwachsenen germanischen Staaten eine hun nische Universalmonarchie zu errichten. nische Universalmonarchie zu errichten. Die allgemeine Sachlage und persönliche Anlässe wirften zusammen. Die Toch ter ber Raiserin Placidia, Honoria, von ihrem Bruder Ba lentinian III. hart behandelt, hatte Attila ihre Hand ange tragen. Dieser ging auf das Erbieten ein und erklärte fich tragen. Diefer ging auf das Erbieten ein und erklärte fich zum Vertheidiger der Rechte seiner Verlobten. Er forderte, zum Bertheidiger der Rechte seiner Verlobten. Er forderte, daß ihr Mitwirkung an der Reichsregierung eingeräumt merbe, was in weiterer Linie seinen eigenen Antheil barg. Valentinian wies ihn ab. Bei den Franken war Streit um eine Thronfolge ausgebrochen, der jüngere Sohn Meroväus war an den Kaiserhof geeilt und hatte diesen für sich ge wonnen, während der ältere die Unterstüßung Attila's suchte. Deffen Gegnerschaft zu Ravenna wurde baburch verschärft und hinzu fam ein weiteres. Geiserich, der Vanbalenfönig in Afrika , wurde von den Weftgothen und Römern bedroh, deren Angriff er nicht gewachsen war; in seiner Roth wandte auch er sich an Attila , und fand nur zu willig wandte auch er fich an Attila , und fand nur zu willig Gehör. Bei den sich schürzenden Verwicklungen
Das beliebte tolle Fahren belam einem Schlächter geftern Vormittag in der Lindenstraße schlecht. Das feurige, vor einem leichten Wagen gespannte Bferb munterte er noch durch einige Petticher hiebe auf. Aber schnell verlor er die Herrschaft über Das Thier und dasselbe rafte mit ihm davon. Glücklicherweise ftand vor der Markthalle ein bäuerlicher Planwagen, vor dem das Pferd scheute, so daß es hart hinter demselben auf dem glatten Asphalt fürste. Mit zerbrochener Scheere und Wagen, fowie verwundetem Pferd tam der wilde Fahrer davon. In der belebten Straße hätte er großes Unglüd anrichten Tönnen.
Eine Dame, welche Donnerstag Bormittag 11 Uhr eine Droste 2. Al. zur Fahrt von der Mohren nach der Wilhelm ftraße benutte, bat in berselben eine Tasche mit folgenden Gegenständen liegen gelaffen: 5 goldene Ringe, wovon einer mit 3 blauen Perlen, der zweite mit einem Herz und blauer Berle, der dritte mit Gemme und div. Kleinen Wachsperlen, der vierte mit Saphir und der fünfte mit lleinem Brillant verfeben war. Ferner befanden sich noch in der Tasche 2 Bortemonnaies mit etwas Geld und Marlen, sowie ein Taschentuch xc. Dem Finder ist bei Abgabe auf dem Rommiffariat für öffentliches Fuhrwesen, Lindenstraße Nr. 43, oder auf jedem andern Polizeibureau eine gute Belohnung zu gefichert.
Ein erschütterndes Drama der Verzweiflung hat fich in einer Rellerwohnung vor dem halle 'schen Toor abgespielt. Vor dem Hause Gneisenaustraße 23 fab man gestern beständig emftg flüfternde Gruppen von Frauen und Kindern; dieselben lugten neugierig in die verhängten Fenstern einer Reller woh nung hinein. Eine hilflose Frau batte ihrem Leben mit Gift ein Ende gemacht. Der Mann und Ernährer war vor einigen Wochen geftorben. Das einzige Kind fand man am Leben. Es hatte den ihm gereichten Gifttrant nicht nehmen wollen.
Ein räthselhafter Todesfall beschäftigt die Bolizeibe hörde. Vor etwa 8 Tagen bezog der 34 Jahre alte Arbeiter Föchter eine Schlafstelle in dem Hause Oranienftr. 186, nach Dem er fich von seiner Frau, mit der er in Unfrieden lebte, getrennt hatte. Vorgestern Abend mit den dieselbe Wohnung innebabenden Schlafgenoffen noch gesund und sehr ausgelaffen, fand man den. zum nicht geringen Erstaunen gestern früh in seinem Bette todt vor. Db F. fich vergiftet hat oder eines natürlichen Zobes plöglich geftorben war, fonnte nicht gleich eruirt werden. Die Leiche wurde zur Feststellung der Todes merkt, daß fich in demselben Hause vor etwa vier Wochen ein ursache nach dem Leihenschauhause gebracht. Hierbei set bes Maurer erhängt hat und vor acht Tagen ein Bewohner des selben Hauses irrfinnig geworden ist.
Der Prozeß gegen den Stellenvermittler Biermann, ber am 6. Jult, Bormittags 9 Uhr, vor dem Schöffengerichte zur Verhandlung gelangt, hat einige vierzig Betrugsfälle zum Gegenstande. Angellagt find auch seine Frau, sowie zwet Buchhalter. Den Betrug findet die Staatsanwaltschaft darin, daß die Angeklagten über die versprochenen Stellen garnicht au verfügen hatten, und Einschreibegebühren in Höhe von 2-10 M. fich geben ließen, ohne etwas dafür zu thun.
Der Mufitus Wohlers hat sich bei dem Erkenntniß, das ihn wegen fahrläffiger Tödtung zu 9 Monaten Gefängniß verurtheilt, berubigt, auf das Rechtsmittel der Reviston verzichtet und seine Strafe sofort angetreten.
Berichtigung. In unserer gestrigen Nummer befindet fich unter Lotales" ein Artikel, der von der Pflasterung und Abdeckung der Berliner Bürgersteige bandelt. Die Angaben Dieses Artikels find nicht der Deutschen Baugewertszeitung", wie irrthümlich angegeben ist, entnommen, sondern der Deut ichen Bauzeitung".
-
-
"
-
Polizeibericht. Am 1. b. b. M. früh wurde ein Rauf mann in feiner in der Lindsbergerstraße belegenen Wohnung erhängt vorgefunden. An demselben Tage Vormittags wurde eine in der Gneisenauftraße wohnhafte Frau todt im Bett vors gefunden. Sie hat fich wahrscheinlich aus Kummer über den fura vorher erfolgten Tod thres Ehemannes vergiftet, und zwar, wie ärztlich festgestellt worden, mit Kleefalz. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhause gebracht. nach dem Leichenschauhause gebracht. Bu derselben Beit durch schnitt fich eine in einem Bürger Hospital wohnhafte Frau, wahrscheinlich aus Lebensüberdruß, die Pulsadern an beiden Armen und starb, da die That nicht sogleich bemerkt worden war, an Verblutung. Am Nachmittag deffelben Tages flel der bei dem Neubau Werftstraße Nr. 14 beschäftigte Maurers polier Webers in Folge eigener Unvorsichtigkeit von einem Stangengerüft aus der Höhe des zweiten Stodwerks und erlitt außer einer Verrenkung eines Halswirbels mehrere Rippene brüche. Er mußte mittelst Droschte nach dem Krankenhauſe in Moabit gebracht werden. Bu derselben Zeit stürzte der Töpfer May durch eigene Schuld aus einem Fenster des vierten Stod wertes des Neubaues Wildnaderstraße Nr. 181 auf den Hof berab und erlitt durch den Fall so schwere Verlegungen, daß er schon während der Ueberführung nach dem Krantenhause Moabit verftarb. Am Nachmittag deffelben Tages wurde ein 2 Jahre altes Mädchen vor der Wohnung seiner Eltern, Langeftr. Nr. 88/89, von einem leeren Schlächterwagen übers fahren, jedoch nicht erheblich verlegt. An demselben Tage
-
zwischen Römern und Hunnen scheinen lettere rechtzeitig Don ihrem Rönige zurückberufen und aus ber Armee entfernt worden zu sein; das Bündniß mit ben Westgothen bot vorerst Ersatz.
Die Geschide des Westreichs wurden geführt und per sonifigirt durch ein echtes Rind seiner 3eit, burch Actius . Sein Vater stammte aus dem Gothenlande Möften, feine Mutter war Italienerin. Als Geisel hatte er am Hofe Alarichs und bei den Hunnen gelebt, wo er sich für feinen fünftigen Beruf politisch und militärisch zu schulen verstand. Er vereinigte in fich, was bamals zum geborenen Herrscher gehörte: die Armee sah in ihm den trefflichen Reiter, ben gewandten Fechter, den kühnen und unermüdlichen Sol daten, den zuverlässigen Heerführer. Als Staatsmann war er zielbewußt, gewaltsam, ehrgeizig, genial und intrigant, rüdfichtslos auf das Leben der Menschen, erhaben über die fleinlichen Leidenschaften des Tages, zwar leuiselig im Berkehr, doch offenbar ohne jenen 3ug, ber bie Herzen gewinnt, aufgehend in dem Gedanken, groß zu sein und Großes zu vollbringen. Mit allen Rünften feines über legenen Geiftes arbeitete er fich empor, und zur Macht ges tommen, behauptete er biefe zwanzig Jahre lang gegen ben ihm abgeneigten Raiserhof, fast einzig fraft seiner Unentbehrlichkeit. Er ist es gewesen, ber die Hauptlande des Westens zur letzten bedeutenden Gesammtleistung vereinigte; mit ihm ging der letzte Zusammenhalt zu Grabe und die germanischen Nationalitäten erhoben sich unbeschränkt auf gewaltigen Trümmern.
Der wesentlichte Theil des europäischen Festlandes lag in zwei Gruppen zerlegt, großartig wie seit Jahrhunderten nicht: auf der einen Seite das bnnt zusammengesetzte hun nische Großreich und das der Bandalen, auf der anderen Gallien und Italien , denn auch die Mehrzahl der Burgun ber und Franken , die von Bretagne und Armorica schloß fich den verbündeten Römern und Westgothen an. Dort also das hunnisch- germanische, hier das römisch germanische, auf jener das weniger, auf dieser bas mehr ziviliftcte, auf jener bas heidnische, auf dieser das christliche Element. ( Fortfegung folgt.)