wiederholte Appell der Thierfreunde und Drnithologen an die garten Damenbergen ist ungehört verballt. In der That mußte Jenen auch bet Erwägung der toloffalen Maffen von ganzen Vogelbälgen, Flügeln und einzelnen Federn großer und lleiner Vögel, welche alljährlich in den Handel lommen, um die Vogel­well bange werden. Eine jüngste statistische Busammenstellung bewerthet die jährliche Einfuhr von Schmudfedern nach Eng land, von wo aus dieselben wieder theilweise ins Ausland geben, auf 3104 800 t. für Vogelbälge und 40 238 400 D. für Federn. Aus Englisch  - Indien   wurden für 30 452 000. Federn importirt. In Süd und Nordafrika   wo befanntlich ble Straußenzucht gedeiht, wurden im Jahre 1883 in ben Buchtanstalten für 30 255 200 M. Straußfedern produzirt. Leider beschränkt fich die Industrie nicht auf die Rudera exotischer Häher, Dschungelhähne, Baradiesvögel, Birols, Kolibris, Staare, Lerchen, Hornfasanen, Pfauen 2c., sondern die Mode geht un ferer einheimischen Vogelwelt sebr nabe, und gewiß würde man zu befferer Einsicht gelangen, befäßen wir auch eine Statiftit über die jährlichen Opfer aus unserer Singvogelwelt.

Auszeichnung. Die Tochter des aus Berlin   ausgewiese nen Regierungsbaumeisters Regler, Frl. Johanna Reßler, Schülerin des Kunstgewerbemuseums in Berlin   als Mufter zeichnerin, bat am 1. Juli die von der Kronprinzessin geftiftete Medaille für Runft erhalten.

Ueber die Spielkarten- Fabrik und den Berlebt mit Spiellarten im Deutschen Reich für das Etatsjahr 1885/86 ift einer im Maibheft zur Statistit des Deutschen Reichs veröffent lichten Uebersicht zu entnehmen, daß die Gesammtzahl der Spiellartenfabriten wie im Vorjahre 61 betrug. Am Anfange bes Etatsjahres 1885/86 hatte der in diesen Fabriken vor handene Bestand an unverfteuerten Spieltarten 671 894 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 177 936 Spiele von mehr als 36 Blättern betragen, und am Schluffe des Jahres ftellte fich derselbe auf 758 570 beam. 207 487 Spiele, nachdem im Laufe des Jabres 3 678 501 beam. 1 304 541 Spiele zu und 3 591 828 beam. 1275 050 Spiele abgegangen waren. Von biefem Abgange find verfteuert worben 3 388 796 beam. 205 744 Spiele( im Vorjahre 3 291 914 beam. 203 514 Spiele); 199 714 beam. 1 055 527( 1884/85 236 865 beam. 1074 943) Spiele wurden in das Ausland ausgeführt. Einschließlich der Dom Auslande eingegangenen und in den freien Verkehr ge tretenen Spiellarten find im Reichsgebiet überhaupt zur Ver fteuerung und in den Verbrauch gelangt 3 405 151 Spiele von 36 oder weniger Blättern und 209 664 Spiele von mehr als 36 Blättern( 1884/85 3 308 100 beam. 212 417 Spiele).

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hafteres ersetzt und die Ruhestätte der ihren Leiden auf fremdem Boden Erlegenen mit einer religiösen Feftlichkeit eingeweiht. Das ist die Bedeutung eines Grabbenimals, das wohl zu den unbekanntesten in ganz Berlin   gehören dürfte. Weshalb leinerlei Inschrift von derselben Runde giebt, ist allerdings schwer zu errathen. Heute werden wohl glüdlicherwetse felbft folche Maffengräber auch von den Feinden" pietätvoller bes handelt.

Die Berliner   Künstler liegen fich mit dem Kunftreferenten einer bießgen Beitung seit einigen Tagen in den Haaren. Der Kritiker batte die Künstler in seiner Beitung etwas unsanft behandelt, und diese traten mit einer geharnischten Erklärung in die Deffentlichkeit. Wir hatten von dem Vorfall bisher feine Notis genommen, weil wir annehmen, daß derartige Rempeleien für unsere Leser wohl taum von Interesse sein bürften. In der Berl. Stg." findet sich nunmehr eine Ein­sendung, die uns der Beachtung werth erscheint. Die ,, Er tlärung", welche die Berliner   Künstler in diesen Tagen gegen ben Kritiker eines biesigen Blattes erlaffen haben, so heißt es da, illuftrist recht drastisch den maßlosen Düntel, welcher feit der Jubiläums Kunstausstellung in den Köpfen dieser Herren fputt. Unparteilichkeit des Urtheils gestehen fie nur noch dem fenigen zu, der über alles, was die Herren thun und laffen, in Die Lobtrompete stößt, auß jeder anderen Meinung aber spricht nach ihrer Ansicht sofort ber Aerger über vermeintliche persönliche Vernachlässigung". Nun, so schreibt der Herr Einsender, es liegt für mich durchaus teine Beranlaffung vor, Partei zu nehmen für Herrn Adolf Rosenberg  , der mir durch die Art, in welcher er bei jeder Gelegenheit seiner tonfervatio antisemitischen Gesinnung Ausdrud zu geben sucht, durchaus unsympathisch ist. Aber wenn der Herr ärgerlich war über persönliche Vernachläfftgung beim Rünstlerfest und diesem Merger durch Worte Ausdrud gab, so bat er nur im Sinne der großen Anzahl Derer gehandelt, die fich nicht weniger über persönliche Vernachlässigung beim Künstlerfest zu beklagen ge habt haben. Auch ich gehöre zu Denen, die ihr Billet mit 15 M. bezahlten und schon um 5 Uhr feinen Blaz auf der Tribüne mehr bekommen lonnten, weil die Herren Dffiziere und die Anverwandten der Künstler und der Mitwirkenden, die für 7 M. 50 Pf. refp. 5 M. schon um 3 Uhr Nachmittags, also zwei Stunden vor Kaffeneröffnung eingelaffen waren, die besten Bläge für fich in Anspruch genommen hatten. Ist das etwa Rünstlerlomment? Mag sein. Dann aber mögen die Herren, welche die Grenzen der Willtür so weit dehnen, daß dafür nur ein Ausdrud pafen würde, den zu gebrauchen nur die Rücksicht auf den Staatsanwalt verbietet, auch aufhören, fortwährend auf ihre Würde zu pochen. Denn wer fich über andere zum Sittenrichter aufspielen will, muß selbst erft zeigen, daß er weiß, wo seine Pflichten beginnen und seine Rechte aufhören. Dder glauben etwa die Herren, die so gern bei jeder Gelegen beit mit einer Erklärung" bei der Hand find, nur in diesem Falle nicht, daß fte, unpartetisch" gehandelt haben? Haben die Herren wohl schon einmal darüber nachgedacht, was wohl ge

Die in Amerita rite graduirten Doktoren der Bahnheil Tunde nicht zu verwechseln mit den sogenannten amerikanis schen Bahnärzten, welche, ohne jemals in Amerila gewesen zu fein, einen täuflich erworbenen Titel führen haben sich in baben fich in Folge der Agitation, welche seit längerer Beit von den deutschen  Babnärsten gegen fte in Szene gefeßt ift, veranlaßt gefeben, eine Deutsche Vereinigung in Amerila graduirter Doktoren ber Bahnheilkunde" behufs Wahrung ihrer gemeinsamen Standes­intereffen zu begründen. Bugleich werden fie ein eigenes Fachschehen wäre, wenn ein Theaterunternehmer fich solcher Ge blatt unter dem Titel Journal für Bahnheillunde" heraus. gegeben, daß als Vereinsorgan viertelfährlich erscheinen soll.

Der Hauptgewinn der Stettiner Pferde- Verloosung im Werthe von 10 000. ift von Herrn Sterneder für- 2700 M. erftanden. Es ist ein Viererzug mit Equipage, ber übrigens nach dem Fuhrhalter" von morgen( Freitag) ab die Straßen von Berlin   als Retiame Rutsche" burchfahren wird. Für Ausstellungs Hauptgewinne ist das ficher leine Reklame.

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Ein Grabdenkmal in den Baumanlagen zwischen der Ulanentaserne und dem Kriminalgerichtsgebäude in Moabit  , so schreibt die ,, Bolts Big.", von beffen Existenz und Bes beutung allerdings nur wenige Bewohner der Residenz Renntniß haben dürften, da nur ein Bufall bei einem Umber Streifen in diesem Gehölz ihnen dasselbe sichtbar werden lägt, weil es rings von Büschen verdeckt wird hat sicher schon manchem Berliner  , dem die Strafdrohung mit§ 368 bes Strafgesetzbuches nicht abhält, seine geographischen Kenntniffe burch Flaniren im Busch" au erweitern, ein gewiffes Ropf. gerbrechen gemacht, denn lein Beichen, teine Inschrift giebt Runde von denen, welche der mäßig bobe, dicht mit Sträuchern bepflanzte Bügel bedt. Ganz wie in Uhland's Des Sängers Fluch" es beigt:" Seinen Namen meldet tein Lied, lein Heldenbuch; versunken und vergessen!" so liegt dieser Grab bügel bicht an der Straße awar, aber unbemerkt von den Tausenden, welche täglich zu Fuß oder im Pferdebahnwagen an dieser legten Ruhestätte müder Erdenpilger vorüberziehen, und doch mag auch hier manch ein Held begraben liegen. Bon fundiger Seite wird uns mitgetheilt, daß unter dem Hügel, welchen jegt ein eisernes Kreuz in Sandsteinsodel schmüdt, Diejenigen Opfer des russischen Winterfeldzuges von 1812 ruben Franzosen, Ruffen, Deutsche  ( Rheinbundstruppen)- welche hier in Berlin   im Lazaretbe ihren Wunden oder in Folge von Krankheiten erlegen find. Bis zum Jahre 1863 bezeichnete ein hölzernes Kreuz die Grabftätte dieser Opfer der großen Menschenschlächteret, wie fte der Rüdzug von Moskau   im Ge folge hatte; dann aber wurde gelegentlich des 50jährigen Ge­Denktages das alte zerfallene Kreuz durch ein neues, dauer

Rein Wort mehr!" donnerte ber Arzt. Dir fehlt nichts! Rehrt! Marsch!" Während der Soldat zurüchinkte, schrieb der Regi­mentsarzt in das Krankenbuch: It vollkommen gesund. Vier Lage Arrest."

Bier bis fünf Rrante folgten dem unglücklichen Chanta voine, bis endlich die Reihe an unsern Helden fam. La Guillaumette hatte mittlerweile seine Ellbogen unbemerkt fehr häufig an die Wand gestoßen, um seinen Pulsgang zu beschleunigen, und trat, als sein Name aufgerufen wurde, vor den Arzt.

Herr Doktor," fagte er, ich habe starte Hals schmerzen; ich vermag laum mcine Menage zu schlucken. Ich habe auch ein wenig Fieber und kann feit zwei Nächten nicht schlafen."

Der Doktor fühlte den Puls La Guillaumette's. Mund öffnen!" tommandirte er sodann nach kurzer Ueberlegung.

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Der Dragoner that, wie ihm geheißen.

Hm," meinte brr Doktor, fleine Entzündung." La Guillaumette, dessen Bunge unter dem Drude eines breiten Elfenbeinlöffels stand, welchen ihm der Doktor in den Mund geschoben hatte, war vor Staunen sprachlos."

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Wir werden ihm ein Brechmittel geben," sagte der Arzt zu einem Rorporal ber Sanitäts- Abtheilung, ber als sein Behilfe funktionirte. Gilbert, bringen Sie mir die

große Schachtel mit Brechpulvern." Gilbert öffnete den Medikamentenschrank, aus welchem ein starker Duft von getrockneten Kräutern hervordrang, und holte daraus bas Gewünschte.

" So, mein Lieber, schluck das rasch hinunter," sagte der Doktor, indem er ihm ein Pulver reichte. Du bist wei Tage bienftfrei. Uebermorgen melde Dich wieder, falls Dir nicht besser sein sollte.".

III.

La Guillaumette befand sich während der zwei bienßfreien Tage so wohl, daß er sich am brittnächsten Morgen wieder bei dem Regimentsarzte vorstellte. Nun, wie geht es Dir?" frug der Arzt.

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fchäftsmanöver bebient hätte, wie fie? Und was waren die Herren vom Fefilomitee hier anders als Unternehmer? Be lehrt durch die geradezu unerhörte Behandlung, sollte deshalb das Publikum empfindliche Revanche nehmen dadurch, daß es biese Art von Künstlern, wenn im September die Wiederholung des Festes stattfindet, mit ihren Difizieren und Verwandten gänglich unter sich liege. Da bis dahin die alten Zanten des Feftzuges auch schon wieder etwas älter geworden find, dürfte Dies dem Einzelnen faum besondere Ueberwindung loften.- Diese Pille dürfte den Hochmuth der eingebildeten Herren Diese Bille dürfte den Hochmuth der eingebildeten Herren Dom Künstlerkomitee doch wohl etwas herabschrauben.

Ein ungetreuer Hausdiener. In dem Konfektions geschäft von Adolf Friedländer   jun., Boftstraße 27, fungirte ein gewiffer G. feit zwei Jahren als Hausdiener. Er wurde für durchaus ehrlich gehalten und niemals lentie fich auf ihn der Verdacht, obwohl im Geschäft öfters Waaren auf räthselhafte Weise verschwanden. Gestern entdeckte ein Laufbursche in der Badlammer, in welcher G. die zum Versandt bestimmten Badete berzurichten hatte, unter einem Haufen Badmaterial ein Stüd Leinen, welches der Bursche aufnahm und dem Profuriften zu trug. Dieser ordnete jedoch an, daß jener das Stüd Leinen wieder genau an dieselbe Stelle lege, an welcher er es gefunden babe, bamit man durch Beobachtung den ,, ftillen Theilnehmer" endlich erwischen tönne. Der sodann von einem Ausgang heim lehrende Hausdiener wurde mit einer Besorgung nach der Blumenstraße beauftragt; er nahm seinen Ausgang durch die erwähnte Badklammer und als man nach seiner Entfernung bort nachsah, war das Stüd Leinen verschwunden. Nun wurde das Geschäftspersonal ausgesendet, dem Hausdiener zu folgen; bie Leute lehrten aber unverrichteter Sache zurüd, fie hatten Den Besuchten nicht mehr in Sicht bekommen. Als derselbe nach Verlauf von etwa einer Stunde zurückkehrte, wurde er befragt, wo er das Stüd Leinen hingebracht habe. 8. wollte aber von nichts wiffen und blieb auch beim Leugnen, als ihm mit der Polizei gedroht wurde. Er wurde daher in der That Der Revierpolizei in der Klofterstraße augeführt, welche eine Durchsuchung der Wohnung des Verdächtigen veranlaßte, bet der man auch einige aus dem Geschäft herrührende Waaren

Herr Doktor," erwiderte La Guillaumette, es geht mir zwar schon ein wenig beffer, aber es ist immer noch nicht so, wie es früher war. Wenn der Herr Doktor vielleicht die Güte haben wollte, mir noch einmal das Pulver zu geben, welches mir neulich so gut gethan hat..."

Es ist gut, La Guillaumette," sagte der Arzt wohl wollend. Mund aufmachen."

La Guillaumette öffnete wieder den Mund wie ein Rarpfen, der Doktor fonstatirte abermals das Vorhanden sein einer fleinen, in der Abnahme begriffenen Ent­zündung, pinselte den Kranken mit Alaun ein, gab ihm nochmals zwei Tage dienstfrei und sagte ihm, er folle am britten Tage wieder tommen, falls der Halsschmerz nach diesem radikalen Wittel noch immer nicht gehoben sein follte.

Also war La Guillaumette abermals in ber ange­nehmen Lage, zwei Tage lang das Leben eines Privatiers zu führen, während seine Rameraden ihre Pferde puzten, ihre Monturen ausklopften, zu den Uebungen ausrüdten und sonst ihren schweren Dienst versehen mußten. In In einem Anfalle von Schamgefühl entschloß sich La Guillaumette, wenigftens ein Tuch um den Hals zu binden.

Noch breimal ftellte sich der Dragoner mit heftigen Halsschmerzen bei der Krankenvifitation vor und wurde brei mal als frant anerkannt. Der Regimentsarzt pinselte seine Rehle mit ungeheuren Quantitäten von Alaun, Job und ähnlichen angenehmen Substanzen ein. Der Müßiggang und die Annehmlichkeiten der Dienstfreiheit" waren dem Dragoner so sehr zur Gewohnheit geworden, daß er fich schon mit dem Gedanken vertraut machte, ben Rest seiner Dienstzeit von anderthalb Jahren als Halsleidender zu ver­bringen. Die fortwährenden Einpinselungen, denen sich La Guillaumette unterziehen mußte, hatten aber zur Folge, daß er eines schönen Morgens thatsächlich heftige Halsschmerzen verspürte und sich, nun allen Ernstes erkrankt, dem Dottor vorstellte.

Der Regimentsarzt hatte aber gerade an diesem Mor­gen schlechte Laune und schäumte vor Wuth, als er des ewigen Kranken anfichtig wurde.

vorfand. Das Stüd Leinen war indeß nicht darunter. Tros dem verharrt G. beim Leugnen und behauptet, dat er bie be Schlagnahmten Sachen anderweit gelauft habe. Näheres hier über vermag er jedoch nicht anzugeben, er wurde deshalb einst weilen falt geftellt.

Durchgänger. In der Mittagsstunde des 5. b. M. präsentirte der bei der Firma Mar Jaffé jr. Hierselbst, Elsaffer ftraße 71, angestellte Kommis Karl Wigmann bei der Raffe der Diskonto Gesellschaft eine Quittung nebst Schreiben, beide mit dem Geschäfts ftempel und der Unterschrift Mar Jaffé fr. versehen. Da legtere trop sorgfältiger Prüfung ein Bedenten nicht erregten, so wurde die quitlirte Summe von 12000 m., da Wigmann bei der Kaffe auch persönlich bekannt war, aus bezahlt. Am Dienstag früb stellte es sich jedoch heraus, daß die Unterschriften unter der Quittung und dem Briefe täuschend nachgemacht waren. Wismann ist seit Montag Abend mit seinem Freunde, dem Supernumerar Hugo Gobisch, verschwun ben, unter Mitnahme der unterschlagenen Summe. Belde werden stedbrieflich verfolgt. Wißmann ist von fleiner Figur, blaffer Gefichtsfarbe, trägt das Haar glatt gescheitelt und bält fich militärisch stramm. Gobisch dagegen ist groß, hat gelocktes blondes Haar, große Füße, eine Narbe über der etwas ges rötheten Nase und stößt beim Sprechen mit der Bunge an. Beide find nahezu neunzehn Jahre alt. Uebrigens hat Wig­mann, dem Beinehmen nach, noch eine andere geringere Summe unterschlagen, was lurz vor der zweiten feinem Chef zur Kenntniß gekommen war. Im Intereffe der Gerechtigkeits­pflege muß es in hohem Grade erwünscht erscheinen, daß Seder, der über den Verbleib der beiden Bersonen Auskunft ertheilen tann, solches bei der Direktion der Diskonto, Gesell schaft, Behrenstraße 43-44, oder bei der löniglichen Staats anwaltschaft beim Landgericht I, Alt Moabit 11-13, zur An­zeige bringt.

Ein merkwürdiger Theaterzettel ift gegenwärtig_in einem Bigarrenladen in der Markgrafenstraße ausgehängt. Der Bettel ist 105 Jahre alt und zeigt die Besezung von Emilia Balotti", als das Stüd am 24. Februar 1781 im damaligen Opernhaus aufgeführt wurde. Den Gonzaga spielte der be rühmte Unzelmann, unter den übrigen Mitspielenden befand fich auch der durch seine Bearbeitungen der Schiller'ichen Dramen sowie durch eine von ihm verfaßte Theatergeschichte Berlins   belannte Plümide. Am Schluß enthält der Bettel noch folgende Mittheilung: Die allgemeine Betrübniß eines jeden Deutschen  , der die Verdienste eines Leffing fannte, der mit Recht der Stols unserer Nation war, hat fich unseres ganzen Gefühls bemächtigt. Seine Urne verdient, daß man thr, soviel der Raum unserer Bühne erlaubt, auch heute die legten Ehrenbezeigungen, die aus der Fülle trauriger Herzen fließt, erweist. In dieser Abficht, die uns zur Pflicht geworden, wird Demoiselle Döbbelin nach vorhergegangener Trauermuft eine feierliche Rede vor dem Stüde   unseres unsterblichen Lessing balten."

Ein bisfiger Hund. Vorgestern Nachmittag gegen 6 Uhr wurde ein Knabe vor dem Haufe Chauffeeftraße 106 von dem großen Hund des in dem Keller wohnenden Grünkrambändlers Fr. Dermaßen in den Arm gebiffen, daß er laut auffchrie und dadurch die Aufmerksamkeit eines vorübergehenden Herrn er regte; nachdem dieser fich davon überzeugt, daß durch den Biß mehrere start blutende Wunden entstanden, führte er den Knaben sofort au einem rate. Der Hund war von dem Anaben nicht gencat worden. Nachbarsleute sagen aus, daß das Thier harmlos Vorübergebende oft beläftige. Die von dem Vorfall in Kenntniß gefeste Revierpolizet verfügte zuförderft Ablieferung des Hundes nach der fönigl. Thierarzneischule be­bufs Observation.

Die von Berlin   aus stedbrieflich verfolgte und füngst in London   ergriffene Frau Augufte Vogel, alias Baronin v. Clever, ftand am 6. d. M. in Betreff ihrer Auslieferung vor dem Buchtpolizeigericht in Bow Street. Diese Dame biente bekanntlich verschiedenen Berliner   Kravattenfabrikanten" als Schlepperin, indem fie ihnen, als Difizierswittwe, die in vor nehmen Kreisen verkehrte, viele geldbedürftige Difistere zuführte. Sie veruntreute babet verschiedene Geldsummen und floh nach England, wo ihre Auslieferung nach Berlin   beantragt worden ift. Da fie ihre Identität ableugnet, wird die Ankunft von Belegpapieren abgewartet.

Der Mörder Keller follte, wie die ,, Botsd. Nachrichten" melden, am Montag in Bornstedt   bei Potsdam   ergriffen und in das Gerichts gefängniß zu Botsdam geliefert worden sein. Richtig ist, nach derselben Quelle, daß aus Bornstedt   am Montag ein Mann wegen Bettelns eingeliefert worden ist, auf den das Kellersche Signalement zutrifft; selbst die Tätovirung am Arm ist vorhanden, so daß behufs Retognosjirung des Reller ein Kriminalbeamter von Berlin   telegraphisch   beordert worden ist. Hier ist über das Ergreifen des Mörders nichts belannt. Der Stsbgr. Stg." wird über den vielgesuchten Mann aus Eggersdorf noch geschrieben: Viel Lärm um nichts. Am 24. v. M. lehrte hier beim Gastwirth Lindenberg ein in dieser Gegend unbekannter Mann ein, der eine fleine 3 che machte, für die er, da er fein Geld bet fich zu haben vorgab, ein Bund Schlüffel als Bezahlung anbot. Der Gaft wirth, dem dieser angetragene Tauschhandel verdächtig vorkam,

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Ah, das geht zu weit!" schrie er. Halzschmerzen, die brei Wochen dauern! Das ist unglaublich! Ah, mein Junge, jetzt weiß ich schon, was Du hier suchst! Du bist ein Faul­pela, ein Simulant!"

Herr Regimentsarzt, ich schwöre Ihnen..." rief La Guillaumette mit heiferer, entzündeter Stimme.

Ruhig sein!" donnerte ber Mediziner und fügte nach einer Weile hinzu: Wir wollen gleich sehen, ob Dir etwas fehlt. Mund öffnen!"

La Guillaumette öffnete den Mund, in den der Doktor einen raschen Blid warf.

Ha," rief er, dachte ich mir's boch! Nichts, gar nichts! Die Entzündung ist vollständig geschwunden Vier Tage Arrest! Ich werde Dich lehren, Dich krank zu melben, wenn Du gefund bist! Rehrt! Marsch!"

La Guillaumette verließ hustend das Krankenzimmer und wanderte in den Arrest. Die Nacht war mörderisch talt und La Guillaumette mußte am nächsten Morgen in Folge einer heftigen Halsentzündung ins Militärspital über­führt werden.

IV.

Da La Guillaumette mein Simmernachbar gewesen war, glaubte ich ihm am nächsten Sonntag eine Bifite im Spital abftatten zu sollen, um zu hören, wie es ihm gebe.

Ich frug in der Aufnahmskanzlei nach:" La Guillau mette, Dragoner im 51. Dragonerregiment."

Der diensthabende Sanitäts- Unteroffizier wendete den Kopf herum und sagte gleichgiltig:

La Guillaumette? Er ist heute früh gestorben." Wie angewurzelt, schredensstarr blieb ich stehen. Was?... Wie?" ftotterte ich nach einer Weile. La Guillaumette ist geftorben? Ja, um des Himmels willen, wie ist denn das möglich?"

Der Unteroffizier erwiderte mit dem größten Gleichmuth, während er eine Bigarrette brehte:

Mein Gott, der arme Teufel hat Pech gehabt. Er ist auf die Abtheilung für Fiebertrante gekommen und bort hat er den Kopfiyphus erwischt. In drei Tagen war er damit fertig."

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