weil derfelbe im 4. Berliner Reichstagswahlkreise liegt, den Singer vertritt.
Die Zersplitterung in den Reihen der Sozialdemo tratte ist das ständige Thema der nationalliberalen und offiziösen Beitungen in den gegenwärtigen Hundstagsferien. So wird die Thatsache, daß auch in Hamburg eine Arbeiter geitung für das Bauhandwert erscheint, als ein tiefer Rig, ber in die Sozialdemokratie gemacht set, geschildert. Dann fpult auch das alte Märchen wieder von Laffalleanern" und Margiften", und besonders die Nordd. Allg. Stg." macht fich zur Zwischenträgerin solcher Gerüchte. Wir tönnen der böchftebrenwerthen Kollegin nur den Rath geben, fich über folche Bersplitterung zu freuen; wenn die, Nordd. Alla. 8tg. recht hat, dann ist ja so wie so das Ende der Sozialdemo fratie in nächster Nähe und das tägliche Schimpfen des genannten Blattes auf die Sozialdemokratie überflüffig; das felbe würde nur an den Fußtritt des Esels erinnern.
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Ein weitschauender politischer Geift" des national liberalen Leipz. Lagebl." erklärt, das iest die Handhabung des Sozialistengefeges eine torrette fel. Auf solches Urtheil tönnen diejenigen, welche das Sozialistengeset zu handhaben haben, sehr stolz sein.
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Der Mainzer Arbeiterwahlverein. Das Mainzer Kretsamt hat foeben über den von ihm am 10. Juni d. J. auf Grund des Sozialistengefeßes verbotenen, neugeg: ündeten Arbeiterwahlverein das Liquidationsverfahren er öffnet, nachdem die erfterwähnte Verfügung rechtskräftig ge worden ist. Bum Liquidator des aufgelösten Vereins wurde ein hieftger Polizeisekretär ernannt. Das Vermögen" des Vereins wird jebenfalls ein sehr geringes sein.
Sozialistisches Begräbniß. Hamburg , 5. Juli. Gestern Nachmittag fand das Begräbniß des in der Diafoniffenanstalt verftorbenen Agitators Slubed ftatt. Ueber 3000 Bartei genoffen mit rothen Schleifen und dunkelrothen Rosen ge schmückt hatten sich zur Begleitung eingefunden. Von der Bolizei waren ebenfalls zahlreiche Mannschaften aufgeboten, die in sechs Wagen dem Buge vorausfuhren! Am Grabe fuchte ein Führer der Partei zu sprechen, als er baran verhindert wurde, warf er seine rothe Schleife auf den Sarg, und viele Anwesende folgten seinem Beispiel. Im Uebrigen wurde die Dronung nach leiner Richtung hin gestört.
Ein großer Sozialistenprozeß wird am 29. Juli wieder in München vor der II. Straflammer des I. Landgerichts I ver bandelt. Die Anflage ift wegen Bergebens gegen das bayeri sche Vereinsgefes gegen 21 Schneider erhoben, welche nach der Aufhebung ihres Fachvereins die Vereinsversammlungen fort festen und in denselben auch schon vorher Bolitik getrieben und fich dem Zentralverein in Gotha angeschloffen hatten.
Für die Aufhebung des Einfuhrverbotes auf ameri fanifches Schweinefleisch tritt sehr lebhaft das national liberale Leipziger Tageblatt " ein. Das Verbot sei einem be deutenden Theiles des deutschen Bolles von Anfang an ebenso unsympathisch gewesen wie dem amerikanischen . Da lange Jahre hindurch Millionen von Deutschen ohne Schaden ameri fanisches Schweinefleisch verzehrten, Engländer, Holländer, Belgier sc. es noch ohne zu ertranten verzehren, so hat die Braris bier vollständig die Theorie widerlegt und legtere ift obne Werth. Vor allem haben unsere armen und arbeitenden Klaffen ein Recht darauf, daß ihnen die Fleischnahrung nicht durch solche Verbote erschwert oder vertheuert werde, und namentlich aus diesem Grunde werden wir die Beseitigung beffelben mit Freuden begrüßen." Den biederen sächsischen Nationalliberalen scheint mit einem Male bange zu werden, da die Vereinigten Staaten mit Repreffalien drohen und diese in erster Linie die sächsische Textilindustrie treffen würden. Der Elfer für den armen Mann" ist also aus diesem Munde eitel Heuchelei.
Das polnische Ansiedelungsgeseh erscheint einzelnen bedrängten Grundbefizern als das befte Mittel, ihre Beftgungen preiswerth an den Mann zu bringen. Als Beispiel hierfür theilt der Drebownit" folgendes mit: Dieser Tage lamen nach Posen zwei Grundbefizer aus dem Kreise Mogilno , um eine Audiens bei dem Herrn Oberpräsidenten nachzusuchen, ba mit dieser als Vorsitzender der Ansiedelungs. Kommission ihre Landgüter ankaufe. Als ihnen bedeutet wurde, daß in Bosen eine solche Kommiffion noch nicht vorhanden, auch der Herr Dberpräfident nicht Borfizender derselben sei, gingen beide, weil sie ihre beimatbliche Scholle nicht los werden lonnten, betrübt ihrer Wege." Das genannte Blatt bezeichnet diese Thatsache als ein äußerst trauriges Beichen der Beit. Aus der garzen Faffung der Mittheilung gebt hervor, daß es sich um awet polnische Grundbeftger handelt.
Ju einer Besprechung der Lage des polnischen Grundbefizes erinnert der Kuryer Bojn." daran, daß die Bahl der selbstständigen größeren Beftgungen in der Brooing Bofen fich auf 2053 mit einem Areal von 1584 297 bettar 6 337 188 Morgen beziffert. Hiervon Tommen auf den Fistus, die Kirchen und Korporationen 13 pet. oder 203 955 Dettar 823 820 Morgen. Im Privatbefis verbleiben somit 87 pCt. oder 1 380 342 Rettar 5521 368 Morgen, welche fich in ben Händen von 1659 Befizern befinden. Von legteren find
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Rleine, immer ängstlicher werdend. Er wird ihn doch nicht gestohlen haben? Ich sollte keinem Menschen etwas davon erzählen; aber ich kann ja wahrhaftig nichts dafür!"
Nein, Bärbel, beruhige Dich," sagte die Gräfin, fich gewaltsam faffend, ich weiß, Du fannst nichts dafür; Du bift ein gutes Rind, und haft nur Deinen Auftrag ausge richtet. Also ist ber Mann wirklich so frant und fann nicht ausgehen?"
Ach Du lieber Gott," sagte die Kleine, nicht einmal tragen tönnen Sie ihn; sehr frant ift er. Aber er wirb ben Ring boch nicht gestohlen haben
Nein, Rind, ich glaube nicht; ich- werde ihn selber barum fragen vielleicht hat er ihn gefunden." Und er gehört Euch?"
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" Ja, Bärbel. Aber nun geh' wieder nach Hause. Sag' ihm, wenn ich heute spazieren ginge, würde ich bei Euch einmal vorkommen und, wenn er so sehr trant ist, sehen, ob fich etwas für ihn thun läßt."
Bärbel Inigte. Es war faft, als ob sie noch etwas fagen wollte; aber fie brachte nichts mehr heraus und schien auch froh, wieber fort zu kommen, denn die Sache mit dem Ring ging ihr doch noch immer im Kleinen Ropf herum.
In einer merkwürdigen Unruhe aber verließ fie die Gräfin, benn laum hatte sie die Thar hinter sich zugezogen, als fich diese in einen Fauteuil warf und, ihr Antlik mit ben Händen bedend, eine lange Weile regungslos fizen blicb; bann sprang fie auf und betrachtete wieder ben Ring war es, daß ein 3weifel in ihr aufstieg, ob es der rechte sei? Sie hielt ihn gegen das Licht und prüfte ihn genau, und ging bann, während sie ihn an ihren Finger schob, mit unruhigen Schritten in dem Gemach auf und ab. Plöglich, wie zu einem Entschluß gekommen, blieb sie am Tisch stehen unb flingelte.
Der Haushofmeister foll herein lommen." Der Diener schloß die Thür wieder, und nach einer Weile tam der alte Mann und fragte, was die Gräfin befehle
Bußmann," fapte die Frau, welche indessen ihre
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649 Bolen, deren Befisstand 656 476 Heftar= 2 625 904 Morgen 42 pet. beträgt. Es bleiben somit in den Händen Don 1010 beutichen Beßßern 723 899 Heftar= 2895 596 = 2 895 596 Morgen 45 pCt. des Gesammt Großgrundbefizes. Diese Statiftit bezieht sich auf den Beftyftand am Schlufe des vori gen Jahres. Auf der Bafts der 2% Millionen Morgen des polnischen Grundbefizes fügt sich, wie der Kuryer" nicht mit Unrecht behauptet, nicht allein das Schicksal einiger Hundert Adelsfamilien, die Eriftens mehrerer Tausend polnischer Wirth schaftsbeamten und mehrerer Hunderttausend Arbeiterfamilien, sondern auch die Prosperität eines bedeutenden Theils der polnischen Industrie, des Handwerks und des Handels. Der Berluft eines jeden dieser zehntausend Morgen von diesen 2% Millionen fel ein furchtbarer Verlust für die Entwickelung der polnischen Gesellschaft. Bum Schluß wendet sich der Kuryer" an den Kleingrundbefit, indem er an denselben den Appell richtet, durch Wirthschaftlichkeit und Sparsamkeit die heimathliche Scholle zu erhalten und giebt fich der Hoffnung hin, daß die Liebe zum Vaterlande und Gefahren des gegen wärtigen Augenblids" den polnischen Grundbefizern Muth geben werden zur tapferen Behauptung ihrer Stellung, auf welche die gesammte polnische Gemeinschaft fich ftüßen soll.
Die Choleragefahr. Es wird in ärztlichen Kreifen ins besondere schmerzlich empfunden, daß, trozdem die Cholera gefahr nun schon seit Jahren hart an den Grenzen unseres Vaterlandes steht, ein zugleich die neueren Forschungen berüd fichtigendes Seuchengefeß, wie ein solches für die Veterinärmedizin erlaffen ist, noch immer nicht erschienen ist. In Preußen find in dieser Beziehung noch immer die alten Verordnungen aus den dreißiger Jahren maßgebend, welche die Anordnung von Maßregeln gegen verbeerende Seuchen im wesentlichen der Polizei überlassen. Herr Professor Virchow batte im vorigen Jahre erst noch bei den Etatsberathungen im preußischen Abgeordnetenhause auf diesen bedauerlichen Mangel hingewiesen, leider ohne Erfolg. Denn bis jetzt hat man nicht gebört, daß auch nur die ersten Schritte zum Erlaß eines folchen Gesezes gethan wären.
Sur russischen Freundschaft. Die ,, Bresl. Morgen- 8tg." entnimmt Warschauer Blättern folgendes: In Warschau ist dieser Tage eine offiziell aus Petersburg abgesandte Kommission, bestehend aus den an höheren technischen Lehrinftituten ange ftellten Profefforen Janzind, hlin und Joffy, eingetroffen, welche die Verhältnisse der Fabriken im russisch- preußischen Grenzgebiet, insbesondere in der Fabrikstadt Lodz , in Ralifch, Sosnowice und anderen nahe der Grenze gelegenen Daten, fad gemäß" feftftellen und geeignete Vorschläge zur Aufbefferung dieser Verhältnisse der Regierung vorlegen soll. Die Entsendung dieser Kommission ift durch eine Maffenpetition von Moslauer Fabrilanten veranlagt worden, welche die Einschränkung resp. Aufhebung der im Grenzgebiet, insbesondere in Lodz , bestehenden von Deutsch en etablirten Fabriten verlangten. Die deutschen Fabriken, so führten die Betenten Umständen, mit denen die einheimische Industrie nicht ton aus, beständen, ben gefeßlichen Bestimmungen zuwider, unter furriren fönne. Deutsche und speziell schlesische Fabrilanten bätten scheinbar, um die Entrichtung der bedeutenden Eingangszölle zu ersparen, ihre technischen Institute über bie rufftich polnische Grenze verlegt, thatsächlich aber dienen diese Quaft Fabrikanstalten nur dazu, den Absaz jenseits der Grenze Quaft Fabrikanstalten nur dazu, den Absas jenseits der Grenze angefertigter Fabrilate zu vermitteln, wodurch nicht allein den fanten namhafte materielle Schädigungen entflünden. Schon Mostauer, sondern nicht minder den russisch polnischen FabriMisstände der Delegitte aus dem Bolldepartement in Peters im vergangenen Jahre sei zum Swed der Beseitigung dieser burg, Vilecici, nach dem russisch preußischen Grenzgebiet amt lichkeiten verstanden, auf den Delegirten zu eigenem Vortheil lich entsendet worden, doch hätten es die intereffirten Berfön einzuwirken. Gegenwärtig glaubt man, daß die Kommission thres Amtes, gewiffenbaft" walten werde. Es gilt bereits als ausgemachte Thatsache, daß eine ansehnliche Babl von Deutschen unterhaltener Fabriten im ruffii preußifden Grenzgebiet aufgeboben werden wird. Wenn sich diese Voraussetzungen, was an
gesichts der herrschenden Stimmung faum zu bezweifeln ift, bestätigen, fo erwarten nicht nur zahlreiche deutsche, auch schleftiche Fabrikbefizer in Russisch Polen, sondern auch Tausende von deutschen Fabritarbeitern, die bajelbft lohnend beschäftigt werden, bedeutende materielle Berlufte.
Die Abbaltung einer österreichischen Gewerbes ausstellung in Wien im Jahre 1888 ift, wie man dem Berl. T." schreibt, gesichert. Nachdem verschiedene Hindernisse fich dem Plan entgegengestellt und die Regierung u.. auch den Vorbehalt gemacht hatte, daß die Ausstellung nicht als Jubelfeler der vierzigjährigen Regierung des Kaisers Frans Jofeph gelten dürfe, weil die Ausstellung teine allgemeine österreichische set, eine Jubelfeter jedoch nur von allen Böllern Des Staates" eranstaltet werben tönnte, ist es nunmehr ge lungen, alle Bedenken und Schwierigkeiten zu befiegen. Die Ausstellung wird vom niederösterreichischen Gewerbeverein ver anstaltet und bietet aus diesem Grunde die bestmögliche Ge
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ganze eiserne Ruhe wiedergewonnen hatte, was für ein Mensch ist das eigentlich, den in jener Nacht der Förster geschossen hat? Wo tommt er her und wie lange ift er fchon ba?
" Ja, Frau Gräfin," sagte der alte Mann achselzuckend, viel Genaues bin ich auch nicht im Stande, Ihnen darüber zu sagen. Ich weiß nicht einmal seinen vollen Ramen, benn hier auf dem Schloffe wurde er nur immer Frizz ober, wie ihn die Leute nannten, der alte Friz geheißen, der fich, wie alle derartigen Subjekte, im Lande herumtreibt und dort eine 3eit lang bletbt, wo er Beschäftigung findet."
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Und wie lange ist er hier?"
Es mögen jest brei oder vier Jahre sein, daß er in bie Gegend fam, ich weiß es wirklich selber nicht einmal mehr genau; es war das Jahr, wo die Maulwürfe so überhand genommen hatten, und in deren Vertilgung zeigte er fich außerordentlich geschickt. Nachher war er einmal wie ber von Beit zu Beit fünf bis sechs Monate verschwunden, bann tam er wieder. Jetzt mag er aufs Neue feit etwa awei Monaten in der Gegend sein, und der Förster hatte ihn schon lange in Verdacht, daß er nicht blos den Maul würfen und anderem Ungeziefer nachstellte; er war aber zu schlau, als daß er ihn erwischen konnte, und nur in jener Nacht mochte er sich vielleicht sicherer fühlen als sonst, und hatte wohl nicht geglaubt, daß der Förster auf seinem Posten wäre." Und hat er sich zu 3eiten im Schloffe felber ge
zeigt
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währ für das Gelingen. Die Vorarbeiten werden bald mit aller Energie aufgenommen werden, und bei dem regen Jn tereffe, welches fich allenthalben dafür zeigt, darf man thr rasches Fortschreiten mit Sicherheit erwarten.
Der Arbeiterführer Riesmann, gegen welchen wegen einer in einer Grazer Arbeiterversammlung gehaltenen Rede eine ftrafgerichtliche Verfolgung eingeleitet worden, er flärte in einer Buschrift an seine Parteigenoffen, daß er demnächst wieder in Greiz eintreffen und fich dem Gerichte selbst stellen werde.
Vor einigen Tagen haben auch wir einer der Boff. Sta." zugegangenen Nachricht Erwähnung gethan, nach welcher der bekannte belgische General Brialmont von seiner Regierung nach dem Haag gesandt wäre, um den Abschluß einer militä rischen Defensivallianz zwischen Belgien und Holland angubahnen. Weiter war in dem erwähnten Blatte gesagt worden, daß es noch nicht einmal einen Handelsvertrag zwischen beiden Reichen gebe, trosdem ein solcher von den beiderseitigen Industriellen dringend gewünscht werde. Bu Dieser Angelegenheit schreibt man nun der Indép. belge" aus dem Haag, daß die obige Nachricht von dem Defenftovertrage gänzlich unrichtig sei. Möglicherweise tönne bei einem Diner, welches dem General Brialmont von seinem alten Freunde, dem Grafen von Limburg- Stirum , veranstaltet wor ben, von der Nothwendigkeit die Rede gewesen sein, daß Hol land und Belgien für den Fall großer europäischer Ereignisse einander unterstüßen, von einem Schuß- und Truzbündnisse awischen beiden tönne jedoch auf Grund der Belgien durch die internationalen Verträge zugewiesenen eigenartigen Stellung feine Rede sein. Mit Bezug auf die Frage wegen des Han delsvertrages bemerkt der Korrespondent, ein solcher Vertrag eriftire bereits seit Jahren und geftatte beiden Nationen, in Frieden mit einander zu leben; auch felen die fommerziellen und industriellen Interessen Belgiens und Hollands nach jeder Richtung hin gewahrt.
Holland.
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Man schreibt der Franff. Stg." aus Amfterdam, 5. Juli. Als der Sozialist Domela Nieuwenhuys gestern vom Haag bier eintraf, erwartete ihn an der Eisenbahnstation eine große Anzahl Versonen, um ihn nach dem Volkspart zu geleiten, wo er eine Rede balten sollte. Als der Bug am Heerengracht an langte fo meldet die Indep. b." suchte die Polizei die Menge zu zerstreuen, in Folge dessen ein Busammenstoß erfolgte, bei welchem mehrere Sozialisten verwundet wurden. Dann ließ die Polizei die Demonftranten rubig weiter ziehen. Jm Bollspark erklärte Nieuwenhuys in einer Rede, daß der Sozialismus in Holland jest in die Periode der Verfol gungen eingetreten sei, allein die Stunde feines Tstumphes sei näher als man glaube. Während der Rede hörte man plöglich schreien. Der„ Sosialist " Geel batte aus einem Re volver auf den Bolilommiffar Stord geschoffen, welcher sich auf dem Plage inmitten einer Gruppe von Polizeibeamten bes fand. Die Kugel war am Dhr des Rommiffars vorbeigepfiffen, hatte aber Niemanden verlegt. Geel wurde sofort verhaftet und die Bolizei säuberte die Umgebung des Gebäudes in wel cher die Versammlung stattfand. Darauf ermahnte der So zialist Forinyn die Anwesenden, rubia zu bleiben, damit die Bolizei feinen Anlaß erhalte, die Versammlung aufzulösen. fortzusetzen, an deren Schluffe er die Hoffnung aussprach, Nieuwenhuys bestieg abermals die Tribüne, um seine Rede daß das Ende des Jahrhunderts ftcher den Triumph der sozialistischen Prinzipien sehen werde. Nieuwenhuys und Fortnyn begaben sich sobann, von ihren Freunden be gleitet, aur Eisenbahn, um nach Rotterdam au fahren. Eine ftarte Polizeieskorte folgte dem Buge und die Polizisten machten wiederholt Gebrauch von ihren Säbeln, um die Menge sern zu halten.
Die Vertreter von England, Deutschland , Frankreich , Belgien und Holland , die unter dem Vorfts des Herrn E. R. Röhnfen drei Wochen im Haag zusammen waren, um den Verkauf von Getränten in der Nordsee zu
regeln, baben sehr bedeutsame Beschlüffe gefaßt. Das Ber
taufen starter Getränke, sowie das Kaufen derselben auf See ift verboten und soll bestraft werden. Das Verkaufen an Fischerleute, die mit Fischen, Segeln, Tauwert und fonftigen Schiffsgegenständen die starken Getränke bezahlen, wird bes sonders streng beftraft. Der Verlauf anderer Artitei als Spirituosen ist auf See nur denjenigen Schiffen gestattet, die Erlaubniß dazu erhalten haben. Diese Vergünstigung wird eingezogen, sobald mehr Spirituosen als ein geringes Quantum an Bord geschickt wird. Die Kreuzer der verschie Denen Mächte sollen als Bolizei auf See das Gesetz überwachen. Uebertreter des Gesezes find der Gerichtsbarkeit thres Landes unterstellt.
Bur Neu Hebriden Frage bringt ,, National" fel gende lede Auslaffung gegen die Engländer: Einige englische und auftralische Blätter und Telegramme deuten auf die Möglichkeit hin, betreffs dieser Inselgruppe eine Grundlage
dadurch gewiß in Ungelegenheiten, und hat sich doch nur seines eigenen Lebens gewehrt. Außerdem macht er sich ein Gewissen daraus, den armen Menschen so schwer getroffen zu haben."
Die Gräfin ftand am Fenster und sah gedankenvoll hinaus. Der Haushofmeister blieb an der Thür. Sie hatte ganz vergeffen, daß er im Simmer war. Nach einer Weile fragte er endlich: Befehlen Sie sonst noch etwas, Frau Gräfin?"
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„ Ich?- Nein ja soes ist gut, Hußmann, ich banke Euch!" Und der alte Diener verließ geräuschlos das Gemach.
Oben im fleinen Gärtnerhäuschen ging es mit dem Rranten recht schlecht. Der Ober- Medizinalrath war bort gewefen, hatte fich bie Wunde angesehen und Alles, was bis jetzt dafür geschehen war, gutgebeißen. Aber es fellte sich schon wieder ein Fieber ein. Der Verwundete schien von einer merkwürdigen Unruhe erfaßt zu sein unb flagte auch über Schmerzen im Rörper, über ein frampfhaftes Ge fühl in der Herzgegend. Der Ober- Medizinalrath verordnete Ruhe und Cisumschläge und als einzige Nahrung eine dünne Waffersuppe; dann nahm er Hut und Stock und verließ den Patienten.
Bärbel war zurüdgekommen und zum Kranken hinauf gegangen; aber die alte Rofie faß noch im 3immer, und fte wußte nicht, ob sie in deren Gegenwart etwas von dem Rrante tam ihr zu Hilfe. Ring und der Frau Gräfin erwähnen durfte. Aber der
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Rofte," fagte er, gebt mir doch einen Trunk frisches Waffer. Nein, nicht von bem," fuhr er fort, als die Alte ihm aus dem Rruge einschenken wollte, bas steht schon fo lange im 3immer; bitte, holt mir frisches, gleich vom Brunnen."
Nie, Frau Gräfin. Es ist eigentlich ein sonderbarer Rauz; mit den Bebienten hat er nie verkehrt, und die haben ihn auch deshalb immer verspottet, daß er ftols wäre. Es scheint ein heruntergekommenes Subjett, bas vielleicht ein mal beffere Tage gesehen hat. In der letzten Zeit fing er aber auch an fich bem Trunk zu ergeben, und das muß ihn jest besonders so frant gemacht haben. Ich fragte vorhin den Doktor; er wird's nicht mehr lange machen. Der Brand ist zu der Wunde gekommen, und ba fich das Bein nicht amputiren läßt, wird er wohl seinen letzten Jagdfrevel verübt haben. Mir thut's leid um den Förster, der kommt I macht."
Geh', spring einmal hinunter, Bärbel, und hol' frisch Waffer," sagte die Alte; Du hast junge Beine."
Nein, geht Ihr nur selber; die Bärbel soll mir in deffen das Eis wieder auflegen, fie versteht's so gut."
Na, ich dächte, ich hätt's auch immer geschickt ges