Mittags fleben die ferdebahnwagen, beren Sigbänke, wo fie den Sonnenftroen ausgesetzt sind, beiß werden, und in gleicher Temperatur befinden sich die sonnendurdglühten Seitenwände und bDed der Wagen; kaum daß ein leijer Luftzug durch bie wäbrend des Haltens geöffnete Borderthür eind ingen tann. Nicht die Spur erfrischender Feuchtigkeit ist in solchem Wagen an merlen, und wird nun noch die Borderthür beim Beginn Der Fahrt geschloffen, so steht man Frauen und Männer mit gefchloffenen Augen fich zurüdlehnen unter der Wirkung der betäubenden Athmosphäre. Sollte es denn so ganz unmöglich sein, diesen Uebelständen wenigftens einigermaßen abzuhelfen? Wir möchten doch glauben, daß einige Arbeiter, die während des Sonnenbrandes die Decken und den oberen Theil der Wa gen sowie auch die Fußböden auf den valteplägen mit Wasser bebandeln, vielleicht auch eine angefeuchtete Fußbede im Wagen ausbreiten wohl eine erträgliche Temperatur herstellen tönnten. Es brauchen ja nicht gerade Angestellte zu sein, bie täglich von Morgens 6 bis Abends 11 Uhr oder noch länger im Dienst fich befinden. Womöglich noch schlimmer als auf der Pferdebahn stebis auf der Eisenbahn   und namentlich auf ben nicht an der Stadtbahn liegenden Bahnhöfen. Auf der glasüberdeckten Abfahrtshalle brennt die Mittagssonne und er zeugt eine Hige, welche flimmern vor den Augen verursacht. 15 bis 20 Minuten vor dem Abgange des Buges fährt der felbe auf dem Parron vor, Alles steigt fofort ein, um fich einen guten Platz zu sichern; die Sippläge der dritten Klaffe find beiß, tie Polster in der zweiten zum Ersticken; nirgends ein Luftzug, nirgends eine Spur wohlthuender Naffe. Man muß in den Koupees die Frauen und weniger robufte Männer gesehen baben, die balbbetäubt daftgen und auf deren Ge fichtern dichter Schweiß ausbricht. Schon ein öfteres gründ liches Besprengen der Perrons mit Waffer würde hier von wohltätiger Wirkung sein. Für Leidende, die genöthigt find, solche Fabrien öfter zu machen, gestalten sich dieselben unter ben geschilderten Verhältniffen zu einer wahren Tortur. Auch bier, sollten wir meinen, ließe sich bei einiger Buvorkommen heit der Bahnverwaltungen sehr wohl Abhilfe schaffen.

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Ob eiserne, ob Granitsäulen empfehlenswerther find, Darüber geben bekanntlich die Ansichten der beaufsichtigenden Behörden Berlins   auseinander. Bur Frage der Feuerficherheit von Granitfäulen wurden nun in einer der ,, Dtsch. Bauzeitung" vorliegenden Bufchrift folgende Bemerkungen gemacht: Das Berliner   Polizeipräsidium hat bei der Burüdi sung von Granit fäulen zu gußeifernen vollständig Recht. Denn Granit ist in Folge des Waffergehaltes seiner Feldspatkrystalle( welcher 24 Theile Waffer erreicht), bei einem Brande ganz außerordent lich geneigt, mit Getrach unter plöglicher Entwidelung von Wafferdampf zu plazen. Von erfahrenen Landwirthen werden Deshalb Scheunen mit Mauern von Granitbruchstein für nichts weniger als feuerficher gehalten. Im Gegentheil soll es sehr gefährlich sein, Löschmannschaften und Sprisen in der Nähe folder Mauern aufzustellen, da die herausplaßenden Granit ftüde oft weithin geschleudert werden. Do fich polirte Granit säulen oder geschliffene Pfeiler anders verbalten, als rohe Stüde  in Mauern gelegt, wage ich nicht ohne weiteres zu entscheiden, möchte es jedoch bezweifeln."

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Das hier zur Verbreitung gelangte Flugblatt mit der Ueberschrift: Barteigenoffen" und den Schlußworten Hoch die Sosialdemokratie! Paul Singer." ift gestern auf Grund des§ 11 des Reichsgefeges gegen die gemeingefähre lichen Beftrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Ottober 1878 verboten worden.

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Das Bild einer Windhose im Kleinen, aber in allen thren Stadien, batte man am Mittwoch Nachmittag 4 Uhr an Der Kottbuser Brücke. Bei windstiller Schwüle und Gewitter. bildung im Often erhob fich plöglich ein Wirbelwind von Süd­meften her..melcher Staub und Bapierfeßen in einem bunten wurden unruhig. Nun sette er über den Ranal, das Waffer tief aufrübrend. Die Bafts des Trichters war nicht viel größer als ein Meter im Durchmesser. Dicht neben der babintobenden Luftsäule ging man in einer absolut windstellen Region. An ben boben Häusern der Manteuffelstraße brach fich die Straft des Wirbelwindes, und spurlos serrann das Luftgebilde vor den Augen des Zuschauers. Dieses Berplagen wie das einer Seifenblase war der frappantefte Att an dem ganzen Schauspiel.

1000 Mart Belohnung. Die Direktion der Diskonto. Gesellschaft hat auf die Ergreifung des wegen schwerer Urkunden­fälschung und Unterschlagung von 12000 m. flüchtig gewor Denen Kommis Karl Wißmann aus Berlin   eine Belohnung Don 1000 Mt. ausgefest.

Ueber die Ergreifung des Mörders Keller werden täglich neue und immer wieder unrichtige Nachrichten ver brettet. Borgeftern Abend meldete das Berl. Egbl." nach einem feiner berühmten Spastaltelegramme, daß der Mörder in der Nähe von Erfurt   ergriffen set. Wir lennen die Nach richten des Berl. Tgbl." und nahmen von der Sensations meldung teine Notis. Der Erfolg lehrte, daß wir Recht hatten. Das Berl. Tgbl." mußte gestern seine Nachricht selbst wider. tufen.

Eine Entgleifung auf der Görliger Bahn. Der vor geftern Abend 7 Uhr vom bieftgen Görliger Bahnhofe   abge laffene Personenzug ist an der Weiche, welche in der Nähe von Treptow   beim Anschluß der Stadtbahn fich befindet, zum großen Theil aus den Schienen gerathen, wodurch eine völlige Verkehrsspercuna herbeigeführt wurde. Die Maschinen und die beiden ersten Wagen des Buges hatten die Weiche bereits glüdlich paffitt, als diese aus einer noch nicht aufgeklärten Ur fache fich plöglich von selbst wendete und hierdurch die übrigen vier Wagen zur Entgleifung brachte. Berlegungen vom Fahr personal oder von den Baffagieren find glücklicherweise nicht zu verzeichnen; die entgleiften Wagen blieben zwar aufrecht ftehen, bohrten fich aber so tief und derart in den Bahntörper ein, daß beide Geletfe unfahrbar wurden und es einer längeren Beit und schwerer Arbeit bedürfen wird, um die Bahn wieder frei zu machen. Die Lokomotive und die erwähnten awet ersten Wagen waren intatt geblieben, so daß die Baffagiere des verunglückten Wagens in jenen- so weit Raum vor banden war untergebracht und mit allerdings starker Ber spätung weiter befördert werden konnten.

Weiberlift. Allen gegenwärtigen Strobwittwern möge folgender Borfall zur Warnung dienen, welcher einem in der B. Straße wohnenden Fabrikanten, einem schon älteren Herrn, paffirt ift. Gedachter Fabrikant befindet fich feit Ende voriger Woche allein in Berlin  , denn seine Battin hält sich seit jenem Bettpunkt in einem thüringischen Erholungsorte auf. Bereits Den zweiten Tag nach der Abreise der Gattin erhält der Stroh wittmer ein von zierlicher Damenband geschriebenes Briefchen, in welchem die Schreiberin, welche den Fabrikanten in einer Gesellschaft lennen gelernt haben will und die Abreise der Gatiin erfahren bat, um ein Rendez- vous in einer Konditorei bittet. Unser Fabrilant war natürlich zu viel Stavalier, um einer solchen Bitte nicht zu willfahren. Er geht an den be ftimmten Ort, man gefällt fich und verabredet ein zweites Bu fammensein, das gemüthlicher ausfallen soll. Der Fabrilant ift aber behindert und schreibt einen liebevollen Brief an seine neue Freundin, worin er( es war am Montag) um ein Bu fammentreffen am Mittwoch Abend bittet. Hoffnungsvoll, mit einem Rosensträuschen in der Hand, betritt er das Hinterzimmer einer Konditorei, dem Zusammenkunftsort, wo er feire- Frau antrifft, die ihm ben ominösen Brief vorhält. Sie war um gebend bergereift. Der unglückliche Ehemann war einer Weiberlift zum Opfer gefallen, die Freundin hatte im Auf trage feiner Frau gehandelt. Jest bleibt die lettere in Berlin  .

Nette Brüder! Auf einem Grundflüd in der Alexander firaße pflegen fich allrächtlich eine Anzahl Bennbrüber ein Asyl aufzusuchen. Dieselben erfreuten fich bis dahin des un bestrittenen Befiges dieser Schlafftellen, da der Befizer ihnen lein Hindernis in den Weg stellte. Vor einigen Tagen nun fand sich ein neuer Schlafbursche in Geftalt eines halbwüchst gen Burschen ein. Indeß war dieser Buwachs den alten Stammaäften feineswegs willkommen, denn fie verbläuten den armen Jungen auf die jämmerlichste Weise und warfen ihn schließlich über den Zaun, so daß er nach der nächsten Sani tätswache geschafft und dort verbunden werden mußte.

Ein Roman aus dem Berliner   Familienleben. In die ,, Arbeitsstätte für brodlose Frauen und Mädchen" in der Schönhauser Allee   lam Dienstag eine junge 19 Jahre alte Frau, die Ehefrau des Fuhrherrn G. auf dem Gesundbrunnen  , Direkt aus dem Amtsgefängniß von Tegel  , um Aufnahme bittend, welche ihr auch gewährt wurde. Die junge Frau war Freitag voriger Woche gefehen, als fie von der hoben Chat lottenburger Brüde fich in den Berlin  - Spandauer   Schifffahrts. fanal ftürzte, von den Schiffern aber gerettet und in das Amts. bureau na Tegel   abgeliefert worden. Das unglückliche Weib war als 17jähriges Mädchen von ihrem Vater gezwungen wor ben, ihren Ehemann ohne Liebe zu ihm zu heirathen. Dieser, ihrer Angabe nach ein Trunkenbold, und ihre Schwiegermutter behandelten fie schlecht, so daß fie dem Manne bald vollständig entfremdet wurde, und wollte es der Bufall, daß ein ehemaliger Geliebter als Kutscher ihres Mannes ins Haus tam. In turzer Beit lehrte die alte Liebe mit erneuter Gluth zurück und es entspann fich zwischen Beiden ein Liebesverhältniß, welches nicht ohne Folgen blieb und dahin führte, daß der Ehemann mit Hilfe feiner Mutter die Ehebrecherin aus dem Hause wies und den Ebescheidungsprozeß anstrengte. Nunmehr auch von dem ge wiffenlosen Chebrecher verlaffen, im fiebenten Monat guter Hoffnung, gerieth fie bald in die bitterste Noth und schließlich völlig in Verzweiflung. In der Abficht, fich das Leben zu nehmen, hatte fte fich Opium verschafft. Sie begab sich nach ber Jungfernbaide, nahm das Gift, erwachte aber nach einem län geren Schlaf und suchte nun durch Deffnung der Adern am linten Arm den Tod. Ohne Meffer wollte fie dies mit Glas­Scherben bewerkstelligen und zerschnitt sich mit solchen den ganzen Arm, ohne zum Ziele ju fommen. Jezt erst tam ihr der Ges dante, im Waffer den Tod zu suchen. Auch hier sollte sie ihn nicht finden. Schiffer, die von ihrem Kahn aus den Sprung mit angesehen, reiteten die Lebensmüde und lieferten sie an den Amtsvorsteher in Tegel   ab, wo fie unter der aufmert samsten Pflege bis zum Dienstag verblieb. Den Bemühungen deffelben ist es endlich gelungen, der Hermften in der ge nannten Arbeitsstätte vorläufig ein ficheres Unterfommen au verschaffen.

Auf eine eigenthümliche Art verunglückte vorgeftern Der Nachmittag der Bauerngutsbefizer Wolter in Gatow.  selbe fab auf dem Felde eines Bekannten einen Gegenstand, ber halb mit Erde bedeckt war und einem Stück Eisen glich. Er bückte fich nieder, um denselben aufzuheben. Raum batte er ihn aber berührt, als eine Explosion erfolgte und seine rechte Hand durch Eisensplitter entseßlich zerstückelt wurde. Der Beige finger ift gänzlich von der Hand abgetrennt. Der verbängniß volle Gegenstand war, wie fich herausstellte, eine mit Spreng stoff angefüllte Maulwurfsfalle.

| Anjuge und fleinem runden Hut, in einem Schantlokal der Anflamerstraße 41 bei seinem Fortgange einen noch gut erhal tanen Streichbaß nebft Bogen mit dem Ersuchen zurüdgelaffen, diese Gegenstände eine furze Bett aufzubewahren. Der Unbe Tannte ist jedoch nicht wieder gekommen. Der Streichbaß ift mit Wachsleinwand umwidelt und an dem Settenhalter mit einer Berlmutterblume ausgelegt. Personen, welche über den Eigenthümer dieser Gegenstände Auskunft geben können, wollen fich gefälligft in den Vormittagsstunden auf dem Kriminal tommiffariat, Simmer Nr. 87, melden.

Markthallen Bericht von J. Sandmann, städtischem Verlaufsvermittler, Berlin  , den 9. Juli. Butter. Die Bu fubren dieser Woche fielen meist befriedigend in der Qualität aus, wodurch das Geschäft wesentlich erleichtert wurde. Es ist jedoch zu moniren, daß noch vielfach vet absäumt wird, auf den Fäffern die Lara genau zu bemerken, und daß hierdurch die Abrechnung sehr erschwert wird. Auch empfiehlt es sich, diese Butterfäffer ftets mit Bergamentpapier vollständig auszulegen, damit die Butter nicht den Holzgeschmack anzieht und gegen die Einwirkung der Luft auch in den oberen Schichten mehr geschütt bleibt. Es loftet: Feinfte Oft und Westpreußische 56-108 M., feine Amtsbutter 90-95, feine Medienburger, Priegnizer, Holsteiner sc. 86 bis 90-92, II, 80-88 M., Land butter I. 75-80, II. 65-76. Galizier und andere geringere Sorten 50-60 M. per 50 kg. Käse sehr gefragt, im Preise: steigend, besonders begehrt Badsteinfäse und imitirter Schweizers täse. Breisnotirungen wie im legten Berichte.

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Polizeibericht. Am 8. d. M. Morgens wurde vor einem Grundstüd am Kottbuser Ufer die Leiche eines Mannes, welcher nach einem vorgefundenen Schriftfüd der Affiftent Saemisch sein dürfte, aus dem Landwehr Kanal   gezogen und nach dem Leichenschaubause gebracht. An demselben Tage Bormittags fiel der in der elterlichen Wohnung, Schöneberger Urer Nr. 40, 4 Treppen hoch, allein befindliche 5 Jahre alte Sohn des Vor tofthändlers Frande beim Hinaussehen aus dem Fenster auf den of hinab und erlitt durch den Fall eine Verrentung der Bedenknochen. An demselben Tage Mittags fiel der in der Fraiseret von Nadelfohr, Pallisadenftr. 77, beschäftigte Tischler Merger während der Arbeit plöglich nieber und starb auf der Stelle, wahrscheinlich am Schlagfluß. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhause gebracht. An demselben Tage Nach mittags fiel von einem die Brunnenstraße entlang fahrenden, mit altem Eisen beladenen Wagen ein etwa 12 Kilogramm schweres Stück herab und einem vorbeigehenden Knaben so auf den Fuß, daß derselbe bedeutend verlegt wurde.

Der

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Gerichts- Zeitung.

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P. Die Peruvian and Bolivian Land Companh eine Quiftorp'sche Gründung- beschäftigte gestern die 2. Giraf lammer des Landgerichts II. Veranlaffung bierzu bot eine gegen den früheren Liquidator der genannten Gründung, den Fabritbefizer und Kaufmann Faull zu Charlottenburg  , wegen fabrlässigen Meineides und Arreftbruchs bezw. Pfandverftridung erhobene Antlage. erhobene Antlage. Bevor Heinrich Quiftorp, der jest in Amerita weilende Kolonisations- Direttor( Anfangs 82) ausge wandert, hatte er eine Anzahl Forderungen im Betrage von aitla 150 000 R. Dem jest angetlagten Liquidator gedirt; ein Berzeichniß dieser sämmtlichen Forderungen war dem Ange flagten seiner Beit übergeben worden. In der Reihe der legteren war auch ein Grundschuldbrief über 50 000 M. auf ein Peruvian and Bolivian Land Company ehe mals eigenthümlich zugehöriges Grundstüd in Adlershof  , im Grundbuch Register eingetragen, benannt. Als nun später das gesammte Vermögen der Gesellschaft mit Beschlag belegt wurde, gab der Angeklagte an, daß der qu. Boften von Quiftorp an einen Herrn von Arnim bereits im Jahre 1882 vor einem Notar zedirt worden sei und hierüber brachte er eine for unter dem Bwange des Manifestations Eides bas Barbans densein jener Forderung überhaupt verheimlicht. In der Wahr beit aber batte Faull die qu. Forderung fich von jenem Herrn von Arnim, der indeffen aller Nachforschungen ungeachtet nicht mehr zu ermitteln ist, gediren laffen und dieselbe Demnächst in einem Restaurant in der Nähe der Börse einem Raufmann Kuhnow weiterzedirt; dieser brachte mit dem Grundschuldbriefe in der Hand das Grundstück in Adlerhof zur Subbaftation und erftand baffelbe demnächst im Berlaufstermin für 900. als sein Eigenthum. Dem Angeklagten wird demnach vorgeworfen, Den Manifestationseid fälschlich geleistet und Vermögensstüde vor der gerichtlichen Beschlagnahme verheimlicht zu haben. Er bestreitet beides und führt zu seiner Entlastung an, daß er von seinem Vorgänget, dem früheren Liquidator Baumeister Hoelle, erfahren habe, bas qu. Grundstüd set noch Eigenthum der Ge

Ueber ein furchtbares Ereigniß, die Mordthat eines Kindes, wird biefigen Blättern, wie folgt, berichtet: Borgeftern Abend gegen 8 Uhr ftürste aus dem zwei Treppen hoch be legenen Flurfenfter des Hauses Pallisadenstraße 77 ein fleines Mädchen auf die Fließen des Hofes herab und blieb mit zer­schmetterten Gliedern liegen. Daffelbe lonnte von Niemand im Hause relognosairt werden, wurde aber sofort nach dem städtischen Krantenhause im Friedrichshain   gebracht, wo es bald darauf in Folge eines erlittenen Schädelbruches und an Das/ lagtige termen oes urbeuters Dietrich, Waßmann­straße 34 wohnhaft, relognoszirt worden. Dem Boligel lieutenant des 44. Reviers, welcher bald nach dem Vorfalle zur Stelle war, wurde mitgetheilt, daß das Kind wahrscheinlich nicht von selbst zum Fenster hinausgefallen, sondern hinaus geworfen worden sei. Ein Mann, der um die gedachte Beit Die Treppe berablam, sab das Kind in Gesellschaft eines größeren Mädchens am Fenster stehen und hörte die von dem legteren gesprochenen Worte: Wenn Du nicht stille bift, werfe ich Dich zum Fenster hinab!" Der Mann legte diesen Worten felbstverständlich fein Gewicht bei, aber taum hatte er den Hof betreten, da fiel das Kind hinter ihm her. Als das größere Mädchen wurde die zwölfjährige Tochter der in dem Hause Ballisadenstraße 77 wohnenden Wittwe Schneider ermittelt. Nach längerem Leugnen hat die fleine Schneider gestern Nach mittag dem Kriminal- Kommissar Grüßmacher folgendes Gesellschaft. In der Sache selbst war Heinrich Quistorp   während ftändnis abgelegt: Sie sei von ihrer Mutter gegen Abend nach der Waßmannstraße geschickt worden, um eine Besorgung zu machen. Dort traf fie die kleine Dietrich, welche ein Baar goldene Ohrringe in den Dhren trug. Diese Ringe erweckten ihren Neid und ihre Habgier. Um in Beft derselben zu ge langen, lodie sie das Kind nach der Pallisadenstraße. Dort batte fie ihm die Ohringe aus und beschloß, um ihre That zu verbeden, das Kind zum Flurfenster hinauszuwerfen. Sie hob Daffelbe auf das Fensterbrett und öffnete den Fensterflügel, da tam jener Mann die Treppe berab, fie schloß deshalb bas Fenster wieder und nahm das Kind herab, um sofort, nach­dem der Mann außer Sicht war, die entsegliche That auszu führen. In ihrem Geftändniß gab fie den Umstand zu, daß fie die That mit voller Ueberlegung ausgeführt habe.

Aus unglücklicher Liebe stürzte fich ein junges Mädchen vorgestern am Tempelhofer Ufer in den Landwehrtanal. Sie wurde jedoch noch lebend von einem Schiffer, welcher sich mit feinem Rahne in der Nähe befand, ohne Schaden genommen zu haben, herausgezogen und ihrer Zante zugeführt.

Verunglüdtes Kind. Vorgestern Nachmittag wollten wet Schulmädchen ihre Verwandten in Sieglin besuchen und wanderten nach Schöneberg  , um dort die Eisenbahn zu besteigen. In der Angst zu spät au lommen, versuchten fte die stelle Böschung an der Station hinabzuspringen, wobei die 11jährige Olga Röhler aus der Hagelsbergerstraße verunglückte. Sie follerte binunter, schlug mit dem Kopfe auf einem Steinhaufen auf und wurde kuri vor Ankunft des 3,36 Buges leblos von ber Station weggebracht. Die jüngere Begleiterin mußte allein nach Stegli reisen und die Verwandten von dem Un­glüd verständigen.

Auf schredliche Weise ist ein Irrfinniger ums Leben gelommen. In Rigdorf wohnte in dem Hause Hermannstraße Nr. 145 felt geraumer Beit ein Schloffer, deffen irre Reden auf Geiftesgeftörtheit deuteten. Dennoch ließ man ihn unge hindert gewähren, da er fich harmlos zeigte. Am verfloffenen Sonnabend verfiel derselbe jedoch plößlich in Tobsucht, stürzte auf die Straße, auf welcher Steinfeger eben beim Pflastern beschäftigt waren und eröffnete auf leptere, wie auf einen Droschlenfutscher ein heftiges Steinbombardement. Die An gegriffenen festen fich zur Wehre und traf ein Steinfeger mit einem Pflasterstein den Angreifer so kräftig, daß dieser blut überströmt zusammenbrach. Am Dienstag ist der Wahnsinnige in Folge eines Schädelbruches im Krankenhause gestorben. Gegen den Steinfeger ist die Untersuchung eingeleitet.

fönnen.

Am Potsdamer Hafen ist der Andrang der Schiffe zum Ausladen gegenwärtig so groß, daß dieselben acht Tage und noch länger warten müffen, bis fte zum Ausladen beilegen Es ziehen diefelben deshalb von der Oberspree her auch vor, Frachten nach Charlottenburg   und der Havel   hin zu bringen. Natürlich vertheuert dies wieder die Wafferfrachten auf Berlin  .

Ein verlaffener Baß. Am 27. Mai d. J. bat ein etwa 20jähriger Mann von schlanker Gestalt, bekleidet mit dunklem

seiner legten Anwesenheit bierselbst als Beuge vernommen; seine Aussage diente Dem Angellagten eber zur Entlastung. Der Staatsanwalt beantragte gegen den Angeklagten wegen beider Vergeben 31 Monat Gefängnis; der Gerichtshof erachtete den Angeklagten jedoch des fahrlässigen Meineides nichtschuldig und erkannte bemgemäß wegen Arreftbruchs auf 1 Monat Ge fängniß.

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P. Die Lotale mit weiblicher Bedienung betreffend fällte gestern die 2. Straflammer des Landgerichts II eine be Wilhelm Böttcher und dessen Frau Wilhelmine  , stand vor achtenswertbe Entscheidung. Ein Ehepaar, der Reftaurateur den Schranken dieses Gerichtshofes unter der Anflage der Ruppelei infolge der Denunziation einer Sellnerin, welche früher in dem von den Eheleuten gegenwärtig betriebenen Re ftaurationslolal, Kirchstraße 26 zu Charlottenburg  , bedienstet gewesen und nach ihrer Entlassung verschiedene Details über Die im Böttcher'schen Lokale üblichen Geschäftsgebräuche zur Kenntniß der Antlagebehörde gebracht hatte. Die beiden Angeklagten beftritten hartnädig die ihnen zur Laft gelegten Thatsachen, fie räumten aber ein, daß in ihrem Lolal zu ver schiedenen Betten die Gäfte gewöhnlichen Rothwein mit 4 Mart für die Flasche bezablten, ebenso 3 Mart welches file ben Gästen von weiblicher Bedienung, fredenzen 50 Pfennig für ein Maitrant" genanntes Gemisch, ließen. Wie übrigens aus der Beweisaufnahme hervorging, gab's in jenem Lolal zeitweise auch Siebe von garter" weib licher hand. Obwohl nun von Seiten einiger durch die An geflagten in Vorschlag gebrachter Beuginnen, ebenfalls Rellne rinnen, in Bezug auf die Angeklagten nur Sünftiges bekundet wurde, erachtete der Gerichtshof beide Angeklagte für schuldig; denn, so führt der Herr Vorfigende, Landgerichts- Direktor Belt mann, bei der Urtheils verkündigung aus, die Verurtheilung begründe fich allerdings nur thatsächlich auf die Aussage der Denungiantin, es sei aber notorisch und deshalb hinreichend gravirend, daß die hohen Weinpreise in derartigen Lokalen fich stets mit dem unlauteren Treiben in denselben beden; so set es auch im vorliegenden Falle gewesen. Das Urtheil lautete gegen beide Angellagte auf je 3 Monate Gefängniß und 2 Uhr Ehrverluft. Nach der richterlichen Sentens foll die Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf so lange Belt aum abschredenden Beispiel dienen.

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Vereine und Versammlungen.

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Die Zentral- Kranken- und Sterbelaffe der Maurer u. f. w., Grundstein zur Einigkeit( E. S. 7 Altona  ), Drtsvers waltung Berlin, tagte am 7. Juli, Abends, im Lotale Sans fouct"," Rottbuserstraße 4a. Die Versammlung war auf Grund eines vor 14 Tagen erlaffenen Säulenanschlages der biefigen Ortstrantenfaffe der Maurer einberufen, welcher die Mitthei lung enthielt, daß die Kaffenmitgliederbeiträge der Ortslaffe in Folge einer Verordnung der Aufsichtsbehörde um 3, bezw. 6 Bf. für Gesellen und Lehrburschen erhöht worden find. Da

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