Beilage zum Berliner Volksblatt.

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Vom Naturforscherkongreß.

1. Die Magenfrage in der naturwissenschaft ligen Ausstellung.

Gegensärtig tagt in Berlin die alljährliche Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte. Es ist bei diefer Gelegen hett eine Fachausstellung veranstaltet worden. Natürlich hat ein groter Theil derselben nur für enge Gelehrtenkreise Inter effe; in einem Bimmer des Ausstellungsgebäudes ist aber ein Gegenstand verireten, der für weitere Kreise verständlich ist. Es befi en fich dort eine Anzahl von Näbrmitteln für Magen. Irante, R tonvales enten und Kinder. Jbre Bedeutung wird mittels einer fleinen Erläuterung des Verdauungsvorganges erlannt werden.

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Di Nahrungsmittel, welche in den menschlichen Rörper eingeben, entbalten grwiffe Gruppen von Stoffen, auf deren Vorhandensein ihre Wirkung für die Erhaltung und den Auf­bau des Körpers beruht. Es find dies zunächst Stoff: aus der fogenannten Gruppe der Kohlenhydrate,( besonders als Stärke und Buder auftretend), dann Fett und schließlich Eiweiß lörper, wie das eigentliche Eiweiß der Eier, der Käseftoff der Welch, das Fleisch aus dem Pflanzenreiche die neben der Stätte in den Getreideförnern und Hülsenfrüchten aufge Speicherten Stoffe von der Beschaffenheit des Klebers im Weizen, ( dem Schufter bekannt als Papp") und des Käseftoffes in den Erbsen und Linsen, welcher beim Kaltwerden eines Berichtes davon Die Haut bildet, gerade wie auf Der Milch. Die Streffe dieser drei Gruppen bilden in der Nabrung die Haupimaffen. Außerdem erhalten die Nabrungs mittel als citige Bestandtheile, aber in geringer Menge, einige mineralische Salze, z. B. Phosphorsäureverbindungen aum Aufbau der Knochen.

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Sieht man von dem Buder ab, so find die nährenden Grundlagen der Nahrung in der Form, wie fte in den Speisen mit anderen nicht nährenden und nicht verdaulichen Stoffen Dermengt vorkommen, ohne weiteres nicht von der Beschaffenheit, welche ihre Aufnahme in den Körper ermöglicht.

Wenn, um den Fall zu vereinfachen, ein Löffel voll Stärke genoffen wird, so gelangt er durch die Spetseröhre in den Magen, von da in den Darm, aber es ift leine Möglichkeit, Daß er als Staite in die Säfte des Körpers, in das Blut, Abergeben tann.

Donnerstag, den 23. September 1886.

per als weiße Humpige Maffe nieder, in Folge der Ents ftebung von Säure in der Milch. Dieses Niederfallen erfolgt auch bei 3usat irgend einer Säure( j. B. Saljfdure, Eifts) aur frischen Milch und ist in dem ersten Glase bewirkt worden. An Boden dieses Glaies ist eine mehr als gentimeterhobe weiße Schicht von unlöslich gewordenem Räfeftoff, der aus der mit Waffer verdünnten Kub mils fich niedergeschlagen bat.

Man fann von diesem Niederschlag auf den Klumpen von Quard( weißen Räse) schließen, welcher nach dem Genusse von Kuhmilch in bem Wagen durch den fauren Saft daselbst entsteht.

In zweten Glase daneben ist dieselbe Menge Mutter. milch genau ebenso behandelt, es seigt fich nur eine Spur von Niederschlag am Boben. Die Muttermilch enthält fehr wenig Eiweißftoff, welcher durch Säure gefällt wird.

Bu diesen awei Gläsern ist ein drittes gestellt, darin bes findet fich ein Runfiprobult, nämlich Ruhmilch, welche durch Behandlung mit einem Berdauungsmittel so verändert worden ift, daß beim Bufas von Säure tein Niederschlag erfolgt. Das Ansehen der britten Röhre in Bezug auf unlöslich gewordenes Rafein gleicht faft ganz dem der zweiten.

Die geschilderte Borführung in das Wert einer Berliner Fabrit von fünstlicher Muttermilch", eines Fabrilates, welches schon von einer großen Anzahl von ersten für die Ernährung Der Kinder verordnet wird. Der Vortheil solcher Ernährung Ieuchtet ein. Das Kind, das zu frühzeitig gewöhnliche Rub milch trinkt, bekommt eine fefte Maße in den Magen, die ent weber schwer oder gar nicht gelöft( ,, verbaut") wird, so daß fie geradezu wirkt wie eine bandooll weichgefochter Sägespähne; durch die künstliche Muttermilch wird das zarte Drgan fast gar nicht belastet.

In ähnlicher Weise, wie die naturwissenschaftliche Er­fenntniß ein geeignetes Nahrungsmittel für Kinder aus Rub milch geschaffen bat, ist in einem anderen Falle für ein etwas späteres Kindesalter oder als Beigabe aur Ernährung ein neues Rinbermehl erzeugt worden. In diesem Kindermehl ist mit der Stärke das vorgenommen worden, was in ber Ruhmilch an dem Käseftoff geschah.

Die Starle ist in lösliche Form übergeführt, gewiffer maßen außerhalb des Rörpers verbaut. Es ist nämlich nach gewiesen, daß in dem jüngsten Rinbefalter bie Absonderung von kärleverdauenden Flüfftaleiten noch nicht oder in äußer geringem Maße erfolgt. Die Eiweißlörper des Mehls( Welgen) find im gewöhnlichen Bustand. Daffelbe ist also die übrigen Meble z. B. Nestle's noch mehr- bei weitem nicht so bel weitem nicht so

Un durch die Darmwand hindurchzubringen, muß bie Stärte gelön werden, es geschiebt dieses auch durch den Einflußfägbar wie die Milch. bes Speichels und einer ähnlich wirkenden Absonderung eines Drganes, Bauchspeicheldrüse genannt, welche fura binter bem Magen in den Darm einfließt. Die Stärke wird durch diese lüftgleiten lich gemacht und durch die Darmwände in den Körper übergeführt. Genau so verhält es sich mit den Eiweiß törpern. Fletic( Muskelfaser) ift, nod fo fein gelaut, nicht fähig, durch die Darmwand zu bringen. Gelangt daffelbe aber in den Magen, so wirkt ein faurer Saft darauf ein, diefer enthält einen Stoff. den die Chemiler Bepsin nennen( man fönnte das Wort mit Berbauungsmittel überfegen). Dieser Stoff in faurer Löfuna bat die merkwürdige Fähigkeit, Fleisch, Aberhaupt fefte Eiweißstoffe( z. B. Käse, den ähnlichen Bestand theil der Hülsenfrüchte und Getreidelörner) bei der Wärme des Rörpers aufzulösen. Der gelöste neue Körper, Bepion genannt, ift fäbig, durch die Darmwand zu bringen, er ist das eigent liche Nahrungsmittel, das wir brauchen.

Die hier angedeuteten Verbaungsvorgänge find jedoch nur bei dem gefunden Eiwadfenen möglich, in sehr vielen Fällen von Magen und Darmtranfbeiten, ebenso in der frühesten Rindbelt tönnen sie nicht stattfinden.

Der Nährstoff der frühesten Kindheit ist die Muttermilch. Aber in vielen Fällen ist heute das Rind nicht in der glüd. lichen Lage, Muttermilch genießen zu tönnen. Die Thiermilch, welche als Erjat dafür gegeben wird, hat aber erheblich andere Eigenschaften.

Ein Gegenstand der naturwissenschaftlichen Ausstellung giebt eine fichtbare Darstellung davon.

Es find awet 1öhrenförmige Bläser neben einander auf. geftellt, in jebes Blas bat man 1 Rubilgentimeter Milch ge geben, in bas erfte Ruhmilch, in das zweite Muttermilch. Der wichtigste Nährstoff der Milch ift Rafein, Räsestoff. In jedem warmen Sommer macht es fich unangenehm bemerkbar, wenn Die Milch sauer wird, dabei fällt der ursprünglich gelöste Eiweiß­

Ein Liebesopfer.

Nachdruck verboten].

Erzählung

Don

Georg Reben.

( Schluß.)

Diese Botschaft war ein harter Schlag für uns Beidei Ich hatte mich mit der stillen Hoffnung genährt, mich be freiem Schulgeld durch das Gymnasium durchzuschlagen und mein Vater hatte mich in dieser Hoffnung bestärkt. Ich war ja der Erbe seines Ehrgeizes, wie er lächelnd zu sagen pflegte. Ein Stipendium für das Gymnasium hätte ich wahrscheinlich erhalten, aber zehn Thaler monatlich für den Vater das war unmöglich! Ich weinte heiße Thränen über mein verfehltes Leben, die ich aber meinen Vater nicht merken ließ. Der machte es ebenso und so sprachen wir einige Tage ,, nur wenig mit einander. Mein Vater war ganz verftimmt. Er rauchte nicht mehr, ja er vernach Täffigte fogar feinen Berein, so daß der Vorstand einmal theilnehmend anfrug, ob er frant fei.

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Endlich kam mein letter Schultag. Der Rector war außer fich, als ich ihm meinen Zukunftsplan eröffnete. Er bonnerte aus zornigem Herzen gegen die elende Welt, in der das Geld den Geist unterjocht. Dann entließ er mich ohne besonderen Abschiedsgruß.

Wer beschreibt mein Erstaunen, als der Rector spăt Abends in unsere Dachstube trat.

Herr Rolffs", begann er ohne Einleitung ,,, ich komme Ihres Sohnes wegen. Wissen Sie, daß Werner seltene Begabung hat?"

Mein Veter nidte flumm und trübselig mit dem Ropf. Gut, aus dem Jungen soll etwas werden. Ich über­nehme es, ihn bis zu seinem Doctor zu bringen."

Mein Herz pochte laut auf vor Entzücken. " Sie find sehr freundlich," antwortete mein Vater, aber was foll ich inzwischen beginnen. Ueberzeugen Sie

fich selbst von meinen Verhältnissen."

Weiß fchon!" sagte der Rector kurz und schob den Brief, den mein Vater ihm hinreichte, bei Seite.

Auch für Erwachsene, denen die Verdauung gestört ift, hat die Wissenschaft geforgt. Einige deutsch südamerikanische Firmen, welche ihre Ergebnisse gelauft haben, stellen Beptone" aus, buntele, rothbraune dide Waffen, vom äußeren Ansehen etwa b- befannten Liebig'schen Fleisch Extraktes. Ihre Er eugniffe find im wesentlichen aufgelöstes Fleisch. Das frische letich, welches die Grundlage derselben bildet, ist den Ein flüffen der chemischen Körper ausgelegt worden, welche im Magen die Berdauung bewitfen. Die Lösung, welche so ent ftanden ist, wurde dann eingedampft. Die so entstandene braune Maffe ist also etwas ganz anderes, als Liebig's Fleisch braune Maffe ist also etwas ganz anderes, als Liebig's Fleisch egtralt. Fleischegtralt ift eingebidte Fleischbrübe, es enthält nur bie Stoffe des Fleisches, welche nicht nähren, sondern nur anregend wirken, Pepton aber nährt. Seine Bedeutung für den Magentranten lagt fich fura ausbrüden, wenn man sagt: Wer Fleisch genießt, verbaut in seinem Magen, wer Bepton verzehrt, verbaut in Südamerika .

Wenn man durch den im Vorstehenden angedeuteten Theil der naturwissenschaftlichen Ausstellung geht und von den Beugniffen Kenntnis nimmt, praktische Berate

und wissenschaftliche Theoretiker ben genannten Bräparaten gegeben baben, fo wird mit Nothwendigkeit das Gefühl der Befriedigung über einen schönen naturwissenschaftlichen Erfolg hervorgerufen.

Aber leider ist für den Renner unserer vollswirthschaft Itchen Bustände diefe angenehme Stimmung von furzer Dauer. Ein Blick auf die Preise der erwähnten Nährmittel jeigt ihm, was auch von den anwesenden Vertretern der Fabrilen selbst sugegeben wird, daß diese schönen Hilfsmittel durchaus nicht Bolts nahrungsmittel find. Der Arbeiterstand, also ber größte Theil des Volles, ist von diesem Fortschritt vollkommen ausgeschloffen. Wer Mübe bat, für seine Familie das nöthige Brod zu schaffen, ist nicht entfernt im Stande, im Bedarfs

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Wozu haben wir denn die Armenunterstüßung?" Die Armenunterstügung!"

Mein Vater war aufgesprungen und seine Stimme bebte vor innerer Erregung.

Nun ja, Sie werden Ihre zehn Thaler auf diese Weise erhalten. Das bischen Resignation ist schließlich Werner's Carriere werth."

Sie vergessen, Herr Rector, daß die Armenunter stüßung den Verlust des Wahlrechts nach sich zieht."

,, Wahlrecht? Dummheiten! Wann ist vom Wählen schon jemals etwas Bernünftiges für das Volk herausges tommen? Es bleibt Alles beim Alten. Basta!"

" Da haben wir verschiedene Ansichten, Herr Rector," fagte mein Vater mit erzwungener Ruhe, der Verlust des Wahlrechts bedeutet für mich den Verlust der bürger­lichen Ehre, und die Ehre ist das einzige, was ich noch be fige."

Der Rector maß ihn mit einem geringschäßigen Blid. Ist Ihr Entschluß unwiderruflich?" " Ja!"

Der Rector tehrte ihm den Rüden zu und trat an mich heran. Er faßte meine Hand und sagte in einem Ton, der die Rauheit seines Wesens Lügen strafte:

Du siehst, Dein Vater will kein Opfer für Dich brin­gen." Ich habe es gut mit Dir gemeint. Sei ehrlich und brav! Adieu, lieber Junge!"

Dann wandte er sich ab, um seine Rührung zu ver­bergen, und rief von der Thür, ohne sich umzusehen: Wenn Du Zeit haft, besuche mich einmal!" Wir waren wieder allein.

Mein Vater ging mit starken Schritten im Simmer auf und ab und sprach halblaut vor sich hin:

Armenunterstügung... Dho!... Wahlrecht Bürgerliche Ehre... aber der Junge!.. Du Raben vater... nicht einmal ein Dpfer fannst Du ihm bringen!" Plöglich wurde er ftill und trat an's Fenster. Er preßte feine Stirn an die Scheibe, als wollte er einen Gedanken erdrücken. Nach einigen Minuten ging er wies der auf und ab und sagte gelassen; " Geh' zu Bette!"

III. Jahrg

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fall, wie er es müßte, für längere Belt als Nahrung und nicht als Arzenet künstliche Muttermilch au laufen, die auf 50 Bf. das Liter im Abonnement zu fteben lommt, oder ein theures Rindermehl, das Pfund 1,50 M., oder gar Fleisch Pptone , von denen eine Büchse von 100 gr. mit 2 M. bezahlt wird. Es geht hier wie in tausend anderen schmerzlichen Fällen: der Arbeiter hat feinen materiellen Antheil am Stultur fortschritt. Dr. M.

Lokales.

Zur Vorgeschichte des Zentral- Vieh- und Schlacht­bofs entnehmen wir der von den ftäoitschen Behörden bem Staturforscher Rongreß dargebotenen Festschrift Die Anstalten der Stadt Berlin für die öffentliche Gesundheitspflege und für Den naturwissenschaftlichen Unterrichi" einige intereffante Daten. Berlin besaß schon im vorigen Jahrhundert und vielleicht noch früher öffentliche Schlachthäuser und Schlachtzwang Bor 150 Jahren waren dieselben freilich in so traurigem Bustande, daß die Fleischerzunft am 13. November 1725 dem Magiftrat flagte, daß unser Schlachthaus durch die Länge der Belt in folchen baufälligen 8aland gerathen, daß wir nebft unserem Gefinde des Lebens darinnen nicht mehr sicher find." Diese Rlage blieb nicht unbeachtet, es wurde alsbalo in den Jahren 1726-27 ein neues Rinderschlachthaus, und zwar in der- Badbengaffe, 1749-50 ein amweites, und ein drittes an der Waisenhausbrüde für Neu Köln und an der damaligen Mar fchallsbrüde erbaut. Diese Schlachthäuser fanden auf Pfäblen über der Spree , und in diese wurde der Dünger einfach hin eingeworfen; Ställe und Waschküchen gab es freilich noch nicht, die Gebärme wurden im Spreewaffer von einer Wasch bant aus, die auf dem Waffer schwamm, gereinigt. Die bei ben Schlachthäuser in der Baddengaffe und an der Walsen hausbrüde gingen im Jahre 1810 ein. Die Folge bavon war, daß mehrere Schlächtermeister Privatschläch terelen einrichteten. Diese werden freilich wenig den benn sanitären Anforderungen genügt baben, bereits am 3. Februar 1814 beantragten die Stadtverordneten beim Ragiftrat die E.bauung neuer Schlachthäuser. Der Antrag wurde der großen Roften wegen zwar abgelehnt, dagegen die Mittel zum Ausbau des Schlachthauses an der Marschallsbrücke bewilligt. 1825 wurde dem Bürger Kläger die Rongeffton aur Anlage eines Viehmarktes am Landsberger Thore ertheilt. Im nächsten Jahre wurde dieser Viehmarkt eröffnet und bat dinn fünfundolerjig Jabre lang, bis zum bre 1871, dem Bieb bandel Berlins gedient. Ja Jabre 1842 mußte das immer baufälliger gewordene Neuftäotische Schlachthaus" abgeriffen werden die Folge davon war wiederum die Errichtung einer Anzahl Privatschlächtereten. Dieser Zustand währte zwanzig Jabre. Die weitere Entwickelung ist unseren Lesern mehr oder minder noch in Erinnerung. Sie wiffen, daß in Folge der 1862 vom Stadtverordneten Schaeffer und 1864 von Birchow gegebenen Anregungen die Erbauung fommunaler Schlachthäuser in's Huge gefaßt wurde, daß die städischen Behörden in der Mitte der flebziger Jabre der Ansicht wurden, daß die Er richtung tommunaler Schlachthäuser und einer fommunalen Biebbofs.Anlage, verbunden mit Schlachtzwang und einer obligatorischen Fleischschau ein öffentliches Bedürfniß set, daß bann das Lichtenberger Grundfüd erworben, im Dezember 1877 der Grundstein gelegt und Ende 1881 der Bentral Vieh und Schlachthof der Benugung übergeben werden tennte.

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Gegenüber der Notis verschiedener Blätter, betreffs angeblich geplanter Einziebung des Berlin Görlitzer Bahnhofs ist die Norbd. Allg. Btg." in der Lage. aus bester Quelle mitzutheilen, daß niemals die Abficht beftanden hat, den ge bachten Bahnhof eingeben zu laffen. Jene Notis entbeh.t ba ber jeglicher Begründung.

Ein vor ca. 10 Jahren vom Schwurgericht au Meferit gefälltes Todesurtheil wegen Giftmordes durch Arsenit war im April 1886 aum Gegenftand eines Wieder aufnahme Antrages gemacht worden. Bekanntlich wurde in demselben der Befund des verstorbenen Bofeffo: 8 Dr. Sonnen schein in den von demselben untersuchten Leichenthe len der an geblich ermordeten Ehefrau des Angeklagten angefochten und behauptet, daß die dargestellte geringe Arsenilspur nicht aus Den Leichentheilen gezogen, sondern durch die zur Untersuchung benutten Reagentien benusten Reagentien- bem aus Lagrange'schen Schwefeleifen bereiteten Schwefelwafferstoff in dieselben bineingebracht

Es war eine unheimliche Nacht. Ich wachte auf und schlief ein, um wieder aufzuwachen. Zwischen Schlaf und Wachen sah ich meinen Vater am Tisch sizen und schreiben. Später war's mir, als hörte ich seine Stimme:

Weine nicht, Junge! Ich habe Courage!" Dann sah ich ihn halb im Traum an mein Bett treten und mir mit dem Licht in's Gesicht leuchten. Seine Augen waren thränengefüllt. Er küßte mich leise auf beide Wangen und flüsterte:

Lebe wohl, Werner!" Endlich schlief ich ein.

Was ich Dir weiter erzähle, habe ich aus dem Munde feines Freundes Jenkins.

Die Herbstnacht war stürmisch und die Maurer, welche mit dem Niederreißen eines Hauses beschäftigt waren, fühl ten sich unbehaglich bei der naßkalten Witterung. Die Flammen der Rohlenbeden, die ihnen bei ihrer Arbeit leuchteten, faben von Ferne durch den dichten Nebel Schleier wie Frrlichter aus. Man arbeitete Tag und Nacht an einem Straßendurchbruch, welcher ohne Verzug herges stellt werden sollte.

Jenkins hatte eine fleine Imbißpause gemacht und promenirte auf dem Trottoir auf und ab, als sich eine Hand auf seine Schulter legte: Schwere Arbeit heute- nicht wahr?" Jenkins brehte sich um und sah meinen Vater

vor sich.

Du hier? Bu nachtschlafender Zeit? Ich denke, Du haft Nuhe nöthig."

Ich wollte mir noch einmal das Haus ansehen, auf dem ich damals verunglückt bin."

Richtig... das war's!"

Er füllte die Pfeife meines Vaters mit Tabat, was dieser zu seinem Erstaunen ohne Sträuben geschehen ließ. Wieweit seid Ihr mit dem Abbruch?"

auf."

Bis zum zweiten Stock."

" Hm! Thu mir den Gefallen und führ' mich hin­

Wozu bas! Man erinnert sich nicht gerne solcher

Dinge!"