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hierauf beim Borftande der Bentralfrankentafe( F. 6.) sabl reiche auf jene Bublitation bezügliche Anfragen und Anregun gen einliefen, so beschloß derselbe, aur Erledigung der Ange legenheit die Einberufung dieser außerordentlichen General versammlung, welche von 1200 bis 1400 Theilnehmern besucht war. Den Vorfis führte Herr Pfeiffer, als Referent sprach in längeren, sehr betfällig aufgenommenen Ausführungen der Kafftrer Herr Blaurod. Er erläuterte an der Hand der beiden Statuten der hiesigen Detskrantentaffe und der Sentralfranken. taffe der Maurer 2c. Die den beiden Kaffen zu Grunde liegen den Verwaltungsgrundsäge dahin, daß bei der legtgenannten Kaffe die jetzt bei der Ditskrantenlaffe thatsächlich vorgelom menen Anordnungen einfach unmöglich gewesen sein würden, da das Selbftverwaltungsprinzip der Sentrallaffe den Mit gliedern das Recht wahrt, ausschließlich selbst über ihre eigenen Angelegenheiten zu bestimmen, und den Aufsichtsbehörden lediglich das Recht einräumt, daß Beschlüsse nur dann zu beanstanden und aufzuheben find, wenn dieselben notorisch den Beftimmungen des Gesetzes zuwiderlaufen. Ferner verwies der Redner auf die vielen Beschwerlichkeiten, welche den Arbeitgebern resp. Unternehmern und Meistern sowohl als auch den Arbeitnehmern bei den bekanntlich so häufigen Veränderungen des Arbeits verhältniffes entstehen. Im engen Busammenhange hiermit analyftite der Redner die darauf bezüglichen Paragraphen. So müffen beispielsweise die Kaffenmitglieder ihre Mitglieds rechte innerhalb acht Tagen durch besondere Anmeldung resp. Weiterbezahlung der Beiträge jedesmal extra wahren, sobald fich ihr Arbeitsverhältniß verändert hat. In Folge deffen haben nach§ 12 diejenigen Mitglieder, welche nicht volle 52 Wochen hintereinander ihre Beiträge regelmäßig entrichtet haben, nur ein Anrecht auf dreizehnwöchentliche Krantenunterftüßung, während den Mitgliedern der freien Hilfe-( Bentral) Krantentaffe eine ähnliche Verkürzung ihrer Unterstüßungsansprüche erft nach Ablauf von 2 Monaten auferlegt werden fann und die Mitglieder Der Bentiallaffe auch des Vorzugs genießen, in Fällen etwa ein tretender Arbeitslosigkeit oder sonstigen Unfällen in der Familie -unter den heutigen Verhältnissen leider nichts Seltenesdie Stundung der Kaffenmitgliederbeiträge bei der örtlichen Verwaltung und zwar unbeschadet ihrer vollen statutarischen Unterftügungsansprüche und Rechte beantragen resp. von Derfelben erwirten zu fönnen. Freilich genöffen, bemerkte der Redner, die Ortstrantenkaffenmitglieder den Schein vortheil einer ben Unternehmern, Arbeitgebern auferlegten partiellen Krankenversicherungs. Beitragszahlung in Höhe von 15 Bf. wöchentlich; aber eine solche Beihilfe dürfte, ganz abgefeben Don threm unerhaupt ,, problematischen Werthe"- bezüglich des Wiederbezahltmachens seitens der Unternehmer aus den Ge fellenlöhnen" nicht ganz nach Jedermanns Geschmack sein. Selbft ift der Mann." Wenigftens verzichte er( Rebner) für seine Berson gern auf jede derartige Unterstügung. Bezüglich der Bestimmung des§ 19 des Ortstrantenfaffenftatuts, daß Frauen von Mitgliedern, welche der Kaffe nachweislich volle 15 Jahre ununterbrochen angehört haben, beim Todesfalle des Mannes ein Sterbegeld von 50 M. erhalten, betonte der Redner den im Ganzen genommen ziemlich illusorischen Charakter dieses Unterstüßungstitels, da Fälle solcher Art unter ben bekannten heutigen Arbeiteroerhältnissen zu den aller größten Raritäten gehören, also nur böchft felten den Mit gliederwittwen Vortheil bieten dürften. Die Bentrallaffe dagegen biete ihren Mitgliedern Gelegenheit zu einiger Sicherstellung der Zukunft threr Frauen für den Todesfall durch Erwerbung solcher Unterstügungsansprüche durch eine besondere Frauen Sterbelaffe" für Staffen mitglieder. Hieran reibte fich eine längere, animirte Distuffton, an ber fich besonders die Herren Bod, Rüder, der Vertrauens arzt der Bentral Krantentasse der Maurer 2c., Dr. Großmann, und andere betheiligten. Der letztgenannte Redner vertheidigte die wegen La figleit mehrfach angegriffenen Kaffenärzte der Drtstrantentafe, indem er zu ihrer Entschuldigung hauptsächlich auf ihre Ueberbürbung mit Berufsarbeiten aufmerksam machte. Auch die Herren Scheel, Pfeiffer und Grothmann illuftritten durch Hinweis auf erwiesene Thatsachen aus dem Berufsleben der Maurer und Bauhandwerfer überhaupt den zum Theil gegenstandslosen Charakter und die Geringwerthigkeit mancher Bestimmung des Dristrantenlaffen Statuts, sowie den Vorzug, welchen vor demselben die Bestimmungen des freten Hilfs Krantenlaffen Statuts verdienen, namentlich in Beziehung auf die freie Auswahl der Aerzte und des Selbstbestimmungsrecht der Mitglieder in allen Verwaltungssachen. Mehrere Redner, besonders Herr Dr. Großmann, verbreiteten fich eingehend über die zahlreichen und großen Vortheile, welche der neue, in raichem Emporblühen begriffene ärztliche Sanitätsverein für Arbeiter( Männer, Frauen und Kinder) schon jest seinen Mit gliedern zu bieten im Stande ift. Energisch wurde allseitig aum Eintritt in denselben aufgefordert. In seinem Schlußworte fonftatirte der Referent, baß die freie Hilfskranten taffe ihren Mitgliedern bei Weitem mehr und größere und durchweg solidere Vortheile zu bieten vermag, als die Drts frantentafe, worauf der Borfißende Pfeiffer noch mittheilte, daß die nächste ordentliche Mitgliederversammlung der BentralKrantenlaffe am Sonntag, den 18. b. M., im Salon zum Deutschen Kaiser", Lothringerstraße, stattfinden und auf der Tagesordnung derselben die Vierteljahres- Abrechnung und ftatutarische Vorstandswahl stehen wird.
Allgemeine Kranken- und Sterbekasse der Metall. arbeiter( E.. 29 Hamburg ), Filiale Berlin I. Mitalieder Versammlung Sonntag, den 11. d. M., Vormittags 10% Uhr, Manteuffelstr. 90. Tagesordnung: Kaffenbericht pro Mai und Juni d. J., sowie Wahl eines Arates zur Behandlung Der arbeitsfähigen franten Mitglieder. Auch find daselbst Billets zu dem am 17. Juli d. J. in der Urania ", Wrangel ftraße 9-10, ftattfindenden Sommervergnügen zu haben. Der Reinertrag fommt den hilfsbedürftigen Kranten zu Gute, wes halb um zahlreiche Betheiligung gebeten wird. Die Bablftellen bleiben an diesem Abende geschloffen, find jedoch am Sonntag, den 18. Juli, Vormittage von 11-1 Uhr geöffnet.
Fachberein der Luruspapier Präger und-Schläger. Sonntag, den 11. b. M., Bormittags 10% Uhr. in Seefeldi's Saal, Grenadierftr. 33. Tagesordnung: 1. Vierteljährlicher Kaffenbericht. 2. Bortrag des Herrn Schmidt: Ueber Grün bung und Fortgang des Vereins. 3. Distuffton. 4. Antrag auf Auflösung des Vereins.- Die Mitglieder werden brin gend ersucht, zahlreich und pünktlich zu dieser Versammlung au erscheinen, da dieses jebenfalls die legte Bersammlung ift, welche vom alten Vorstand einberufen wird. Derselbe ist nicht mehr gewillt, trop seiner Bemühungen, welche er sich im Ber Taufe von nahezu 4 Jahren gegeben hat, vor leeren Bänken au tagen.( Siehe heutiges Inferat.)
Fachverein der Tischler. Die Bahlstellen des Ver eins befinden fic: 1. Blumenstraße 56 auf der Tischler berberge. 2. Staligerstraße 18 bet Stramm. 3. Belle allianceplay 6 bei Hilscher. 4. Blonskirchplay 11 bei Hohn. 5. Müllerstraße 184 bei Häring und 6. Gneisenau- und Solms . Straßen- Ecke bei Lindenborn. Dafelbft werden jeden Sonn abend von 8 bis 10 Uhr Abends Beiträge von den Mitglie dern in Empfang genommen und neue Vereinsmitglieder aufgenommen. Der Beitrag beträgt monatlich 40 f. Mitglieder, welche länger als drei Monate mit ihren Beiträgen im Süd ftande find, werden aus der Mitgliederlifte geftrichen. Mit glieder, welche die Neue Tischler Beitung" bestellt haben, önnen die legten Nummern derselben von Herrn Linderer, Bollmannftr. 43, IV, an Wochentagen von 8-9 Ubr Abends und am Sonntag von 9-12 Uhr Bormittags abholen.Am Sonntag, 11. Juli, findet eine Herrenpartie nach dem Grunewald ( Alte Fischerbütte) statt. Die Theilnehmer fabren mit der Eisenbahn bis Schmargendorf . Von dort ab Fuß. partie. Abfahrt vom Anhalter Bahnhof Bormittags 8 Uhr 30 Min., vom Schleftschen Bahnhof 8 Uhr 37 in., vom
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Botsdamer Bahnhof 9 Uhr 14 Min. Außerdem geht ftündlich ein Bug ab. Nachzügler lönnen auch vom Botsdamer Bahn bof bis Behlendorf fabren.
Allgemeine Kranten- und Sterbetasse der Metallarbeiter( E. H. Nr. 29, Hamburg ), Filiale II Berlin . Montag, den 12. Juli, Abends 8% Uhr, Mitgliederversammlung in Sanssouci "( oberer Saal), Rottbuserstraße Nr. 4 a. Tages ordnung: 1. Raffenbericht. 2. Klarlegung des Statuts. 3. Wahl des Vertrauensarztes. 4. Wahl von Krankenbesuchern. 5. Berschiedenes.- Der Bevollmächtigte der Filiale weift darauf hin, daß die legte Versammlung am 9. Mai so schwach besucht war, daß die Tagesordnung nicht erledigt werden lonnte und die Versammlung vertagt werden mußte. Wenn die Mitglieder so wenig Interesse für ihre eigene Sache zeigen, so müsse auch der Vorstand julegt die Luft und Liebe zur Ar beit verlieren. Die Mitglieder werden daher dringend er fucht, zahlreich in der Versammlung am Montag zu erscheinen.
Bum Besten hilfsbedürftiger Mitglieder veranstalten die Filialen Berlin 5 und 6 der Allgemeinen Kranken- und Sterbelaffe der Metallar beiter ( E. H. 29, Hamburg ) am Sonn abend, ben 10. b. M. im Berliner Brater, Raftanien Allee 6 bis 9, ein großes Sommerfest, bestehend aus Ronzert, Theater und Ball unter Mitwirkung sämmtlicher Spezialitäten. Anfang 4% Uhr. Die Raffelüde ist von 3 Uhr ab geöffnet. Billets find vorher in den Bahlstellen sowie in den mit Plakaten be legten Handlungen( à 25 Bf., referoitter Blat 40 Bf.) au baben. Des guten Swedes wegen wäre eine recht zablreiche haben. Des guten Bwedes wegen wäre eine recht zahlreiche Betheiligung erwünscht. Die Bablftellen find an diesem Abend geschloffen und werden die Beiträge dafür Sonntag, den 11. Juli, Bormittags von 11-1, entgegen genommen.
In jedem der drei
Verband der Möbelpolirer Berlins und Umgegend. Den Mitgliedern zur Nachricht, daß während der drei Monate, wo die Versammlungen verlagt find, die fälligen Beiträge in folgenden Bahlseilen entrichtet werden lönnen: 1. bet in folgenden Bablteilen entrichtet werden fönnen: 1. bet Ede, Bebbeniderftraße 2; 2. bei Wirfing, Andreasfiraße 44; Ede, Bebbeniderftraße 2; 2. bei Wirfing. Andreasfiraße 44; 3. bet Mori, Manteuffelstraße 27. In jedem der brei genannten Lokale ist heute Abend von 8 bis 10 Uhr ein Raffirer anwesend und find diese Bahltage von jest ab alle 14 Tage des Sonnabends. Nächster Babltag am 24. Juli. Die Aufnahme neuer Mitglieder findet ebenfalls in obigen Bablftellen statt. Mitglieder, welche länger als drei Mo nate mit den Beiträgen im Rückstande find, werden gestrichen. Gleichzeitig macht der Vorstand darauf aufmerksam, daß zum Sonntag, den 8. Auguft, eine Dampferpartie mit Mufit profeltirt ist, und daß die Liften zum Einzeichnen hierzu beute jeltirt ist, und daß die Liften zum Einzeichnen hierzu heute Abend in den Bablstellen ausliegen. Die Partie geht nach Hantels Ablage und ist das Fahrgeld auf 1 Mart für Er wachsene und 50 Pfg. für Kinder feftgefegt. Bum Sonntag werden die Kollegen mit Familien un 2 Uhr Nachmittags im Lotale Stralau Nr. 4( baltestelle der Dampfer von der Schillingsbrüde) zum gemüthlichen Kaffeelochen eingeladen.
Beerdigungsverein Berliner Zimmerleute. Heute, Sonnabend, 8% Uhr, in Reller's Hofjäger, Hafenbaide, großes Sommervergnügen, verbunden mit der Feier des 50jährigen Gesellen- Jubiläums des Bimmerpoliers Herrn Nisch. Billets find zu baben bei den Herren Günther, Rüdersdorferstr. 29, Würtenberg, Teltowerftr. 34, Weinert, Gerichtstr. 26, Dietrich, Solmsstr. 18, of IV.
Arbeiter- Bezirksverein der Refenthaler Vorstadt. Große Familienpartie des Vereins am Sonntag, den 18. Juli. Freunde und Gönner des Vereins find willkommen. Näheres Inserat am Dienstag und Freitag nächster Woche.
Zentral- Kranfen und Sterbefaffe der deutschen Wagenbauer, Bezirt IV. Sonntag, den 11. Juli, Vormittags Wagenbauer, Bezirt IV. Sonntag, den 11. Juli, Vormittags 10 Uhr, Versammlung in Richter' s Restaurant, Kottbuferfir. 2. Tagesordnung: 1. Abrechnung vom II. Quartal. 2. Wahl der Ortsverwaltung. 3. Innere Kaffenangelegenheiten. Bu derfelben Beit findet die Versammlung des Bezirt VII mit der selben Tagesordnung bei Rothacer, Zeltowerstr. 2, statt
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Fachberein der Metallarbeiter in Gas, Waffer und Dampfarmaturen. Sonnabend, den 10. Jult, Abends 9 Uhr, Versammlung bei Seefeldt, Grenadierstraße Nr. 33. Lages ordnung: 1. Innere Vereinsangelegenheiten. 2. Besprechung über das Stiftungsfest am 31. Jult bet Buhlmann und Aus gabe der Billets. 3. Verschiedenes und Fragelaften.
Allgemeine Kranken- und Sterbetaffe der Metallarbeiter( E.. 29, Hamburg .) Filiale Rigdorf. Sonntag, den 11. Juli, Vormittage 11 Uhr, Berlinerstr. 136, Mitglieder. versammlung. Diejenigen Mitglieder, welche das Statut vom 1. Juli noch nicht bestgen, tönnen daffelbe in der Versamm lung in Empfang nehmen. Auch werden von 10 bis 11 Uhr Beiträge angenommen.
Bezirksverein des werkthätigen Volkes der Schönhauser Vorstadt. Der Kafftter nimmt jeden Sonntag, Bor mittags ven 10-12 Uhr, Beiträge entgegen bei Nis, Weißen burgerftr. 70. Bugleich macht der Vorstand auf§ 5 des Sta tuts aufmerksam.
Sentral Kranken- und Sterbekasse der Drechsler und verw. Berufsgenossen( E.. 48), Bezirk D., Sonntag, den 11. b. M., Bormittags 10%, Uhr, in Woltag's Lokal, Lothringerftr. 59, Mitglieder. Versammlung. Tagesordnung: Viertelfährlicher Raffenbericht. Bericht von der General Versamm lung.
Dänischer Verein Freya ". Versammlung jeden Sonn abend, 9 Uhr, Rosenthalerstr. 39. Dänische Blätter find vor handen.
Gefangverein Sängerluft", Ballifabenstraße 9. Jeden Sonnabend Abend 9 Uhr Uebungsstunde.
Verein der Taubenfreunde. Jeden Sonnabend Abends 8% Uhr Sigung im Restaurant Kleemann, Lauftigerstraße 41. Gesangverein Harmonia". Jeden Sonnabend Abends 8 Uhr Uebungsstunde im Restaurant, Alte Jalobftr. 38.
In der Hermonitafabrit von Ch. 8. Pietschmann Söhne ist, wie uns mitgetheilt wird, am Dienstag ein Streit ausgebrochen. Es haben die Stimmer, ein Theil der Tischler und sämmtliche Slaviaturmacher die Arbeit niedergelegt. Wir und sämmtliche Slaviaturmacher die Arbeit niedergelegt. Wir tommen auf die Verhältniffe in jener Fabrit noch zurüd.
Vermischtes.
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Ein Besuch beim König von Samoa . Vom deutschen Südsee Gesch vader, dem früheren weftafrikanischen Geschwader, das betanntlich seinen Weg von Kamerun über Sanfibar nach der Südsee genommen, geht der Saale Beitung" ein Bericht über einen Besuch der Geschwader Difiziere bei dem König von Samoa zu, dem wir folgendes entnehmen: Am 8. Mai unter nahmen die Difiziere des Bismard" eine Fahrt nach Löulumoenga, einem Drte, der an dem westlichen Ende der Nordlüfte Don Upolu liegt. Dort ist die Residenz des Gegenfönigs Tomalese, welcher jest, nach der Vertreibung des Malietoa, von den Deutschen begünstigt wird. Unter Mufitbegleitung fuhren die deutschen Offisiere an Land. Am Strande waren in langer Heibe in zwei Gliedern die Truppen des Königs in weißen Hosen, schwarzen Jaden, rother Leibbinde, alle mit Snidergewehren bewaffnet, aufgeftellt. Sie bildeten auf beiben Selten des Weges Spalier und machten auf Kommando ihrer Dffiziere Griffe mit den Gewehren, die sehr exakt aus geführt wurden und unseren Hantelübungen ähnelten. Jedes Kommando wurde durch den dumpfen Ton einer großen Trommel begleitet. Darauf gelangte man in das Dorf, das in einem Balmenwalde wunderschön gelegen ist. Hier bockten in be ftimmten Gruppen von je 200 die älteren Männer und die Knaben, während die weiblichen Familienglieder vor jeder Hütte mit den Kindern lagerten. Der Bug ging nun auf das Königs. baus zu, das sehr sauber und reinlich war; es besteht aus einer oblongen Hütte, die inwendig gang mit Matten belegt oder ausgehängt war. Ueberall waren Guirlanden angebracht und
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Blumen, an denen Samoa frhr reich ist, in Gläsern und alten Blechlöpfen aufgestellt. In einer Ede ftand ein Tisch mit Stühlen und Bänken. Der König Tomasese trat beraus in englischer Rorvettentapitänßuniform; er ist ein stattlicher Herr von ca. 50 Jahren, mit sehr intelligenten Gefichtszügen. Die Dffisiere festen fich in der Hütte nieder und die offiziellen Reben, die theils der Admiral, theils der Generallonful bielt, begannen. Der erstere sprach natürlich englisch ; seine Worte wurden dann von einem Dolmetscher übersezt. An der einen Wand der Hütte tauerten, wie dort üblich, mit gekreuzten Beinen die Prinzessinnen in halbeuropäischer Kleidung, Rosen und andere Blumen im Haar. Es waren viele sehr bübsche Mädchen barunter; fie begrüßten unsere Offisiere mit Händedrud und forderten dieselben auf, fich zu ihnen auf die Matten zu setzen. Jede erklärte nun einen der Herren ländlich, fittlich für ihren Freund"( ferengi), und dieser Freund mußte fte nun während des ganzen Nachmittags begleiten. Er wurde in die Wohnungen der refp. Eltern geführt und belam Rama zu trinfen, b. t. Das Nationalgetränt der Samoaner, den die Freundin" mit schönem Munde vor seinen Augen zurecht faute. Diefe Bubereitung ist nicht gerade sehr appetitlich. Die Rawawurzel wird nämlich serlaut, mit dem Speichel in bes sonders zu diesem Zwed bestimmte Näpfe gefpien, die in jeber Hütte hängen, dann werden die festen Bestandtheile zurück gelaffen, das Flüssige ausgedrückt und getrunken. Das Ganze fteht aus wie Seifenwasser und schmedt etwas nach Pfeffer. Außerdem wurde noch Buderrohr vorgesezt, das von den Schönen ebenfalls vorher präparitt wurde, indem sie mit den Bähnen die Rinde abrissen, um das saftige Innere dem Freunde" zu überlassen. Ritterlichen Sinnes fügten fich die Herren in das Unvermeidliche mit dem tröstlichen Gedanken, daß die Deutschen Pioniere in Afrita oft noch ganz anderen Förmlichkeiten sich zu unterwerfen haben, wenn sie das völlige Butrauen der Eingeborenen gewinnen wollen. Gegen Abend begaben ste fich dann in eine in der Mitte des Dorfes gelegene Hütte, wo der Admiral, der Generalfonsul und der Ring bereits Plas genommen hatten, um die Simas, d. h. Tänze, der Eingeborenen mit anzusehen. Es wurden haupt sächlich Kriegstänze aufgeführt von ganzen Truppen, die fich ießt, die Gefichter schwarz bemalt, in ihr Nationalfoftüm ge worfen hatten und bald vorrückten, bald zurüdwichen. Dann folgten einzelne Tänze von 3-4 Männern, während die übrige männliche Bevölkerung dazu fang und trommelte. Es lamen hierbei ungebeure Gliederverrenkungen vor, die eine gana besondere Mustelanstrengung erforderten. Die Siwas der Welber wurden nicht getanzt. Der die Tänze der Samoaner begleitende Gefang flingt gar nicht übel und ist stets mehrftimmig. Die Sprache derfelben bat einen großen Bokalreich thum: so beißt z. B. dante" fa- afetai ,,, Doftor" fomai, guten Zag" ta lo fa, gut" lele. Nach Beendigung der Länge wurde die übliche Doation für den Admiral in Gestalt von Geschenken gebracht. Die einzelnen Familiengruppen famen unter Führung ihrer Häuptlinge herbei; jeder trug ein Huhn, Eler, Kamawurzeln, ein Schwein c. im Arme. Eigenthümlich ift die Zubereitung der Fleischspeisen. Es werden nämlich Steine in einer Grube bis zu hoher Temperatur erhigt, dann bie Asche herausgenommen, die Steine gesäubert und nun Bananen, Hühner, ia ganze Schweine, welchen legteren auch heiße Steine in den Bauch gepackt werden, daraufgelegt. Das Ganze wird wieder mit heißen Steinen und Balmblättern bes bedt und 1 bis 2 Stunden in dieser Grube gelassen. Das so geschmorte Fleisch schmeckt sehr gut und wird, in Streifen aus einandergeriffen, ohne Meffer und Gabel gegeffen. Nach Empfang der Geschente, die unter einem plößlichen Geschrei vor der Hütte niedergelegt wurden, ließ man dieselben in Boote schaffen, und wir nahmen Abschied, von den Freundinnen" noch bis an den Strand begleitet.
Beftechungsfünfte. Da Gladstone, der englische Premier minifter, gegenwärtig wieder daran arbeitet, den Jiländern ein eigenes Parlament zu gewähren, ist es an der Beit, daran zu erinnern, wie und auf welche Weise den Jeländern ihre parla mentarische Selbstständigleit verloren ging. Als 1798 ein großer und wohlorganifitter Aufstand der Jrländer, obgleich verrathen, dennoch zum Ausbruch gelommen war, entschloß fich Pitt aur legislativen Union von Frland und England. Diese geschah im Jahre 1800. Von dem trischen Volle war dabet feine Rede; es tam nur darauf an, die Mitglieder des Dubliner Barlaments zu gewinnen und die Pfaffen, welche ein Intereffe an seinem Fortbestehen hatten. Lord Caftlereagh wurde mit dem Geschäft beauftragt und führte es aus wie ein Kaufmann. Er handelte mit den einzelnen Mitgliedern einen Breis ab, je nach den Beftechungeloften, die fie aufgewandt, oder der Patronage, der fie ihren Sit verdankten. Der Marquis von Ely erhielt 45 000 Bfb., Lord Clanmorris 23 000 Bfd. und die Pairswürde, den Wählern wurde alles versprochen, was fie nur wünschten: den Katholiten die Emanzipation, der Staatskirche größere Sicherheit, den Diffentors Toleranz. Reines dieser Versprechen wurde gehalten, aber die Gelder an die Mitglieder prompt gezahlt, und die von dem Londoner Barlament nicht ohne heftigen Widerspruch ber Dppofition, namentlich Fox', beschloffene Bill in Dublin ohne Schwierigkeit angenommen. Sie vereinigte die belden Barlamente zu einem, feitdem Imperial Barliament genannt, in das Jrland vier Bischöfe, 28 andere auf Lebenszeit gewählte Beers und 100 Unterhausmitglieder senden sollte. Alle Gefeße blieben in Kraft.
Eisenbahnzug im Sturm. Der in Rußland noch nie vorgekommene Fall, daß ein Eisenbahnzug von einem Sturme erfaßt und fortgeriffen wurde, ereignete fich in der Nacht vom 23. Junt nach Erzählungen von Augenzeugen auf der Strede Der uffischen Südwestbahn zwischen Bisula und Elifabeth grab. Als nämlich der Güteraug Nr. 301 vor der Station Nowo Utrainta anlangte, wurde er von einem derart heftigen Wirbelfturme erfaßt und von demselben fortgeriffen, daß ſechszehn leere und drei befrachtete Waggons von dem hoben Damme berabſtürzten und zertrümmert wurden. Die Baffas giere des alsbald nach der Katastrophe angelangten Berfonen juges, welche auf der genannten Stelle umsteigen mußten, er zählen, daß es schrecklich war, die betreffende Stelle anzusehen. Ein Trümmerbaufen lag da, und man hörte noch die lauten Hilferufe der unter den Trümmern begrabenen Bahnbedienste ten, von denen der Wagenschmierer und der Bremsen Konbut teur faft zur Untenntlichkeit germalmt worden waren. Nach Angabe von Sachverständigen soll die Ursache dieser Ratastrophe in der Nachlässigkeit des Ober, Kondutteurs des erwähnten Buges gelegen baben, welcher die Thür der leeren Waggons nicht geschloffen hatte, so daß der Sturm fich in denselben verfangen fonnte. Glüdlicherweise blieb die Lokomotive mit fünf befrachteten Waggons unversehrt; doch sind im ganzen etwa 1800 Bud Waare zu Grunde gegangen.
Der Kampf awischen Apothefern und Drogiften nimmt nachgerade sehr bedauerliche Verhältnisse an. Die legteren find zum großen Theile geprüfte Apotheker, die, weil fte teine Aussicht haben, eine Avothete laufen zu lönnen, und teine Reigung, auf die Verleihung einer Konseffton zu warten, sich in anderer Richtung eine Eriftens zu schaffen gesucht haben. Es ist gewiß richtig, daß manche von ihnen den Apolbelern eine unerlaubte Konkurrens machen, indem fie Rezepte ausführen oder Die jenen vorbehaltenen Arzneimittel verlaufen, und diese Kon turrens ist bei Apothelern um so empfindlicher als bei Drogiften, die billiger verlaufen als jene. Andererseits ift aber Die Grenze zwischen Erlaubtem und Unerlaubtem sehr schwer zu ziehen, wie zahlreich vorliegende gerichtliche Urtheile bar thun, und endlich darf nicht übersehen werden, daß manche Artifel, welche in jedem Haushalte beut zu Tage gebraucht werden, beim Bezug aus der Apotheke fich übermäßig theuer ftellen. Es wird schwer einleuchten, daß man gezwungen sein foll, einen auß awei oder brei Kräutern bestehenden Brufts