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Meistersinger und ebenso in deren Tonart: Als Gott der Herr dem Adam hieß Sich trollen aus dem Paradies Da brach für alle, Weib und Mann Das allergi ößte Elend ant 2c. Doch Gott der Herr voll Gnad und buld Hat mit der Menschheit viel Geduld Flugs schuf er einen neuen Garten Deß soll ein neuer Adam warten u. 1. w." Die Polizei verbot die Anbeffung des Platates, weil es eine Gotteslästerung enthalte. Es ist in der That gut, daß das Lieb is Noah aus dem Rasten lam" schon früher gedichtet worden ist.
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Bon verschwundenen Zwillingsschwestern weiß der L.." folgende räthselhafte Geschichte zu erzählen, welche feit Dem Montag voriger Woche den Norden der Stadt beschäftigen foll. Die beiden am 18. Januar 1864 zu Berlin geborenen Töchter des Kürschnermeisters Reiß, Amanda und Klara, find auf ganz räthselhafte Weise aus dem Hause ihrer Eltern, Elsafferfit. 6, seit dem genannten Tage verschwunden. Be wohnet des Hauses haben am Montag Nachmittag 11 Uhr eine Droschte vor dem Hause vorfahren sehen, der ein Maun entftieg, der bald darauf mit den beiden jungen Mädchen die Droschte wieder bestieg und in westlicher Richtung mit ihnen Davonfubr. Beide junge Damen lebten mit ihren Eltern im beften Einvernehmen und haben erft Sonntag vorher mit diesen Das Konzert im Bögow'schen Etablissement besucht. Die Eltern vermuthen eine Entführung beider Töchter. Um die Spur derselben verfolgen zu fönnen, bittet der Water den Droschten futscher, welcher Montag Nachmittag in Begleitung des frem. ben unbekannten Mannes mit den beiden jungen Damen vom Hause Elsafferftr. 6 abfuhr, um Mittheilung, wohin er mit den brei Personen gefahren, und verspricht dem Droschlenführer eine gute Belohnung.
Recht schlimm erging es am Sonntag Abend der Man farbenwohnung des Pensionärs Made im Hause Lichterfelderftraße 2. Die Familie war ausgegangen, und während ihrer Abwesenheit gelangte in der unbeaufsichtigt gebliebenen Wohnung ein Brand zum Ausbruch, deffen Entdeckung vom Nach barbause erft erfolgte, nachdem die Flammen mit dem Mo biliarinhalt zweier Stuben bereits rollständig aufgeräumt, die Deden durchbrochen hatten und an verschiedenen Stellen zum Dache herausschlugen. Mit dem Eingreifen der furz vor 10 Uhr alarmirten Feuerwehr, welche gegen den Brandherd mit der Gas und Dampfspriße, unter Assistenz einer großen Hand brudsprige, vorging, wurde die Macht der äußerff fräftig ent fachten Flammen awar bald gebrochen, doch währte es fast eine Stunde, bevor ihre endgiltige Niederlage beftegelt war, wäh rend die Aufräumungsarbeiten erft heute früh gegen 2 Uhr ihr Ende erreichten. Wahrhafi ergreifend war der Jammer Der Frau, als fte bei ihrer Rüdtunft die Verwüstung fab; Denn das Mobiliar ist nur sehr mäßig bei der Norddeutschen Feuerversicherungs Gesellschaft verfichert. Die Schädigung einer Anzahl anderer Miether beschränkt sich auf den Verlust ber in den Bretterverschlägen auf dem Boden untergebrachten Wirthschaftsgegenstände zc und beansprucht gegen den von bem Made'schen Ehepaar erlittenen Verlust jedenfalls keine Bedeutung. Ueber die Entstehungsursache des Brandes und über seine unbemerkte beträchtliche Entfaltung fehlt bis jest noch jede Aufklärung.
Eine Jagd auf einen Taschendieb fand vorgestern Abend in der Gegend des Halleschen Thores ftatt. Ein herr, ber dort die Pferdebahn der Ringbahn bestieg, verspürte in bemfelben Augenblide, als er auf dem Hinterperron Blas nehmen wollte, einen Rud. In der Meinung, er fet mit seiner Kleidung irgendwo hängen geblieben, revibirte er dieselbe und bemerkte im nächsten Moment, daß seine Ubrkette lofe berab bing. Die Uhr fehlte und die Kette war mittelst eines Werkzeugs abgeschnitten worben. Meine Uhr ist mir gestohlen worden!" zie der Beftoblene sofort; in diesem Augenblide verließ aber auch einer der Perronfahrgäste den in voller Fahrt befindlichen Wagen und machte fich aus dem Staube. Der Bestohlene nahm sofort die Verfolgung auf, andere schloffen fich ibm an, und ein tolles Jagen durch die Straßen begann. In der Neuenburgerstraße wurde der Flüchtige endlich gefaßt und nach bem nabe gelegenen Polizeireoler gebracht. Man batte, wie bie A. F. 8 meldet, einen guten Fang gemacht, denn der auf Der That Ertappte wurde als ein vielfach vorbestrafter Taschen bieb relognosjirt, der wegen früherer Diebstähle stedtorieflich verfolgt wird. Die Uhr hatte er unterwegs von fich geworfen, fte ist aber später gefunden worden.
Eine fener turbulenten Szenen, wie fie im Moabiter Gerichtsgebäude grade nichts feltenes find, spielte fich am Sonnabend Nachmittag auf dem eine Treppe boch belegenen Korridor ab. Es waren eine Anzahl Frauendleute zur Ber nehmung vor dem Unte suchungsrichter aus dem Gefängnisse vorgeführt worden, darunter eine Alte, die zwar nicht in Ehren, wohl aber in Berbrechen grau geworden ist. Die ganze Gruppe wurde bis zum einzelnen Aufruf einstweilen in eine Detentions gelle gesperrt. Plößlich ertönte aus der Belle fürchterliches Be freisch, ein Bote springt hinzu, öffnet die Belle, springt aber blizschnell zurück; denn vor ihm fteht die Alte vollstär dig nackt. Ste hatte fich fämmtlicher Kleider, und selbst des Hemdes ent ledigt. Dabet freischt, tobt und schimpft fie wie eine Wahn finnige. Man versuchte ihr durch eine Thürrige hindurch gut aujureben, es war aber alles umsonst. Da selbstverständlich fein Mann die Belle betreten tonnte, so entschloß man fich endlich, die Stationsauffeberin aus dem Gefängnisse beraufau holen. Diese erklärte sofort, daß die Alte nur fimulire. In der That gelang es ihr durch freundliches und bestimmtes Bu reden, die Alte wenigstens soweit zu beruhigen, daß fie ihr die Kleider wieder anlegen fonnte, es währte aber noch geraume Belt, ehe die Gefangene vernehmungsfähig wurde. Die übrigen weiblichen Infaffen der Belle hatten die Aufforderung der Boten, die Alte wieder anzutleiden, abgelehnt.
Durch das Dröhnen eines Schusses wurden Sonntag Abend gegen 9 Uhr die Bewohner des Hauses Friedrichstr. 249 jab aufgeschreckt. Ein in dem genannten Hause wohnender 16jähriger Raufmannslehrling Max Robarid hatte fich ver mittelst eines Revolvers einen Schuß in die Bruft beigebracht. Laut stöbnend und fich in Schmerzen windend, wurde der Selbstmörder in seiner Stube aufgefunden und auf Anord. nung eines binzugerufenen Arztes nach der Königlichen Charitee geschafft, woselbst man an seinem Auflommen zweifelt. Ueber bas Motiv zu der verzweifelten That war nichts zu ermitteln.
Der vielen Berlinern wohlbekannte Klavierspieler des Gesellschaftshauses in Grünau , ein junger Mann in ben zwanziger Jahren, wurde seit Mittwoch Abend vermißt, ohne Daß man wußte, was aus ihm geworden war. Gestern Morgen nun wurde seine Leiche im Waffer zwischen den Booten vor dem Gesellschaftshause vorgefunden. Es wird nun vermuthet, baß der Klavierspieler, welcher für Wasserfahrten beim Mondes. fein schwärmte, bei einer dieser Fahrten in der Mittwochs nacht aus dem Rahn gefallen ist und seinen Zod gefun Den hat.
Ein Segelboot lentette am Sonntag während des starten Windes hinter Grünau auf der sog. Krampe und feine brei Infaffen stürzten in's Waffer. Es gelang mehreren Schiffern, welche fich auf Billen befanden, die in der Nähe lagerten, die Berunglückten zu retten und das Segelbot gegen eine gute Belobnung wieder flott zu machen.
Erwischter Wüstling. Am Sonnabend wurden, wie der Staatsb. Stg." geschrieben wird, einige Schußleute durch mehrere Kinder darauf aufmerksam gemacht, daß ein Mann ein tleines Mädchen an fich gelodt babe und mit ihr die nicht mehr erleuchtete Treppe eines Hauses in der Kommandanten ftraße hinaufgegangen set. Die Schugleute und mehrere Haus. genoffen, die sich am Suchen betheiligten, fanden den Unhold natürlich sofort verhaftet und fieht einer gerechterweise schweren Strafe entgegen. Der Vorfall mag aber den Eltern zur War.
nung bienen, ihre Kinder des Abends nicht unbeauffichtigt auf| tungen der Anklage stehen und beantragte gegen den noch der Straße zu laſſen. sid but admalistai ant
Martthallen Bericht von J. Sandmann, städtischem Verkaufsvermittler, Berlin , den 5. Juli. Butter. Troß der großen Bufuhr haben Butterpreise wegen des zunehmenden Bedarfs, besonders für den Export eine Befferung erfahren. Die neuen Buttersendungen zeigen jedoch vielfach eine ſo geringe Haltbarkeit, daß man dieselben schnell vergeben muß, um einer Werthoerminderung vorzubeugen. Es loftet: feinfte Oft und Westpreußische 95-105 M., feine Amtsbutter 90 bis 95 M., feine Mecklenburger, Briegniger, Holsteiner 2c. 86-90, II 80-87: Landbutter I 75-80 II 63-75 R., Balistiche und andere geringste Sorten 50-65 M. per 50 Kilo.- Räse be hauptet den erhöhten Breisstand. Quadratbadsteinläse 18-23, II 12-17 per 50 Kilo. Limburger 30-38, II 16-25 D.; echter Emmenibaler 70-80, I imitirter 50-60, II 40-45 M.; echter Holländer 58-75 M.; Rheinischer 45-70 M.; echter Neufchateller 4,50 M. per 20 Gid.; Ramadour in Staniol 46 M, in Bergament 36 M. per 50 Rilo; Cammenbert 8,00 bis 8,50 per Dußend. Eier im Breise steigend 2,20-2,25 m. per Schock nach Börsenusanze.
Polizeibericht. Am 5. d. M. Vormittags wurde auf dem Bentralviebhof ein Knabe von einem Pferde, welches ihm zur Beaufsichtigung übergeben worden war, und daß er unbe fugter Weise beftiegen batte, abgeworfen und erlitt dabei nicht unbedeutende Verlegungen am Kopf und am Fußgelent.- An demselben Lage Nachmittags wurde ein 4 Jahre altes Mädcher an der Ede der Frieden und Fruchtstraße durch einen von brm Kutscher Braunschweig geführten Schlächter wagen überfahren. Es erlitt einen Bruch des Oberarms und des Unterliefers und mußte nach dem Krankenhause im Fried richshain gebracht werden. Bu derselben Beit gerieth ein Knabe in der Bernburgerstraße mit seinem Velosiped unter die Räder eines eben vorüberkommenden Arbeitswagens, so daß er überfahren und am Oberschenkel nicht unbedeutend verlegt wurde. Am Nachmittage gerieth durch unvorsichtiges Um gehen mit Licht im Lagerfeller eines Kaufmanns in der Dres bener ftr. 85 eine Quantität Betroleum in Brand. Die Feuerwehr löschte das Feuer, welches bedeutenden Schaben noch nicht angerichtet hatte, in furzer Zeit.
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Gerichts- Zeitung.
† Schlaglichter auf das Submissionswesen warf eine Verhandlung, die gestern gegen den Kohlenhändler A. vor der erften Straflammer des hiesigen Landgerichts stattfand. A. batte im Lizitationsverfahren den Buschlag für die Koaks lieferungen an das Garnisonslazareth in Tempelhof erhalten. Iteferungen an das Garnisonslazareth in Tempelhof erhalten. Hiernach batte er sich unter Stellung einer Raution verpflichtet, dem Militärfistus 10 000 Btr. Koats im Laufe des Jahres 1885/86 zu einem Preise von 89% Bf. pro 8tr. fu liefern. Schon bei diesem Sage war sein Berdienst nicht hoch. Der Engrospreis betrug 75 Pf. pro 8tr., wozu noch Auslagen an Arbeitslohn, Fuhrgeld ac. in Höhe von 10 Bf. pro 8tr. tamen. Nun stieg plößlich der Preis des Koals auf 105 Pf. pro Str. so daß für A. ein großer Verlust in Aussicht stand Das war eine Lage, welcher er mit seiner Börse und feiner Moral nicht nicht gewachsen war. Er ets fand ein Mittel, um sich zu retten und beging einen groben Betrug. Er verftand es, das Laragewicht
Der beladenen Wagen dadurch zu fälschen, daß er schwere Wagen mehrmals über die Wage geben ließ und die Wiege gettel bann auf leichte Wagen vertheilte. 64 Fälle find ihm in Der Beit vom 25. September bis zum 11. März b. J. nachge wiesen; im Ganzen hat er 1700 Bentner weniger geliefert, als er angegeben und bezahlt erhalten hat. Der Staatsanwalt hielt diesem Vertrauensbruch gegenüber eine hohe Strafe für angemessen und beantragte eine Gefängnißftrafe von 1 Jahr 6 Monate, eine Geldstrafe von 1500 D. und Verlust der
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nicht vorbestraften Angeklagten eine Buchthausstrafe von einem Jahr. Der Gerichtshof sprach aber unter Würdigung der Beweismomente der Vertheidigung den Angeklagten fret. + Armuth. Der legte Winter war für die Familie des De barter: Der Mann ohne Arbeit, die Frau Möbelpoltrers B. ein barter: Der Mann ohne Arbeit, die Frau frant und fünf fleine Kinder. Dazu tam eine Miethsschuld, bie nicht bezahlt werden lonnte und ein menschenfreundlicher Wirth, der nicht länger warten wollte. Schließlich wurden die Leute auf die Straße gefeßt. Mit ihren fünf Kindern fand die Frau Aufnahme im städtischen Asyl für Obdachlose, während der Mann fich nach einer neuen Wohnung umsab. Nun be fteht die lobenswerthe Einrichtung, daß die Armendirektion den Asyliften eine Unterstüßung bis zu 15 M. gewährt, wenn fie nachweisen, daß fie eine fefte Wohnung gefunden haben und nun die Miethe für den ersten Monat deden müssen. Auch Frau B. erhielt 15 Mart. Aber auch in der neuen Wohnung hielt Die Noth thren Einzug; wieder war es für B. B. eine Unmöglichkeit, Den Miethszins zu erschwingen, wieder wurde er ermittitt und wies der wanderte die Frau mit den Kindern in das Asyl. Nach einigen Tagen gelang es B. eine Wohnung für hundert und einige Mart jährlich zu miethen. Er vermuthete nun, daß seine Frau jezt, wo eine geringere Miethsrate zu erlegen war, auch nur eine geringe Unterstüßung erhalten würde. Um nun einige Mart mehr zu erhalten, ließ er sich verleiten, den Miethse fontratt ju fälschen. Er stellte sich selbst einen neuen aus und schrieb einen Miethsains von jährlich 180 Mart hinein. Ec erreichte nicht einmal, was er beabsichtigte; die Frau erhielt nur 12 Mart und die Fälschung wurde außerdem später ent Dect. Nun ftanden gestern Mann und Frau vor dem Richter. Die Frau beftritt, von der That thres Mannes Kenntniß ges habt zu haben und so wurde der Termin vertagt, um ein Mite glied der Armendirektion als Beugen über den Vorgang vors zuladen.
Mannheim , 1. Juli. Heute fand bei der hiesigen Straftammer wiederholte Verhandlung in der Anklagefache gegen den Reichstagsabgeordneten Bebel, Stadtrath Dreesbach, Re batteur Willig und Schloffer Reichart wegen Uebertretung des badischen Vereinsgesetzes statt. Der Gerichtshof war theilweise anders besezt als das erste Mal. Den Vorfts führte Herr Landgerichtsdirektor Baffermann, die Anklage war wiederum durch den Erften Staatsanwalt Dies vertreten, als Verthei diger fungirien, wie in der ersten Verhandlung, Rechtsanwalt Dr. Herz für Bebel, Dreesbach, Willig, Dr. Rosenfeld für Reichart. Eine Reihe neuer Beugen war vorgeladen worden, außerdem war vorher auf Antrag der Staatsanwaltschaft ein Augenschein an dem Dite der Busammenkunft vorgenommen worden. Die Verbandlung nahm nahezu 5 Stunden in Anspruch, wovon 3 Stunden durch die Reden des Staatsanwalts. Der Vertheidiger, insbesondere des Reichstagsabgeordneten Bebel in Anspruch genommen wurden. In längerer Ausfüh rung wurde seitens der Vertheidigung die Anwendbarkeit ber Bestimmungen des badischen Vereinsgefeßes dargelegt, da eine Volksversammlung im Sinne desselben nicht vorliege. Das nach einstündiger Baufe vertündete Urtheil, bei welchem der Gerichtshof an die Rechtsanficht des Oberlandesgerichts gebun ben war, erklärte sämmtliche Angeklagte für schuldig und er tannte gegen Bebel und Dreesbach auf 50 M., Willig und Reichart auf 25 M. Geldbuße. Bebel, Willig und Reichart wurden als Letter und Veranstalter erklärt. Diese geringfügige Strafe steht in feinem Verhältnisse zu dem Aufsehen und zu dem Aufwand von Beit, welche dieser Prozeß verurfucht hatte. Der Herr Staatsanwalt, der bei der früheren Verhandlung swet Monate Gefängniß beantragt hatte, hatte es denn auch für gut befunden, diesmal teinen bestimmten Strafantrag zu stellen.
Ehrenrechte auf 2 Jahre. Der Gerichtshof ging unter dieses Vereine und Versammlungen.
Strafmaß herab:. wurde au einer Gefängnißftrafe von 9 Monaten und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 2 Jahr verurtheilt. Von einer Geldstrafe wurde abges feben.
Für die Kreise der Bichhofs- Interessenten ist eine Entscheidung der sechsten Straflammer hieftgen Landgerichts I von besonderem Interesse. In einer Belanntmachung der Direktion des städtischen Bentralviehhofes, unterzeichnet Haus burg , vom 19. Dezember 1883 wird angeordnet, daß die Ober treiber vorn an der Kopfbedeckung eine Metallschleife mit einer Nummer als Abzeichen zu tragen haben. Die Nichtbefolgung dieser Vorschrift ist als eine Verlegung der für den Viehhofs betrieb erlaffenen Bolizeiverordnung vom 17. Februar 1881 be zeichnet worden. Eine große Mehrzahl der Dbeiretber alias Bichexpedienten hielt sich nicht verpflichtet, dieser Anordnung nachiulommen, und auch ihr juristischer Beistand Rechtsanwalt Dr. Fränkel vertrat im Temin vor dem gebachten Gerichtshofe die Anficht, daß nicht der Direktor Hausburg, sondern nur der Magiftrat zum Erloß von Ausführungsbestimmungen berechtigt fei. Die fragliche Bekanntmachung verlege sogar§ 1 der Reichs gewerbeordnung. Der Gerichtshof erachtete aber die Bekannt machung für durchaus rechtsverbindlich und verurtheilte brei Dbertreiber zu je 6 D. event. je 2 Tagen Haft.
+ Mutter und Tochter. Der Handelsmann Aeberlein war Junggeselle und ließ seinen Hausstand von seiner Wirth schafterin, der Wittwe Louise Warnat, besorgen. Die Wittwe wurde zuweilen von ihrer erwachsenen Tochter Marie besucht, und so lernte auch Aeberlein fte lennen. Die Tochter gefiel thm befier als die Mutter und eines schönen Tages veriprach er ihr die Heirath. Die Wittwe mußte von diesen Vorgängen gehört haben und es tamen einige Eifersuchtsszenen vor. Nun machte der Handelsmann turzen Prozek und setzte seine erste Wirthschafterin vor die Thür. Frau Warnat erhob Lohnan sprüche und es tam zu einem Bivilprozeß. In diesem Prozeß machte Aeberlein geltend, daß seine Wirthschafterin bet threm Abzuge ihm einen Mantel gestohlen habe. Als er nun diese Behauptung durch einen Eid befräftigen sollte, lehnte er es ab, den Eid zu leisten. Machte ihn schon dieser Umstand ver bächtig, so gewann die Sache noch dadurch eine schlimmere Gestalt für ihn, daß Marte Warnat erklärte, er babe fte verleiten wollen, wiffentlich falsches Beugniß gegen ihre Mutter abzulegen und fie babe zu diesem Brede zwei Schriftftüde unterzeichnen müfen. Auf Grund dieser Angabe, die dadurch psychologisch verständlich wird, daß Weberlein sein Versprechen, Marie Warnat au heiratben, nicht eingelöst bat, wurde gegen den Handels mann Antlage wegen Berleitung zum Meineide erhoben, die gestern vor der ersten Straflammer des Landgerichts I zur Ver handlung fam. handlung lam. Die beiden Beuginnen, Mutter und Tochter, fraten einmüthig gegen den Angeklagten auf. Die Mutter be ftritt entschieden, fich am Eigenthum desselben vergangen zu haben und die Tochter wiederholte ihre bereits mitgetheilten Angaben. Die Bertheidigung suchte zunächst nachzuweisen, daß der Wittwe ein Bergeben gegen das Eigenthum wohl zuzu trauen sei. Bwei Beugen, bei denen Frau Warnat als Wirth schafterin thätig gewefen ist, belkundeten nicht ge rade Rühmliches von ihr und ihrem Vermögen, mein und bein getrennt zu halten. Sodann unternahm die Bertheidigung, den indirekten Beweis zu erbringen, daß keine Verleitung zum Meineide vo: llege. Die beiden Belannten Neberlein's, Belannten Neberlein's, welche das Protokoll über den angeblichen Diebstahl der Frau Warnat aufgefegt haben, welches von Marie W. unterschrieben worden ist, befundeten, daß das Mädchen damals ihre An gaben mit großer Bestimmtheit gemacht und ihre Unterschrift bereitmillig gegeben habe. Außerdem wurde von einer weiteren Entlastungszeugin eine Aeußerung der Marie über ihre Mutter mitgetheilt, die von menig Bietät zeigt; Marte soll gesagt haben:„ Die Mutter steht schon, wo sie bleibt." Diesen Aussagen gegenüber blieb der Staatsanwalt bei den Behaup
hr. Die Stuckateure beschäftigten fich in einer öffent lichen Versammlung, welche am Montag bei Nieft, Komman bantenftr. 72, tagte, noch einmal mit der das Abfallen von ferat erstattete, hob hervor, daß es im Intereffe des Studas Studtheilen betreffenden Frage. Herr Heindorf, der das Re teurgewerbes liege, die Polizeibehörde zu veranlassen, daß fie burch wirkliche Sachverständige lonftatiren laffe, wodurch das häufige Vorkommen des Abfallers von Stuckthetlen verursacht werde. Die Prinzipale, welche meift Bildhauer find und das Befestigen von Stud praktisch nicht betrieben haben, selen nicht wirklich Sachverständige. Der Bildhauer Herr Kretschmer, welcher zur Belt als offizieller Sachverständiger fungirt, habe fich dabin geäußert, daß thm praktisch tüchtige Studateurges hilfen zur Seite stehen müßten. Am Schluß ermahnte der Referent die Kollegen, fich dadurch, daß manche Arbeitgeber ben auf Hebung des Studateurgewerbes gerichteten Bestrebun gen der Gehilfen noch feindlich gegenüberstehen, sich von dem Aschluß an den Fachverein nicht abbaiten au laffen. In der Diskussion sprachen die Herren Diefenbach, Gott heimer, Bammann, Grünberg fich in glet chem Sinne aus. Es wurde noch hervorgehoben, baß durch die Afforbarbelt und dadurch, daß cicle Prinzipale die Arbeit nicht durch sachverständige Stucateur gehilfen, sondern durch Arbeiter, die nicht Studateure find und Die für niedrigere Löbne arbeiten, ausführen laffen, der Fahr läfftaleit bei der Arbeit Vorschub geleistet werde. Das Ergebnis Der Verhandlungen war die einstimmige Annahme der folgen. ben zwei Anträge: 1. des Antrages Gottheimer , 4 Rollegen au wählen, die einen Entwurf resp. Vorstellung an das fönigl. Polizeipräsidium ausarbeiten und einreichen und event. als Sachverständige zugezogen werden sollen; 2. des Antrages Hoffmann, die Lohnkommiffion zu beauftragen, mit den Meistern eine Vereinbarung zu erzielen, daß die Meister fich verpflichten, feine Leute zu beschäftigen, die nicht fachlundig find, da ohne das Mitwirken der Meister die Stucateure für foltbe Arbeit nicht sorgen fönnen. Nachdem die 4 Kollegen gewählt waren, wurden noch die jüngst vorgekommenen Fälle besprochen, in welchen sowohl Prinzipale als auch Gehilfen den zwischen beiden Thellen abgeschloffenen Rontralt über die Lohn und Arbeitsbedingungen gebrochen haben sollen.
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Die polizeiliche Genehmigung wurde versagt, der zu heute, Mittwoch, anberaumten Versammlung des Arbeiter Be girlsvereins ,, Süd- Ost". Die Tagesordnung dieser Versamme lung lautete: 1. Vortrag des Herrn Dr. Stahn über Hunds wuth und Impfung. 2. Kommunales. 3. Verschiedenes und Fragelaften. Der Verein in für Feuerbestattung zu Berlin zählt gegen wärtig 620 Mitglieder, nachdem für etwa 30 Mitglieder, welche in Folge von Differenzen mit dem früheren Vor figenden ausgeschieden waren, 35 neue Mitglieder zuge treten find.
Der Verein ehem. Schüler der Kgl. Friedrichstädt. Knabenschule( Reinbott'sche Schüler) bat fich die Aufgabe ge ftellt, feinem ehemaligen. am 15. Mai 1883 verftorbenen Rektor 6. A. Reinbott einen Brabstein au segen und hält zur weiteren Besprechung hierüber eine Generalversammlung am Donnerstag, den 8. b. Mts., Abends 9 Uhr, im Deutschen Vereinshause, Wilhelmftr. 118, ab, wozu alle ehemaligen Schulfameraden eingeladen find.
Verein für Technik und Gewerbe, Mittelstraße 65. Mittwoch, Abends 8% Uhr, Vortrag. Säfte willkommen.
Fachverein der Tischler. Die Vereinsbibliothe! ist am Donnerstag, den 8. Juli, Abends von 8 bis 9 Uhr im Vereinslofale, Neue Grünstraße 28( Jordan's Salon) geöffnet. Das selbst tönnen Bücher von den Mitgliedern in Empfang genommen und gelesene Bücher zurüdgeliefert werden. Sonntag, den 11. Jult, wird vom Vergnügungskomitee des Vereins eine Herrenpartie nach dem Grunewald arrangirt.
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