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Nr. 205.
Freitag, den 3. September 1886.
III. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Drgan für die Interessen der Arbeiter.
Das„ Berliner Volksblatt"
int täglig Morgens aufer nach Sonn- und Fefttagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's baus vierteljährlich 4 tart, monatli 1,35 Mart, wöchentlid 36 Bf. Boftabonnement 4 Bart. Einzelne Nummer 5 Bf. Sonntage Nummer mit der illuftrirten Beilage 10 Pf. ( Eingetragen in der Bozeitungspreisliste für 1888 unter Rs. 769.)
Redaktion: Benthstraße 2.
Nationale und internationale Interessen.
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Meere und Länder werden verbunden und auch die Böller zu internationalem Verkehr, zu internationalem Stingen um bie Palme des Friedens, die denjenigen gebührt, welche in Gewerbe, Industrie, Runst und Wissenschaft an der Spize marichiren. Und dennoch überall Rampf, überall 3usammenstoß. Richt wollen wir hier die widerstreitenden Interessen ber einzelnen Nationen oder vielmehr der einzelnen Re gierungen in der Politit, im Ländererwerb ober in der Herrschaft über andere Staaten berühren, nicht ben Raffen und Nationalitätenhaß, nein, einer viel ernsteren Erscheinung foll Erwähnung gefchehen.
Bei allen Rämpfen der einzelnen Nationen oder Regierungen berselben haben sich die Arbeiter, die Lohnarbeiter im Großen und Ganzen immer ziemlich passiv verhalten, so z. B. er innern wir an die Demonftration der Pariser Arbeiter im Sabre 1870 gegen den Krieg.
Bei den Arbeitern ist der internationale Gedanke noch mehr lebenbig, als bei ben übrigen Becölkerungstlaffen. Das kommt baber, daß die Arbeiter im eigenen Vaterlande nicht die volle Befriedigung ihrer Bedürfnisse finden tönnen ober nicht fiaben zu lönnen vermeinen, und so werfen sie bie Blide auf andere Länder, wo sie eine bessere Lebens. baltung zu erringen hoffen und wandern auch, ohne sich biel nationale Strupel zu machen, leichten Herzens aus, bas heißt, wenn fie die nöthigen Mittel bazu auftreiben
fönnen.
Man sieht, daß ber internationale Gedanke auch hier, bei ben Arbeitern, auf sehr materieller Grundlage ruht: abi bene , ibi patria.
Nun fiaben wir aber, daß aus eben benfelben materiellen Grünben die Arbeiter ungemein national gesinnt sein fönnen; so in Nordamerika , besonders in Ralifornien. Die Chinesen arbeiten viel billiger, als die Amerikaner, Eng. lander, Deutsche , auch noch billiger wie die Irländer; sie brüden ben Lohn tief herab und schädigen somit die Lebenshaltung der übrigen Arbeiter auf das Empfindlichste. Da hört benn allerdings ber internationale Gebante auf und ber ationale Rampf und Unterbrüdungsgebante tritt in den Borbergrund.
Wie in Amerika , so steht es in Frankreich ; im füdlichen Theile dieses Landes find viele Italiener beschäftigt, bie weniger Bedürfniffe haben, als die Eingeborenen und beshalb für niedrigeren Lohn arbeiten. Da tommt
benn fast jedes Jahr zu ernsthaften Zusammenstößen, wobei Blut fließt und Menschenleben zum Opfer fallen. Seitdem in Deutschland die Löhne immer mehr herab gehen, hört man nicht mehr von der Ronkurrenz der italie.
Radiat serboten.
Insertionsgebühr
beträgt für die 4 gespaltete Betitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Bfennige Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 W Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Bimmerftraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
Expedition: Zimmerstraße 44.
nischen Arbeiter, benen trotz ihrer Bedürfnißlosigkeit Deutsch land nicht mehr lodenb genug erscheint, um dort ihre Ar beitskraft zu verwerthen. Nunmehr aber überschwemmen bie allerdings zum Reiche gehörigen in Posen, Westpreußen und Oberschlesien seßhafien Slaven das mittlere Deutschland und brüden dort die Löhne noch tiefer. Auch dort führt oft genug biefe Ronkurrenz zu wildem Streit.( Siehe unter Soziales und Arbeiterbewegung" die Korrespondenz aus der Provinz Sachsen .)
Man fieht aus allebem, daß trok der Internationalität, welche ein Grundprinzip der nach Arbeiterschutz und Erreichung einer besseren Lebenslage ringenden Arbeitern sein muß, die materiellen Interessen bestimmend auf die Arbeiter einwirken und nationale Rämpfe erzeugen.
Aber man fann es den einheimischen Arbeitern auch kaum zumuthen, daß sie einem allgemeinen idealen Prinzip zu Liebe sich von ausländischen Arbeitern unterbrüden lassen sollen. In diesem Sinne ist ja auch vorläufig noch auf 6 Jabre die Chinefenfrage in Nordamerika gelöst.
Aber man wird auch wohl thun, in allen Rulturlän bern bie Arbeiterfrage, den Kern und Mittelpunkt der sozialen Frage, im Auge zu behalten und vornehmlich haben auch die Arbetter selbst die Pflicht, alle Hebel in Bewegung zu feten, daß ihre wirthschaftliche Lage gebessert werbe. Gefchieht dies überall mit Ernst und Umsicht, schließen sich solchen Bestrebungen auch die gefeßgebenden Körper in den Kulturländern an, so wirb bie Beit herannahen, wo sich die internationalen mit ben nationalen Interessen überall verbinden.
Möge man alfo in allen Ländern eintreten für eine verständige Arbeiterschutzgesetzgebung und volksthümliche Sozialreform.
Dann wird es schon besser werden. Allgemeine Ar
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des Artikels der Verfaffer selbst nach der Broschüre des Herrn Frommer in einer ganzen Anzahl von Fällen einfach die Sozialdemokratie als Ursache des Scheiterns ber Gewinnbetbeiligungsversuche ansteht! Doch wir wollen hier noch einige Mittheilungen aus der Frommer'schen Broschüre hinzufügen, um zu zeigen, wie recht wir bei unserer legten Besprechung dieser bourgeoisen volts. wirthschaftlichen Verfuche hatfen. Auf Deutschland treffen nämlich von den 23 von Frommer geschilderten Gewinne betheiligungsfällen nur vier: 1) Die Fabrit für Bündbütchen, Jagd und Metallpatronen Braun u. Bloem in Düsseldorf ; Stefultate gut. 2) Chemische Fabrit von Scheurer Refiner zu Thann im Elfaß; Resultate weniger in höherem Fleiß, als in der auch zumeist beabsichtigten besseren Fesse lung der Arbeiter an das Etablissement be ftebend. 3) Sammet und Seidenfabrik H. vom Brud in Crefeld ; schlechte Resultate, theils wegen der zu sehr wechseln Den Konjunkturen dieses Gewerbebetriebes, theils wegen au geringer und mangelhafter Gewinnbetheiligung, deshalb Auf gabe des Versuchs. 4) Meffingwerte von W. Borchert in Berlin . Wirtung nur im geringeren Wechsel des Arbeiterpersonals, Fleiß und Sorgfalt der Arbeiter wurden nicht in erwarteter Weise gefteigert. Folge: Aufgeben der Gewinnbetbeiligung und Ersetzung derselben buro Gruppenallord und Quantumsprämien. Nicht weniger
als 10 Fälle treffen auf Baris; in fast allen werden günstige Resultate verzeichnet, meist Befferung des Fleißes und der Sorgfalt, mindesten 3 aber Fesselung der Ar. beiter an das Geschäft; wir nennen nur einige be lanntere: Allgemeine Versicherungsgesellschaft( Direktor Alfred de Courcy); Buchdruderet und Buchhandlung von A. Chair und Co.( mit ungefähr 1200 Arbeitern); Lithographie Büttner und Thierry; Bianofortefabril Bord u..- Und was sagten wir neulich: Die Gewinnbetheiligung der Arbeiter soll im Wesentlichen nur dazu dienen und dient auch in Wirklichkeit meist nur dazu, die Arbeiter an die betreffende Fabrit zu feffeln und zum Nugen des Unternehmers einen feften Stamm die Begeisterung der Arbeiterfreunde". Für solche Unter nehmungen der Rapitalisten vermögen wohl Dr. Böhmert und Dr. Mar Hirsch fich zu begeistern, die Sozialdemokraten wollen aber nichts von ihnen wissen.
beitslosigkeit und sogenannte Weltkrisen werden dann auf- alter Arbeiter für das Etablissement zu erziehen. Deshalb hören.
Politische Uebersicht.
Nochmals die Gewinnbetheiligung der Arbeiter. Bei Besprechung der auch von uns erwähnten Broschüre des Dr. Frommer über die Gewinnbetheiligung der Arbeiter ver fchmäht es selbst die Münchener Allgemeine Beitung", dieses Profefforenblatt, nicht, die Sozialdemokratie mit dieser Frage in fälschlicher Weise zu verquiden. Das Blatt meint, daß fich in dem Schatten der Forderung der Gewinnbetheiligung für demagogische Bwede beffer fechten laffe, daß die Sache jedoch nicht so realfitbar set, als fte von fojialdemokratischer Seite hingeftellt werde. Man fieht daraus, daß diejenigen Tages schriftsteller, auch in den solideren Beitungen, welche über Sozialpolitik schreiben, vorher sehr wenig lesen und lernen, font tönnten fie doch nicht berartige, oft widerlegte Irrthümer in die Welt seßen. Uebrigens wirkt es fomisch, daß im Laufe
Du dagegen hegen fönnteft, Paula, Freunde müssen in der Noth einander beiftehen, nun mögen die Herren beweisen, ob [ 40 fie Deine Freunde find."
Paula schwieg noch immer, aber der herbe, verächtliche Bug, ber ihre Mandwinkel umgab und immer schärfer her vortrat, ließ nur zu beutlich erkennen, daß sie nicht gesonnen war, seinem Wunsch zu willfahren.
Unb ber Baron sollte schon jetzt erfahren, daß er auf bie Freundschaft Werners keine Hoffnungen bauen durfte; er war faum in sein Simmer zurückgekehrt, als Herr von
bes Bornes überzog ihr Antlig. Die schöne Frau hatte fich haftig erhoben, die Röthe folche Opfer von meinen Freunden zu verlangen," fagte fie " Ich fühle mich Dir gegenüber nicht verpflichtet, mit scharfer Betonung,„ bie Bitte würde mich in ihren Bergau ihm angemeldet wurde. Augen erniebrigen. Was mich betrifft, so bleibt mir im
Mit lebhafter Freude ging er ihm entgegen, er wollte
werbe diesen Weg ohne 3ögern und Bedenken gehen Rothfalle ber Rüdweg zur Bühne noch immer offen, ich fofort ein Gabelfrühfüd befehlen, aber Werner lehnte ab. Ich fann nicht lange bleiben," sagte ber lettere, nur Thorheit, Paula, Du würdest Dich in Deinen Hoff nach Ihrem und Ihrer Frau Gemahlin Befinden wollte ich wagen bitter getäuscht finden. Deine Stimmmittel find mich erkundigen, bann muß ich Sie leider wieber ver aight jo glänzend, und eine Baronin Raven fann sich nicht laffen." glüdlich fühlen, wenn man fie nur als Stern zweiten ober
britten Ranges gelten lassen will."
Glaubst Du?" fragte fie verächtlich.„ Ich könnte barüber anders benken."
Stub Sie so viel beschäftigt?" scherzte Baron Raven. Meine Braut erwartet mich"
"
" Ach ja, verzeihen Sie, daß ich vergaß, Ihnen zu Ihrer Berlobung Glüd zu wünschen, wir haben sehr bebauert, baß
Aberlegen und dann wohl einsehen, daß dieser Schritt Thor
Bah, Du wirst Dir bas jebenfalls noch gründlich wir nicht hier waren
heit wäre. Also set so gut und erfülle meinen Wunsch,
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ich habe ben Freunden unsere Rückunft mitgetheilt, fie feines blonden Bartes. terben wohl schon heute kommen, um Dich zu begrüßen.
Der Baron drehte fichtbar verlegen an den Spigen Jawohl," erwiderte er achselzuckend, es war eine Diese Erklärung überhebt mich jeder weiteren Frage," Leider, leider, verehrter Freund; ich glaubte auf
Einige liebenswürdige Worte und ein bezauberndes Lächeln Thorheit, die ich nicht noch einmal begehen würde." werben Dir die Sache erleichtern."
Die Baronin schwieg, fie war an den Blumentisch ge fagte Werner sarkastisch.
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Der Getreidebau ist in Deutschland wenigftens nicht wetter surüdgegangen. So schreibt bie Kreuz Btg." in ihrer legten wirthschaftlichen Wochenüberficht, in der fte ben Sieg" der neuen Wirthschaftspolitit feiert. Bunächst bat die treuz Beitung" schon eingeräumt, daß die wesentliche Erweiterung, welche, wie im Jahre 1879 prophezeit wurde, der Getreidebau unter dem Schuße der Getreidesölle erfahren werde, nicht ein getreten ift. Dann aber beweift die neuefte offizielle Statiftit Der Ernteflächen in Deutschland , daß bis 1884 eine b nahme der mit Brodfrucht bestellten Ackerfläche gegen 1878 eingetreten ift. In legtei em Jahre, also vor der Einführung der Getreide ölle, waren 5910 150 Heftar mit Roggen bestellt, 1884 nur 5 831 362 Settar, also 118 788 Settar weniger. Die mit Welzen bebaute Fläche hat sich in demselben Beitraum
" Ich danke Ihnen."
" Es ist eben sehr unangenehm, wenn man seine Rapi talien so feft angelegt hat und sie nicht in jeber Stunde füffig machen kann, ich muß einige Sypothefforderungen tündigen und sechs Monate warten, bis ich bas Gelb er halte. Verkaufen kann man solche Forderungen nur schwer und auch dann noch mit großem Berlust, indessen, wie ge fagt, unter solchen Verhältnissen sehe ich meine ganze Hoff nung auf meine Freunde, die Rückzahlung ist ihnen ja ficher."
Der Blid Werners ruhte lauernd auf dem Antlig bes Barons, Spott und Hohn zuckten um seine Lippen.
Ich fürchte nur, daß diese Hilfsquellen auch schon erschöpft ftab," sagte er fühl, aber Sie müssen bas ja besser wissen. Ihre Frau Gemahlin befindet sich hoffent lich wohl"
" Ich danke Ihnen, wenn Sie ihr die Ehre erzeigen wollen, fich persönlich zu überzeugen-"
Seht nicht, mir fehlt leiber die 3eit, Sie haben wohl die Güte, mich zu entschuldigen. Vielleicht finde ich morgen eine ruhige Stunde, Sie glauben nicht, wie sehr bie Fa milie meiner Braut mich in Anspruch nimmt."
Werner war, während er bas sagte, von seinem Sit aufgestanden, mit einer zeremoniellen Verbeugung nahm er Abschieb, und betroffen blickte der Baron ihm nach.
Der erinnert sich auch nicht mehr jener Beit, in ber er felbft auf den Großmuth seiner Freunde angewiesen war," brummte Herr v. Raven ärgerlich, ich glaube, wir dürfen auf seine Hilfe nicht rechnen."
Die Stimmung ber Baronin wurde baburch, daß
nicht gelten, hatte er ihr boch deutlich zu verstehen gegeben, und habe sie nun nur noch vermehrt. Solche Enttäuschung Aufwartung zu machen, nicht gebeffert. Sie mußte baraus Was sollte fie ihm auch erwidern? Gründe ließ er diesem Wege mich aus drückenden Verlegenheiten zu befreien baß er fogar ihre Ehre ohne Bedenken seinen Leidenschaften ist bitter
opfern tönnte.
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Sie hätten Sie voraussehen können!"
entnehmen, daß der Freund gut unterrichtet war und jeder weiteren Bitte um ein Darlehen aus dem Wege gehen " Doch nicht, ich würde ja in dieſem Falle nicht zu bem wollte, unb fonnte sie ihm bas auch nicht verargen,
leben bitten," nahm er noch einmal das Wort, und es schien verzweifelten Mittel gegriffen haben! Meine arme Frau ist so fand fie doch in seinem Benehmen eme beleidigende faft, als ob er das Bedürfniß fühle, fich seiner Frau gegen untiößlich, fie hat mir Vorwürfe genug gemacht, aber das Mißachtung.
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abschlägige Antwort geben tönnte, und dem möchte ich mich ich flüger sein. Ich hoffe, aufrichtig gesagt, einen Freund unterlag für fie feinem 3weifel, bie 3errüttung ihrer finan zu entschuldigen, aber ich fürchte, daß er mir eine burch wird nichts geändert und gebeffert, in 3utunft werbe
nicht aussehen. Ich wüßte aber auch nicht, welche Bedenken zu finden, ber
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barf ich Ihnen eine Sigarre anbieten?"
Daß die übrigen Freunde feinem Beispiel folgen würden, ziellen Verhältnisse mußte ja in den nächsten Tagen ruchbar