sogar,«ai mühevolle Arbeit anbelangt, ausgebildeter alS heute. Damals galt die Zeit noch nicht so viel und rS wurde auch auf de« Untenicht des NahenS größere Sorgfalt verwandt. Dt« Frauen auS den höchsten Kreisen beschäftigten fich damit. D e Ausstattung in Wäsche spielte eine gro�e Rolle, die ste heutzutage längst eingebüßt hat. Wäsche wurde der Stolz jeder HauSfrau, und die Verfertigung de: selben galt alS eine Kunst. Selbst groß« Männer verschmähten eS nicht, ihr Ver­gnügen daran kundzugeben. Goethe erfreute fich ungemein an den wohlgefüllien Wäscheschränken seiner Mutter, der Frau Rath, und in Hermann und Dorothea legte er der Mutter Worte deS Lobe! über die Leinwand in den Mund. Noch vor 40 Jahren hielt man ei für eine Unmöglichkeit, je etwas zu erfinden, daS den feinen, mühsamen Steppsaum ersetzen würde, dem man eine ungeheure Wichtigkeit beilegte. Welche Mühe und welchen Aufwand von Denken kostete damals die feingefalteäe Brust eines ManneShemdeS I Ader wie kostspielig war dasselbe auch zugleich! Noch vor einem Jahrzehnt schüttelte manche exemplarische HauSfrau den Kopf zur Maschinennäherei, aber heute hat ste über jeneS Vorurtheil g st-gt." Bei einem Pfandleiher ist eine filberne Zylinderuhr mit Goldrand und der Nummer 3412 nebst Talmikelte, an deren oberen Ende fich ein Wolfikopf und al» Berloque ein wildes Schwein befindet, in Beschlag genommen worden, welche wahrscheinlich auS einem Diebstahl Herrührt. Die Uhr kann auf dem Kriminal-Kommiffariat Zimmer 82 in Augenschein ge­nommen werden. Die Scdöpke'sche Färberei, Planufer 91, war gestern früh von 1 Uyr ab die Statte eine» recht kräftig entfalteten BranbeS. Derselbe ist in dem Maschinenhause zum Ausbruch gelangt und hatte, al» die ersten Löschzüge anlangten, bereit» seinen Weg in da« anstoßende, mit elfterem in Verbindung stehende eigentliche Färdereigebäude gefunden, von welchem da» oberste Stockwerk nebst Dachgeschoß die Appreturanstall ent­haltend ebenfalls schon lichterloh in Flammen standen. Auf daS Aeußerste gefährdet war der der Brandstätte gegeiüber- liegende offene Trockenschuppen. in welchem beträchtliche Zeug- vonäthe in langen Lagen aufgehängt waren, und"in auf dem Nachdargrundstück befindlicher, dicht angrenzender Hai, platz. Der Angriff wurde in der F-ont mit der GaS- und Dampf. spritze aufgenommen; dieselbe fand an dem Kanal Aufstellung und konnte in Folge der günstigen Wafferentnahm« mit vollster Kraft ihre Wirkungen entfalten. Eine zweite Anariffskolonnr drang mit den Schlauchleitungen zweier Handdruck, pritzen von der Boeckhstraße auS gegen die Hinterfront deS Brandherdes vor. Wenn eS auch bei den vorgeschrittenen Zerstörungen innerhalb der betroffenen Gedäudethetle NennenSwerthe» nicht mehr zu erhalten gab, so gelang eS wenigsten«, eine Weiter- Verbreitung de« BrandeS auf die noch intakten Fabrikräume zu verhindern, und nach Verlauf von kaum einer Swnde war dai Löschgeschäft soweit gediehen, daß daS Gro» der Ab- theilungen zu den Wachen zurückbeordert werden konnte; zwei Lösch, üge mußten noch zum Schutze zurückbleiben. Gegen 4 Uhr verließen auch diese die Brandstätte, nachdem jede Ge- fahr eines Wtederaukdruchs deS Feuert verschwunden war. Den WobUtarschaden hat die Elberfeider Feuerversicherung»- gesellschaft zu tragen. Aus de« Doppelmörder«eller wurde dieser Tage in dem benachbarten vchmiedeberg eine große Hetz, und Treib- jrgd abgehalten, bei welcher der Verbrecher unfehlbar ergriffen worden wäre, wenn er nur dabei gewesen wäre. Ein höherer städtischer Beamter von Schm'edederg, der eben den hinter «eller erlaffenen Streckbrief gelesen, sah auf der Straße einen Mmschen, auf den da« Signalement vollkommen paßte. Er rief den Menschen an; derselbe stutzte und wandte fich zur Flucht. Nun war jeder Zweifel gehoben und die Jagd begann, Volizeideamte, Schreiber, Bürger, Knechte, alles schloß fich der Jagd an, die Frauen kreischten und schloffen die Thülen , e« war eine unbeschreibliche Aufregung in dem Städtchen. Immer toller lief der angebliche Mörder, immer gewaltiger schwoll der Haufe seiner Versolger an, denen man es alle.dtng» nicht ver- denken kann, daß st« stch nicht allzusehr beeilten, denn einem solchen verzweifelten Verbrecher ist nicht recht zu trauen. End- lich, als die Velfolger gar nicht näher kamen, hielt der Ver- folgte, sch'inbar erschöp't, still und nun blieb den tap'ern Häschem nicht« übrig, al« ihn festzunehmen und ihn zum Bürger- metster zu bringen, wobei er denn auch, ganz gebrochen, keinen Widerstand leistete. Beim Bürgermeister aber muß fich der Gefangene ganz gründlich als ein ganz anbetet ausgewiesen haben, denn er wurde sehr bald«ntlaffen; e» war dem Bur- schen die helle Freude darüber anzusehen, daß et ihm so schön gelungen, die Schmiedederger einmal recht in Trab zu dringen. Beim Anstreiche« eine« Hause« in der Leipziger- straße ereignete fich neulich ein seltsamer Zwischenfall. Ein Mann in dunkler Kleidung schien, wie diePost" erzählt, irgend etwa« auf der Straße beobachten oder abwarten zu wollen und lehnte stch an die Ecke de« Hause«, waS den natür­lichen Erfolg hatte, daß er auf dem Rücken seines schwarzen RcckeS eine ganze Portion Farbe mit davontrug. Paffanten machten ihn darauf aufmerksam, worauf er mit lauter Stimme» tumuliuarischer Lärm und Volktgewühl' Alle«.... in Lebentgröße! Wie viele Mühe e« kostet, die Statisterie zur Durchführung solcher Lektionen en rnasse.abzurichten", oder besserauszubilden" und zu trainire», vermag der Laie weder zu begreife»«och zu beurtheilen, denn«ehr oder weniger ist jeder Mitwirkende in solchen Massenscene» zur Durchführung einer Einzelrolle bestimmt, wenn nicht Zeder Zedem in den Weg gerathea soll. Und was dabei zu de».Mitwirkenden" gerechnet wird, habe» wir oben schon einigermaßen charakterifirt I Daß unter solchen Um« ständen dre erste« Kräfte, welche in dieses scheinbare Chao« eingreifen, z. B. die Stichwörter hinein werfe» müsse«, auf den vielfachen Proben übermäßig angestrengt werde«, bleibt allerding« zu beklagen, und man thäte wohl daran, um keine heisere« Helden herausstelle« zu müssen, ihre Rolle« auf de« Probe« durch jüngere lernbegierige oder ältere er- fahreve Kräfte markire« zu lassen. Bi« vor Kurzem hatte man in Deutschland die Statisterie mehr al» integr'renden Theil der Koulisse» und der Versatzflücke betrachtet. Ein un« bekannter Direktor de« diente fich z. B. de« Kommandos:Alle Versatzstücke raus I Die Statisten auch!" Wenn nun die Koultssenmalerei ihrer Brest « und ihre« Lapidarfiil» wegen verrufen ist, so iheilt diese» Ruf die Malerei auf de« Statistengefichter» I Diese Massen- Schminkkunst wird en gro: etwa wie in Amerika da» Barbiere« betriebe« und ist ungemein wirkungsvoll. Ein statirender Mohr z. B. muß im Geficht mmdesten» ebenso schwarz sei« wie ein Paar neue Trauer« Handschuh«. Daher konnte e» fich ereignen, daß jüngst ein solcher Statist von dem übereifrigen Znspi.ientea in Strafe aenommen werden sollte, weil er sich nicht dunkel gevug ge- färbt und von de« Kamerade« zu sehr abstach. Später stellte et fich den» heraus, daß dieser strafbar« Statist ein wirklicher Mohr war. Sin weniger verschwärztes als gebräuntes Schick- fal traf die gefammie Statisterie m Karlsbad , nach der Vorstellung von.Indigo'. Die Direktion hatte Anrl'nschmiuke geliefert, welche die Haut dermaßen im- prägnrrt, daß an de« folgenden Tage» die sämmtliche» Te- zu den noch an dem Hause beschäftigten Arbeitern gewandt, Schadentersatzansprüche geltend machte. Die Hausbewohner traten hinzu und et kam dann zu allerdings nicht uninteressanten, aber schließlich so lärmenden AuSeinandersetzunzen, daß ein Etraßenauflauf entstand und die Polizei einschresten mußte. Die Frage: Od, well der Mann nicht da« Recht gehabt, fich an da« Hau « zu lehnen, er die Folgen dieser unberechtigten Handlung selbst zu tragen habe, oder ob er Regreßansprüche habe, weil an dem Hause der übliche ZettelFrisch gestrichen I" gefehlt mußte sonach ungelöst bleiben. Der Betroffene scheint fich damit jedoch nicht beruhigen zu wollen, denn erver- ließ den Kampf» latz mit den bei dieser Sachlage gewißlich nahe- liegenden Worten:Ich werde Euch da« anstreichm!" Von einem Flaschenbterwage«, der in schnellster Gang- art die Friedrichstraße in der Nähe der Tonhalle entlang ge- fahren kam, fiel plötzlich«in Kasten mit Flaschen von oben herunter und einem Mann derart auf den. Kopf, daß der Ge- troffen« sofort zusammenbrach und nach einem Krankenhaus« gebracht werden mußte. Unter qualvolle« Schmerze « ist am gestrigen Tage in der Königlichen Charitee der 16jährige Kaufmanntlehrltng Max R. verstorben, der fich, wie gemelvet, am letzten Sonntag in seiner Wohnung durch einen Schuß in die Brust zu ent- leiben versuchte. Neber eine« Aufsehe« erregende« Selbstmordversuch wird derVoff. Ztg." berichtet: Der Kaufmann Max Löwen- thal, Mitinhaber eines bedeutenden Paffementerie Engroige- schäftS in der Brüderstraße, welcher bis zum März v. I. Reisender in einem hiefige» EngroSgeschäft war, trat im April 1885 in diese« Geschäft alt Sozius ein und zeigte von den ersten Wochen seine» Eintritt» an ein unftäteS Benehmen. Vor mehreren Monaten stellten fich plötzlich TobsuchtSerschetnungen ein; ohne jede Veranlassung ging L. auf einen anwesenden Geschäftsfreund lo« und forderte denselben auf. bei Vermei« dung deS Hausfriedensbruches da« Lokal zu verlassen. Man glaubte damals, daß dieser Anfall vorübergehend sein würde, und unterließ et daher, den Geisteszustand deS Lösenthal unttrsuchen zu laffen. Am letzten Sonntag waren im Komtoir der Firma mehrere Geschäftsfreunde, sowie beide Sozien zu- sammen, ali L. wiederum starke Erregung zeigte und schließlich mit einem der Herren in einen Wortwechsel gerieth. Plötzlich verließ L. das Komtoir und begab fich nach dem Hinteren Lagerzimmer, anscheinend um etwas zu holen. In dem nächsten Moment aber hörten die im Komtoir anwesenden Herren Fensteraeklirr und einen heftigen Schlag. Der Sozius und die übrigen Herren eilten ans Fenster und sahen, daß Löwen- thal von der zweiten Etage auS in den am hause vorüber- fließenden Mühlengraden gesprungen war. Die vom Neben- hause au« sofort angestellten Rettungsversuche waren von Er- folg; L. wurde noch lebend auS dem Waffer gezogen und mittelst Droschke, von zwei Personen bewacht, nach seiner in der Prenzlauer Straße belegenen Wohnung gebracht. Abermal« ei« Wasserangtück. Am Dienstag Mittag kentene auf der Dahme gleich hinter der«öpenicker Brücke ein SeegelbootDie lange Anna", einem Schweden gehörig, wet- halb fie die schwedische Flagge am Gaffel führt. Alle Welt kennt in Folge deffenDie lange Anna", ein alteS, aber sehr flache« Boot. Jnveß die Stelle hinter der Brücke ist gefährlich. weil nach längerer Deckung durch die hohen Bäume eine« Parket hier plötzlich der Wind scharf einsetzt. Mit dem Eigen- »hümer befanden stch an Bord ein Schwimmmeister au« Berlin und deffen 8 jährige» Söhnchen. Der Schreck muß den Schwimmmeister gelähmt haben, denn er ertrank, während da» Kind mit Mühe gerettet wurde. Dasselbe wurde in einer de- nachbarten Villa gastlich aufgenommen und von mehreren hinzugeeilten«erztm behanvelt. Der erttunkene Vater lag am Ufer, während ver Schwede mit Hilfe von 6 Mann daS Boot durch AuSpumpm wieder flott zu machen suchte. DaS traurig« Ereigniß hatte halb Köpenick auf die Beine gebracht. Der frühere« Hebamme»rnesttne Katz, geb. H-imann, bier, Kleine Franksuricr Straße 17 wohnhaft, ist durch rechts« kräftige« Erkenntniß de»»e,ir»au»schuffeS vom 4. Mai d. I. die Approbation al« Hebamme entzogen worden. Markthalle«. Bericht vo« I. Sandma««, städtischem Verkaufivermittler, Berlin . den 7. Juli. Wild und Geflügel waren in ausreichenden Quantitäten zugeführt. Der Bedarf 50 Pf Hirsche 40-50 Pf., wilde Enten 0 80-150 M., Be- kasfiner 3070 Pf. An Geflügel findet nur junge« leicht Abiatz, während alieS schwer die normalen Preise erreicht; junge Gänse 34.50, junge Hühner 4580 Pf., jung« Enten 90-2,00, Tauben 30- 45 ptr Stück. Poularden 450 7.00 M., alte Hühner 1,00-1,50 M Gemüse und Obst finden zu den bisherigen Preisen schlanken Absatz. Die Zufuhr ist dem Be- darf entsprechend und nur zeitweilig in einzelnen Artikeln etwa» gering. Luiter und Käse virblieben heute auf den etwaS erhöhten Preisen, obwohl der Verkauf dadurch erschwert wurde. Polizei Bericht- In der Nacht zum 6. d. M. stürzte fich in der Auguststraße ein Dienstmädchen nach einem Abends vor- färbte« trotz Waschen» und Reiben» al» Indianer herum- laufen mußte». E» waren ihrer fünfzig so Betroffene und man kann fich da» Entsetze» der Kurgäste denke«, welche plötzlich eine Art vo« Rothsncht an diesem weltberühmte» Badeort ausgebrochen glaubten. Zm großen Ganzen färbt fich der jüngere und eifrige Statist mit Enthusiasmus, und eine« Mohren zu spielen ist die Sehnsucht aller statir enden Anfänger. Ei« solcher war'», auf Koste « vo» dessen Negromanie man fich folgenden grau- same» Scherz erlaubte. E» wurde dem Betreffenden Hoff- nung gemacht, einer große« Gesellschaft in einem amerika - «ischen Salon im fünfte» Akt vo»Lora, de« Pflanzer» Tochter" de» The« präsentrre» zu dürfen. Die Künstlerfreude de» brave» Bursche« war unbeschreiblich; er schminkte fich emsig mehrere Siunden lang so schwarz wie die Nacht und hüllte sich alsdann in eine« wahrhaft idealen Lakaien- Anzug. Endlich man hatte de« Unglückliche» so lange in der Garderobe festzuhalten gewußt endlich naht der große Moment, der Vorhang hebt fich:Raus I" ruft der Zu- spizient und der Anfänger tritt mit bebendem Herze« und klapperndem Plateau durch die Thür vor da» Pu- blikum? Nein, vor ei» vollkomme« leere« Hau »! Das Stück hatte nämlich«ur vier Akte. Die ganze Gesellschaft war an diesem furchtbaren Complot betheiligt, und selbst der Direktor hatte eine« kleine» Mehrverbrauch an Ga» nicht gescheut, um die Täuschung vollkommen zu mache». Ach, ttotzdem--- diese junge« Enthufiastea find beneidenSwerth« Mensche»! Sie gehen ganz' auf in de« Moment, und find überzeugt, daß alle Augen «ur auf fie gerichtet find, daß um sie fich die ganze Handlung eine« fünfaktige« Drama» dreht und wen» fie dann gar ei« paar Wort« zu spreche« haben, machen sie au« diesen ein groß-« fünfaktige« Trauerspiel. Welche Enttäuschung trifft eine« solche« Enthusiasten oft schon»ach wenigen Monaten; nach ei» paar Zahlen ganz sicher! Et würde für manche unheilbare Zllufionäre in der Politik und Staatskunst vielleicht schon«in halbes Lusttumstatistischer Arbeit" genügen, um fie auf immer von diesem Leiden de« Htzper-Zdealitmu« zu lurire«. Hier stattgefundenen Streit mit dem Bräutigam au» dem Küchen- enster der eine Treppe hoch belegenen Wohnung seiner Herr. schast auf den aSphaltirien Hof hinab. ES erlitt durch den Fall schwer« innere Verletzungen und mußte mittelst Droschke nach dem Katholtschm Krankenhause gebracht werden. Am 6. d. M. Mittag« wurde ein Mann an der Ecke der Oranien. burger- und Friedrichstraße durch einen von dem Kutscher Tüt« ling geführten, vorschriftswidrig schnell um die Ecke fahrenden Flaschenbierwagen überfahren und erlitt einen Rippenbruch. Zu derselben Zeit wurde auf dem Grundstück Chauffeestraße 46 ein unbekannter, etwa 60 Jahre alter Arbeiter schwer krank vorgefunden. Derselbe starb, bevor der sofort herbeigerufene Arzt zur Stelle war, wahrscheinlich am Herzschlag. Die Leiche wurde nach dem Leichensch auhause gebracht. Am Nachmittage desselben Tage» vergiftete stch«in Mädchen in der Wohnung seines Bräutigam» Seyvelstraße mittelst Arsenik und starb, trotz schnell herbeigeholter ärztlicher Hilfe, noch am Abend desselben Tage«. Am Nachmittag wurde in der Brunnenstraße ein Mann von einer Droschke überfahren und am linken Unterschenkel nicht unbedeutend ver» letzt. Er mußte auf ärztliche Anordnung nach d.r Charttee ge» bracht werden. An demselben Tage Abendi wurde ein s-it längerer Zeit geisteskranker Mann in seiner in der Chaussee» straße belegenen Wohnung erhängt vorgefunden. In der Nacht zum 7. d. M. entstand in der am Planufer Nr. 91 be­legenen Färberei auf bisher unaufgeklärte Weile Feuer, durch welches daS Keffeihau» und da» Leim- und Trocken Appretur» Gebäude völlig zerftött wurden. Di« Feuerwehr war länger« Zeit angestrengt in Thätigkett. Gerichts-Zeiwng. Die schwere Mißhandlung, weiche der Steueraufseher Richard Maaß dem verstorbenen Mitredakteur an derBert. Gerichtszeitung", Richarv Jüterbock, am zweiten Pfinastfeiertag vorigen JahreS zugefügt und welche offenbar deffen Tod ver» ursacht hat, scheint nun doch nicht ungesühnt bleiben zu sollen. Während daS hiefige Landgericht l mangels hinreichenden Be- weiseS de» Kausalnexu» zwischen den erlittenen Verletzungen und dem eingetretenen Echlagfluß daS Verfahren einstellte, er- achtet die vorgesetzte Bchörve deS Maaß diesen Fall in Ver» dindung mit dem anderweitigen Verhalten desselben für der» artig gravirend, daß fie daS Disziplinarverfahren auf Amts« entsetzung eingelettet hat. In demselben find bereit» zahlreiche Zeugen vernommen worden. Der in der vorige« Woche hier ausgewiesene Reftan- ratenr Jacoby ist derselbe, welcher Ende Mai cr. wegen Urdertretung der Polizei Verordnung vom 18. Juli 1851 un­befugten Abhalten» von Tanzlustbarleiten verbunden mit Ueber- tretung der Polizeistunde in 9 Fällen von der 95. Abtheilung deS hiefigen Schöffengericht» zu je 2 Tagen Haft und in der Verschärfung der Einzelstrafen zu einer Gesammtstrafe von drei Wochen Hast verurtheitt worden ist. Zu unserer großen Ge- nugthuung find wir in der Lage, mitzutheiien, daß auch der E.ste Staatsanwalt zu Gunsten de» Verurtheilten gegen diese» merkwürdige Urtheil Berufung«ingelegt hat. Nach Z 6 der gedachten Verordnung ist prinzipaliter überhaupt nur eine Geldstrafe zulässig, welcher erst im Falle deS nachgewiesenen Unvermögens eine Freiheitsstrafe substituirt werden darf. Herrn Jacoby hat einige Tage später auch die Verurtheilung wegen Uebertretung der Polizeistunde getroffen, welche in der Nicht» sprengung einer polizeilich genehmigten und überwachten Ver« sammlung um 11 Uhr mit Eintritt der Polizeistunde gefunden worden ist. Hiergegen hat nun der Angeklagte Berufung ein- gelegt, auf deren Ausgang man in den Kreisen der Vereins« angebörigen sehr gespannt ist. + Wegen Mißhandlung de» eigene« Kinde» war die Frau de« Kutscher» Br. vom Schöffengericht am 19. Dezember vorigen Jahre» zu einer Gefängnißstrafe von 6 Monaten ver­urtheitt worden, während gegen den 70 jährigen Vater der Frau, Namen» G., eine Gefangnißstrafe von 14 Tagen wegen desselben Deliktes erkannt worden war. Der letztere beruhigte P�bei feiner Strafe, während die Frau Reoiston einaelegt hatte. Diese Berufung kam gestern vor der fünften Straf- kammer deS hiefigen Landgerichts l zur Verhandlung. Da« erste Urtheil wurde durch folgende Gründe gerechtfertigt. Nach dem Zeugniß de» Fluinachdar» der«r., de» Fahrherrn«!. erstreckten fich die Züchtigungen, welche die unnatürliche Mutter in barbarischer Weise an ihrer vorehelich geborenen elfjährigen Tochter Anna vollstrecke, über einen Zeit- räum von 2 Jahren. Seit dem Jahre 1884 hörte K. fast täglich, wie Anna geschlagen wurde, trotzdem daß da» Kind durchaus nicht besonder» ungezogen war. Die Frau erklärte dem Zengen einmal selber, als er fie fragte, we»- halb fie ihre heiligsten Pflichten so oerl-tze: fie habe Anna nicht selber genährt, und liebe daihalb daS Kind nicht. Da» Mädchen war durch die Mißhandlungen so eingeschücht rt. daß fie nicht Klage zu führen wagte und auf F-agen, welche Nach bar«leute an ste richteten, stumm blieb. S-idst dem Manne der Mutter Anna» wurden die Mißhandlungen zu arg und er verdot der Frau, da« Kind in seiner Gegenwart zu schlagen. Eine» TageS war K. selbst Augenzeuge einer empö.enden Szene. Am 29. Juni 1884 wurde Anna 10 Iah- alt. Die Mutter nahm an diesem Tage eine Generalreinigung an dem Kinde vor. Al» Waschmtttel benutzte fie grüne Schmierseife. Nun mußte dem Kinde von dem scharfen Seifen- schäum etwa» in die Augen gekommen sein, denn e» be- gann dieselben zu reiben. Hie, über gerieth die Mutter so in Zorn, daß fie dem Mädchen eine Ohrfeige versetzte, welche blutige Striimen in der Wange deS Kinde« zurückließ, die mehrere Tage lang zu sehen waren. Schließlich empörte fich K- so sehr über die ungerechtfertigten Mißhandlungen, daß er Anzeige machte, zum Vormund ernannt wurde und den Strafantrag stellte, deffen Erfolg oben mitgetheitt ist.- In der heutigen Verhandlung bestätigten daS Kind und sein Vor- mund wiederum ihre ersten Angaben; eine Entlastung»z«ugin wußte nicht« zu Gunsten der Angeklagten vorzudringen. So wäie die Sache sehr ungünstig für Frau Br. ausgeschlagen, wenn ihr nicht ein zufalliger Umstand zu Hilfe gekommen wäre. Der Vorderrichter hatte sein Urtheil gegen Frau Br. nur auf den durch das Zeugniß de» K.«wie- senen Fall am Geburtstage der Ann- gestützt und hierbei irrlhümlich angenommen, daß da» Da- tum der 29. Juni 1885 und nicht, wie e« thatsächlich war, der 29. Juni 1884 gewesen sei. Dieser Jrtthum wurde in der RevtstonSverhandiung Hemer» und bervoraehoden, daß da« Vergehen demnach al» verjährt anzusehen sei So erkannte der Gerichtshof nach dem Antrage de» StaatSaawaits, dai Ver- fahren einzustellen und da» erste Urtheil dahin abzuändern, unnatürlichen Mutter entfernt und bet fremden Leuten unter­gebracht ist. -fDie Bevormundung der Polizei muß endlich eiumal aufhöreu I"- Dcr Student der Philosophie B.. der diese Bemerkung in der Nacht zum 4. März d. I. in der Nähe eine» Schutzmann«» machte, gaa mit diesen Motten sein« Anficht nicht etwa über irgend ein politische« E-eigniß, sondern über die polizeilichen Maßregeln zum Besten, welche in diesem- Jahre denBockunfug" einzuschränken d-stimmt waren. Er hatte ste tief empfunden, al» er mit zwei Freunden demde- rühmten" Lokale in der Nähe de» KreuzbergeS einen Beiuch abgestattet hatte, der durchaus kein formeller, sondern ein sehr intimer gewesen war. Nun waren die drei auf dem Heimweg begriffen und hatten stch, um fich gegenseitig zu stützen, unter die Arme genommen. Mochte der Weg nun glatt sein oder ste sonst unter den Einflüssen einer ge- wissen Macht stehen, nach einigen SchrMen kam