Beilage zum Berliner Volksblatt.
Mr. 158.
Die internationale Fabrikgesekgebung
ift eines jener Biele, auf welches die Fabrilgefeße der einzelnen Staaten und die ökonomischen Thatsachen selbst unablässig bin. arbeiten. Neulich bat, nach der„ Büricher Boft", Nationalrath Bögelin am Grütlifeft in Genchen diese Bestrebungen in fol gender Weise zusammenfassend geschildert.
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Es warf der Referent einen Rückblick auf die ganze Ent widlung, weiche der Gedante einer internationalen Gesez. gebung genommen hat. Die erste Anregung findet er in einem im Bundesarchiv aufbewahrten, wie es scheint im Jahre 1857 an die Regierungen der europäischen Industrieftaaten ver fandten Birlularschreiben eines franzöftschen Ratholiten. Der felbe verlangt ein durch Delegirte dieser Staaten aufzustellendes internationales Gesetz über die industrielle Arbeit, deffen Haupt punkte folgende find: Beschränkung der täglichen Arbeitszeit Der Erwachsenen auf zwölf Stunden( zwischen 5% Morgens und 8% Ubr Abends), Ausschluß der Knaben unter 10, der Mädchen unter 12 Jahren von der Betheilt gung bei industriellen Arbeiten, Beschränkung der Arbeitszeit für junge Leute unter 18 Jahren auf 6 und 10 Stunden, Berbot aller Nachtarbeit( das heißt Arbeit awischen 81% Uhr Abends und 5% Uhr Morgens) für Knaben unter 18 Jahren und für Frauen jedes Alters,-Verbot aller Sonntag arbeit. Diese Anregung, welche mit merkwürdiger Bestimmtheit Gestalt und Biel vieles deffen aufammenfaßt, was uns heute noch als Aufgabe der internationalen Regelung Der Fabrilarbeit gilt, hatte indeffen damals, vor dreißig Jahren, noch feinen Erfolg.
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Die gegegenwärtige Bewegung nun Inüpft an die Motion an, welche ber jegige fchweizerische Gesandte in Washington , Oberst Frei, im April 1881 im Nationalrath einbrachte: Der Bundesrath ist eingeladen, mit den hauptsächlichsten Industries ftaaten Unterhandlungen anzuknüpfen zum Zwecke der An bahnung einer internationalen Fabrilgesetzgebung." Der Bundes rath übernahm diesen Auftrag mit der Klausel au geigneter Beli", beauftragte aber sofort seine Vertreter in Berlin , Brüffel, London , Paris , Rom und Wien bei den betreffenden Re gierungen zu fondiren, ob fie geneigt wären, auf Verband lungen zu genanntem Swede einzutreten. Indessen Tonftatirte ber Geschäftsbericht des Bundesrathes über das Jahr 1881, feine Anregung sei eist von einem Theil der in Anfrage ge festen Regierungen beantwortet worden, von diesen aber abschlägig. Die Einficht in die über den Gegenstand gewechselten Korrespondenzen ergab, daß die belgische Regierung gar nicht, die deutsche , die englische und die franzöfifche ablehnend, die italienische und österreichische Regierung sehr referoirt geant wortet hatten. Beide lettere wünschten vom Bundesrath näbere Aufichlüffe zu erbalten über Inhalt und Umfang der in Aussicht genommenen Gesegesbestimmungen. Es liegt in den Alten lein Anhalt dafür, daß der Bundesrath diese Anfrage, für die er ja allerdings von der Bundesversammlung teine Spezielle Inftruttion erhalten hatte, beantwortet habe. Und so vetlief die Anregung im Sande.
Da guiff bo
allgemeine schweizerische Arbeitertag das nationalräthliche Boftulat wieder auf und beschloß, es solle daffelbe dem Bun besrathe neuerdings bringend zur Bollziehung empfohlen werden. Bugleich aber follte für den Gedanken bei den deutschen und franzöfifchen A better sereinen energische Propaganda gemacht werden. Wenn die Regierungen bie internationale Geset gebung nicht von fich aus an die Hand nehmen wollen, so follten fie durch die Macht der öffentlichen Meinung dazu ge nöthigt werden.
Wie stehen nun beute die Dinge? Eine Fabritgesetge. bung bat faft jeber sivilifirte Staat Europas , anfangend von Frankreich und England, die beide im Jahre 1802 vorange gangen find. Auch einzelne Staaten der nordamerikanischen Union: Maffachusets, Michigan , Minnesota , Ohio und Rali fornien find dem Beispiel gefolat. Diese verschiedenen Fabril. und Gewerbegesege enthalten Vorschriften faft über alle Ver bältniffe, die im Fabrilbetrieb vorkommen: über Beschränkung Der Arbeit der Kinder, der Frauen, der Wöchnerinnen, über Mebrarbeit, Nachtarbeit, Sonntagsrube, Bausen im Werktags dienst, Freiftunden für die Mahlzeiten, Abend und Sonntags Schulen für die nicht Erwachsenen u. f. w. Nur zwei wichtige Buntte fehlen faft überall: die Haftpflicht des Arbeitgebers bet Schädigung oder Tödtung, die den Arbeiter in seinem Dienste getroffen und der Normalarbeitstag für Erwachsene. Lesterer exiftirt in England für einzelne Branchen, namentlich für die Mietallarbeiter, sodann für alle Gewerbe in Defterreich. Das Gewerbegese vom 9. März 1881 fegt für die Erwachsenen ein tägliches Arbeitsmaximum von 11 Stunden feft, und eine Minifterialordnung vom 27. Mai 1885 gestattet einer Anzahl von Gewerben und Gewerbekategorien für die Dauer eines Jahres als Uebergang eine weitere, zwölfte Stunde.
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Es ist begreiflich, wenn die Regierungen, welche in ihren eigenen Ländern den Normalarbeitstag für Erwachsene nicht eingeführt haben, tein Bedürfniß empfinden, fich ihn durch eine internationale Ronvention oftroyren zu lassen. Und so ist denn Der Gedanke einer internationalen Regelung der Normal. arbeitszeit für Erwachsene wohl von verschiedenen Arbeiter Tongreffen verfochten, von den Politikern und Theoretikern bisher abgelehnt worden.
Was aber," fährt die Bür. Poft" fort, ift gegenwärtig zu thun, um die internationale Gesetzgebung in Fluß au bringen
Wir stehen nicht mehr auf dem Standpunkt, ben wir im Jabre 1883 auf dem Arbeitertag in Bürich einnahmen: der Bundesrath fet aufzufordern, seine diesfälligen Bemühungen bei den auswärtigen Regierungen zu erneuern. Man fönnte ja wohl dem Bundesrath diesen Auftrag geben und ihn ver. pflichten, denselben auszuführen. Aber man fönnte ihn nicht verpflichten, dies mit besonderm Nachdrud, mit Be geisterung zu thun, wenn er nun einmal von einem solchen Schritte feinen Erfolg erwartet. Und hat der Bundesrath wohl so sehr Unrecht, wenn er, angesichts der ablehnen den Haltung, ja der ganz entgegensepten Intereffen der be nachbarten Regierungen von einer neuen Anregung bei den felben fich nichts verspricht? Sft nicht vielmehr eine aber malige abweisung ein schlimmes Präjudis gegen die Sache? Und muß man nicht fürchten, wenn die Schweiz offiziell auf Berallgemeinerung des Normalarbeitstages bringe, man er blice barin das Geständniß, wir haben uns mit unserm Fabril gefes verrannt und wollen, da wir nicht mehr wohl zurüd geben können, die fatale Bescheerung auf andere Schultern abladen?
Wir leben im Beitalter der Demokratie. Wir wissen, daß Jdeen nicht mehr von Dben herab auf dem Wege der Verordnung eingeführt werden lönnen, sondern daß sie zur öffentlichen Ueberzeugung werden müssen. Dann, wenn ihre Beit erfüllet ift, finden fie sozusagen von selbst ihren obliga torischen Ausdrud. Und wie im Leben eines Bolles, so ift es im Leben der Böller im internationalen Bertebr. Auch
Sonnabend, den 10. Juli 1886.
hier müssen die Gedanken ausreifen, sich in den Geiftern einleben, dann werden fie durch ihre innere Kraft und Noth wendigkeit fich Geltung verschaffen ohne Diplomatie und trop thr.
Also auf Propaganda auf breiter Basis, auf Agitation unter den Arbeitern und Arbeitervereinen unserer Nachbaänder tommt es an. Und wer wollte an dem unaufhaltsamen Siegeslauf des so einfachen Gedankens, die menschliche Arbeits zeit in den Fabriken menschlich, das beigt international, zu regeln, verzweifeln? Jst nicht die ganze Fibritarbeit eine inter. nationale? Die Maschine selbst, englisches Produkt oder nach englischem Vorbild fonftruirt, ist international. Die Arbeiter an derfelben find, Dank der unbeschränkten Fluktuation und Freizügigkeit, international geworden. Wenn wir reif find für englische Maschinen- sollten wir nicht auch reif sein für die englische Gesetzgebung betreffend ihre Handhabung? Denn nicht der Arbeiter handhabt die Maschine, vielmehr bandhabt fte ihn. Die Macht der Thatsachen wird sich, find diese nur erft sum allgemeinen Bewußtsein durchgedrungen, auch bier, mit und ohne den geneigten Willen der Regierungen Bahn brechen. Unsere Aufgabe ist, die Erkenntniß derselben in den weitesten Kreisen der Arbeiterklaffen zu verbreiten.
,, Unterm 27. Juni 1857 hieß es, internationaler Arbeitstag ad acta!"
Heute aber, den 27. Juni 1886, rufen wir:" Der inter nationale Arbeitstag soll und wird leben!"
Lokales.
Fünf neue Apotheken. Nachdem die Anlage von fünf straße, 2) an der Kreuzung des Grünen Weges und der Kraut neuen Apothelen, 1) in der Ackerstraße, nahe der Invaliden straße, 3) in der Mödernstraße, an der Ede der Teltowerstraße, 4) am Teutoburger Plage, an der Kreuzung der Fehrbelliner Büschingstraße, durch den Herrn Ober- Präsidenten der Proving und Chriftinenstraße, 5) am Büschingplaße im Zuge der Bräfidium geeignete Bewerber aur Meldung binnen einer Brandenburg genehmigt worden ist, werden vom fönigl. Polizei Brätlustofrist von sechs Wochen mit dem Bemerken aufgefordert, daß persönliche Vorstellungen zwedlos find und die Bewer bungen lediglich schriftlich zu geschehen haben. Gleichzeitig Apothelen 1) in der Karlstraße, an der Einmündung in die wird zur Kenntniß gebracht, daß bie beabsichtigte Anlage neuer Friedrichstraße, 2) in der Neuenburgerstraße nur vorläufig aus. gefest ift.
Wie ein ungeheures Spinngewebe muß fich, aus der Vogelperspektive gesehen, das Pferdebahnnes von Berlin aus nehmen. In allen Stadtgegenden wird mit raftlosem Eifer fagen, wann die Arbeit aufhören wird. Im Interesse des gesponnen an dem großen Riesennes, und fein Mensch lann aweifellos mit Freuden zu begrüßen und ebenso werden auch Verkehrswesens der Reichshauptstadt ist diese Entwickelung weder Ale Avionäre..nab. Die Direttion bale.
werfen werden. Je verzweigter aber diese Linien und je größer Die Dividenden fich geftalten, um so ernstlicher wird die Di rettion nun endlich die schon so oft angeregte Frage der durch Einführung von sog. Korrespondenzbillets herbeizuführenden Berlehrserleichterungen in Erwägung siehen müssen. Von einem vollkommen entwickelten Pferdebahnsystem muß man ver langen, daß man mittelst desselben jeden Buntt der Stadt zu erreichen im Stande ist. Db dieses Maß von Vollkommenheit je erreicht werden wird, ist eine Frage der Belt. Eine Forde rung nach dieser Richtung hin zu stellen, wäre unbillig. Wobl aber fann das Publikum verlangen, daß es, um nach einem Durch das vorhandene Net zu erreichenden Buntt zu gelangen, nur einmal ein Billet zu lösen braucht, und je mehr Linien von der Pferdebahndirektion dem Betriebe übergeben werden, um so weniger wird fie diesem Verlangen in ihrem eigenen Intereffe sowohl wie im Intereffe des Bublikums widerstehen tönnen. In Paris ist das System der Korrespondenzbillets längst durchgeführt und ebenso findet man es in zahlreichen Städten unseres eigenen Vaterlandes. Es ist also schwer zu begreifen, warum fich die Direktion der Berliner Bferbebabn immer noch gegen eine Maßregel sträubt, bei der Städte mit weit schwächerem Verkehr ihre Rechnung finden.
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Die Truppentonfignirungen in Spandau tommen immer noch nicht zur Ruhe. Auf das Dementi der Kreuz Beitung" antwortet der Anz. f. d. Havell." in seiner legten Nummer wie folgt:„ Ein offiziöses Dementi, welches unserer Notis über die Truppentonfignirung entgegengesezt wird, awingt uns, noch einmal auf die beregte Angelegenheit zurüd autommen. Die Kreuz Btg." erklärt unsere Nachricht für„ erfunden" und will als tbatsächlich nur eine plögliche Komman birung von je einem Dfizier und dreißia Mann des vierten Garde Regiments und des Elisabeth. Regiments zu einer Schießübung gelten laffen. Uns fehlt das Verständniß für die Kühnheit, mit der man fich bier auf das Leugnen verlegt. Die Konfignirung ist eine Thatsache, deren Veröffentlichung zwar an gewiffen Stellen unangenehm berührt baben mag, an deren Richtigkeit aber nicht zu rütteln ift. Es war u. A. Die zebnte Kompagnie des Elisabeth Regiments, die sich in fener Nacht tomplett bereit halten mußte, in feldmarschmäßiger Ausrüstung und mit scharfen Patronen auf Befehl sofort aus. aurüden. Mit einer gewöhnlichen Schießübung lann doch diese auffällige Maßregel nicht in Verbindung gebracht werden. Es muß auf die betheiligten Mannschaften einen schlechten Einbrud machen, wenn fie in Blättern, deren Lektüre ihnen so nahe gelegt wird, Vorgänge einfach bestritten finden, deren Beugen fte selbst waren. Das Spandauer Blatt scheint in Bezug auf militärische Vorgänge recht gut informirt au ſein; vielleicht erinnert man fich noch des Streites, welcher fich awi. schen dem sächsischen Kriegsminister und der Redaktion des genannten Blattes entspann, als es fich um die Uniform des Pseudo Offisiers handelte, der eins der neuen Repetirgewehre aus der Elisabeth Kaserne gestohlen hatte. Soviel wir uns erinnern, behielt das Blatt damals mit seiner Behauptung Recht, daß der Dieb fächftiche Difisiersuniform getragen hatte.
Die Stadtbahn in Berlin und in Paris . Bekanntlich lägt die Bartser der Ruhm der Berliner Stadtbahn nicht schlafen; auch dort soll eine Stadtbahn gebaut werden. Unter ben zahllosen Plänen befindet sich auch ein solcher des Ingenieurs Tellier. Die Köln . Big." schreibt über denselben: Dieser fühne Mann will seine Bahn mitten im Flußbette der Seine auf einem Viadukt anlegen, der so boch ist, daß er den Berkehr auf den bestebenden Brüden nicht stört. Die Bahn würde fich an die östlichen Bahnhöfe und an die westliche Strecke der Ringbahn anschließen. Von den an den Brücken belegenen Stationen aus soll ein strablenförmiges Neg von Pferdebahnen ausgeben." Aehnliches flebt man auch in Berlin an der Jannowigbrüde. Der im Spreebett hinführende Viadukt überschreitet die Jannowigbrüde, deren mächtiger Berlehr sich ungestört unter demselben babinbewegt.
III. Jalo
Das Zufezen der Wehre an den Werder'schen Mühlen wib gegenwärtig zwar dazu benust, um die foges nannte Wafferpeft auf der unterwärts belegenen Spre zu be seitigen; veranlagt ist diese Sperre aber durch die Abficht, den ettweiligen niedrigen Wafferstand auf der Oberspree zu heben. Einigermaßen ist dies auch bereits erreicht, indem seit lettem Sonnabend der Wafferstand von 32,26 auf 32 37, also um 11 cm oder ca 4 Boll geftiegen ist. Außerordentlich start, bis zu Fuß unter Waffer, wuchert die Wafferpeft gegens wärtig im Fluthgraben bei Alfen an der oberen Schleuse. Gründlicher helfen würde freilich hier wie dort wohl nur eine tiefe Husbaggerung.
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Der erste Roggen diesjähriger Ernte ist gestern in der Umgegend Berlins geschnitten worden. In den Ortschaften an der Potsdamer Bahn, namentlich bei Steglitz. ftand das Ge treibe schon in Garben gebunden auf dem Stoppelfelde und ebenso waren auch nördlich von Berlin bei Bernau und Biesen thal die Schnitter mit der Erntearbeit eifrigst beschäftigt. Das Rorn hat eine stattliche Höhe erreicht, und auch die Fülle der Aehren dürfte den Landmann zufrieden ftellen. Augenblicklich ft hen die Kartoffeln überall in vollster Blüthe und nur etwas Regen fehlt zu ihrer weiteren günftigen Entwidelung. Auch Weizen, Hafer, Berfte seigen faft durchgängig einen guten Stand, so daß die Befürchtungen wegen des Ernteausfalls, die man glaubte begen zu müssen, als plöslich im Mai strenger Froft eintrat, sich, abgesehen von der Dosternte, glücklicherweise nicht bestätigt haben.
Wie wir dem im ,, Archiv für Anthropologie" erstatteten Gesammtbericht über die von der deutschen anthropologischen Gesellschaft veranlagten Erhebungen über die Farbe der Haut, der Haare und der Augen der Schultinder in Deutschland ent nehmen, umfaßt diefe Statistit 6 758 827 Schultinder. Darunter maren jüdische 75 377= 1,1 pCt.. Von der Gesammtzahl gehörten dem blonden Typus: 2149 027 31 80 Ct., dem brünetten Typu: 949 822= 14,05 pCt., den Mischformen: 3 659 978= 54,15 pCt. Mehr als die Hälfte aller Schul linder fiel also den Wischlingen zu. Der Rest von 46 pet. vertheilt sich in der Weise, daß etwa dem rein blonden und ½ dem brünetten Typus angehörten. Bon besonderem Intereffe ift, daß die territoriale Verbreitung dieser beiden Haupttypen ziemlich genau den geographischen Grenzen von Nord, Mittel und Süddeutschland entspricht. Von dem rein blonden Typus entfallen auf Norddeutschland 43,3 bis 33,6, auf Mitteldeutschland 325 bis 25,3 und auf SüdDeutschland 245 bis 18,4 pбt. Aus der Statistik geht ferner hervor, daß die Blonden nicht nach Dften abnehmen, sondern nach Süden und Weften. Die Proving Posen zeigt faft dieselbe Babl( 36 2 pet.) wie die Proving Sachsen. Schle fien steht in dem gleichen Range mit der Rheinproving, und Geffen Raffau nimmt erft die neunte Stelle ein. Diejenigen Länder, welche mehr als 35 pet. Blonde aäblen, bilben ein aufammenbängendes Beblet, welches den ganzen Norden Deutschlands umfaßt. Bremen , Didenburg, Westfalen , Walded,
Sinnnnner
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ja sogar Posen differiren unter einander uur um 8 pCt. In Dem eigentlichen Mitteldeutschland , Rheinprovina, Geffen, Naffau, beide Lippe, Schwarzburg Rudolstadt , Reuß i. 2., Königreich Sachsen, Anhalt, Koburg- Gotha , zeigen die Blon den schon geringere Prozentsäge( 25 pCt.) und in Süddeutsch land haben Württemberg 245, Baden 243, Bay rn 20,4, Elsaß Lothringen 18,4 pCt. Blonde. Es ergiebt fich bieraus, daß der größere Theil der Länder und Pro vinzen D. t südlichen Bone Don Mitteldeuisch land genau genommen mehr der füddeutschen als der norddeutschen Art entspricht. Die Mainlinie hat also eine nicht abzuleugnende anthropologische Bedeutung, nur daß fie in Thüringen eine gewiffe Strede über das Nordufer des Fluffes hinaufreicht. Während in Württemberg, Baden und Elsaß das Verhältniß ein sehr homogenes ift, zeigt Bayern hingegen große Gegenfäße. Niederbayern weist den geringsten Bestand, 147 pSt., an Blonden auf, dann folgt Oberbayern mit 16.9, die Oberpfalz mit 18,2, Schwaben mit 19,8 und Mittelfranken mit 22,2 pCt. Von dem brünetten Typus ent fallen auf Norddeutschland 69 bis 11,2, auf Mitteldeutsch land 12,1 bis 147 und auf Süddeutschland 15,4 bis 252 pet. Die Frequens der Brünetten in den einzelnen Ländern und Provinzen steht somit im Allgemeinen in einem umgelebrten Verhältniß zu der der Blonden. Von den gezählten 949 822 brünetten Schulkindern entfallen auf das Königreich Preußen 480 678, auf das übrige Deutschland 469 144. Bezüglich der territorialen Bertheilung ergiebt sich eine langsamere Bu nahme der Brünetten, trop der schnellen Abnahme der Blonden gegen Süden. Gleichzeitig erscheint hier eine Art Don vertikaler Gliederung, indem Die öft lichen Länder mehr Brünetten beftzen, als ihnen nach der Gruppirung der Blonden zuzukommen schienen. Bommern tritt hinter Hannover zurüd, Dit und Westpreußen hinter Westfalen , am meisten aber finten die beiden Mecklenburg und Lübeck in der Reihe berab, so daß die erfteren von dem zweiten und dritten Plage unter den Blonden auf den fiebenten und achten unter den Brünetten lommen. Auch die jüdischen Schullinder zeigen die drei Hauptkategorien; die Mischformen bilben bei ihnen gleichfalls den Haupttheil, dagegen überwiegt Der brünette Typus den blonden um das Dreifache. Während für nicht jüdische Schullinder, wie oben bemerkt, das Verhält uiß der Blonden zu den Brünetten 31,8: 14,0 tft, stellt fich baffelbe bei den jüdischen Schultindern wie 11,2: 42,0. Janerhalb der Mischformen überwiegen die Grauäugigen und Die Duntelbaarigen. Im Allgemeinen laffen fich schließlich Die Ergebnisse dieser Statistik dahin zusammen faffen, daß in einem großen Gebiete von Bentraleuropa awet Varietäten des europäischen Benschen überall neben einander wohnen und daß Die ethnischen Einheiten, die Völler com raffen anatomischen Standpunkt aus betrachtet, ein tomplizirtes Gemisch mindestens zweier Varietäten und ihrer Mischlinge find.
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Der Dönhofsplat gewährt gegenwärtig einen geradezu tollen Anblid. Mitten auf demselben, in der Nähe des großen Randelabers find drei mächtige Refsel zum Asphaltlochen_etas blitt, welche mit ihrem Qualm das Steindenkmal anräuchern. An der Krausen und Jerusalemerstraßen Ede lagern auf dem Blaze große Haufen Pflaster bölzer, die zur Straßenpflasterung innerhalb der neu gelegten Pferdebahnschienen verwendet wer ben sollen und nach der Leipzigerstraße zu ist der Plat mit Brettern und Latten vernagelt, und aus dem Untergrunde des dort aufgeriffenen Straßendammes hervor ragen die neu ge legten Schienengeleise der Pferdebahn mit ihren Unterlagen, beren sorgfältige Parallelen man hier in dem scheinbaren Ge wirr ber nach allen Richtungen führenden Weichen nur mit Mühe verfolgen tann. Ein Fremder fönnte bei diesem An blic glauben, hier hätten Barritadentämpfe getobt.
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Mit wenig Rüdicht auf die berrschende Temperatur verfahren gegenwärtig die Verwaltungen unserer V.rlehrs institute. Auf den Haltepläßen mitten im Sonnenbrande des