-

-

nach dem Schauhause gebracht. Nachmittags wurde auf einem Kloset des Stabibahnhofes Al ganderpias die ganz in Berwefung übergangene Leiche eines neugeborenen Kindes, in Beitungspapier eingebüllt, aufgefunden und nach dem Leichen Schaubaule gebracht. Am 18. d. M. Abends fiel ein 11 Jabre alter Knabe, welcher sich bei Belannten in der Markus str. 38 besuchsweise aufhält, aus dem Fenster der drei Treppen hoch belegenen Wohnung in den Garten biras und erlitt außer inneren Verlegungen einen Beinbruch. Nachdem ihm in der Sanitätswache in der Blumenstraße ein No bverband angelegt worden war, wurde er mi telst Droichte nach dem Krankenhause im Friedrichshain   aefchafft.- 81 derfelben Beit entstand auf dem Boden des Grunt ftüdFriedrichsftr. 37a auf noch aufgeklärte Weise Feuer, durch welches der Dachstuhl des Nebenhauses Nr. 37 und die Seitenflügel beider Gebäude zerstört wurden. Die Feuerwehr war mit 3 Dampfsprigen und einer Gassprize meh rere Stunden in Thätigkeit. Am 19. d. M. früb wurde in bem Vorgarten des Hauses Waterloo Ufer 15 ein etwa 49 Jahre alter Mann toot vorgefunden. Nach ärztlichem Gut achten ist der Tod während der Nacht am Herzschlag erfolgt, wahrscheinlich veranlagt durch vorangegangenen übermäßigen Altobolgenus. Als am Nachmittag ein Cmnibus der Linie Stettiner Bahnhof- Rurfürftenfiraße die Leipzigerstraße ent lang fubt, wurde an der Kreuzung dieser mit der Wilhelms. ftraße der auf dem Hinterperron Hebende Schaffner Lähn von bem Echeerbaum einer in übermäßig schnellem Trabe aus der Wilhelmsstraße einbiegenden Droschte erfaßt und vom Wagen herabgestoßen, wobei er anscheinend schwere innere Verlegungen erlitt. In der Nacht zum 20. b. M. fiel Unter den Linden  , Ede der Chartotienstraße, ein Droschlenkutscher in Folge eigener Unvorfichtigkeit während der Fahrt vom Bod und brach das rechte Schlüffelbein.- In derselben Nacht entstand in ber Wilin.derstraße 12 4 Treppen hoch belegenen Wohnung des Schneiders Hübner Feuer, wobei die 3 tleinen Kinder der Hübner'schen Eheleute erftidten. Die Art der Entftibung des Feuers hat noch nicht festgestellt werden können.

-

-

Gerichts- Zeitung.

Der betrübende Abschluß, den ein am Abende des 9. Mat d. J. im Schweizer   Garten abgebranntes Feuerwert nahm, unterlag am Sonnabend der Prüfung der dritten Straf tammer des Landgerichts I. Bu den an jenem Abende zur Ber wendung gelangenden Feuerwerkslörpern gehörten auch etwa avanzig Pots à feu. Dieselben bestehen aus einem ca. einen Fuß hohen eisernen Behälter, der mit Pulver und bengalischer Famme verschiedener Farbe gefüllt ist. Alle diese Feuerwerks törper waren vorschriftsmäßig abgebrannt worden und der Leiter des Feuerwerks, Hert Rudolph Maffom, schidie fich an, Das legte Pot à feu abzubrennen. Wie derselbe es gewöhnlich au thun pflegte, so auch diesmal. Massow rief: Kinder, geht aur Seite!" und legte Feuer an die Bündschnur. Nach wenigen Augenbliden erfolgte der Knall und wohl nur die wenigften der vergnügten Buschauer ahnten, daß fich dabei ein ent fegliches Unglüd jugetragen. Der eiserne Behälter war geplagt und die Sprengstüde batten nicht weniger als fürf der beim Feuerwert betheiligten Bersonen getroffen und erheblich verlegt. Es waren dies sämmtlich Bimmer. leute, die der Direktor des Schweizer- Battens, Herr Streber, Dem Feuerwerker Maffom zur Berfügung gestellt batte und Die zum größten Theile diese Arbeiten schon seit Jahren ver richteten. Der Bimmergeselle Rising lag arg verstümmelt in feinem Blute, ein Sprengftüd batte ihn in der Magengegend getroffen; ein anderer erlitt schwere Verlegungen am Ober fhentel, die übrigen wurden ebenfalls theils an den Beinen, theils an der Schulter und den men verwundet. Auch Herr Maffow wurde an der Stirne, am Dhr und an der Schulter Dalegt. Sämmtliche Verwundete wurden nach dem Kranken hause im Friedrichshain   gebracht, wo Niging bald seinen Wunden erlegen ift; die übrigen find bis auf einen, der noch auf Krüden   zum Berhandlungstermine fam, wieder gebeilt worden. Die Anllagebehörde macht den Feuerwerker Maffow für das Unglüd verantwortlich und nimmt an. daß derselbe seine : bilfen nicht rechtzeitig aufgefordert hat, bei Eeite zu geben, fte bat deshalb Anflage wegen fabrlä figer Tödtung und fabr. läfiger Körperverlegung wider ihn erhoben. Der Beschuldigte verwahrie fich entscht den dagegen, eine Unvo: fichtigkeit begangen zu haben, das Blazen des eisernen Robres, welches nicht statter geladen war, wie üblich, liege außer dem Bereich jeder Berechnung und er habe den Warnungsruf fo rechtzeitig er laffen, daß seine Gehilfen fich weit genug entefernen fonnten, um nicht an ihrer Kleidung Schaden zu leiden, welches lediglich der 3 ved der Warnung sei. Die Beugen belundeten auch über einftimmend, daß fie den Stuf gehört und sich 3-4 Reter ent fernt bätten, ein weiteres Surfettegeben set wegen der Terrain. verhältniffe und der Delorationen nicht angängig gemesen. Der Staatsanwalt erklärte denn auch nach beendeter Beweisauf nahme, daß er die Unllage nicht aufrecht erhalten tönne, ein Beweis dafür, daß das Rohr überladen worden, set nicht zu erbringen, und die Annahme, daß der Angeklagte nicht rechts seitig gewarnt, durch die Beweisaufnahme enttiäftet. Der Vers theidiger schloß fich dem Antrage auf Freisprechung an und be Dauerte nur, daß über die Abbrennung von Feuerwerken über baupt leine polizeilichen Vorschriften beständen, ebensowenig, wie einer Wiederholung eines ähnlichen Unglüdsfalls nicht vor beugen set. Der Gerichtshof erkannte auf Freisprechung des Angeklagten.

+ Eine sonderbare Freisprechung des Schöffenge richts fand gestern durch die fünfte Straflammer des biefigen Landger chts I ihre Rorrettur. Ein dreiundzwanzigjähriger junger Mann, Johann Droft, war von der Anllage der Unter Schlagung und des wiederholten Betruges durch die erfte Jn flang freigesprochen worden, aber die Staatsanwaltschaft baite gegen des Untheil Berufung eingelegt, die zu einem völlig entgegengesezten Resultate führte. Der Sachverhalt ift intereffant genug, um aus übritch wieder gegeben werben, er zeigt, wie leicht es fällt, gutgläubige, einfache Menschen und ein liebendes Madchenhers in schändlicher Weise zu täuschen. Es giebt eine reizende fleine Novelle von Gauty, Schülerliebe" be titelt, deren harm'oser und finniger Inhalt die he.jen der Leser rührt. Coenio harmios wat in seinen ersten Anfängen ein zartes Berhältniß, welches der Unterselundaner des Gym naftums in Raibor, Johar n Droft, mit der Tochter einer nicht unbemitt. Iten Wittwe, Anna Bartsch, die in demfelben

-

use wohnte, wo er in Benfion war, angeknüpft hatte. Er ist jetzt allerdings so ungalant, zu behaupten, daß jenes Berhältniß es allein verschuldet habe, daß er in der Klaffe figen geblieben fet, weil es ihn am Lernen gehindert tabe. Jedenfalls veriteß er die Schule und sprach davon, nach Berlin  zu geben und dort zu versuchen, eine Stelle in der Reichsbant zu erhalten. Das, was anfangs nur eine lindische Liebelet zu fein schien, wurde nun eine ernfibafte Angelegenheit. Der Bwanzigjährige erschien vor der Mutter feiner Geliebten und bielt in aller Form bet ihr um die Hand ihrer Tochter an. Die gute Frau Bartsch wollte dem Güde ihres Kindes nicht im Wege ft ben, auch ihr gefiel der samude Junge und fie gab ihre Einwilligung. Aber die Verlobung follte folange nicht Öffentlich belannt werden, bis der junge Mann in Berlin   fiber untergekommen fet. Es fiel dem Verlobten nicht schwer, feine Sowiegermutter in spe über diesen Bunit an beruhigen. Er Sprach von einem Datei, der ein Studienkollege des Reichsbant präfventen Herin v. Dechend und bereit ſet ihn zu protegiren und die nöthige Raution von 2000 Thaler für ihn zu erlegen, ja er legte sogar einen Brief oor, der mit v. Dechend unter jeichnet war. Das alles gefchab im Dftober 1884. Begleitet von den Eegenswünschen der Familie Bartsch Dampfte der zufünftige Reichsbantbeamte nach Berlin   und ein lebhafter Brief

H

-

von den Erfolgen, bie er errungen batie. Er schilderte, wie schnell er bei der Reichsban! untergefommen fet, wie angenehm feine Stellung wäre und welche Aussichten fte ihn eröffne; binnen furzem würde er Rechnungsführer mit einem Gehalt von 800 Thlin. jährlich werden. Anna Bartsch gerieth in Ent güden, als fte diese Nachrichten empfina, nun rüdie die Hochzeit, Die erfehnte Bereinigung mit dem Beliebten immer näher. um ihrer Mutter zu zeigen, daß Droft die volle Billigung feiner vermögenden Elternber alte Raspar Drost tit Se meindevorsteher in Klodnis, einem Dorfe im Natidorer Kreise, und hat ein schuldenfreies Gut von 150 Morgen für feine Heirath erhalten habe, fübrte fie folgenden Roup aus: Jore Lante baite thr zum Anlauf ihrer Ausstattung 500 m. ge schenkt; dieses Geld schickte fie ihrem Verlobten in Berlin   und ließ es ft von ihm zurüdsenden, so daß ihre Mutter anneb men mußte, Droft habe die Summe aus eigenen Mitteln ber gegeben. So wuchs die Zuversicht der Mutter so, das fte, als Droft zu Weihnachten nad Ratibor zurücklehrte, augab, daß am 1. Januar 1885 die öffentliche Verlobung gefetert würde. Bevor der Bräutigam jedoch wieder nach Berlin   zurüdging, wendete er fich an jene Lante feiner Braut, welche die 500 M. hergegeben hatte und ersuchte fte, thm 100 M. zu leiben, die er dazu verwenden wollte, in Berlin   eine Wohnung su miethen, welche er und ihre Nichte später als Ehepaar bestehen wollten. Er belam ohne Weiteres das Geld, denn er wies auf die glänzende Stellung hin, die er einnehmen würde. Is er wieder in Berlin   war, begann in Ratibor   fich ein Verdacht zu regen, ohne daß man wußte, wo­her er gelommen war. Es wurde Stadtgespräch, daß der junge Droft gar leine Stellung bei der Reichsbant in Berlin   habe. Dieses Gerede wurde durch ein: Anfrage bestätigt, welche der Stadtrath Schreiber, ein guter Freund der Familie Bartsch, an die Verwaltung der Reichsbant in Berlin   richtete, ob dort ein gewiffer Droft angestellt fei, was verneint wurde. Nun wurde Frau Bartsch ernstlich besorgt und fte wäre selber nach Berlin   gefahren, um persönlich Erlundigungen einzuziehen, wenn fie nicht plöglich frant geworden wäre. So scidle fie ihre Tochter und im Februar 1885 erschien bas junge Mädchen in Birlin. Ihr Bräutigam lachte ihr ins Geficht, als sie ihm von den Nachforschungen des Stadtrathes erzählte und er fragte fte despektirlich, ob der würdige Herr etwa im Suff" geschrieben habe; er hätte wahrscheinlich Groft" für Droft" geschrieben und ein Groft sei allerdings bei der Reichsbant nicht angestellt. Die Zweifel des jungen Mädchens schwanden völlig, man glaubt ja so gern, wenn man glauben will und aum Ueberfluß ließ fich Droft ron the Reich bant begleiten, zeigte ihr das Fenster Des Bureaus, in dem er arbeitete,( wie fich später herausstellte, war es ein lurfenster") und Der schwand in dem Gebäude. Ja, fte bolte ihn sogar zur feftge festen Beit einige Male von der Reichsbant ab, wenn fte zu fammen ausgingen, um die Herrlichleiten der Reichshauptstadt in Augenschein zu nehmen. Die Vorgesezten des jungen Kandidaten der Reichsban!" mußten nach seinen Angaben recht liberal denkende Herren sein; er erhielt wenigftens Ur laub in Hülle und Fülle. Der Verkehr der beiden jungen Leute wurde sehr vertraut, rechnete doch das Mädchen ficher barauf, bald bald seine Frau zu sein. Johann Droft aber gebrauchte Geld. Seine Einnahme bestand in 60 R., die er von seinem Bater monatlich erhielt, und mit diesem Betrage reicht man nicht weit. Da war feine Braut das geeignetfte Kusbeutungsobjekt. Er sagte zu ihr: Beig' mir doch einmal Dein Bortemonnaie," und als fie es ihm gab, nahm er einen Sundertmarkschein beraus und meinte, er werde ihn an der Reichsbanklaffe gegen neu geprägte Goldftüde einwechsein laffen. Er erhob aber eine sehr bobe Wechelergebühr, denn er brachte ihr nur 60 Rail zurüd, 40 Mart hatte er fich geborgt"; so schön aber auch die Gold. ftüde glänzten, war seine Braut über den Verluft der 40 Mark boch nur dadurch zu trösten, daß er ihr sagte: Sobald ich Gehalt belomme und wenn wir verheirathet find, crhälft Du alles doppelt und dreifach wieder." In ähnlicher Weise wußte er ihr 60 art und dann noch einmal 80 Mart abzunehmen. Das Mädchen glaubte thm, daß er als Rechnungsfübrer 800 Thlr. jährlich Gebalt belam und bereits war die Hochzeit auf den 21. Juli 1885 feftgelegt. Bu Pfingsten war Droft wieder in Ratibor   und legte einen mit dem Gemeindeftempel von Klobnit versehenen Heirathe lonsens seines Vaters vor. Nun erhielt er noch 150 M., um eine Wohnung zu miethen und die Wittwe vertraute ihm noch bie goldene Uhr ihres Seligen" an. Mit dieser Ubr ver, schwand Droft ohne Abschied zu nehmen, wieder nach Berlin  . Nun wurde Frau Bartsch ernstlich unrubig, Jumal es thr auffiel, daß Droft tres seiner Stellung bald in seiner beimaib, bald in Berlin   weilte, und fte machte fich Diesmal felber auf Die Reise. Bunächst ging es nach Klobwis; bier wußte der alte Droft burchaus nichts von einer Erlaubniß, die er seinem Sohne zur beirath ertheilt haben sollte; der Konsens war gefälscht. Aber

-

zur

"

dem Sonnenschirm au verbergen. Aber es war zu spät: mit Ablerblid batte Frau 3. bas junge Mädchen, Amalie D., welches fie au besuchen pflegte, und an ihrem Halje thr Eigenthum, die Fünfatapfennigbroche, erkannt. Sie türste auf fte Lo nnd verlangte fategorisch die sofortige Auslieferung des loftbaren Schmudes. Das junge Mäschen war so verwirrt, daß fte laum im Stande war, ein Wort zu sprechen. Nun mischte fich ihr Brautigan hinein und verschlimmerte die Sache nur, denn jest holte Herr 8. einen Schußmann herbel und beide Parteien famen nach der Polizei wache. Dort geftand Amalie D. ein, die Broche genommen au baben. Frau 3. war unerbittlich, fie erstattete von dem Diebs ftahl der Staatsanwaltschaft Anzeige und geftern stand Amalie D. vor der 87. Abtheilung des hiesigen Sd öffengerichts. Sie versuchte zur ächst, den Diebstahl in brede zu stellen und be hauptete, die Broche fich getauft zu haben. Auf die eindring liche Borhaltung des Richters, lieber die Wahrheit zu sagen statt durch Lügen ihre Lage zu verschlimmern, geftand fie aber schließlich die That zu. In Anbetracht des sehr geringfügigen Objeltes und des Geständnisses der Angeklagten beurtheilte der Gerichtshof den Fall milde urb erkannte auf einen Bermeis.

+ Unter der Auflage der schweren Urkundenfälschung, ber Unterschlagung und des schweren Diebstahls ftand geftern Der Kaufmannslehrling Delar Karl Schneider, ein einund swanzigjähriger junger Mann aus guter Familie", vor ben Geschworenen, in der ersten Berbanding der diesmaligen erften Schwurgerichtsperiode des hiesigen Landgerichts I. Schneider hatte im Oftober 1885 in dem Geschäft von Nienftädt hier Stellung als Lehrling gefunden und belam monatlich eine Entschädigung von 25 M. Dieses allerdings geringe Galde reichte jedoch, obwohl der Angeklagte einen erheblichen Buschu von seiner Familie erhielt, für die Bedürfnifie des jungen Mannes nicht weit, der den Ledungen der Großstadt nicht widerstehen fonnte. Er vertebrte mit Damen zweifelhaften Rufes und verthat mit ihnen viel Geld, aber nicht sein eigenes, sondern daß seines Chefs, welches er auf dem Wege des Ber brechens erlangt hatte. Er hatte sich einen Nachschlüffel an fertigen laffen und öffnete mit ihm ein Bult, und entnahm bem Chedbuch drei Formulare, die er mit der Unterschrift seines Prinzipals verfab, auf 100, 150 und 150 Mart ausstellte und bet der Nationalbant präsentirte, wo fie ohne weiteres honorirt wurden. Auch auf eine Wechſelfälschung verfiel ber hoffnungsvolle jurae Mann, und ebenso unterschlug er einen Geldbrief mit 350 D. Jabalt. Er batte fich auf diese Weise in larger Bit sirka 800 m. verfchafft, von denen bei der Entdeckung seiner Fälschungen nicht ein Pfennig mehr bet ihm vorgefunden wurde, er hatte alles durchgebracht. Im März dieses Jahres wurde er verhaftet und legte ein offenes Beständ nig ab. Diesem Umftande und seiner Jugend batte er es au Danten, daß der Staatsanwalt für mildeinde Umstände plai dirte, welche die Geschworenen auch für vorhanden ansahen, während fie in allen Fällen den Angeklagten für schuldig er flären. Der Staatsanwalt beantragte eine Gesammtftrafe von 2 Jahr und 6 Monaten. Der Gerichtshof erkannte nach diesem Antrage und brachte drei Monate der Strafe auf die erlittene Unterfuchungsbaft in Anrechnung.

Leipzig  , 16. September. Bor bem bieftgen Schöfengericht wurde fürzlich gegen einen Leipziger Kaufmann verhandelt, weld er fich wegen Uebertretung des Sonntagsheiligungsgefeges zu verantworten hatte. Der Angeklagte hat, wie der Boff­Btg." berichtet wird, am legten sächsischen Bustage bei ver fchloffenen Thüren, in Gemeinschaft mit einigen Herren feines Geschäftspersonals, in feinem Romptoir mehrere schriftliche beiten erledigt. Die Staatsanwaltschaft beantragte wegen diefes Bergebens eine vierzehntägige Haftstrafe, weil der Angellagte innerhalb der legten drei Jahre schon dreimal wegen des gleichen Bergebens polizeilich bestraft worden sei. Das Uribell bes Gerichtshofes lautete nur auf 60 M. Geldstrafe, jedoch wurde in demselben ausgeführt, daß eine Freiheitsstrafe sehr wohl am Blaze gewesen wäre mit Rüdficht auf die Gemein gefährlichleit, die in einer derartigen Ausnutung der Arbeiter liege

-

-

Mainz  , 17. September. Ein hifizer Apotheker batte ftoh beute in Appellationsinftans wegen des Berlaufs von Geheime mitteln es handelte fih in diesem Falle um die sogenannten Brand'schen Schweizerpillen Brand'ichen Schweizerpillen vor der Straflammer zu ver antworten. Das Schöffengericht batte den Beschuldigten feiner Beit freigesprochen, gegen welches Erlenntniß die Staatsbehör be Appell eingelegt hatte. Auch in der heutigen Sigung der Siraflammer haben verschiedene erste eidlich deponirt, daß fle bet Patienten Brand'sche Schweizerpillen verordnet hätten. Herr Geheimer Medizinalrath: llwig theilte aber in ber Sigung eine Reihe von Analyfen mit, aus welchen hervorgeht, daß die in Rede stehenden Billen auch Aloe enthielten und thre fonftige Busammenspung nicht den Angaben des Brand entspreche. Das Gericht bob daraufhin das freisprechende Gr fenntniß auf und verurtheilte den Angeklagten zu einer Bel buße von 10 M. und in die Roften.

aus die Geldsummen, um die fein Sohn feine Braut geprellt Vereine und Versammlungen.

-

hatte, wollte der gäbe Bauer nicht zurücks- blen. Mag der Sdwindler figen", meinte er. Nun fuhr Frau Bartsch nach Berlin   und suchte die Wirtbin auf, bei der Droft wohnte. Sie erfuhr bort, daß der junge Mann ftellungslos fei, den ganzen Tag auf dem Beite läge, Beitungen lefe und Bi garren rauche; erft des Abends febe et auf und verschwärme die Nacht. Welche Enttäuschung und welche Schmach für ihre Tochter! Sans Ratibor sprach mehrere Tage von dem traurigen Schicksal der getäuschten Braut. Mit Spannung erwartete man den Ausgang des Straf projefes gegen Johann Droft. Das Schöffengericht sprach ihn fret, weil es den Aussagen der Belastungszeugen, die zum Theil kommiffarisch vernommen waren, feinen Glauben ichentie und weil es den Angeklagten für ungurechnungsfäbig"- bielt, wie es wörtlich in der Begründung beißt. Droft trium phirte und schrieb einen Brief an seine frühere Braut, deffen bobngetränfter Jnbalt feine niedrige und schmusige Stele noch mehr enthüllte. Wer gulegt lacht, lacht am beften", bieß es zum Schluß triumphirend in diesem Schreiben, deffen Anrede Gnädigstes Fräulein" lautete, während es früher, Geliebtes Weibchen" geheißen hatte. Aber der Betrüger lachte nicht, als er in Der geftrigen Verhandlung den Antrag des Staatsanwalts börte, ibn u 9 Monaten Gefängniß zu verurtheilen. In fchärffter Weise hatte der Bertreter der Antlage das schänd liche Treiben des Angeklagten gegelkelt und trot seiner bis berigen Unbescholtenbeit eine harte Strafe für denselben ver langt. Der Gerichtshof ging über das beantragte noch hinaus. Er legte den belaftenden Aussagen der Mutter und der Tochter, die in ihrer schlichten Einfachheit ben beften Eindruck machten, vollen Glauben bei und verurtheilte Johann Droft, der fi jest Brivatlehrer" nennt, zu einer Gefängniß

1.

Die Zentralfranken- und Sterbekasse der Tischler ( Bezirt Berlin A) hielt am Mittwoch, den 15. September, eine Mitgliederversammlung Manteuffelstraße 9 ab. Die legte Be fammlung dieses Bersammlungsbezirts hatte ten Borstand b auftragt, ba bie awei bis ber angestellten Merate nicht mebr für ben jirta 1600 Mitglieder umfassenden Besi genügten, noch einige erste zu engagiren. Der Bevoll mächitate, Herr Nöste, berichtete nun, daß der Vorstand ben Auftrag der Versammlung ausgeführt und bei verschiedenen ersten angefragt habe, und nannte derselbe mehrere erste Die fih bereit erklärt hatten, für den von der Raffe festgelegten Say ron 75 Bi. für eine Behandlung thätig zu fein. wurden von den vorgeschlagenen Herren Herzten folgente algeptirt: Dr. Ramniger, Grünauerfir, 14, Dr. Moslow, Wrangelfir. 125, Dr. Mante, Wrangelfir. 29, Dr. Davidson, Mariannenfte. 7a, sowie der Spezialarst Dr. Rap, Danier fraße 144, für Rafen und Dbrenleiben. Den geftellten trag aut Abschaffung

vitte Hur Gobling damit, daß Beamten

der Hilfsbeitragfammler mot er anführte, biele hätten fich nicht als nugbringend bewäb weber hätten dieselben dem Beitragsammler eine Erleichtaung

Freuensterbelaffe und das Publikationsorgan, die Ree thnen erwartet habe; da jedoch die Mitgliederzahl fletig s

ftrafe von einem Jabre. Jn Anbetracht der hohen Strafe dazu beitragen lönnten, die Kaffe zu stärken und das Kaffen

wurde bie fofortige Verhaftung des Vertheilten verfügt.

Eigenthumsfian. Die Frau des Bahnbeamten 8. bes fist eine Broche, teine goldene, juwelenbesepte Brode, sondern cine böst einfache aus geschlager en Blech, daß aber so glängte wie Silber und tie in einem Fünfsiapfennig- Bajar er ftanden war. Häufig wurde die Frau von einem jungen Mäd wohnte. Eines Tages es war im Monat Mat dieses Jabres- war bie Brosche verschwunden und auch das junge

-

träge bequemer au machen. En Theil der an der Diluffton vermehren, um dadurch den Mitgliedern das Bahlen der Be fich betheiligenben Redner betämpfte diesen Antrag, da fie ber Meinung waren, daß die hilfsbeitragfammler ein gut bei fiellen um met au vermehren und die Hilfsbeitragfammler organ zu verbreiten. Die Versammlung beschloß; die Babl Die Versammlung beschloß hierauf, in der nächsten Berfamme belaffen, jedoch nur ta, wo diese unbedingt nothwendig felen.

lung die Beitragfammler zu wählen.

chen besucht, das in demselben Hause der Müllerstraße wie fte graphen hielt am 16. b. M., Abends, eine von ca. 300 Bitte Mädchen ließ fich nicht mehr bliden. Einige Wochen später, Dr. Babel einen lehrreichen Vortrag über Geschlechtstrankheiten gliedern besuchte Versammlung ab, in welcher verschiedene Vereins und Gewettsangelegenheiten erledigt wurden und Her hielt. Bei Behandlung der Gewerkschaftsangelegenheiten wurde u. a. mitgetheilt, doß am Sonntag in der Raufmann'ichen paar zu. Auffälliger Weise wurde die junge Dame feuerroth, arbeit verfügt wurde( Beifall), und daß in der Druderet Don Steinbruderet( Camp, betrieb), Martenstraße, polizeilich die wechsel enispann fich zwischen ihm und seiner Braut und berichtete als fte Frau 8. bemerkte und fte versuchte ihr Geficht hinter Hoppe swei rasch nur an der Maschine eingelernte, der Stein

am Sonntag, den 20. Juni, unternahm Frau 8. am Arme ihres Gaiten einen Ausflug nach Ergel. Man war am Weddingplas angelangt, da bog aus einer Nebenstraße ein Bärchen in die Müerftraße ein und fem gerade auf das The

Schließung der Arbeit wegen unerlaubter lärmender Sonntag