suchte, erinnert sehr an den Rampf mit dem bekannten viel töpfigen Ungeheuer. Glaubt man durch Palliativmittel auf der einen Seite Befferung erzielt au haben, gleich macht fich die alte Feindin auf einer anderen um so energischer geltend.- Weil man den Lauf der naturgemäßen Entwidelung unserer Blonomischen Verhältnisse nicht vorurtheilslos erkennen will, erwartet man die Abhilfe von ganz vertebrten, unzureichenden Maßnahmen. Der Bug der Belt geht auf die allmälige Pro letarifirung aller derjenigen, welche das Geschick zur Ünselbst ftändigkeit verdammt hat. Mag auch dem Einzelnen hin und wieder ein Erfolg aus seiner Thätigkeit dauerns erblühen, für Die große Maffe ist dies gleichgiltig, ja faft ein Beweis mehr für die Unabwendbarkeit ibres Verhängnisses; denn die meisten jener bevorzugten Emporfömmlinge werden bald die Ausbeuter ihrer früheren Leidensgefährten. Die arm- hie reich!" unter Dieser Devise wird schließlich der Austrag der bis zur Unerträglich feit gesteigerten Mißverhältnisse erfolgen, wenn nicht vorher unter eigenster Mitwirkung der Arbeiterklasse eine verständige Reform ins Leben tritt. Zu unseren bisherigen Erfahrungen gesellen fich warnend immer neue. Früher war es der Handarbeiter allein, ben seine Noth zur Erkenntniß trieb, jest tommen in rascher Folge die anderen Stände. Manchem ihrer Angehöri gen wird allerdings die traurige Klarheit nur mit schweren Opfern fich entringen; denn der Traum, noch zu den Ariftofraten unter den vielen Taufenden Werkthätiger zu gehören, war eben zu schön. Wir wollen dabei ganz von jener Schaar scheinbar noch beffer gestellten Beamten vorläufig absehen und nur auf das Heer der Handlungsgehilfen hinweisen. Berlin , Hamburg , Chemnis c., vor allem aber auch unser Thal tann in dieser Hinsicht Beherzigenswerthes lehren. Nachdem der Glanz der Milliardenjahre verflogen, trat auf dem weiten Felde der kaufmännischen Berufsarten, welche für viele Väter und Söhne die Verwirklichung schönfter Hoffnungen vermeintlich barstellten, der unausbleibliche Rüdichlag schnell ein. Diese Schnelligkeit läßt Uneingeweihte sogar oft in der Schwindel periode die alleinige Ursache suchen, während diese in Wirklich teit die Entstehung eines taufmännischen Proletariats nur be fchleunigte. An die Stelle der mit ausgesprochenem Klaffenftolze erfüllten Kommis ist nunmehr eine Armee schlecht bezablter, unzufriedener oder arbeitsloser Leute getreten. Nicht immer find es dazu die schlechtesten Kräfte, welche das Kontingent dieser Reservearmee ständig vergrößern, obwohl dies in der Regel naturgemäß der Fall sein muß. Ein einziger Blid in den Inferatentheil unserer Blätter zeigt, welche Konkurrenz unter den Anstellung Suchenden förmlich wüthet, und welche hohen Anforderungen man von Seiten der Prinzipale an die zu Engagirenden ftellt. Die Arbeitgeber dürfen fich die besten Kräfte auf dem überfüllten Arbeitsmartte auswählen, ohne durch den Widerstand der wirthschaftlich Bedrängten behindert zu sein. Also diese Um stände zusammen schaffen in Kürze eine Maffe von überzähligen beschäftigungslosen Mittelmäßigkeiten, die fich indessen bald in ein gebildeteres, auch beffere Köpfe untec feinen Vertretern zählendes Proletariat verwandelt. Wir schildern hier leines wegs zu schwarz, denn wir lennen Geschäfte im Wupperthale, welche thre jungen Leute mit 50, tommt es hoch, 60 M. monats lich besolden und dabei noch die befte Auswahl haben. Wären Namen nicht anı üchig, wir würden ohne weiteres eine solche Firma nennen, so bleibt aber immer der Weg allgemeiner Er örterung. Wie nun junge Leute, welche besonders anständig gekleidet sein müssen, mit derartigen Behältern auslommen, ohne Unterschlagungen oder andere Unreblichleiten zu begeben, ift manchem unerklärlich; wie es in Bulunft gehen wird, ist uns noch unbegreiflicher. Kommt es doch schon heute vor, daß ein ftellungsuchender Rommis einem Bettler gleich von Thür zu Thür vergeblich wandern muß. Nur eins fann da helfen: Vereinigungen der so Bedrängten und ihrer beffer fituirten Berufsgenossen find unter Mitwirkung einfichtiger, einflußreicher Männer au bilden, so lange die Selbsthilfe noch amedmäßig ift.
Nicht nur in Arbeiterkreisen, sondern auch in den niederen und subalternen Beamtentreisen bringt die große Ronkurrens Notb und Elend hervor. Die ohne weitere Benfion entlassenen Militäranwärter diängen fich schaarenweise, um eine Bioilftellung zu erhalten, und tausende von laufmännisch gebildeten tüchtigen Männern laufen ftellen. Los umber. Trogdem unterstüßen die tönigl. Regierungen den Deutschen Offizierverein", und seine pensionisten Mitglieder, welche ihre Arbeit zu geringerem Lohne anbieten fönnen. Die Regierungen erlaffen nämlich an verschiedene Magistrate und andere Bivilbehörden folgendes Rundschreiben: Das Direktorium des Deutschen Offiziervereins in Berlin theilt in einem Rundschreiben vom 26. v. M. mit, daß der Deutsche Offizierverein es in den Bereich seiner Thätigkeit gejogen bat, verabschiedeten Offizieren Beschäftigungen und An ftellungen zu verschaffen, da es denselben, selbst bei unausgefesten Bemühungen, ungemein schwer wird, ohne eine solche vermittelnde Bentralftelle fich einen neuen Thätigkeitskreis im bürgerlichen Leben zu eröffnen. Um nun die Angebote aller Derjenigen Stellen, welche fich zur Besetzung durch ehemalige Dffiziere eignen, dem Deutschen Offisierverein fortlaufend zuzu führen, wendet sich berselbe an die Ministerien, Regierungen 2c. und strebt an, die gesammten Kreise der Großgrund, befizer und Großindustriellen hierfür zu intereffiren. Der Berein glaubt, daß gerade auf dem Gebiete der Induftrie und des Großgrundbefizes fich an vielen Stellen das Be bürfniß geltend mache, für besondere Vertrauens. funttionen, wie z. B. Rassenverwaltung, Ober aufficht über Etablissements, Bureaug 2c., Persönlichkeiten ge winnen zu fönnen, welche mit verhältnismäßig geringen Gehaltsansprüchen große Buverläffigteit und einen höheren Bildungsgrad verbinden. Das Direktorium würde es übernehmen, in jedem einzelnen Falle die eingebendften Nachforschungen über Charakter, Befäbigung und Leistungs. fähigkeit bes betreffenden Bewerbers anzustellen und hierdurch bie möglich befte Garantie geeigneter Borschläge bieten."- Biel ist zu dieser Reflame nicht zu sagen. Sie beweist nur, daß die ehrliche Arbeit im Preise immer werthloser gemacht wird. Daß fich aber verabschiedete Dffiziere besonders zu Rassirerpoft en eignen sollen, das müssen wir aufs Lebhaftefte bestreiten.
Unsere neue Wirthschaftspolitit, die viel belobte, wirkt geradezu Wunder. Die große Eisenfabrit in Flensburg von Dittmann und Brig , die lange Jahre bindurch gute Ge fchäfte gemacht hat, stellt den Betrieb völlig ein, da die gegenwärtige Lage der Eisenindustrie fie dazu zwingt.
Einem sonderbaren Nothschrei giebt die Freis. 8tg." Ausbrud. Das Blatt schreibt: Lebhafte Klagen über die Eisenbahnverftaatlichung wurden in der Generalversammlung Deutscher Hüttenleute in Düsseldorf am 27. Juni, wie uns ein Theilnehmer der Versammlung berichtet, vielfach laut von Seiten der Direttoren großer Werke, welche früher mit dem größten Eifer für die Verstaatlichung der Bahnen eingetreten waren. Man vermißt die Ronturrena der einzelnen Linien untereinander überaus schmerzlich." Also noch mehr Ueberproduktion, noch geringere Preise, noch geingere Löhne - es lebe Die blutige Ronkurrens auf allen Gebieten! Bei der Freifinnigen Beitung" allerdings kein Wun ber, die sogar für die Entstaatlichung des Poftverkehrs ein Langlein bricht.
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Familie des Arbeitgebers oder auf Fortzahlung des Gehalts oder Lohnes Anspruch haben. Diese Bestimmung des Gesetzes hatte in der Praxis eine dahingehende Auslegung erhalten, Daß die Arbeitgeber in den tonkreten Fällen den Anforderun gen des Gefeßes glaubten zu genügen, wenn fie mündlich ( oder auch schriftlich) einfach die Verpflichtung übernahmen, für die bei ihnen beschäftigten Personen in Erkrankungsfällen in obgedachter Weise zu sorgen. Neuerdings bat jedoch das Krantenversicherungsamt diese einfache Verpflichtung für ungenügend erachtet, und in Folge eines vom Arbeitgeber ein gelegten Returses hatte fich das biefige Amtsgericht unlängft mit der Frage zu beschäftigen. Dieses hat nun in seinem Entscheide folgende Gefichtspunkte aufgestellt: Sunächst ist es bei jedem Antrag auf Befreiung von der Versicherungspflicht nöthig, daß ein genügender Ausweis über die Solvenz des Arbeitgebers vorhanden ist. Sodann müssen aber auch die Ansprüche des Arbeitnehmers vertragsmäßige, notariell be glaubigte sein, die ihn in die Lage versezen, seine eventuellen Forderungen, wenn der Arbeitgeber dieselben nicht befriedigen will, auf dem Wege der Zwangsvollstreckung und Pfändung, also ohne Verzug beizutretben. Der Vertrag muß daber Ezeptionslos ftipulirt sein. Was die Höhe der Kranten entschädigung betrifft, so ist mindestens das zu gewähren, was das Gesez den Krantentaffen als Leiftung auferlegt. Wie des Wetteren hervorgehoben wird, find diese Gefichtspunkte deshalb aufgestellt worden, um eine Umgebung des Gesezes vermöge des§ 3 zu verhindern, die sonst sehr leicht ermöglicht werben fann. Las aber ist der Wille des Gesetzgebers, der Jedem die Wohlthaten des Gesetzes sicher stellen wollte, entschieden nicht gewesen."
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Vermischtes.
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An den Pranger! Das„ Raftenburger Kreisblatt" ent hält nachstehende amtliche Belanntmachung des dortigen Landrathi amtes, welche beweift, daß der Mädchenhandel nach Südamerila in üppigfter Blüthe steht: Die nachstehend aufge führten Personen haben sich von Buenos Aires und Montevi deo aus, zuweilen mit falschen Legitimationen und oft mit be trächtlichen Geldmitteln versehen, nach Europa , insbesondere nach Deutschland begeben, um junge Mädchen durch falsche Vorspiegelungen nach verschiedenen Blägen Südameritas be bufs ihrer Unterbringung in öffentliche Häuser zu verleden: 1. Jsrael Klopper, gebürtig aus Sucjara Bukowina. Statur start und groß, blondes Haar, als besonderes Kennzeichen auf einer Wange eine große Narbe. Führt verschiedene Reise- Do Iumente bet fich. Wohnt in Buenos Aires , Calle Libertad Nr. 285. 2. Leib Greif, gebürtig aus Drobobycz, Galizien . Statur groß und start, wenig blondbraunes Haar auf dem Kopfe. Reift unter dem Namen Starth( in Bordeaux ver baftet und verurtheilt). baftet und verurtheilt). 3. Josef Staß, geb. aus Buramica, Galizien . Statur groß und start, Haar blond, ift mit öfterreichischen, italienischen, brasilianischen, türkischen Reise Doku menten versehen. Wohnt in Buenos Aires , Calle Tucu mann 424.4. Moris Reiffer, geb. aus Colomca, Balisten. Statur mittelgroß, schwacher, blonder Haarwuchs, Gesichts farbe blaß.- 5. Lazar Goldenburgh, geb. aus Littau, Ruß. land. Statur mittelgroß, star! gebaut, haar schwarz. Jft mit englischen und türkischen Reisedokumenten verfeben. Wohnt in Buenos Aires , Calle Tucumann Nr. 210. 6. Karl Rod, geb. aus Ejernowig, Galizien , Statur start, Haar blond, sett 1870 in Buenos Aires , und beschäftigt fich mit Ruppelei, 55 Jahre alt, wohnt Calle Corrientes Nr. 509.- 7. Jakob Salamowitsch, gebürtig aus Batnochau, Rumänien . Statur mittelgroß, mager, Haare graumelirt, Gefichtsfarbe dunkel, feit 1872 in Buenos Aires , Calle Libertad Nr. 37. 8. Jean Sallowich, gebürtig aus Bufarest, Rumänien , Statur flein, mager, braunes Haar, bleiche Gefichtsfarbe. Augenblicklich in Gesellschaft seiner Schwester Mathilde in Europa , um Mäd chen nach Buenos- Aires zu bringen. War vor drei Jahren in Bordeaux im Gefängniß wegen Kuppelei. Wohnt Calle Libertad Nr. 269-271. Jft mit falschen Dolumenten ver feben, argentinischem Paß, seine Schwester ebenfalls. 9. Morit Goldberg, gebürtig aus Lemberg , Galizien . Statur mittelgroß, start gebaut, wenig rothes baar auf dem Kopfe, Gefichtsfarbe roth. Ift mit allen möglichen falschen Dokumenten versehen, hält fich nur vorübergehend in Buenos- Aires auf. 10. Jakob Goldftein, gebürtig aus Galizien . Statur mittelgroß, Haar und Gefichtsfarbe roth. Self 1877 in Buenos- Ayres, tommt als Pfeifenhändler nach Europa und nimmt Mädchen zum Verkauf mit nach Buenos. Ayres. Seine Frau Rebella Goldstein, ge bürtig aus Lemberg , Galizien . Statur mittelgroß, ftatt ge baut, schwares haar, bereift Europa su gleichem Swede. 8wei Schwestern derselben, welche in Lemberg Kartoffelbändlerinnen find, engagiren dort schon Mädchen, um als Kaffirerinnen, Kellnerinnen 2c. zu ihrer Schwester nach Buenos- Ayres zu geben. Die eine heißt Eune Start, die andere Ettel Selden. wurm, wohnen in Lemberg Ulica owacowa Nr. 8. Augenblidlich ift Jakob Goldstein in Deutschland in Begleitung einer gewiffen Karoline Held, ebenfalls aus Galizien gebürtig. 11. Morts Schöner aus Dftas Apisdorf, Galizien . Statur groß und start, Haar buntel, wohnt in Buenos- Ayres, Calle Corrientes . 12. Lasar Schwarz, gebürtig aus Tultscha, Rumelien . Statur groß und start, schwarzes Haar, Gefichtsfarbe dunkel, 35 Jahre alt, auswärts gebogene Beine. Wohnt in Buenos Aires , Calle Tucumann 362, begiebt sich alle 3 bis 4 Monate nach Eurosa, im Monat Januar war er in Mülhausen und reift unter dem falchen Namen Prim, ist in Buenos- Aires naturalifirt als Argentiner. 13) David Stein, geb. aus Ronftantinopel. Statur mittelgroß, mager, Gefichtsfarbe blaß, Haar schwarz. Jft 29 Jahre alt, wohnt in Buenos Aires , Calle Cerito 71. 14) Josef Goldfeld, geb. aus Rußland . Statur groß und start, Gefichtsfarbe roth, Haar gefärbt auf schwarz, hat spär lichen Haarwuchs, ift 50 bis 55 Jahre alt und treibt die Kuppelei feit 1872. Reift mit falschen Reisebolumenten; in der Regel gebraucht er einen englischen Baß aus Ralluita. Wohnung Calle Temple 372.15) Naum Terniawsky, geb. aus Rußland , Statur groß, mager, blaffe Gefichtsfarbe, Haar buntel, ift 35 bis 40 Jahre alt. Wohnt in Buenes- Aires Calle Libertad 263. Reift mit falschen Bapieren.- 16) Beter und Anna Anfter, geb. aus Maltaria, Rumelien . Statur groß, mager, Haar grau. Wohnen jest in Montevideo , Calle laaibar 65. Damit das Geses weniger gegen fte und einen gewiffen Karl Roch ausrichten tann, haben fie fich verständigt, mit den Mädchen von Buenos Aires nach Montevideo und umgekehrt zu wechseln. Die hauptsächlichsten Hafenorte, von wo die Kuppler ihre lebendige Waare verschiffen, find Mar. seille, Bordeaux , Havre , Southampton , Liverpool, London , Antwerpen , mitunter auch Hamburg und Bremerbafen. Be fonders find Desterreich- Ungarn , Galizien , Deutschland und die Schweiz die Gebiete, von wo diese Waare ausgeführt wirb und in denen Bubringer und Bubringerinnen den Rupplern in die Hände arbeiten. Die städtischen und ländlichen Bolizei behörden seze ich hiervon mit dem Ersuchen in Kenntniß, gegen dieses Treiben eventuell einzuschreiten." Möge es ge lingen, diesen Subjekten ihr schändliches Handwert zu legen.
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aus welchem felt den legten zwei Monaten bichte Rauchwollen auffteigen. Die Führer vermochten jedoch die geschmolzene Lava, die sich etwas unterhalb dem Rande des Riffes befand, nicht deutlich zu sehen. Die Deffnung, die ursprünglich bloß 4 oder 5 Fuß im Durchmesser mas, batte fich bis 30 Fuß er weitert, und der Widerschein bli b deutlich und in unver minderter Helle aus der Ferne fichtbar. Einer der Führer be hauptete, daß das Feuer bereits zu weit um sich gegriffen habe, um wieder verschwinden zu lönnen. Um 4 Uhr am nächsten Morgen war der Echein nicht nur noch fich bar, fondern hatte an Etärke und Helligkeit zugenommen; auch betrug die Deffnung am Boden des Kraters bereits 50 Fuß im Durchmesser. Man gedenkt den Fortschritt des Feuers und die charakteristischen Merkmale des wiedererwachten Vullans aufmerksam zu be obachten und weitere Berichte stehen in Aussicht. Somit dürfte das Wunder des Feuersees Halemaumau fich von neuem entwideIn.
Verwendung des Petroleums als Heizmaterial. In der Londoner Royal United Service Inftitution hielt vor einigen Tagen der Genieoberft Stewart einen interesanten Vortrag über die Verwendung des Petroleums als Heizmaterial für Dampfer und Lokomotiven. Bereits seit zwölf Jahren brennen die den Kaspi See und die Wolga befahrenden Dampfer, wie der Vortragende berichtete, die Rüdstände ( rusftsch Aftatti") des rohen Petroleums, nachdem die flüch tigeren Dele abdeftillirt worden find. Auch alle Fabrilen und Raffinerien in Batu, etwa 100 an der Bahl, heizen ihre Dampflefel nur mit den Rückständen, die in neuerer Beit auch in den zahlreichen Fabriten in Barizin und anderen Drten an der Wolga , sowie in Mostau und in einer Petersburger Fabrit Eingang gefunden haben. Nachdem das rohe Del aus den etwa 8 englische Meilen von Balu gelegenen Quellen von Balalabana gepumpt if, wird dasselbe in flache Baffins geleitet, wo es furze Beit verbleibt, damit sich der Sand, mit dem das Del vermischt ist, ablagert. Alsdann wird das Del in Reservoirs gepumpt und aus diesen durch Röhrensysteme, deren es zwölf verschiedenen Gesellschaften gehörende giebt, nach den Raffinerien an der Bai von Balu geführt, wo man es ingroßen eisernen Reffeln entweder allein durch Feuer oder durch überhigten Dampf, während die Refsel gleichzeitig an der Außenseite durch direkte Einwirkung eines Betroleumfeuers erhigt werden, deftillitt. Bunächst werden die unter den Namen Benzin und Gasolin bekannten flüchtigen Dele, darauf das weit schwerer entzündbare Kerofin und Solaröl entfernt. In Balu bezeichnet man alles Del von 0,780-0,860 spezifischer Schwere ( Waffer= 1) als Kerofin. Alles, was größere spezifische Schwere hat hat als 8,860, wird in die Rückstände Tants ge lettet und als Heizmaterial verwendet, daß mit größter Sicher beit selbst nach den heißesten Gegenden verladen werden fann, well alle leicht entzündbaren Substanzen aus dem rohen Del entfernt worden find.
Eine Grenze verloren. Unsere Rolonie Kamerun reicht nach dem Vertrag mit England nordwärts bis zum Nio del Rey Nun haben die beiden bekannten schwedischen Kolonisten Knutson und Valdau fich zu ihrer Ueberraschung überzeugt, Daß diefer Fluß gar nicht eriftirt; was man an der Küste Rio del Rey( Königsfluß) nennt, ist nur ein Neftuarium, eine Meeresbucht, in welche fich einerseits Arme des Calabarfluffes, andererseits der Meme ergießen. Es wird somit eine neue Grenzbestimmung nöthig.
Kleine Mittheilungen.
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Würzburg, 6. Jul. Der bei bem Eisenbahnunglüd ver wundete Lehrer Pfister aus Mainberg, an dessen Auflommen gezweifelt wurde, ift jest ebenfalls gestorben, so daß die Babl Der Tooten 17 beträgt. Die Dem. Korresp." kommt bei einer Besprechung des Würzburger Eisenbahnunglücks zu der Ansicht, daß es eine verhängnißvolle Sparsamteit war, die beiden, von einem großen internationalen Durchgangsverkehr in An fpruch genommenen Linien Würzburg - Bamberg und Würzburg Nürnberg auf der gemeinsamen Strede Würzburg Rottendorf mit nur zwei Geleisen zu betreiben, anstatt daß der Bedeutung des Verkehrs entsprechend jede Linie ihre zwei eigenen Geletse befige, wie dies z. B. zwischen München und Bafing der Fall fet. Man wird uns einwenden," schreibt die Dem. Korr.", daß solche Doppelanlagen viel Geld foften und die bayerischen Eisenbahnen ohnehin nur eine geringe Rente abwerfen. Natüre lich ist die Rente eine magere, weil man das Eisenbahnnet in vielen Theilen des Landes weit über das Bedürfniß ausgedehnt bat, ohne gleichzeitig für die erforderliche Sicherheit des Bes triebes zu sorgen. Der Bau von Hunderten Kilometer Eisen bahn hätte in Bayern sehr gut noch aufgeschoben werden können, ohne das wirkliche Verkehrsbedürfniß zu beeinträchtigen. Wir erinnern beispielsweise nur an die zwei Linien zwischen Regens burg und Nürnberg und an das Gewirre von parallel laufenden Bahnen rechts und links der Begnis oberhalb Nürnbergs , für welche gewiß ein dringendes Bedürfniß nicht vorhanden war. Wir fönnten diese Aufzählung noch weiter fortsegen. Aber schon das Angeführte beweist, daß nicht immer finansielle Rüdichten bei dem Bahnbau ausschlaggebend waren. Es ist ein öffentliches Geheimniß, daß man viele Linien gebaut hat, viele Linien gebaut hat, um fich den Abgeordneten der betreffenden Wahlbezirke gefällig zu erweisen und von den felben gelegentlich Gegendienste zu erhalten. Auf diese Weise ift das Eisenbahnnez vorzeitig, auf Rosten der Sicherheit des Betriebs ausgedehnt worden. Allerdings trifft hier auch ein Theil der Schuld die Abgeordneten selbst, die im Uebrigen fünf gerade sein ließen, wenn fte nach Beendigung der Seffion nur ibre Bahn mit nach Hause bringen fonnten, um hierdurch ibre Wiederwahl zu sichern. Die Hauptschuld aber trifft die Regierung, die weit mehr als der einzelne Abgeordnete vers pflichtet ist, nicht nur die Ausdehnung des Eisenbahnneges, sondern auch dessen Sicherheit fortwährend im Auge zu behal ten. Der bayerische Verkehrsminister dürfte schwerlich wie Herr Maybach nach dem Stegliger Unglüde nachzuweisen im Stande sein, daß er die Beseitigung der Migfiände auf der Würzburg Rottendorfer Strede rechtzeitig bei den Kammern angeregt und die Mittel dafür gefordert habe. Man wird jest, wie bereits gemeldet wurde, eine Anzahl von Beamten aur Untersuchung ziehen und die Schuldigen strafen. Damit wird indeß leinerlei Bürgschaft gegen die Wiederkehr solcher Ratas strophen gegeben sein. Die Hauptsache ist, daß man die wahre Ursache des Uebels beseitigt, und zwar nicht blos auf der Strede Würzburg Rottendorf, sondern überall da, wo ähnliche Mißstände bestehen. Wo internationale Büge verlehren oder fonft ein großer Berlehr zu bewältigen ist, sollten Doppelge geleise die Regel sein. Bei Streden aber, die ganz außerge wöhnlich im lokalen und internationalen Verkehr belaftet find, follien noch weitere Sicherheitsmaßregeln eingeführt werden. Nur dann wird eine vollständige Vorsorge, soweit eine solche überhaupt möglich ist, gegen die Wiederkehr derartiger Un glüdsfälle getroffen sein." Eine beffere Besoldung und Ver fürzung der täglichen Dienstzeit der Weichensteller und fonftigen Unterbeamten der Eisenbahnen dürfte ebenfalls wesentlich aur Berhütung von Eisenbahnunfällen beitragen!
Riesa , 4. Juli. ( Bier Menschen erstici.) Da die Bumpe in der Jauchengrube des Gutsbefigers Striegler in dem naben Leutewig nicht richtig funttionirte, flieg der Mittelfnecht in dieselbe hinab, um nach der Ursache des Schadens zu forschen. Als derselbe nach einiger Zeit nicht wieder erschien, begab sich der Schwager des Beftpers, und als dieser ausblieb, der lettere selbst in die Tiefe. Da von leinem der Eingestiegenen ein Lebenszeichen gegeben wurde, rief die geängstigte Frau Striegler einen Nachbar, den Gutsbefizer Henning, herbei, der auch fofort in die Grube flieg und das Schicksal der Anderen, den Erftidungstod, theilte. Ein anderer Nachbar, der Gutsbefizer Fehrmann, tam bei weiteren Nachforschungen mit einer Be täubung davon.
Ueber das Wiedererwachen des Kraters Kilauea auf den Sandwichsinseln schreibt man der Boff. 8tg." aus Amerita: Am 1. Juni, Abends 7% Uhr, bemerkte man auf der Insel Hawaii plöglich einen sehr hellen Widerschein über dem Rrater Rilauea. Bom Bullanhause wurden sofort drei Führer den Berg hinaufgeschickt. Dieselben lehrten in drei Stunden zurück und berichteten, daß der Widerschein von geschmolzenen Lavamassen herrühre, welche den ganzen Krater und seine Um gebung berartig erhellten, daß die Führer bis zum Boden des Abgrunds zu jeben vermochten. Die Stelle, wo das Feuer wieder durchgebrochen ist, befindet sich rechts vom erloschenen Feuersee valemaumau. Die Lava tochte in einem der Löcher, B.rantwortlicher Redakteur R. Gronheim in Berlin . Drud und Berlag von Max Bading in Berlin SW., Beuthstraße 2.
Ueber eine in Sachen der Krankenversicherung vom ftädtischen Krantenversicherungsamte zu Leipzig resp. dem dortigen Amtsgerichte getroffene Entscheidung bringt das Leipz. Tabl." folgende Mittheilung: Der§ 3 des Reichsgefeßes Dom 15. Juni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, bestimmt, daß diejenigen Bersonen auf ihren Antrag von der Versicherungspflicht zu befreien find, welche im Krant heitsfalle mindestens für 13 Wochen auf Verpflegung in der
Hierzu eine Beilags