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Nr. 227.
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Mittwoch, den 29. September 1886.
III. Jahry.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
jeint täglich Rorgens aufer nach Sonne und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin fret ta's baus vierteljahril 4 Mar, monatli 1,35 Mart, wöchentlich 85 Bf. Boftabonnement 4 Mart. Einzelne Rummer 5 Bf. Sonntags- Rummer mit bez turisten Bellage 10 Bf. ( Eingetragen in der Bogeltungspreisliste füz 1886 unter Nr. 769.)
Redaktion: Benthstraße 2.
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„ Berliner Volksblatt"
nebst der wöchentlich erscheinenden Gratisbeilage
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Juustrirtes Sonntagsblatt
Der Standpunkt unseres Blattes ist bekannt. Es steht auf dem Boden des unbeugsamen Rechts. Die Erforschung und Darlegung der Wahrheit auf allen Gebieten des öffent lichen Lebens ist seine einzige Aufgabe. Is treuer Berather und Streiter für die Wufhebung und Ausgleichung der Klaffen. gegenfäße ist das Berliner Volksblatt" ein entschiedener Gegner jeder Politik, die ihre Endstele in der Bevorzugung einzelner beute schon begünstigter Gesellschaftstlaffen findet, und Derjenigen Politiker, denen nur die Wahrung ihrer persönlichen Intereffen als Leitfiern ihrer Handlungsweise gilt.
Das„ Berliner Volksblatt" sucht seine fich geftellte Aufgabe durch fachliche Behandlung der großen sozialpolitischen als auch der Tagesfragen zu erfüllen. Die gleichen Grundsäge letten uns bei der Besprechung unserer städtischen Angelegen beiten.
Thue Jedermann, der fich mit unseren Bielen in Ueber einstimmung befindet, an seinem Blaze seine Schuldigkeit. Der Eine durch Buwendung seiner Mitarbeiterschaft, der Andere badurch, daß er dem Berliner Volksblatt" in immer wei ter en Kreisen Eingang verschafft.
Das Berliner Volksblatt" darf nicht nur allein der Freund des Volles bleiben, sondern das Voll muß auch der Freund des„ Berliner Boltsblatt" sein. Die Neußerung und Bethätigung dieser wechselseitigen Freundschaft ist in Wahrheit bie Erreichung und Verwirklichung des uns vorgesteckter Bieles.
Der Abonnementspreis beträgt für das ganze Vierteljahr 4 Mark, monatlich 1,85 Mark, wöchentlich 35 Pf. Bestellungen werden von sämmtlichen Zeitungsspediteuren, fowie von der Expedition unseres Blattes, Bimmertraße 44, entgegen genommen.
Für außerhalb nehmen sämmtliche Boftanstalten Be Rellungen an.
Ragbrud verboten.
Die Redaktion and Expedition
des„ Berliner Volksblatt".
Feuilleton.
Ein Brillantenhalsband.
Kriminalnovelle von Ferdinand Herrmann.
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Der Goldschmied, beffen Aufträge sonst wohl nur in unbebeutenden und wenig lohnenden Reparaturen bestanden, horchte hoch auf, benn hier stand ihm offenbar ein viel ein träglicheres Geschäft bevor. Eilig räumte er feinen Arbeitstisch ab und zog die Schublade beffelben auf, um die Dinge, welche er gerabe in Arbeit gehabt hatte, darin zu bergen. Aufmertfam folgte der Doktor seinen Bewegungen, und er hatte Mühe, einen Ausruf ber Ueberraschung zu unter brüden, als er in jener Schublabe mitten in einem wirren Durcheinander von zerbrochenen Ringen, verbogenen Brochen und zerriffenen Retten einen Gegenstand gewahrte, ben er auf den ersten Blid erkannte, und den er wahrlich hier nicht zu fiaben erwartet hatte. Es war ein Ohrring von genau berselben Form wie berjenige, welchen er vorhin zwischen den Fugen der Sandsteintreppe im Garten der ErThe noch der Goldschmied bie morbeten entbedt hatte. Schublabe wieder hatte schließen können, hatte fich Hartwig mit einem raschen Griff des Gegenstandes bemächtigt und ihn aufmerksam betrachtet. Einigermaßen erstaunt zwar, aber doch auch anscheinlich ohne alle Erregung hatte Rü biger diese Bewegung verfolgt, und da er zu fehen glaubte, daß sein Besucher fich für den unscheinbaren Schmudgegen Rand intereffirte, tam er feiner Frage zuvor:
„ Das Ding gefällt Ihnen, nicht wahr?- Ja, es ist eine ziemlich funftvolle Arbeit, wie sie heutzutage faum noch angefertigt wird. Viel Golbwerth stedt freilich nicht barin!"
" In der That, der Ohrring gefällt mir ausnehmend!" fagte ber Doktor, der seine Erregung nur mühsam nieberwang. Würden Sie nicht geneigt sein, mir das zusammen gehörende Paar zu verkaufen?"
Der Golbarbeiter lächelte blöde und zuckte mit einer Beste bes Bebauerns bie Achseln.
Insertionsgebühr
beträgt für bie 4 gespaltete Betttzelle oder deren Raum 40 Bf. Arbeitsmartt 10 temmies. Bei größeren Nufträgen buber Rabatt nach Uebereinkunft. Inferate werben bis 4 Whe Rachmittags in der Expedition, Berlin SW., Bimmerftraße 44, forste von allen Annoucens Bureaur, ohne Erhöhung des Breises, angenommen.
Expedition: Zimmerstraße 44.
„ Man muß das Eisen schmieden, so lange| are bie auswärtige Politik des Reiches einer Besprechung
es warm ist“
recht unterzieht.
In der letzten Reichstagsfeffion war diese Gelegenheit vorhanden; bie bulgarische Frage, die Stellung des Reichs bas ist ein ebenso altes, als verständiges Sprüchwort. Die langlers zu derselben boten sich von selbß zu einer Besprechung bar. Die oppofitionelle Preffe hatte vorher vielfach diese Stellung night barnach handeln, haben gewöhnlich das Nachsehen, und eine an und für sich gute Sache verliert immer burch Ber- getabelt; die offiziöse Breffe aber hatte höhnend der Oppo fition angerufen, daß sie Gelegenheit habe, diese Frage in schleppung. ber bevorstehenden außerordentlichen Reichstagsfizung anzus regen, es würde ihr dann schon die gebüh renbe Antwort gegeben werben.
Wie oft ist gerabe von liberaler und besonders von fortschrittlicher Seite früher betont worden, daß dem Deutschen Reichstage so felten Gelegenheit gegeben würbe, Deutschen Reichstage so selten Gelegenheit gegeben würde, sich in die auswärtigen Angelegenheiten bes Deutschen Reiches zu mischen, währenb bies in den Parlamenten von England und Frankreich fortwährend und in eingehender Weise geschieht.
In Nordamerika tennt man eigentlich keine aus wärtigen Angelegenheiten" im Sinne der europäischen Kulturstaaten, sonst würde das Parlament auch dort sicher. lich von feinen ihm zustehenden Rechten den ausgiebigften Gebrauch machen.
Mit diesen drei genannten Mächten steht das Deutsche eich auf ungefähr gleicher Stufe in Bezug auf die Ent widlung der politischen und wirthschaftlichen Fragen, beren Behandlung sich nicht nur in der sogenannten inneren, sondern auch in der äußeren Politit zeigt.
Wir würden das Deutsche Reich zurüdsehen, wollten wir baffelbe auf die gleiche Stufe mit Defterreich oder gar mit Rußland ftellen, wo das Volk noch viel weniger mit äußeren Fragen betraut ist, als in Deutschland .
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Bei Behandlung des Budgets hat der Deutsche Reichs tag felten einmal gewagt, Fragen an das Auswärtige Amt zu stellen und wo ein Einzelner- wir erinnern nur an ben früheren fierifalen Abgeordneten Jörg sich erlaubte, fich erlaubte, Einblick in die äußere Politit" zu verlangen, ba wurde er eigenen Partei unterstügt. von den Nationalliberalen ausgehöhnt und faum von der
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Die auswärtige Politik" ist bas noli me tangere" des Deutschen Reichstages gewesen und ist es noch, auch wird fie es wohl solange bleiben, wie Fürst Bismard am Ruder fich befindet, ber ja als zünftiger Diplomat bie Sache viel beffer versteht, als die gesammte Intelligenz des deutschen Voltes. So wenigstens lesen wir täglich in offigiösen, tonfervativen und nationalliberalen Beitungen.
Man sollte nun meinen, daß die Opposition im Deutschen Reichstage jebe Gelegenheit ergreifen würde, um mehr Einfluß auf die auswärtige Politik zu erlangen; dies tann die Mehrheit, indem sie über das Vorgehen des Reichstanzlers in verschiedenen auswärtigen Angelegenheiten Auskunft verlangt und im Fall diese verweigert wird,
Es thut mir leib, mein Herr! Aber das geht leiber nicht an. Der andere Ohrring ift verloren gegangen. Ich hatte sie vor ein paar Jahren um ein Billiges erhandelt und hatte sie meiner Frau, der fie besonders gefielen, zum Gefchent gemacht. Sie hat fie bis vor Kurzem getragen, aber vor ungefähr einer Woche ist ihr einer davon verloren gegangen und es wird mir wohl nichts übrig bleiben, als diesen da mit anderem alten Gold einzuschmelzen!"
Er fredte gleichmüthig seine Hand aus, um den Ohr ring wieber in Empfang zu nehmen, aber der Doktor hielt ihn feft wie ein töftliches Kleinod.
" Das wäre jammerschade," sagte er, aber wenn Ihre Frau den Schmuckgegenstand hier im Haufe verloren hat, so wird er doch wohl irgendwo wieber aufzufinden sein. Es läge mir wirklich sehr viel baran, beide zu er halten."
Machen Sie fich darauf keine Hoffnung, mein Herr! Wir haben hier schon Alles umgekehrt und burchstöbert.
wahrscheinlich hat sich der Haken gelößt, als fie auf der Straße war, und berjenige, welcher das unscheinbare Ding gefunden, hat sich gewiß nicht die Mühe gemacht, nach dem Berlierer zu forschen."
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" So werden Sie mir wenigftens diesen einen vers laufen! Ich biete Ihnen jebenfalls mehr dafür, als er an Goldgehalt werth is! Ich zahle Ihnen auf der Stelle zehn Thaler."
Der Golbarbeiter riß die Augen auf und starrte seinen Besucher an, als ob er seinen Ohren nicht hätte trauen tönnen.
Wenn Ihnen das Ding wirklich so viel werth it," totterte er, fo habe ich natürlich nichts gegen den Hanbel einzuwenden. Aber ich weiß nicht
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Abgemacht!" unterbrach ihn Hartwig mit bebenber Stimme, indem er den Ohrring in die Tasche stedte und die gebotene Summe auf ben Tisch zählte. Wegen der Rette aber sprechen wir ein anderes Mal mit einander, denn ich sehe, daß ich mich nicht länger aufhalten darf. Ich werde mich wahrscheinlich morgen wieber bei Ihnen einfinden."
Er griff nach seinem Hute und ging hinaus, den Gold
Auf diese, direkt gegen die Freiftanize und bie Sentrumspartei gerichtete Provotatton hätte doch nur im Reichstage durch eine Interpellation, eingebracht durch Sentrum und Freifinn, geantwortet werden müssen. Jeder erwartete ein solches Vorgehen.
Aber bie tapferen Herrrn vom Freifinn und 3entrum, voran die Führer Eugen Richter and Ludwig Windthorst , hüllten fich in tiefes Schweigen.
Nun brachten die Sozialdemokraten bie bekannte Inter pellation sur bulgarischen Frage ein, welche aber nicht eine Unterschrift bei den übrigen Abgeordneten fand. Selbst die Polenpartei, natürlich als Zentrumsschwänzchen, unterzeich freundlich ist. nete nicht, obwohl fie gewiß weder ruffen noch bismard
So tam bas beutsche Bolt um eine Debatte im Reichss tage, welche fich mit den bulgarischen Vorgängen beschäf tigt haben würde, die damals noch ungemeines Aufsehen und ebensogroßes Intereffe erregten.
Ob der Herr Reichstanzler anwesend war oder nicht barauf konnte man im Reid stage nicht warten. Das hängt überhaupt von dem Gutdünken des Fürsten Bismarc ab, ob er im Reichstage Rebe und Antwort in Bezug auf irgend eine Frage stehen will oder nicht.
Und wenn der Ranzler bei einer solchen Debatte fehlt, so dürfte dieselbe boch zu dem Siele führen, nämlich dem deutschen Bolte in den auswärtigen Fragen die Augen zu öffnen. Darauf aber tann es ben Boltsvertretern in ber Hauptsache nur ankommen. Man hat also das Eisen nicht geschmiedet, so lange es warm war.
Jett ist bie bulgarische Frage balb schon im Volle in Vergessenheit gerathen. Um so auffallender ist es, daß die beutschfreistanigen Blätter nunmehr verkünden, daß bie deutschfreifinnige Partei im Reichstage auf die bulgarische Angelegenheit in der nächsten Seffion zurüdkommen werde.
Fürst Bismard hat schon erklärt, daß er vor Neujahr nicht nach Berlin zurüdfommen werbe. G. af Herbert Bismard wird wohl gleichfalls nicht Rebe und Antwort stehen. Dies wird, genau so, als wenn in der letzten Session die sozialdemokratische Interpellation zur Verband
fchmied in einiger Verblüfftheit und Verwi rung zurüc laffend. Als er über den Rorridor schritt, der zum Ausgange führte, warf er noch einen Blick in die offenfteheade Küchenthür und fah, daß Frau Rüdiger dort in eifriger Arbeit am Waschtroge stand. Mit dem maffiaen Bau ihrer vierschötigen Gestalt und den riefenhaften Muskeln ihrer Arme sah bas Weib nnfäglich widerwärtig aus, und der furchtbare Verdacht, ber beim Anblick des verhängnißvollen Ohrringes in dem Herzen des Doftors aufgeftiegen war, steigerte fich jetzt beinahe zur Gewißheit.
Wahrhaftig, fie fieht aus wie eine Mörberin!" mur melte er vor sich hin, und haftig eilte er von bannen, als dürfe er feinen Augenblid mehr verlieren, um seine loftbare und wichtige Enidedung in angemessener Weise zu verwerthen.
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Während der nächsten Tage verlautete in ben Beitungen von M. nicht viel von dem Fortgang der Untersuchung in ber fenfationellen Mordsache. Die mit der Führung ber Angelegenheit betrauten Beamten, der Staatsanwalt unb der Untersuchungsrichter, machten sehr ernste Gefichter und verhielten fich außerordentlich schweigfam und zuges Inöpft. Die Suversichtlichkeit, mit welcher fie feit der Ber haftung Bernhard's thre eigentliche Arbeit als beenbet ana gesehen hatten, schien fie völlig verlassen zu haben, und ihr Betragen gegen die Arrestanten hatte sich seit einer sehr langen und geheimnißvollen Unterrebung, welche Dottor Hartwig mit dem Untersuchungsrichter geführt, in auffälliger Wefe verändert. 3war hatte Bernhard nach wie vor tågs lich eine große Anzahl von Verhören zu bestehen; aber man behandelte ihn während derselben mit möglicher Nüdsicht nahme und der Richter zeigte sich seinen Versicherungen und Exflärungen gegenüber nicht mehr so durchaus ungläubig
wie früher.
Der junge Mann hatte sich bisher in seinen Aussagen nicht auf den kleinsten Widerspruch ertappen laffen, unb welche Kreuz- und Querfragen auch immer behufs per Gre langung eines Beständnisses an ihn gerichtet werben mochten, er war fiets bei ber nämlichen E zählung geblieben, die schon Elfe aus seinem Munde vernommen hatte. Daß er sich