Erfahlung gilt, daß die Extreme fich leichter thatsächliche An«eilennung verschaffen als die Vermittelung. Man muß fest>stellen, daß da« ästhetische vedürwlß ganz allgemein in ge«sundem Wachsen begriffen ist. Damit erweitern fich dieGrenzen, außerhalb deren die lunstgemäße Form allLuxu« im tadelnden Sinne betrachtet wird. An die ästhetischdesrtedigende Form nicht nur aller schriftstellerischen undrednerischen Leistungen, sondern selbst an die Weise des ge«festigen und rein privaten Verkehrs werden immer höhere An-forderungen gestellt. Wir dürfen bei einem solchen Vergleich«freilich nicht die Zeiten einer weit zurückliegenden Vergangen-heit heranziehen, in welcher die äftheti chen Anschauungen aufallen Kulturgebieten ziemlich gleichartigen und bestimmtenAusdruck gefunden haben, sondern die jüngste Vergangenheit,etwa die erste Hälfte unseres Jahrhunderts, die fich durch denvollständigen Mangel an ästhittschen Ueberzeugungen auszeichnet. Im Vergleich hierzu haben wir einen entschiedenenForlschritt in der ästhetischen Lebenshaltung gemacht. Die Er-höhung der Ansprüche an die schöne Formder gewerblichen Er-zeugnisse muß aber eine Erhöhung in der Sorgfalt bewirken,mit der diese Erzeugniffe hergestellt werden; dieS bedingteine größere Arbeitsleistung, die mit höheren Preisen bezahltwird und die befitzenden oder reichlicher verdiinenden Klaffenwerden zu Mehrausgaben für ihre ästhetische Lebenshaltunggezwungen, welche dem Gewerbe zufallen." Diese Worte sagennur Richtiges. Setzen wir hinzu, daß»olklwirthschaftlich auchein kleiner Ausgleich erfolgt, wenn die Wohlhabenden davon— natürlich sollen fie fich in paffenden Schranken halten—durch Formenstnn und Schönheittgefühl di-r Be<chäftiguna zahl-reicher Arbeitskräfte und die Anwendung qualifizirter bess-r de«zahlter Arbeit möglich machen. Wir sagten schon, man müsseden LuxuS nach dem Maße beurtheilen, in dem er austritt, nichtschlechthin verwerfend und nicht pedantisch. Wo er, ohne Un-geschmack und Ueberladung, vielmehr den Geilt bildet unddurch echte Freude am Schönen daS Leben verklärt, auch dieGüter der Reichen in den Dienst der Arbeit stellt, da trifftihn kein Vorwurf.Au« Berlin« Vergangenheit. Au« einer„Flecken-,Dorf« und Ackerordnung", gegeben zu Kölln an der Spree am16. Dezember 1702, hebt der„Bär" folgende Paragiaphenherau«:§ 2. De« Fluchen«, als welche« der Gottesfurchtgantz zuwider und Christen und ehrbahren Menschen sehr unan«ständig ist, hat fich ein jeder Unterchan zu enthalten, unddafern jemand solches nicht thäte, so soll selbigen der, so eShört, davon abmahnen und darüber, wie e« einen Christen gebühret, destraffen; wo aber seine Vermahnung nicht helfen will,hat er dem Prediger solche« anzuzeigen, der darunter ferner soeinen Flucher, wo er davon nicht abläst, der ordentlichen Obrig-kett zur Bestraffung übergiebt.—§ 17. Kein Unterthan undEinwohner soll fich gelüsten lassen, von seinen Würthen,Aeckern, Wiesen und Garten oder anderen liegenden Gründenetwa? zu verkauffen oder zu verpfänden, es geschehe denn mitKonse.« des Amtmann« und Gericht«- Obrigkeit. Wir dar widerhandelt, soll al» ein Verschwender von seinen Hofe gejaget,und der solch ein Stück ohne Konsen» der Obrigkeit an fichgebracht, e« ohne Entgelt wieder abzutreten angehalten werden.—§ 25. ES wollen Ihrer Kgl. Majestät alle gottlosen Zu«sammenkünfte und Abgötterungen, so in der Ehrist. Nacht undsonstm von dem Gestnde und abergläubischen Leuten gehaltenund verübet werden, wie auch die unnützen Tänze an Sonn«und Fesitagen um den JohanniSbaum, vor den Krügen garnicht mehr geduldet, sondern dergleichen gäntzlich abgeschaffetwissen, daher nicht allein der Schultz«, Richter und Krüger,sondern auch jeder Nachbar und Hau« Wirth in den Dörffecnund Flecken Macht haben soll, dergleichen zu wehren und zuverbieten. Welcher fich nun nicht wehren lassen noch davonabstehen will, soll von der Gemeinde Hand-fest gemachet unddarauf von der Obrigkeit gestrasset werden.—§ 52. Di«Hochzeiten sollen nicht länger, denn zwiy Tage und die Kind«Taufen nur einen Tag gehalten«erden, damit die jungenEhe-Leute und Wirth« nicht alle» verzehren und dadurch inArmuth gerathen.Seitsame Srscheiuuvgeu im LereinSleben. Unterdiesem Titel veröffentlicht die fortschrittliche„BreSl. Morgen«Zeitung" folgende, in vielfacher Beziehung recht bemerken»-werthe Plauderei au» Berlin:„E» läßt fich nicht gerade d-«haupten. daß unser Vereinileben augenblicklich in Hoher Blüthesteht. Ganz abgesehen von den Erschwerungen, denen e» unter«warfen ist, von den Umständlichkeiten der Anmeldung, derHäufigleit der Auflösung, der Peinlichkeit der Uederwachung,tritt auch daS erklärliche Unbehagen hemmend hervor, fich inDinge einzulassen, die„höheren Ort»" nicht genehm find.Herr von Puttkamer hat einen anscheinenden Sieg erfochten.DaS Versammlungsrecht findet nur sehr geringe Anwendung.Niemand weiß, auch wenn er nicht zur Sozialdemokratie ge«hört, wann er anfängt, fich lästig zu machen, und was da»Schlimmste ist: Wer möchte einen Eid darauf leisten, daß nichtabgeblaßte Jhring-Mahlowi euch in fortschrttlliche Kreise Ein«gang gefunden haben und mit ihren Ermittelungen am Mol-kenmarkt haustren? Solche Dinge find schon dagewesen, unddie„Vorfrucht der Sozialdemokratie", die Freifinnigen, werdennicht liebend betrachtet. Unter solch:« Umständen darf eS nichtWunder nehmen, wenn die Männer fich von der politischenThätigkeit vielfach zurückziehen, wenn fie in weniger auffallm-der Weise, als e» in Versammlungen zu geschehen pflegt, fürih:e Anschauungen wirken. An ihre Stelle ist dieminder reife Jugend getreten. Die Hörsäle derund sowie Madame ihn zu Worte komme» läßt, setzt er dieganze Geschichte auseinander. Der Weinreisende bricht inein fiürmischi» Gelächter au», al» Movpavoa endet, undruft:„Gerade so habe ich e« gemacht. Z» Roueu stieg«inHerr ei«, dem habe ich nun de» Unglückswurm aufge-hängt. Hahaha I Wird fich freue», wen» der Balg munterwird!*#$Szene 5. Malanuay. Die Wagenthür wird aufge«risse» und unter allerlei Verwünschungea steigt ei» Herrein; doch kaum fiebt er de« Weinreisenden, so packt er den»selbe» am Arm und ruft wüthend au«:„Herr, Ihre Frech«hett ist unerhört und muß bestraft werd««. Meine Herr-schaften, ich fordere Sie zu Zeugen. Auf de, vorige»Station steige ich in ei» Koupee, in welchem dieser Menschfitzt, de» ich nie gesehe« habe. Gleich darauf wendet er fichan mich, zwingt mir sei» Kind auf, verläßt u-ich«nter demVersprechen, gleich zmückzukomme«, und hier finde ich ihnin der lustigste« Gesellschaft. Herr, denke» Sie den«, ichbin ihre Kinderftau? Ich bin Holzhäadler! Habe miraber zu helfe» gewußt. Hab' da» Bündel in das Gepäck«netz gesteckt, da schaukelt's nun munter hw und her. Na,wohl bekomm's der Krabbe und Ihnen. Liegt da übrigen»ganz gut, wie in einer Hängematte.'Madame Monpavon, bestürz»:„Mete Herr, was Sieda thaten, war aber sehr unrecht,«in arme», kleine« Ge»schöpfche« so herzlos zu verlassen.'Holzhändler:„Hol'» der—-- Hab« schonsech« Kinder, soll ich mir vielleicht»och ein pebente« aufbürde»?uMadame Monpavon:„Nun, jedenfalls werde ich michauf der nächsten Station«ach dem armen Kindchenumsehen."_, �Hol, Händler:„Der Zug hält nun erst wieder in Duppe,et giebt keine Zwischenstation mehr.'.Univerfiiäien umschließen die Weisen der Nation.Wenn die Professoren unpatriottsch und unloyal find— undman sagt ihnen gar oft daß fie e» find— dann müssen dieStudenten zu Rettern de« Vaterlandes werden, und nickt dieStudenten allein, auch die Eymnastasten. Vom pädagogischemStandpunkt auS betrachtet man selbst die Primaner noch fürso wenig abgeschlossen und fertig, daß ihnen der Besuch derBterhäuser ohne ihre Angehörigen untersagt wird, und mitRelegation wurde beleat, wer einen Schülerklub gründete.Heute ist das ander«. Insofern der Klub ein konservativer ist,darf auch der Gymnastaft Politik treiben, und wenn er einetelegraphische Korrespondenz mit dem Kanzler wünscht, sobraucht er nur 30 Worte ä 6 Pf. in einen Begeisterungs-wünsch zu korstruiren, und er hat fie. ES war nicht einmal«in Primaner, der eben auf einem Lahnhof in Süddeutsch-land daS Hock auf den Kanzler ausbrachte, als der Zug— Swar auf der Reise nach Kisfingen— einige Zeit anhielt; undin demselben Berichte lesen wir, daß„die prächtige Dogae de«Bahnhofk-VorstehcrS bald darauf die Ehre hatte, dem Reich«-Hunde de« Kanzler« vorgestellt zu werden, daß die beidenmächtigen Thier« fich deschnüffelten und an einander Wohlge-fallen zu finden schienen." Daß Männer unter solchen Um-ständen die Lust verlierm, viel Politik zu treiben, erklärt fichvon selbst; aber der Gesclltgkeils- und UnterhallungS-trieb ist nun einmal vorhanden. Es liegt unauSrottoarim Menschen, und wenn eS ihm erschwe.t ist, fich aufdie eine Weise zu bcthätigen, so sucht er fich ein andere»Feld der Entfaltung. So sehen wir denn«ine ganzeReihe von KludS gründen, die zu ihrer systematischen Organi-sation, ihrer Verzweigung und dem Aufbau zu festen Ver-bänden noch nie zuvor so stark vertreten gewesen find. Da find,Kegel-KlubS, Rauch-KludS, Ska!»KlubS, Fecht-KludS, und dieseKlubS tagen nickt allein in dem Heiligthum ihrer Stamm-kneipe, sondern fie schließen fich aneinander, behandeln ihreAufgabe mtt heiligem Einste, al» handle e« fich um ein Pro-dlem der Wcltverdefferung, veranstaUen Kongresse, stellen Re-geln auf, entsenden Depulirte, ringen um die Meisterschaft. ESsei fern« von unS, gegen diese Klubs etwaS sagen zu wollen.DaS Land, welches das Tabak« Kollegium Friedrich Wilhelm I.al« eine Art historische« Vermächtntß befitzt, darf stck nichtwundern, wenn die RauchkludS auch heute bestehen. Wollteich gegen die letzteren etwas sagen, selbst gegen jenen, der fichselbstironistrend„Stinkadores" nennt, man würde unS vielleichtwegen Beleidigung deS„TadakS-KollegiumS von damals" denBeleidigungSprozeß machen. Auch daS Kegeln gefällt mir gut.ES ist eine gesunde, da« Wohlbefinden defördernde Bewegung.Ueber Stunden der Langweile hilft der Skat hinweg und diegroße Gemeinde der eifrigen Spieler zeigt, welche Herrschaftda« welterobernde Spiel fich errungen. Die„Fechtoereine' zu«mal haben fich in den Dienst der Wohllhätigkeit gestellt underfüllen ihre Aufgabe, aufzulesen, waS unbeachtet oder werthloSam Wege liegt, um et für Arme zu benutzen, in erfreulichster Weise.WaS aber nicht richtig ist, dat ist, daß man in vielen Kreisen dieseUnterhaltung und diese Spiele zu einer Hauptsache macht, dieda« öffentliche Leben ruf Kosten der politischen Regsamkeit be>herrscht. Herr von Puttkamer hat ficherlich seine helle Freudedaran, wenn er liest: In Altenburg setzte die Stadt einenBeitrag für den Skatkongreß aus; an achthundert Tischenwird gleichzeitig um die moderne Wenzelskrone gerungen wer«den. Oder wenn er liest, daß in Weißens« die Kegelvereine„Sandhase" und„Ratze" au» zehnstündigem PreiSkegeln derVereine au« ganz Deutschland schließlich noch um die Meister-schaft zu ringen baden. Ohne Zaudern läßt er die Erlaudnißgeben, daß der Raucherbund, der mehr alS 150 Vereine mit3000 Mitgliedern umfaßt,«inen kostümirten Festzug durch dieStadt macht, um fich zum Stiftungsfest hinaus zu begeben.Mag da rauchen, kugeln und skatspielen wer da will. ImVertrauen gesagt, auch der Schreiber dieser Zellen macht e«Sern mit, aber alle« zu setner Zeit und nicht auf Kosten näheregenderer und wichtigerer Dinge. Diese Art von Verein»«thätigkeit wird von der Behörde liebend gepflegt und gehätschelt.Herr von Puttkamer kalkulict ganz richtig: Wer im Festkomiteefitzt, um die Arrangements für den Raucher-Kongreß zu ver«anstalten, der wird, so nahe ei auch liegt, bei der Frage d«STabakSmonopols nicht aufgeregt. Der lederne Orden, den erals Oberpfetfenwart trägt, entschädigt ihn für alle». ES istnicht Zufall, daß solche Vereine und Kongresse jetzt üppig in'»Kraut schießen. Man steht st« gern. Sie lenken von derpolitischen Thäliak-it ab und fie vermindern die Opposttion,in dem fie die Gleichgiltigkeit an politischen Dingen«höhen.Auch da» ist ein bemelkinSwertbe« Zeichen der Zeit.Sine bemerkcnbwerthe Auffassung von dem Begriffede? ärztlichen EtandeSehre finvet fich in einer Notiz eineshier erscheinenden medizinischen FachdlatteS. Gegen die in denTageszeiten gen,— so heißt eS in der betreffenden Notiz—meist in den kleinen Provinzial- und Lokalblättern, fich sohäufig wiederholenden öffentlichen Danksagungen von Patienten(meist auS den untersten VolkSklaffm) an Aerzte für die ganzbesondere Sorgfalt und Geschicklichkeit, mit der fie ihre Be-Handlung geleitet haben, läßt fich nicht recht etwa« thun. Wirhoffen annehmen zu dürfen, daß dir Kollegen selbst in denmeisten Fällen an diesen allerdings mißfälligen und anwidern-den Erklärungen, dt» doch in der Hauptsache darauf derechnetfind, dt« Sorgfalt und Geschicklichkeit de» einen Arzte» vor derde« anderen Kollegen h-rvorzuhedtn, keine eigene Schuld tragen,wiewohl eS auch vorkommen mag, daß unehrenhafte Aerzteihren Klienten die Anregung zu solchen unlauteren MittelchmMadame Monpavon:„Nun, so warte ich, bis wir»achDieppe komme»,«nd dann advptire�ich da» Unglückskind.'Szene 6. Duppe. Ein Herr eilt in fliegender Hastan dem Zuge entlang und blickt angstvoll in jede« Wage«.Endlich springt er in ei» Koupee, au» welchem Kinder»gefchrei ertönt, und gleich darauf sieht man ihn, ein Babyim Arm, wieder aussteige». Ja demselben Augenblick stürze»unsere vier Reisenden auf de» Fremde» zu; Herr Monpa«entreißt ihm da« Kind, während die andere» beiden Herrenihn festhalte« und Madame Monpavon wie anßer fich ruft:„Haltet de» Dieb l'Ein großer Auflauf ist die Folge hievoo, und endlichschiebt sich der ganz« Knäuel in da« Bureau de» Etatton«.Vorsteher«. Einige Polizisten sind gleichfall» zur Hand,sie nehme« den vermeintliche« Kinderdieb zwischenund behandeln ihn nicht gerade glimpflich.Sie Bureauthür wird geschlossen, da« Publikum wirdauSgisperrt, und nun kommen die streitenden Parteien zuAthem. Herr und Frau Monpavon, der Weinreisevde undder Holzhändler mache« ihre Aussage», zuletzt kommt derDieb an die Reihe.!,WaS wollte« Sie mit de« Kinde?' fährt ihn derStationsvorsteher an,„wie wußten Sie überhaupt vonseiner Gegenwart im Zuge? Sie werde««s nicht leichtfinde», Ihre Handlungsweise zu verantworte».'„Ich denke doch, mein Herr," antsvrtete der Dieb,indem er seine von verschiedene« Püffen schmerzende» Armereibt,„et ist ja mna Kind I Meine Frau ist unterwegskrank geworden, ist in Oissel ausgestiegen und hat michdurch diese« Telegramm(hier zieht er«in Blatt au« derTasche) angewiesen, da» Kind am Bahnhof in Empfang zunehme» I"Au« der„Post" nach dem Französtschenvon C. B.zur PraxiSoergrößerung geben; im Allgemeinen wird dochwohl die negative Bildung deS resp. Publikum anzuschuldigen sein.Darum wird auch nurdannvonStandeSwegtN,durchEhlenräthe>c..gegen den betr. Arzt, gegen welchen die Belobigung veröffentlichtwurde, einzuschreiten sein, wenn seine Initiative zu bewehen wäre,waS schwer möglich sein wird. Der Arzt freilich, der häufigersolche Danksagungen über fich ergehen läßt, wird mindesten»in den Verdacht kommen, daß er nicht Leben« klughcit undEnergie genug befitzt, um solche Dinge zu verhindern und einArzt, der auf seine und deS Standet Ehre hält, wird Mittelzu finden wissen, um diesen schädigen Verherrlichungen ernst-lich entgegen zu treten.— Im großen Publikum wird mandiese Anforderungm an die ärztliche StandeSehre nicht ver«stehen. Wer einmal genöthigt gewesen ist, zwei oder mehrereAerzte an da» Krankenlager eineS Liedm zu rufen und mltan«gesehen hat, wie der Eine und der Andere zögernd und un«ficher an die Behandlung de« Patienten ging, auch wohl nacheiner Diagnose, die fich schließlich alS falsch erwieS, behandelte,bis schließlich ein anderer, vielleicht jüngerer Arzt die Krank«beit richtig erkannte und mit Ruhe und Ueberlegenheit dieHeilung herbeiführte, der wird fich dagegen verwahren, daßseine öffentliche, tiefempfundene Anerkennung für den betreffen-,dm Arzt, al»„mißfällig" und„anwidernd" und al»„schädigt;Verherrlichung" bezeichnet wird. Dem Arzt aber die Ver hin«derung solcher Veröffentlichungen zur Ehrenpflicht zu machen»daS streitet einfach wider die menschliche Natur.Wie weit der Verkehr in de» Markthallea und dieEntwickelung de» GeschästSdetriedeS daselbst hinter dm gebeg«ten Erwartungen zurückgeblieben ist, beweism auch die Vor»:gänge in der am Sonnabmd'stattgehabten außerordentlichenGeneraloersammlung der Aktiengesellschaft für Möbeltransport 1und Aufbewahrung, welche die Spedition der Güter für dieZmtralmarkthalle zu besorgen hat. Et wurde die Eröffnunggemacht, daß weder jetzt noch für die nächste Zukunft ein<finanzieller Erfolg au» dieser Verbindung zu erwartm sei.'Charakteristisch ist übrigens ein Avis, welches den Aktionärenvon interesfirter Seite vor der außerordentlichm Generalver«..sammlung zuging, in welcher bekanntlich der AufstchtSrath auf,10 Mitglieder(bisher 6) verstärkt und ein zwetter Direktor jangestellt werden sollte. In dem AoiS beißt eS:„Ein, wie 1bcabfichtigt, vergrößerter Verwaltungsapparat bei einem so ge«.ringen ANienkapital(375 000 M., sage dreihundert fünfund« ifiebmzig Tausend Mark!) rückt die Gefahr von MeinungS« Idifferenzen näher und hemmt eine gedeihliche Entwickelung... 1Die Anstellung eine« zweiten Direktor« würde den Ausgabe«etat wesentlich erhöhen und vorauSfichtlich eine erheblicheSchmälerung der Dividende Herbeiführen." ES erfolgte dieAblehnung der beiden Antiäge.Gelegentlich etuer Besprechung der Konkurrenz,welche der RcichSpost in Berlin entstanvm ist, wird sehr zurrechten Zeit darauf aufmerksam gemacht, daß in vaqtrn deralte 3 Pfennigtarif für Stadtbriefe ununterbrochen fortbestehtund in Württemberg dieser billige Satz sogar auf den jedeS«maligen Umkrei» von 3 Meilen ausgedehnt ist. Nun degreist«man auch, warum die Bayern und Württemberger so zähe anihrm Reservatrechtm festhaltm. Und st; machen mit ihrer»,3-Pfennigtarif vielleicht ein bessere« Geschäft, al» die ReichSpostmtt ihrem ö-Pfmnig- resp. lO-Pfennig-Tarif.Et« Bergsturz findet am Freitag Nachmittag zwischen4 und 5 Uhr in den Rüdersdorfer Kalkbergen statt. Der« iselbe ist besonders interessant, da er im Hochbau, im Nauen« jbruch, ausgeführt wird, wo man eine 120 Fuß hohe Wandniederlegt.Wenn man e» uur versteht, zur richtigen Zeit und inder richtigen Weise seinen PattiotiSmuS in da» richtige Licktzu stellen, so werden auch die Erfolge nicht ausbleiben. Voretwa zwei Jahrrn, als die konservative Bewegung im Weste»der Stadt in lebhafter Weise fich kundgab in Folge derregung, welche ihr von einigen konservativen, nur im Internder konservativen Sache wirkenden Männern gegeben wurde,da erschienen plötzlich eine Anzahl solcher Männer auf der,Bildfläche, von deren konservativer Gesinnung dii dahin nicht»bekannt war und die fich jetzt plötzlich al» Patrioten vomreinsten Waffer aufspielten, von der großen Menge aber;sofort al»„Streber" bezeichnet wurden. Unter diesen Männei», jwelche damal« an der Spitze der Bewegung standen, befandfich auch ein„Bankier". Heute befindet fich der Herr,unter denjenigen, welche mit einer neuen Lolterie-Kollekte de-glückt find.Die Trawkaferne in der Waldemarstraße, welche am.1. Ottoder geräumt wird und die Privatbefitz war— der Gar«'nison-FlSkuS hatte dieselbe nur gemiethet,— ist an die großetferdedahn-Gesellschaft verkaust worden. Die vorhandenentallungen ließen dieselben für diesen Zweck wie geschaffen er«,scheinen.Kolaende» Kurios«« wird un» von dem Befitzer de«HauseS Z mmerftr. 37 mitgetheitt: Schon früher und auch jetzthalten häufig Personen in einem Hause Nachftage nach jener.Stelle, wo fie zu zahlende Gerichtskosten berichten können. Erstnach dem Hinweise darauf, daß hier wohl ein J-rthum vor-liege, da mein Hau« ein Privat« bezw. Geschäftshaus sei,>»dem fich keine amtliche Geldannahmestelle befinde, sehen Vre,Leutchen genauer auf die gerichtliche Gebührenrecknuna un» 3finden nun erst herau», daß fie die Kosten im GerichtSgebäuve.Jüdenstraße, Zimmer Nr. 37, zu bezahlen haben!*3König Ludw a U. an Kai«». Man schreibt der„Allg-Ztg." auS Wien: Eine Reihe von Briefen, welche der ver-,ftorbene König Ludwig u. an den Schauspieler Kainz gericht»haben soll, und, wie wir gerne annehmen wollen, auch wirlliSgerichtet hat, läuft seit kurzem durch die Blätter. Herr Kaintselbst hat fie, kaum daß da« Grad fich über seinem königlich�„freund" geschloffen, der unbeschräntten Orffentlichkeit über«;liefert. Wir wissen nicht, wa» für ihn bei der Veröffent-lichung entscheidend gewesen ist, ob schauspielerische Eitell.»und marttschreterische Reklame, oder der vielleicht verführeris»hoch gebotene oder gewährte Prei» der PceiSgebung, oder«Nflich beide« zusammen; da« aber wissen wir, daß die V-röffer.t-lichung jener Briefe, und zumal unter den gegebenen IWJständen— noch ist e» sogar kontrovers, ob Briefe überhauptso unbeschränkt in da» Eigenthum de» Empfänger» übergebt»,daß er zu jeder Zeit ganz nach eigenem Belieben und Gw'dünken darüber verfügen darf— mindesten« al» eine wen»anständige erscheinen muß, daß,«aS fie etwa geschäftlich ltt'nutzt, nimmer aufwiegen kann, wa» fie fittltch VerwerflittU»,an fich trägt, und daß e» niemal» und Niemandem ge statte �sein kann, an ein derart große» Unglück eine ganz gewöhrlico-private Spekulation zu knüpfen.— Wir haben dem ni«>'hinzuzusetzen..Ein Berliner Familien-Ronean. Draußen im äußerst� iNorden Berlin«, wo daS lärmend« Treiben der Großstadtidyllischer Abgeschiedenhett erstirbt, spielt fich auch so wandteRoman ad, regen fich die Leidenschaften nicht minder mächt'?'al« unter dem südlichen Himmel Italien» oder Spante!'''Der Roman, den wir au» jener Gegend erzählen wollen, uschreibt da»„Verl. Tageblatt", dattrt schon einige JahreDamal» hatte der Sohn de» reichen Hausbesitzer» F. mit17jähiiaen Tochter des im selben Hause wohneriden L. e'�kleine Liebschaft angefangen. Vor etwa zwei Jahren hatte v-Don Juan aber seine Gunst einer anderen, gleichfalls inHause seines Pater» wohnenden jungen Dame zugewendet, lwau« Eifersucht und Rache goß ihm Fräulein L.— nach Brühmtem Pariser Muster— eficht. Allein Eifersucht machtgoß ihm Fräulein L.— nach■ eine» schönen Tage» Oleum in»% i»t blind, die Attmtäterin verfehlte wZiel, und der Treulose kam mit einigen geringen Verletzungam Halse davon. Ein Strafantrag wurde wohlweislich ngestellt, die kleine Vittioleuse zog e» indessen vor, daS Hgzu verlassen und fick eine andere Wohnung zu miethen.war im Sommer 1384 geschehen, und im Ottober sollte»an'tigtm<nzwisckletzten!an diedenselbefeah«%ordnete