Beilage zum Berliner Volksblatt.

#r. 228.

Lokales.

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er.

Was werden die Frommen im Lande dazu sagen? Bisher war die Milch als das unschuldigfte aller Getränke verschrien. Man sprach von der Milch der frommen Denkungsart", die fich durch irgend eine chemische Prozedur in gährend Drachengift" verwandeln lonnte. Das war aber auch das Einige, was man der Milch Schlechtes nachsagen fonnte. Bährend Drachengift" ist nun aber im Laufe der Beiten ein etwas rarer Artilel geworden, und es dürfte nur wenige Gelehrte geben, die sich über die Natur dieser Subftanz vollständig im Klaren wären. Wir wollen uns daber über Dieses Problem auch richt lange den Ropf zerbrechen, sondern alle nüchternen und alloholfeindlichen Bürger unferes großen Gemeinwesens auf eine dringende Gefabr aufmerksam mamen, bie uns allen gleichmäßig droht. Wer hätte es je gedacht, daß in der Mitch, die bisher doch ftets nur in der Farbe der aller ungetrübteften Unschuld burd unsere Reble lief, ein brimlicher Feind lauern soll, der uns alle endlich dem delirium tremens in die Arme treibt? Herr Bolle- Klingelbolle, wie er fich fo gern in den Beitungen nennen hört- ift der Mann, der das zu Wege gebracht hat, der durch den Fusel, ben er feiner Milch beisest, aus dem glühendften Milchver ehrer mit feiner Schlaubeit schließlich einen wüthenben An hänger des Schnapsmonopols machen wird. Herr Bolle fabriziri", wie er öffentlich erklären läßt, neuerdings Cham pagner Milch- ein appetitliches Gemisch von Spirituosen und anderen Substanzen, und ist leichtgläubig genug, anju nehmen, daß er damit etwas für die Milchversorgung Berlins ungeheuer Vortheilhaftes geschaffen babe. Bunächst hat fr Damit wohl das für ihn Hauptsächlichfte reicht, er ift Don Beitungen, Die ihm botmäßig find und bat fich auf diese genannt worden Weise auch ohne sein impertinentes Klingeln feinen Abnehmern in gebübrende Erinnerung gebracht. Aber was wird die Folge dieser Neuerung sein? Der Mann, der auf seinem Grundftüd eine Kapelle errichten ließ und in derselben nach Kräften Singen und Beten läßt, wird Schuld daran sein, wenn die Säuglinge in ihrem Stechliffen mit der Flasche in der Hand ftait des bis jest üblichen Webgeschreis flotte Trinklieder an ftimmen und so lange Radau machen, biß fie endlich, vom Produkt des Herrn Klingelbolle übermannt, in den tobtenähn lichen, tiefen Schlaf versinlen, den Jeder kennt, der einmal mehr getrunken hat, als er vertragen tann. Und beim Er wachen der Stater! Die Nachfrage nach fauren Häringen wird eine immense werden, und die Regierung wird gut baran thun, die Fischerei- Gefeße an unseren Meerestüften so zu regeln, Daß leine Stodung im Fange bes vielbegehrten Meeres bewohners eintreten lann.- Welch' neue, glänzende Ber spettive eröffnet sich für den, der fich mit Vorliebe dem fillen oder heimlichen Erinlen ergab? Mit der Miene eines gott gewappneten Stöderianers wird er in Bulunft an den Milch. wagen treten und fich einen Sognal mit Milch leisten lönnen, der fich gewaschen hat. Es tann ja etwas mehr Rognal und etwas weniger Milch in dem Getränt enthalten sein. Berlin wird mit fahrenden Deftillationen überschwemmt werden, und die Spirituoienfabritation wird einen ungebeuren Aufschwung nehmen. Und Das hat mit seinem Klingeln Herr Bolle geihan. So sehen wir in diesem Manne, der feine Kutscher und Milchjungen militärisch organiftet hat, einen neuen Wohlthäter der Menschheit erstehen, die Champagner. Berlin erobern Milch" wird fich wenn nichts Dazwischen kommt. Selbstredend ift d'e ganze Sache ein Toloffaler Humbug, ber nur darauf ausgeht, andere Bewerbe treibende, die im Gefühl der Eolidität auf die Mittel einer maritschreiert chen Rellame verzichten zu lönnen glauben, in thren Geschäftsintereffen zu schädigen. Aber wo etwas faul ift, wird gewöhnlich der Mund erst recht voll genommen. Es ge hört nämlich in der That etwas mehr als gewöhnliche Dreiftig feit basu, fich dem Bublifum fertwährend aufdrängen zu wollen, wenn man Geschäftspraktiken huldigt, wie es in dem Inftitut des Herrn Bolle thatsächlich der Fall ist. So hieß es vor einiger Belt in den Blättern, daß die Rannen in dem Bolle schen Mitichgeschäft mit zwei Hähnen versehen seien, damit die Milch gleichmäßig aus dem oberen und unteren Theile ber Ranne zum Berlauf an das Bublifum gelangen töane. Die Milch, die oben in der Ranne ift, ift belannilis beffer, weil fich die Milch allmälig nach oben bin abfabnt. Nun wird aber statt der frischen Milch dem Konsumenten auch die alte Milch,

Fener!"

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Im Jahre 1809 hatte ber General Vally, einer ber unbedeutendsten Offiziere des ersten französischen Raiserreichs, ben Befehl erhalten, an der Spiße einiger schlechten In fanteriettruppen mit mehreren Kanonen in der Umgegend yon San Gaël in Navarra zu bleiben. Das geschah aus folgendem Grunde:

Ein Räuberhauptmann machte feit einiger Beit bie Umgegend biefes Fledens unsicher, den die Kriege schon mit allen Mitteln verwüßtet hatten, welche die Vorsehung in den Dienst der Menschen stellt: bas Feuer, die Ueberschwem mung und die Beschießung. Dieser ,, Bandit", der wie viele Andere fich weigerte, bie Herrschaft bes ftillen Joseph, des Bruders Napoleons anzuerkennen, hieß Corchuelo. Mit Hilfe von zweihundert Männern, bie entschlossen und abge härtet waren wie er, sammelte er Alles um sich, was bas Bebirge von Navarra an Unzufriedenen hegte. Die Truppe fowoll lawinenartig an und wurde immer gefährlicher und bebrohender für den nördlichen Theil der Proving. Da überbies im Süden ein anderer Bandit", der Empecinado, fein Wesen trieb, so mußte Alles aufgeboten werden, um eine Vereinigung und Verschmelzung der beiden Banden zu verhindern. Der General Hugo war nach dem Süden aus gerüdt, und General Bally hatte den Auftrag, die Armee des Corchuelo zu vernichten.

Und das war ihm gelungen. Eines Abends in der Dämmerfiunde war die ganze Bande überrumpelt worben, als sie sich am Rande der Abgründe malerisch gelagert hatte. Die Leute ruhten von ihrem mühseligen Tagewert aus unb tochten frieblich ihre Suppe, während ihre Weiber am Feuer faßen und in Ele die armen Kinder stillten. Ein furcht barer Kampf war dem Ueberfall gefolgt. 3wei Stunden lang batte lautes Wuthgeheul bas Echo des Berges be fchäftigt, das Feuern der Geschüße die Einwohner von San- Saël erschreckt, und in dem Gewirr des Hand. gemenges hatten Franzosen und Spanier Alles getödtet, was ihnen unter die Hände lam. Die Verwundeten fürzten von den Felsen und fanden im Abgrunde den Tod, sich

Donnerstag, den 30. September 1886.

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( Mallen Milch) mitverkauft und dazu find die beiden Hähne. Von der alten Milch, d. h. von derjenigen, welche Dom vorherigen Tage ftammi, darf lein Rutscher auch nur einen Tropfen aurüdbringen, sonst bezahlt er 50 Bf.(!) Strafe. Ebenso ist es mit der Butter. Erft muß die alte Butter ver - und bann fommt fein fäuberlich die frische lauft werden an die Reibe. Daß der Käufer in dem Wahne befangen ist. für sein schweres Geld auch frische Butter zu erhalten, fümmert natürlich einen Mann nicht, der so geistreich ist, Champagner. Milch" fabriziren au lönnen. Herr Bolle ift wahrscheinlich selbst ein großer Llebbaber von frifcher Butter, beshalb verkauft er zuerst die alte. Eine ähnliche liebevolle Gesinnung zeichnet Herrn Bolle auch gegen seine Leute aus. Denn jeder Kutscher, der den Bedarf seiner Familie an Milch nicht von seinem Wagen eninimmt, bekommt entweder die schlechtefte Tour oder wird, was noch einfacher ist, furaweg entlaffen. Aber dennoch find gerade die Kutscher für Herrn Bolle von nicht zu unterschäßendem Werth. Jeder dieser Kutscher und Herr Bolle beschäftigt deren flebzig- bat nämlich eine Raution von 100. infenfrei au ftellen; macht zusammen das runde Gümmchen von 7000., die Herr Bolle toftenlos zur Benutzung hat. Die Strafgelder, die den Rut schern wöchentlich abgezwadt werben, sollen auch eine ganz be. trächtliche Höhe erreichen. Das find nur einzelne Schattenriffe aus dem Geschäft des Mannes mit der Champagner Milch", aber fte tennzeichnen die Magimen desselben zur Genüge. Wir glauben, daß die angeführten Thatsachen genügen werden, um bie ewige Klingelei auf das ihr gebübrende Maß zurüd auführen, und daß es dem großen Bublifum nicht einfallen wird, nach der Klingel des Herrn Bolle zu tanjen.

Auf einen Uebelftand in den Eisenbahnkoupees 3. Klaffe wird die Staatsbürger- 8tg." aus ihrem Leserkretse aufmerksam gemacht: In allen Eisenbahntoupees find jest An­schläge angebracht, welche das hinausweifen von Gegenständen aller Art mit einer Strafe bis ju 100. bebrohen, falls nicht andere gerichtliche Strafen eintreten. Durch dieses sehr ver nünftige Verbot sollen Berlegungen durch hinausgeworfene Gegenstände, vor allem aber auch Brände vermieden werden; find es doch zum großen Theile brennen de Bigarrenftummel, Deren fich der Reifende am liebsten auf diesem fürgeften Wege entlebigt und die namentlich bei belger, trodener Witterung nur gar au leicht einen Brand hervorrufen fönnen. Während nun in den Roupees der höheren Raffen überall, meint fogar verschließbare, Aschbecher a gebracht find, fehlen dieselben bei ben niederen Klaffen ganz. Wo soll nun der Reisende, wenn er seine Bigarre ausgeraucht hat, seinen Stumel laffen? Wirft er ibn hinaus, wird er bestraft, wirft er ihn auf den Fußboden, so gefährdet er das ganze Roupre; denn bei der starten Be fegung gerade der britten Klaffe, deren Infaffen auch meist viel Gepäck bei fich haben, liegt die Gefahr einer Jnbrandsizung wohl noch näher, als brausen. Unmöglich fann man doch von Den Reifenden die Mitführung eines Aichenbechers verlangen, nein, lieber werfen diefelben, wie man häufig flebt, ihren Stum mel in den für das Roupeefenster bestimmten Spalt und machen badurch das Hinaufstehen des Fensters unmöglich. Wir glau ben, daß diese Anregung bei den Eisenbahnverwaltungen nicht ohne Erfolg bleiben wird und daß fie der 3. Klaffe auch diese Bequemlichkeit, die so sehr in ihrem eigenen Intereffe liegt, aulommen laffen werden, ebenso wie die meisten Eisenbahnen in dantensweither Weise ist den Waggon3 3. Klaffe Bar binen bescheert baben."

Revue

Ein französisches Urtheil über die Berliner Bahn­höfe. Ein angesehenes französisches Fachblatt, die des chemins de fer ", bringt einen Bericht über eine von In genieuren der Dftbahn im Jahre 1884 unternommene Studien­reise nach Deutschland , deren Hauptsmed es war, die Berliner Stadtbahn sowie die neueren größeren Bahnhofsbauten tennen zu lernen. Das denselben gescentie Lob aus diesem Munde ist gewiß unverdächtig. Es heißt in diesem Berichte nach der Tägl. Rundsch.": Die architektonische Ausschmüdung der neueren deutschen Staatsbahnhöfe ift im allgemeinen sehr Iugurlös; fa, man schießt in dieser Hinsicht bisweilen über das Biel hinaus, wie in Rain, wo die Diden der Wartesäle reich vergoldet find. Durch die große Höhe dieser Räume und be sonders der Vorballen, hat man jedoch sehr imponirende Wir fungen erzielt. Im Norden ist der Badstein ausschließlich im Gebrauch. Die deutschen Baumeister haben in der Beband. lung tiefes Materials eine wahre Meisterschaft erlangt; fie bebandeln es mit vielem Geschmad und einem ausgezeichneten

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felbst ihre Gräber bereitend. Weiber, Kinder, Banditen Alles war zerstreut, vernichtet, felbft die Suppe der Guerilleros war den Franzosen zur Beute gefallen. Der General hatte zu seinen Leuten gesagt: Ich bin mit Euch zufrieden," und trotz des Berluftes zweier Ranonen, die von den Abgrünben verschlungen worden waren, fonnte man ganz aufrieden sein. Aber.

Aber Corchuelo allein hatte bas Mßgeschid der Seinen überlebt. Ein Rorporal hatte seine Flucht über die Felsen bemerkt, hatte versucht, ihn zu verfolgen, ihn aber bald aus ben Augen verloren. So wurde die Freude der Soldaten durch den Schatten des Banditen etwas getrübt. Ec konnte nicht weit gekommen sein, meinte der Rorporal, benn er war schwer verwundet, und er selbst hatte ihm noch eine blaue Bohne in den Rüden gejagt. Was thun? Man lehrte nach San- Gael zurüd. Der General erließ eine Be tanntmachung, daß er für den Ropf Corchuelo's tausend Franks gable.

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Ein Monat war ver flossen. Auf den Bergen war es wieber fill geworben, und die wenigen Hirten der Umgegend fonnten ihre mageren Siegen wieger auf dem kurzen fpär­lichen Grafe weiden lassen.

Einer dieser Hirten, der kleine Juanillo genannt, ein schöner Jüngling mit roigen Wangen und glänzenden Augen, der allabendlich seine Biegenmilch in San- Saël ver faufte, war auf dem Heimwege begriffen und blickte von Beit zu 3eit hinter sich auf das am Fuße des Berges liegenbe Städtchen. Juanillo wohnte in einer Felfenhöhle, um welche eine leichte Einfriebigung ben Weibeplak, feiner Thiere begrenzte. Der Ort war malerisch, aber traurig, und für einen anderen als einen Hirten und feine Thiere wäre bie wilbe Felsenwohnung nicht zu erklimmen gewesen. Aber Juanillo fletterte mit festem Tritt, vermied gefchickt bie Schluchten und pfiff melancholisch vor sich hin. Am Ein. gange seines Felfers stieß er drei kurze Schreie in regel mäßigen 3wischenräumen aus, dann sprang er über die Mauer und war zu Hause.

Guten Abenb!" fagte er.

Ein Mann, der auf dem Grafe dicht an der Felswand

III. Jahrg.

welchen

durch

Verständniß seiner Dekorativwirkungen, Die Anwendung von buntglaftrten Steinen, von Form fteinen und von Bas Reliefs aus gebranntem Thon tie nöthige Abwechselung gegeben wird. In dieser Hinsicht find der Bahn bof zu Hannover , der Anbalter Babnhof in Berlin und die Bahnhöfe der Stadtbahn wahre Musterleistungen. In Straße burg und Frankfurt herrscht gagegen der Hauftein vor. 3war find bier einzelne Theile etwas schwerfällig; die Einzelbetten find jedoch meist sehr gut und die Bauten in ihrer Gefammt heit wahrhaft monumental. Das Wellblech fand überall eine ausgedehnte Anwendung zu Dachdeckungen. Einzelne Häuschen für den Billetverlauf besteben ausschließlich aus diesem Ma. terial und gestalten fich durch die Eleganz der Thiile und die gut abgeftimmten Töne der Bemalung zu sehr gelungenen Bauten. Sehr gelobt wird die zwei Stock hohe Anordnung der neueren größeren Bahnhöfe, so des Anhalter und derjenigen der Stadtbahn. Die Billesverlaufsstände, so heißt es in dem Bericht, liegen unten, und die Reisenden gelangen, ohne viel fragen zu brauchen, durch Tunnels und Treppen zu den Bahn fteigen bezw. zu ihren Bügen. Sehr zu loben tft es auch, daß Der Anbalter und der Frankfurter Bahnhof besondere Steige für das Gepäck und die Post aufweisen, so daß die Reisenden dadurch nicht beläftigt werden.

Der bevorstehende Umzug dürfte allem Anscheine nach besonders umfangreich fib gestalten und Möbelfuhrwerts befiger, welche für solche Verhältniffe gewöhnlich ein sehr autreffenbes Urtheil haben, beeilen fich, daraus den möglichsten Vortheil au stehen. Wie immer bei solchen Gelegenheiten, so trifft der Drud der gefleigerten Preise für die Möbelfubre hauptsächlich bie fleinen Beute;" Biebfuhre ist Biebfubre", so sagt der Be figer eines Hundelartens, und wir waren Beuge, als einer alten Wittwe, die ihr gesammtes Mobiliar bequem in einer Droschle transportiren fönnte, von einem solchen Biehmann für einen am 1. Oktober zu bewe fftelligenden Umzug von der Adalbertstraße nach ber Lindenstraße der Betrag von acht Mart abgefordert wurde. Nun ist ja unter den heutigen wirthschaft lichen Verhältnissen, wo Angebot und Nachfrage allein den Breis regeln, gar nichts dagegen zu sagen, daß Jeder seine Arbeitsleistung fo gut verwerthet, wie er irgend fann; aber die natürliche Folge biervon ist, daß er von anderen Ron furrenten schwer gedrückt wird. Es giebt aweifellos eine ganze Menge disponibler Fuhrwerke für den Umzugstag; Grpäd broschten und fleinere Arbeitswagen fönnen gerade für den Umzug lieinerer Leute Bedeutendes leisten und sollten sich diese Gelegenheit zu einem lohnenden Verdienste um so weniger entgehen laffen, als fte einem schwer empfundenen Uebelstande abbelfen.

Auch ein Stüd sozialen Elends, so lautete die Ueber schrift unseres Artitels in einer der legten Nummern dieses Blattes. Wir gedachten der Schauspieler Misere und des jeber Beschreibung spottenden Unwesens der Theateragenten. Daß wir nicht zu abschreckend gemalt, wollen wir an der Hand eines Kontrattes, eines ber feinsten" Theater Berlins barihun. Die Bröken desselben besteben immense Gagen, schwanlend zwischen 10 000 und 24 000 tart. Ein nicht allzu bäufig in Anspruch genommener Romifer, der aber einen Namen" bat, beimft allein jabrlich 20 000 Matt ein; während dieser 3- it stehen ihm aber noch 4-5 Monate au Gastspielreisen offen. Die niederen Chargen dagegen müffen mit den winziaften Gagen Dorlieb nebmen. So ein gewöhnliches Schauspielmitglied mit 75 oder 100 Mart monatlicher Einnahme hat alltäglich von Früh bis Mittag zur Probe auf der Bühne anwesend zu sein, Des Abends gleichfalls; ob es Beschäftigung giebt oder nicht bleibt fich aleich. Der nichteingeweihte Leser wird meinen, die Garderobe mürbe von der Direktion geliefert. Hören wir aber einen Paragraphen des Kontratts: Den männlichen Mitgliedern werden die Roftüme von der Direktion aeliefert, mit Ausnahme jedoch von Wäsche, Kopf, Hand, Fußbelleidung und Trikots, sowie der gesammten modernen Kleidung. Die weiblichen Mitglieder haben sich gesammte Garderobe, mit Ausnahme der Männerloftüme, welche ihnen Die Direktion liefert, noch Anordnung der Regie selber zu stellen." Diesen Bedingungen aus eigenen Witteln zu ent sprechen, ist aber nur einer geringen Minorität gegeben. Ent weder hat nun das betreffende Mitglied einen Leibhändler zur Hand oder es appellirt an das Wohl der beffer gestellten Kollegen. Daß dies mit Unkosten und Uberwindung persön Itcher Gefühle verbunden ist, fann man fich benken. Ein gut Theil modernen Gtlaventbums offenbart fich aber erst unferen

gelegen hatte, erhob sich langfam und antwortete mit büfterer Stimme:

Guten Abend."

Es war ein Bauer, feiner elenben Kleibung nach zu urtheilen; ein zerriffenes Taschentuch war um feinen Ropf gebunden. Er schien dreißig Jahre alt zu sein, war groß, mager und hatte ein trauriges Gesicht.

Nichts Neues?" fragte er.

" Nichts," sagte Juanillo. Die Franzosen find immer noch da. Sie suchen Corchuelo, und der General verspricht bem viel Gold, der ihn ausliefert. Aber der Berg ist sicher und die Frennde treu, und wenn Corchuelo noch lebt, wirb er von Beiden nicht verrathen. Ist er todt, dann möge Gott feine Seele aufnehmen

H

Juanillo entblößte fein Haupt, bann fügte er hinzu: Der Tob ist eine sichere Bufluchtstätte."

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" Ja," sagte der Mann. Das glaube ich auch."

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Warum?" fragte der fleine Hirt. Fühlst Du Dich nicht wohl hier? Sei unbesorgt. Ich bin jung, aber nicht schwatbaft. Ich habe Dich bei mir aufgenommen, als Du verwundet warst fast tobt. Ich habe die Wunde geheilt, bie bas Meffer Deines Feindes Dir gemacht, und habe Dich nicht nach Deinem Namen gefragt. Bleibe hier, so lange Du magft, wir werden immer Milch und Brot, Wasser und Früchte haben. Und die Wohnung gebe nicht ich Dir, fon bern ber, ber bie Berge geschaffen hat."

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Du bist ein braver Junge," sagte der Andere. Höre. Corchuelo und feine Gefährten hatten Frauen und Kimber. Sind auch diese von den verdammten Franzosen getödtet

worden? Weißt Du nicht, ob einige von ihnen entlommen find 8"

Nicht ein einziges. Alle find todt, und Abends haben bie Soldaten bes Generals in San Gael gesunger baß es ein Graus war. Man sagt, daß Corchuelo Weib und Kind gehabt hat; wenn er noch lebt, dann bellage ich ihn."

Ja," fagte der geheimnisvolle Mann nachdenklich, jekt hat er nichts mehr zu thun." Wenn man eine Frau liebt, und sie stirbt, dann ist's