Beilage zum Berliner Volksblatt.
Mr. 224.
Nom Naturforscherkongrek.
3. Verschiedenes.
Die Themata der allgemeinen Versammlungen und der einzelnen Seltionen haben für unsere Leser natürlich zum Theil sehr geringes Intereffe. Wir heben hier jedoch Folgendes hervor:
In der Sektion für Dhiatrie( Dbrenheilkunde) berichtete Lichtenberg Budapest über Gehörstörungen des Be triebspersonals der Eisenbahnen mit Bezug auf bie Sicherheit des auf Babnen reifenden Publikums. Redner bat 250 Eisenbahnbedientefte auf das Verhalten ihrer Gebör organe untersucht und darunter bei 92, also 36,8 Prozent, Dhr erfranlungen gefunden. 32 Dal bandelte es fich um fatarrhalische Formen, 3 Mal um Erkrankung des Labyrinthes, 30 Mal um folche des äußeren Gehörganges. Bei dieser Häufig keit des Vorkommens von Dbraffettionen und der Wichtigkeit ber afuftischen Signale für den Eisenbahndienst ist die An nahme gewis gerechtfertigt, daß eine Reihe von Bahnunfällen nicht burch Nachlässigkeit, sondern durch mangelhaftes Gehör des Beamtenpersonals verursacht werden.
In der Sektion für hygiene sprach H. Cohn- Breslau über bie für die Arbeitspläge nothwendige bellig. tett. Auf Grund einer Reihe von Verfuchen verlangt Redner, daß Tein Arbeitsplay weniger als 10 Meterkerzen Helligkeit befige; wünschenswerth set aber ein Helligkeitsgrad von 50 Meter Terzen. Mit Meterlerse( M.-S.) bezeichnet er die Helligkeit eines Papieres, welches 1 Mir. gegenüber non 1 Normallerge aufgeftelt wird. Für fünftliches Licht gilt daffelbe Minimum von 10 Meterkerzen. Die Meffungen des Vortragenden haben aber ergeben, daß bei den gebräuchlichen Gas, Petroleum und Glühlampen selbst die beften Gloden das Papier nur so beleuchten, daß es nur in einer Entfernung von 12 Meter von der Flamme noch eben 10 eter tersen hat. Darauf fet also bei der Abendarbeit sorgsam Rüdficht zu nehmen. Mehr Licht schade gewiß nicht. Natür lich bleibe es fich gleich, ob Gas, Petroleum ober elektrisches Licht verwendet wird, wenn es nur nicht zude und nicht zu heiß sei. Das neue Auer'sche Gasglüblicht( wurde vorgezeigt) theile mit dem elektrischen die Kühle, übertreffe es aber dadurch, baß es nicht aude. Allerdings habe es bei den jetzigen Bunsen Brennern, die freilich auch viel weniger Gas brauchen, noch eine geringere Lichtstärke, als die modernen Albert Brenner.
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Besonders großen Bulauf fand im Birlus Rens die Vor führung des elettrischen Riesenmitroftops burch Herren Profeffor Strider. Das gezeigte Mitrostop ift ein Inftrument für Vorträge, es ermöglicht, einen Gegenstand von mäßiger Größe bis winziger bis winziger Kleinbeit gleichzeitig einer Anzahl von Hörern felbft Hun felbft Sun derten bei paffender Einrichtung zu zeigen und zu erläutern. Bei dem gewöhnlichen Mikrostop wird von dem zu befehenden Körper ein Lichteinbrud an ber hinterwand eines Auges des Beschauers erzeugt, der ein vergrößertes Bild giebt. Nur der allein, welcher fich mit dem Auge unmittelbar an dem In firument befindet, lann beobachten. Bei dem neuen Apparat wird das Bild auf einen weißen Schirm geworfen, wie bet einer Bauberlaterne( laterna magica), wo es natürlich ein ganzer Eaal voll Menschen sehen fann. Ein vergrößertes Bild tommt dadurch zu Stande, baß von dem zu beobachtenden Gegen ftand Lichtstrahlen ausgeben; soll die Vergrößerung einer Linie tausendfach sein, so muß die belligkeit von einem fleinen Biered, das ein Millimeter lang und ein Millimeter breit ist, fich über ein Biered vertheilen, das ein ganzes Reter lang und breit ift. Dieses Biered ist eine Million mal so groß und groß und seine Helligkeit also eine Million mal jo fomach als die des fleinen Viereds. Das gilt für jedes mitroflopische Bild, der Licht einbrud ist also bei starter Vergrößerung febr schwach. Aber bei dem gewöhnlichen Mitroflop find die Lichtstrahlen, welche das vergrößerte Bild von fich giebt, obne baug ganz genau Dieselben, welche im Hintergrunde des Auges die Netbaut er. regen, die gesammte Helligkeit des Bildes( immerhin fegr viel leiner als die des Gegenstandes) ist im Auge vereinigt. Des halb fann man für gewöhnlich mitroflopiren, wenn man durch einen Spiegel von der Größe eines Breimartfüdes ein Büschel Tageslicht auf den Gegenstand vereinigt. Bei dem Bilde auf dem Schirm im Birkus Rens ist die Lichtvertheilung aber viel ungünstiger. Von den Strahlen, welche bort zu einem Bilde aufammentreten, das an fich schon eine Million mal so schwach ift als der Gegenstand, wird ein großer Theil vom Schirm verschluckt und ein Theil davon wird im Sirkus verbreitet. Der Lichteinbrud im Auge wird also im Verhältniß außer ordentlich schwach. Soll trotzdem etwas deutliches au sehen sein, fo muß das fleine ursprüngliche Biered sehr start beleuchtet werden und deshalb benust Profeffor Strider elettrisches Licht. Man bat diese Verwendung schon lange versucht, aber fanb ben Uebelstand, daß die zarten Gebilde, die zur Unter fuchung tamen,( lleine Thiere, Pflanzentheile, Körpersäfte) in den darauf gesammelten Strahlen des ungeheuer heißen Lichtes fochten und verbrannten; es war unmöglich so zu arbeiten. In dem vorgeführten Instrument ist das Hindernis der hige faft gang überwunden. Der Erbauer lägt nämlich die Sirablen te Durch eine Salzlösung geben, bort bleibt bie e zurüd und nur die Helligkeit kommt hindurch.
Prof. Strider zeigte einige Hauptfälle der Anwendung. Größeren Beifall als die eigentlichen mitrostropischen Bräpas tate( starte Vergrößerung bis 4000 in burchfallendem Lichte) fand die Darstellung eines Rnochens im auffallenden Licht, bei schwacher Vergrößerung. Mit der sehr verwidelten Form dieses Knochens, ber eine Maffe Irummer Ranten und Böhlungen hat, mus ber Studirende genau belannt gemacht muß werden, denn seine Geftalt ist praktisch wichtig. Er fieht aber faum den Knochen selbst, wenn er mehrere Schritt vom vor tagenden Lebrer entfernt fist, und so fizi die große Mehrzahl Derselben. Prof. Strider nahm den Knochen in eine fleine Bange, bielt ibn in das Lichtbüschel des Apparates und warf badurch ein scharfes Bild davon auf den Sairm. Er brehte thn baju nach allen Seiten, wobei bas Bild den vollen Eine druck der lörperlichen Erhabenheit machte, und rief jubelnde Ueberraschung hervor.
Das laeschilderte Milroflop ift ficher ein wichtiger Fort fchritt im Unterrichtswesen; wie wichtig läst fich aber erst bei allgemeiner Anwendung beurtheilen; denn das Instrument ist immerhin ein theures Ding, es loftet außer dem Aufwand für bas eigentliche Mikroskop, das eigentliche Bergrößerungs. inftrument, alle bie erheblichen Aufgaben für das elektrische Licht von der Kraftmaschine an, durch die Lichtmaschine bis zu Den Roblenftäben, und babei giebt es Fälle, wo es möglicher weise richt hilft und andere, wo man fich mit den älteren Mitteln des Ecioptifon( einer verbesserten Bauberlaterne) hilft.
Vierüber muß der Gebrauch entscheiden.
würde aber unvollständig sein, wenn er nicht erwähnte, daß Sovtel Naturwissenschaftliches. Der Versammlungsbericht
Sonnabend, den 25. September 1886.
der Vortragende nicht in allen Theilen fireng fachlich blieb, fondern die Gelegenheit zu einer gewallfamen Hervorhebung Birchow's benugte, zu einem Bersonenfultus, der um so peinlicher war, als der unzart Verherrlichte dabei faß. Es fehlte nicht an mißbilligenden Bemerkungen hierzu zwischen dem Beis fall der Maffen.
Kommunales.
w. Begrenzung der Gegenstände des Marktverkehrs. Das Polizeipräftoium ift entgegen der Anficht des Magistrats bei seiner Anficht fteben geblieben, daß darüber, ob eine Ab. weichung von der Bolizei Verordnung vom 6. April d. J, be siebentlich des§ 66 der Gewerbeordnung in Hinsicht der Be grenzung der Gegenstände des Marktverlebis zugelaffen werden fönnen, nicht das Polizeipräsidium und der Magistrat gemein schaftlich zu beschließen haben, sondern der Bezirksausschus. Bis dahin, daß biefer nicht eine Abweichung zugelassen hat, foll der Magiftrat sowohl in den untern als ben obern Räumen der Markthalle Gegenstände nicht zulassen, welche als Nicht wochenmarttartilel erachtet werden tönnen. Der Magiftrat wird weitere Shritte thun, um eine befriedigende Lösung der Frage zu erreichen.
Die städtische Markthallen Verwaltung macht durch Anschlag in den ballen belannt, daß in denselben der Gebrauch von Spiritus und Betroleumlochern zur Vermeidung von Unglüdsfällen vom 1. Ditober ab verboten ist.
B
Lokales.
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Die Hite ist ja nun glüdlich vorüber, und wenn fle auch mancherlei Drangfal und Beschwerden mit fich brachte, so benten wir jegt unter den herbstlichen Regenschauern doch mit einem Gefühl stiller Webmuth an dieselbe zurüd. Es ist ja wahr, fie hat uns manchen Schweißtropfen ausgepreßt, unter den fengenden Strahlen der glühenden Mittagssonne fämpfte man bäufig gewaltsam mit dem Schlaf und nach träglich sei es eingestanden, manchmal unterlag man auch. In Berlin hat die Hige bekanntlich mannigfache Opfer gefordert, man wird fich entfinnen, daß faum ein Tag verging, an wel chem nicht ein oder mehrere Bersonen vom Hipschlage getroffen auf der Straße zusammenbrachen. Das find gewig tief be. Dauerliche Unglücksfälle, ft: find jedoch geschehen und müssen Daber ertragen werden. Doch nicht nur am grünen Strand der Spree brannte die Sonne unbarmherzig auf unsere Häupter bernieder, auch an der schönen blauen Donau wüthete fte und bort schien fie fogar noch unbarmherziger und flechender zu sein wie bei uns. Dort trieb fie sogar Junggesellen ins Chejoch. Man höre nur wie Ed. Bögl dieie Tragödie, die er an fich felbst erfahren hat, im. W. Tabl." schildert: Meine Woh nung liegt gegen Norden und hat so bide Mauern, daß man iebe Fensternische besonders vermiethen fönnte. Im Winter fror ich ein wenig, da die Temperatur, trop Bebeizung beider Defen, niemals über 13°. fteigen mochte, welche Rihl auch als Wärmegiffer Unglück bedeutet- ich bekam den Schnupfen und triegte ihn nicht mehr fo3. Wenn ich so mit eingewidelten Beinen am Schreibtische faß , freute ich mich aber unbändig auf den Sommer. Ich berechnete, wie wunderbar fühl meine Wohnung mit den biden Mauern und der Nordseite in der heißen Jahres seit sein werde und fab mich schon, während draußen die Sonne mit tropischer Gluth über den schwülen Straßen und Blägen brannte, im balbdämmer auf dem Divan hingestreckt. Ich schwelgte in der Vorstellung, daß meine haut fich dann so fáön talt anfühlen werde, wie eine geschälte faure Gurke. Ais baber der Sommer herannabte, beschloß ich, der mich bedienen. ben Magd in einer persönlichen Busammenkunft die zur Kühl baltung der Wohnung entsprechenden Anleitungen zu geben. Ich muß nämlich bemerken, daß ich meine Magb nur äußerst jelten von Angesicht febe. Wenn ich um Mitternacht heim. tomme, fchläft fie natürlich; wenn fie des Morgens meine Appartements betritt, schlafe ich, und wenn ich Vormittags weg. gebe, besorgt fie ihre Eintäufe in der Stadt. Sch bin deshalb gewöhnlich nur in der Lage, schriftlich mit ihr au vertebren, mittelft großer Bapierbogen, auf welche ich meine Wünsche und Beschwerden in recht deutlichen Buchstaben hinmale. uf dem felben Wege nehme ich ihre Gegenäußerungen in Empfang. Der Bogen mit der jüngsten Korrespondens lag noch aus hand. Es ftand darauf folgende Note von mir an, Barbara", welche ich strafmeise immer so nenne, wenn ich ihr arge Berstöße vorzus werfen habe, während ich ihr fonft die mildere Form ibres Namens Babi" ober ,, Wetti" angebeiben laffe., Barbara! 1) Seit 2 Tagen fehlt der Theelöffel. Soll ich den Thee mit dem Regenschirm umrühren? 2) Wo ist der Stiefeltnecht? Hutschen Sie sich vielleicht darauf?" Darunter war von Wabis Hand geschrie ben: Gnä Heir der Löfl is schon da, er war im Waffer schaft in der Ruchl brinet vergeign schon- Stifftnecht is awer nit' find'n, misen ihn selber in gebanten eing'fteat bam." Ich segte darunter: ,, Lächerlich! Stiefellnecht ift emfig weiter zu suchen. Sie selbst meden mich morgen früb; babe Jbnen Wichtiges zu sagen." Wabi leistete der Aufforderung pünktlich Folge und ich gab ihr nun die Inftruktion, daß die Fenster während der Tagesbige gefchloffen su balten, Morgens und Abends aber zu öffnen seien. Die große Hige trat bald ein, tro aber merkwürdigerweise auch in meinen Bimmern Schattenseite, tros dider Mauern, trop geschloffener Fenster. Da ich mir dies nicht erklären fonnte, so bielt ich es für das beste, gegen Wabi eine strenge Unterfuchung einzuleiten und verfaßte zu diesem Bwed nachstehenden Fragebogen: Barbara! Is famine in der Wohnung wie ein Fünffreuzer Tinger. Haben Sie etwa in Ihrem weiblichen Unverftand ungeachtet meiner väterlichen Ermahnung bei Tage die Fenster offen ge habt? Doer haben Sie in brer furchtbaren Gedantenlosig feit vielleicht gar eingebeizt? I toch gestern so etwas. Doer was haben Sie gethan?... Geftehen Sie
es
erleichtern Sie wenigftens Ihr Gewiffen dadurch, erleichtern Sie wenigftens The Gewiffen dadurch, Die Antwort will ich noch heute Abend finden, ebenso ein Handtuch, oder glauben Sie, ich werde mich zum Trodnen auf. bängen, weil Sie mir alle Handtücher wegschleppen? Wenn Sie mir jegt noch einmal die Schube so fett schmieren und ben Bylinder gegen den Strich bürften wie legibin, so werde ich den Schutz der Behörde anrufen. Gegeben um 10 Uhr Bormittags, in bebeutendem Unwillen." Die Antwort Wabis gnä lautete: tur nit bös sein, and Herr, und ein Jurament, daß die Fenster nit ofen wat'n und eing'beigt a nit. wat'n eingfpirt mit Schuch und Silinder schenfte Ordnung. Rus b'Hand." Es wurde immer beißer in der Wohnung, eine wahre Staffeehaus.Temperatur, und ich verfündigte mich sehr wahre Kaffeehaus. Temperatur, und is verfündigte mich sehr Durch Fluchen. Da tam ich eines Mittags unvermuthet nach Hause und entdeckte die Ursache der schändlichen Hige. Beide Bimmerthüren ftanden angelweit gegen das nach Süden ge legene Borzimmer offen, in das bie Sonne derart binein
Handtücher
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III. Jahrg
bas Ungeheuer. Es ist gut, Barbara," fieß ich dumpf ber Dor, Sie haben mir meir. Heim zur Hölle gemacht; mehr fann einem in der Ebe auch nicht pajfiren. Zhun Ste etwas für Ihr Seelenbell, Sie werden's nach dieser Aufführung nothwendig haben."
Der Berkauf von Badwaare, foeziell Brot, in seiner aegenwärtigen Form ift so abnormer Natur, daß es eigentlich Wunder nehmen muß, daß fich das tonsumirende Bublifum nicht schon lange gegen das absonderliche Privilegium der Bäcker aufgelehnt hat. Das Kaufen und Verkaufen ist im großen Ganzen nichts anderes, als ein Tauichgeschäft, indem gegen eine gewiffe Summe iandei üblicher Münze entsprechende Werthobjekte eingetauscht werden. La aber beim Tauschen leicht eine Täuschung mit unterläuft und zwar regelmäßig au Un unften des Käufers, da der Verläufer durch das Münz intem, welches jeder Münze einen bestimmten Werth verleiht, Dor jeweber Täuschung bewahrt is, es sei denn, daß er faliches Geld erhält, so ist zur Sicherung des Käufers auch dem Ber läufer eine gewiff: Wertheinheit au Grunde gelegt und der Verlauf findet ftatt entweder nach Maß oder Gewicht oder aber auch nach Stückzahl. Vermöge deffen ist jeder Räufer in der Lage zu wiffen, wie viel er für sein Geld ertält resp. zu verlangen hat, wenn auch der Preis natürlich je nach dem Werthe des Gegenstandes ein verschiedener ist. Im Bäderel gewerbe resp. in dem Verkaufe von Badwaaren, speziell Brot, bat aber das gerade Gegentheil von dem sonst üblichen Modus Plaz gegriffen. Hier berrscht allerdings auch eine Einheit, jes doh nur eine Einheit des Ve laufspreises, der auch feiner Bers änderung unterworfen ist. Das 50 Pig. Brot loftet allemal 50 Big., ob die Getreide oder Wiebipreise nan boh: oder niedere find, daß Steigen und Fallen der Getreidepreise ver anschaulicht sich vielmehr hier an der Waare! find die Getreide preise högere, so wird das Brot fleiner, find die Getreidepreise niedere, so wird das Brot nicht größer. Das Brot wird weder nach dem Meter oder dem Liter gemeffen, noch nach dem Kilo gramm gewogen, die Gegenwerthbemessung des Preises ist vielmehr in das Belieben jedes einzelnen Produzenten ober Verläufers gestellt. Ein solches Eytem des Brotverkaufes ift geradezu widerfinnig und hat die größten Unuträglichkeiten im Gefolge, da der Käufer vollständig vom Berläufer abhängig ist, da er nie weiß, was er für sein Geld erhält resp. was er zu verlangen hat. Früber hatten wir die Brottage, b. h. einen amtlich festgestellten lolalen Brotoreis. Der Verlauf des Brotes als eines der unentbehrlichsten Nahrungsmittel war von jeber Gegenstand polizeilicher Ueberwachung, sowohl um stets das Vorhandensein der am D: te nothwendigen Menge Brot au fichern, als auch um das Bublifum vor Preisüberoo: theilungen burch die Bäder und vor plöglicher Bertheuerung des Brotes möglichst zu schüßen. Gewöhnlich wurde die Brottage auf 14 Tage binaus und in der Weise festgestellt, daß durch dies felbe den Bädern die auß einem vorgenommenen Probebaden berechneten Produktionstoften nebst dem ortsüblichen Unter nehmergeminn vergütet wurden. Durch die Brottage würde also das Verhältniß der Leistung( des Preises) zur Gegenleistung ( des Brotes) in entsprechender Weise geregelt. Heute ist dies nicht der Fall. Heute ist es in das Belieben eines jeden eins zelnen Bäders gestellt, fürs Geld so viel oder so wenig au geben, wie er will, b. b. feine Waare so groß oder so flein au baden, wie es ihm guidünft. Daber heute bei der Gleichheit bes Preises die voluminöse Verschiedenheit der Waare und bie alltägliche Klage über die Kleinheit der Bäderwaare. Das Prinzip der Gewerbefreiheit verträgt allerdings eine solche Beein fluffung des Gewerbebetriebes der Bäder. wie f. 8. burch die Brot tage, nicht mehr und die deutsche Gew. Ordn. vom 21. Juni 1869, $ 73, bestimmt baber auch nur, das Bäder und Verkäufer von Bad waaren durch die Ortspolizeibehörde angehalten werden fönnen, die Preise und das Gewicht ihrer verschiedenen Badwaaren für gewiffe, von derselben zu bestimmende Beiträume durch einen von außen sichtbaren Anschlag am Berlaufslokal zur Renntniß des Publikums zu bringen. Derartige Anschläge bieten aber feinerlei Sicherheit, denn wenn es auch scheinbar Jedermann freigestellt erscheint, zu laufen, wo er will, so ift bies boch nicht immer zutreffend. Das Märchen vom größten Brote", die Bugabe" u. A. find Uebelstände, welche durch bas eigenthümliche Privilegium des schrankenlosen Berlaufs hervorgerufen worden find, die bringend einer Abhilfe be dürfen. Wenn es auch nicht angängig ist, die Brottore wie der einzuführen, so giebt es doch ein sehr einfaches Mittel, Die Räufer vor Uebervortbellung au schüßen, ein Mittel, wel ches in Thüringen , in Wien u. a. D. mit großem Erfolge in Anwendung gebracht wird, nämlich der Verlauf des Brotes nach Gewicht. Es ist in der That nicht einzusehen, weshalb gerade die Badmaaten eine Ausnahme von der allgemeinen Regel machen sollen, zudem ein Berlauf des Brodes der Natur der Sache gemäß am nächsten liegt, de doch die Quantität Mehl, das zum Baden des Brotes verwendet wird, auch abge wogen wird, der Preis des Kilo Brot fich also feststellen laffen mus. Möge dann immerhin der Preis des Kilo Brot nach ben verschiedenen Produktionstoften ein verschiedener sein, Der Käufer wird immerhin sicher sein, eine bestimmte Gewichtseinheit überall zu erhalten, was immerhin voc tbeilhafter ift, als, wie es gegenwärtig der Fall ist, eine Breiseinheit und eine Verschiedenheit der Waare. Durch den Verlauf des Brotes nach Gewicht wird außerdem noch ein nicht zu unterschäßender Vortheil erzielt, indem dadurch das Publikum in die angenehme Lage verfest wird, ganz nach Bedarf laufen zu fönnen, während ist sehr oft über Bedarf gelauft werden muß, ha fleinere Quantitäten, als ein geformtes Brot, nicht verläufl ch find. Wohl verstehen sich manche Bäder dazu, balbe" Brote zu verlaufen, doch tritt hierbet das Unhaltbare der heutigen Verkaufsweise recht an schaulich zu Tage, indem das ganze Brot einfach in der Mitte burchschnitten und nun als entsprechendes Quantum für die Hälfte des Pretses verkauft wird, eine Manipulation, die auf febem anderen Gebiete mit Entschiedenheit zurückgewiesen wer Den würde. Der Verlauf des Brotes nach Gewicht ist eine gerechtfertigte Forderung, deren Erfüllung von allseitigem Vor tbeile begleitet sein düefte, auch für die Bäcker, da die gebotene Möglichkeit, stets frische Badwaare au erhalten, den Konsum steigert und durch das pfundweise Berlaufen von Brod das beutige unumgängliche Borgfyftem entschieden eine Berringe rung erfahren würde, da es die Meisten vorziehen werden, fleinere Quantitäten zu laufen und fich damit einzurichten, als, oftmals nur in vorübergehender Verlegenheit, größere Quantitäten zu borgen.
Auch ein Stüd fostalen Elends. Bweifellos hat die Schauspielkunft für Fernstehende etwas ungemein Anziehendes. Der anscheinende Glanz des Bühnenk: bers verflüchtigt fich aber, sobald man ruhig prüfend den Dingen näher tritt. Nur wenigen darftellenden Künstlern ist es negeben, sich über die große Maffe zu erheben und von der Mifère eines jammer vollen Daseins verschont zu bleiben. Das SchauspielerProletariat ift wahrlich nicht gering. Seit Jahren werben
flackerte, daß der Bobenlad rauchte. Wortlos bolte ich die Sünderin und wies auf die offenen Thüren. Well d'en fler sua fan, thua i halt auf der Selt'n a biffel lüften," sagte Anstrengungen gemacht, den Stand zu beben und die sostale