der preußlichen Klaffenlotterie eingegangen sein, daß eine voll ständige Effettuirung der Aufträge völlig ausgefchloffen erscheint. Allerdings berricht in den betreffenden Kreisen lein Bweifel barüber, daß fich unter den neuen Loosbewerbern eine nicht geringe Anzahl von Händlern befindet, die fich durch Zwischen­perfonen bet Betten in den Befis von Lotterieloosen au fegen suchen. Uebrigens dürfte es nicht allgemein bekannt sein, daß bei der Generaliotteriebirektion nicht nur über die Bahl der Privatkollekten, sondern auch über die Mittelpersonen, welche Diefen die Loose zuführen, ziemlich genaue Liften geführt wer ben, in denen seit dem Jahre 1875 nicht weniger denn 201 Brivattollekten und 3388 Vermittler notirt worden find. Unter Diesen legteren befinden sich auch Banfiers, Rentiers, Gutsbe fizer, Prediger, Profefforen, Lehrer, Künstler, Herate, Beamte, Damen der befferen" Stände und sonstige Personen, von denen man nicht vermuthete, daß fie in dieser Weise den Handel mit Lotterieloosen fördern.

Zu unserem Artikel über die Impffarten und die Damit zusammenhängenden Unzuträglichieiten des Jmpfens überhaupt erhalten wir von einem auswärtigen Leser folgende bemerker swerthe Buschrift: Bu Ihrem Artitel in Nr. 151 über bygiene" lann ich Ihnen eine Illustration geben. Vor zwei Sabren wurde mir mein Kind von unserem Sanitätsrath und Reisphyflus frant geimpft. Ungefähr ein Dußend Arbeiter. finder wurden gleichzeitig angesteckt, da die Mutter des Ab­Impflings, wie fich später herausstellte, syphilitisch war. Diese Berson machte auch auf Laien einen solchen Eindruck, daß man nicht begreift, wie von dem Rinde solcher Frau Lymphe genom  men werden fonnte. Schuld trug hier also unbedingt der Kreisphyfifus, der überbaupt in seiner damals dokumentirten Handlungsweise den Dr. Eisenbart ziemlich getreu topirte. Es starben 3 Arbeiterkinder an Geschwüren. Meine Vor ftellungen an baz Landrathsamt, den Staatsanwalt, die Regierung, den Minister, kurz alle Bemühungen, die Mittel zur Kur der armen Kinder zu beschaffen, waren fruchtlos. Es wurden ja einige Medizinalräthe aur Untersuchung gesandt, in einem Falle auch ärztliche freie Hilfe zugesagt, die aber erft erschien, als der Impfling todt war, aber von einer toftenfreien Behandlung sämmtlicher erkrankter Rinder war keine Rede. Mein eigenes Kind wärel ficher aus zum Opfer gefallen, wenn ich nicht volle ärztliche Hilfe schaffte, die wegen der hohen Arztpreise auf dem Lande auch mir schwer genug gefallen ist. Trogdem nahm ich auch einen Arzt für die armen Arbeiter Kinder, zunächst auf meine Roften an. Lobend muß ich hier anerkennen, daß der Pfarrer des Drtes, als er von der Sache gehört hatte, aus freien Stüden seine petuniäre Mithilfe an bot und mir auch thatsächlich später die Hälfte meiner Aus lagen für die Arbeiterkinder, 90 Mart, also 45 Mart, zurückerstattete. Bei der Regierung war nichts zu erlangen, mich hat also der Jmpfawang ca. 100 Mart für mein eigenes Kind und 45 M. für die Arbeiterkinder geloftet. Ich habe mir Die Auslagen für die Arbeiterlinder von der Regierung zurüd gefordert, aber die Antwort erhalten, es wäre fein Fonds dafür Dorhanden. Daß ein solcher nach Ihrem Artikel auch heute noch nicht exiftirt, ist eine Ungerechtigkeit, und muß wieder und wieder die Menderung dieses Uebelftandes beantragt werden. Wenn die Kinder zwangsweise solchen Krantheiten ausgefegt werben, tann seitens des Staats auch die frete unentgeltliche Rur übernommen werden, namentlich für Unbemittelte. Es ist unbegreiflich, daß von den vielen Boltsvertretern noch nicht einer die freie ärztliche Kur für frant geimpfte Stinder beantragt bat, und sollte es geschehen sein, noch unbegreiflicher, daß ein folcher Antrag auf Widerspruch gestoßen sein sollte. Ich bätte vielleicht gleich von Anfang an beffer gethan, mich an die Preffe zu wenden. Durch meine Vorstellungen bei der Regierung babe ich nur erreicht, daß besagter Kreisphyfilus beim Impfen jezt mit der größten Sorgfalt vorgehen soll und die vierfache Bett darauf verwendet, auch nur noch animalische Lymphe be nugt. Dennoch tönnen wieder Krantbeiten folgen, und find Dann Arbeiterlinder, namentlich auf dem Lande, obne ärztliche Hilfe, wenn nicht seitens der Vertreter der Arbeiterintereffen Abhilfe geschaffen wird. Achtungsvoll H. Welle, Maschinen. bauer, Lappow bei Düringshof a. Dftbahn.

Wir haben dem nichts hinzuzufügen, wünschen aber auch, baß im Parlamente von Seiten der Arbeitervertreter in diesem Sinne gewirkt würde.

Zur Verlängerung der Charlottenstraße. Das zur Berlängerung der Charlottenstraße zwischen Georgenstraße und und der Spree erforderliche Straßenland ist im Befige ver schiedener fistalischer Behörden, wie der löniglichen Ministerial Baufommission, des Ober- Marstallamtes und des Hofmarschall amtes. Der Magiftrat hat mit diesen Behörden sich wegen des Erwerbes dieses Straßenlandes in Verbindung gesezt, und ift nach den bisherigen Verhandlungen zu erwarten, daß eine Einigung über die Bedingungen zur Abtretung des Straßen­landes, in welches auch ein Theil des sogenannten Ragen­grabens fällt, in nicht allzu langer Beit erfolgen wird. Es Dürfte demnach die Durchlegung der Charlottenstraße in Bälde zu erwarten sein.

In der Kreuzung der Jerusalemer  - und Leipziger. ftraße wird gegenwärtig eine der fomplizirtesten Figuren im Eystem der städtischen Pferdeeisenbahnen hergestellt. In steden Wichenfuroen werden hier, wie die Nat. Big." schreibt, aus den verschiedenen Schneidelinien des eisernen Kreuzes die Doppelgeleise der vier Straßenrichtungen einlaufen. Wenn Demnächst auch die Bahnftrede zwischen Spittelmarkt und Mollenmarkt eröffnet sein wird, ist in dieser westlichen Ede des Dönhofsplay somit in der That ein Pferdeeisenbahn Bentrum bergestellt, in deffen Durchschneidungspunkte alle Hauptlinien aus den verschiedenen Richtungen der Windrose im städtischen Weichbilde mit seinen Beripberien zusammenlaufen. An Stelle Der bisher asphaltirten Straßenbahnen wird auch hier zwischen den Pferdeeisenbahngeleisen Holzpflafter gelegt. In Bezug auf Die Anlage und Verzweigung des Schienenneges findet der Dorerwähnte Kreuzungspunkt übrigens ein Seitenstück an dem Rceuzungspunkt der Charlotten und Französischenstraße. Die Benuzung der verschiedenen Kombinationen wird aber in der Leipziger   und Jerusalemerstraße eine um so größere sein, als der Verlehr hier viel stärker und immer mehr anwachsend bahin fluthet.

In dem Bericht über die Versammlung der Zentral­Kranten und Sterbekaffe der Maurer in der geftrigen Nummer unserer Bettung befindet sich eine irrthümliche An gabe. Es heißt daselbft: Bezüglich der Bestimmung des§ 19 bee Drtstrantenlaffenstatuts, daß Frauen von Mitgliedern, welche der Kaffe nachweislich volle 15 Jahre ununterbrochen angehört haben, beim Todesfalle des Mannes ein Sterbegeld von 50 M. erhalten, betonte der Redner den im Ganzen genommen ziemlich illuforischen Charakter dieses Unter flügungstitels, da Fälle solcher Art unter den bekannten heutigen Arbeiterverhältniff n au den allergrößten Raritäten ge hören, also nur höchft selten den Mitgliederwittmen Vortheil

bieten dürften." Der§ 19 des Drtstrantenlaffenftatuts lautet aber: Die erwachsenen Kaffenmitglieder, welche der Raffe ununterbrochen 15 Jahre lang angehört haben, erhalten beim Todesfalle ihrer Ehefrau ein Sterbegeld von 50 Mart."

Ein werthvolles Spielzeug batte fich die sechsjährige Tochter einer in der Chauffeestraße wohnhaften Frau H. auss gesucht. Die Kleine batte fich mit einem schwarzen Etui, ent haltend eine goldene Damen Bylinderuhr, vor die Thüre des Sauses bingefeßt, als ein anderes etwa 10 Jahre altes Mäd chen in einem rothen Kleide an fie mit dem Versprechen herans trat, ihr einen Bonbon zu geben, wenn fie the das Etut übers laffe. Die fleine S., den Werth des Etuis und seines Inhalts nicht lennend, ging auf den Tausch ein, worauf sich das andere Mädchen schleuntaft mit dem Etui entfernte.

Die Nummern 18 930 und 25 990.

Mit welcher Eraktheit die Berliner   Sozialdemo- 1 den Bälgemachern und Stimmern. Mit ein Arbeiter aus fratie agttirt so schreibt die Voff. Stg.", trat am Donners

tag wieder in's Licht. Es galt die Bertreibung des von dem ausgewiesenen Reichstagsabgerrdneten Paul Singer an seine Wähler im vierten Berliner   Reichstagswahlkreise gerichteten ( wie bereits mitgetheilt, inzwischen verbotenen) Abschieds. grußes. Nicht weniger als zwanzigtausend Exemplare davon gelangten zur Ausgabe. Bor den Thüren der Wohnungen und Läden, auf Treppen und Abfäßen, in Gastwirthschaften, Werkstätten und auf Neubauten wurde der in Geftalt eines Flugblattes abgefaßte Abschiedsgruß niedergelegt. Nur wenige Barteigenoffen" wußten von der Abficht des Ausgewiesenen, auf diese Weise zu seinen Wählern zu reden. Die Vor bereitungen, der Druck und die Vertheilung blieben der Polizei unbekannt. Dbgleich fich Alles am hellen Tage vollzoa, wurde auch nicht ein einziger Vertheiler behördlich fiftit. Was wir wiederholt hervorgeboden, ist thatsächlich eingetreten: die Aus­weisung Einger's hat ihm und der Sozialdemokratie nament lich in den Vorstädten nur Schaaren von Anhängern zuge führt. Es liegt eben ein ganz anderer Bug in diesen Leuten als in den behäbigen Spießbürgern der Boff. 8tg." Den Herren mag die Kühnheit und Beweglichkeit der Sozialdemo. fratie freilich wunderbar vorkommen, denn fte felbft werden niemals Flugblätter vertheilen, fie fönnen das nur durch be zahlte Leute thun, während es bei den Sozialdemokraten aus Liebe zur Sache geschieht. Darin liegt eben ,, bie Exaktheit der Agitation."

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Haussuchung. Bei dem Tischler Vid, Swinemünder­ftraße 146, wurde am 9. Juli Abends eine polizeiliche Haus. ſuchung nach verbotenen Schriften abgehalten. Gefunden wurde nichts.

Heute Vormittag 11 Uhr findet die feierliche Eröffnung der ersten deutschen   Ausstellung von Schuhmacher- Lehrlings arbeiten nebft Bedarfe Artikeln im Medding'schen Konzerthause, Leipzigerstr. 48, ftatt. Der Katalog weist über 700 Nummern nach. Die Ausstellung hat sämmtliche Kategorien von Schuh­wert und Maschinen aller Art aufzuweisen. Das Entree be trägt am Sonntag zur Eröffnungsfeier 1 M., von 1 Uhr ab 50 Bf. pro Person und 30 Bf. an jedem anderen Wochentage.

Bei dem Strafgefängniß zu Plößensee besteht seit dem 1. Juni d. J. eine ständige Feuerwehr. Dieselbe ist ge bildet aus einem Kommandanten und einem Stellvertreter beffelben, einem Sprißenmeister und aus 12 Feuerwehrleuten. Der Kommandant ist der Anstalts- Ingenieur, ſein Stellver treter der Maschinenmeister. Der Sprißenmeifter und sein Vertreter werden vom Direktor des Strafgefängnisses aus der Bahl der Aufseher beftimmt, unter denen fich einige gediente Feuerwehrmänner befinden. Als Feuerwehrleute fungiren 12 von dem Direktor besonders dazu ausgewählte Gefangene, beren Bestand nach Maßgabe der Abgänge jederzeit sofort er. gänzt wird. Sie tragen eine eigene Müge mit Nummerschild und schlafen beisammen in einem gemeinschaftlichen Schlaf faal, so daß fie im Bedürfnißfall ohne jeden Verzug vereinigt an den Drt der Gefahr dirigirt werden fönnen. Diese Feuer wehr hat nun die Aufgabe, eine vorhandene Feuersgefahr so fort im Entstehen und so lange zu bekämpfen, bis die tele graphisch herbeigerufene Berliner Feuerwehr angekommen ist und in Altion fritt. Ferner wird seitens der Direktion von Blößensee beabsichtigt, im Strafgefängniß eine Einrichtung für Brausedäder zu treffen, wobei man die Erfahrungen des Ber liner Vereins zur Begründung von Boltsbädern verwerthen will. Bur Zeit erhalten die Gefangenen Vollbäder in Wannen, die viel Zeit erfordern und viel Geld loften. Während jest täg lich taum 100 Gefangene gebadet werden können, dürfte es mit Brausebädern möglich sein, an einem Tage 400 zu baden und den Badeprozeß des gesammten Gefangenenbestandes, der jest faft 14 Tage in Anspruch nimmt, auf drei Tage zu be schränken.

Ein hiefiger Gewerbetreibender beabsichtigt, wie der B. B. R." mittheilt, das gesammte Ledergewerbe einheitlich zu regeln. Bu diesem Bwede will er auf dem ehemaligen Vieh bofe in der Brunnenstraße Einrichtungen treffen, nach denen baselbst die sämmtlichen in Berlin   zur Bearbeitung tommen ben roben Häute sofort gegerbt und die Leder zu den ver schiedensten Industrie Artikeln der Lederbranche verarbeitet wer den. Es soll hierdurch ein Vortheil angeftrebt werden, der se wohl dem Handel und Gewerbe, soweit fie die Lederindustrie betreffen, als auch der Gesundheitspflege, der legteien nament lich durch Entfernung der Gerbereien von den öffentlichen Wafferläufen, zu Gute tommt. Der Unternehmer hat seinen Plan dem Magiftrat mit der Bitte, um Förderung und Unter fügung unterbreitet, dieser bat aber beschlossen, mit Rücksicht auf die zahlreichen der Stadtgemeinde gegenwärtig obliegen ben Aufgaben, den Antrag abzulehnen Die einfache Ab. lehnung des Antrages erscheint uns denn doch etwas zu über eilt au sein, und außerdem gebietet auch wohl die Wichtigkeit desselben mindestens eine Prüfung. Es ist auch in unserer Beitung früber von Anwohnern über das Unzuträgliche der Gerbereien in fanitärer Beziehung geklagt worden; wenn fich also Abhilfe schaffen läßt, so sollte man einen derartigen Blan nicht einfach verwerfen, sondern ihn recht eingehend und sorg fältig studiren.

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Die Erhöhung der Telegraphengebühr durch den neuen Tarif ift Gegenstand binreichender Erörterungen in der Presse. Wenn man 60 Bf. für eine Depesche mit zwei Worten statt 30 Bf., mit drei bis sieben Worten statt 35 bis 55 Bf. sablen muß und wenn sich die Gebühr für Depeschen von mehr als 20 Worten erheblich erhöht, so tommt die fleine Ermäßigung für Depeschen Don 10 bis 20 Worten wenig in Betracht. Exellens Stephan wird sich nicht wundern, wenn fünftig die leinen Depeichen start abnehmen und statt tbrer viele Depeschen mit zehn Wors ten, also zur geringften Tage lommen. Doch das mag die ten, also zur geringften Tage lommen. Doch das mag die Bufunft entscheiden. Auf einen Nachtheil des neuen Larifs, der bisher noch nicht besprochen, macht der Reichsfreund" aufmerksam. Dieser Nachtheil wurde mir, so schreibt der Ein fender, gerade bei den erfien beiden Depeschen, die ich in diesen Lagen auf Eisenbahnstationen aufaab, recht unbequem. Erste Depesche- 16 Worte, loftete 96 Bf. Jch sablte eine Mart; im Telegraphenbureau waren teine 4 Bf. zu finden; in Nord. deutschland   braucht man Kupferpfennige gar selten. Bei der zweiten Depesche von 11 Worten zu 66 Bf. war es ebenso. Das Verlaffen des Dezimalsystems im Tarif ist ein entschiede ner Fehler. Verlangen fann man aber, daß in den Telegraphen ämtern genügender Vorrath an Kupfermünze zum Herausgeben gehalten wird.

dieser Branche mit seiner Arbeit fertig, so lann er Stundenlang warten und suchen, bis er das Glüd hat, den Meister in seiner Stube zu treffen. Alsdann aber muß er fich aufftellen und gleichsam die Rolle eines Dieners oder eines Bettlers spielen, bis es dem Herrn gefällig ist, mal aufzubliden. Denn ansprechen oder gar ftören darf man ihn nicht beim Effen, Lesen oder Schreiben, sonst tönnte man fich einen gewaltigen ,, Anschnauzer" zuziehen." Große Entrüftung ruft unter den Arbeitern das Verhalten des Prokuristen der Firma hervor. Als die Lohnberabf gung ein geführt war, wurden mehrere Deputationen, die seitens der Arbeiter zu dem Prokuristen entsendet wurden, um mit diesem zu unterhandeln, von demselben lura abgewiesen mit der Be merkung, daß, wenn die Arbeiter zu dem verminderten Lohn fage nicht weiter arbeiten wollten, so sollten sie nur aufhören. Auf die Bemerkung des einen Arbeiters, daß fich von dem jepigen Verdienst nicht einmal ein einzelner Mann ernähren, viel weniger eine ganze Familie fich erhalten lönne, wurde ihm Die Antwort zu Theil, daß in Sachsen   eine ganze Familie die Woche hindurch für drei Mart arbeitet! Bei derartigen Abfertigungen darf man fich freilich nicht wundern, wenn die Stimmung unter den Arbeitern eine feineswegs rofige ift.

Der Ladirer Kolacinski, welcher wegen der Affäre Bobliemics contra Jhring Mahlow neun Wochen unschuldig in Untersuchungshaft gefeffen hat, ist durch diese Angelegenheit auf das schwerste geschädigt worden. Er ist in Folge dieser Affäre aus seiner Stellung, die er acht Jahre hindurch bei der Niederschleftsch- Märkischen Eisenbahn innehatte, entlassen wor den. Der Vorstand der betreffenden Werkstatt weigert fich, Rolacinsli wieder einzustellen, wenn er nicht ein Beugniß des Bolizei- Präftoiums beibringt, daß er politisch vollständig unbe scholten ist. Ein derartiges Beugniß fann die Polizeibetörde aber nicht ausstellen. Das Verfahren der löniglichen Werkstatt ift um so mehr zu bedauern, als K. durch die lange Unter fuchungshaft faft schwermüthig geworden und auch sonst in feinen Verhältnissen sehr zurüdgelommen ist. Seine Frau ift erft vom Wochenbett genesen, fie fonnte natürlich während ber ganzen Beit nichts verdienen und so mußte ein Stüd dr Wirthschaft nach dem anderen ins Leihhaus wandern. Hier bietet fich wieder ein Rapitel von der Entschädigung unschuldig Jnhaftirter, es ist bier wieder einmal eine gesicherte Exiftens ver nichtet worden. Daß K. in feinem Berufe ein tüchtiger Ar beiter ift, beweift wohl der Umstand, daß er acht Jahre lang in derselben Werkstatt beschäftigt war. Sollte einer unserer Leser für K. Arbeit haben, so thellen wir hier die Adresse des selben mit. Er wohnt Kl. Andreasftr. 19 v. III.

Schnellläufer. An den Anschlagfäulen verkündeten am Donnerstag Telegramme, daß ein Schnellläufer, Namens El farius, in Folge einer Wette am Morgen des genannten Tages früb 8 Uhr aus Magdeburg   aufgebrochen wäre und Abends 7 Uhr in Berlin  ( 16 Meilen von Magdeburg   entfernt) an der Boisdamer Brüde eintreffen würde, um sich von da nach der Schwedischen Eisbahn" in der Blücherstraße zu begeben, wo er noch eine Bett lang laufen wollte. Der Mann langte auch ob von Magdeburg   lommend, oder nicht? aur bestimmten Stunde an der Potsdamer Brüde an, wo er von einer großen Menge Schauluftiger empfangen wurde. Von dort soll er sich zu Wagen auch angeblich nach der Schwedischen Eisbahn" begeben haben.- Bestern befand sich übrigens wieder ein ähnliches Blatat an den Anschlagsäulen. Wir halten überhaupt von dem ganzen Schwindel, den diese Herren Kapitäns" mit den ausländischen Namen, die fie fich beizulegen belieben, aus üben, nicht viel. Es ist durch derartige forsirte Leistungen schon viel Unglüd geschehen. Wenn wir nicht irren, hat sich auch der berühmte Schnellläufer Räpernid, der eine fast sprüchwörtliche Popularität genoß, schließlich die Schwindsucht an den Hals gelaufen.

Einen schlimmen Hundebiß hat im Laufe dieser Woche wie die Boff. 8tg." hört, der Wirth im Café Sadowa an ber Oberspree, Herr Pflug, früher Kafftrer im Mosolf'schen Lokale, erlitten. Derselbe hat einen Jagbhund, der von einem Thier arat operirt wurde. Dbwohl der lestere nun davor gewarnt hatte, mit dem Hunde vor Heilung in Berührung zu treten, unterließ es der Herr des Thieres doch nicht, zu demselben zu geben und es sogar zu streicheln. Wütbend big der Qund fo fort um fich und durchbis Herrn Pflug   den Daumen der rechten Hand, ihn auch noch anderweitig verwundend. E wurden sofort Nerate aus Köpenid und Berlin   herbeigeholt die den Daumen abnahmen. Der Patient schwebt noch in großer Gefahr.

Ueber die Harmonikafabrit von Ch. F. Pietschmann Söhne, von der wir gestern mittheilten, daß daselbst ein Streit ausgebrochen ist, bringen so viele befremdliche Mittheilungen in die Deffentlichkeit, daß denselben entschieden näher getreten werden muß. Wir meldeten bereits am 26. v. Mts., daß den Attordarbeitern zum 1. Jult eine Reduzirung der bisherigen Attordfäße von 25 bis 30 pCt. bevorstände. Diese Maßregel ist nun eingetreten, dieselbe ist um so brüdender, da die r

Bur Mörderfuche. In Grünau wurde vor einigen Tagen ein verbächtiger Mensch eingeliefert, auf den das Sig nalement des Doppelmörders Keller paste. Bor seiner Unter bringung im Sprißenbause wurde der vermeintliche Steller vis fitirt, und ihm seine Baarschaft, aus 18 M. bestehend, abge nommen. Am andern Morgen, als der Arreftant zum Verhör geholt werden follte, war der Bogel ausgeflogen. Mit dem Bügel eines Waffereimers batte er das Schloß geöffnet und mit Hinterlassung seiner Barschaft der Drtsbehörde das Nad sehen gelafen. Daß der Verschwundene, wenn auch nicht Keller, so doch ein gefährlicher Verbrecher ist, dürfte demnach faum einem Zweifel unterliegen.

Eine erschütternde Szene spielte sich gestern Nachmittag in der Schönhauser Allee   ab. Vor dem Grundftüd ber Schultheiß'ichen Brauerei war ein altes Mütterchen besinnung los zusammengebrochen, um welches fich rasch die Baffanten fammelten. Durch diesen Auflauf herbeigelodt, trat auch bes Instrumentenmacher F. hinzu; laum erblickte er die ohnmach tige Greifin, so warf er sich neben derfelben mit dem schmer lichen Ausruf: Das ist ja meine Mutter!" aufs Knie unb nahm fie in die Arme. Die alte Frau hatte ihren in der Sdönhauser Allee wohnenden Sohn besuchen wollen, war aber unterwegs vom Schlage gerührt und vor genannten Brauere zusammengebrochen. Noch lebend brachte fte der Sohn zwar in fein heim; bei der späteren Ueberführung der Greifin nad der eigenen Wohnung verftarb fte aber in der Droschle.

Diebstähle in der Markthalle. In der Nacht zu vo geftern wurden in der Sentralmartthalle der Händlerin Frau Moeschte Gurten im Werthe von 15 M. gestohlen. Die Diebe batten die die Waaren bebedende Leinwand heruntergenommen und den überbleibenden Rest wieder fein säuberlich zugebedt scheinend dieselben Spigbuben sämmtliche Behälter mit Herin Einer anderen, und zwar einer Heringshändlerin haben an gen auf den Boden gestürzt, fich offenbar die besten ausgesucht und den Reft mit den Füßen zertreten. Die Spisbuben haben fich wahrscheinlich am Abend vorher zur Ausführung ihrer b ficht in die Maritthalle einschließen lassen. Man behauptet all Die beiden bis jest dort fungirenden Wächter find für diefe

toloffale Halle entschieden nicht ausreichend.

Die 12 jährige Mörderin Schneider, über deren ents

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beiter dieser Branche in der jegigen Jahreszeit ohnehin meist sodann in das Moabiter Untersuchungs Gefängniß eingeliefert

nur halbe Tage beschäftigt werden. Der ausgebrochene Streit scheint nun aber nicht allein auf die Herabjegung der Lögne autückzuführen zu sein, sondern die ganze Art und Weise der

worden.

Gesperrt wird bis auf Weiteres für Fuhrwerte und Behandlung in jener Fabrit mug nach einem uns vorliegenden dem Grundstüd der Brauerei Tivoli", behufs Ausführung Reiter: Die Lichterfelderstraße, von der Kreuzftraße bis zu

Schreiben die Arbeiter auf das höchfte erbittert haben. Wir laffen hier einzelne Stellen des Schriftstücks unverfürst folgen.

von Kanalisationsarbeiten vom 6. Jull ab; die Krausenfira von der Jerusalemerstraße, einschließlich des Kreuzdammes, bis den underbeiratbeten Arbeitern 8-9 M., bei den verheiratheten Dampfwalze benugt werden wird, vom 12. b. M. ab; ferner Aur Kommandantenstraße, behufs der Umpflasterung, wobei die der Stralauer Play bebufs Ausführung von Ranalisation

Arbeitern 10-12 M. Viele Wochen fommen aber auch vor, wo man bloß die Hälfte verdient, so daß die Bablen 4-5 und

Arbeiten und die Ralandsgaffe behufs Umpflasterung.

Markthallen Bericht von J. Sandmann, städtischem Die Uhr trägt gelegt werden tönnen. Viel schlimmer aber noch als das ist Verkaufsvermittler, Berlin  , den 10. Jull. Butter. Die Bu Die Behandlung der Arbeiter durch die Meister, namentlich bei fuhren dieser Woche fielen meist befriedigend in der Qualitä

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