den Durst hinaus zu erquiden. Er fand odere Gesellschaft, Die ihm nach Kräften half, außer seinem auch noch den größten Theil des ihm anvertrauten Geldes durchzubringen. Am nächsten Tage wurde das Vergnügen fortgesezt. 5. unternahm eine Vergnügungsfahrt nach Spandau und hier ging in Würfel und Kartenspiel der legte Rest des Geldes verloren. Die Reue lam, als die Firma bereits den Stcafantrag gestellt
gefteht die That au, führt jedoch zu seiner Bertheidigung an, daß er total betrunten und sehr erregt war; er bereue tief seine unüberlegte That. Das Gericht sprach den Angeklagten schul dig und verurtheilte ihn wegen des Verbrechens des gemeinen Mordes zum Tode durch den Strang.
batte. Um ſeine unfinnige That wieder gut zu machen, begann Vereine und Versammlungen.
5. allwöchentlich von seinem Verdienst Abzahlungen an das geschädigte Geschäft zu leisten, die bereits die Höhe von zirka 20 Mart erreicht haben. Diesem Umftande verdankte der noch gänglich unbeftrafte S. auch, daß seine That von dem Gerichts bof milde beurtheilt wurde. Er erhielt eine Geldstrafe von 30 M. subittirt.
+ Wie ein Säemann gehe ich in den Straßen umher und vertheile die Schriften an bohe und niedrige Herr schaften; denn alle find fte mir gleich" mit diesen Worten schilderte Herr Elias Cohn, jene bekannte, den Humor herausfordernde Figur der Stöder'schen Versammlungen, jener tabatschnupfende und Juden verspeisende semitische Antisemit seine Thätigkeit als Judenmisfionar in den Im Auftrage des Herrn Baron von Straßen Berlins . Ungern Sternberg betreibt Elias Cohn das mühselige Geschäft, durch Vertheilung von Stöder'schen Predigten ben Juden Geschmad am Chriftenthum beizubringen. Auch bie Kinder zieht er in den Kreis dieser Straßentolportage hinein; für die fleineren hat er fromme Bildchen, die größeren, die bereits lesen tönnen, giebt er die herz und Geist zugleich bildenden Traftätchen des zweiten Luthers in die Hand. So unschuldig, so harmlos und so findlich diese Beschäftigung nun auch zu sein scheint, so ist fie doch mit gewiffen Gefabren perknüpft, von denen eine Verhandlung, die gestern vor der 88. Abtheilung des biefigen Schöffengerichts stattfand, Beugniß ablegte. Bor dem Richter ftanden brei junge Kaufleute, jüdischer Konfeffton, Alexander Süßlind Grün, Gustav Gerson und Cornelius Sigismund Hirschfeld, unter der Anklage des groben Unfugs und Gerson außerdem noch unter der Beschuldigung der Sach beschädigung. Die Befiger dieser langvollen Bornamen tamen am 26. April dieses Jahres, am zweiten Dfterfeiertage, mit einigen Bekannten aus der Synagoge der füdischen Reformgemeinde", wo das jüdische Osterfest be gangen worden war. In der Elfafferstraße trafen ste Elias Cohn, der von einem Schwarme Neugieriger umgeben feine Schriften austheilte. Die geniale Stirn des fleinen Mannes bebedte ein sabbathlicher Bylinderhut, ein Umstand, der für den Fortgang der Geschichte nicht unwesentlich ist. Im Vor übergeben baten fich die drei Rommis eine Probe der feilgebo tenen Drucksachen aus, fie tamen aber mit diesem Wunsche sehr schlecht an; wie fie erzählen, rief Elias Cohn: Nun Schmulchen, Dir geb' ich feinen Bettel; ich tenne meine Pappenheimer!" Elias Cohn bestreitet den Wortlaut cntschieden, in der Sache giebt er aber zu, den Juden" die Schriften verweigert zu haben, weil sie doch nur ,, Unfug damit getrieben hätten." Auf die Frage des Vorfizenden, woran er Denn ertannt habe, Daß Die Herren Juden feien, erwiderte er mit einem schlauen Lächeln: Mir fällt ein Koupletvers ein, den ich einmal vor Jabren auf Der Meffe als Refrain eines Liedes gehört habe. Was ein Chochem( fluger Kerl) ift der weiß ganz gewiß Db' ne Nase loscher oder treife is." Diese Vernachlässigung der Missionarpflicht erbitterte die brei Erkannten. Ofte Bhaime, ofte Chamor.( Du bist ein Rindoieb und ein Esel) riefen fte und meinten, wenn Elias Cohn in den Himmel fomme, werde er auf der ersten Bant unter dem Chamorin( Blural von Chamor) einen Blag erhalten. Der schlagfertige Stöcker'sche Apoftel entgegnete:„ Da tommen Die Juden hin, die waren eher da als wir Christen." Dieser Streit um die Himmelsanwartschaft endete in einem Fauft. schlag, mit dem Gerson den Bylinderhut Cohn's eintrieb und in einem Stochiebe, der den kleinen Fanatiker an der Wange verwundete. Polizeibeamte tamen hinzu und zerstreuten den Auflauf, der fich inzwischen vergrößert hatte und führten beide Barteien zur Polizeimache. In der Verhandlung sollte nun der Werth des beschädigten Cohn'schen Hauptschmudes festgestellt werden. Cohn bezifferte thn auf 10 R., gab aber zu, daß der Qut bereits 6 Jahre alt set und schon manchen Sturm durchgemacht habe." Hierbei gab er auch einige Details über seine Familienverhältnisse, aus denen hervorgeht, daß er mit seinen Kindern und Verwandten wegen seines Glaubenswechsels vollständig zerfallen ist; ein Beweis, wie sehr unfinniger Fanatismus Banden, die sonst die sonst die fefteften in der Welt find, lösen tann. Das Urtheil lautete wegen des Unfugs gegen jeden der drei Angeklagten auf eine eine Geldstrafe von 30 M.; wegen der Sachbeschädigung wurde Gerson außerdem noch in eine Strafe von 15 M. ge nommen. Triumphirend verließ Elias Cohn den Gerichtssaal, nachdem er fich vorher noch durch ein Prieschen" erfreut, deffen Quantität den räumlichen Verhältnissen seiner Nafe entsprach.
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Die Legitimirung durch eine Studentenkarte seitens eines exzedirenden jungen Mannes trug dem Kandidaten Der Medizin Dr. Theodor Rosenberg, eine Anflage wegen groben Unfugs ein. Der Angeflagte erklärte im Termin vor ber 96. Abtheilung des hiesigen Schöffengerichts, von dem ihm zur Laft gelegten Borfall nicht nur nichts zu wiffen, sondern zu ber fraglichen Beit auch zu Hause gewefen zu feir: und bereits gefchlafen zu haben. Er fet auch niemals polizeilich fiftirt oder festgestellt worden. Der als Beuge erschienene Schußmann er tlärte mit aller Bestimmtheit, daß der Angeklagte der Eredent nicht sei. Da sich derselbe durch eine Studentenkarte Nr. 94 legitimirt hatte, habe er von deffen Siftirung Abftand genom men. Seitens der Universitätsbehörde sei alsdann der Ange flagte ermittelt worden. Derselbe erklärte noch, daß er dies nicht begreife, da er bereits seit dem Herbst v. 3. exmatrikulirt fet. Selbstverständlich erfolgte die Freisprechung des unschuldig Angeklagten.
Der Jntereffen Verein der Riften- und Koffermacher hielt am 28. Juni eine Mitgliederversammlung ab, in welcher zunächft 6 Mitglieder zur Ausarbeitung eines neuen Preistarifs für Dampf sowohl wie für Handwerkstätten gewählt wurden. Weiter wurde über Streilangelegenheiten und Un terflüßungen verhandelt. Es wurde ferner beschlossen, die Vereinsb bliothet durch Ankauf von Darwin's Schriften zu vergrößern und Bbliothel und Rechenabende im Berein ein zuführen. Bum Schluß wurde noch über die am 18. Juli stattfindende Landpartie nach Grünau gesprochen und sämmt liche Kollegen zur regen Theilnahme daran aufgefordert. Es foll versucht werden, bei der Bahndirektion eine Ermäßigung des Fahrpreises zu erzielen.
Bezirksverein des werkthätigen Volkes der Schön hauser Vorstadt. Der Vorstand macht bekannt, daß bie ein hauser Vorstadt. Der Vorstand macht bekannt, daß die ein zelnen Mitglieder desselben ihr Amt als Vorstandsmitglieder, tros Ablauf ihrer Mandate, so lange weiter verwalten werden, bis die polizeiliche Genehmigung zur Abbaltung einer General versammlung behufs Neuwahl des Vorstandes ertheilt wird. Die Zahlstelle des Vereins befindet sich Weißenburgerstraße 70 bei N, Sonntags Vormittags von 10 bis 12 Uhr. Die Mits alteber werden ersucht, dieselbe recht fleißig zu besuchen. Neue Mitglieder werden aufgenommen.
Die Zentral Kranken- undSterbekaffe der Drechsler 1c. ( E. H. 48) veranstaltet am Montag, den 5. Juli, in Kliem's Bollsgarten", Hafenbalde 1, ein Sommerfeft, verbunden mit großem Militärfonzert, Ball und Beluftigungen aller Art, als: Marionettentheater, Fadelaug u. f. w. Anfang des Konzerts 4 Uhr Nachmittags. Die Kaffelüche ist von 3 Uhr an ge öffnet. Billets à 20 Pf. find vorher zu haben in sämmtlichen Bahlstellen der Kaffe, in den mit Blafaten belegten Hand. lungen und bei sämmtlichen Borstandsmitgliedern der Ver waltungen A. B. C. und D.
Gauverein Berliner Bildhauer, Annenftr. 16. Diens tag, den 6. Juli, Referat über die Berliner Jubiläums Kunst Ausstellung.
Verband deutscher Zimmerleute, Lofalverband Dften. Am Dienstag, den 6. Juli, Abends 8 Uhr, Proskauerstr. 37/38, Mitglieder Versammlung. Neue Mitglieder werden aufge
nommen.
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Arbeiter BezirkstBerein der Oranienburger Borstadt und des Wedding . Den Mitgliedern aur Nachricht, daß die Beiträge jeden Sonntag in Schramm's Lotal, Hochstraße 32a von 10-12 Uhr Vorm. und an den Wochentagen beim Kafftrer Paul Sillier, Triftstraße 46a part., jeden Abend entgegenge nommen werden. Die nächste Versammlung soll am 12. Juli ftatifinden.
Arbeiterverein„ Gemüthlichkeit" für Reinickendorf und Umgegend. Die zu heute, den 4. Juli, anberaumte ftatuten mäßige Versammlung ist, wie uns mitgetheilt wird, auf Grund Des 9 des Sozialistengefeges verboten worden.
Verband deutscher Bimmerlente.( Lokalverband Berlin Weft.) Montag, den 5. D. Mis., Abends 8 Uhr, in Gründer's Salon, Schwerinfiraße 26, Versammlung. Tagesordnung, 1. Raffenbericht. 2. Vorstandswahl. 3. Berschiedenes und Fragelaften. Quittungsbuch legitimirt. Neue Mitglieder Neue Mitglieder werden aufgenommen.
Unterfügungsverein deutscher Schuhmacher. Mon tag, Abends 8 Uhr, Versammlung bei Mundt, Köpnider ftraße 100. Tagesordnung: Vortrag des Herrn Baginski über die Entwickelung der Schuhmacherei in gewerblicher und gewertschaftlicher Hinsicht. Gäfte willkommen.
Eine öffentliche Versammlung der Maurer, welche heute, Sonntag Vormittag, stattfinden sollte, wurde polizeilich nicht genehmigt.
Männergefangverein„ Schneeglöckchen" jeden Montag Abend im Restaurant Naunynstraße 78.
Abend
Zitherklub Amphion". Jeden Montag Uebungsstunde im Kurfürstenfeller", Boftstraße 5. Dänischer Verein„ Freya ". Versammlung jeden Sonn abend, 9 Uhr, Rosenthalerstr. 39. Dänische Blätter find vor handen.
Vermischtes.
Der religiöse Fanatismus treibt in Amerila wunder liche Blüthen. Außer dem siemlich harmlosen Schreiervöllchen der Heilsſchärler find es vor allem die sogenannten Revi valisten oder Widere: wecker, Gewissensstachler, denen unter den modernen Wanderpredigern das größte Ansehen, die allge meinste Aufmerksamkeit gezollt wird. Die helften Sterne diefer Bunft find die Inhaber der religiösen Firma Moody and Sanley, awet vornehme Eiferer aus den Vereinigten Staaten , Die von Stadt zu Stadt, von Land zu Land reisen und fich die Neu- Belehrung der glaubensschlaffen Christenheit zur Auf gabe gemacht haben. Sie spielen mit vertheilten Rollen: der eine von ihnen hat eine wunderbare Zenorftimme und eine die Damen bezaubende Erscheinung. Er fingt während des in irgend einem Lokal oder selbst auf der Straße zusammenberu fenen Gottesdienstes die Hymnen und Chorale, der andere ist fenen Gottesdienstes die bymnen und Shoräle, der andere ist ein machtooller Redner, und so haben beide überall den ungeheuersten Erfolg, von dem fie leben, und zwar sehr gut leben. Das gänzliche Widerspiel dieser vornehmen Auguren der beften Gesellschaft ist ein gänzlich unwiffender Revivalist, der gegen. wärtig die Augen Bieler auf fich siebt. Es ist der Cowboy Lampasas Jale, seine Domäne find die wüßten Brärten, die Bergwerte des fernen Weftens der Vereinigten Staaten . Ueber
Die Befolgung eines seitens des Dienftherrn erhalfeine Bubörer übt er eine unbegreifliche Macht aus. Jate ist tenen Befehls, nämlich mit einem unvorschriftsmäßigen Wagen Straßenmüll abzufahren, trug dem Rutscher Friedrich Auguft Klitsch eine Verurtheilung wegen Uebertretung des Straßenpolizei Reglements zu 1 M. event. zu 1 Tag ein. Die 95. Abtheilung des bieftgen Schöffengerichts stellte die Richtig feit des Einwandes des Angeflagten, daß ihm sein Dienfiberr die Benutzung des betr. Wagens bei eigener Verantwortlichkeit anbefohlen habe, feft, nabm aber an, daß der Angeklagte diesem Befeble Widerstand entgegenseßen mußte.
Ein Brudermörder. Agram, 30. Junt. Georg Ra Dinovics, 46 Jahre alt, perheirathet, Vater von drei Kindern, hatte im vergangenen Jahre mit seinem Bruder Johann die Vereinbarung getroffen, daß er ihm den ihm zutommenden Theil an dem gemeinsamen Vermögen im Betrage von 40 fl. in zwei Maten auszahlen solle. Am 17. Mai faßen die Brüder im Wirthshause beffammen und tranten drei Liter Wein. Georg verließ das Wirthshaus früher als Joan. Bu bauſe angelangt, feste fich Georg vor die Thür und plauderte mit feinem Weibe. Bald darauf lehrte auch Joan beim und for Derte in brüsler Weise die erste Rate feines Antheile. Georg gab fich Mühe, feinen Bruder zu beruhigen und sagte zu ibm, er werbe püntlich am Termin das Geld erlegen. Aber Joan war nicht zu beruhigen; er drohte feinen au Bruder zu erstechen, wenn er nicht sofort sable. Georg begab fich nun in die Küche, um, wie er fagte, hola au spalten; Joan verfolgte ihn mit seinen Drohungen und überschritt die Schwelle der Küche, worauf Georg seinem Bruder mit der Holsbade einen so heftigen Schlag auf den Hals verfeßte, daß er zu Boden fiel. Georg wiederbrite im höchfien Borne die Schläge und maffalrirte feinen Bruder, fortwährend rufend: bier ist Dein Theil, hier ist Geld, hier Alles!" Radinovics
ein sonderbarer Bursche von mächtigem Körperbau, mit einem ftruppigen Vollbart über eingefuntenen Baden, großem Mund, bober Stirn und einer weit tönenden Stimme. Dieser groteste Wanderprediger weiß nichts von ber Eriftens anderer Revi valisten. Wenn Jale predigt, hat er ftets den Revolver in der Hand. Er geht in irgend ein Schnapslokal, wo die Spieler und Abenteurer beim Karten- oder Würfelspiel fizen, Spieler und Abenteurer beim Starten oder Würfelspiel figen, und beginnt, den gespannten Revolver in der Hand, folgender maßen tomme, um mit Euch ein Wörtchen über Eure unsterbliche Seele zu reden, also haltet ein Weilchen die Mäuler! Wir leben in einem freien Lande, wo Jeder reben darf, wie er will, und jest will ich reden!" Niemand mudit, da Jale ein schneller und gefürchteter Sdüse ift. Jale fteigt nun auf einen Stuhl und fährt mit gellender Stimme fort: Wie viele von Euch werden über tura ober lang mit den Stiefeln an den Füßen sterben und in der Hölle frübftüden! 3hr braucht mich nicht wütbend anzusehen, Shr Säufer, Banditen, Spieler, Diebe und Mörder! Ich kenne Säufer, Banbiten, Spieler, Diebe und Mörder! Jch lenne Euch und war eben solch' ein Sünder! Halt da, Du Schleicher
( mit erhobenem Revolver gegen Einen, der fich drücken" will) bier geblieben! Der Teufel triegt Dich doch!- Einen wohlgenährten, gezeichneten Stier lennt 3hr alle und wißt, wem er gehört! Der hat seinen Herrn, feinen Stall, feinen Schup! Wem aber gehört der Waverid( berrenloser Texas Bulle) Thr seid alle Mavericks! Der Maverick hat lein Brandzeichen, er ftrolcht brüllend umber, bis irgend wer ibm den Laffo überwirft und das Brandzeichen aufdrückt. Thr feib Mavericks, bis Euch der Teufel sein Beichen aufbrennt. Er hat es schon gethan! Shr babt seinen Lasso um den Hals! Noch giebt er Euch volle Stridlänge, morgen aber braucht er Brennbola, und dann laffot" er Euch hinunter! Mir lann
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Keiner von Euch imponiren! Ich bin Treiber in Legas ge wesen, war City Marshal in Lampasas. Ich bin mit den Heerden vom Canadian River bis B zum North Blatte gewandert, von Kansas City bis Las Animas. Aber nie habe ich eine jämmerlichere beerde als Euch gesehen! Thr zeichnet Euer Vieh mit rother Farbe, der Teufel wird Euch auch roth anstreichen, von Kopf bis zu Fuß, und wenn's ibm past, malt er Euch schwarz darüber. Mancher unter Euch fühlt schon seinen Lasso, riecht schon sein Feuer. Ich wette Euch fünf Dollars, Thr habt vor ihm Angft! Ich wette Euch zehn Dollars, Jhr gebt was drum, ein Rettungsmittel zu fin den, damit Ihr nicht gebraten werdet! Ich wette Euch hundert Dollars, ich weiß Euch Rettung! uf die Rnie, alle, und beult! So ift's recht! Alle, fag' ich! Was? Du da bift störrig? Runter auf die Knie, ober die blaue Bohne pfeift Dir um die Ohren! Brüllt um Rettung, wie ein Tegas Stier, der bis aum Bauch im Schnee fledi! So ift's recht! Noch lauter! Das ift brav!- Der Teufel hat seine Heerde, aber der tiebe Gott auch! Des Teufels Heerde weidet auf Schwefel und Bech, Gottes aber auf füßem Gras und Blumen! Der Herr ftredt seine Arme nach allen Maverids, nach allen Lämmern und vertrüppelten Böden aus, fte brauchen nur zu blöten, und der Teufel mit seinem Laffo und seiner Feuergabel ift machtios. Wen wollt Ihr zum Herrn wählen, Ihr elenden Sünder? Gott oder den Teufel? Daß Ihr nicht aufsteht, ebe ich mit Euch fertig bin! Ich weiß, was Ihr sagen werdet, wenn ich fort bin! Jale ift fromm geworden! Jbr habt nicht die Rourage, es mir in's Geficht zu sagen! Shr werdet nachher schimpfen, Religion set gut genug für die zivilifirte Welt! Ihr traut Euch aber nicht, es jest zu fagen! Ihr seid mir nette Brüder und würdet Euch nett im Himmel ausmachen! Die Hölle selbst würde erblaffen, wenn Ihr nabt, Ihr Räuber! Emannt Eud, pugt Euer Fell! Weidet auf der Wiese der Rechtschaffenheit, und Ihr werdet Fleisch und Fett ansezen! Dder bleibt bet ber Sünde, und Jbr magert ab, daß Euch die Haut lose um die Knochen flappert!" Nach dieser Kapuzinade steigt Jate wieder vom Stuhl und steckt seinen Revolver ein. Dann geht er feiner Wege. Trinken, Schwören und Kartenspiel tommen alsdann wieder in Gang.
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Reiseabenteuer. Profefforen und Gelehrte haben be Tanntlich das Recht zerstreut zu sein. Einen etwas zu aus gedehnten Gebrauch von diesem Rechte machte jedoch zu seinem eigenen Schaden ein Budapester Gelehrter, der vor wenigen Tagen mit feiner jungen Gattin über Wien und Prag nach Karlsbad zum längeren Kuraufenthalte reifte. Herr Profeffor v. A. y traf am Sonnabend Abend in Wien ein und benuste Montag zur Weiterreise nach Prag den Kurierzug der Franz Josefs. Bahn. Raum batte fich jedoch der Bug in Be wegung gefest, als der Profeffor die unliebfame Entdeckung machte, daß er seinen lleinen Sandtoffer, der mebrere für ihn unentbehrliche Gegenstände enthielt, im Hotel zu Wien vergeffen babe, worüber er gana troftlos war. Er veranlaßte deshalb seine junge Gattin, in Gmünd auszusteigen, um an den Hotelier in Wien zu telegraphiren, daß man den Koffer direkt nach Karlsbad senden möge. Die Dame fileg in Gmünd aus, hatte fich aber unglüdlicherweise bei dem Geschäfte des Tele graphirens etwas zu lange aufgehalten und der Bug fuhr ohne fte fort. Nun befand fich der Herr Profeffor in heller Berzweiflung, um fo mebr, da er die Fahrkarte: ber Gattin im Bestze hatte und mit Sicherheit annehmen mußte, daß seine bebaurnswerthe Frau nicht so viel Gelb bei fich habe, um mit dem nächsten Bug die Reise fortsegen zu fönnen. Die Fahrt von Gmünd nach Prag gestaltete fich baber für den armen Gelehrten zur furchtbaren Seelenpein. Endlich in Prag angelangt, ftieg er aus, um mit dem nächsten. Buge zurück nach Gmünd zu feiner Gattin zu reisen. feiner unglüdseligen Berstreuung batte er aber im Roupee seinen Reiseplaid und seine Hufschachtel vergessen, mußte er doch seine ganze Aufmerksamkeit darauf konzentriren, leines der vielen fleinen Gepädftüde der Gattin zurück zu laffen. Sechs Stunden später befand fich der Herr Profeffor wieder in Gmünd, die Gattin, die er dort suchte, fand er aber nicht- Dieselbe war gerade ein Stunde zuvor mit dem Bersonenzuge nach Brag gefahren. Die Nacht über mußte der Profeffor in Gmünd aubringen, während fich seine Gattin in Prag , fine Reisetoffer in Wien und sein Reiseplaid und seine Hutschachtel zur Stunde unbekannt wo befanden. Des anderen Tages fand fich das Ehepaar endlich in Prag zusammen, fie hatten aber alle Luft zur Besichtigung der Sehenswürdigkeiten verloren und reisten aus Angst vor weitern Abenteuern unverzüglich nach Karlsbad ab. 30%
Kleine Mittheilungen.****
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Celle , 1. Juli. Heute wurde hier ein bei Ausübung seines Berufes verunglüdter Arbeiter, der Bimmerer G. Wolter, Don seinen Kameraden zur legten Rube geleitet. Der Ber ftorbene verunglückte vor Kurzem beim Schneiden von Hols an Der Kreissäge auf grägliche Weise. Es flog nämlich ein Stück Hols von der Säge zurüd und zerriß ihm die linte Seite des balses, die Schlagaber und die Lufttöhre. Unter ben gräßlichften Schmerzen verschied der Verunglückte am 28. Junt im Alter von 36 Jahren. Er hinterläßt eine im boffnungsvollen Bustande befindliche Frau und vier fleine Kinder, welche jest, thres Ernährers beraubt, traurig in die Bulunft blicken. Der Verunglückte war ein eifriger Förderer der Gewerkschaftsbewegung und für diese im Herbste vorigen Jabres auch in Bremen thätig, von wo er nach Weihnachten wieber nach bier zurücklehrte, um in einer Dampffägerei wegen mangelnder Beschäftigung in seinem Berufe als Holzschneider Arbeit zu nehmen, wo er auf so schreckliche Weise verunglückte. Eber seinem Andenken.
Dirschau , 2. Juli. Eine gräßliche Mordthat hat fich in dem etwa eine Meile von bier entfernten Dorfe Gr. Malsau ereignet. In dem Dorfe lebte der Knecht Schulz in bisher anfcheinend glücklicher Ehe mit seiner Frau. Am Dienstag er griff dieselbe plöglich ihre beiden Kinder und sprang mit ihnen in den Teich des Dorfes. Leider tonnten herbeigeeilte Ber fonen außer der Mutter nur das eine Kind dem naffen Ele mente lebend entreißen, während das andere ertrant. Im Laufe Der Nacht fand jedoch die noch in ihrer Wohnung wellende Schulz Gelegenheit, unbemerkt auch das zweite, der Katas ftrophe glücklich entgangene Rind dem Zobe zu überliefern, indem fie dem Rinde mit einem Meffer die Reble durchschnitt. Auf das Geschrei seiner Schwiegermutter erwachte Schulz in dem Augenblicke, als seine Frau auch ihn mit einem Belle zu ermorden im Begriffe ftand. Der Bedrohte sprang auf und eilte seiner flüchtenden Frau in einen Nebenraum nach, wo dieselbe versuchte, fich burch Messerschnitte in die Kehle das Leben zu nehmen. Es gelang schließlich, die zweifache Mörderin zu feffeln, und gestern wurde dieselbe von ihrem eigenen Batten dem hiesigen Amtsgerichte zugeführt. Aus mancherlei Anzeichen, die in letterer Beit bei der Frau su Tage traten, glaubt man mit Bestimmtheit auf geiftige Urgu rechnungsfähigkeit der Mörderin bei Ausübung der grauen. haften That schließen zu dürfen.
Duisburg , 30. Junt. Eine von mehreren benachbarten Lokalblättern gebrachte Notis, daß der hier befindliche( angeb lich wegen nihilistischer Umtriebe) verhaftete rufftsche Offizier Savin aus dem St. Vincent Hospital. Gefängniß entfloben fet, scheint derselbe fich zu Herzen genommen zu haben. Geftern faß derselbee noch wohlverwahrt in der festen Krantenzelle, bewacht von einem Wächter, heute morgen aber war der Ber haftete nicht mehr zu entdecken. Nach Aussage des Wächters fand derselbe heute früb belde Thüren der festen Belle geöffnet und den darin inhaftirt gewesenen Kranten verschwunden. Die Bolizei ist nach allen Richtungen hinter ihm her.