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Sonnabend, den 24. Juli 1886.

11. Jahre

Berliner Volksblatt.

Organ für die Intereffen der Arbeiter.

Das Berliner   Volksblatt"

eint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   fret in's Haus vierteljährlich 4 tart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Bf. Bostabonnement Bart. Einzelne Nummer 5 Bf. Gonntags- Nummer mit der illuftritten Beilage 10 Bf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)

Redaktion: Beuthstraße 2.-

Die zentralasiatische Bahu.

Wenn sonst eine neue Verkehrslinie eröffnet wurde, die ambug geeignet war, alle Schwierigkeiten aus dem Wege zu räumen, 1o war man in allen Ländern des Jubels voll und freute mmlu fich mit Recht der neuen Errungenschaft. So war es, als ber Suezkanal angelegt und der Durchstich des St. Gott harb bewerkstelligt wurde. Wenn aber in Rußland  , resp. an ben fets sich verändernden Grenzen des russischen Ge biets in Zentralafien neue Verkehrslinien angelegt werden, bann jubelt man nicht; bann merkt man, daß so etwas seine besondere Bedeutung hat. Denn Jedermann weiß und fühlt, daß in Rußland   feine Regierung etwas für

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baß solche neuen Anlagen nur dem 3wede der Ausbreitung ber mostowitischen Macht, mit anderen Worten der Er. oberung bienen.

An und für sich muß es als eine bedeutende That be bahn trachtet werden, daß es ben Russen gelungen ist, einen zöfifd Schienenweg vom faspischen Meere bis nach Merw   zu

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Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltete Betitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pfennige Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 15 Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Bimmerftraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Zimmerstraße 44.

langte energische" Salisbury   gegenüber diesem Vor gehen Rußlands   thun wird? Viel wird er nicht thun fön nen, dem großen Zusammenstoß in 3entralasien wird er so wenig ausweichen können, wie ein anderer englischer Staats­

mann.

Dieser große Susammenstoß zwischen Engländern und Rufsen in Bentralasien ist durch die Vollendung des Schie nenwegs bis Merw   bebentlich in die Nähe gerückt. Wenn man vorher schon waßte, daß er unvermeidlich sein werde, so find bie Rufsen nunmehr auf der letzten großen Sta tion vor Herat   mit ihrer Eisenbahn angelangt. Und England ist genöthigt, ruhig zuzusehen, denn eine

Eisenbahn ist doch eigentlich ein ganz unschuldiges Ding und land über Friedensbruch" zu schreien vermag.

man weiß, wie laut der unaufhörliche Friedensstörer Ruß  

Aber die zentralasiatische Bahn ruft auch noch andere Erwägungen wach.

Wenn der Zusammenstoß von England und Rußland  in 3entralaften erfolgt, so wird der Rampf nicht lokalisirt werden können. Die beiden großen Gegner werden fich auf

eine mächtige Expansivkraft entwidelt, bürfte in Diefer Rampf wird ohne Sweifel in Mittel- und Oftaften große Beränderungen in allen Berhältnissen bewirken, Regierungen stürzen, Grenzen verschieben und neue Berbindungen schaffen.

allen Meeren bekämpfen und andere Mächte werben in ben bie ein engliſcher Schriftsteller mit großer Uebertreibung als Kampf hineingezogen werben. Das ist eben bie große Ge bie Königin ber Welt" bezeichnet hat, liegt in einer Dafe fahr, die uns aus Bentralafien droht. Auch China  , bas fahr, die uns aus Sentralafien droht. Auch China  , das der turkmeniſchen Sandwüste. Wir haben also hier die Erso fräftig vorwärts ftrebt und beffen Bevölkerung fcheinung einer Wüsten Eisenbahn im vollen Sinne te Bud des Wortes. Wenn eine solche Erscheinung auch keine ganz diesen Kampf hineingezogen werden. nexe ift, fo muß man doch sagen, daß die Franzosen bei thren Bersuchen, im füblichen Algier   mit Eisenbahnlinien in bie Wüste einzubringen, lange nicht mit solcher Energie borgegangen find, wie jest bie Ruffen in Sentralaften. Die neue Bahn, beren Ausgangspunkt nun Merw  bilbet, hat mit dem Handel und feinen Interessen sehr wenig zu thun. Das liegt gar nicht in der Art der russt. fchen Politit. Wenn es hier nur um handelspolitische Intereffen sich brehte, dann würde Merw   in hundert Jahren noch lange teine Eisenbahn haben, sofern dies von Rußland at hinge. Aber bie Bahn nach Merw   ist eine Vorbereitung zu einem ruffischen Angriff auf Afghanistan  . Nach erat strebt die russische   Länbergier. 3wischen Merm und Herat   liegt das mächtige Hindufusch- Gebirge, welches mit einem Heere zu überschreiten bisher für unmöglich galt, schon deshalb, weil ein Marsch durch bie turkmenische Wüste ein Heer vollständig erschöpfen würde, bis es am Fuße des Hindutusch anfäme. Nun schieben die Ruffen eine Eisenbahn bis an den Fuß bes Gebirges vor, um ihre Heeresmaffen ohne Beschwerde bahin dirigiren zu können. So hoffen fie die Schwierig leiten, die ihnen der Hindukusch in den Weg legt, an über­winden.

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Was wohl in London   der jetzt wieber ans Ruber ge

Radbrud verboten.

Feuilleton.

Spuren im Sande.

Roman von Ewald August König.

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China   wird sich dies zu Nuzze machen und je nach dem Ausfall des großen Kampfes, wenn die zentralasiatische Bahn noch um einige bebeutende Stationen weiter geführt in, fönnen wir bas nicht weniger als erfreuliche Schauspiel haben, daß die Chinesen bie zentralasiatische Bahn an ihrem Endpunt erreichen und in unabsehbaren Massen nach Europa   dampfen, um uns mit ihren Arbeitskräften glücklich zu machen, deren Billigkeit bekanntlich alle europäischen   Be griffe hinter fich läßt.

Das könnten wir gerabe noch brauchen in diesem ab gematteten Europa  , das seine wirthschaftlichen Krisen nicht mehr loswerden kann. Was würde man thun? Würde man die Grenzen absperren? Raum, denn der Einfluß so mancher Unternehmer würde darauf gerichtet sein, so viel Chinesen als möglich herbeizuziehen. Haben doch englische Unternehmer vor einigen Jahren einmal den Verfuch gemacht, die Verschiffung von chinesischen   Arbeitern nach England einzuführen. Die eble Absicht scheiterte nur an bem einmüthigen Widerstand der englischen Arbeiter, welche die Gefahr gleich im Entstehen beseitigten.

So bereiten fich offenbar in Sentralaften ernste Dinge

ganz einverstanden. Nur nicht gleich ans Heirathen denken, Werner, dazu ist es nach einigen Jahren immer noch früh genug. Ich würde Dich bitten, einstweilen bei mir zu wohnen, aber ich bin in meinen Räumlichkeiten so sehr be­fchränkt­

Das Wappen Derer v. Gottschall ist noch ganz neu, bie Farben find noch nicht troden," sagte er, mit uns Tönnen diese Leute nicht in die Schranken treten. Aber Belb haben fie, viel Geld, und man sagt, die Kinder wür ben später auch noch einen sehr reichen Ontel beerben. Was lehnen." baran wahr ist, weiß ich nicht, ich kenne die Leute nicht naber, den Geheimrath sehe ich mitunter in der Gesellschaft,

Ich bin bereits in der Krone" abgestiegen, weil ich mir wohl bachte, baß ich hier kein Unterkommen finden würde." Und ich speise im Römischen Hof"." " Hoffentlich wirst Du meine Einladung nicht ab. Reineswegs, ich werde mich morgen Mittag in der ich bin zu einem Souper geladen und habe mein Dann will ich nicht länger stören," unterbrach Werner

anlaffung. Sieh Dich vor, Werner, der Verkehr mit solchen Erscheinen zugefagt

ohne

geradezu unhöflich zu werden."

bann weiß man nicht, wie man von ihnen ablommen soll, ihn, sich erhebend. Du wirst noch Toilette machen wollen,

Sie verkehren bereits mit unserer Familie."

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vor. Der Pfiff der Lokomotiven in Merm und in der turks menischen Wüste leitet eine neue Epoche ein.

Dieselbe Macht, die soeben kaliblütig den Berliner   Ver trag zerrissen und den Freihafen von Batum   geschloffen hat, wird leicht einen Vorwand finden, um auf Herat   zu marschiren. Das ist die Bedeutung der neuen Eisenbahn.

Und Europa  , dem eine innere Gesundung wahrlich noth thäte, fann fich von dem Alp, den der emfig wühlenbe Friebensstörer am Balkan   und in 3entralasien ihm auf­erlegt hat, nicht befreien. Traurige Zeiten!

Politische Uebersicht.

Einen Mangel der demokratischen Parteten beleuchtet die demokratische Büricher Post" in vielfach trefflicher Weise. Sie weift darauf bin, wie mehr und riehr fich die wirth schaftlichen Fragen in den Vordergrund drängen, die früher von rein politischen Fragen beberscht wurden, und wie die Demokratie vielfach dieser Wandlung noch nicht gefolgt ist. Es hängt damit zusammen- schreibt das Schweizer   Blatt­Daß die Vertreter der Demokratie hauptsächlich die Freiheit der Rede und Schrift verfechten, die Entwicklung des Schulwesens laffung und den freien Handelsverlehr, Asylrecht und Asyl­befürworten, die bürgerlichen Rechte schützen, die freie Nieder pflicht und andere Forderungen unterstüßen, welche einer ideellen Auffaffung von der Bestimmung des Bürgers ente sprungen find. Das ist für diese Barteten nur rubmvoll. Aber Diese ideale Richtung führt oft weiter ab von den fonlteten

Verhältnissen und prattichen Dingen, als gut ift. Neben fenen Faktoren der Freiheit, des Rechis und der Bildung giebt

es noch andere sehr mächtige, welche das Leben in Staat und Diese aber stehen meist im Dienste fonservativer Gewalten. Gesellschaft bestimmen. Es find die ökonomischen Kräfte. und während die Schiffsleute der Demokratie an den Segeln figen, ben Wind der Beit in dieselben leitend und damit Alles getban zu haben meinen, drehen die Hintermänner des Fort Schritte das Steuer in anderer Richtung und verändern den Schiffslauf. Die Budgets, die handelsverträge, der Waaren verkehr, die Bölle, das Bankwesen und Münzweien, die Fragen der Verwaltung überhaupt find von den Führern aufstrebender Barteien nicht genügend gekannt. In den Bablen und Biffern der der Aktiengesellschaften, den statistischen Erhebungen und den Staatsrechnungen, in den wirthschaftlichen Enqueten, den Berichten Artileln der Bant und Münzgefeßgebung liegen die Mittel der gesellschaftlichen Erneuerung verborgen, und der beste dealismus ist heute die Mühe, welche wir auf deren Ent­deckung verwenden. Diese Mübe, welche zumeist die jüngere Generation auf sich nehmen sollte, beseitigt einen für die Sache des Volts in rubigen Beiten wie in Krisen fühlbaren Mangel." -Was die Bür. Poft hier sehr richtig bemerkt, gilt übrigens partei dagegen bat es immer für eine ihrer erften Aufgaben vorwiegend von der bürgerlichen Demokratie. Die Arbeiter gehalter, wirthschaftliche Einsicht zu verbreiten; die Arbeiter blätter widmen den wirthschaftlichen und sozialen Ereignissen

feine Ravalier mit seinen starren Grundsäßen und seinen noblen Paffionen", und nach innen eine genußliebende, felbstsüchtige Natur, die stets das eigene Ich mit all seinen

einlichen Intereffen in den Vordergrund stellt und weber bem Gemüth noch dem Herzen eine entscheidenbe Stimme einräumt. Aber er sagte sich auch, daß er sich in diese Schwächen finden und Opfer bringen mußte, wenn er in jene Kreise zurüdfehren wollte, benen er vor Jahren trohig ben Rüden gewandt hatte, um als Abenteurer sein Glüd zu versuchen.

Nur an der Hand des Vaters und im vollen Einvers nehmen mit seiner Familie war diese Rückkehr möglich, und so leiteten auch ihn selbstfüchtige Interessen, als er sich mit bem Vater ausföhnte, für den sein Herz tein tieferes Ge fühl hegte.

und was mich betrifft, so fühle ich mich auch von der langen Fahrt angegriffen." Bitte, genire Dich in keiner Weise," sagte der alte Herr" gnäbig, ich halte Dich nicht zurüd, wir sehen uns ja wohnte; Werner trat nach kurzem 3ögern hinein und fragte morgen wieber. Apropos, hast Du so viel kleines Gelb bei

" So, sonun, bas mag ja sein, aber damit ist noch nicht bewiesen, daß ein solcher Verkehr auch für uns ange. nehm sein würde. Ueberlasse es einmal mir, bie Braut für Dich zu suchen, meine Ronnegionen reichen in die höchsten Dir, daß Du mir eine Hundertthalernote wechseln lönntest? Lampe hier noch wohne. Kreise hinauf, und ein Baron v. Bergau barf überall an Nach dem Souper   wird vielleicht ein fleines Spielchen

worfen?"

Am Morgen nach seiner Heimkehr verließ er bald nach dem Frühstück den Gasthof, und nach einer ziemlich langen Wanderung blieb er vor demselben Hause stehen, in dem Paul am Abend zuvor fich so wohl gefühlt hatte. Es war das Haus, in dem der Mechaniker Heinemann ein Rind, bas ihm auf dem Flur begegnete, ob die Wittwe Im Hintergebäude!" lautete die Antwort: Werner bie er fuchte, gegenüber.

flopfen, zumal wenn er zu dem alten, fleckenlosen Wappen arrangirt, da ift's unangenehm, wenn man nicht in der Lage folgte der Weisung und stand bald darauf der alten Frau, Schilb auch noch Reichtham in die Wagschale werfen fann. ist, die Marken mit Gold einlösen zu fönnen." Hast Du schon einen Plan für die nächste Bukunft ents

Werner hatte bereits seine Börse hervorgeholt und alle Goldflücke, die er in ihr fand, auf den Tisch gelegt. Nein," erwiderte Werner, aus seinem Sinnen erwachend, Ich werde Dir die Banknote morgen geben," fuhr der Bermögen in guten Werthpapieren anzulegen, und mich Sache eilt ja nicht. Oder möchtest Du fie lieber fofort ge ozu auch? Ich werde bas Banthaus beauftragen, mein Baron in feiner rubigen, gleichgiltigen Weiſe fort, bie bann nach einer passenden Wohnung für uns beide um ordnet sehen? Nicht? Na, ich dachte es mir, also auf Wiedersehen morgen, lieber Werner, Bitte, schone meine Du wirst mir gestatten, Dir dabei zur Seite zu Sanb etwas, ich fühle noch immer ben Druck von vorhin." Werner mußte unwillkürlich den Kopf schütteln, als er

feben."

Reben."

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Sie fennen mich wohl nicht mehr?" fragte er in scherzendem Tove, als er den Blid ber Wittwe prüfend auf fich geheftet fab.

Die Stimme ist mir bekannt," erwiderte sie, vor vielen Jahren wohnte eia Schauspieler bei mir, ein blut junger Mensch-"

" Dieß er nicht Müller?" Jawohl, seine Rollegen nannten ihn ben schönen

Sehr gerne; wir werden diese Wohnung fehr elegant bas Haus verließ; ganz zufrieden war er mit diesem Empfan uguft, aber es ist ja nicht möglich

einrichten, Besuche machen und empfangen und das Leben nicht.

genießen, wie es fich ans bietet."

Sehr wohl, nidte ber Baron  , deffen Stimmung immer heiterer wurde, ich bin mit dieſem allgemeinen plan

Er mußte fich fagen, daß sein Vater noch ganz der selbe Egoist sei, ber er gewesen war, fo lange er ihn kannte; nach außen der glatte, liebenswürdige Gesellschafter, ber

Daß ich dieser Müller bin? Wenn ich's Ihnen fage, werben Sie es hoffentlich glauben. Ich führe jetzt freilich einen anderen Namen und zwar ben Namen meines Vaters:

August Müller hieß ich nur, so lange ich Schauspieler war

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verstehen Sie das"