Beilage zum Berliner Volksblatt.

Str. 157.

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Kommunales.

Die Errichtung eines Gewerbe- Schiedsgerichts in Berlin   ist bekanntlich vor mehr als Jahresfrist von den Stadt­verordneten Tupauer und Genoffen beantragt worden. Unsere Hädtischen Behörden scheinen die Erledigung dieser Angelegens belt indes auf die lange Bank schieben au wollen, denn bisher bat nur eine Sigung der zu diesem Bwede gewählten ge mischten Deputation" und eine Sigung der von der genannten Deputation aur Borberathung der von den Antragstellern eingereichten Vorlage ernannten Subtommiffton ftattge funden Jnzwischen find andere Städte den Stadtvätern mit gutem Beispiel vorangegangen; fo baben die Gemeindebehörden in Stuttgart   beschlossen, vom 1. Januar 1887 ab für Stutt gart ein Gewerbe Schiedsgericht zu errichten, in welchem Ar beitgeber und Arbeitnehmer, welche von den Interessenkreisen felbft gewählt werden als Schiedsrichter fungiren. Auch aus Frankfurt   a. M. wird mitgetheilt, daß die legte Sigung der bortigen Stadtverordneten- Bersammlung Renntniß davon ge nommen habe, daß der Magiftrat fich mit dem Regulatio eines gewerblichen Schiedsgerichts in der Faffung, wie ihn die Ver­fammlung befchloffen, einverstanden erklärt bat. Möge man auch in Berlin   diese Angelegenheit jest energisch in die Hand nehmen und der Stadtverordneten Versammlung nach den Ferten eine Vorlage zur Beschlußfaffung sugeben laffen.

Beim Gewerts- Krankenverein zu Berlin   belief| fich Der Aranetverbrauch im Januar 1886 auf 35 284 50 M., im Februaur auf 33 512,90 R., im März auf 38 205,05 M. Jn Summa für das I. Quartal b. J. 107 002,45.- An Re­zepten wurden nachtagirt im Januar 46 962 M., im Februar 43 628 M, im März 49 966 M., zusammen 140 556 M. Der Durchschnittspreis eines Rea ptes ftellte sich auf 076 M. Medisin erbtelten im Januar 16 810, im Februar 16 581, im Rara 18 092 Bersonen.- Verordnungen fielen auf den Kranken im Januar 2,7 mit einem Betrage von 2,10 M., im Februar 20 mit einem Betrage von 2,02 m., im März 2,7 mit einem Betrage von 2,11 M.

Lokales.

Der Sauerstoffgehalt der Waldluft. Die ziemlich weit verbreitete Meinung, die Waldluft sei besonders reich an Sauerstoff, läßt sich wissenschaftlich nicht begründen, da einers feits die von einem Waldlomplege durch ben Assimilations. prozeß der grünen Blätter produzirte Menge Sauerstoff nur gering ist im Vergleich zum Gesammtvolumen Luft, und dieser Sauerstoff für den Athmungsprozeß der Bäume und die Dry­bationsprozesse des Humus zum großen Theil wieder verbraucht wird. Gleichwohl ichien es wichtig, die Thatsache noch durch eine experimentelle Prüfung festzustellen, welche, wie wir in Der Naturv. Rundich." lesen, E. Ebermayr im Herbst vorigen Jahres ausgeführt hat. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen, Die an febr verschiedenen Orten ausgeführt wurden, find in einer Tabelle übersichtlich zusammengestellt. In Mittel wurde Der Saue ftoffgehalt der Waldluft= 20,78 Bolumprozent und der der Luft im Freien 20,82 Bolumprozent gefunden; der Unterschied zwischen Maximum und Minimum betrug bei den Analysen der Waldluft 0,33 und bei denen der freien Luft 0,28. Durch diese Analysen ist somit der Beweis geliefert, Daß der Sauerstoffgehalt der Waldluft durchschnittlich derfelbe ift, als der der freien Atmosphäre; die geringen Unterschiede Der Bahlen fönnen auf die Ungenauigkeit der Methode zurüc geführt werden, welche aber das Resultat nicht wesentlich beeinflußt.

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Die Firigkeit moderner Schriftstellerei zeigt sich wie­der einmal von ihrer häßlichften und geschmadlofeften Seite. Aus Budapest   wird geschrieben: Das tragische Geschick bes Bayernlönigs ist das Sujet eines phantastischen Stüdes, wel ches vorgeftern unter dem Titel: Die Legende des Schwanen­tönigs" in der Chriftinenftädter Arena über die Szene ging. Das Buch des Franzosen Mendès ,, Le roi vierge", hauptsäch lich aber die Tagespreffe, welche zur Biographie des unglüd Itchen Fürsten   noch immer Nachträge liefert, haben den anonymen Verfaffer inspirirt, und wenn auch die Inszentrung große Bühnenfenntnis verräth und manche Partie des Dramas augenscheinlich Beifall errang, so vermochte fich das Publikum doch nicht für dasselbe zu erwärmen und das Fiasto war un vermeislich. Verleumderische Bungen bezeichneten übrigens den Der Vorstellung beiwohnenden Schauspieler Bela Hetényi vom Nationaltheater als Verfasser des Stüdes, von dem man nun

Halsschmerzen.

Ein Bild aus dem französischen   Soldatenleben von Georges Courteline  .

I.

Es war bittertalt im Mannschaftszimmer und der Dra goner La Guillaumette glaubte, seine Nase sei erfroren, als er fie eine Sekunde lang unter der Bettdecke hervorstreckte. Um ihn herum erhoebn sich im tiefen Dunkel des weiten Raumes feine Rameraden und zogen fich an, ohne ein Wort zu sprechen.

Der Rorporal war schon früher aufgestanden und machte nun einen Rundgang durchs Simmer, um die Mann schaft zu größerer Eile anzuspornen. Beim Bette La Guillaumette's, welcher sich wieder unter die Decke verkrochen hatte, hielt er plöglich an und rief, indem er auf ben Körper bes Dragoners flopfte: Be! Hollah! Hast Du die Abficht, erst morgen aufzustehen, mein Junge?" Da sich ber also Angesprochene nicht rührte, fuhr der Rorporal fort: Auf! Borwaris! Hörst Du nicht, was ich Dir sage?"

La Guillaumette fledte den Ropf unter der Dede her vor und murmelte schlaftrunken: Ich stehe heute nicht auf, Rorporal, ich bin- frant."

Bas, Du bist frant? Ja, zum Teufel, was fehlt Dir benn?" rief der Rorporal.

Laß mich in Frieben," erwiderte ber Dragoner, indem er fich gähnend gegen bie Wand kehrte. Ich habe eine Augenbrauenverfchleimung."

Lachend entfernte fich ber Rorporal und überließ den Faulpelz seinem Schidsale.

Das Zimmer hatte fich allmälig geleert, bie Leute begaben fich an ihre Arbeit in die Stallungen. Wie schon bemerkt, herrschte eine furchtbare Rälte an jenem Morgen, so awar, daß das Waffer in den Rübeln fror. Die friebliche Stille im Simmer La Guillaumette's wurde plöglich unterbrochen.

Freitag, den 9. Juli 1886.

sagen lann: Rasch tritt der Mensch den Todten an. Als Gegenftüd hierzu erhält das Berl. Tagebl." das Birkular eines biefigen Kolportage- Buchhändlers augesendet, in dem ein foeben erschienener Roman angefündigt wird. Der Titel der ,, altuellen Dibtung" lautet: Die Geheimnisse des Königsschlosses oder Enthüllungen über Leben und Tod Ludwigs II. von Bayern  , Historisch romantische Erzählung von A. Fauft.

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Im Die

In der Anpreisung dieses Fabritats heißt es weiter: Aus der reichen Fülle der Kapitelüberschriften dieses spannendsten und gediegenften aller neueren derartigen Romane erwähnen wir nur folgende: Auge um Auge, Bahn um Bahn. Die Verschwörung in der Todiengruft.- Jm Boudoir der Tänzerin. Der Blutfauger. Ein weiblicher Satan.- Unschuld und Wahnglaube. Der Gespenstertang. Des Henlers Töchterlein. Jt das Jafinn? Der Mann im schwarzen Mantel. Eine Bestie in Menschengestalt. Hofbräuhaus. Am giü en Strand der Spree. Meifter der Löne. Die wilde Jagd. Die schöne Sllavin. Ein Herz von Stein. Götterdämmerung  . Am Mollen Die Räuber der Busta. Die Frau mit dem Kantichu. Gift oder Dolch? Bet den Schwarzen. Die Nige vom Starnberger See  . Die Herenfüche. Im Strahl des Mondes. Der Diamantentaub. Die Macht des Gewiffens. Ein Blig aus betterem Himmel. Judith und Holofernes. Im Berbrecherleller. Petroleum und Dynamit. Was fich die Wafferlilien erzählen." Wir be neiden den Schriftsteller A. Fauft nicht um den traurigen Muth, Dieses durch die Kapitelüberschriften sattsam charakteristite traurige Opus gedichtet" zu haben. Leider giebt es laum ein Mittel, die Halbgebildeten und das Voll gegen derartige ver giftende literarische Einflüsse zu sichern.

martt.

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Ueber Truppentonftanirungen batte bekanntlich der Ang. f. D. Havel  ." die sensationelle Mittbeilung gemacht, in d. Spandau   wären in der Nacht zum Donnerstag voriger Woche Abtheilungen des vierten Garde Regiments und des Elisabeth Regiments in ihren Kasernen tonfignirt und hätten scharfe Batronen erhalten. Es sollte diese Maßregel mit der Aus. weisung Singers und den durch dieselbe etwa verursachten Un ruben in Zusammenhang stehen. Die ,, Kreuz Btg." erlläit nun in Bezug hierauf folgendes: Die Behauptung, es seien Abthei lungen der Regimenter in der Kaserne tonfignirt zur Verhütung foztaldemokratischer Unruhen, ift erfunden. Die aufgebauschte Beitungsnotiz ist entstanden durch eine plöglich erfolgte Rom mandirung von je einem D fisier   und dreißig Mann des vierten Garde Regiments. F. und des Regiments Elisabeth außer balb der Garnison   au einer Schießübung, welche am 2. Juli stattgefunden hat.

Schweninger Attien. Unter den Handels- Nachrichten in der jüngsten Nummer des Deutschen Reichsanzeiger" befindet fich auch ein aus Heidelberg   datirtes Jnferat, welches allge meines Intereffe haben dürfte. Danach ist unter irgend einer Nummer des Handels Registers eingetragen: Die Attien gefellichaft Profeffor Dr. Schweninger's Sanatorium Schloß Heidelberg mit Siz in Heidelberg  ". Als Gegenstand des Un ternehmens ist angegeben Bau und Betrieb eines Sanato tiums nach der Methode des Herrn Profeffors Dr. Schwe ninger aus Berlin  , Betrieb des bisher dem Herrn Heinrich Albert   gehörigen Schloß Hotels und der von dem Genannten bisher geführten Schloß Reftauration, Errichtung und Betrieb eines ausgedehnten Weinhandels und einer Drabtiell. Bahn". Die Höhe des Grundfapitals beträgt 1 200 000 m., die der einzelnen, auf den Inhaber lautenden Attien 1000 Mt. Grün der der Gesellschaft find Mainzer und Heidelberger   Herren und ein Wiesbadener   Rechtsanwalt. Den Vorstand bilden ein Herr Koch aus Mainz   und Herr Albert, der bisherige Be figer des Schloßhotels. Im Aufsichtsrathe figen zwei von den Gründern und ein Heidelberger   Rechtsanwalt. Daß verr Dr. Schweninger   in irgend roelcher Weise bei der Leitung der Ge sellschaft oder an der ärztlichen Besathung des Sanatoriums betheiligt wäre, gebt aus der handelsgerichtlichen Bekannt. machung nicht hervor. Do sonst eine Betheiligung seinerseits ftattgefunden hat, läßt sich überhaupt nicht erkennen.

Es mag ja auch schon dagewesen sein und Ben Aliba somit auch diesmal Recht haben, aber zu unserer Kenntniß war es bisher nicht gelangt, daß es in Berlin   jest Geschäfte giebt, die fich mit Gewalt gegen die Käufer absperren müssen. Im Südwesten und Norden find zwei solche Häuser, die durch die Billigkeit ihrer Waare eine ganz seltsame Anziehungs­

Die Thüre öffnete sich und der diensthabende Rorporal rief: Rein Rranter hier?"

La Guillaumette erhob sich leicht und sagte mit erkünftelt schwacher Stimme:

La Guillaumette, Dragoner   zweiter Klaffe."

Der Unteroffizier notirte den Namen und verschwand. Der Krante hörte in der Entfernung die immer schwächer werdende stereotype Frage erschallen: Rein Rranter hier?"

Nun hatte Guillaumette zwei Stunden Ruhe. Er hüllte fich benn auch sorgfältig in seine Dede und gab sich einem füßen Schlummer hin.

Als der Krante erwachte, war das Simmer reins gefegt und die Helle des Wintertages strömte durch's Fenster.

Himmeldonnerwetter!" rief La Guillaumette, indem er haftig von seinem Lager sprang. Es scheint schon vers teufelt spät zu sein."

Die Kameraden find schon lange bei der Uebung und bie ärztliche Bifite wirb sogleich abgehalten werden," fagte ein Orbonnanzsolbat, welcher Stiefel pußte.

H

" Da heißt's dazuschauen!" rief der Rrante und leidete sich rasch an. Nun, vier Tage Arrest bekomme ich minde ftens, wenn der Doktor findet, daß ich nicht krant bin," fügte er wehmüthig hinzu.

Der Gebante stimmte ihn traurig, da der Aufenthalt in bem falten, feuchten Arreste ihm in nicht sehr angenehmer Erinnerung stand. Ach was," rief er aber nach Rurzem hoffnungsfreudig, th werde bem Herrn Regiments arst fagen, daß ich Balsschmerzen habe. Das sieht man nicht so

Leicht.

II.

La Guillaumette war als der Legte im ärztlichen Orbi nationszimmer erschienen. Die Untersuchung hatte bereits begonnen. Der Krante, der seine Rleidung fo arrangirt hatte, baß sein übernächtiges, faßenjämmerliches Aussehen wirksamt gehoben erschien, öffnete geräuschlos die Thüre und stellte sich im Hintergrunde des 3immers auf. Er hatte

III. Jahege

traft auf die Frauenwelt, für die ihre Artikel bestimmt find, ausüben. Ob der Reuleaux'iche Ausspruch auf das, was fie Db bieten, Anwendung findet, mag dahin geftellt bleiben, soll auch bter nicht untersucht werden; nur die seltsame Erscheinung verdient verzeichnet zu werden. Mehrmals am Tage, während der Stunden, in denen die Haupto tlaufszeit ift, füllen fich die Räume dieser Geschäfte mit einer so großen Bahl von Run binnen, daß es nicht möglich ist, noch mehr einzulaffen, die Thüren geschloffen werden, und daß ein Mann mit einer Stange vor das Haus poftirt wird, von der ein Blatat ver tündet, daß einfiweilen Niemand Einlaß finden kann. Dann geschieht das für Berliner   Berhältnisse Unfaßbare: bie Frauen weichen nicht und beftürmen den Thorwart mit Bitten, fie doch einzulaffen, und drohen, andernfalls wo anders hinzugeben, worüber er dann bedauernd die Schultern zudt. Natürlich find solche Geschäfte nur in dichtbesiedelten Stadttheilen und dann möglich, wenn fie die auch unbedeutensten Artitel führen. Aber selbst mit dieser Einschränkung ist das Schauspiel ein durchaus eigenartiges.

Die Arbeiten an der seit einigen Tagen in Angriff genommenen nenen Pferdebahnlinie durch die Jüdenstraße haben eine plögliche Unterbrechung erfahren. Gestern Mittag haben die dort mit dem Aufbruch des Asphalts beschäftigten Arbeiter die Arbeit niedergelegt, nachdem ihnen die geforderte Erhöhung von dreißig auf fünfunddreißig Pfennig pro Stunde verweigert worden war. Das mit dem Keil und Buschlag. hammer ausgeführte Brechen des Asphalts tft, wie die Arbeiter erklären, die härteste Arbeit, die es giebt, und erfordert eine außergewöhnliche Anstrengung der Kräfte.

Die polizeiliche Maß- und Gewichtskontrole wird feit einigen Tagen in den biefigen Geschäften recht emfig und gründlich gehandhabt. Top Der wiederholten Ankündigung Der bevorstehenden Kontrole scheinen fich doch mehrere Ge schäftsleute nicht genügend vorbereitet zu haben auf den Be fuch der revidirenden Beamten, denn es ist gar nichts Seltenes in den legten Tagen, in einer Droschte den dienstlich bebelmten Schußmann zu erbliden, dem gegenüber auf dem Rüdfis ein Baquet tonfiszirter Gewichte oder eine blanke Wiegeschale liegt, die als unrichtig befunden und dem Arme der heiligen Her mandad verfallen find. Einiges Aufsehen erregte vorgeftern Vormittag die Wegnahme einer großen meffingenen Wageschale aus einem Schlächterladen im südlichen Theile der Charlotten ftraße. Die Eigenthümerin opponirte sehr laut gegen die von den Beamten ausgesprochene Beschlagnahme und veranlagte Dadurch eine njammlung Neugieriger vor dem Laden, die mit unverkennbarer Schadenfreude zusaben, wie die hübsche große Wiegeschale von dem blantgepugten Träger abgenommen, in eine Drosle geladen und nach dem Polizeipräsidium von einem Schußmanne transportirt wurde.

Auf den Feldmarken der Umgegend von Berlin   ist das Getreide in seiner Entwidelung schon so weit vorgeschritten, daß in den nächsten Tagen mit dem Mähen begonnen werden fann. Die Ernte Aussichten sind bis jest befriedigend, sowohl was den Rörnerreichthum, als den Ertrag des Strobes an langt. Legteres ift ziemlich lang und mittelstart, so daß es auch im Futterwerth befriedigen und zum Hädselschnitt verwendbar sein dürfte. Die Mehren find faft durchweg groß und: ner reich, die Körner selbst dick und mehlreich. Sommerroggen und spät gefäeter Roggen ist wegen des späten Frühjahrs diesmal noch etwas zurüdgeblieben, berechtigt aber ebenfalls zu den beften Hoffnungen. Die Kartoffeln stehen durchweg aut.

Auch ein Jubiläum. Fünfundzwanzig Jahre find es iegt ber, soweit es fich verfolgen läßt, daß die ersten Anfänge des Briefmarkensammelns auftauchten und ebenso alt ist auch der Geschäftszweig, welchen dieser Sammeleifer im Gefolge batte: Der Handel mit gebrauchten Briefmarken. Vielfach be gegnet man der Anficht, daß die Paffion des Briefmarken. Sammeln ihren Höhepunkt heutzutage bereits überschritten habe; diese Anficht ist jedoch ganz irrig; es hat sich vielmehr gerade in den legten Jahren der Briefmarkenhandel noch ganz be Deutend gesteigert. Welchen Umfang er gegenwärtig hat, wird 3. B. daraus hervorgehen, daß eine einzige Nürnberger   Firma allerdings eine der bedeutendsten in diesem Fache, die von Bechmeyer im vorigen Jahre 23 Millionen Stud gebrauchte Marten, mit einem Gewichte von 1610 Stilo, im Groß­bandel eingeführt hat; ebenso hoch belief fich die Ausfuhr dieser Firma.

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Schmudfedern auf Damenhüten. Bekanntlich hat der Federnschmud auf Damenbüten seit einigen Jahren in mancher Säson geradezu enorme Dimenfionen angenommen, und der

feine Müge in die fahlen, verschlafenen Augen gebrüdt, wo burch sein gelbes, unrafirtes Geficht einen Stich ins Typhöse erhielt. Vor einem mit Tintenfleden überfäeten Tische, auf welchem bas Rrantenbuch lag, faß der Regimentsarzt und hielt eine Feber in der Hand. Ein langer, hagerer Bursche erzählte mit ehrerbietig- weinerlicher Stimme feine Leidensgeschichte.

Genug!" rief ber Regimentsarzt barsch. Schuh her. unter, Fuß zeigen!"

Der Patient that, wie ihm befohlen war.

Der Arzt ergriff ben Fuß:

Also das ist ber kranke Fuß! Thut Dir's hier weh, wenn ich brüde?" frug er.

" Ja, Herr Regimentsarzt  ," wimmerte der Solbat, es brennt mich so sehr!" 110

Schuh wieder anziehen!" sagte der Arzt. Nichts baran; fleine Abschürfung vom Reiten; zwei Tage dienst frei; Fußbäber nehmen." Sodann rief er: Chantavoine!" Ein Rranter nahte in auffälliger Weise hinkend bem Was soll benn das wieder heißen?" rief der Arzt un willig.

au

rate.

Herr Regimentsarat," erwiderte Chantavoine zaghaft, melbe gehorsamst, daß ich schon seit zwei Tagen..

der

Schuh herunter!" schrie der Doktor, dessen Antlig fich röthen begann. Beinkleid aufftreifen!"

Solbat in leiſem Lone. Ich habe heftige Schmerzen im Kniegelent," murmelte

" So? Ich merke nichts davon. Dir thut das Rnie nicht web!"

doch, Herr Regimentsarzt  ."

Was? O doch, Herr Regimentsarst? Na warte, Du unverschämter Bursche," schrie der Arzt zornig, ich werde Dir o doch" schon geben! Hälift Du mich für blind? Glaubst Du, daß ich nöthig habe, mich bei einem Kranken zu erfundigen?"

Herr Regimentsarzt, ich..."