Rollegen einnehmen würden. Wir wollen annehmen, alle Fleischer, die bieber beschäftigten und die bisher unbeschäftigten, würden aus der Geweitstaffe erhalten und feiner habe die ge ringfte Neigung, unter dem geforderten Zarif zu arbeiten. Hier wäre offenbar bas deal der heutigen Fachvereine verwirtlicht: alle Arbeiter desselben Berufs gehörten ihm an

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alle Kollegen wären einig. Und doch würde das sehr wenig fruchten. Die Unter nehmer belommen in diesem Falle zwar leine Fleischer" als Erfagarbeiter. Aber was thut das? In wenigen Tagen find andere Arbeiter- mochten fie früher sein, was fie wollten dazu angelernt, die einfachen Theilarbeiten in den großen Schlächtereien auszuführen. Ein früherer Maurer schneidet vielleicht die Kehlen ab, und ein ehemaliger Bäcker mischt gewiffe Fleischsorten mit gewiffen Gewürzen. Was tann eine Arbeiterorganisation, die noch so vollkommen ist, die aber nur das eine Gewerbe der Fleischer" umfaßt, dagegen aus richten? Den Sieg fönnte fte nur dann erwarten, wenn fle alle brotlosen Arbeiter zum Widerstand gegen die Groß schlächter organifiren fönnte; wenn fie auch der Tagelöbner, der Maurer, Tischler, Schloffer ficher wäre, die jest ihre Bläne burchkreuzen. Das heißt aber mit anderen Worten: Die Ar beiterorganisationen dürfen fich mit fortschreitender Technik nicht mehr auf ein Gewerbe beschränken, fie müssen vielmehr alle die Gewerbe umfaffen, aus denen die Unternehmer Ersatz holen fönnten. Mit jeder weiteren Ausdehnung der unge lernten Arbeit werden die heutigen berufsgenossenschaftlichen Arbeiterverbände widerstandsunfäbiger und widerstandsunfähiger, weil sie nur die Konkurrenz der engeren Berufsgenoffen zu regeln vermögen, und weil mit fortschreitender Vereinfachung der Ar beit auch die ftellungslosen Arbeiter aller anderen Berufe mit in Ronkurrenz treten. Ein Weberfachverein lann wohl den Webern und Weberinnen allen einen einheitlichen Willen ein flößen, aber er fann nicht verhindern, daß ländliche Tagelöhner aus der Provinz, Dienstmädchen aus der Stadt, verunglückte und arbeitslose Eriftenzen aus allen Beruten fich von den Unternehmern zu Spottpreisen anwerben lassen und sehr bald ,, weben". So lange die Weber noch drei Jahre gelernt haben mußten, um in ihrem Berufe zu genügen, würde ein derartiger Verein vollständig ausgereicht haben. Sobald aber jeder Ar beiter, auch wenn er gar nichts gelernt hat, rasch den Webstuhl au bedienen vermag, dann vermag auch allein die Einigkeit der Arbeiter aller Berufe den Kampf gegen das Unternehmerthum balbwegs zu einem aussichtsvollen zu gestalten.

Unsere Arbeiter haben schon bei den verschiedensten Streils ähnliche Wahrnehmungen machen können. Auch wo die be theiligten Berufsgenoffen einig waren, haben die Unternehmer fich dadurch zu helfen gewußt, daß fie irgend welche uner fahrene Arbeiter, womöglich vom Lande und aus der Provina, einstellten und rasch anlernten. In Amerika , wo die Berein fachung der Arbeit viel weiter entwidelt ist, als bei uns, ift biefes Verfahren natürlich bedeutend leichter, der Kampf der Fachvereine entsprechend schwierigerer und deshalb haben fich Dort vielfach schon die berufsgenossenschaftlichen Arbeitervereine aufgelöft und zu großen allgemeinen Arbeiter. verbänden zusammengethan.

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Politische Uebersicht.

Die Regierung will ein Arbeiterschußaeses aus arbeiten laffen, daß ist die überraschendste Nachricht des beutigen Tages, welche fonderbraer Weise aus dem Haupt quartier der Heilsarmee ", aus Worms tommt. In den Rüd bliden auf die legte Reichstagsfeffion- schreibt die Franff. Btg." war vielfach von den vergeblichen Bemühungen der parlamentarischen Initiative auf dem Gebiete der Arbeiter Schuggefeßgebung die Rede und nicht etwa auf Grund von Vermuthungen, sondern an der Hand von Thatsachen wurde bie Erfolglosigkeit auf den mangelnden guten Willen des Reichstanzlers zurückgeführt. Das geschah nicht nur von Seiten der Oppofition", von der gerade derjenige Theil, dem man Boreingenommenbelt gegen den Fürften Bismard vorzuwerfen pflegt, diesmal mit demselben sehr zufrieden war sondern auch aus dem Lager der tonservativen Sozialreformer, die fich ftets mit Emphase auf die laiserliche Botschaft vom 27. No. vember 1881 berufen. Nach der ,, Wormser Zeitung" nun hätten wir Alle der Regierung Unrecht gethan, denn das Blatt ift, ,, auf befte Informationen gefügt, in der Lage mitzutheilen, daß die Reichsregierung bereits mit der Ausarbeitung eines Gefeßentwurfs betreffend ben Echuß der Arbeiter beschäftigt ist, dessen Vorlage schon in der nächsten Reich 3 Wir werden ja tagsfeffion erfolgen wird".- Wir werden ja sehen, vor der Hand find unsere Erwartungen die denkbar niedrigften.

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Eine Denunziation lieft die Freis. Stg." aus unserer Notis über die polizeilich protegirten Gewertvereine des Dr. Hirsch( in Nr. 153 unseres Blattes) heraus. Mit der journa liftischen Unverfrorenheit, welche die Leitung der Freif. Stg." auszeichnet, fann man in der That Alles fertig bringen. Aus Der Konstatirung der Thatsache, daß die Gewerkvereine im

Stürmischer Applaus und ein einzelner gellender Pfiff dazwischen, den der von Verzweiflung getriebene Rezensent als legten Versuch selber ausgestoßen. Jetzt aber war die Gebulb des Publikums auch erschöpft.

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Hinaus mit ihm!" schrieen die ihm Nächsten, während bas übrige Publikum nur so viel stärker applaudirte. Stroh wisch wollte sich wehren umsonst; er flammerte sich an bie Parketlehne umsonst. Kräftige Arme hatten ihn ge faßt, und während Rebe unter rauschendem Applaus abging, beförderte bas Parterre mit einer merkwürdigen Geschwindig feit und unter dem noch fortwährend lebhaften Applaudiren bes ersten Ranges und dem Jubelgeschrei der Gallerie den unglüdlichen Regenfenten vor bie Thür.

Jetzt hatte Nebe gefiegt. In der Szene mit dem Maler und nachher mit den Berschworenen wurde er rauschend applaudirt, ohne daß die Opposition auch nur einen Gegen­laut gewagt, nach dem Atte wie nach allen übrigen Aften fürmisch und zum Schlusse sogar, etwas unerhörtes für Haßburg, dreimal hervorgerufen.

Gegensatz zu den Fachvereinen nicht als politische Organisa tionen behandelt würden, macht das Richter'sche Blatt: wir forderten eine derartige Behandlung. Wir werden uns durch solche Verleumdungen nicht darin beirren laffen, immer und immer wieder darauf hinzuweisen, wie die Polizei, auch wenn fie fich auf andere Geseze als das Sozialistengefes be ruft, einen Unterschied macht zwischen, freifinnigen" Arbeiter vereinen und solchen, bei denen man sozialistische Tendenzen vermuthet; nicht um die fortschrittlichen Vereine mit polizei licher Bevormundung zu beglücken, sondern um Klarbeit darüber zu schaffen, daß die Behörden auch bei der Anwendung des Vereinsgesezes pom Jahre 1850 nur in den Bahnen des Sozialisten geseves vom Jahre 1878 wandeln. Die Feftftellung und wiederholte Betonung dieser Thatsache balten wir für unsere politische Pflicht. Wir haben dabei nicht nöthig, uns immer gegen alle denkbaren Unterstellungen zu verwahren, weil unsere Leser ganz genau wiffen, daß wir nicht die Ausdeh nung der heutigen Unfreiheit der Fachvereine auf alle Arbeiter verbindungen, sondern vielmehr die den Manchesterleuten gewährten Freiheiten mindestens auch für die Fachvereine fordern.

Zur Berliner Ausstellung. Bei der Abstimmung des Bundesraths über die Berliner Industrie- Ausstellung hat fich Preußen, wie der Nat. Btg." mitgetheilt wird, neutral ver balten und erklärt, seine Stellung von der Majorität abhängig machen zu wollen. In jenen Kreisen der Industriellen, in welchen man alles aufgeboten hat, die Ausstellung im Jahre 1888 zu Stande lommen zu laffen, will man jest versuchen, auf privaten Wegen die Summe von 3 Millionen Mart zusammenzubringen, welche man vergeblich als Reichshilfe er wartet hat, um das Unternehmen dennoch zu Stande tommen au laffen. Das dürfte jedoch gänzlich aussichtslvs sein.

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Das Reichsversicherungsamt führt bekanntlich nicht nur die Oberaufficht über die Unfallsgenossenschaften, sondern ihm wohnen auch richterliche Funktionen bei. Für diese richterliche Thätigkeit, insbesondere also wenn es sich um die Entscheidung vermögensrechtlicher Streitigkeiten bei Veränderung des Be standes der Genossenschaften oder Rekurse gegen die Entschei bung der Schiedsgerichte handelt, erfolgt die Beschlußfafung unter Buziehung zweier richterlicher Beamten. Zum ersten Male wird das Reichsversicherungsamt am nächsten Freitag, den 9., feine richterliche Funktionen wahrnehmen.

Auch ein Kulturgradmesser. Die von dem italienischen Minifterium für Aderbau, Industrie und Handel herausgegebenen Annali di Statistica"( Jahrbücher der Statistil) bringen eine intereffante Busammenstellung über den Verbrauch von periodi schen Beitschriften in einer Reihe von Kulturländern. Liebig wollte am Seifefonsum den Kulturguftand eines Bolles meffen, ein befferer Maßstab dürfte der Beitungskonsum sein, dieses Barometer des öffentlichen Lebend.

Es wurden ausgegeben:

Dänemart.

Deutschland

Belgien

auf eine Zeitung entfallen Einwohner 4443 5073

in

im Jahre

Beit fchriften

den Ver. St. von Amerika ber Schweiz

1880

11 314

1880

561

1880

327

6022

1880

5041

8073

1880

641

8612

1881

3716

Großbritannien u. Jrland

1881

3 083

Schweden .

.

1880

348

Defterreich.

.1880

1378

. 1880 1883

646

11 409 13 120 16 070 21 343

1298 776

22 350 109 611

Frankreich

Ungarn

Stallen.

10 138

Rußland und Finnland . 1880 Das Deutsche Reich befindet fich an vierter Stelle und wird nur von zwei Republiken und einer freifinnigen Monarchie überflügelt. Das absolute Kaiserreich Rußland steht selbstver. ständlich an der Spige von hinten.

Zur Kanalfrage. Das Reich gedenkt den Nord Oft. fee Ranal selbst zu bauen und zu diesem Ende eine aus Technikern und Verwaltungsbeamten zusammengesezte beson dere Baubehörde zu errichten, welche den Namen Kaiser.iche Ranaltommiffion" führen soll. Neben den Erwägungen, daß Die unmittelbare Leitung des Baurs durch das Reich vor der ursprünglich beabsichtigten Uebertragung an Breußen wegen ber mit dem legteren Verfahren nothwendigen Weiterungen den Borzug verdient, haben auch andere Rüdfichten und ins besondere der Wunsch, für dies große nationale Unternehmen auch die nichtpreußischen Technifer nußbar zu machen, diesen Vorschlag veranlaßt. Ferner ist nach offigiöser Versicherung für diese Entschließung die Erwägung mitentscheidend gewesen, daß das Reich bei diesem Unternehmen die Gelegenheit zur prattischen Durchführung derjenigen sozialpolitischen Gesichts. punkte erhält, welche in der faiserlichen Botschaft vom 17. No. vember 1881 niedergelegt find: Denn nicht nur wird dieses große, zu seiner Durchführung Jahre bedürfende Unternehmen ben Anlaß zu einer muftergiliigen Organisation der Kranken und Unfallversicherung für bie bei dem Bau beschäftigten zahl

Rasen nieber, die Blumen blühten und dufteten wie vor dem, der kleine Bergstrom rieselte rasch vorbei und rauschte und plauberte, und die Nachtigallen fangen Abends ihr wunderbar ergreifend Lieb; aber still und geräuschlos glitten die Diener in bem alten Schloffe umber, öffneten und schloffen die Thüren leise und vorsichtig und sprachen nur flüsternd mit einander.

Der alte Graf hatte sich bis jetzt noch einigermaßen wohl gefühlt, wenigftens jeben Tag seinen furzen Spazier gang gemacht. Gestern Abend aber, noch in spater Stunde, war er plöglich wieber, gerade als ihm der Haushofmeister seinen Thee ins 3immer brachte, vom Stuhle gefallen und lag jest in bumpfem Hinbrüten in seinem Bette.

Der Ober Medizinalrath war noch in der Nacht von aßburg herausgeholt worden und faß an dem Lager bes Kranken. Das war keine Ohnmacht mehr gewesen; ber Lob hatte deutlich an des Lebens Pforte geklopft, und der alte Arzt fühlte wieber und wieder ben Puls bes Kranken, stand bann auf, ging im Simmer auf und ab und setzte sich wie

ber am Bett nieber.

Rrüger umarmte ihn auf der Bühne vor allen übrigen Mitgliedern, und bat sich seinen Besuch auf morgen früh aus, Die Gräfin tam nur selten in das 3immer des Kran­und bas Publikum ging mit dem beruhigenden Gefühl nachten, ber allerdings nicht bewußtlos, aber vollkommen theil­Hause, seinen Willen durchgesetzt und sich vortrefflich amüsiri nahmlos auf seinem Bette lag. Er beantwortete auch keine

zn haben.

Daß Nebe ein ausgezeichneter Schauspieler sei, darüber war von dem Augenblick an nur eine Stimme in Haßburg, und sein Triumph wurde vollkommen, als am nächsten Mor­gen die Nachricht die Stadt durchlief, daß der Eigenthümer bes Stabtblattes Herrn Doktor Strohwisch die Redaktion bes Feuilletons gekündigt habe. Der boshafte Auffah über die Monforb'sche Famile hatte ihm den Hals gebrochen.

Der alte Maulwurfsfänger. In der Stadt Leben und Bewegung, lärmende Ver­gnügungen, fröhliches Schaffen und Drängen braußen auf dem Monford'schen Stammsiz dumpfe Schwüle und Grabesruhe.

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Ja, die Sonne schien noch so warm und golden auf die schattigen Waldungen und den sorgfältig gehaltenen

der an ihn gerichteten Fragen, fah wohl nach der Thür, wenn sich diese öffnete, starrte bann aber wieder halbe Stun ben lang zur Dede empor.

Des Ober Medizinalraths Famulus war indessen von ber Gärtnerwohnung herüber gekommen, um Bericht abzus flatten und ben Arzt zu bitten, fich den Verwundeten bort oben felber einmal anzusehen. Es ging fehr schlecht mit ihm, und er fürchtete, ba eine Amputation an der Stelle unmöglich war, das Schlimmste. Die Wunde nahm unge wöhnlich rasch einen bösartigen Charakter an, da sich ber Verwundete noch außerdem in heimlicher Weise Branntwein verschafft und unmäßig davon getrunken hatte.

Der Ober Medizinalrath schüttelte nngeduldig mit dem Ropf, versprach aber im Laufe des Morgens hinüber zu fommen, und fragte, ob sich der Geschossene nicht transpor. tiren ließe.

reichen Arbeiter geben, sondern man wird dabei auch die Mängel, welche tücksichtlich der Wohlfahrtzeinrichtungen bei Unternehmungen ähnlicher Art häufiger hervorgetreten find, vermeiden und in Bezug auf Wohnungs, Speiseeinrichtung, Befriedigung des Sparbedürfnisses 2c. den Arbeitern während des Baues ein geregelte es Dasein fichern fönnen."- Hoffents lich erfüllen die Thatsachen später diese Versprechungen.

Für den Umfang der Provinz Ostpreußen find nun auch auf Grund des Gesezes vom 6. Mat d. J. Anordnungen betreffs des Volksschulwesens getroffen worden. Danach werden Arbeitgeber, welche ohne Erlaubniß der zuständigen Schul bebörde entweder schulpflichtige Kinder während der Unterrichts­stunden beschäftigen oder die Beschäftigung solcher Kinder in threm Dienste während der Unterrichtsstunden durch ihre Auf feber, Behilfen oder Arbeiter dulden, falls nicht nach den Gefeßen eine härtere Strafe verwirkt wird, für jeden Tag einer derartigen Beschäftigung eines schulpflichtigen Kindes mit einer Gelbbuße von 1 bis 30. oder verhältnismäßiger Haft bestraft.

Beleidigungen des Königs von Bayern . Der Straf burger ,, Boltsfreund" frischt eine nicht uninteressante Erinnerung wieder auf. Er schreibt: Der Tod des unglüdlichen Königs von Bayern führt uns auf einen Prozeß zurüd, der vor 3 bis 4 Jahren gegen uns angeftrengt wurde. Den Erzählungen und Urtheilen der öffentlichen Blätter zufolge gab bereits das mals der König durch seine Brachtbauten und andere Exzens trizitäten Anlaß zu gewiffen Bedenken. Nun, da erlaubte fich der Bollsfreund" damals zu sagen, daß in Elsaß man von folch einer Person gewöbnt fet, au sagen, fte sei gepict". Das Wort ist in unserer Voltssprache gleichbedeutend mit dem hoch deutschen zentrisch". Der Voltsfreund" wurde vor Gericht gezogen und zu sechs Wochen Gefängniß und zu den Gerichts­foften verurtheilt. Nun lesen wir im offiziellen ärztlichen Bes richt über den geistigen Zustand des Königs, daß derselbe an Verrücktheit litt und diese Krantheit schon lange Jahre hinauf reiche. Wir wollen nicht refriminiren, fern davon. Allein..."

"

Der auch von uns wiedergegebene hessische Ministerialerlaß wird nach der Frankf. 8tg." bei der Wiederaufammentritt der zweiten Rammer Gegenstand einer Interpellation bilden. Mehrere Abgeordnete, darunter ein hervorragendes Mitglied der fatholischen Vollspartei, haben bes fchloffen, das Minifterium darüber zu interpelliren, ob es bel Dem Erlaß aus eigenem Antrieb gehandelt habe und wodurch es hierzu veranlaßt sei, oder ob das Birkular einer allgemeinen Weifung von Berlin seine Ent ftebung verdankt.

Versammlungen. Der Reichstagsabgeordnete Geiser hielt am 1. Juli au Harihau, am 2. Juli au Chemnitz zahlreich be fuchte Versammlungen ab mit der Tagesordnung: lasere Volksbildung, wie fte ist und wie fie sein sollte". Der Ber lauf der Versammlungen war ein guter; der Redner erntete großen Beifall.

Versammlungsverbot. Der Freien Breffe für Berg und Mart" schreibt man aus Bremen , 5. Jult: Die Erlaffe des Herrn von Butilamer fangen auch hier an zu wirken. Der Vorstand des Fachvereins der Textil Branche hatte auf Sonntag Morgen 11 Uhr nach der Schüßenhalle eine öffent liche Versammlung der Weber, Wirler, Riemendreher ac. anbe raumt, um neue Mitglieder zu werben. Als Redner war Herr Wesch Krefeld angemeldet. Am Samstag Nachmittag erhielt Der Einberufer ein Schreiben des Oberbürgermeisteramtes, laut welchem die Versammlung auf Grund des§ 9 des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie verboten wurde. Da das Verbot erst spät bekannt wurde, so hatte fich in der Schüßenballe ein zahlreiches Bublifum einge funden, welches hier erst Kenntniß von der behördlichen Maß­regel erhielt.

Weißenfels , den 1. Juli. Ein der sozialdemokratischen Bartet angehöriger Bigarrenbändler batte in dem Fenster feiner Wohnung eine rothe Kattungardine, nach Ansicht des Bürgermeisters in oftentativer Weise, angebracht und wurde deshalb mit einer Geldstrafe von 50 M. belegt. Gegen die selbe erhob der erstere bei der lönigl. Regierung Beschwerde, wurde aber mit derselben abgewiesen und mußte, da er die über ihn verhängte Geldstrafe nicht au erlegen vermochte, im biefigen Gerichtsgefängniß eine achttägige afiftrafe verbüßen. Als vor einiger Zeit der Reichstagsabgeordnete Viered, welcher in Naumburg einen öffentlichen Vortrag gehalten batte, mit mehreren Parteigenoffen in einem öffentlichen Lokale eine Besprechung abhalten wollte, wurde derselbe aus diesem von der Bolizei verwiesen; gleiches fand statt, als die Leute fich in einer anderen Gastwirthschaft niederließen. Bum Schluß versammelten fie fich in verschiedenen Rähnen auf Der Saale .

Belgien .

Aus Brüffel, 3. Juli, schreibt man der Boff. Stg.": Der Generalrath der Arbeiterpartei bat ein fulmi nantes Manifeft an alle Arbeiter Belgiens erlaffen. Es heißt darin: Arbeiter! Die Leute, die uns regieren und uns wie Sllaven behandeln, haben geglaubt, daß es genügte, unsere

Es war ganz unmöglich; bei der geringsten Bewegung schrie er laut auf.

Der alte Maulwurfsfänger befand sich wirklich in einer bösen Lage und hatte die ganze Nacht ein heftiges Fieber gehabt. Erst mit der Morgendämmerung ließ das etwas nach, und er fiel bann in einen unruhigen Schlaf, aus dem er manchmal mit einem Schrei emporschredte. Gegen zehn Uhr wachte er auf und etwas Waffersuppe, aber er fühlte fich tobesmait. Als ihm der junge Arzt nachher bie Wunde verband, betrachtete er sie selber auch topfschüttelnd und sagte dann, indem er ihn fest ansah:

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Hören Sie' mal, Herr Doktor, die Ränder gefallen mir nicht; ich habe in meinem Leben schon zu viel Ders artiges gesehen. Das kommt mir beinahe vor wie der Brand - hm So weit ist's noch nicht," beruhigte ihn Frant, aber wenn Ihr noch einen Tropfen Branntwein trinkt, steh' ich Euch für nichts."

" Ja, jest hat's ber Branntwein gethan", nidte ber Alte vor sich hin. Daß Ihr Doktoren doch immer genau wißt, woher es fommt, aber nie, wohin es geht! Ich merke fchon, wie die Geſchichte iſt, faul, überfaul unb biß vor Schmerz die Zähne auf einander und fiel, während der Arzt die geöffnete Wunde wieder verband, auf sein Riffen zurüd.

Er

So lag er wohl eine halbe Stunde. Der Arzt war fortgegangen, und die alte Wärterin, die ihn pflegen mußte, ba man bem Rind im Hause das nicht Alles überlaffen fonnte, war hinunter in bie Rüche gestiegen, um sich ihr Mittagessen zu bereiten. In der Seit mußte bann immer bes alien Jonas Entelin bei ihm fißen, um die Wärterin rufen zu fönnen, wenn er etwas verlangte, oder ihm selber vielleicht fleine Handreichungen zu thun.

Der Verwundete hatte eine Weile still gelegen und auf feine Dede niebergeftarrt. Endlich sagte er leise:

"

Bärbel 1"

Ja, Herr Frig," antwortete bie Rleine, welche am Fenster stand und auf die grünen Büsche hinaus schaute, wollt Ihr Waffer? Ich habe frisches mit herauf gebracht.