Nr. 165

Sonntag;)>ett 18. Juli 1886.

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erlinerDolkstlöK Brgan für die Interessen der Arbeiter.

Ehiiuimiliisihk Hchaeieii. Unsere Leser wisse», daß wir immer für die«ationale Ausstellung in Berlin eingetrettete» find und daß wir mit Bedauern den Beschluß de« Bundesrath«, die Ver- Weigerung eine« Zuschüsse» von 3 Millionen Mark, registrirt haben. Daß die deutsche Industrie durch ihr ablehnende« V«r» halte« der Au«stellung gegenüber selbst Schuld an der Ad« lehnung der 3 Millionen hat, kann da« Bedauern an dem Nichtzustandekommen der deutsche« Ausstellung nur erhöhe», weil darin da» Emgeständniß der Untüchtigkert de« demschen TewerbeS liegt oder wenigsten» von de» übrige» Nationen hineingelegt«erde« kann. Die« schädigt die wirthschaft« lichen Verhältnisse in Deutschland , welch« jetzt schon s» traurig darniederliege», immer mehr. Die Scharte, welche fich die deutsche Industrie hierdurch selbst zugefügt hat, kau», wenn ma« die deutsche Ausstellung in Berlin für 1888 al« definitiv beseitigt ansteht,«ur aus« gewetzt werden, wen» fich deutsche Kunst, deutsche» Gewerbe, deutsche Industrie, kurzum, wenn fich da« Deutsche Reich an der W e l t a u« st e l l u» g z u P a r t», die im Jahr« 1889 stattfindet, lebhaft bethe-ligt. Gegen eine solche Brtheiligung nun Hetzen in chauvi - «istischer Werse deutsche Blätter und zwar solche, welch« Fühlung haben mit de» maßgebenden Kreise». Eye wir aber diese Hetzereien bringe«, wolle» wir au« einem längere« Artikel der HamburgerBürgerzeituag' einige Absätze bringen, die völlig mit unsere« ab und zu schon in dieser Angelegenheit geäußerten Anschauungen über« «instimmm. Der Kulturstaat, so schreibt da» genannt« Blatt, welcher sich an der Pariser Weltausstellung 1889 nicht betheiligt, tritt z» seinem eigenem Schade» in die zweite Liuie der industriellen und gewerbliche» Kämpfer. Man soll auch nicht wähne«, daß die Pariser Au»stellu»g nicht großartig und durchschlagend fich gestalte» werde. Frankreich ist selbs ei» Kulwrstaat erste» Range«; England und Nordamerika werde« fich betheilige« damit ist die Großartigkeit und der Erfolg der Aufstellung gesichert. Dan» aber werde» die englische» Kolonie», die übrige« amerikanischen Repu» blike», Belgien , Holland und andere Staate« zweite» Range« gleichfall» auf dem Pla«e erscheine» und so ka«» «» geschehe», daß Deutschland mit sei»«« in wirthschaftlicher Beziehung unbedeutenden Hinterländer», mit dem halb« bankerotte» Oesterreich und dem halbzivilifirte« Rußland , fern bleibt, unbeachtet von dem große» Völkertreibe« der zivilifirten Nationen. Da« aber darf nicht fem; deshalb muß fich Deutschland a« der Parsser Weltausstellung de» theilige«.

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IeuiTeton.

M«e M«tter. Roman von KZrtedrtch SerftäSer. (Schluß) Er war sehr langsa« gefahre« und sah«r»st u»d«ieder. geschlagen au«. Seine arme Hele»e! Wie hatte fi« die Zeit ihre» Aufenthalt« i» Haßburg, wie der Mutter Lieb« ersehnt, und wie trüb', wie furchtbar mußte sich da Alle« gerade in dieser Zeit gestalte«! Aber er brauchte fich selber keine Vorwürfe zu mache«. Er hatte getha«, was in seine» Kräfte» stand, und kein mögliche« Mittel unversucht gelassen, um da« eisern« Herz der Frau zu erweiche«. E« war Alle«

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umsonst gewesen; nicht einmal die unglückliche Paula durfte e« wage«, ihr zu nahe«, wenigsten» sitzt noch nicht, den» ihr Körper war so geschwächt, daß er die kalte Zurückstoßung der Mutter nicht ertrage» hätte. So mußt« e« den« der Alle» lindernde« Zeit überlassen bleibe», auch diese Wunde zu heile«, auch diese starre Brust zur Sühnuug zu stimme«, und für Helene und Paula hoffte jetzt Rottack in einem fremde« Land wen« nicht Vergessenheit de« Unabinder» lichen, doch Zerstreung zu finde». Beide waren ja«och jung, und eine schöne Natur, fremde Szenen und Bilder würde« gewiß nicht ihre« Eindruck auf ihre Herze« ver» fehle». Nur jetzt fort von hier der letzte Versuch war ge» macht da» Letzte abgeschüttelt, und er konnte die Zeit der Abrets« kaum erwarte«. @# dämmerte schon, al« er in seine Wohnung zurück- kehrte. Paula und Helene saßen, seiner harrend, im Salon, der aber auch freilich schon die Spure« bevorstehender Ab» rerse zeigte. .Und hast Du sie gesprochen rief ihm Helene mit bebender Stimme entgege«, al« er de» Saal betrat, und auch Paula'« Blick hing angstvoll a« seine« Züge». , ,,(M'I schüttelte langsam de« Kopf..Nein," sagte er leise.e« ist umsonst. Z« ihrem Herze» ist lei» verwund-

Und welche Bedenken sollte» vorhanden sein, die gegen ein« solch« Betheiligung spreche«? Deutschland und Frankreich find Länder, die stch in wirthschaftlicher Hinsicht mehr ergänzen, al» gegenüberstehen. Ihre landwirth- schaftltche« Erzeugnisse sowohl, al« dt« industrielle« find meist verschiede«, so daß eine namhafte feindliche Konkurrenz nicht vo. Hände» ist. Gönne man Frankreich die erste Stelle in vetschtedene« Zweige» de« Kunstgewerbe«; un« wird Frankreich de» Ruhm unserer Stahlwaaren und Eisenpro» dukte nimmermehr raube«. Oder sollte e» ei» Bedenke» habe», daß zwei Rationen, die fich so oft leider im Kriege gegenüberstanden, im Friede« fteuadjchaftlich fich begrüßen? Im Gegentheil! Wir glau- den, wen« sich Deutsche und Franzose«, beide Rationen sicherlich au« gutem Holz geschnitzt, ebenso gut im Friede» kenne« lerne», wie sie fich im Krieg« kenne« gelernt habe», dann werde» sie sich gegenseitig achte« und auch liebe» lernen, und die fruchtlose«, mörderische» Krieg« vermeiden. Leer « Befürchtung aber ist e«, die oft ausgesprochen wird, daß auf der Pariser Weltausstellung die Deutsche » von de» Franzose» belästigt, gestört und am Ende verfolgt werden würde«. Mit der Weltausstellung verbindet der Franzose den hundertjährige» Geburtstag der erste», großen, weit» befreiende« Revolution, welcher besonder« da« Gewerbe, die Kunst, die Industrie, die Wissenschaft so unendlich viel zu verdanke« habe». Diese« Fest kann«ur ei» inter » nationale» Versöhnungsfest sein, da da« Gewerbe, die Kunst, die Industrie, die Wissenschaft international find. Wehe dem Störenftied I Nicht nur die an jene» Tage« gewiß wachsame« Pariser Behörden, nein, da» ftanzöfische Volk selbst, die Pariser Arbeiter werde» gemeinsam gegen jede Störung des Feste« auftrete«. Sie wisse«, worauf e« hier ankommt: si«, die Gastgeber, obwohl sie stolz auf jene Tage sei» könne«, werde« ihrer hohe» Psticht eingedenk sei». ««z'

izost««achreden, was erade an solchen Tage».

Da« ist sicher man mag de» ma» will sie besitze« Tan und ge Also kein Mißtrauen, keine übertriebene» Befürchtungen.' Aber der Jahrestag der Revolution ist*«, der da» monarchische Deutschland zurückhält! Gemach! Die erste franzöfische Revolution hat zur politischen und vor alle« Dinge« zur sozialen Gestaltung auch unsere« Vaterlandes ungemein viel beigetrage» und zwar meist da, wo die Ge» _ desselben zum Gute» geführt hat. Die erste Revo» i» hat besonder« auf da« wirthschastliche Lebe» und Treibe« aller Kulturvölker de» bedeutendsten Einfluß ausge» übt. Ohne fie und ohne ihre Folgen würde man, im Falle kein ähnliche« Sreigniß später eingetreten wäre, gar keine Weltausstellungen, keine Ausstellungen überhaupt kenne», so daß die Pietät alle Nationen leiten sollte, Über allerlei kleine und kleinliche Bedenke» hinweg zu sehe».--

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barer Punkt, und so stolz und unerbittlich sie im Glück war, so kalt und so verschlossen hat da» Unglück fi« erhalte». So, fort den» mit alle« Pläne» und Hoffnungen, Kinderl Morgen früh ziehen wir hinaus in die weite Welt, und draußen im Sonnenlicht und der fteie« herrliche« Natur mag ew neue« Leben seine Pforte« für Euch öffne»." Und wolle» Sie die arme Waise mit stch nehme», Graf Rottack," sagt« Paula gerührt.0, womit habe ich da« verdient?" .Meine liebe Paula/ lächelte Felix,.Helene hat Sie

«chwagen» zu fei» ave jedenfalls mit zur Familie/ Und was wäre ohne Sie au« mir geworden?' Die Zeit ist vorbei, meine beste Paula," rief Felix, .banne« Sie die trübe« Gedanke». Da« Lebe» hat«och manche» sonnigen Tag für Sie!" Für mich?' sagte Paula, traurig mit dem Kops schüt» telnd,der Bruder und Vater todt von der Mutter verstoßen«ur trübe Schatten liege» auf meiner Bah». Aber Gott lohne Euch Beiden tausendfach die Liebe, die Ihr mir entgegenbrachtet, und je unerklärlicher e« mir ist, daß Ihr da« arme, verlassene Mädchen an Eure Herze« ziehe« konntet, so viel mehr Dank schuld« ich Such dafü»" Meine Paula, meine Schwester," rief Helene, und schloß sie in ihre Arme. Rottack aber, der diese Szene um jede» Prei« abzukürzen wünschte, weil er fürchtete, daß die «och immer nicht vollkommen Genesene fich zu sehr aufrege« möchte, rief dazwischen: Run muß ich Sie aber darauf aufmerksam mache«, mein« Damen, daß der Zug morgen früh um halb zehn Uhr geht und Dame» gewöhnlich eine Mass« von zupacken» de« Gegenstände« bis zum letzten Augenblick aufhebe«. JA bitte Sie dringend, da« nicht die««al bi« zum letzten Mo» ment zu verschieben, sondern heute Abend wo möglich«och Alle« fertig zu mache«, was irgend fertig gemacht werde« '.Ja, Herz,' sagte Helme,Felix hat recht- komm.

Gegenüber solchen internationalen, aber auch zu gleicher Zeit wahrhaft«ationale« Ausführungen eine» demokratischm Arbeiterblatte» klingt e» geradezu wie Hohn, wm» die offiziöse Presse und speziell dieBerliner Pol. Nachrichten', die bekanntlich vo» einem Au« länder redigirt werde», erklärm, daß die deutsche Industrie, wenn sie sich an der Pariser Weltausstellung bethnlize, voll» ständig de» Nationalbewußtsein« baar fei. Also wer Mittel und Wege empfiehlt, die wirthschaft» lichm Zustände m Deutschland günstiger zu gestalte», wer e« stch angelegen sei« läßt, Deutschland die ihm im fried» lichm Wettkawpfe der Nationen gebührende Stellung zu sichern, der besitzt kein Nationalbewußtsein, während der» jenige, welcher dm heutige» Zustand de« Jammer« und de« Elend« im Vaterlande beibehalten will, fich msi seinem Patriotismus brüstm kann! Obgleich die Begriffe von Recht und Unrecht, von Ehre und Schande in Deutschland vielfach schon aus dm Kopf gestellt stnd da« aber glaubt dm offiziösm Feder« Nie» wand und vor alle« Dingen glaubt kein ehrlicher Mann an die Echtheit de« bezahlte« Patriotismus. Handelt es fich doch bei alle« diesm chauvinistischen, offiziösm Hetzereim»ur darum, im nächste« Herbste da« Militärseptmnat im Reichstage glatt durchzudrücke«. Mag man dazu andere Mittel wähle»; da» ist un* hier gleich- giltig aber hetze ma« nicht die benachbarte» Nationm zu wildem Kriege aneinander, indem ma« Zusammenkünfte und ( de« Frieden» verlästert. Da» ist unpatriotisch, da» ist fterpatriotiSmu«, der uns isolirt und verächtlich macht bei allm übrigm gesitteten Nationen.--- Zum Schlüsse wollen wir«och bemerke«, daß da« obm zitirte Hamburger demokratische Blatt besonder« betont, daß Deutschland selbst eine Weltausstellung und zwar in Berlin veranstalte« müsse und zwar«ach der Pariser Weltausstellung, vielleicht im Jahre 1892 oder 1893. Dabei erwähnt dieBüraerzeitung"«och, daß«an e* Deutschland bon« nicht verdenken würde, wenn e« dm Jahrestag seiner Vereinigung al« Eröffnungstag der Weltausstellung erwählte, nur dürfe e« die Taktlosigkeit nicht begehen, gerade dm Sedanstag zu nehme».--- Auf welcher Seite sonach der wahre Patrioti»- m u's, auf welcher Seite der Afterpatriotismu« in Deutschland sich befindet, da« zu mtscheidm dürfte«ach Vorstehmdem nicht allzu schwer sei».

Politische Urberstcht. Um eine Hoffnung ärmer l DieDeutsche 2

schaftltche Korrespondenz" schreibt, daß dieSttuattön auf wirth« schaftltchem Gebiete sehr ernst sei; die"'-

Volkswirth» ---------- l auf wirth« Krifi« habe eine Steige»

ich helfe Dir, daß fich unser gestrenger Hvrr und Gebieter morgen nicht zu beklagm hat oder un« vorwerfm kann, wir Komm, Paula, und nun nicht mehr der Trauemdm die Thränm mit

lamm Tuch von dm Auge« wischend,Du mußt übsch folge» und brav sein," und, ihre» Arm um

U* V»»**» W4> V4** V| Zigarre angezündet und ging eine Weile finne und ab. E« war indessen völlig dunkel geworben, klingelte noch nicht«och Licht er merkte e« g«

e schlagmd, führte fie die Schwester in ihr Zimmer «über. Felix blieb allein im Saale. Er hatte fich eine eine Weile sinnend auf aber er gar nicht. Mit seinm Gedanke» war er wieder in Brafilim. Wie wunderbar fich Alle« gestaltet hatte heute gerade wieder der Jahrestag seine» Abschied» vo« Santa Clara, wo er zu jener Frau in« Zimmer trat und fie zwang, ihm da» Kouvert für Helme zu gebm! Welche Hoffnungen hatte» fich daran geknüpft wie hatte Helme die Zeit herbei- gesehnt, in der sie ihrer Mutter in die Arme fliege» könne, und jetzt? Alle« vorbei. Wieder standen, wie damals, die Koffer gepackt, aber nicht mehr der Heimath strebtm fie mt»

gegen, die Heimath gerade wollte« sie eben fliehen. Der Dimer kam mit Licht, und Rottack erschrak ordent» lich, al« der helle Glanz sei» Aug« traf; aber er duldete e« und warf fich, die Gedanke« abschüttelnd, in einen Fautmil, um die dm Nachmittag eingetroffenm Zeitungen zu durchfliege«. Eine Stunde mochte er so gesessm habe», al« Helme urückkehrte und, ihrm Arm um ihn legmd, seine Stirn

Ist Paula ruhiger?". t Ja, Felix; fie hat fich erst drüben noch einmal ordent»

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it haben. Jetzt ist e# vorbei und Überstanden, und sie sehnt ch nun selber weg von Haßburg mtt semm furchtbare» Er» '"�Wunderbar," sagte Felix,wie fast Alle«, was mit dieser mtsetzliche» Katastrophe zusammenhing, todt und dahin ist. Da lese ich eb« in der Zettung, daß Hubert, Graf