vor den jüdischen Fefttagen recht lebhaft. Es empfiehlt sich, auf den Bedarf, der ftets mit erheblicher Preissteigerung ver bunden ist, Bedacht zu nehmen und die Zufubren besonders an lebendem Geflügel au vergrößern, da jeder Poften jest leicht verlauft werden fann. Junge Gänse 2,50-3-5., junge Enten 1-1,50-2,00 Matt, funge Hühner 0,45-0,80, alte 1,00-1,40., Tauben 30-45 Bf., Boularben 4,50-8,00. per Stud.

Fleisch. Die fühle Witterung wird es in Kurzem geftatten, mit dem Fleischverlauf zu beginnen. Die Offerten auf Fleisch Iteferung seitens der Befiger und Fleischer von außerhalb mehren fich fortgefett.

Butter. Die Preise find rapide steigend. Bufuhren von Zisa butter find stets erwünscht und finden sofortigen Abfat. E wurde bezahlt für frische feinfte Tafel butter c. 115-120, feine Butter I. 108-115, II. 98-106. III. fehlerhafte 82-90, Lanbbutter I. 92-98, II, 75-85., Baltzische und anders geringste Sorten 55-72 Mart per 50 Kilo.

Räse. Tendenz rubig. Echter Emmenthaler 73-80 Mart, Westpreußischer Schweizerfäfe L. 56-63 D., II. 50-55., III. 45-48., Quadrat Badstein I. fett 22-25 R., II, 12-18 M., Tilfiter Fetttafe 45-56-60 M., Tilfter Magerläfe 18-23 Mart, Limburger L 80-35 R., II. 20 bis 25 M., rheinischer Holländer Käse 45-58 M., II. Waare 35 M., echter Holländer 65 M., Edamer I. 60-70 R., II. 56-58 M., franzöftscher Neufchateller 16 Dt. per 100 Stüd, Camembert 8,00-8,50. per Dye, Mainzer 4,00 M., barzer 3,50 per 100 Stüd, Roquefort 1,20-1,50 pr. Bfd. Eler. 2,50-2,60 M. per Schod.

Honig, reiner deutscher 60, feinfter weißer 70-80 D. pr. Str. offerit.

Geräucherte Fische. Rheinlach 2,50-2,90., Weser und Dftseelachs 1,20-1,40., geräucherte ale 70-100 bis 1,30 Bf. pr. Bfb., großer Delikatesaal 1,50 per Bfb., Flundern, tleine 2,75-3,50, mittel 4,50-8, große 12-20., Büdlinge, 3,50 bis 5,00 t. Dorsch 3-10 R. per 100 Stud. Sprotten 0,40-0,50 per Pfund.

Krebse. Kleine, 10 cm. 1,00-1,50 m., mittel 2-4 D., große 8-12 R. per Schod. Summern 1,30-1,60. per Pfund.

Lebende Fische. Mal, mittelgroß 80-95, große 1,10 M. Secht 60-70 Bf., Schleie 80-90 Bf. per Pfund.

Seefische. Lachs 1,00-1,20-1,30 Mart, Bander, große, 80-100 Bf., Hecht 40-50-65 Bf., Steinbutte 70-80 Bf., See Bunge, große 0,70-1 D., mittel 50-60 Bf., Scholle 10-25 Bf., Schellfisch, große 20 Bf., Rabliau 15 bis 20 f. per Pfund, Matrelen 40-60 Pf. pro Stüd.

Gemüse und Dbft. Neue franzöfifche Wallnüsse 40 R. pr. Ctr. Pfirfiche 25-45 M., Tomaten 10-15 M. per Cir., Weintrauben 25-30, Pflaumen 4-8 M., Birnen 5-10 M., Nepfel 5-10 M., Bwiebeln 2,00-3,00 R. pr. tr., Schalotten 6-7 M., Neue faure Gurten 1,80-2 M. per God. Paradies. äpfel( Esraugim) 1,50-3,00. pr. Stüd, Ananas 2,50-3,00 art pr. fb. Breiselbeeren 9-10 M. per Bentner, Rarotten 2,50-5 R. per 100 100 Stilo, Wirfinglohl 2-3 M., Roth und Weistohl große Köpfe, 3-4 M. pr. Sood, Blumenkohl 10-15. pr. 100 Stüd, Meerettig 6-12 M., Kartoffeln, im Preise steigend, weiße 3,50-4,00., rothe 2,80 bis 3,00 M., blaue 3,00-3,60 R. pr. 100 Stilo.

Blumen und Blätter. Lorbeerblätter 3-4 M. pro Rorb. Rosen 5-6 M. pro 100 Stüd.

Polizei Bericht. Am 22. b. M. früh wurde im Luft­garten die Leiche eines neugeborenen Rindes gefunden und nach dem Schaubause gebracht. Am Nachmittag wurde ein Kriminalichußmann bei Ausübung einer Amtshandlung auf bem Flur des Hauses Schiffbauerbamm 23 von zwei Männern mer gemißhandelt und nicht unbedeutend verlegt. Die Thater find verhaftet. Um dieselbe Beit erhängte fich ein Rellnerbursche in der Retirade eines Restaurants in der Chauffeeftraße an einem Gashahn. Die Veranlaffung zum Selbstmord ist nicht befannt.

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Gerichts- Zeitung.

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+ Welcher Werth auf das Zeugniß eines Gendarmen von einem Gerichtshofe gelegt werden kann, davon bot eine Berhandlung, die geflern vor der ersten Straflammer des bie figen Landgerichts II stattfand, einen überraschenden Beweis. m 10. Junt d. J. batte der Fabritarbeiter Karl Schola fich vor dem Schöffengericht gegen die Anllage zu verantworten gehabt, gelegentlich einer Expedition von Mitgliedern des Arbeiter Begirisvereins Süd- Ost" nach Marienfelde , bie unter Führung des Buchdruders Werner die Versuchsstation des Dr. Petri besuchten, den Gendarmen Höhne öffentlich beleidigt zu haben. Wie wir f. 3. ausführlich berichteten, wurde Schola freigesprochen, weil das Schöffengericht einen Ferthum des Gen barmen in der Person des Beleidigers nicht für ausgeschloffen bielt, den Aussagen der Entlastungszeugen Glauben beimaß und es überhaupt ,, befremblich" fand, daß ein ,, nüchterner" Mann ungereist einem Gendarmen Beleidigungen ins Geficht geschleudert baben sollte. Gegen das Urtheil batte die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt und in der Rechtfertigungsschrift auf das bestimmte Beugniß des Gendarmen Höbne hingewiesen. So fam die Sache geßern zur nochmaligen Verhandlung vor eine böbere Inftans und nahm einen anderen Ausgang. Die Beweisaufnahme gefaltete fich im Wesentlichen folgender maßen: Der Angeklagte stellte den Vorfall so bar, daß er und einige fünfsig Genoffen am 13. Dezember v. J. in der Wins ter'ichen Restauration in Mattendorf angelangt feten, gefolgt von den beiden Gendarmen Höhne und Peters. Die Beamten beiraten mit der Gesellschaft gleichzeitig das Gaffzimmer und beobachteten in auffälliger Welse the Trelben. Um jedoch Reibereien mit den Gendarmen auf jeden Fall zu verhindern, war schon vorher beschloffen worden, jede Berührung, jedes Gespräch mit den Beamten streng zu vermeiden und ihre An wesenheit vollkommen zu ignoriren. Als nun Scholz fich im Baftzimmer befand, fab er, daß ein Mann aus der Gesell schaft an den Gendarm Höhne heran irat nnd mit ihm au fprechen begann. Er ging nach feiner Angabe auf biefen Mann zu, faßte ihn am Arm und sagte etwa: " Dein Bier steht doch drinnen; erzähl' Dir nichts mit dem Gendarmen und geb' binein!" Nach dieser uf forderung habe der Unbekannte und er fich aus der Nähe des Gendarmen wegbegeben. Bu feiner Ueberraschung sei er ( Schola) 1 Stunden nach diesem Vorfall von dem Gendarmen Söhne in Tempelhof mit den Worten verhaftet worden: hnen weibe ich beweisen, was Sie gefagt baben!" Eine Beleidigung gegen den Gendarmen Höhne ausgestoßen zu baben, bestreitet der Angeklagte auf das Entschiebendste. Der Beuge, Gendarm Höhne, befundet und auf dieser be chworenen Aussage beruht bie nllage- daß er im Gaft zimmer des Winter'ichen St. ftaurants am Dfen geftanden und mit einem ihm unbekannten Manne rubig gesprochen habe. Da fei der Angeflagte an ihn herangetreten und habe ihm ins Geficht folgende Worte gesagt:" Du bist ein ganz ge meines, bummes Nas, Du fellst Dich an den Ofen und er ift nicht gebeizt." Der Unbekannte habe noch seine Entrüftung bec folche Worte geäußert. Bu einer fofortigen Berhaftung Angeklagten fet er deshalb nicht geschritten, um Relbereten mit der Menge" vermeiden. Der

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Senbarm Beters unterfügt die Aussage feines Rollegen infofern, als er belundet, daß er den Unbekannten und Schola in der Nähe Höhne's gefeben und daß ihm höhne bei dem Bange nach Tempelhof fofort jene infriministe Aeußerung mit

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getheilt habe. Von den vier Entlastungszeugen hat Herr Schloffer Gebrisch von dem ganzen Vorfall nichts bemerkt. Der Beuge Felgentreff bekundet dagegen auf das Bestimmteste, daß Dr Borgang fich so abgespielt habe, wie der Angellagte es anglebt. Er babe in folcher Nabe bei dem Angeklagten ge ftanden, daß er jedes Wort deffelben habe hören müssen und er babe nur jene Rufforderung an den auch ihm( Beugen) un bekannten Mann gehört. Außerdem erwähnt der Beuge noch, daß ihm das ganze Benehmen des Gendarmen Höhne in der Reftauration provokatorisch vorgekommen sei. Der Gendarm babe eine große Leberwurft hervorgezogen und in der Luft damit herumgefuchtelt; auch habe er eine Schnapsflasche in der Hand gehabt. Dieselben Thatsachen hat der Beuge Buchdruder Werner beobachtet. Auch er befand sich, mie er angiebt, in solcher Nähe, daß er jedes Wort des Angeklagten hören und verstehen mußte. Die infriminirte Neußerung hat er aber nicht gehört. Auch ihm ift jener Mann, der zuerst mit dem Beamten sprach, unbekannt geblieben. Der Beuge Arbeiter Hoffmann fagt mit großer Sicherheit dem Sinne nach baffelbe wie Werner und Felgentreff aus. Er fei au Schola herangetreten, um fich von ihm eine Einrichtung bes Dr. Petri'ichen Verfahrens erklären zu laffen und habe dabei jener Szene beigewohnt. Nur darin fest fich der Beuge in Widerspruch mit den übrigen Aussagen, daß er behauptet, jener Vorgang babe fich nicht im Gaftzimmer, sondern im Buffetsimmer e eignet. Damit ist die Beweisaufnahme geschloffen. Der Staatsanwalt tann zunächst seine Verwunderung darüber nicht unterbrüden, daß weder der Angellagte noch die Entlastungs zeugen die Person jenes Unbelannten ermittelt haben und angeben fönnen. Die Aussage des Beugen Hoffmann müsse bei der Würdigung des Materials ausscheiden, da er die Sjene an einem Dcte beobachtet habe, an den sie weder die Anklage noch der Angeklagte verlege. Den Aussagen der Beugen Werner und Felgentreff stehe die bestimmte und präzise Aus. fage des Gendarmen Höhne gegenüber, der man vollen Glauben schenken tönne. Bei Der Schwere Der Beleidigung set eine Geldstrafe Don 30 Matt an gemeffen. Der Vertheidiger, Rechtsanwalt Flatau, fiebt in dem Widerspruche der Aussagen Hoffmann's in dem einen Bunkte zu den Aussagen der übrigen Entlastung zeugen nur einen Beweis für die innere Wahrheit jener Aussagen und ihre vollständige Parteilofigkeit. Es sei nicht ausgeschlossen, Daß irgend einer von den 57 Personen, welche die Battie mitgemacht und das leine Lotal gefüllt hätten, aber bie beleidigende Aeußerung babe fallen laffen, es sei nicht erwiesen, daß Schols es gewesen set. Er bitte um die Freisprechung seines Klienten, eventuell um Bertagung des Termins, um die Persönlichkeit jenes Unbekannten feft auftellen. Nach kurzer Berathung erfannte der Gerichts hof ( Borfizender Landgerichtsrath Herzog) nach dem An frage des Staatsanwalts. Durch die glaubwürdige Aus fage des Gendarmen Höhne sei die Beleidigung festgestellt; biese Glaubwürdigkeit lönne durch das Beugniß der Entlastungszeugen in leiner Weise beeinträchtigt werden; das felbe set nicht so überzeugend gewesen, um die Aussage der Gendarmen erschüttern zu fönnen. Dem Beleidigten wurde Die Befugniß augesprochen, bas Urtheil auf Roften des Ange Ilagten im Teltower Kreisblatt" zu publiziren.

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Vereine und Versammlungen.

Der Verband der Möbelpoltrer bielt am 20. b. M. bei Böttcher, Köpniderfir. 150/151, eine Versammlung ab. Herr Canis bielt einen Vortrag über Die Lunge und ihre Pflege in gefunden und tranten Tagen". In diesem Vortrag erklärte der Vortragende die Lage der edleren Theile in menschlichen Rörper und zeigte, wie die Lunge, um gesund zu bleiben, ge pflegt werden müffe. So mancher, meinte Rebner, glaube nichts Befferes tbun zu können, als in frischer Waldesluft füchtig Bigarren oder Tabat zu rauchen, und bedenke nicht, daß ihm dadurch die frische und reine Luft verloren gebt. Man solle tüchtig, namentlich im Ferien reht tief und voll athmen, sowie talte Abreibungen vornehmen und Gymnaftit treiben, dann würden die verderblichen Staubthellchen der Fabrik und Wert ftatt aus der Lunge entfernt und diese zu einer kräftigen Ent. widelung des Menschen viel beitragen. Reicher Beifall lohnte den Vortragenden und die vielen gestellten Fragen bes wiesen, mit welcher Aufmerksamkeit die Mitglieder dem Vortrage gefolgt waren. Beim zweiten Punkt der Tagesordnung erläuterte der Boifigende Die Auf

gaben, welche der Verband noch zu lösen habe und ersuchte Die Mitglieder, aur nächsten Generalversammlung am 1. Ditober bet Säger, Grüner Weg 29, recht zahlreich zu erscheinen und bel der Vorstandswahl Sorge zu tragen, daß nur füchtige Leute in den Vorstand und in die Kommission gewählt werden. Bet ,, Verschiedenes" verlas der Vorfigende einen Brief des Herrn Tischlermeister W. Krüger, Friedenstr. 44, worin derselbe fich beschwerte daß er feine Bolirer vom Arbeitsnachweis be tommen tönne. Nach längerer Debatte, in welcher ein Mit glied, Herr Reuter, welcher in demselben Hause wohnt, erklärte, das in allen 11 Tischlerwerkstätten, welche im Hause Frieden ftraße 44 fich befinden, jeden Abend bis 12 Uhr und bes Freitags die Nacht durchgearbeitet wird, wurde der Vorfland beauftragt, Herrn Krüger zu benachrichtigen, daß deshalb teine Bolizer bei ihm anfangen, weil dieselben nicht Nachts und nach Feierabend arbeiten wollen, jedoch sei der Verband der Möbelpolirer bereit, Herrn Krüger Gehilfen zu fchiden, falls berfelbe bei der üblichen 9% fündigen Arbeitszeit 24 Mart Lohn zable.

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Die Freie Vereinigung aller in der chirurgischen Branche beschäftigten Berufsgeneffen bielt am 21. September eine Mitgliederversammlung in Seefeldt's Salon, Grenadier ftraße 33, ab. Herr Dr. Baumgart bielt einen beifällig auf genommenen Vortrag über die praktische Kriminal Juftispflege während des Mittelalters, mit besonderer Berücksichtigung der einschläglichen Verhältniffe in der Mart Brandenburg und in Berlin ". Hierauf referirte Herr Schmädide über die nom Verein angeregte Statistil" und bedauerte, daß die Bethel ligung der Mitglieder so gering sei, baß, wenn es so weiter geht, der Verein mit dieser Angelegenheit überhaupt niemals sum Biele gelangen wird. Die Herren Laddey und Shmä bide tritifteten ben wieder zum Vorschein lommenden In­bifferentismus der Kollegen. Während das Intereffe an fänglich so groß war, daß ftets girla 120 Mitglieder in den Versammlungen erschienen, besuchen jest taum 40 Mit­glieder die Versammlungen. Es wurde von Herrn Schmädice Der Vorschlag gemacht, nochmals ein Flugblatt unter die Mit glieder zu vertheilen, um endlich den Indifferentismus der Kollegen zu beseitigen. Herr Schmäbide tabelte ferner die allzulange Arbeitszeit in der Rüger'ichen Werkstatt, welche in einer Woche 92 Stunden betragen haben soll. Nach Er ledigung interner Bereinsangelegenheiten wurde die Versamm lung gefchloffen.

Der Fachberein der Schneider bielt am Mittwoch, den 22. September, eine Mitgliederversammlung in Bratweils Bierhallen, Kommandanten fraße 77-79, ab. Bunächst er stattete der Rafftrer die Quartalsabrechnung, die als richtig an erlannt wurde.

Es folgte die Besprechung des Stiftungs festes, bas in einem großen Lokale Mitte November stattfinden foll. Bur Unterstügung des Borfiandes in den Vorbereitungs arbeiten für dieses Feft wurde eine Kommission von rier Mit

altebern gewählt. In Bezug auf den Buschneidekursus

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wurde befchloffen, dem Vorftande Die weiteren Maßnahmen zu überlaffen. Bon verschiedenen Seiten wurde betont, daß eine lebhafte Agitation unter den Kollegen entfaltet werden

müffe, damit derselbe zu seiner früheren Höhe wieder gelange und die Aufgaben, die er fich gesteckt, erfüllen tönne. AL folche Aufgaben wurden bezeichnet: Die Wahrung der mate­tellen Intereffen nach allen Richtungen, Gründung einer Vers einsbibliothel, Regelung des Arbeitsnachweis", der Herbergs frage und der Reiseunterstüßung und Gewährung unentgelt lichen Rechtsschußes für die Mitglieder in gewerblichen Stret tgleiten.

+ Der Fachverein der Mechaniker, Optiker, Uhrmacher, chirurgischer und anderer Instrumentenmacher hielt am Mitt woch, den 22. September, unter Vorfis des Herrn Spieß eine gut besuchte Mitgliederversammlung ab. Herr Dr. Baumgart bielt einen Vortrag über das Vorhersagen von Naturers fcheinungen", an dem fich eine Fragelaften Debatte" anschloß. -Unter ,, Verschiedenes" tam der Brief eines Göttinger Kollegen zur Berlesung, der ein interefiantes aber auch trauriges Bild von den Lohnverhältnissen der Gehilfen von Göttingen entrollte. Der durchschnittliche Lohn beträgt wöchentlich 4-5 Thaler. In Bezug auf das Lehrlingswesen berrschen dort arge Migstände. Die eine Fabril( Sartorius ) beschäftigt bei 4 Be bilfen 13 Lehrlinge, eine zweite( Wintel) bei 6 Sebilfen 15 Lehrlinge, eine dritte( pel) gar bei 2 Gehilfen 12 Lehrlinge. Die 30 bis 40 Gehilfen, die in Göttingen thätig find, haben nun beschloffen, fich zu einer festen Organisation zusammen zu schließen, um derartige Buftände aus der Welt zu schaffen. Thr berechtigtes Vorgehen flöst jedoch auf hartnädigen Widers ftand bei den Bringipalen, die mit einer einzigen Ausnahme erklärt haben, eine Vereinigung der Gehilfen mit allen Mitteln zu betämpfen. Unter diesen Umständen ist es nicht unwahrschein lich, daß es in nächster Beit dort zu einem Streit tommt. Für diesen Fall beschloß der Berliner Verein, die Göltiger Kollegen in ihrer gerechten Sache thatkräftig zu unterstügen und vor allem den Buzug aus Berlin fernzuhalten. Des Weiteren wurde mitgetheilt, daß der Vorftand im Verein mit der Ar beitsnachweis Kommission versucht habe, die Prinzipale für den ,, Arbeitsnachweis" des Vereins zu intere firen, leider mit ne gativem Erfolge. Der Versuch soll aber trotzdem im Intereffe ber Sache noch einmal wiederholt werden. Das Stiftungs feft des Vereins findet am 4. Dezember d. J. in der Tons balle" fatt; die Programmfrage wird erst in der nächsten Ber fammlung erledigt werden. Die Resultate der von dem Verein angeftellten Staliftit über die biefigen Lohn und Arbeitsver hältniffe in der Branche lönnen erst im Anfang des lommens ben Monats zur Veröffentlichung gelangen.

* Der Fachberein sämmtlicher im Drechslergewerk beschäftigten Arbeiter hält am Sonntag, den 26. Septmbr., Vormittags 10 Uhr, in Breuer's Salon, Gr. Frankfurter Braße 74-75, eine Versammlung ab mit der Tagesordnung: " Der Drechsler tag zu Leisnig in Sachsen , abgehalten vom 21. bis 23. Auguft d. J.; der Werth der dort gefaßten Beschlüsse und was lehren uns dieselben?"- Der wichtigen Tagesord nung wegen werden zu dieser Versammlung sämmtliche Rol legen, sowie die Herren Meister und Fabrilanten aus allen Branchen des Drechslergewerts eingeladen. Insbesondere witb das Erscheinen der Berliner Delegirten des Drechslertages bes ftimmt erwartet; mehrere derselben, wie auch der Innunge voistand, haben vom Vorstand des Vereins speziell Einladun gen erhalten.

Allgemeine Buchdrucker Versammlung Sonnabend, ben 25. September, Abends 9 Uhr, bet Buggenbagen am Morisplay. Tagesordnung: 1. Erflärung der Kommiffion. 2. Besprechung des Zeitpunkt s der Einführung des Tarifs und der Drganisation eines Vertrauensmänner Jiftituts. 3. Be richterstattung über die Thätigkeit der Kommission. 4. Re munerirung der Kommission. 5. Wahl der Tarif Uebers munerirung der Rommission. wachungs- Kommiffion. 6. Berschiedenes.

Kranten und Begräbnißtaffe des Vereins sämmt licher Berufstlaffen, Berlin I ( E. 6.). Sonnabend, ben 25. D. M., Abends 8 Uhr, Münaftr. 5, Bersammlung. Gäfte find willlommen.

Rauchklub Westend" Freitag, Abends 9 Uhr, im Hohenzollerngarten, Stegligerstr. 27.

Vermischtes.

Ueber das jüngste Erdbeben in Amerika fandte Major Bowell, Direttor der geologischen Landesaufnahme in den Bereinigten Staaten der British Association" einen Be richt, bem wir das Fo'gende entnehmen: Soweit man denken lann, ist dieses Erdbeben in den Vereinigten Staaten das be tigfte gewefen und erstreckte fich über den größten Flächen raum. Der Ursprung desselben läuft an einer Dislotations linte auf der öftlichen Seite des Alleghani Gebirges entlang und ging vorzüglich von der Stelle aus, wo diese den mittleren Theil von Norb Karolina Ireugt. In belden Staaten von Karolina vernahm man schon einige Tage zuvor leichtere Stöße gleichsam als Vorläufer, die am 27. uub 28. Auguft in der Gegend von Charleston heftiger wurden. Der Hauptstoß, roclcher in lepterer Stadt so große Ber störungen anrichtete, nahm seinen Ursprung ebenfalls von Nordtarolina her am 31. Auguft 7 Uhr 50 Min. Abends. Bon tort aus verbreiteten fich die Stöße nach allen Richtungen bin mit großer Schnelligkeit, welche zwischen 25 und 65 Meilen in der Minute vartirte, und war über einen Flächenraum von 900 000 englischen Quadratmeilen oder über den vierten Theil der Ver. Staaten. Man spürte das Erdbeben vom Golf von Magico bis zu den großen Seen und den süblichen Neuengland - Staaten und von ber atlantischen Rüfte bis zum mittleren Flußthale des Mississippi . In beiden Karolinas verursachte es außer Erbfällen, Landschlüpfen und Spalten eine große Berstörung des Eigenthums. Charleston liegt halb in Trümmern und beinahe hundert Totte wurden gezählt. Merkwürdigerweise wird von leiner Bewegung oder Veränderung des Meeres berichtet, obgleich bas Erdbeben Don ben liegenden Schiffen aus bemerkt wurde. Nur bei der Insel auf der bebe Sullivan erreichte das Waffer während der Nippfluth eine un gewöhnliche Höbe. Ein neuer Stoß von geringerer Heftigkeit ereignete fich zu Charleston am 1. September, 8% Uhr Vormit tags. In zunehmenden Zwischenräumen folgten diesem schwächere Stöße, welche in Memphis 1 Minute, in St. Louis 6 Minuten, in Florida 11 Minuten und in Milwaukee 12 Minuten später ge­spürt wurden. Bon den mächtigen Spalten, die in der Erde ent ftanden waren, hatten einige die Richtung von Nord nach Süd, an bere von Dft nach Weft. Einige Telegramme geben an, daß Sieine aus der Luft herabgefallen seien, welche aus dergleichen Spalten und Schründen zugleich mit Schlamm und Sand emporgeschleudert wurden. Alle Berichte stimmen darin übers ein, daß das Erdbeben von rollenben oder raffelnden Deto nationen begleitet war. Wenn die Meinungen über die Richtung der Stöße auch getheilt waren, so steht doch feft, baß fie fich von Süden oder 66w. nach Norben oder NND. erftreten. Auch diesmal wurden

wie

gewöhnlich bet Erdbeben die Brunnen und Quellen in Mit leidenschaft gezogen; einige trodneten aus, während an anderen Stellen fich neue bflüffe bildeten. In Bennsylvanien verminderten fich die Musströmungen der natürlichen Gadreser voire. Ein Gryser oder periodisch springender heißer Quell, welcher im Nationalpart am Dellowstone seit vier Jahren geruht batte, begann mit dem Erdbeben seine Ausbrüche von neuem. Merkwürdigerweise traf das Erdbeben im südlichen Europa , welches den Beloponnes und besonders die Stadt Philiatra am 27. Auguft beimsuchte, genau an demselben Tage mit den ersten Stößen, die in der Unton beobachtet wurden, aufammen. Daffelbe erstreckt sich von Griechenland über den Süden Italiens bis nach Malta . Rurs zuvor hatte der Kapitän eines englischen Dampfers 200 Seemeilen östlich von legierer Insel eine Feuer