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Freitag, den 10. September 1886.
ill. Jahrg
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
Das„ Berliner Volksblatt"
beint täglich Borgens außer nach Sonn- und Fefttagen. Abonnementspreis für Berlin fret l's baus viertelfabrit 4 Wait, monatli 1,35 Mart, wöchentlich 85 Bf. Boftabonnement Marl. Einzelne Rummer 5 B. Sonntags- Nummer mit ber illuftrirten Bellage 10 Bf. ( Eingetragen in der Botzeitungspreisliste für 1886 unter z. 789.)
Insertionsgebühr
beträgt für die 4 gespaltete Betitzeile oder deren Raum 40 Pf. Arbeitsmarkt 10 Pfennige Bei größeren Nufträgen hoher Rabatt nach Uebereinfunft. Inserate werden bis 4 Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Bimmerftraße 44, sowie von allen Innenren Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen.
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Redaktion: Beuthstraße 2.
Expedition: Zimmerstraße 44.
Die plötzliche Einberufung des Reichstags und die auswärtige Politik des Deutſchen Reiches würde Reichstag biskreditiet, ja ber Barlamentarismus wird burd
Stille
bat in allen politischen Kreisen Ueberraschung hervorgerufen. Als die Nachricht von der Einberufung zuerst auftauchte, glaubte man vielfach, daß es sich um ein neues, in aller ausgearbeitetes Branntweinsteuerprojekt handele, boch bat biefe Ansicht gar keine Berechtigung mehr, da die Ein berufung schon auf den 16. bs. Mts. zu einer außer ordentligen, fargen Session ein Eintreten in bie Behandlung einer Steuervorlage unmöglich macht.
Würde hingegen die ordentliche dritte Seffion des Reichs tags am 16. b. M. ihren Anfang nehmen, so könnte man annehmen, daß nach furzer Berathung der Verlängerung bes deutsch - fpanischen Handelsvertrages, bie erfie Berathung der geheimnisvollen Schnapssteuervorlage stattfinden könnte, wor auf der Reichstag , nachdem die Vorlage an eine Rommission verwiesen worden wäre, fish auf einige Wochen vertagen
tönnte.
Doch wir glauben, daß biesmal ausnahms ife bie offiziöfen Blätter teine unwahrheit ge fagt haben, als sie die Mittheilung brachten, baß bie derbündeten Regierungen dem gegenwärtigen Reichs. tage teine weitere Branntweinsteuervorlage machen würden. Demnach würden also doch die nächsten Reichstags wahlen im Beichen des Schrapses stattfinden, da eine 3uRimmung zur Berlängerung bes Militärfeptennats seitens bes Reichstages außer Zweifel steht und auch die bulgarische Romödie bann längst in Vergessenheit gerathen fein wird, gebauf bie nächstjährigen Wahlen ausübt. wenigftens so weit, baß fie feine besondere Einwirkung mehr
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längerung bes spanischen Handelsvertrages, ber ja an fic Deshalb ftab wir der Meinung, daß neben der Ber beutschen Reichtregierung in die Debatte zu sieben, bie ganzen Verhandlungen in der nächsten kurzen Seffion sich nur noch um die bulgarische Frage brehen werden, um fo mehr, da es der Regierung wünschenswerth erscheint, diese Angelegenheit so schnell als möglich zu erledigen und von der Bildfläche verschwinden zu lassen.
Wenngleich Fürst Bismard sich hat frant melden lassen, fo bürfte der vielgenannte Vizekanzler, Herr von Bötticher, anz der Mann bazu sein, in seiner anbiedernden Weise Sem beutschen Reichstage alles bas zu sagen, was er von der auswärtigen Politik wissen soll.
In acht Tagen fönnten dann die Reichsboten wieder bas Bünbel schnüren und zu ihren„ heimischen Ossen", so weit fie welche befißen, zurücklehren.
Uus erscheint es höchst überflüssig, daß solcher Ver
Berlängerung des spanischen Handelsvertrages hatte 3eit bei der Etatberathung beffer besprochen werden können, als beim spanischen Handelsvertrag, mit dem fie in viel loserem 3ufammenhang feht. Man sieht daraus und aus dem oben angegebenen Grunde, daß der Regierung die Besprechung ber bulgarischen Frage jest lieber ift, als später und es dürfte fomit dieselbe doch wohl in einigem 3usammenhange mit ber schleunigen Berufung des Reichstags stehen.
Rönnte man der Nordb. Allg. 3tg." Glauben schenken, dann allerdings würde man noch zu einem anderen Schluffe
tommen.
So wird der Parlamentarismus durch einen mürben den Parlamentarismus, wie dies Mancher im Deutschen Reich wünscht, tobt gemacht.
Wenn der Deutsche Reichstag selbst teine größere i derstandskraft entwidelt, wie er dies bei ben meisten Fragen bislang gethan hat, so dürften solche Wünsche leider in Ep füllung gehen.
Politische Uebersicht.
Der vierte allgemeine deutsche Handwerfertag in Röfen bot wiederum das alte Bild, daß man von solchen Ver fammlungen gewöhnt ist. Die Meister verlangen für fich alle nur bentbaren Vorrechte und Begünstigungen, für die Arbeiter aber haben sie nichts als Arbeitsbücher und polizeiliche Ein fchränkungen in Vorschlag zu bringen. Der Tischlermeister
Als nämlich vor einigen Jahren der spanische Handels vertrag abgeschlossen und dem Reichstag die nöthige Borlage bazu gemacht werden mußte, da erhoben fich offiziöse Stimmen, mit der Meinung, daß der Abschluß vollzogen und bie Genehmigung nachträglich in der ordentlichen Herbfeffion offmann ging in feinem Verständnis für unsere fostale Lage eingefordert werden könnte. Dagegen aber erklärte fich die ganze oppofitionelle Preffe, weil eine derartige Maßnahme gegen die Verfassung verstoße. Mag sein! Derartige fleine Verfassungsbrüchschen sind aber bei gegenseitigem Einvernehmen wohl keine Seltenheit.
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foweit, die Arbeitsbücher als beilmittel für alle Schäden der Gegenwart zu empfehlen, und zu den Schäden rechnete er natürlich in erster Linie bie Umtriebe der Sozialdemokratie". Da legtere durch bloße Eintragung des Eintritis in die Werk ftätte und des Wiederaustritts jedenfalls nicht bekämpft wird, fo lann man fich vorstellen, was Herr Hoffmann alles im Arbeitsbuh verzeichnet haben will, und was auf die Verfiche rungen der anderen Rebner zu geben ist, daß durch die obli gatorische Legitimation" nur der Buchthäusle und der mit
einer elelbaften Strantheit Behaftete von einem
werden
Nun aber scheint man seitens der Regierung Revanche nehmen zu wollen. Fast die ganze Oppofitionspresse erflärt, erflärt, baß die Einberufung des Reichstages wegen der Verlängerung bes spanischen Handelsvertrages überflüffig sei und stellt eine ane landslose nachträgliche Genehmigung in Aussicht. Lag aber seiner Zeit bei der Abfließung des HanDelsvertrags bei nicht rechtzeitiger Einholung der Geneh migung des Reichstags ein Verfassungsbruch vor, dann ist unter berfelben Voraussetzung bei der Verlängerung bes Vertrags ber gleiche Verfassungsbruch vorhanden. Die Regierung hat also in dieser Bestehung recht. Sie geht Meifter. D. R. ) bie fosialdemokratische Agitation auf bie allerdings von dem alten bösen Bibelspruch aus: Auge um Auge, Sahn um 3ahn!"- ben man belannilich ins moderne übersetzt mit:" Hauft Du meinen Juden, so hau' ich Deinen Juden!"
Wir erinnern uns übrigens auch noch des schönen Wortes, welches vor einiger Zeit durch die Presse ging und welches auf das Mürbemachen bes Reichstages hinauslief.
In der Sonnengluth wurde die letzte Sitzung bes Reichstags geschlossen, mürbe sind gewiß jest schon bei der Hundtagshiße die meisten Abgeordneten geworben und wenn bas Wetter noch einige Tage so bleibt, wie jetzt, dann wird auch die erste nächste Reichstagsfihung in der Sonnengluth eröffnet. Mürbe wird der Reichstag dann schon werden!
handlungen halber die Abgeordneten schon wieder nach Beschlußunfähig auch! Beschlußunfähig, wie er in Berlin zufammengetrommelt werden; die Genehmigung der der legten Seffion wochen, ja monatelang war.
ingrad verboten
Maschens.
Feuilleton.
Spuren im Sande.
Roman von Ewald August König.
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ärgerlich, man gestattet mir nicht, die Pflichten der Freund schaft zu erfüllen, das ist beleidigend für mich."
"
Eine Beleidigung fönnen Sie barin nicht finden," fagte Bretchen, ich stehe dem Onkel räher-"
Werner schüttelte unwillig das Haupt, sein Blid ruhte wieder fragend erwartungsvoll auf dem Antlig des zürnen, liebes Fräulein, ich war vor Jahren ber treuefte
mir erflären, mein Fräulein?" Das begreife ich nicht," sagte er. Rönnen Sie es " Fordern Sie eine weitere Erklärung, so kann ich sie Meine Nichte ist glüd.
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Das bestreite ich ja nicht, mein Fräulein, aber nimmt er auch Ihr Anerbieten an, so ist das immer noch fein Grund, bas meinige zurückzuweifen. Ich tönnte auch Ihnen Freund Ihres Dafels, und als Freund betrat ich nach meiner Radlehr von drüben dieses 3immer. Ich war ent schloffen, ihm diese Freundschaft zu bewahren, und doch stieß ich hier auf ein Mißtrauen, bas mich tief verlegen mußte. Die ernsten Worte, die ich sprach, erinnerten Sie an eine Stimme, die Sie in jener Nacht, in der Ihr Vater
Lige Braut eines rechtschaffenen Mannes, durch beffen Stellung farb, gehört haben wollen."
eine völlig forgenfreie Existenz gesichert wird. Alle berniffe und Schwierigkeiten sind beseitigt, Gretchen
fann
gegen feben.
bas
enblich einer sonnigen 3ukunft mit Zuversicht ents
empfinden."
Nun hat sie mir für ben Rest meines Lebens
annehmen, ohne ein beschämendes Gefühl dabei zu
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Wer fagte Ihnen das, Herr Baron?" fragte Grechen bestürzt. Ihr Onkel und ich bin ihm dankbar für seine Offer Sie haben wohl nicht bebacht, wie schwer
heit.
ein Ayl angeboten und aus ihrer Hand tann und darf wiegend ihre Behauptung unter gewissen Umständen wer
Und
meine
Pflicht ist es, dem guten Onkel, der mir
Pflicht barf niemand mir vorkommen."
ben tönnte? Sie waren bamals noch ein Kind, und wenn es auch nach meinem Dafürhalten unbenkbar ist, daß jene Stimme fich Ihrem Gedächtniß so scharf eingeprägt haben
ein zweiter Bater war, das Leben so angenehm zu gestalten, foll, so fönnte Ihre Behauptung nichtsbestoweniger einem wie ich es vermag," fagte Gretchen; in der Erfüllung dieser Polizeifpion Veranlassung geben, mir Unannehmlichkeiten zu
Ich will das alles zugeben und mich freut es herzlich,
bereiten."
Gretchen hatte verwirrt_ben Blid niedergeschlagen,
daß die Verhältnisse sich hier so günftig geftaltet," entgeg fo ficher fie auch in ihrer Behauptung war, fehlte ihr Meie Berner, aber wird Ihr fünftiger Gatte"
eine
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,, Er ist ganz mit mir einverstanden!"
Dennoch würde mein Jahrgehalt bem alten Herrn
boch der Muth, fie diefem Manne gegenüber aufrecht zu halten.
" Ich habe das nicht gewollt," fagte fie, und ich wüßte auch nicht, wie ein Polizeispion Kenntniß bavon erhalten follte. Große Aehnlichkeit hatte Ihre Stimme mit der, bie Aber Sie föanen und dürfen doch nicht behaupten,
ständigen Menschen unterschieden folle. E giebt für unsere Unternehmer viel wichtigere Unterschiede und diese will man durch das Arbeitsbuch feststellen! Eine längere Debatte veranlaßle auch die Stellung der Jnnungen zu ten Fachvereinen der Gefellen. Sämmtliche Rebner be zeichneten die Fachpereine der Gefellen als Brutstätten fojial Demokratischer Umtriebe. J: ber Handwerksmeister wiffe aber, wie sehr schädigend( d. b. schädigend für den Beutel der Arbeitsverhältniffe wl.te. Auf Antrag des Bädermeisters v. d. Smißen( Ditensen) gelangte folgende Resolution zur Annahme: Der Handwerkertag erklärt die Fachoereine und thre Tendens als entschieden schädigend für die Serbeiführung befferer Berhältnisse zwischen Meifter und Gefellen, er erachtet daher eine verfchärfte Beaufsichtigung der
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bringend nothwendig. Das ist alles, was die sünftigen Meister den Arbeitern zu bieten haben. Hoffentlich werden fle es letteren nicht verdenfen, wenn fle jedes Busammentagen mit ihnen in Jnnungsausschüssen und bet ähnlichen Gelegen beiten ablebnen. Ein Busammenarbeiten sept voraus, daß beide Theile fich gegenseitig achten, und die Meifter haben von neuem bewiesen, daß ihnen die Arbeiter nichts find als recht lofe Gegenstände zur Ausnutung. Bei einer solchen Be finnung ist feine Berständigung und fein Busammengehen möglich. Und wenn die Meifter noch so sehr darüber jammern, daß die Kluft zwischen ihnen und den Gefellen fich mehr und
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Und wer follte mich auffordern, diefen Beweis gu führen?" fragte das Mädchen. Ich lege ja felbst keinen Werth auf diese Benauptung."
Dann begreife ich nicht, daß Sie biefelbe ausge sprochen haben. Ein Wort ist rasch gefagt und später läßt es fich nicht mehr zurücknehmen. Sie haben das vielleicht noch nicht erfahren, aber fragen Sie Ihren Dakel, er wird mir beipflichten. Es ist ja ganz unmöglich, daß Sie in jener Nacht meine Stimme gehö.t haben wollen, ich befuchte nur einmal Ihren Vater, und erinnere mich nicht, Sie bek dieser Gelegenheit gefehen zu haben."
Die Wangen des Mädchens waren abwechselnd roth und wieder blaß geworden.
Du hättest davon feinen Gebrauch machen sollen, Onkel," wandte fie fih in vorwurfsvollem Tone zu bem alten Manne, der sich mit feiner Silbe bei dieser Unter rebung betheiligt hatte, es war ja nur eine Vermuthung, die ich äußerte."
Werner hatte sich erhobin, sein Gesicht zeigte einen fiafteren, brohenden Ausbrud.
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Und was bezwedte biese Vermutbung?" fragte er. Nichts," erwiderte Gretchen, die Oberlippe troßig auf werfend, eine solche Vermuthung erhält erst dann Bebeu inng, wenn sie bekämpft wird."
Was wollen Sie damit sagen?"
" Daß es mich befcemden muß, wenn Sie so großes Gewicht auf diese Vermuthung legen."
" Nicht die Vermuthung felbst, sondern ihre möglichen Folgen Beenben wir diesen unerquidlichen Wortftreit," fiel Schimmel ein, ber ja ganz zvedlos ist! Sie wollen fchon wieber gehen, Baron Was soll ich noch hier? Die Hoffnungen, mit denen ich tam, erfüllen sich nicht, meine Freundschaft wird zurüde gewiesenPlaubern wir von anderen Dingen, nehmen Sie wieber Plaz Dazu fehlt mir heute bie Beit, meine Braut erwartet weisen kann, in dem vorliegenden Falle aber einen Beweis mich; wir finden wohl später einmal eine ruhige Stumbe, in der wir uns der vergangenen 3eit erinnern tönnen
Alter fich bewahren soll." wiffen, was ich zu thun und zu lassen habe," sagte ber Na, was diesen Punkt anbelangt, so werde ich schon ich in jener Nacht hörte Souffleur, mit der Hand über bas table Haupt fahrend, daß es dieselbe war," fiel Werner ihr mit scharfer Beto ba teb' ich, ein entlaubter Stamm, aber fo viele Siürme nung in die Nebe. Man darf nur das behaupten, was auch über mich hinweggebraut sind, ben Kopf beuge ich man mit Sicherheit weiß und, wenn es gefordert wird, be " So habe ich bas Meinige gethan," erwiderte Werner zu führen, würbe Ihnen ganz unmöglich sein."