8<m den BriestrSgern in Rolge ihre» stett anstrengender werdenden Dimstei und der vielen Entdehrungen nur der geringste Theil den Penstonkgenust erreicht. R u h l a« d- Für Kennjeichnung der panilavistischen Forde» r u n g« n mag folgendes dienen. In seinem Moskauer Blatt »Looremenryi Jzmstija" verlangt einer der russtichen Pans'.coitteniübrer N I. Hilj»ro« Platonow namenS Ruß» landS, falls Oesterreich zur Ann-xion LoZnienS und der Herze» oowtna schreiten sollte, die Abtretung der sog. rusfiscken Länder Oesterreich »: Galizien , Bukowina und der rusfischen-Ge- biete in Ungarn . DaS ist allerdings der konsequenteste Pan» slaviSmus, welcher alle von Polen , Slowaken und Ruthcnen bewohnten Gebiete für rusftsch« Länder erklärt. Warum nicht auch Böhmen , da doch die Czedben sich danach sehnen, im großen Ruff-nreiche unterzugehen? Schweiz . «m vorigen Dienstag ist in Bern eine vom eidgenösstschen HandelSdep-rtement einberufene Kommission, destehend auZ etwa dreißig Mitgliedern au» verschiedenen Kantonen zusammengetreten. In dieser Kcmmtsfion find alle wichtigeren Ja» dustrien der Schwei , vertreten und e» werden die Rcpräien» tanten derselben in Sachen de» deutsch.schweizerischen Handelsvertrages zu Händen des Departement« und deS BundeSratheS ihre Wünsche forirullren. Letzterer wird sodann die Instruktionen feststellen, welch: bei den Verhand- lungen mit der deutschen ReichSregierung über die Revision de» Vertrage» maßgebend sein sollen. Belgien . Ueber den katholisch»> o, taten Kongreß schreibt man dem„Hamb . Corr." au» Brüff�l, 29. Sept.: Der katho- tische Kongreß neigt sich seinem Ende zu und so beginnt e» hoch herzugehen. Hatten schon gestern die eingegangenen Glück» wunschschreiben der deutschen ZentrumSmitgliever, wie de» Baron Hertling, de» Grafen LöwenSkin uns vor Allem Windt- Horst'» lauten Beifall hervorgerufen, so wuch» der Jubel, als der französische Graf Mui in seiner bekannten Weise für die katholischen Vereine und für den Kampf gegen die Revolution aufgetreten war. Der Enthusiasmus gewann aber seinen Höhe- punkt, al» Bischof Korum sich erhob und degeistert„Gott dantt« dafür, daß er»inen sollen Mann un» gegeben. Mit ihm rufe ich: Gott will«», also vorwärts I" Bischof Korum ist unstreitig die gefeiertste Erscheinung auf dem Kongreß; er tritt mit Talent und Schärfe für die Ansprüche der Kirche und de» Kleru» ein. Auf seinen Antrag wmde gestern gegen den Widerspruch der Industriellen Belgiens die Z vangSverfichiiung angenommen. Dabei erklärtt noch der Bischof, daß da» Zentrum»„um die Arbeiter von der Ausdeutung durch da» Kapital zu befreien", dt« Schaffung von ZwangSinnungen(!?) durchsetzen«erde. Daneben erhebt man die wildesten An- forderungen: Alle Werkstätten kirchlich I Nur katholische Ver- walturigSräthe und Direktoren! Keine Ar'oeitSbörsen, sondern katholische Ärbeiterverline I Vor Allem im ganzen Lande Vereine gegen die Freimaurer ! ES ist selbstredend, daßdi« Klerikalen diesen Kongreß in allen Tonarten über alle» Maß feiern. Di« Liberalen uttheilen sehr abfällig; da» Organ deS Führer» der Partei, de» Deputirten Fröre> Orkan, da» „Lütticher Journal", erklärt kurz und bündig:„ES ist kein Kongreß von Staaiiökonomen,«» ist ein Kongreß von Jesuiten I" Die Ardeiter und ihre Organe schenken ihm keine wettere Beachtung. Sie thun recht daran. Frankreich - Die Londoner „Pall Mall Gazette " bespricht die fr an» zösische Besetzung der Neuhebriden. Der Artikel schließt wie folgt:„Warum die Kolonisten im Grunde gegen französische Ansiedelung oder Annexion find, ist nicht da» Mißtrauen gegen französische ZivUisaiion, sondern die Furcht vor französischen Sträflingen. Französisch« Minister mögen alle möglichen Versicherungen gehen, die australischen Kolonisten werden niemal» den Gedanken lo» werden, daß die Franzosen » wenn sie noch mehr Inseln im Stillen O-?an an- nettiren, noch mehr Sträfling« dahin senden werden. Und die australischen Kolonisten haben Recht. Die Franzosen wer- den Sträflinge hinsenden,— well sie niemand sonst hinsenden können." m Bei der Einweihung de» Denkmal» für B a r b ö L in Carcasionne zählte der offiziell« Festzug S00 Personen. Die Sozia lsten aber erschienen 10000 Mann stark mit der rothen Fahne. Polizei und Militär schritten vergeblich ein und kenn- len e» nicht erreichen, daß die rothen Fahne beseitigt«urde. „Waren aber— frägt die„Ziir. Post"— die Sozialisten nicht in vollem Rechte und durwcu» logisch? Ist nicht BartZS der Inbegriff aller Revolution? Und die Errichtung eine» Stand» bilde» für diesen Mann sollten die Sozialisten nicht nach ibrer Weise feiern dürfen? Verschiedene Deputirt« der äußersten Linken hatten flch geweigert, am offiziellen Zug Theil zu neh- men; fie schloffen sich den Sozialisten an." G r d tz b r t t a»»t i e«- Die englische Presse behandelt die bulgarische Frage vielfach mit eine: künstlichen Gleichgiltigleit. So schielbiN die «Daily New»":„In Europa herrscht der weitverbreitete Eindruck, Daß dt« Schwierigkeiten im Orient nicht ohne einen europäischen Krieg überwunden werden dürften. Die einzige Frag« scheint zu sein, od der bevorstehend« Krirg, der in der Rekonstruktion der Karte de» östlichen EurovaS enden wird, ob«; später beginnen soll. Er dürste kaum sehr lange htnaut geschoben werden. ES ist befriedigend, zu wiffen, daß unsere ebene Regieruna. obwohl fie viele derselben Perionen K u$ wie vor 8 Jahren, nicht von demselben Geiste deseelt ist. Lord Saliidury ist zu setner früheren und befielen Sinn:iwtise zurückgekehrt. Er hält e» nicht mehr für «in britisches Interesse. Rußland nördlich t'«kS-ü»"festzuhalten und der Türlet die südlicken Abhang« d«, Balkan und die Belkanpäffe zu erhalten. ES ist daher sehr wenig Befürchtung vorhanden, daß. sollt« der Krieg ausbrechen, während er am StaatSmder ist, England darin verwickelt meiden wird." Die erzkonfervative„St. James Gazette" haU die Verjagung de» Sullan» °u»«onstantin-p-l ebenfall, für selbstverständlich und tritt lebhaft für die Idee«in, dem Sultan- Kairo al» Wohnsitz anzuweisen. Da» Blait sagt unter anderem: �Kairo ist ein« heilige Stadt; dahinter liegt ein ungeheme» neue» Reich, welche» sich täglich mehr und«ehr aufschließt, worin der Glaube blüht und rapid« um sich greift. Mit kurzen Worten, würde leicht sein, zu beweisen, daß, wenn der Sitz de« Kalifat» au« konstanttnopel entfernt«erden soll, kein Ort in «er Wrtt namhaft gemacht werden kann, wohin die Uedertra- wit mehr„Kompensation", mit weniger Schädigung der «�Sultern», und mit weniger Störung für die mohameda- ntstfc Welt geschehen könnte, al» nach Kairo ."
». �«gefahren werden, deglettet von einer Anzahl »»m« aj? Familien, genau in dim Zustand«, in wel- tueTerf«trten P* auS ihren Hetmathtstätten ver» b e in Nord-Staffordshir», gelegenen Kohlen- ,, J®< rk« Jammage und vignall haben ihren Betried b»r«Ä,«*'**» w«il die Bergleute fich weigerten,«ine Lohn- von 10»Ct. anzunehmen. DteS, gepaart mit der ���Seinstelluna in der Clough Hall Sisenfabrik zu Kidigrove. durch über 1000 Personen beschästigungSloS wurde», gestaltet
die Zustände in Nord Staffordshire höchst düster. ES henscht bereits empfindlicher Nothstand. Balk«u»lä»der. Allerseits sieht man die Lage der Dinge in Bulgarien wieder ernster an. Genera! KaulbarS ist mit einer zur Schau getragenen Schroffheit in Sofia aufgetreten und hat damit das Erstaunen der Welt herausgefordert» obwohl man wahrlich nicht erwartete, daß er da« Sammetpfötchen zeigen werde. Er ist auch in der Form so ausgesucht ungehobelt. daß e» fast den Anschein hat, al» solle er den Bruch mtt der Regentschast herausfordern und herbeiführen und damtt zugleich die Besetzung de» Landes durch ruffische Truppen einleiten. Noch gestern wurde un» offiziös versichert, et sei da» Verdienst de» deutsch , österreichischen Bündniffe», den Einmarsch russischer Trupp:» verhinvert zu haben. Man muß daher mtt Spannung auf die unmittelbar devo» stehenden Entscheidungen blicken; ein Umschwung in der Stimmung der Großmächte gehört an- scheinend nicht zu den Unmöglichkeiten. Oesterretch-Ungarn ist in allen politischen Schichten auf» höchste erregt und e» ist der osfizitllen Politil selbst mtt dem Hinweis auf da» Unterbleiben de» russtschen Einmarsch:» nur mit Mühe gelungen, dt« popu» täre Erbitterung gegen Rußland » Vorgehen im Zaume zu hatten. Prooozirt nun General KaulbarS einen Bruch mtt der Regentschast und kommt e» gar zum Einmarsch russischer Ti upp-n, so kann Oesterreichs Haltung leicht umschlagen. Auch ist ein HerauSlreten England» au» seiner Reserve nicht un» möglich. Di«„Frankfurter Ztg." erhält folgende Nachricht au» Sofia , dm 29. September. Soeben beklagte fich der Sekretär der' russischen Agentur bejm Minister deS Aeußern, weil die Leute, welche in dm Kaffeehäusern dai Zirkular Kaul bar»' verbreiteten, durchgeprügelt wurden, und stellte eine schriftliche Rote in Aussicht, welche die Regierun i auffordert, für die Sicherheit der Personen zu sorgen. Da auf Rußlands Wunsch der Belagerungszustand heut« auf» gehoben worden ist» erklärte die Regierung» für nichts garan» tirm zu können, und ist willen», wegen der Schwierigletten, die Rußland verursacht, an Europa zu appelltten. Russische Emisiäre gehen nach Bulgarien , um die Kandidatur de» Herzog» von Oldenburg zu unterstützen. Schakir Pascha scheint in Konstantinopel erfolgreich für die wettere Befesitgung der russisch -türkischen Beziehungen zu wirken. Nach dem„Pester Llvyb" ist der angekündigte Be» such de» Zäsarewitsch in Konstantinopel für Mitte Ottober in Aussicht genommm. Der Petersburger Korrespondent der „Polit. Konesp." erklärt, der Vertreter Rußlands komme, um einen Kandidaten für den bulgarischen Thron in Vorschlag zu bringen. Die Meldung eine» Bukarester oppositionellen Blatte». wonach die Verhängung de» kleinen Belagerungszustände» in- folge de» Attentates auf den rumänifchm Ministerpräsidenten beabsichtigt wurde, ist völlig unbegründet. Portugal . Die R-gierung unterhandelt mrt Deutschland über die Absteckung der Grenzen in Südafrika zwischen Moffamede» und Ovampo. Den Hauptpunkt der Unterhandlung bilden die Flußgebiete Emme und Cubango , welche Portugal al» zu seinem Gebiete gehörig beansprucht. »sie«. Die seitens der europäischen Großmächte und der Ber » einigten Staaten von Nordamerika gemeinschaftlich geführten Verhandlungen mit Japan wegm Adschluffe» eine» Handel«» und NtederlasfungSvertrage» neh» men einen so befriedigenden Verlauf, daß ein günstigere» Resultat, al» e» vor Kurzem noch schien, erzielt«erden dürfte. Die mglisch« Regierung hat sich, wie der„Pol. Corr." au» London gemeldet wird, endlich mtschloffen, ein« Expedition in der Stärke von 8000 Mann behus» Eroberung von Birma auSzmüstm. Diese» Reich ist zwar im Dezember vorigen Jahre» mtt 50 Mann Soldatm und einem Kanonenboote zur Unterwerfung gebracht worden, aber dieselbe war von einer Anarchie gefolgt, welche die englische Herrschast in jenen Gegenden gänzlich zu vernichten droht- Der junge Fürst My ntsein, der ,um Glück für die englische Politik soeben dem Fieder erlegen ist, hatte fich an die Spiye einer einheimischen Armee gestellt, welche den größten Theil de» Lande» brherrscht und den englischen Truppen ernst« Verluste zugefügt hat. Gegenwärtig halim die Engländer nur noch die Linie des Jrawaddy, der übrige Theil dei Landes befindet fich in den Händen der Rebellen, und der von den Feindm verschonte Rest der Truppen ist durch das Klima dezimttt worden. 25 Prozent der englischen Truppen befinden fich in den Spi- tälern, und eine große Anzahl von Pferden ist ebenfallt un> tauglich««worden. Dieses Mißgeschick ist noch erhöbt wordm durch«ine Feuersbrunst, welche die Hälfte der Stadt Mandalay zerstörte, und durch eine Uederschwemmung. dl« 50 000 Personen ihrer Wohnstätten beraubte. Afrika « Die Lavison- Affair« in Kairo veranlaßt die „Timet", dem Institut der„Kapttuletionen" in Kairo , dem zufolg« Ausländer in Egyptm nur der GerichtSbarlett ihrer eigmen Konsuln unterstehen, eine kurz« Betrachtung zu widmen. Sie meint, eS wäre ja leicht, Herrn Lavison ebenfalls durch gedungene Landitm unschädlich zu machen, wobei man ja nur sein eigenes Beispiel befolgen würde. Ein solches Verfahren stehe aber einer zivilifirten Macht nicht an, und so bleib« nicht» übrig, als auf diplomaiischem Wege„reformatortsch" vorzugeben, d. h. die Kapitulationen abzuschasien. So leicht wie der Rath aegebm ist, wird er freilich nicht ausgeführt werden können. Im Uebrlgen sieht die„Timet" in dem Vorgang eine tiefer angelegte russische oder türkische Jntrtzue. Amerika « Ueber die Rolle der I r l ä n d e r in den Vereinigten Staaten verbrettet fich folgend« Korrespondenz der„Voff. Ztg.": Nach dm vorliegenden statistischen Angaben gab et in den Vereinigten Siaaten im Jahre 1880 1 854 671 Jrländer, d h. 27,7 pCt. von sämmtlichen Einwanderern waren geborene Jr- länder; tat deutsche Element war durch 29,4 zEt., das englische durch lo. da» kanadisch « durch 10,7, und all« übriam Völker waren durch 18 pCt. r ertreten; im Jabre 1870 sollen von sämmtlichen Fremden die Jrländer 83,3 pCt. ausgemacht haben. Von den nahezu zwei Millionen Jrländer» in der Urion hält sich die Mehrzahl in großen oder kleinm Städten auf, wo sie sich leicht organistren und ihren Einfluß bei politischen Wahlen zur Erlangung von Aemtern und Geld geltend machen können. Während fast die Hälfte der Bevölke- rung unserer Republik aus dem Land« wohnt und sich mit Gar',».. Ackerbau und Viehpicht beschäftigt, gebm sich kaum fünf Prozent der irischen Einwanderung dem Farmleben hin, und die überwiegende Mehrheit hiervon besteht au» Pro- testanten, die ous Ulster kommen; man d-zweifelt, daß«in Pro. zent der katholischm Jrländer hier vom Landbau lebt. Die» scheint um so auffälliger, als diese» Element vor s.iner Ein »andei un g in seinem alten Vaterlande den Acker bestewe. »ndeursett» widmen fich die Deut che» in Amerika fast zur Hälfte der Landwttthschaft.«ehnliche» kann von der EInwan. derung au» dm skandinavischm Ländern gesagt«erden, die fich zu- meist in den wefiiichm Staaten und Territorien niederläßt. Ein großer Prozentsatz der eingewanderten Engländer und Kanadier debaut ebenfalls den Boden, dagegen folgen Italiener, Pelm . Bödmen und die Juden au » allm Landern dem Bei» spiele de- Jrländer. indem st« die mühsamer« Arbeit mit Pflug und Hack« verabscheuen. Hieraus ergkdt sich, daß die katho» lischen Jrländer dieffeit» de» Ozean» da» H-uptelement der eingewanderten Städtebevölkerung ausmachen. Außerdem find
die zwii Millionen in Siädtm lebenden Jrländer in der Mehrzahl erwachsene Personen; ihre in Amerika geborenm Nachkommen machen ebenfalls zwei Millionen Köpfe aus, denn dai irische Element vermehrt fich sehr schnell. Da die Jrländer in überwiegendem Maße in den nördlich gelegenen Städt-n wohnen, üben fie dort in politischen Dingen keine zu unter« schätzende Macht auS, st: sind, wie gesagt, äußerst ämtergierig und käuflich und wilden vielfach be« der Polizei und im Feuer» departement angestellt. Weil die Jrländer zumeist Katholiken find, siärkm fie in hohem Grade die katholische Kirche ; hierin schließen fich ihnen meistens die Polen , Böhmm und Jtalimer an. Einen großen Vortheil haben die Söhne Irlands dadurch, daß ste ver englischen Sprache mächtig find; fie könnm in öffentlichen Versammlungen, vor Gericht u. s. w. viel leichter fich geltend machen, al» die nicht englisch sprechenden Ein« »anderer. AuS allen diesen und anderen Gründen suchen die amerikanischen Politiker gem die Jrländer für fich zu gewinnm; die Mittel dazu find natürlich nicht immer die besten. Im ganzen stimmen die Jrländer meist mit der demokratischen Partei, doch schließen fich in den größeren Städten, wie z. B. in New No:t, Aibany. vuffalo. Ch'cago, St. LouiS u. s. w., auch viele der republikanischen Partei an.
Gerichts-Zeiwug. Sine zwölfjährige Mörderin vor Gericht. Vor dem Forum der drttten Strafkammer deS königlichen Landgerichts Berlin I gelangte gestern ein schauderhaflel Ver» brechen zur Verhandlung. Auf der Anklagebank erscheint ein kleines, sehr blaß aussehendes Mädchen, da» fich ziemlich un» befangen im Saale umsteht. Ei ist die» die am 1. Mai 1874 geborene Sophie Charlotte Marie Schneider. Am 7. Juli d. I. lockte die Angekiagte in dem Hause Pallisadenstraße 77 ein 3'/, jährigeS Mädchen auf den 2 Treppen hoch belegenen Flur, hatte ihr die Ohrring« auS und da da» Kind deshalb btttig schrie, so sagte die Angeklagte:„Wenn Du nicht ruhig bist, so werfe ich Dich zum Fenster hinaus." Die Kleine ließ fich aber durch diese Drohung nicht einschüchtern, sondern weinte unaufhörlich. Die Angeklagte führte in Folge deffen thatsächlich ihre Drohung au», fie öffnete daS Flurfenster und warf das Kind auf den gepflasterten Hof hinunter. DaS Kind kam mtt zerschmittertem Schädel unten an und war sofort todt.— Der vielen Zeugen wegen findet die Verhandlung im großen SchwmgerichtSsaale statt. Den Vorsitz des Gerichtshöfe» führte LandgerichtS 'Direttor Schmidt. Auf Befragen de» Präfidmtm giedt die Angeklagte ihr« Personalien mtt lauter, klarer Stimme an. Präs.: Wer find denn Deine Eltern?— Angell.: Ich habe nur noch eine Mutter. — Präs.: Wie lange ist Dein Vater todt?— Anaekl.: Daß weiß ich nicht.— Präs.: Wie alt warst Du, al» Drin Vater starb?— Angell.: Da» weiß ich nicht.— P äs.: Gehst Du in die Schule?— Angekl-: Jawohl.— Präs.: Seit wann gehst Du in die Schule?— Angell.: Seit meinem sechsten Jahre.— Präs.: Zu wem Sehst Du in die Schule und in welcher Klasse bist Du?— lngeil.: Ich gehe zu Herrn Lehmann in die Schule und bin in der Klaffe 3a.— Präs.: Seit wann bist Du in dieser Klaffe?— Angekl.: Seit 2'/» Jahren.— Präs.: WeShalb wurdest Du nicht versetzt?— Angett.: Weil ich so faul war. — Präs.: Wer sagt« Dir da«?— Angekl.: Herr Lehmann. — Präs.: Wo wohnst Du denn?— Angekl.: Auzenblicklich bin ich im Geiängniß.— Präs.: Seit wann bist Du denn ickon im Gefängniß?— Angekl.: Seit dem 9. Juli. — Präs.: Wesbald bist Du denn im Gefängniß?— Angekl.: Weil ich die Grethe Dietrich zum Fenster hinunter geworfen bade.— Präs.: WeShalb Haft Du da» getban?— Angekl.: Weil fie schrie, al« ich ihr die Ohrringe auShatte.— Prä!.: Wie alt war wohl die Grethe Dietrich?— Angett.: 3'/, Jahr.— Präs.: Wann faßtest Du den Entschluß, der Ueinen Grethe die Ohrringe wegzunehmen?— Angekl: Schon«in paar Tage roeher.— Peäs.: Wie kamst Du nun am 7. Juli mtt der kleinen Grethe zusammen?— Angekl.: Ich wurde von meiner Mutter nach einem Herren- Garderodegeschäst in der Waßmann» strafe gelchickt. Ali ich au» dem Laden herauskam, sah ich die Grethe- ich lockte ste nach unserem Haus« Pallisadenstraße 77 und kühne ffe 2 Treppen hoch auf den Hwiflur. Dort nahm ich ihr die Ohrringe weg und da fie heilig schrie, so machte ich die Flurfenster auf und wollte die Grelhe zum Fenster hinunterwerfen. E» kam jedoch gerade ein Mann die Trepp« hinunter, deshalb machte ich da» Fenster wieder zu. Al» der Mann weg war, öffnet« ich wieder da» Fenster, hob da» Kind auf dt« Brüstung und stürzte«S hinunter. — Präs.: WeShalb thatcst Du da«?— Angekl.: Ich befürch» tete, die klein« Grethe lönnte e» sagen, daß ich ihr die Ohr» ringe weggenommen habe.— Präs.: Dle Grethe war doch erst 3V, Jahr alt, tonnte diese denn schon sprechen?— Angekl.: Jawohl, sprechen konnte fie.— Präs.; Stießest Du da» Kind mtt dem Geficht oder mtt dem Rücken nach Dir gewendet, binunter?— Angekl.: Ich stieß e» schräg hinunter.— Präs.: Du wußtest doch, wenn Du da» Kind zum Fenster hinunter« stürzt, daß e» dann todt sein wird?— Angekl.: Jawohl, da» wußte ich.— Präs.: Du hattest auch die Absicht, da» Kind zu tödten?— Angeil.: Jawohl.— Präs.: Dachtest Du nicht daran, daß Du durch Deine That den Eltern der kleinen Grethe großen Schmer, bereiten werdest?— Angett.: Daran dachte ich nicht.— Pcäf.: Hättest Du auch dak Kind»um Fenster binau»geworfen, wenn es nicht geschrien hätte?— Angekl.: Ja.— Präs.: Wann faßtest Du den Entschluß, die kleine Grethe zum Fenster hinunter zu werfen?— Angett.: Schon al» ich die Grethe in der Waßmannstraße traf.— Peäs.: WaS wolltest Du mit den Ohrringen machen?— Angell.: Ich wollte ste verkaufen.— Präs.: Solchen Ueinen Mädchen, wie Du bist, kaust doch Niemand etwa» ad;»o wolltest Du denn die Ohninge verkaufen?— Angekl.: BelmTröiier.— Präs.: WaS glaubtest Du denn für die Ohrringe zu bekommen?— Angekl.: 50 Pfennig.- Präs.: Wa» wolltest Du mtt den 50 Pf. anfangen?— Angekl.: Ich wollt« mir etwa» zum Naschen kaufen.— Präs.: Du naschst wohl gern?— Angekl.: Jawohl.— Präs.: Was für Näschereien wolltest Du Dir kaufen?- Angekl.: KönigStuchen.- Präs.:«etamst Du denn von Deiner Mutter nicht satt zu effen?— Angekl.(nach längerem Zögern): Jawohl, satt zu effen bekam ick.— PrSk.: Ader Du naschst außerdem gern.— Angekl.: Ja.— Präs.: W:nn Jemand einen Menschen töbtet, wie nennt man da»?— An» gell.: Einen Mord. — Präs.: Und wie nennt man einen Menschen, der einen Mord degeht?— Angett.: Einen Mörder. — Präs.: Du hast nun auch einen Mord begangen?— An« gell.: Ja.— Präs.: Was bist Du nun?— Angekl.: Eine Mörderin. — Präs.: Weißt Du, was mtt den Mördern ge» schieht?— Angekl.: Ja, die werden hingerichtet.— Präs.: Wie geschieht da» Hinrichten?— Angett.: Da» weiß ich nicht. — Präs.: Wenn Jemand hingerichtet ist, wa» ist dann der Hingerichtete?— Angett: Dann ist er todt.— Präs.: Wie stellst Du Dir die Hinrichtung vor?— Angekl.: Et wird der Kopf abgeschlagen.— Präs.: Wenn Jemand einem Andern etwa» wegnimmt, wie nennt man da»?— Angell.: Diebstahl. — Präs.: Wie nennt man denjenigen» der einen Diebstahl begeht?— Angekl-: Einen Dieb. — Präs.: Du hast nun der keinen Grnhe die Ohrringe weggenommen, was bist Du nun?— Angekl.: Ein« Diebin.— P:äs.: Wa» geschieht mtt den Dieben?— Angekl.: Di« werden bestraft.— Prä>.: Wie werden Diebe bestraft?— Angekl.: Mtt Gefängniß.— Präs.: Giedt«» denn nicht noch andere Straten?— Angett.; Ja, Zuchthaus.— Präs; Weißt Du, wenn ein Dieb mit Zuchlhau« bestrast wird?— Angekl.: Wenn er einen schweren Diebstahl begeht.— Präs.: WaS verstehst Du unter schwerem Diebstahl?— Angett.: Wenn Jemand einen Einbruch begebt. — Präs.: Wa» verstehst Du unter Einbruch?— Angell.: