berungen fest bestanden. Ebenso baben die Arbeit

Soziales und Arbeiterbewegung. ber burch den Ausfland der Arbeiter großen Schaden

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Ein Beitartikel ohne Ueberschrift, so betitelt der Ge­werkschafter" folgende sozialpolitische Betrachtung: Es gab eine Beit, in welcher auch der eingefleischtefte Manchestermann die Geschäftsspekulationen nicht mehr als eine Wohlthat für unsere wirthschaftlichen Bustände anzupreisen wagte. Dies war die Dies war die Beit nach dem sogenannten wirthschaftlichen Aufschwung, wo man die Folgen der maglosen Ronkurrenz in der heranbrechen. Den Krifis so plößlich vor Augen sah. Gerade von Seiten der Freihändler empfahl man dann Einschränkung der Produktion, Die aber gleichfalls nicht zu Segen geführt hätte und auch von den Produzenten selbst nicht innegehalten worden wäre. Nun aber trat die Schußzollära ein, die wieder in den geschütten" Industrien zu raftloser Thätigkeit, aber auch zur Ueberproduk tion führte. So war man auf denselben Standpunkt wie vorher gekommen. Schutzoll oder Freihandel- belde zeigten fich für die Hebung unserer wirthschaftlichen Bustände völlig impotent. Sie haben beide keine dauernde Einwirkung auf dieselbe. In der Nera des Freihandels Noth und Elend im deutschen Arbeiterstande, ebenso wie in der Nera des Schuß jolls. Breift man die freie, ungemessene und schrankenlose Produktion an, so tritt man auch gleichzeitig für Ueberprodut tion und Krisen ein; preift man Die Einschränkung ber Produktion an, so tritt man wiederum für Entlassung von Arbeitern, für Lohnverkürzung ein, die ein weiteres Sinten der Ronfumtionskraft zur Folge haben. Es kommt Alles auf das felbe hinaus. Die technischen Fortschritte erhöhen die. Thätig teit des Maschinenbetriebs, erleichtern die Erzeugung der Produkte, fie reduziren die menschliche Arbeit, so daß eine Ueberproduktion unter allen Umständen herbeigeführt werden muß, wenn nicht Kauf- und Konsumtionskraft des Volles wesentlich erhöht wird. Dies kann nur dadurch geschehen, daß, wie auch der bekannte, in der Nationalökonomie wohlbewan berte frühere Abgeordnete Miquel fürzlich hervorhob, die Gütervertheilung eine richtigere wird," daß von den Brodu genten ein größerer Theil auf die Hauptkonsumenten, das arbeitende Bolt, fällt als bisher. Nicht die Produktion ein schränken, wie man fest vielfach meint, tann die wirthschaft lichen Bustände beben, sondern die Konsumtionskraft des Bolles auf eine höbere Stufe bringen das allein fann frommen. bas allein fann frommen. Deshalb find wir auch mit allen denjenigen Bolts wirthen einverstanden, welche eine flotte Produktion unter allen Umständen empfehlen. Die zahlreichen Werthe, welche geschaffen werden, müssen doch schließlich ein Unterlommen finden, und das Bolt in seiner Maffe gewöhnt sich an neue Bedürfnisse. Dadurch wird der Kulturfortschritt im Wefent. lichen bedingt und die Gesellschaft nach und nach gezwungen, Mittel und Wege zu einer richtigeren Vertheilung der Pro buktionswerthe zu finden, da sonst Stillstand oder Rückschritt in der Zivilisation zu verzeichnen sein würde. Die Maffe der Konsumenten bildet aber der Arbeiterstand; wenn ihm bel einer verständigen Regelung der Probuftion ein größerer An­theil am Gewinn aufällt, als jest, so wird die Ronsumtion vermehrt und die Produktion fann fich dann auf einer bestimm ten Höhe halten. Die Spekulationen auf dem ausländischen Martt find dann nicht mehr so beftig, wenn der inländische Markt lohnender geworden ist. Die Krisen werden dann nicht mehr in solcher Kraft und Intensivität auftreten wie jetzt; eine allgemein verständige Regelung zwischen Produktion und Konsumtion babnt die Wege zu wirthschaftlichem Wohlbefinden der Maffe des Volks. Daß dabei die Unternehmer fich nicht mehr ihres übergroßen Kapitalgewinns erfreuen würden, daß auch Die off angepriesene ,, Büchtung von Millionären" aufhören, daß Die Spekulation auf ein geringes Maß berabfinten würde, Das ist selbstverständlich, aber wahrlich fein Unglüd. Und Diese gerechtere Vertheilung der Güter" fann in geordneter, rubiger Weise auf dem Wege der Gefeßgebung, wie wir schon oft hervorgehoben haben, herbeigeführt werden. Eine aus giebige Arbeiterschußgesesgebung mit Feftsegung einer Magi malarbeitszeit und Anstrebung eines Minimallobnes, mit Ein­führung einer tüchtigen Arbeitervertretung in Arbeitskammern würde schon ein guter Anfang sein, die gerechtere Vertheilung der Güter" anzubahnen. Wenn aber einmal ernhafte Sozial reformen nach dieser Richtung hin gemacht werden, so lehrt die Erfahrung, daß man niemals auf die Dauer auf balbem Wege ftehen bleiben lann, auch die deutsche Gesetzgebung nicht. So wollen wir tros aller Bedrängnisse beutiger Beit frohen Blides vorwärts schauen, in der Gewißheit, daß die Nera ber Ueberproduktion, der schrankenlosen Konkurrenz und der tollen Spekulation vernünftigen und gerechten, auf einer vollsthümlichen Sozialreform aufgebauten wirthschaftlichen Buständen weichen wird.

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In Mülhausen im Elsaß haben am 9. b. M. fämmt liche Bimmerleute die Arbeit eingestellt, ohne daß jedoch", wie verschiedene Blätter dieser Nachricht hinzufügen ,,, Rubeftörungen Dorgelommen wären". Das Ilingf so, als wenn bei jedem Streit Rubeftörungen vorlämen und hier nur eine Ausnahme vorläge. Die Sache liegt hingegen umgekehrt. Bei 100 Streits Lommen ungefähr 3-4 vor, wo die sogenannte öffentliche Rube gestört wird, und dann find es meist immer Elemente gewesen, Die nicht zu den Strellenden gehörten, welche die Ursache zu ben Nubeftörungen abgaben.

Zur Gefängnißarbeit. Der Rheinisch- Weftf. Beitung" schreibt man aus Remscheid , 8. Juli: Die Arbeitgeber und Arbeiter ber Laftingschäftefabrikation der Gemein den Burg, Dabrirghausen, Dhünn, Wermelskirchen , Burscheid und Röln haben auf eine an den Reichslangler gerichtete Bitt fchrift eine Antwort vom Minifterium des Innern erhalten,

elche den Bittstellern die Kündigung der wegen dieses Ar beitszweiges feitens der Strafanstaltsdirektionen geschloffenen Rontratte aufagt. Man hat nur die Strafanstalt Biegenbain ausgefchloffen, weil der dortige Arbeitsbetrieb bereits mit Südficht auf die Blüfchweberei im Kreise Solingen seiner Beit beschränkt worden ist. Von der töniglichen Regierung au Düsseldorf wird dazu noch folgendes bemerkt: Aus den febr eingehenden Ermittelungen des Bürgermeisters von Wermels firchen haben wir entnommen, daß auch ohne das Hinzutreten von 200 Strafanstaltsarbeitern schon ein übermäßiges Angebot Don vorgebildeten Arbeitskräften für die Laftingschäftefabritation vorhanden ist. Um daher ein weiteres Sinfen der Löhne zu verhindern, empfehlen wir bringend eine Bereinbarung der 10 Laftingschäfte- Fabrikanten, welche in Wermelskirchen , Bur scheid und Köln vorhanden find, bhin, daß fie entweder be ftimmte Minimal- Berlaufspreise festhalten oder nur zu be ftimmten Minimallöhnen arbeiten laffen. Die Preiskonvention, welche vom 1. Dftober 1884 bis zum 1. Juli 1885 bestanden bat, berechtigt au der Annahme, daß eine Erneuerung derselben wohl möglich ist, wenn die an Bahl geringen, den Weltmarkt beherrschenden Firmen nur einig find. Eine solche Konvention liegt eben so wohl im Intereffe der Fabrikanten als der von ihnen beschäftigten Arbeiter." Die Behörden find von der föniglichen Regierung beauftragt worden, auf das Zustande tommen einer Breislonvention oder einer Vereinbarung über Minimallöbne bei den 10 Lastingschäfte- Firmen in Burscheid , Röln und Wermelskirchen nach Kräften hinzuwirken und über den Erfolg bis zum 1. September d. J. zu berichten. Man hofft nunmehr auf ein Steigen der tief gefundenen Arbeits lobne. Die Arbeiterinnen, welche mit der Fab: ilation von ge webten Schäften( Schuhoberthellen) beschäftigt find, werden von der Nothlage am meisten betroffen.

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erlitten, viele Geschäfte standen in ihrem Betriebe fiill. Jest nun ist ziemlich Alles wieder in Ordnung und im Allge. meinen eine Verkürzung der Arbeitszeit auf acht bis neun Stunden täglich mit vollem Lohn und theilweise auf ebn Stunden mit erhöhtem Lohn unter den verschiedenen Ge werfen erreicht." Diese Nachrichten lauten für die amerikanischen Arbeiter günstiger, als die von der offiziösen Breffe in Deutschland gemachten Berichte.

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Die Schmiede in Altona haben in einer am 8. Jult ftattgehabten Versammlung beschlossen, vom 12. Juli ab zu verlangen, nöthigenfalls durch Einstellung der Arbeit, die Be feitigung der Sonntagsarbeit, die Einführung einer 10ftündigen Arbeitszeit und Beibehaltung des bisherigen Lohnes, wie 50 pCt. Bulage für nöthige Nachfeierabend Arbeit und jeden Sonnabend Abend Lohnauszahlung. Es wurde darüber ge lagt, daß die Schmiedegesellen jest eine Arbeitszeit von 5 Uhr Morgens bis 7 Uhr Abends haben, fein Familienleben lennen und sich um Frau und Kinder nicht fümmern lönnten. Dazu tomme noch, daß die Gesellen am Sonntag zum Hufbeschlag berangezogen würden.

Neumünster , den 7. Juli 1886. Werthe Kollegen! In Anbetracht unserer schon seit 9 Wochen dauernden Arbeitsein ftellung fühlen sich verschiedene Beitungen veranlaßt, darauf hinzuweisen, daß der Streit der Former hier am Drte als be endet angesehen werden müsse, indem der größte Theil der Streifenden die Arbeit wieder aufgenommen babe. Bur Auf flärung diene folgendes: Es arbeiten in der Fabril des Herrn Rohmer jest größtentheils Arbeitsleute, welchen versprochen ist, daß fie in furzer Belt die Formeret erlernen und dann viel Geld verdienen fönnen,( 3) sowie einige Lehrlinge und die be treffenden Former J. Schell und W. Wed. Lesterer ist diese Woche von Altona - Ottensen berüber gekommen und hat( trog bem er uns eine gegentheilige Versicherung gegeben hat) ange fangen zu arbeiten. Werthe Kollegen, wir ersuchen Euch, Diesen Beitungsnachrichten feinen Glauben au schenken; sobald der Streil beendet ist, werden wir es in der Bürgerzeitung", sowie in sämmtlicher at betterfreundlichen Blättern bekannt machen. Vor Allem ersuchen wir Euch darum, den Bujug ftrenge fern zu halten und so viel wie in Euren Kräften steht uns zu unterſtügen. Alle Sendungen find zu richten an C. Karstedt, Voltshalle.

In der Kiftenfabrik von Enger, Dresdenerstraße 75, haben gestern sämmtliche Arbeiter die Arbeit eingestellt. Herr Enger hat seit langer Beit die Arbeitslöhne derartig rebusirt, daß sich die Arbeiter nothgedrungen zu diesem legten Schritte gezwungen fühlten. Herr Enger verweigerte entschieden die Forderung der Arbeiter und zwar in geradezu gröbfter Weise. Alle Kollegen und Berufsgenossen werden bringend gebeten, den Buzug fern zu halten.

Vermischtes.

Bereits

Perpetuum mobile. Jn neuerer Beit macht ein Perpetuum mobile" viel von fich reden, welches dem Erfinder auch patentirt sein soll. Der Apparat besteht aus einem Wageballen, der an beiden Enden Magnete trägt. Diese wer ben von andern oberhalb und unterhalb angebrachten Mag neten abwechselnd argezogen und abgestoßen und der Wage ballen dadurch in fortdauernde schwingende Bewegung gesezt. Diese Bewegung nun wäre auf eine tleine Kurbel mit Schwungrad zu übertragen und dadurch eine für mancherlei Bwede ausreichende Kraft nugbar gemacht. Bum Betriebe eines mäßigen Uhrwerkes, wenn Gewicht oder Feder durch unseren Motor ersetzt werden sollen, würde der Apparat teine bebeutenden Dimensionen erfordern, während für den Betrieb einer Nähmaschine allerdings schon ziemlich große Magnete an gewendet werden müßten. Da die Kraft der Magnete aber allmälig nachläßt, so müßten lettere außerdem auch zeitweilig durch Bestreichen mit anderen Magneten regenerirt werden. Das Prinzip des Apparates ist jedenfalls nicht neu. Bimboni hatte einen#pparat fonftruirt, der nach seinem Er finder benannt wird, den man aber auch als elektrisches Perpetuum mobile bezeichnet. Bu diesem werden awet trodene Säulen, die auß unechtem Gold-( Kupfer-) und Silber.( Binn ) Papier zusammen gesezt sind und aus etwa je 2000 Baaren bestehen, so neben einander gestellt, daß bei der einen der pofttive, bei der andern der negative Bol unten ist. Diese beiden Bole werden durch einen Metallftreifen in qut leitende Verbindung gebracht, bilden somit eine eigene Säule; das Ganze bleibt isolirt. Diese oberen Enden der beiden Säulen hälften endigen in fugelförmig ausgebildete Köpfe. Auf einem britten isolisten Säulchen ist ein leichtes, aus Glas und Metall gefertigtes Pendel mittelst Schneide aufgehängt; das obere Ende trägt einen Ring, das untere eine Vorrichtung, um die Lage des Schwerpunktes reguliren zu können, daß das Pendel labil aufgehängt ist. Dieses bleibt nicht in der Wage ftehen, sondern sentt fich langfam gegen eine der beiden Rugeln, welche die Bole der Säule bilden, ladet fich daselbst mit der demselben eigenen Elektrizität, wird abgestoßen, nähert sich der andern Kugel, wird dort neutraliftrt und darauf mit der diesem Bol zukommenden Elektrizität geladen; dies Spiel sett fich fort, bis allmälig, wenn auch erst nach langer Beit, in folge der chemischen Einwirkung, im Innern der Säule, deren elektrische Energie erschöpft ift. Die Oszillationsdauer wechselt innerhalb gewiffer Grenzen mit dem Feuchtigkeitszustande der Atmosphäre und darum ist dieses elettrische Bendel zum Be triebe einer Uhr nicht zu gebrauchen. Jm pbyftlalischen Ra binet der Universität au Innsbrud ist laut Centr. Ang. für binei der Universität au Innsbrud ift laut, Centr. Ang. für Cptil und Mech." ein solches Bendel seit dem Jahr 1823 in Bewegung.

Einen sonderbaren Tanzanlaß bat fürzlich ein Buda pefter Verein gewählt. Der Leichenverein Droben sehen wir uns wieder" veranstaltete vor einigen Tagen ein Abendkränz chen mit Tana zum Besten der Anschaffung eines neuen Lel chenwagens. Eine seltenere Veranlaffung zu einem Balle wird fich wohl faum finden laffen!

Depeschen- Styl. Ein junger Ehemann, der seine Battin mit Bwillingen erfreut hat, telegraphirt an seine Schwieger mutter: Emilie hat Bwillinge geboren; morgen mehr."

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Kleine Mittheilungen.

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wenr, wie in der Presse behauptet worden ist, die Ueberwachung der Wechsel, folglich auch die Anweisung der Wechselwärter ausschließlich in die Dbliegenheit des Oberstationsmeisters fällt. In diesem Falle hätte der Betriebsbeamte mit der Uebergabe Der schriftlichen Befehle an den Oberstationsmeister seine Pflicht erfüllen und müßte die weitere Verantwortung vollauf dieser übernehmen. Ünaufgeflärt ist nach dem amtlichen Bericht, wer an dem Signalwechsel im legten Augenblid die Schuld trägt. Das Signal war gegeben Ausfahrt nach Bamberg fret" und wurde im Augenblid der Abfabrt eingezogen und auf Ausfahrt Nürnberg frei" geftellt. Diesen Signalwechfel bat der Signalwächter ficherlich nicht aus freiem Antrieb voll zogen und ein Auftrag tonnte ihm nur aus dem Betriebs bureau durch die elektrische Verbindung zugehen. Somit liegt ein schweres Verschulden der Telegraphisten vor, daß aber nicht eingeftanden werden darf, weil die Verantwortung für dieselben entweder auf den Betriebsbeamten oder auf die Verwaltung übergehen mußte. Fast Fast man nun au sammen, daß der Wechselwärter von den getroffenen Anordnungen erst nach Ausfahrt des Schnellzuges ver fiändigt wurde, der Signalwärter, in Verbindung mit dem Betriebsbureau stehend, in dem Augenblid, als fich der Bug in Bewegung fegte, das Signal Ausfahrt Nürnberg frei" ftellte, der Lokomotivführer und der Oberlondutteur mit den direkten Anordnungen der Betriebsbeamten versehen anstandslos auf die Nürnberger ausfuhren, daß ferner das Signal auf der Bamberger Linie für den Schnellzug erft geraume Zeit nach Der Abfahrt des Buges gegeben wurde, für den Wechselwärter nur der schriftliche Befehl, nicht aber das für die Bahnwärter beftimmte, an der Lokomotive befindliche Signal maßgebend ist, daß derselbe Schnellzug häufig auf dem Nürnberger Geleife abgelassen wurde, dann wird auch diesem Bediensteten nur ein minimales Verschulden beigemessen werden können. Die Ursache an dem entseglichen Eisenbahnunglüd liegt zweifellos in der willkürlichen Betriebsleitung, wodurch das nur mechanisch eingeschulte Personal irre geführt wurde, und diese Schuld trifft ausschließlich den Bahnamtsvorstand. Mogu ftellt man einen so theueren Beamten auf, der nicht ein mal im Stande ist, die Betriebsleitung zu regeln!- Die Bahnhofverhältnisse fönnen den Betrieb erschweren, nicht aber Die Ursache an einem solchen Unglüd bilden. Der Antrag des Dberbahnamtes auf Einrichtung einer Doppelbahn zwischen Würzburg und Rottendorf war sehr gut gemeint im Intereffe Der Betriebsbeamten, aber in der Abweisung aus finanziellen Rüdfichten ein Verschulden der Verwaltung an diesem Unglüde abzuleiten wäre, im höchften Grade ungerecht. Der Betrieb ist seit vielen Jahren, Dant der Umficht des Personals, tros der fyftemlosen Einrichtung, ohne Unfall ausgeführt worden und das große Unglüd wäre mobl niemals eingetreten, wenn Der Amtsvorstand sicher seiner Pflicht bewußt gewesen und die unerläßlich nothwendigen festen Normen in unabänderlicher Form gegeben hätte. Diesen allein trifft, zum mindesten moralisch, die ganze Schuld an dem grauenhaften Eisenbahn unglüd, weil er seinen Berpflichtungen, die ihm die Stelle eines Bahnamtsvorstandes auferlegt, nicht nachgekommen ist. Zum Vergnügen bezahlen wir unsere Beamten nicht!"

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Würzburg , 9. Juli. ( Bom Eisenbahnunglüd.) Die Ge neraldirektion der Verkehrsanftalten giebt bekannt, daß weiter von den bei dem Faulenbacher Unglüd Verlegten beute Frau Anna Rosenblatt geftorben ist. Der Würzb. Tel." schreibt: Daffelbe Unglüd wie am 1. Jult wäre beinahe vorgestern früh auf derselben Strede am Faulenberg pasfirt. Ein Bater zug und ein Personenzug, der eine im Einfahren, der andere im Ausfahren begriffen, waren auf dasselbe Geleise gerathen und wären unfehlbar auf einander gestoßen, wenn man ben verhängnißvollen Fehler nicht noch im lesten Augenblicke be mertt und der Bahnwärter durch Signale ben ausfahrenden Bug angehalten hätte."

München , 10. Juli. ( Konfissirt.) Durch Beschluß bes Landgerichts München 1 wurde die Nr. 21 vom 23. Mat 188 des in Wien erscheinenden Wiener Wigblatt" auf Antrag der fal. Staatsanwaltschaft eingezogen. Dieselbe enthielt ein Gedicht, welches ein Bergehen der Majestätsbeleidigung invol virte und deshalb tonfissirt worden war. Der ultramontane Deggendorfer Donaubote" bringt in seiner heutigen Nummer das Handschreiben des Prinz- Regenten, denen Wortlaut ein weißer Raum folgt, mit der Etilette lonfissirt".

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Wien , 9. Jult.( Vom Großglockner .) Neueren Nad richten zufolge ift von den Verunglückten bisher nur die Leiche des Führers Rubisoier aufgefunden worden; die Leichname Ballavicini's, Grommelin's und des Führers Rangetiner bat man noch nicht gefunden. Der Führer Rangetiner hinterläßt eine Frau und vier Kinder.- Aus Lienz wird gemeldet, bas der jüngere Bruder des verunglückten Führers Rubisoler bel ben Nachforschungen nach den Leichen der Verunglüdten ab geftürat ift; er ist furchtbar verlegt und es ift leine Hoffnung vorbanden, ihn zu retten. Der Heiligenbluter Führer Tr buffer befand sich zur kritischen Stunde Vormittags am 26. Juni hier in der Hofmanns Hütte und hörte den Absturz der Schnee wächte, in Folge deffen die Gesellschaft verunglückte. Er hielt bas Getöse für eine Lawine und fchentte ihm teine weiter Aufmerksamkeit. Das Wetter ist neblig und regnerisch. Die Nachforschungen waren gestern wegen der Gefährlichleit De Aufstieges zum Glodner, Raar und der dort niedergebenbe Lawinen unmöglich. Die Auffindung der Leichen be Martgrafen Alfred Ballavicini, des Herrn v. Grommelin und des Führers Rangetiner lann daher noch lange burd Das Wetter verzögert werden. Abgefehen davon, daß be Aufstieg über die Gletscherbrüde aum Blodner Raar schwieri ift, find auch die Nachforschungen bei der Lawine, in welche die Berunglückten vermuthet werden, durch neue Lawinen g fährdet. Die Absturzstelle befindet sich nordwestlich von be Hofmanns.Hütte( höchfter Buntt ber Blodnerwand), wo unte dem Glodnerwandgrat sentrechte Felsen stehen.- Strömend Regen vereitelte Mittwoch und Donnerstag die weiteren bellen. Ob in den nächsten Stunden eine Befferung des W tets eintritt, ift ungewig. Jest find alle verfügbaren Ral und einige Heiligenbluter Führer versammelt, welche den er günftigen Moment benügen wollen, um die Bergung Leichen vorzunehmen. Obwohl die Lage derselben belannt bedurfte es einer größeren Anzahl tüchtiger Männer, um gefährliche Arbeit, die Leichen aus dem Schnee und der Fel fluft herauszuholen, au unternehmen. Diese Bahl von nern ift jest beim Blodnerhause versammelt.- Ein Telegra vom 11. Jult meldet: Die Leiche des holländischen Gefan schaftssekretärs Crommelin sowie die des Führers Nangetin welche bei der Befteigung des Großglodners verunglückten vicini wird noch gesucht.

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München, 9. Juli. Ueber die Ursachen des Eisenbahn aufgefunden worden. Nach der Leiche des Martgrafen Bal

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unglüds bei Würzburg schreibt das Bayr. Vaterland":" Die amtliche Mittheilung über das Eisenbahnunglüd in Würzburg ift, wie nicht anders zu erwarten war, dahin ausgefallen, die Schuld auf die unteren Beamten abzuwäljen. Der Betriebs beamte in Würzburg hat vollständig forrekt gehandelt und man Tommt aus dem Erstaunen nicht heraus, wie der Schnellzug entgegen den beftimmt gegebenen Befehlen auf falsches Gelets

Brüffel, 7. Jult. Das Mädchen, deffen Leichnam

ber Hebeamme Robelet und deren Liebhaber Masquelier ftüdelt worden ist, beißt Emma Augufta Beelmann. Mäbchen war 1846 in Brügge geboren und diente sulest Labenmädchen

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Da

bet dem Brüffeler Schuhwaarenfabrilant

M. J. Hofer. Die Eltern des Mädchens machten Angabe

lommen fonnte. Unser Erstaunen hierüber ist weniger groß. welche an der Jdentität leinen Bweifel übrig ließen, und aud

Nach der amtlichen Mittheilung und den Darstellungen in der Breffe steht die Tha sache fest, daß der Betriebsbeamte in Würzburg die ganz forretten schriftlichen Befehle gegeben, aber Den Bollzug nicht überwacht hat; er hat den Schnellzug ab geben laffen, obne für fich die Gewißbelt zu haben, ob das ge

Frau Hofer erlannte die in St. Gilles gefundenen Kleidung

ffüde als der Beekmann gehörig. Das Mädchen war 6. Juni zu seinen Eltern gereift, hatte diefe aber wieder 18. Juni verlaffen, um sich angeblich nach Brüffel zu wo fie umlam.

begebe

Aus Nordamerika wird der Aug. Btg." geschrieben: sammte betheiligte Personal von seiner Anordnung verständigt In Wirklichkeit war fie in die Wohnung der Rodelet gegange Die Arbeiterbewegungen zur Einführung einer achiftündigen Arbeitszeit haben feit dem 1. Mat d. J. zahlreiche Ausstände von der Arbeit in allen Städten und Fabriforten des Landes verursacht. Tros der wechselseitigen Unterfügung der Arbeiter verbände haben die Arbeiterfamilien doch vielfache Noth leiden müffen; gleichwohl haben sie auf ihren For B.rantwortlicher Redakteur R.

Briefkasten der Redaktion.

war. Deshalb hätte er den Bug nicht abgeben laffen dürfen, bis die Empfangsbestätigungen in seinen Händen waren. Bei so gefahrvollen Manipulationen lann es nicht genügen, blos Anordnungen einem Boten zur Bestellung zu übergeben und fich um den Bollzug nicht mehr zu fümmern; eine vollständige Recht fertigung für den Betriebsbeamten wäre nur dann gegeben, Gronheim in Berlin . Drud und Berlag von Mar Bading in Berlin SW., Beuthfstraße 2.

F. J. Das Heft foftet 30 Bf. und ist in der Erpebi dieses Blattes, Bimmerftr. 44, au haben. Hieran eine Beila

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