Achtung, die vor sechSzig Jabren in Brandenburg   stattfand. Der ganze Ort«rar auf den Beinen; die Einwohner der um- liegenden Dörfer hatten fich ebenfalls aufgemacht, um einen Stebenmenschen vom Leben zum Tode bringen zu sehen. Die gesummte Garnison, bestehend auS der ynvalitenlompagnie Nr. 7 und einer Echwadron des 6, Kürassterregiment«. hatte einen KretS um da» Echaffot dicht vor dem gemauertm Galgen vor der Neustadt gebildet. Der Delinquent, ein Soldat der Jnvalidenlompagnie, hatte in der Trunlcnheit«in Kind seines Nachbar» getövtet. DaS G-richt hatte ihn«im Räsern von unten herauf verurtheilt. Ein Gesuch um Umwandlung der Strafe in Enthauptung blieb ohne Eifolm Die Schulen waren nicht geschloffen, standen aber leer. Wir stellten uns an der Klosterltrcde von St. Jacob au'. Schräg gegenüber stand die einfache Stadtfölsterdienstwobnung neben der Försterbrücke. Die einzige Tochter diese» B'amten lag mit einigen Freun binnen im offenen Fenster. Nach längerem Warten lam der Zug an. Der Führer de» ExekutionSkommandot war der Oberst z. D. Herr v. Welling, Unit an feiner S'ite ritt ein Lieutenant de» Kürafsteiregiment», der P-tnz von Echwarzburg Rudolstadt. Dann kam der Delirqient, leicht gefeffelt; fein G-stcht entstellten graue Bartstoppeln, er trug gelbe bocklederne Handschuhe und ging Arm in arm «ist dem Poltzeibiener Etchbaum; beide waren Krinas kameraden au» der Rhetnkampagne 1792 und von 1806 und 1813. Der Deliequent, Kirsch dein mit Namen, hatte e» «erschmäht, den hinter ihm hcrtahrenden, mit Strohdündeln versehenen Leiterwagen zu besteigen. Er war sehr erregt, wahr« scheinlich in Folge der in der Nacht zuvor eingenommenen Henkertmahlzett. und kocht, lebhaft erzählend, mit den Hand- schuhen in der Luft. Gerade al» er dicht vor un» vorbeischritt, ritz er fich von dem Eichbaum loS und sprang an da» Fenster, woraus die jungen Mädchen schauten, umaimte die Förster». tochter, gab ihr mit dem Stoppilbarte einen Kuß und schii«: Den letzten Kuß, bevor ich sterbe!" Ein furchtbares Auf. Wetschen! Er aber nahm ruhig den Arm d's hinter ihm her« stürzenden Polizeidiener» und schritt seinem Schicksal entgegen. Kurze Zeit darauf sahen wir das Rad über den Köpfen drS Militärs in der Lust fich erheben, man zählte neun Mal. Mehrere Weibsbilder drängten fich durch die Versammelten, um ihre weißen Tücher in da» vergossene Blut einzutauchen. Ei war schaunlich, einen gesunden Menschen durch Z-rmalmen der Schienbeine, Schenkel, Arme, Brustbeine und Nackenknochen (letzteres nannte man den Gnadenstoß), langsam dahinsterben zu sehen. Da» Rad war vorher feierlich eingeweiht worden. Der Ober. Bürgermeister und Polizeidir-ktor in einer Person nebst 2 Stadtiäthen hatten sich in die Werkstatt eine» Stell machermeister» begeben, um durch drei Schläge mit einem Beile das in der Arbeil begriffene Rad zu heiligen." Vom Zettungswesen. Julius Cäsar  , der römische Feld« Herr, dessenbellum Gallicrun" so manchem Gymnasiasten Kopfzerbrechen verursacht, ist, wie wohl den Wenigsten bekannt sein wird, der Urahn der Redakteure. Sein Blatt halte den Tttelacta diarna", der Inhalt desselben war den heutigen TageSdlättern aleich. Die Zeitung berichtet« nämlich die Uc« theile, Opfer, Wunder, Todesfälle, kurz, alle» Wiff-nswerthe. dai in der Stadt vorging. Die Berichterstatter, welche fich actnarii" nannten, konnten mit den heutigen an Findigkeit welteifern, nicht» entging ihnen. Die Auflage deracta dinrna" konnte allerding» mit derjenigen unserer Journale keinen Vergleich aushalten, ste schwankte zwischen zehn di« fünfzehn Exemplaren. Eins derselben wurde immer, gewisser- maßen alS Pflicht« xemplar, auf dem Kapital niedergelegt, die anderen zirkulirten durch die Stadt und gelangten dann in die Provinz. In Peking   eristirt ebenfalls eine sehr alte Zeitung. Sie hat ihren tausendsten Jahrgang weit hinter fich und wöchentlich gelangt ste, auf ein große» Seidenblatt gedruckt, in die Hände der Leser. Al» dann Gutlendcrg die Buchdrucker. kunst erfand, da nahm bekanntlich die Literatur und auch da» Z-itungiwesen einen ungeheuren Aufschwung; man denke nur an die große Anzahl der Journale, von denen eine» der be« deuiendsten die Londoner  Tim<S" ist. Sie wurde im Jahre 1795 gegründet; ihre Bedeutung und Auflage stieg von Trg zu Tag, was man am besten auS der großm Zahl Anzeigen ersehen kann, deren ste täglich ungefähr fünfzehnhundert ent- hält. E ne enorme Summe wirft schon eine einzige Spalte ab, da der Preis der Anzeigen ein sehr hoher ist. Verschiedene Male hatten Töchter des BesttzerS der Zeitung an Stelle der Mitgift eine solche Anzetgen-Soalte erhalten. Heber Ein. nahmen und Ausgaben einer Zeitung macht man fich oft einen falschen Begriff. In einem Jak« hatte die NewyorkerTri- düne" eine Einnahme von 909417 Dollar», denen eine AuS- gabt von 885 158 Dollars gegenüberstand. Mithin hatte die Gesellschaft nach Abzug aller Unkosten einen reinen Gewinn von 24259 Dollars, welche unter die Aktionäre vertheilt wur- den. Vor Kurzem erschien in einem kleinen Städtchm Amerika  »«ine Zeitung, welche einen eigenthümlichen Ramm führte. Nämlich da» Städtchen hieß Homer   und die Zeitung hatte den klal fischen NamenHomer'S Jlias" erhalten. Sogar die Kaffeehäuser in Paris   hatten fich ein Journal ge- gründet. Wöchentlich erschien dasselbe und führte den Namen Ca# concert". Der mitleAze Hauslmechl. Humoreske. Da» böhmische Weivhaus war die fidelste Kneipe im re« Trenzbezirk, hier hing der Himmel voller Teigen, wahren Sinne des Wortes; denn die.böhmische« Mufikanten", diese liederreichen Allerweltreisende«, find hier zu Hau  » man konnte sie gewissermaßen in der Wiege belansche«, und wen« auch ihre Leistungen die der Strauß'- sehe« Kapelle nicht erreichte«, so verstanden sie doch einen feurigen Czarda« und den gemüthliche« Radetzky-Marsch   vor- trefflich zu spiele«. Aber das berühmte Weinhau» lockte«och durch andere Reize. Dralle böhmische Mädel mit lächelnde« Lippen und frische« gebräunten Wangen   kredenzte« in ihrem sauber«, kleidsame« Kostüm den Gäste» würzigen Ungarwei», und der behende muntere Wirth, in dessen Familie fich da« alte renommirte Hau» schon seit einem Jahrhundert weiter vrr  - erbt hatte, sche«kte nicht nur reinen Wein, sondern war ein allzeit fröhlicher, witziger Gesell, der seine Gäste aufzuheitern wußte. Alte», ehrwürdige« Hau  », mit der hohe», geräumige« Halle und de« traulichen Seitenstübche», was könntest Du erzähle», wen» Du plaudern dürftest I Die Weinwirthschast lag in einem anmuthige»,«ach Süden offene« Gebirgtthal, da» durchrauscht wurde von einem helle« Bergwasser, in dem die buvi fleckigen Forelle« ihr flinke« Wesen triebe»; kein Wunder also, daß das Hau  » im Sommer von Gästen nicht leer wurde: aber auch im Winter war es der beliebteste, stet» besuchte Tummelplatz lebensfroher Genosse», und da» Ziel aller Schlittenpartie«. Der Wirth betrieb»eben dem Weinschank einen schwung- haften Wetnhandel, und unter heidnischer M'ßachtung der Bibelwort«: Sorget nicht für de« anderen Morgen!" war e, namentlich bri den Gäste« au« P.eußen und Sachse»- die drei LandeSgrenze« berührte» sich unwelt W. alther­gebrachter Brauch, ei» paar Flasche« rothe« V llanyer, goldgelbe« Tokayer oder herbe» Ausbruch in die tragt« Die von dem Kuratorium der vorstg'scheu Ver- mögensverwaltung dlschloffene Einstellung de» Betiiedes der Bmfig'schen Maschtnenbauwerke am Oranienburger Thor« hat namentlich unter dem älteren Rrdrilerstande dieser Fabrik jüngere Kräfte find überhaupt seit Jahren nicht mehr eingestellt eine niedrischlagenbe Wirkung ausgeübt, obwohl diese Maß- regel Niemanden mehr überrascht hat. Ein Theil der Arbeiter wird all-rding», so weit dies thunlich, in den Moaditer Werken Unterkommen finden, indeü finden fich in den hiefigen Eiabliffemenli doch noch eine Anzahl Arbeiter aus der Zeit de»alten Borstg" vor, die nunmehr in den zwar wohlver- dienten Ruhestand treten, aber von ihrer geliebten Fabrik, in der ste fast ein Lebensalter zugebracht und namentlich unter des alten Borfig'S Leitung einst glückliche Tage ver- lebt, fich nur schwer zu trennen vermögen. Nur wenige der- selben befinden fich in der Lage, einem sorgenlosen LebenS. ob'nd entgegenzusehen, denn der früher so reichlich bemessene Lozn ist in den letzten Jahren merklich zusammengeschrumpft und die Mehrzahl der vorhandenen Arbeiter hatte überhaupt nur noch Slundenverdienst. DaS einst eine Seheniwürbigkeit der Stadt bildende Etablissement, da» schon jetzt zum Theil von hohen Pcachtgedäuden eingeschloffen ist und von der früheren lebhaften Thätigkeit nur noch schwache Spuren zeigt, wird sehr bald von dem Erdboden verschwunden sein. An seine Stelle soll ein von der Chaussee-, der Elsasser, der Borstg. und der Tieckiiraße begrenzte» Häuserkarre« treten, da» durch eine Querstraße von der Tteck- nach der Elsasser Straße durchschnitten werden soll und dadurch für eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Wohngebäuden Raum bieten wird. Ganz besondere Vorsichtsmaßregel« werden von den bei dem Neubau an der Markgrafen- und Behren straßen. Ecke beschäftigten Ardeitem in Bezug auf die Jnnehaltung der straßerpolizeilichen Vorschriften getroffen. Schon beim Abbruch des alten Gebäude» war es sehr hübsch mit anzusehen, wie gründlich die allen Schuttmaffm durchnäßt wurden, bevor man fie auf die Wagen lu»; keine Spur von dem üblichen, bei allen Häuserabdrüche« wahrnehmbaren Staub war dabei zu bemerken. Jetzt bei dem Neubau umhüllen die Arbeiter die- jenigen Fuhrwerke, auf denen Zement oder andere Staub ver- ursachende Laumaterialien herdeigefchafft werden, sor dem Ab- laden mit einem großen Stück Segellcinen, um die Nachbar- schaft vor der Belästigung durch den Staub zu schützen. Ob die Anregung hierzu von irgend welcher anderen Seite gegeben worden ist, können wir zwar nicht sagen; aber hübsch wäre es, wenn die gleich rückstchtSvolle Behandlung de» Publikums und der zunächst tnteresstrten Nachbarschaft überall bei Neubauten und Häuserabbrüchen herbeigeführt«erden könnte. I« unsere« öffentliche« Badeanstalten, namentlich so- well fie Gelegenheit zum Schwimmen geben, wird von medi- zinischer Seite der Umstand beklagt, daß eine solche besondere Schwimm Gelegenheit nicht für kranke Kinder gegeben ist. Bei Verkiüppelung einzelner Gliedmaßen sowohl, wie bei MuSkel» krankheiten oder bei abnormer Gestaltung deS Knochengerüste» und den dadurch bedingten Difformitäten de» Körpers find Schwimmen, Turnen und ähnliche Leibesübungen, welche die konespondirenden Theile deS Körpers in gleicher Weise an- strengen und entwickeln und so auf den in der Entwickelung zurückgebliebenen Körpertheil von heilsamstem Einflüsse find, die unerläßlichen Vorbedingungen für jede, wenn auch nur theilweise Heilung. Die Zahl solcher kranker Kinder ist in Berlin  , wie in anderen dichtbevölkterten Städten, besonders groß, und wenn auch für Turngelegenheiten leichter gesorgt werden kann, so fehlt es doch überall an geeigneten Gelegenheiten zum Schwimmen. SS geht nicht gut an, daß solche unglücklich ver- kiüppellen Kinder gemeinsam mit anderen gesunden Kinvern die vorhandenen öffentlichen Schwimmanstalten besuchen; ste wer- den durch eine ganz gerechtfertigte und wohl auch erklärliche Scheu davon zuiückgehalten und es würde garnicht» dagegen einzuwenden sein, wenn ihnen die Benutzung de» Schwimm- bade» au» Rückstcht auf die anwesenden gesunden Kindir nicht gestattet würde. Um so dringender aber macht fich unter diesen Imständen die Forderung nach Einrichtung einer besonderen Badegelegenheit für diese Kranken geltend. Vielleicht ließe fich unsere Stadtverwaltung, von der ja sonst für humanitäre Zweck«, sowie für die Zwecke der Gesunvh-itSpflege gern ein- getreten wird, dereitfinden, versuchsweise in einer oder in ein- zftnen der vorhandenen Schwimmanstalten eine' gewisse Zell oder einen besttmmten Tag zur Benutzung der Anstalt zu de- stimmen. Aus der dann stattfindenven Frrquen», sowie aus den fich dabei ergebenden Bedürfnissen für die kranken Baden- den ließe fich dann vielleicht eine weitere Entwickelung der be- treffenden Einrichtung bewirken, die für zahlreiche Kranke ein« unschätzbare Wohlthat sein würde. Nene Postdesrimmunge«. Mit dem Vertrieb von ge< stempelten Postkarten und Postanweisungen haben fich künftig nicht nur die Orts- und Landbriefiräger, sondern auch die Packetbesteller zu befassen, welche daher bei Ausübung de» Dienstes mit solchen Formularen versehen sein müssen. Die mtt erhabenen Puntten versehenen Papiere zum Gebrauch der Blinden  «erden gegen die Drucksachentoxe zur Beförderung zugelassen. Bei Postausträgm find etwaige Fnstbestimmungen de» Absender», soweit ste nicht den Vorschriften der Post« Heimath zu schmuggeln. Die Herrin Greozbeamte« standen fich dabei vortrefflich, denn fie konnten die Ausgabe« für Zigarren vollständig von ihrem Budget streichen und eine Liebe ist der andern werth. Da zerstörte ei» Blitz au« heiterem Himmel diese» friedliche Einvernehme». Die oberste Steuerbehörde versetzte den joviale« Kontroleur Knall und Fall in et» einsame» Bergdorf und««Anderer«ahm seine Stelle ein. Dieser Zerberus drückte nie ei» Auge zu und schon wiederholt waren weinselige Zolldefraudanten in empfind- liche Strafe genommen worden. Dafür suchte» fich aber die also Betroffene» durch allerlei Tücke» zu rächen und man wußte u. A. ei« gar drollige« Grschichtche» zu erzähle», wie der übereifrige Beamte einmal auf de« Gedanke» ver« fiel, an dem Inhalt einer in einem Schlitten vorgefundene« Wärmflasche die Probe vorzunehme», statt Wein jedoch Wasser in derselbe» vorfand. Wieder hatten die Novemberstürme die letzte» Blätter von de» fröstelnde« Bäumen geschüttelt und statt der welke» bunte» Dinge wirbelte« unzählige weiße Flocke» auf die winterliche Erde nieder. Bald tönte durch die waldige« Schluchten da» fröhliche Läuten der Schlittenglocke» und das alte Weinhau» wurde von Gäste« nicht mehr leer. 3» der behagliche« Ecke, halb verdeckt von dem mäch» ttge« Kachclofe», saßen an einem bitterkalte« Winterabend, abseits vom Gewühl der Tanzende«, vier Bürger der nahe» Trenzstadt bei der Flasche, und ihre glänzenden Blicke ver- riethen, daß es nicht die erste war. Die Unterhaltung drehte fich um die Borzüglichkeit de» Weine» und die Strenge de» ungemüthliche» Zollbeamte». "E« ist eine Schmach, daß wir un« wie Spitzbube» müssen die Taschen durchsuchen lassen,' brummte ärgerlich der lange Prorektor und leerte hastig da» soeben erst gefüllte «las. Da rief lachend, aber mit gedämpfter Stimme der joviale dicke Bürgermeister: «««de de» schnöden Zöllner heute Nacht glänzend überlisten und Euch morgen zum Frühstück mit gepaschtem Ungarwem bewirthen.'Guter Falstaff, da» bringst Du ordnung entsprechen, z. B.nach 3 Tagen zurück" odernai 2 Tagen zum Proteft" nicht zu derückstchttgen. Bei Nach- sendungm ist der Empfänger von dem Vorliegen von Sen« düngen nicht mehr portofrei, sondern portopflichtig in Kennlniz zu setzen. Weshalb de« Bewohner« der Jüdenftraße die Gt- duld riß, da» ist ein lehrreiche» Kapitel zu dm Pfliüerungs« arbeiten in Berlin  . Man arbeitet vielfach mit einer Langsam« keit, al» od Berlin   ein Dorf und keine Millionen fiadt wäre. Also Ende Juni begann man behufs Legung von Pferdebahn« schienen in der Jüdenftraße damit, dm Asphalt aufzuschlagen und die darunter liegende Zementschicht herauszubrechm. Als- dann wurde eine neue Zemmtschicht aufgetragen, auf welche nun ein Doppelgeleise gelegt werden sollte. Die Schienen wurden auch angefahren und theilweise gelegt. Da man jedoch übersehen hatte, daß die Straße einen Bozen   macht, so paßten die graben Schienen nicht und man fuhr neue an. Erste» Akt. Nachdem die Schienenlegung beendigt war, stellte fich heraus, daß ein Theil derselben nicht an der richtigen Stelle lag. Man begann deshalb den ASphalt in der Nähe der Siederstraße von Neuem aufzureißen. Zweiter Akt. Die Schienen lagen nun endlich richtig, man füllte beide Seiten mit Zement au», legte darüber Granit« borde und goß die Fugen mit Theer au». Die Arbett wa» schon tüchtig gefördert, als mit einem Male Alle» wieder auf« gebrochen wurde; man begann jetzt die Schienm zu beiden Seiten mit gebrannten Thon fließen auszulegen. In Summ» ist man jetzt so weit wie vor drei Wochen. Die Berge aus« gestemmten Zements liegen auf Fahrdamm und Bürgerstei» etwa 2 Meter hoch umher. Trotzdem dieser Abraum undenutzbal ist, hindert er die Passage und schmutzt und staubt furchtbar. Nun ist den Bewohnern der Jädmstraße endlich die Geduld gerissm und ste haben fich mtt einer Petttion um Abhilfe an das Polizeipräfidium gewandt. Ader auch an anderm Stellen der Stadt erlebt man Aehnliches. Der Regenschirm hat fast den ganzen Juni hindurA und in den ersten Tagen deS laufenden Monat» un» wesenl- liche Dienste geleistet er war der unzertrennliche Gefähr» und Begleiter der geplagten Sterbliche« Wie wir hier l» Lande, so hatten auch die Pariser über nicht enden wollen� diluoianische Regengüsse zu klagen, und ein dortigeS Bl» da»Petit Journal", stellte bei dieser Gelegenhett histori!#, Betrachtungen über da» oben genannte unentb.'hrliche% an. DasParaplue", sagt es, wurde von den Czinesen|[j funden, wanderte von China   nach Indien  , von dort n» Griechenland  . Pythagora» schützte während der Vorträge im Haupt gegen die glühenden Sonnenstrahlen durch«in Para!» DiodoruS von Sizilien   erzählt, die berüchtigte Athenri» Aspasta keuschen Andenkens habe eine auserlesene SammluK prachtvoller Regen- und Sonnenschirme besessen, Sktadur d» nannt. Bei den Römern gehörte der Sonnenschirm zu dm Schmucke der reichen Pattizier er fehlte aber auch nieman in der bräutlichen Autstattung. AuS Indien   und Afn» brachten die Portugiesen die Sonnen- und Regenschirme na» Europa  . Von Portugal   kamen ste nach Enaland und französischen   Hofe sah man fie zuerst um die Mitte des% zehnten Jahrhunderts. Der Regenschirm, unter dem unsm Väter Schutz suchten, war schwerfälliger konstruirt al» beutige. Fischbein und masfive Mesfingbeschläge erhöhten st*' Gewicht auf sechs diS sieben Pfund. In Frankreich   war? vor dem Jahre 1789 weiß, wurde dann grün, im Iaht» roth und endlich im Jahre 1804 blau. Die Regenscb« unserer Tage find meistens von dunkler Farbe, von lei» eleganter Form und aus Seidenstoffen. Der wegen Laudesverrath» in Untersuchungshafi befindliche ehemaltge Jngeuieur-Lleu'enaut v. Hart«« bar am Dienstag in dem Untersuchung». Gefängniß zu Mßg seine Hochzeit gefeiert. Die Braut deffelben hatte f »Voss. 3tfl. zu Folge, am Morgen mit zwei Freundinnen** Schönedera nach dem Stande»amt in der Aldrechtfir� geben, wohin durch einen Beamten v. Härtung ftstirt war. Nach Vollziehung de» Standeiamtiatt» degad fich junge Paar in Begleitung de» Beamten und- der beio� Freundinnen fich nach Moabit  , wo in der Gefängnißkirch« Einsegnung der Ehe durch den Gesängnißgetstltchen stattsa� Damit war die HochzeitSfeier beendet und die junge Frau�l Sab fich mit ihren Freundinnen wieder nach Hause, je andrsamtliche Aufgebot war bereit» erfolgt, al» v. Hartu/ verhaftet wurde, und die Hochzeit auch anberaumt. Mtt ficht auf die Braut ist dem Gesuche, die Ehe im GefäM» zu vollziehen, stattgegeben worden, v. Härtung lebt von Mr, ersten Frau geschieden, die fich mit mehreren ziemlich erwaAJ, nen Kindern in dm dürstigsten Verhättniffen in Mazveduss befindet. Die Ueberführung Härtung'» an da« Reichsg� nach Leipzig   wird jetzt erfolgen. Einem Kutscher der Berliner   Spedttions- und LaS� hauS-Aktien-Gesellschaft ist am 17. d. M. auf dem Weg» der Kaiserstraße 39 /41. nach der Hamburger Bahn H. 622 fignirter Ballen Schwämme abhanden gekommen vermuthlich vom Wagen gestohlen worden. Et ist nicht geschlossen, daß diese Schwämme zum Verkauf ausgeboten>£ dm, worauf wir hierdurch speziell aufmerksam machen nicht fertig." neckte ei» Dritter,dm Fuchs hat«och hinter'» Licht geführt.". f Wettet Ihr um«in Dutzend Flasche« Villanh«' j Topp, die Wette gilt!' riefm die Anderm.» Ich wünsche von Herzen, daß Du fie gewinnm Dicker, schon deshalb, um diesem widerwärtigen Scho" dem ich 20 Gulden Strafgelder verdanke, ei» Schnippt zu schlagen,' seufzte der Prorektor. Ihr erscheint also morgen pünktlich zum ermahnte der Bürgermeister.Die mir nämlich ei» Fäßche» Austern aus Hamburg   g' die wolle» wir m dem gepaschte» Weine laffm." wi Et, da muß man ja Appettt bekommen," fihw* junge Assessor. f Auf die Auster» oder die splmdid« Schwiegermu» war die lachende Tegmfrage und stürmisch wurde«ui Wohl der gütige» Mama angestoßen., uf Schmeck:'«, meine Herren?" fragte der«eugien� antretende Wirth.Gewiß I ei» köstlicher SwlT� widerte der listig blickende Falstaff und»ahm de« bei Seite. Mitternacht   war vorüber. Em klarer gestirnter a» dem der Vollmond prangte, wölbte fich fchlummeradca Dorf. Es war»och kälter geworden der Schnee knirschte unter dm Trittm eine« hafifii schreitende» Grenzbeamte«. Plötzlich wurde die ttefe durch hellklingendes Schellenläute« unterbrochm, lustige Kleeblatt, in dicke Pelze vermummt, sauste auf l Schlitten heran, der dicht vor dem Schlagbaum Wir haben nichts Steuerbare» I' riet der Bürger' dem fich nähernde» Beamtm zu.Will mich selbst überzeugen," war di« Erwiderung.«3% fnuff, Herren auszusteigen."Verdammte Belästigung' t* der Prorektor; aber es half nicht», das Kleeblatt m v dm kalte« Schnee hinaus. Ws# Der Steuer kontroleur befühlte sorgfältig die ß untelsuchte die Sitzkastm. griff in dm Futtersack, g.fif war nichts zu finde». Plötzlich verklärte fich 1*"