ben und als der König von Hannover farb, blieb der Reptilienfonds fortbestehen, obwohl er doch angeblich nur gegen Diese gegründet worden ist. Den einzigen Herzog von Cumber land zu bekämpfen, bedarf es nicht der Hunderttausende von Thalern in Jahr. Aber es ist überflüssig, weiter von einer Swedbestimmung zu reden, welche langft offen zu Tage liegt. Was jedoch die Reptile selbst anbetrifft, so bilden dieselben ein Reich von mannigfachsten Arten.

Sie unterscheiden sich schon äußerlich der Größe nach. Da haben wir größte, große, ziemlich große, fleine und fleinfte( Reptilia maxima, magna, grandicula, parva et parvula). Die größten und großen befinden sich in der Hauptstadt des Reichs und in deffen sämmtlichen größern Städten; aber unmittelbar neben ihnen gedeihen auch ziemlich große, die in Lage und Voltsblättern ihr Wesen treiben und mehr in den untern Schichten arbeiten. Den Kleinen und Kleinsten begegnet man in Dörfern und zwar bis ins Gebirge binauf und bis an die Grenzen des Tieflandes. Wer sich auf ihre Bangart verfteht, findet fte noch auf der schwäbischen Alp, im Speffart, im Riefengebirge, felbft an der Lüneburger Haide und bei den Raffuben.

Mehr innerlich unterscheidet man felnere und gemeinere ( nobiia et vilia). Die Feinsten schwimmen in der Norddeute fben Sillgemeinen Beltung", schon etwas weniger feine in der Boft" und so geht es in Abstufungen herunter bis zur Ba blichen Landeszeitung". Manamal aber auch, wenn der Brod Tampf besonders heftig ist, verschwinden die Unterschiede und man fann fie dann in diesem Zustande sämmtlich als gleiche und gemeinschaftliche( aequalia seu communia) be. aeichnen,

Uebrigens find fie einander wieder barin ungleich, daß die einen vom Reptilienfonds vollkommen ernährt werden, die andern nur ab und zu Rationen erhalten, welche je nach den Leistungen von verschiedener Größe find. Jene baben ihren Wohnfig in den eigentlichen Regierungsblättern, diese in Bei tungen, welche aweideutigen Eigenthümern over ftiengesell schaften gehören, in Telegraphen Agenturen und Korrespondenz bureaur. Begreiflicher Weise seben die erfteren auf die let teren mit Stoly berab und nennen fte unter fich Bwitter ( hermaphroditi). während binwieber legtere bie erfteren, weil diefe in größerem Beutebefis find, als Räuber( praedones) und menn fie in Hafenstädten leben, als Seeräuber( praedones maritimi) bezeichnen.

Sodann find die Einen binnenländische und die Andern auswärtige und es thellen fich die auswärtigen auffälliger Weise in einheimische und frembe( inquilina et peregrina sen exotica, endogenia et exogenia). Die Ber mischung ihrer zoologischen Funttionen ettiärt fich so: es giebt Arten, welche ausschließlich im Reiche thätig find( die tinnenländischen), sowie Antere, welche das Urtheil der Breffe des Auslandes zu modeln haben( die auswärtigen) uno theils geichiebt dieses nun butch Reptile von Deutsch land aus direft( einheimische), ober es geschieht durch im Aus land lebende Reptile ausländischer blunft( frembe). Am intereffantesten find Diejenigen, welche die Forscher unier dem wiffenichaftlichen Ramen endogenia begreifen. Dieselben haben thr Lager in Berlir, unternehmen aber von dort aus große Wanderungen. Sie schwimmen durch die Spree ins Meer und in alle Flüsse, so bitspielsweise durch den Rhein in die Mare und bis in die Limmat herauf. Auch den Größten unter thnen werben solche Reisen dadurch möglich, daß fie fich unter wegs nach Bedürfniß zu verengen wiffen; in der Limmat angelommen, bläben fte fi aber auf und nehmen sofort bie Berliner Maßgröße wieder an.

Selbft in London , Wien , Rom und in entfernteren Städten wirken die auswärtigen Reptile, und die binnenländischen verkünden dann die Thaten berselben, obwohl diese vom gleichen Bentralpunkt aus bestellt waren, als selbständige und freie.

Roch sei eine Varietät genannt, welche selten beschrieben, aber höchst merkwürdig ist, nämlich das Rorrettor Steptil( Reptile corrector). Daffelbe pflegt in die Nedal tionsaimmer der Oppofitions preffe einzubringen; es meldet fich bort, spricht von Freiheit und Gleichheit, von Barriladen tampfen und stellt sich von der Regierung als verfolgt dar. Biebt man ibm mitleibig eine Rorrettorstelle, so perluftritt es Die Handschriften, schnüffelt nach deren Verfassern und schleicht fich mit ihren Namen bei Nacht auf die Bolizet. Wird es enblich erkannt und ausgetrieben, so giebt ihm der Reptilien fonds wieder eine Anstellung im Innern Dienst.

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Freilich ist die spezielle Boologie der Reptilien wir müffen es gefteben noch nicht genügend durchforscht. Man Tann dieses Gebiet bem bunteln Rontinent" vergleichen, ber auch nur langsam aufgebellt wird. Der allgemeine Zbeil bin. agen ist schon beffer bekannt; die Eigenschaften der Reptilien, Bau, Ernährung, Verdauung und Probuftion berselben find manchem Zoologen vertraut geworden, und gerade anläßlich der bulgarijchen Arifts fonnten frühere Erfahrungen experi mentell aufs Beste bestätigt werden. Es zeigte fich dabei, daß Die Thaitgleit der Reptilien nur zunimmt, wenn fie in der Nahrung verfürat roerben; feit der beifisch naffauische Thell

nur ein Leichtes fein würde, durch meiner Hände Arbeit in ber neuen Heimaih so viel zu verbienen, um es wieder eins löfen zu tönnen. In allebem, meine geliebte Elfe, habe ich mich bitter getäuscht, und ich würde mich eines neuen, schweren Unrechts gegen Dich schuldig machen, wenn ich Dir jgt noch etwas verheimlichen oder doch über den traurigen Ernst us ferer Lage hinwegtäuschen wollte. So wenig, als ich voz brei Tagen den Diebstahl der Handtasche anzeigen durfte, wenn ich uns nicht selbst verrathen wollte, so wenig fonnte ich es wagen, hier mit dem werthvollen Schmud ffen zu Tbge zu treten. Ich will Dich nicht betrüben durch eine ausführliche Schilderung der Leiben , die ich an diesem Nach mittag auszustehen hatte, wo es sich unserer zwingenden Noth lage und Deiner Eitrantung wegen für mich darum handelte, Gelb zu erlangen um jeden Preis. Genug, baß man über all eine Legitimation von mir verlangte, da ich nicht erweisen fonnte, baß feiner meinen einfachen Verfuchungen Glauben schenken wollte, und daß man mir mehr als einmal fast ins Gesicht hinein fagte, ich sei ein Dieb und ein Betrüger!"

Elfe begann wieder leise vor sich hin zu weinen; aber er lehnte ihr Röpfchen an seine Schulter und fuhr mit weicher Bitte fort:

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Weine nicht, mein geliebtes Leben, denn das Alles ist jetzt überstanden, und ich mürbe es mit Freuden auf mich genommen haben, ohne Dich je durch eine Erzählung bavon zu betrüben, wenn ich wenigstens jetzt die Gewißheit erlangt hätte, daß Deine Zukunft gesichert sei. Aber das ist leber nicht der Fall. Ich habe ben Schmud nicht ver pfänden können, und habe mich schließlich, well ich nicht mit leeren Händen zurückkommen durfte, gezwungen ges sehen, ihn für eine unverhältnißmäßig fleine Summe zu veräußern. Dieser Betrag macht jest unfern ganzen Reich thum aus und er wird faum ausreichend fein, uns bie Flucht über ben Ozean zu ermöglichen. Selbst im aller günstigsten Falle fann er uns faum über die Bedürfniffe ber ersten Wochen in dem fremden Bande hinweghelfen; und wenn ber leßte Thaler dahin ist, befize ich nichts

mehr, als meine beisen Arme, um Dein und mein Dafein weiter zu fristen. Das würde hier vielleicht genügen, aber

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aus der Krippe verschwunden, beißen und beulen fie noch Bärler. Aber besonders hübse war es, bei dem genannten Anlaffe die harmonische Gliederung des gesammten Reptilien reichs zu beobachten. Die Reptile thun nämlich genau das, fte öffnen ihr Gebiß, bewegen die Lungen und schwingen die Schwänze genau so, wie ber Berliner Baichzettel" es vor schreibt. Dhne den Waschzettel zu befsen, tönnen fie thren Verpflichtungen nicht einmal obliegen. So fam es denn, daß bei der Bertreibung des Fürsten alegander die Norddeutsche Allgemeine Beitung", die Rölnische Beitung" und die Straß burger Bof" juft fchreiben fonnten, was die deutsche Diplo burger Poft" juft schreiben fonnten, was die deutsche Diplo matie wünschte, weil ihre Reptile den Waschzettel schon er­halten hatten, die Augsburger bendzeitung", die„ Mal­hauser Beitung" und viele andere aber zuerst für den Bulgaren fürsten Theil nahmen, weil ihren Reptilen der Waschzettel noch nicht zugefommen war, so taß fie einen Tag nachher, deffelben anfichtig, alle ihre früheren Urtheile zurüd nehmen mußten. Für die besondere Stellung der oben erwähnten Battung hermaphroditus im Thierreiche lieferte das Frankfurter Journal" ein charatteriftliches Beispiel; man las Dort ungefähr: Alegander verdiente eigentlich Rönig zu wer den; freuen wir uns aber auch, daß unser berühmte Reichs tangler in dieser Frage seinem Lorbeer wieder ein neues Blatt eingereiht hat."

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Eines jedoch dürfen wir am wenigften vergeffen, was teine andere Thiergattung mit den Reptilien aemein hat: welches auch ihre Größe, Herkunft und sonstige Natur set, immer ift tbr Darmlanal von genau derselben Länge und war von der Länge des Waschzettels. Sie verdauen ihr Bensum mit der Länge des Waschzettels. Sie verbauen ihr Bensum mit der gleichen wunderbaren Erakiheit.

Politische Uebersicht.

8ur sogenannten Obftrutttonstatiit der Arbeiter­vertreter im Retastage bemerkt die Berl Cour." sehr vernünftig: Die Mehrheit der Mitglieder unferer gefeggebenden Versammlung hat für nothwendig befunden, die sozialdemo tiatische Partei in einen Ausnahmezustand zu versezen, die Regierung hat es für ihre Pflicht gehalten, ihre Bolizeibeamten Regierung hat es für ihre Pflicht gehalten, ihre Bolizeibeamten auf die Fersen der sozialdemokratischen Führer zu beften, und bafür muß iegt die Gesammiheit der gesesgebenden Körper schaft, müffen die Vertreter der verbündeten Regierungen in Berlin aus balten, weil die sozialdemokratischen Abgeordneten in Berlin fich ungehört unterhalten wollen. Es ist das eine Art der Bergeltung, welche bes fomischen Beigefchmads nicht entbehrt. An diese Konsequenz des Sosialistengefeges hat man wohl nicht gedacht, als man baffelbe erließ, und diese Konse quens ift ganz gewig die leste nicht. Die Sosialdemokraten boffen, bei den nächsten Wahlen ihre Bahl erheblich vermehrt au sehen, und diese Hoffnung ist wohl teine ganz ungerecht fertigte. Fürst Bismart bat den Sozialdemokraten bereitwillig ein brittes Dugend von Mandaten gegönnt. Dann brauchen fie auch nicht mehr nach Unterschriften haufiren zu geben, wenn fte eine Interpellation einbringen wollen, und fte find in der Lage, fo oft es ihnen beliebt, Debatten berbeizuführen, für welche fte das Thema bestimmen. Sollte es ben Herren dann in Berlin länger als fünf Tage gefallen, fo brauchen fie ihrem Wunsche nur Ausdrud zu geben, und der Her Reichslangler muß wohl oder übel den Wunsch erfüllen. Doch laffen wir diese Zukunftsbilder und begnügen wir uns mit dem, was thatsächliche Wahrheit ist: der Reichstag muß seine Seffton verlängern, damit die Sozialdemokraten unge ftört fonferiren tönnen!" Und die Bresl. Mgatg." charakterifirt die Lage noch treffender: Als das Ausnahmegefes aut geheißen wurde, lautete die Parole: Der Reichstag gegen Baul Ginger. Jest nimmt er feine Revanche: Baul Singer gegen den Reichstag und diesmal ift er Sieger geblieben." Der Abg. afen clever benutte übrigens am Sonnabend im Seniorenfondent die Gelegenheit, um das Verfahren der Partei am Donnerstag näher zu begründen. Den fojialdemokratischen Führern biete das Beisammensein bes Reichstaas die einzige legale Möglichkeit, mit einander zu fon feriren. Ueberall fonft verbiete man ihre Busammenkünfte, über wache fie durch Detektivs, und außerdem llefen fie Gefahr, wegen geheimer Berbindung" unter Anllage gestellt zu werden. Unter solchen Umständen lönne man es ihnen nicht verdenken, wenn fie die geschäftsordnungsmäßig zulässigen Mittel an wendeten, der Geifton eine Dauer von mehreren Tagen auzu geben. Diejenigen Kollegen, welche gegen das Gozialistengest geftimmt, bedaure er, aber die Anderen ernteten nur, was fie Die Abgeordneten Ridert und Marqardsen gefäet baben. fprachen sich hierauf alemitch übereinstimmend babin aus, daß Diese Erklärung ihnen eine gewiffe Befriedigung gewähre und daß fie unter dem angeführten Gefichtspuntte für das Ber balten der Sozialdemokraten Berständnis hällen.

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Sozialistises. Ausgewiesen, well läfig" gefallen, wurde in Flensburg der Webergeselle Jens Andreas Höjer, wurde in Flensburg der Webergeselle Jens Andreas Höjer, Bergangene Woche geb. 1832 in Fanerlund bei Kolding. - Bergangene Woche wurde in Sachen des Nagelschmieds Schlichting aus Schles weg, welcher im Flensburger Landgericht als Unter fuchungsgefangener untergebracht ift, der Schneider M. als

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ich weiß fehr wohl, daß faft in allen überfeeischen Ländern eine Ueberfülle von Arbeitskräften vorhanden ist und daß selbst beim redlichsten Willen für ben neuen Anfömmling oft Monate vergeben lönnen, ehe er in der Lage ist, sich fümmerlich sein Brob zu verdienen. Würde ich mich nun nicht eines Verbrechens schuldig machen, wenn ich Dich, meine theure Eife, allen Schredniffen einer so ungewiffen Lage aussehen, Dich viel leicht bem gewissen Elend entgegenführen wollte? Nein, mein Lieb, bas darf nicht geschehen, wenn ich mich nicht felbft als einen Nichtswürdigen und Erbärmlichen ver. wünschen soll, und wenn mir auch das Herz dabei blutet, wenn ich auch in dieser Stunde noch nicht weiß, wie ich ist ein Leben ohne Dich ertragen soll, so i es doch meine Pflicht, Dir den Vorschlag einer Rüdlehr zu Deinem Bater und einer Einwilligung in seine Absichten zu machen."

Er hatte die letzten Worte nur noch mit furchtbarer Anstrengung hervorbringen lönnen, und seine Stimme ver­fagte ihm, als würde sie von Thränen erftit. Das junge Mäbchen aber fah ihn mit weit geöffneten, entfesten Augen Mädchen aber fah ihn mit weit geöffnetes, entfesten Augen an, wie Jemand, der aus einem fürchterlichen Traume emporfährt und noch nicht weiß, ob es Weiblichkeit oder nur ein Wahngebilde feiner Phantafie gewesen, daß ihn mit Schauern bes Schreckens erfüllt hat.

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Wie? Du wollteft mich aufgeben ,?" flüsterte fie endlich mit tonlofer Stimme, Du wollte mich ver Roßen? Und womit habe ich eine so schredliche Strafe verdient?"

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Beuge vornommen, um u. A. die Frage au beantworfen, ob Schl. der Führer der Sozialdemokraten in Schleswig sei, oder ob er Expedient des Büricher Sozialdemolcat" fei, welche der Beuge jedoch sämmtlich verneinen mußte, da er banon leine Renntnis hatte.- Das Epionagesystem der Dresdener Bolizei gegenüber den Sozialbemotraten nimmt eine Gestalt an, bie in weiteften Kreisen schärffte Mißbilligung finden wird. Der Abg. Singer hat nach dem Beil. Cour." vorige Woche in Dresden seinen Wohnfis genommen. Wenige Tage danach erschienen bei seiner Wirthin ein Polizeifommiffär und ein Kris minalpolisift, belde in Bioil, und examinirten die Wirthin, ob fie auch wifi, wer ihr Loaie herr set. Derselbe set ein sehe gefährlicher Denich, ein arger Wühler, der streng überwacht werd n müsse. Die Wirihin möge aufpassen, was Singer thue und treibe, welche Besuche er empfange u. f. w., die Polizei werde von Belt zu Zeit nachfragen und fich von ihr, der Wirthin, Bericht esftatten laffen, doch solle fle Singer gegenüber das strengste Schweigen beobachten. Ein täalid erfdeinendes Arbeiterblatt werden vom 1. Dltober ab Mannheim und Ludwigshafen befigen. Daffelbe führt den Titel Pionier, Südwestdeutsche Volls Beitung". Als verantwort Itcher Redakteur, Druder und Verleger zeichnet J. Billig, Mannheim . Jn Augsburg ist wieder ein Sozialtfien prozeß in Sicht. Derselbe führt den Namen ,, Weber und Ge noffen". Gelegentlich einer politischen Haussuchung bei der Geliebten des Weber fand die Poltjet eine fura zuvor einge troffene größe e Sendung des Büricher Sozialdemokrat".

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Zum Kösener Handwerkertag. Neben den ultramon tanen Blättern stellen auch die fonservativen bei der Bespre chung des Röfener Kongreffes die furiose Magime auf, daß, fo lange die 98 Ct. der deutschen Handwerker, die dort nicht vertreten waren, nicht gegen die von den 2 pet. gefaßten Be fblüffe protestiren, man annehmen müffe, daß fie das Nuf treten der Minderheit billigen. Eo etwas fann man doch nur Leuten fagen, von denen man annimmt, daß fi: ihren Bere In der flandes taften überhaupt nicht firapaziren mögen. Nation" finden wir eine ganze Reihe von ergößlich traurigen Beispielen, welche Wirkungen bie nach den Bunfiprinzipien au geschnittene öfterreichische wirthschaftliche Geftzgebung ausübt. Die Einführung des Befäbigungsnachweises in Defterreich hat dazu geführt, daß ein widerwärtiges Gesant über den Umfang einzelner Gewerbebefugnisse die zuständigen Behö.ben beschäfe tigt. Eine Bezirkshauptmannschaft hielt es für nötbig, ein Rammervotum darüber einzubolen, ob Kürschner zur Erzeugung von Ropfbedeckungen aus Stoffen befugt seien. Im Brobener Kreise aber war zwischen den Schneidern und Handschuhe machern ein erbitterter Lederhosentrieg entbrannt. Bis an das Minifterium des Janern ging die Sache. Hier wurde die Entscheidung der neiermärkischen Stat halterel, betreffend die Feststellung des Befugnißumfangs der Schneider und Hand Schuhmacher aufgehoben und es wurde dahin entschieden, daß Schneider wie Handschuhmacher lederne Hosen mit welcher Nabt auch immer" anfertigen dürften. Damit ist jedoch noch nicht die Frage erledigt, ob die Handschuhmacher auch gefütterte bosen produziren dürfen, benn aus der Wiener Handwerts or brung vom 11. November 1752 gebt hervor, daß vorhin schon die Handwerksmacher und Gallenstepper fi urterstunden, gefütterte lederne Hosen und Kamifols zu machen, welches ihnen boch ein für allemale verboten und die Arbeit hinweggenommen wurde." Der Artikel der Nation" schließt mit den Worten: Man greift fich unwillütlich an die Stirn und fragt fich, ob man wache oder träume, ob es sich denn wirklich um Errun genschaften einer modernen Boltsbeglüdungstheorie handle, oder nicht vielmehr um eine Busammenstellung von Bunftfuriofa aus jener Beit des Verfalls der alten Bilden." Und das ist das Joeal, für das auch unsere Bünfiler schwärmen. Das B. Z." sagt sehr richtig: Das Bunftmesen ist abgestorben in Folge feiner altersschwäche, nicht in Folge von Gefeßen, und so werben auch Geseze es nicht dauernd wieber beleben tounen. If dem Handwert noch eine neue und träftige Entwidelung vorbehalten, so wird die Entwidelung nicht erfolgen auf Grund veralteter Formen, die man jest mübfelig auszugraben sucht, sondern nur mit Kräften und Mitteln, wie fte Die moderne Beit und ihre Kultur in so reichem Maße aufzuweisen hat.

Solingen , 18. September. Das beutige Morgenblatt der Kölnischen Beitung" schreibt: Großes Auffeben erregte heute Morgen die Verhaftung des Broturisten eines bieftgen größeren Haufes wegen Unterschlagung. Der Berhaftete batte vor etwa einem halben Jahre Brotura erhalten und if ein febr eiftiger Anhänger der Sozialdemokratie." Wir fone flatiren hiermit, daß der betreffende Prokurist, der übrigens wieder auf tretem Fuße ist, der Sozialdemokratie schon seit Jahr und Tag den Rüden gelehrt hat und dieselbe heute nach Renegatenart allüberall in der gebäifigsten Welse belämpft. Wäre aber auch das Entgegengesezte der Fall, hätte der Mann fich noch heute als Sozialdemokrat aufgespielt, fo würde das gegen die Bartel an und für sich nichts beweisen. Wenn man jedoch, wie es leider längst Sitte oder auch Unfitte geworden ist, diejenigen, welche angeblich oder auch thatsächlich Aegen das Strafgeleg und die gute Sitte gefehlt baben, da Bartel, zu welcher fte fich belennen oder bekannt haben, an die

Hand wie zum Schwur gegen die nitbrige Dede bes 3immers erhob:

" Ich aber gelobe bei Gott dem Allmächtigen und gütigen, daß ich niemals aus freien Stüden in das Haus meines Vaters zurücklehren werbe und daß ich, wenn ich Deine Liebe wirklich verloren habe, wie ich es nach einem folchen Vorschlag wohl fürchten muß, lieber sterben werbe, ehe ich mich dieses Auswegs bebiene. Wenn Du mich aber Deiner Liebe noch für würdig hältst und wenn es in Wahr heit nur die Sorge um mich gewesen ist, welche Deine Worte bestimmt hat, so laß Dir ein für alle Mal gefagt sein, daß ich kein töftlicheres Glüd and fein beneibens wertheres Schid'al fennen will, als bas, Deine Gattin gu werben, und daß es an Deiner Seite für mich weder Elend noch Entbehrungen geben wird, so lange ich gewiß bin, ba Du mich liebst!"

Im nächsten Augenblid lag fie an feiner Brust, bie beiden jungen Menschenkinder, welche ba als ein willenlol Epielball bes Schicksals in die wildeste Sturmfluth des Lebens hinausgeschleudert waren, vergaßen alle Gefahren der Gegen wart, alle Schrednisse der Vergangenheit und all bas bro hende Entfegen einer hoffnungslosen 3ukunft vor ber ein sigen, befeligenden Gewißheit, daß ihre Liebe alle Stfirme Überbauern würde und daß ihre Herzen durch nichts Anberes auseinander geriffen werden könnten, als durch den Zob.

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An dem nämlichen Tage, an welchem diese Dinge in ber Hafenstadt gefchehen, lafen die entsegten Bewohner Provinzialhauptfabi M. in den Abenbzeitungen eine fenfa Er zitterte am ganzen Rörper vor Schmerz und müh- tionelle Neuigkeit, welche im Wesentlichen folgenden Inhalt

fam unterbrüdter Aufregung. Aber er glaubte bem Ge hatte: bot seiner Pflicht treu bleiben zu müssen, und mit Ein grauenhaftes Verbrechen, das sich aller Wahre einer Selbstüberwindung, die ihm Anspruch barauf gegeben scheinlichkeit nach schon vor mehreren Tagen in den Mauern hätte, fich einen Helden zu nennen, wiederholte er noch ein hätte, sich einen Helden zu nennen, wiederholte er noch ein unserer Stadt zugetragen, ist im Laufe bis heutigen Bor mal alle die grausamen Beweggründe, die fenen Vorschlag mittags entbedt und zur Kenntniß der Behörden gebracht nach unbeschreiblichen Rämpfen in feinem Herzen hästen reifen laffen. Als er abermals innehielt, weil ihm die Stimme versagte und weil er Alles erschöpft hatte, was er

vorzubringen wußte, ba richtet sich Elfe zu ber ganzen Höhe ihrer schlanken Gestalt empor und sagte, indem sie ihre

worden. Nicht nur am des bellagenswerthen Opfers willen, bas von der furchtbaren That getroffen worden ist, sondern noch mehr wegen der Perfon des muthmaßlichen Thäters ift das blutige Ereigniß ganz danach angethan, ebensosehr bas tieffte Mitgefühl als den heftigsten Abscheu in der Brust