W Stbutzkute, die aber von Herrn Brandt auch nur mtt groben Worten angefahren wurden. Ein Kommentar hierzu ist wohl übnflMa. Die tiäufi�e« Visse von ftteniottetn mit tSdtlichem, in einem Falte Jnfinn herdetführendm Aui aange, welche in diesem Jahre bereit« zur öffentlichen Kenntnis gelangt find, möchten e« nicht überflüsfig erscheinen lassen, die allgemeine Aufmerksamkeit auf diese einzige Giftschlange Deutschland «, welchem außer ihr nur noch die Ringelnatter, die Echwalbacher Rätter und die Schlingnatter, alle drei völlig unschädliche Schlangen, angehören, an dieser Stelle hinzulenken. Die Wir. kung de« Bisse« der Kreuzotter ist bezüglich de« Maße« ver- schiedenartig und zerfällt in die ganze Reihe denkbarer Ab» stuiungen zwischen leichtem, wenige Stunden dauerndem Um Wohlsein und schnellem Tode. Maßgebend ist die Menge de« eingeführten Gifte« und die Dispofitton de« Blute«, dem e« sich zumischt. Merkwürdig ist, daß der Biß der Kreuzotter auf gewisse Säugethiere, so auf den Igel, auf Jlti«. Wiesel, Schwein, ebenso auf mehrere Raubvögel (Bussarde nammtlich) und Rabenarten fast leine oder nur wenig bedeutende Wirkung au«übt. Ge. wöhnlich schmerzt der Biß auf der Stelle wie der Stich einer Biene oder Hornisse; sehr selten geschieht e«, doch kommt e« zuvor, daß der Verwundete augenblicklich, wie vom Blitz geteossm, niederstürzt, wenn nämlich der Zahn ein be» deutende« Blutgefäß verletzt und da« Gift unmittelbar dem Blut beimischt. Gewöhnlich schwillt der gebissene Körpertheil und seine Umgebung bedeutend an, manchmal bi« zu monströsem Umfange; in einzelnen Fällen zeigt fich wenig, manch« mal gar keine Geschwulst. Eine nie fehlende Folge ist da« Sinken der Kräfte bi« zur Todekmatttgkeit; da« Bewußtsein wird manchmal getrübt, schwindet auch wohl auf kurze Zeit gänzlich; doch behalt auch nicht seltm der zum Tode Getroffene die volle Geiste«krast bi« zum letzten Athemzuge. Fast immer tritt erschwerte Respiration, Brustbeklemmung, oft entsetzliche Bangigkeit ein, fetten Fieber, meist dagegen glühmder Durst. Der Tod selbst tritt milde auf; man sieht den Unglück- lichen ohne Kampf, sanft, ruhig, ergeben hinscheiden. Außer Berührung mtt dem Blute, selbst im Magen, äußert da« Gift wenig oder keine Wirkung; die Haut der Lippen und der Mundhöhle dagegen, zumal skordutischer Konstitutionen, bildet leine genügende Schutzdecke zwischen Gift und Blut, und e« ist daher da« Aulsaugen einer vergifteten Wunde nicht unter allen Umständen so ganz unge- fährlich, wie gewöhnlich angenommen wird. Immerhin bleibt augenblickliche« Aussaugen der Bißwunde dringend anzurathen, denn jedenfall« findet dabei nur ein ganz geringer Theil de« Giftet den Weg durch die zarten Poren der Lippen in« Blut, eben hinreichend, eine lokale, bald vorübergehende, wenn auch sehr lästige Geschwulst hervorzurufen; die Hauptmasse de« Gifte« dagegen, welche nun weggespieen wird, könnte, wenn ungehindert in« Blut eingetreten, da« Leben selbst gefährden. Viel ist gewonnen, wenn e« gelingt, da« übrige Gift, so lange bi« ärztliche Hilfe erscheint, in der Bißspur festzuhalten, und et sind nur wenige Stellen de« Körper«, welche die zu diesem Ziele führende Behandlung nicht ertragen. Da« Ver« fahren desteht einfach darin, daß irgend ein harter Körper, ein Stückchen Holz, Stein, Metall auf die Bißstelle fest aufgebunden wird. Der erzeugte Druck drängt da« Blut in den umliegenden Gefäßen zurück und unterbricht, in- dem er fie schließt, ihre aufsaugerde Thätigkeit. Der Lehrer und Naturforscher H. O. Lenz erzählt einen sellenen Fall von Vergiftung durch den Kreuzottcrbiß, die, wenn auch nicht tödt- lichen, so dock nicht minder tragischen und bedaurrlichen Vorlauf nahm. Elisabeth Jäger in Waltertbausen, al« ein schöne« Mädchen bekannt, hatte im Alter von 19 Jahren da« Unglück, beim Einsammeln von Heldelbeeren in Den nackten Fuß von einer Kreuzotter aediffen zu werdm. Anfänolich achtete fie wenig darauf; bald aber nahm Geschwulst und Schmerz der- maßen zu, daß fie ohnmächtig zusammensank. Glücklicherweise war ihre Mutter in der Nähe, die fie nach Hause schaffte. Ein Wundarzt wurde gerufen, da« Uebel nahm allmälig etwa« ad, allein 20 volle Jahre lang wurde da» Bein nicht wieder gefund und zeigte abwechselnd alle mögliche Farben. Plötz- lich verschwand die Krankheit au« dem Beine und warf fich auf die Augen, die einige Zeit schmerzlich litten und endlich erloschen. Nach zweijähriger Blindheit erhielt die arme Lei- dende zwar da« Augenlicht wieder, aber nun verbreitete fich da« Uebel durch den ganzen Körper und verursachte bald da, bald dort Schmerzen und endlich noch dazu fast völlige Taub- hell. Al» Len, fie sah, war fie 60 Jahre alt.«in einziger, unscheinbarer Biß der Kreuzotter hatte ein lange« Menschen- leben vergiftet! In Gegenden, welche Kreuzottern nachge- wiesmermaßen beherbergen oder ihrer Beschaffenheit nach von solchen bevölkert sein könnten, ist e« nicht gerathen, mit bloßer Hand in den Höhlungen abgestandener Baumstrünke, unter durchwachsenem Steingerölle, in dichtem Gekräute, in dürrem Waldlaub zu stöbem, fich auf bauschige MooSlaaer oder Reit- büschel niederzulassen, ehe fie nicht mtt dem stiefelbewehrten Fuß oder einem Stock geprüft find. Die deutsche vrouzewaaren-Jndustrie. Der Jahre». bericht der Aeltesten der Kaufmannschaft beklagt, daß fich die Berliner Bronzewaarenfabrikation auf Abwegen befinde und giedt die Schuld hieran der immer mehr zu Tage tretenden Sucht nach Billigkeit. Hierzu bemerkt die„Voss. Ztg.": Wtt müssen die Berechtigung diese« Vorwurf« anerkennen, wenn wir in Betracht ziehen, daß man noch vor einem Jahrzehnt für Bronzewaaren Preise anlegte, die sich fast nur nach der Schön- hett de« Modell« und der Sauberkett der Ausführung richteten und dem Fabrikanten einen Nutzen ließen, der weit mehr be- trug, wie der gewöhnliche rechnungsmäßige Gewinn irgend eine« anderen Fabrikat« ausmacht. Besonder« war die« der Fall, so lange Frankreich quafi da« Monopol in der Fabri- kation von Bronzewaaren besaß und ohne Konkurrenz den Bedarf der ganzen ztvilistrten Welt deckte. Al« aber bei dem Ausbruch de« deutsch ftanzöfischen Kriege« die au« Frankreich vertriebenen Deutschen die Bronzewaarenfabrikation nach Deutschland verpflanzten, veränderte fich der ganze Industrie- zweig nach einer mehr kommerziellen Richtung. Der eigent- liche Bronzeguß hörte au', e« wu dm unter dem Namen «cuiTre poll" Fabrikate in die Wett gesetzt, welche zwar den Namen„cnms" führten, denselben aber sehr wenig verdienten. Da« große Publikum war dauernd der Meinung, daß ouivre poli eine besonder« kostbare Bronze- Komposttttion sei und fand, theil« wegen de« äußeren Glänze«, tbeil« wegen de» durch die geschwärzten Vertiefungen der Ornamente erzeugten an.ilen Auisehen«, lange Zeit an diesen Fabrikaten großen Gefallen. Der Kunstkenner beklaate die Mode, durch welche alle Eigenschaften, welche ein Kunstaegen- stand befitzen soll, verloren gingen; seine Klagen und Mahn- rufe aber blieben unberückfichtigt, da fich der kaufende Händler- krei», gerade weil ein besondere» Verständniß zur veurthellung von cviTie poli nicht erforderlich war, vergrößerte und dieser Erfolg den Fabrikanten in der Hoffnung bestärtte. seine Um- sätze verdoppeln und verdreifachen zu können. Immer neue Muster«erden geschaffen, immer neue Fabrikanten etablirten fich und um da« Geschäft an fich zu reißen, übertraf immer einer den andem an Billigkeit. E» konnte bei dem oft ge- tadelten Fehler der deutschen Fabrikanten, ihre Waaien unter. schiedtlo» jedem Händler zu üd:rlassen, nicht ausbleiben, daß cuivre polii im waaren Sinne de» Wort« auf der Straße lag und durch diesen Umstand in den Augen de« Publikum» ent- werthet wmde. Dazu kam noch die Imitation in Zmk und die Fabrikation der gedrückten Messtngdlechwaaren. Wenn auch der Metallwerth von omvre poli oder, um doS Kind beim richtigen Namen zu nennen, von Mesfingguß kein so erheb- licher ist, um die Preise, welche man für franzöfische Bronzen anzulegen gewöhnt war, zu rechtfertigen, so darf man doch andererseits nicht außer Acht lassen, daß die cvivrs poli. Fabrikation Handwerker erfordert, welche mit ibcen Händen arbeiten müssen und fich maschineller Vor- richtungen hierbei nicht bedienen können. Nicht allein, daß zum Formen eine große Sachkenntniß erforderlich ist, welche erst nach langer Uebung erworben wird, so gehören zum Montiren der gegossenen Gegenstände auch geschulte Arbeiter. Mit Rücksicht darauf, daß durch den Schliff resp. die Politur die Feinhett der Ziselirung verloren geht, ist diese bei der Fa- brikatton von cuivre poli allerdings weniger Hauptsache, wie bei der von echter Bronze. Letztere stellt fich sowohl deshalb, al« auch wegen der schwierigeren Formerei, welche möglichst in einem Stück geschehen muß, weil jede Lothnaht, welche bekannt- lich gelb, also nicht der Bronzefarbe entsprechend ist, fichtbar sein würde, theurer al« die Anfertignng von cuivre poli Wie dem aber auch sei, immerhin ist die Fabrikation von cuivre poli , obwohl nicht tm gleichem Maße wie die der echtm Bronze, unter da« Kunsthandwerk zu rechnen, während die Fabrikation von Zinkguß ebenso wenig wie die von gedrückten Messing- waaren einen Anspruch hierauf machen kann. Bei den Jmi- tationen bat man zwar verstanden, da« Aeußere der cuivre poli-Fabrikate zu geben; nach langen Bemühungen ist es ge- lungen, die Ztnkgußwamen mit einem so vorzüglichen galoa- ntschen Ueberzuge zu versehen, daß oft Sachverständige nicht in der Lage find, beim ersten Blick die Imitation vom Echten, zu unterscheiden. Da« galvanische Bad ist aber auch da« einzige, welche« die Fabrikation von Zink Sußwaaren vor derjenigen von Zinnsoldaten und sinderpistolen auszeichnet, da in allen übrigen Punftm der Anfertigung eine vollständige Uebereinstimmung stattfindet. Der Guß geschieht in Messtngformen und kann von jedem beliebigen Ardeiter ausgeführt werden, während die einzelnen Gußtbeile bekanntlich mit dem Löthkolben, also auf kaltem Wege(cuivre poli wird im Feuer gelöther) vom Klempner zusammengelölhet werden. Allerding« erfordern die Kosten der Messing(Sturz-)formen, ebenso wie bei den Drück- waaren die Herstellung der Stanzen, ein weit größere« Kapttal, al« die Modelle dir cuivre poli-Muster und gerade deshalb eignet fich die Fabrikation von Ztnkguß- und Mesflngdrückwaaren ganz besonders zum fabrikmäßigen Betrieb. Dieser hat daher auch im Laufe der letzten Jahre große Dimensionen ange- nommm und dazu beigetragen, die cuivre poll-Fabrikation lahm zu legen, indem Imitationen von gleichem Umfang und Aeußeren zu erheblich billigeren Preisen in den Handel ge» bracht wurden. In Folge dessen verschlechterte fich der Absatz der cuivre poli-Fabrikate in so bedeutendem Maße, daß die Fabrikanten gezwungen wurden, auf Mittel und Wege zu stnnen, dem uebel abzuhelfen. Sie fühlten, daß die Zeit de« euivre poli vorüber sei und entschloffen fich endlich, die Anfertigung von echter Bronze zu versuchen. Die cuivre poli-Fabrikation, obwohl eine Verirrung de« guten Geschmack«, war dennoch eine vortreffliche Schule für die Bronzewaarenfabrikation und wir finden heute Muster echter Bronzen, welch; sowohl in Bezug auf Formen wie hinsichtlich der Ziselirung und sonstigen Aussührung Zeugniß von den rapiden Fortschritten ablegen, welche die deutsche Bronze- induftrte in verhältniß mäßig kurzer Zeit gemacht hat. Zu wünschen wäre e«, daß der deutsche Fabrikant, und insdeson- dere der deutsche Bronzewaarenfabrikant. anfinge, fich seinen Händlerkreis auszusuchen, damit seine Erzeugnisse nicht immer und immer wieder in Magazine kommen, welche einen in Permanenz erklärten„Ausverkauf" zu ihrem Geschäftsprinzip gemacht haben. Wenn fich auch vorerst al« Folge einer ge« wissen Reserve seitens de» Fabrikanten der Absatz ermäßigen sollte, so scheint uni der spatere Nutzen, der fich dadurch zei- gen würde, daß die Kunsthändler und Spezialgeschäfte den deutschen Bronzeerzeugnissen ein um so größeres Interesse ent- aegendringen, ein wett werthvollerer und dauernderer zu sein. Nur auf diese Weise kann e» der Bronzeindustrie möglich werden, sich gegen die Konkurrenz der auf Maffmadsatz gerich« teten Zlnkgußtadrikatton wirksam zu schützen und fich vor dieser in Zukunft alS Kunsthandwerk auszuzeichnen. Daß der Mörder Keller nicht gefunden wird, ruft begreifliche Erregung hervor. Die Nachrichten, wo man überall den Gesuchten gesehen baden will, mehren fich. So verbreitete fich am Sonntag in Fehrbellin daS Gerücht, Keller sei auf der dortigen Feldmark bemerkt worden. Die Botenfrau Sooft war in Leglettung ihre« Sohne» in früher Morgenstunde von Fehr- dellin nach dem benachbarten Dorfe Brunne gegangen. Ungefähr auf der Hälfte de» Wege» kam au» den Feldern ein Mann in vollem Lanfe auf beide zu, machte kurz vor ihnen einen Augen- blick Halt und verschwand dann in ein nahegelegene« Roggen- feld. Die Beschreibung, welche beide von dem Aeußeren de« Manne « machten, paßt allerdings genau zu dem veröffentlichten Signalement de« Mörder«. Auch andere Personen, welche bald darauf desselben Wege« kamen, ebenso einige Ackerwirthe, die behuf« Lefichttgung ihrer Feldftüchte die Gegend pasfirten, wollen einen dort in den mit Ropgen, Kartoffeln und Klee bestellten Feldern herumstreifenden Menschen ge- sehen haben. Die Polizei, welcher sofort Mtttheilung gemacht worden, machte fich in Begleitung einer An- zahl von Einwohnern zur Verfolgung de« vermeintlichen Mörders auf. Nach stundenlangem vergeblichen Bemühen kehrten dieselben erst spät Abend« wieder zurück. Die unternommenen Messungen der deutlich hinterlaffenen Fußspuren sollen eben- fall«, gleich wie die voranaegedene Personalbeschreibung, mit dem im Signalement de« Mörder» angegebenen Maße über- einstimmen. Der jetzige hohe Stand derFeldfrüchte begünstigt daS Fortkommen und Slchverbergen de« Flüchtling« sehr. Ebenso hat auch Brandenburg a. H. seine Keller-Aufregung. Man schreibt von dort:„Da« Gerücht, daß der Mörder Keller in der Nähe unserer Stadt gesehen wurde, sowie die AuSficht, die auf Ergreifung desselben ausgesetzten 200 Marl zu verdienen, haben einen Theil der Bevölkerung in eine hochgra- dige Aufregung versetzt. Uederall wittert man den Mörder, viele beschäftigungslose Arbetter durchstreifen die Umgegend, und eS find auch einige Fälle vorgekommen, daß Leute ange- halten und mttaeschleppt worden find, deren Schuldlofigkeit sich dann bald herausstellte. Die tollsten Gerüchte werden ver- breitet und finden auch Glauben. Hoffentlich gelingt die Fest- nähme de« Mörder« bald. Ein gräßlicher U«glück«fall ereignete fich vorgestern Nachmittag in der vierten Stunde in dem Hause Breitestraße 8 in dem zu den Druckereiräumen der„Vosstschm Zeitung" führenden Treppenhause. Ein in genannter Druckerei beschaf- tigter Setzer Grundt hatte in Folge eine« Schwindelanfalle« den Setzersaal verlassen, um fich an die frische Luft zu begeben, muß indessen die Besinnung wohl total verloren haben, denn anstatt die Treppe hinunterzugehen, erstieg er die zur nächsten zweiten Etage. Kaum dort oben angekommen, wandelle ihn wahrscheinlich ein stärkerer Schwindelanfall an, denn plötzlich verlor er da« Gleichgewicht, taumelte rückwärts und stürzte köpf- über über die Steintrexpe in die Tiefe auf den Flur. Mtt erschmettertem Schädel und mehrfach gebrochenen Gliedmaßen suchte der Unglückliche, welcher in der Neuen Jakobstraße 4 wohnt, verheirathet und Vater mehrerer Kinder ist, fein Leben au«. Die sofort benachrichtigte Revierpoltzei ordnet« später die Ucderfühiung der Leiche nach dem Leichenschauhause an. Zwei Ladendtedtnne« wurden am 1. d. M. von der hiesigen Kriminalpolizei festgenommen. Bei Durchsuchung ihrer Wohnungen fanden fich die verschiedensten Reste von gestohlenen Stücken Leinen, Kachemir, Parchent, Tuchstoffen rc. vor. Außerdem fand man eine größere Ouantität gestohlener Peterstlie, die die Frauen von einem Felde hinter Rummel«- durg nahe der Köoenicker Haide gestohlen haben wollten. Da« Feld der Thätigkeit dieser beiden Frauen war vorzugsweise da« Frankfutter Viertel und in demselben Posamentierwaaren-, Schuhmacher und Delikateßwaaren- Handlungen. Beide, in den vierziger Jahrm stehende Personm haben fich da« Au«- sehen von Handelsfrauen gegeben und find verschieden ge« kleidet aufgetreten. Bald erschienen fie im Regenmantel, bald in schwarzem und türkischem Umschlagriuche. Ein Theil der gestohl.nen, noch nicht rekongoizitten Sachen, sowie die Pho- tographien der Diebinnen liegen an jedem Vormittage von st bi« 12 Uhr im Kriminal-Kommissariat Molkenmarkt 1, 2 Tr.» Zimmer Nr. 77, zur Anficht event. Retognition au«. Al» Lerche au« dem Wasser gezogen wurde am 30. v. M- in Charlottendurg an der Schleuse eine unbekannte, etwa 25 Jahre alte FrauenSperson, deren Persönlichk-it bis jetzt noch nicht ermittett ist. Die Verstorbene, anscheinend Dienstmävchen und in schwangerem Zustande, hatte blonde« hinten in einen Zapf zusammengeflochtene» Haar, braune Augen, dicke Nase, aufgeworfene Lippen und war von kräftiger Ge- statt. AIS besondere« Kennzeichen hatte fie am Daumen der rechten Hand und im linken Handteller eine Warze. Ihre Kleidung bestand au« einem grünen Kleide mtt Uederwurf und Schoß taill-. Die Laidwäsche ist mtt C. F. gezeichnet. Vergiftung. Ein au» Sachsen gebürtiger ca. 22 jähriger Handlungsgehilfe Georg Kaeßner wurde gestern Nachmittag in seinem Logis, in dem Hause Prenzlauerstr. 15, von seinen Wirthsleuten todt aufgefunden. Ein sofott hinzug-rufener Arzt konstatitte als Todesursache Vergiftung mittelst Cyankali und wurde die Leiche später auf Veranlassung der von dem Selbst- morde avifitten Revierpoltzei nach dem Leichenschauhause de« Huf « gerichtlicher Obduktion übergeführt. Aus einem mit der Adresse seines in Chemnitz lebenden Vaters vorgefundenen Brief ging al« Motiv zum Selbstmord ein unheilbares Rücken» marksleiden hervor. Ein Schlafstellendieb, welcher seit Anfang vor. Mi«. sein Unwesen treibt, indem er fich in Schlafstelle einmiethet und sich unter rechtswidriger Zueignung von Bettstücken Nichts heimlich entfernte, ist von der Kriminalpolizei in der Person de« mehrfach vorbestraften Schlächtergesellen Fcrka ermittelt und festgenommen worden. Ferka ist vierundzwanzig Jahre alt, von großer kräftiger Figur mit dunkelblondem Haar und einem Anfluge von Schnurrdatt. Da p. Ferka in 3 Fällen de« Diebstahl« überfühtt und anzunehmen ist, daß er noch anderweitig Diebstähle ausgeführt hat, so wollen Personen, welche glauben, durch den Thäter geschädigt zu sein, fich auf dem Kriminalkommissariat Zimmer 75a melden. Nach Mittheilung de» Statistische« Amt» der Stadt Berlin find bei den husigen Standesämtern in ver Woche vom 20. Juni bis inkl. 26. Juni er. zur Anmeldung gekommen: 191 Eheschließungen, 835 Lebendgeborene, 30 Tootgedorene, 748 Sterbefälle. Markthallen- Bericht vo« I. Saudma««, städtischem VerkaufSvermittler, Berlin , den 3. Juli. Wild und Geflügel waren heute wieder in größeren Mengen zugeführt, behaupleten aber dennoch den gestrigen Preisstand- Bi« jetzt find andere Wtldarten als Rehdöcke und Wildschweine kaum in nennen«» werthen Posten am Markte gewesen, doch habe Ich hoffentlich schon in meinem nächsten Bettchte von der empfangenen Zufuhr anderer Atten zu berichten. Die Zufuhr deckt nur knapp den Bedarf. Preise ungefähr wie gestern. Rebe 60 bi« 8C Pf. Wildschweine 35—45 Pf. per Pfund, junge Gänse 3—4,50 M-, junge Hühner 45— 80 Pf., junge Enten 90 Pf. bi« 2,50 M., Tauben 30- 45 Pf., Poularden 450—7 M. per Stück. Gemüse und Obst, die Zufuhren verhältnißmäßig ge- ring, die Preise steigend. Butter und Käse befestigen fich und weisen eine Preissteigerung auf. Eier gefragt. Sendungen erwünscht. M. 2,10—2,20 per Schock nach Börsenusanze. Polizeibertcht. Am 2. d. M. Morgens vergiftete fich ein junger Mann in seiner Wohnung in der Prenzlauerstraße mtt» telst Blausäure. — Zu derselben Zeit wurde ein von einer Frau gesühtter Wagen an der Prenzlauer- und Lothringer- straßen-Ecke von einem Bierwagen angefahren. Die F.au wmde dabei vom Wagen geschleudett, gerieth unter die Räier desselben und erlitt eine nicht unbedeutende Verletzung am linken Fuß, so daß fie in der nahen Santtät» wache ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte.— An demselben Tage Mittag« wurde der Arbetter Schildewahn vor dem Hause Km« st oße 51 durch einen vom Dache herabfallenden Stein getroffen. Er erlitt eine nicht unbedeutende Verletzung am Kopf und mußte fich, nachdem er von einem vorübergehenden Arzt ver« bunden worden war, nach der Chatttö begeben.— An demselben Tage Nachmittag» worein Dienstmädchen in der PotSdamerstr. 82a mit Plätten beschäftigt. Au» Unoorfichtigkeit ließ e« dabei da» Plätteism auS dem Küchenfenster in dm Hof hinadfallm und traf dasselbe einm 9 Jahre ölten Knaben au« demselben Hause und fügte ihm eine schwere Wunde am Kopfe zu.— Zu derselben Zeit stürste ein Schriftsetzer tm Quergebäade de« Hause« Breitestrdje Nr. 8 au« unbekannt gebliebener Veran« laffung von der Treppe de« zweiten Stockwerk« über da« Ge« länder in dm Treppenflur hinab und starb auf der Stelle. Die Leiche wurde nach dem Lelchmschauhause gebrachi— Am Nachmittag desselben Tage« explodirtm in der Packlammer de« Postamt« Nr. 51, Andnaift-aße Nr. 32, zwei Prckete mtt bmgaltschen Streichhölzern. DaS Feuer ergriff auch die hölzerne Wandbekleidung de« PackraumeS wurde aber von der Feuer- wehr bald gelöscht.— Zu derselben Zeit gerieth in der Küche de« Schankwirth» Keller, AndreaSstraße 21, eine Quantität Spiritut durch unvorsichtige« Umgehen mit demselben in Brand, wobei der Arbeiter Schmelzer nicht unbedeutende Verletzungen im Geficht erlitt. Gerichts-Zeiwng. t Ei« Verwandlung»künftler. In den Rauchtheatein unserer Stadt produzirm fich von Zeit zu Zeit„Künstler", deren Spezialität dattn besteht, in einem Augmdlick ihre Garderobe zu wechseln, au» einem Garvelieutenant fich in eine schöne, mit höchstem Chik gekleidete Dame zu verwandeln» au« der Dame ein alle« Mütterchen, aui dem Mütterchen ein biederer Landpastor zu werden. Nicht ganz auf der Höhe dieser Kunst befindet fich der Taubstumme Wilhelm DraSSow. er scheint aber ein ausgesprochene« Talent für diese« Fach zu befitzen. In einer FrühjahrSnacht diese» Iah',« traf ein Nachtwächter auf der Schletermacherstraße einen Mmschen an, der ihm durch seine ungewöhnliche Beleibtheit auffiel. Er ging näher und redete den Dicken an. der ihm jedoch die Antwort schuldig blieb und nur durch Zeichen andeutete, daß er weder hörm noch sprechm könne. Der Wächter mochte hierin wobl nur Verstellung sehen, noch andere Verdachtsmomente kamen hinzu, und kurz entschlossm erklätte er de« Taubstummen für verhastei Auf der Polizei entpuppte fich— im wö.tlichen Sinne— der Dicke al« ei« Einbrecher. Er hatte nicht mehr und nicht weniger alS drei verschiedene Anzüge außer seinem eigenen auf dem Leibe, die er au« der Baubude eine» Neubau« in d.r Schleiermacherstraße, die er mtt Gewalt geöffnet, gestohlen hatte. Derartige Diebstähle scheinen die Spezialität Dra»dow'« zu sein; er ist bereit« zweimal wegen ähnlicher Einbrüche de- sitaft worden. Der Gerichtshof legte diesmal der Ausbildung seiner künstlettschen Fähigkeiten eine dedeutende Freiheitsstrafe in den Weg. DraSdow wurde wegen schweren Diebstahl» im Rückfalle von der, wetten Strafkammer de» hiefiten Landge« richt« I gestern zu einem Jahr Gefängniß verutthetlt. t Et»«ngeftellter der Firma William Sptndler. der Laufbursche Wilhelm S., stand aeftern vor dem hiestgen Schöffengericht unter der Anklage, 60 Mark, die er für da« ge« nannte Geschäft einzukasfiren hatte, sich zugeeignet haben. Am 13. Mai d. I. hatte ihm der Buchhalter verschiedene Packete übergeben, die er dm Kunden überbringen und dafür Zahlungen annehmm sollte. Alt am Abend de« Tage», an dem er diesen Auftrag auSgefühtt hatte, S. fich im Besitze so großer Geld« mittel sah, ließ er fich verleiten, in einer Restauration fich über
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